SCHPARZ-Geschichte

SCHPARZ-Geschichte
(Stand Mai 2015)
Viele Fasnachtsbegeisterte haben seit dem Ende des 19. Jahrhunderts bis weit in die Neuzeit versucht, eine Fasnachtszeitung herauszugeben. Die meisten stellten ihr Erscheinen
aber schon bald nach der ersten Ausgabe wieder ein.
Eine (möglicherweise unvollständige) Zusammenfassung:
Churer Narren-Zeitung 1887 – 1891 & 1907
Schleckgütterli 1910
Calöri 1923 oder 1927
Der Lötkolben 1911 und 1961 – 1981
Bündner Fasnachtszeitung 1938 – 1940
Fasnachtskligge Täli Ab 1961 - ?
Bergvagabunden Zeitung 1971 – 1974
D’Schnorra 1973 – 1976
Runzla 1985 – 2002
Amtzblatt 1999 – 2001
1967 gab es als Fasnachtszeitung nur noch den Lötkolben. Er war gut gemeint, aber etwas
lahm und bieder. Die Autoren fanden es zum Kaputtlachen, wenn beispielsweise der Name
der Bündner Hauptstadt in der auf rotem Papier gedruckten Zeitung statt «Chur» als «Ruch»
bezeichnet wurde! Ohne die immerhin langjährige Präsenz des «Lötkolbens» schmälern zu
wollen: Das Blatt wurde je länger je langweiliger!
Sechs Kollegen haben sich deshalb gesagt: Wir machen etwas Besseres, Frecheres. Sie
gründeten den SCHPARZ. Soviel ich aus ihren Erzählungen weiss, war dies – Irrtum vorbehalten – im Restaurant «Weiss Kreuz», irgendwann im Jahr 1966.
Die sechs SCHPARZ-Gründer waren:
Heini Nutt † (Allrounder, Humorist und Versicherungsagent)
Wolfgang Hausamann † (Wortgewaltiger Grafiker)
Albi Brun (Grafiker und Hausammans früherer Lehrling)
Balz Theus (Versicherungsagent)
Georges Spiegel † (Industrieller)
Marcel Saluz † (Inhaber des legendären Früchtekioskes am Bahnhofplatz)
Ich kann mich noch gut daran erinnern, ich war damals 19jährig und gegen drei oder vier Uhr
früh auf dem Heimweg von der Fasnacht. Da wurde ich auf dem Kornplatz von «Fago»
Desteffani (den es heute noch gibt, aber dessen Vornamen mir nie bekannt war) angesprochen, weil er den ersten SCHPARZ verkaufte. Er kostete damals einen Franken. Seither darf
ich mich rühmen, wahrscheinlich der einzige Churer zu sein, der alle bisherigen Ausgaben
dieser Fasnachtszeitung besitzt.
OrdensträgerInnen Jubiläumsausstellung 50 Jahre SCHPARZ 2016
1974, also 7 Jahre nach der Gründung, schieden Spiegel, Saluz und Hausamann aus der
Bagaschi aus. Deshalb wurde ich von Heini Nutt angefragt, ob ich mitmachen möchte, sie
bräuchten eine Verjüngung. Seither bin ich als heute dienstältestes und auch altersmässig
ältestes Mitglied bei der SCHPARZ- Bagaschi.
Kurzzeitliche Mitarbeiter kamen und gingen, gaben aber dem Blatt auch wertvolle Impulse,
wie z.B. Robert Indermaur, Stefan Bühler oder Mike Wielath. Manchen wie dem Kunstmaler
Indermaur und dem Grafiker Albi Brun wurde der Rummel um die Ordensträgerwahl zu viel,
weshalb sie aus der Bagaschi ausschieden. Das war nie ein Problem, denn wir waren nie
eine Institution, ein Verein, sondern immer nur eine Bagaschi ohne Statuten.
Die Idee des SCHPARZ-Ordens
Im Gründungsjahr 1967 lief im Schweizer Fernsehen die Sendung «Dopplet oder nüt», moderiert von Mäni Weber. In diesem Quiz wurden ein Kandidat oder eine Kandidatin zu ihrem
Fachgebiet befragt. Wer gewann, wurde jeweils im Fernsehstudio von einer Delegation aus
der Wohngemeinde (Stadtrat, Gemeinderatspräsident, Kegelverein etc.) und einem Blumenstrauss geehrt. Einer der Kandidaten war damals der gebürtige Basler, aber in Chur wohnhafte, Dr. Richard Menzel. Doch als Menzel gewann, glänzten die Churer Behörden mit Abwesenheit. Er stand in seinem Triumph alleine da, niemand kam, um ihn im Studio zu beglückwünschen.
Der SCHPARZ-Orden: Eine Geburt aus Mitleid!
Die sechs SCHPARZ-Gründer beschlossen, Richard Menzel mit einem Orden auszuzeichnen. Dies war 1968 die Geburtsstunde für den SCHPARZ-Orden, der seither jeweils an eine
Person vergeben wird, die «mit Leib und Seele» Churer ist und sich auf irgendeinem Gebiet
hervorgetan hat.
Es ist also in diesem Sinn kein Fasnachtsorden wie anderswo "an den grössten Narren im
Ort", sondern ein Verdienstorden. In Chur wird nicht der Narr lächerlich gemacht, sondern
der König geadelt!
Zwischen 1960 und 1977 war Chur betreffend Fasnacht ein Brachland. Es gab keine fasnächtlichen Aktivitäten und es fanden keine grösseren Fasnachtsumzüge statt, höchstens
zögerliche Versuche etwa der Täli-Kligga» oder der Sportfreunde Fortuna. Trotzdem fand in
all diesen Jahren, seit 1968, die Verleihung des SCHPARZ-Ordens statt. Und dies, als einzige fasnächtliche Aktivität.
Diese Veranstaltung fand in folgenden Gastro-Lokalen statt (Liste resp. Reihenfolge ev. unvollständig!):
Steinbock (damalige Bar, 1. Etage)
Bahnhofbuffet 1. Klasse
Bernina
Rebleuten
Marsöl
Die Vergabe des Ordens
Bis ca. 1998 kürte jeweils die ca. 5köpfige SCHPARZ-Redaktion den neuen Ordensträger
oder die -trägerin. Nachher wurde das Wahprozedere an die amtierenden Ordensträger zu
übergeben. Seither amten Markus und Luigi Foi als «Dekane» der Ordensträger, welche
auch jeweils das «Konklave» für den Wahlvorgang organisieren. Seither hat die SCHPARZRedaktion nur noch ein Vorschlags-, aber kein Stimmrecht mehr.
Chur, 25. Mai 2015, Charly Bieler
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