Naturschutzthema 2016/2017 von BJV und Wildland: Lebensraum Wiese Wiesenbrüter – eine hochbedrohte Gilde Wiesen sind unter anderem Lebensraum und Nahrungsquelle für zahlreiche bodenbrütende Vogelarten, die Wiesenbrüter. Ihre Bestände sind in den vergangenen Jahrzehnten drastisch zurückgegangen. Die ersten Kiebitze sind aus dem Winterquartier zurück in Bayern und suchen nach Brutplätzen. Doch ist es lange her, dass aus Feuchtwiesen und Mooren außer dem Rufen der Kiebitze auch das Meckern der Bekassinen, das Flöten der Brachvögel oder der Gesang der Feldlerche zu hören war. Seit den 1980er Jahren sind die Populationen der Wiesenbrüter dramatisch eingebrochen. Eine der Hauptursachen ist die Veränderung des Lebensraums Wiese. Zustand der Wiesenbrüter Die eigentliche Gilde der Wiesenbrüter umfasst Arten wie Großer Brachvogel, Bekassine, Uferschnepfe oder Rotschenkel. Sie bevorzugen feuchte Wiesen, wo sie mit ihren langen Schnäbeln im feuchten Boden nach Nahrung stochern können. Zu den typischen Wiesenbrütern zählen auch Kiebitz und Wachtelkönig und die Singvogelarten Wiesenpieper, Braunkehlchen und Grauammer. Alle genannten Arten werden heute auf der Roten Liste Bayerns geführt, sechs sind sogar vom Aussterben bedroht. Die Bestandszahlen beispielsweise des Großen Brachvogels sind in Bayern seit 1980 um etwa die Hälfte auf rund 460 Brutpaare eingebrochen. Lebensräume schaffen Auch Bayern steht deshalb in der Verantwortung für den Erhalt dieser Arten und ist verpflichtet, geeignete Lebensräume zu sichern. Dazu gehören in erster Linie offene, weite Feuchtwiesengebiete und Moore entlang der Flüsse, wie sie beispielsweise im Wiesmet im Altmühltal, im Donau- und Ampermoos oder in der Rhön zu finden sind. Was ist noch vorhanden? Knapp 700 Wiesenbrütergebiete sind bei der letzten landesweiten Kartierung des Bayerischen Landesamts für Umwelt im Jahr 2014 erfasst worden. Diese belegte den massiven Rückgang der Wiesenbrüter in der bayerischen Kulturlandlandschaft. Foto: R. Siegel/piclease Foto: H. Glader/piclease Großer Brachvogel 40 2/2016 3/2016 Wiesenpieper Ein Grund ist der stark eingebrochene Bruterfolg. So konnten beispielsweise für den Großen Brachvogel nur in 40 Prozent der Gebiete, in denen der Bruterfolg untersucht wurde, flügge Jungvögel nachgewiesen werden. Hauptursachen hierfür sind direkte Verluste durch die Intensivierung der Landwirtschaft und schwindende Lebensräume. Noch immer werden viele Wiesen trockengelegt, oder die extensive Bewirtschaftung wird aufgegeben. Bodenbrüter leiden zudem unter Störungen durch Erholungssuchende und unter der Prädation durch Arten wie Fuchs, Waschbär, Marderhund oder Wildsauen. Gebietsbetreuung hilft Die Ansprüche der einzelnen Arten an ihren Lebensraum sind weitgehend bekannt. Ziel ist, ihre Fortpflanzung zu erhöhen, um stabile Populationen zu erhalten. Wiesenbrüterschutz ist in jenen Gebieten am erfolgreichsten, wo eine qualifizierte Betreuung vor Ort stattfindet und ein gutes Vertrauensverhältnis zu den Landwirten aufgebaut werden kann, wie durch Gebietsbetreuer. Auch Maßnahmen wie beispielsweise eine mosaikarti- Feuchtwiesenlandschaft Wiesmet ge Bewirtschaftung mit unterschiedlichen Mahdzeitpunkten und -intensitäten können viel helfen, ebenso Landschaftspflegemaßnahmen bis hin zur Einzäunung bekannter Brutplätze. Zahlreiche kleinere Wiesenbrütergebiete sind zur Biotopvernetzung und als Rastplätze im Vogelzug von hoher Bedeutung. Schutz der Lebensräume Neben der Gilde der hier genannten Wiesenbrüter gibt es eine Reihe Kiebitz weiterer Vogelarten, die auf den Lebensraum Wiese angewiesen sind, und deren Bestände in den letzten Jahren dramatisch zurückgegangen sind. Rebhuhn, Wachtel und Feldlerche sind als Wiesen- und Steppenvögel bekannt. Als Nahrungshabitate für Drosseln sind Wiesen ebenso elementar wie als Bruthabitate für besonders seltene Arten wie die Sumpfohreule. Und wenngleich Wiesenweihen heute hauptsächlich in Getreidefeldern brüten, benötigen sie wie viele andere Greife doch die weiten, offenen Flächen zur Nahrungssuche. Sie alle brauchen unseren Schutz, der in erster Linie über den Erhalt ihres Lebensraums Wiese erfolgen kann. U. Kay-Blum Der BJV und die WildlandStiftung Bayern bieten zum Naturschutzthema Lebensraum Wiese Flyer und Poster an. Ansprechpartner für Bestellungen: Lisa Klebensberger, Fax: 089/990234-37, E-mail: [email protected] 3/2016 41
© Copyright 2024 ExpyDoc