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Verbannt ins
Industriegebiet:
Sterbehelferin
Erika Preisig.>55
Die Regierung
fühlt sich für die
neue Strategie
von Telebasel
nicht zuständig,
obwohl diese
von öffentlichen
Geldern lebt. >53
Schweiz am Sonntag, Nr. 4, 31. Januar 2016
Die Basler Fasnacht ist
nicht so politisch,
wie sie gerne
dargestellt wird. >60
BASEL
51
■ NACHRICHTEN
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Frauenquote
wird verschärft
35 Prozent des Kaders der
Basler Verwaltung sollen
Frauen sein. Dieses Ziel hat
die Regierung übertroffen,
wie sie in einer Grossratsvorlage berichtet. Nun setze sie
sich ein neues Ziel: Sie will
die Quote auch innerhalb jeder Kaderstufe erreichen. Im
oberen Führungskader liegt
der Frauenanteil derzeit bei
28 Prozent. Die Regierung
geht mit ihren Zielen weiter,
als dies die Anzugstellerin
Brigitta Gerber (Basta) gefordert hat. (MAU)
Afrikaner prügeln
sich in Grellingen
Vor einem Veranstaltungslokal an der Baselstrasse kam
es gemäss einer Polizeimeldung zu einem Streit: Drei
Eritreer im Alter von 20 und
21 Jahren mussten ins Spital
eingeliefert werden. Umfangreiche Ermittlungen der
Staatsanwaltschaft seien im
Gang. Der Club liegt neben
dem Restaurant Chez
Georges und wechselt häufig
Namen und Betreiber. (MAU)
Der Ölmüller
expandiert
Die Allschwiler SVP bei einer Standaktion gestern Samstag. Der 64-jährige Roman Klauser geht auf Stimmenfang.
ROLAND SCHMID
Eine rechte Personalnot
Mit 43 Gemeinderatskandidaten ist die Baselbieter SVP nur die viertstärkste Partei
Nach dem Rechtsrutsch im
vergangenen Jahr wollte die
Baselbieter SVP zum Sturm auf
die kommunalen Ämter blasen.
Das Projekt ist schon jetzt
gescheitert – mangels Personal.
VON LEIF SIMONSEN
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D
ie Baselbieter SVP war
nach den berauschenden
Wahlsiegen im vergangenen Jahr siegessicher. Statt
einer weiteren Feier droht
nun aber der Kater. Für die Gemeinderatswahlen vom 28. Februar findet die
Volkspartei kaum Personal, obwohl Parteiexponenten den «Angriff auf die kommunalen Ämter» prophezeit hatten. Was
die Anzahl Gemeinderatskandidaten angeht, findet sich gemäss Angaben der Baselbieter Gemeinden die SVP mit lediglich 43 Kandidaten hinter der SP mit 65,
der FDP mit 56 und sogar der CVP mit
rund 50 Kandidaten wieder – einer Partei, die im Baselbiet unter zehn Prozent
Wähleranteile gerutscht ist.
Mit den Konkurrenten hatte die SVP
bisher die Rekrutierungsprobleme in
kleineren Gemeinden gemein, wo oft
Parteilose in der Exekutive sitzen. Die
SVP ist nun aber auch in grösseren Gemeinden in Personalnot. Spiegel der
SVP-Verzweiflung sind die Leserbriefspalten in den lokalen Zeitungen. Im «Birsigtalboten» mussten die Rechtsbürgerlichen Spott über sich ergehen lassen,
nachdem sie ihren Verzicht auf eine
Therwiler Gemeinderatskandidatur bekannt gegeben hatten. «Schade, dass wir
nie erfahren werden, welche ‹qualifizierten› Kandidaten sich zur Nomination
zur Verfügung gestellt hätten», schreibt
alt Gemeinderat Gregor Gschwind (CVP).
Im Wochenblatt für das Birseck und Dorneck ruft der Arlesheimer SVP-Landrat
Peter Brodbeck seine Partei auf, Verantwortung zu übernehmen. «Die SVP hat
in Arlesheim eine nicht unbedeutende
Wählerschaft, aber wenig Akteure. Für
die kommenden Wahlen wären wir um
ein Haar nicht mehr angetreten»,
schreibt das einzige Arlesheimer Gemeindekommissionsmitglied der SVP.
Für eine aktivere Rolle in Arlesheim
brauche es «mehr Personal».
DIE SVP-EXPONENTEN zeigen sich über
die Personalsituation überrascht, sind
aber um Erklärungen nicht verlegen.
Parteipräsident Oskar Kämpfer spricht
vom negativen Ruf, den die SVP «seit
Jahrzehnten» in den Medien habe. «Die
Medienkampagnen haben natürlich einen Einfluss. Sie erzeugen bei vielen
SVP-Sympathisanten eine Hemmschwelle, sich öffentlich für uns zu engagieren.» Brodbeck spricht von einer «gros-
sen, aber nur anonymen Unterstützung»
für seine Partei. Viele Arlesheimer Dorfbewohner spendeten Geld für die SVP,
ohne ihren Namen offenlegen zu wollen. Oft bekomme er für seine Voten in
den Gemeindeversammlungen Lob.
Doch selbst Klinkenputzen habe sich
nicht gelohnt. Brodbeck erinnert sich
daran, wie er mit einer Adressliste von
SVP-Sympathisanten, die vom ehemaligen SVP-Regierungsrat Jörg Krähenbühl
zusammengestellt worden war, an den
«
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Vielleicht kann diese
Partei nur national grosse
Worte schwingen.»
ADIL KOLLER, BASELBIETER SP-PRÄSIDENT
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Haustüren klingelte. Die Leute hätten gesagt: «Wir wählen euch, aber der Partei
wollen wir nicht beitreten.»
Ähnliche Erfahrungen musste die
SVP in Allschwil machen. René Imhof,
der in der grössten Baselbieter Gemeinde für die Rechtsbürgerlichen den Wahlkampf leitet, spricht von «manchen SVPFreunden», die sich nicht für Ämter einspannen liessen. Viele wollten neben der
Arbeit kein Mandat annehmen, «vielleicht, weil sie Angst haben, dass das ih-
re Karrierechancen beeinträchtigt». Imhof konnte bei der gestrigen Standaktion
in Allschwil nicht wie erhofft mit jungen Talenten auf Stimmenfang gehen.
Gemeinderatskandidat Roman Klauser
ist bereits 64-jährig. Und Imhof selbst
hat Jahrgang 1943. Der Einwohnerrat
räumt ein, «widerwillig» anzutreten.
Auch für das Parlament finde sich kein
Nachwuchs.
WÄHREND DIE SVP darbt, kann sich die
Konkurrenz zurücklehnen. Die Baselbieter FDP-Präsidentin Christine Frey sagt,
dass die Freisinnigen über eine dicke
Personaldecke verfügten und sich stetig
Neue für die Gemeinderatskandidaturen
aufdrängten. SP-Präsident Adil Koller,
der sich über das grösste Kandidatenfeld
freut, spricht von «breit abgestützten Gemeinderätinnen und -räten». Ein Beispiel sei auch Liestal, wo Rot-Grün die
Mehrheit in der Regierung stelle und die
SVP überhaupt nicht vertreten sei. «Vielleicht kann diese Partei nur national
grosse Worte schwingen, in den Gemeinden fehlt ihr aber dann das hart arbeitende Personal», mutmasst Koller.
SVP-Präsident Kämpfer sieht sich
nicht veranlasst, den Kurs zu ändern.
«Ich bin der Meinung, dass die SVP ihr
Gesicht wahren und ihr klares Profil halten sollte – mit der Konsequenz, dass
eben einige Sympathisanten uns nur
heimlich unterstützen.»
Simon Müller aus Blauen betreibt ein aussterbendes
Handwerk: Er ist Ölmüller,
presst also seine eigenen
Öle. Beim Schweizer Wettbewerb der Regionalprodukte
holte er eine Goldmedaille.
Bisher hat er sein Hobby nebenbei betrieben. Nun baut
er aus: Er eröffnet einen Laden in der Basler Markthalle,
wo er bisher mit einem Kaffeemobil präsent war. (MAU)
Claudio Sulser bei
Gigi-Oeri-Stiftung
Der Tessiner Anwalt und ExFussballer Claudio Sulser ist
neu Stiftungsrat der Scort
Foundation. Die von Ex-FCBPräsidentin Gigi Oeri gegründete Wohltätigkeitsorganisation unterstützt junge Fussballcoaches in Entwicklungsländern. Seit 2011 läuft die
Organisation unter dem Namen «The Football Club Social Alliance» und wird gestützt vom FC Basel, Werder
Bremen, Bayer Leverkusen,
Austria Wien und den schottischen Queens Park Rangers. (CM)
Rätselhafter Brand
in Solarium
In einem Solarium an der
Reinacher Hauptstrasse
brach am Freitagnachmittag
ein Brand aus, wie die Baselbieter Polizei gestern mitteilte. Die Anwohner mussten
evakuiert werden. Verletzt
wurde niemand, der Sachschaden ist gross. Die
Brandursache sei offen und
werde durch die Forensik der
Polizei untersucht, wie diese
in einem Zeugenaufruf
schreibt. (RED)