Filderzeitung vom 11. Juni 2015 - Robert-Koch

Donnerstag, 11. Juni 2015
FIV
Formaldehyd liegt in der Luft
Inhalt
Büsnau
Weil die gesetzlichen Grenzwerte überschritten werden, kann eine neu gebaute Kita an der Kaindlstraße nicht bezogen werden. Die
Stadt hofft auf eine gütliche Einigung, die Eltern auf eine rasche Eröffnung. Von Rüdiger Ott
Rohr/Möhringen
D
In unserer Serie
Lebensbilder stellen wir
Andrea Supper vor.
Sie möchte im
Kunstkreis Möhringen
von ihren Malerkollegen
lernen. SEITE II
ie Messwerte aus dem Labor be­
deuteten nichts Gutes. In der neu
gebauten Kita an der Kaindlstraße
in Büsnau schwebte zu viel Formaldehyd in
der Luft. Ein entsprechendes Molekül auf
eine Million andere Teilchen ist erlaubt,
und weil die Messungen nicht immer so ex­
akt sein können, schlägt man noch eine To­
leranz von 10, 20 Prozent drauf. Doch auch
diese Latte wurde gerissen. Um wie viel,
will Hellmuth Aydt nicht sagen. Aber es sei
nicht so, dass der Wert etwa um ein Vielfa­
ches überschritten worden wäre. „Alle
Kitas werden vor ihrer Freigabe auf Schad­
stoffe gemessen“, sagt der Mann vom städ­
tischen Hochbauamt. Und eine Vermu­
tung, wo das Formaldehyd herkommt, hat
er schon. Es sind die Decken.
Bauherr der neuen Kita ist die Stadt
Stuttgart. Sie hatte ein altes Gebäude an
dieser Stelle vor zwei Jahren übernommen.
Das hatte noch der katholischen Gemeinde
Maria Königin des Friedens gehört. Doch
weil die alte Kita aus dem Jahr 1967 stamm­
te, es unter anderem durch das Dach regne­
te und die Gemeinde kein Geld für die Re­
novierung hatte, dachten sich die beiden
Parteien eine Rochade aus. Die Stadt kauft
das Gelände, baut neu und vermietet an­
schließend an die Katholiken. So wurde das
dann auch gemacht, und im Februar dieses
Jahres sollte eigentlich der Termin für den
Umzug sein.
Der Umzugstermin wird sich erst ein­
mal verschieben: Auf Juli – wenn alles gut
geht. Auf später – wenn die Sache vor Ge­
richt landen sollte.
„Wir
„Es wurde sehr viel
vermuten,
Holz verbaut“, sagt
Aydt. Das war auch so
dass es von
gewünscht.
Nur
der Decke
scheint eben das der
kommt.“
Kita nun zum Ver­
Hellmuth Aydt,
hängnis geworden zu
Hochbauamt
sein. Die Decken wur­
den aus Mehrschicht­
holzplatten gefertigt, die zudem gelocht
sind, um den Schall zu schlucken. „Wir ver­
muten, dass das dort herkommt“, sagt der
Mann vom Hochbauamt. Der Vorwurf:
durch die nachträglichen Bohrungen wur­
den die Leimschichten im Holz freigelegt,
und der Leim dampft nun aus. „Wir sind in
Kontakt mit der ausführenden Firma. Es ist
aber nicht ganz klar, wer schuld ist“, sagt
Aydt. Weil es um viel Geld geht, kann er
nicht ausschließen, „dass es sich zu einem
Rechtsstreit entwickelt“.
Klar ist nur, dass alle Deckenplatten
ausgetauscht werden müssen. Man habe
bereits einzelne Teile abgehängt, das habe
aber die Messwerte nicht ausreichend ver­
bessert. Und auch Warten sei keine Option.
Aus dem Basteln wurde Kunst
Plieningen
Schriftstellerin mit 16
Sophia Suckel ist erst 16
Jahre alt, aber schon unter
die Schriftsteller
gegangen: „Sonnenherz –
Asche und Staub“ heißt ihr
bereits zweiter Fantasy­
Roman. SEITE III
Bernhausen
Kampf dem Hundekot
Ein Anwohner an der
Scharnhäuser Straße
ärgert sich über
uneinsichtige
Hundebesitzer. Ein Schild
hat eine gewisse Linderung
gebracht. SEITE IV
Die heimische
Natur entdecken
Der Tag der Artenvielfalt
lädt ein, die Stuttgarter Flora
und Fauna zu erkunden.
Filder
Für die Kinder führt der Weg zur Kita am Neubau vorbei. Nebenan ist ein Provisorium im Gemeindesaal untergebracht.
„Der Leim dampft über sehr lange Zeit aus,
und unsere Chemiker haben gesagt, dass
das keinen Sinn machen würde“, sagt Aydt.
Auch die Eltern können nicht ewig war­
ten. Zum einen war ihnen versichert wor­
den, dass sich die Betreuungszeiten im
Neubau verlängern würden. Mütter haben
damit gerechnet, wieder nachmittags zur
Arbeit gehen zu können. Und zum anderen
sollten auch mehr Kinder betreut werden.
„Wir hatten versprochen, dass wir damit im
Februar beginnen können“, sagt Angela Za­
chara, die Kindergartenbeauftragte des ka­
tholischen Stadtdekanats. „Wir haben An­
meldungen entgegengenommen, die wir
jetzt wieder verschieben müssen.“
Zudem sei es so, dass das Provisorium
nicht für immer genutzt werden könne. Die
Kinder werden derzeit in den benachbar­
ten Gemeinderäumen der katholischen
Kirche Maria Königin des Friedens betreut.
Und wann immer die Katholiken eine Ver­
anstaltung organisieren, die bis vor zwei
Jahren noch dort abgehalten worden wäre,
sind sie auf die Hilfe der evangelischen Ge­
meinde angewiesen, die dann wiederum
ihre Räume zur Verfügung stellt. „Es ist
halt so, dass wir die Kirchenräume jetzt
nicht zurückgeben können“, sagt Zachara.
„Und wir können
nicht warten, bis ein „Wir können
Rechtsstreit beigelegt nicht warten,
ist.“
bis ein
Sybille Suchy be­ Rechtsstreit
richtet derweil von
ganz
alltäglichen beigelegt ist.“
Problemen im Provi­ Angela Zachara,
sorium.
„Dieser Stadtdekanat
Raum hier ist recht
klein, das ist für die Erzieherinnen ein rie­
siger Aufwand“, sagt die Vorsitzende des
Elternbeirats. Der Saal der katholischen
Gemeinde ist mit hölzernen, etwa kopfho­
hen Wänden unterteilt. Abgehängte Tü­
Foto: Rüdiger Ott
cher dienen als Sichtschutz. Erwachsene,
die es darauf anlegen, könnten die gesamte
Konstruktion umtreten. An Schallschutz
ist sowieso nicht zu denken. „Die Arbeits­
bedingungen sind schwer“, sagt Suchy.
„Und wir haben deshalb eine hohe Fluktua­
tion bei den Erzieherinnen, was uns große
Sorgen macht.“ Schließlich würden sich die
Kinder an die Bezugspersonen gewöhnen.
Sie hofft, dass sich die Eröffnung des
Neubaus nebenan nicht noch länger verzö­
gern wird. Ihre beiden Kinder sind seit an­
derthalb Jahren in der Einrichtung unter­
gebracht, sie kennen es also nicht anders.
„Und wir haben noch ein Jahr“, sagt Suchy.
„Wir könnten es also noch erleben.“
Das Stadtdekanat wappnet sich derweil
in einem Schreiben an die Eltern für das
Schlimmste. Man müsse darauf hinweisen,
„dass wir als zukünftige Mieter der Kita
nicht Bauherr sind“. Eine Gewähr könne
deshalb nicht übernommen werden.
Was zählt,
ist die Motivation
Die Robert­Koch­Realschule unterzeichnet eine
Bildungspartnerschaft mit dem DLR. Von Sandra Hintermayr
Vaihingen
N
oten sind wichtig“, sagt Anke Ko­ Das Luft­ und Raumfahrtzentrum habe
var, Leiterin des Stuttgarter Stand­ einen großen Namen, und es würde den
orts des Deutschen Zentrums für Schulleiter freuen, wenn davon etwas auf
Luft­ und Raumfahrt (DLR) am Uni­Cam­ die Robert­Koch­Realschule abfärben wür­
pus in Vaihingen. „Aber Bewerber müssen de. „Es bedeutet einen Zuwachs an Mög­
auch vermitteln können, dass sie eine Stelle lichkeiten für unsere Schülerinnen und
wirklich wollen.“ Dem stimmt Fred Binder, Schüler.“
der Schulleiter der Robert­Koch­Realschu­
Was das DLR zu dieser Kooperation an­
le (RKR), zu. Er wünscht sich, dass mehr treibt, erläutert dessen Leiterin bei der
Unternehmen bei der Vergabe von Stellen Unterzeichnung der Bildungspartner­
nicht nur auf die Noten schau­
schaft: „Wir wünschen uns
en, „sondern sich den Men­ „Unternehmen
Schüler, Absolventen und Mit­
schen anschauen“. Die moti­ sollten nicht nur
arbeiter, die motiviert zu uns
viertesten Kandidaten hätten die Noten, sondern kommen.“ Das Projekt gebe
nicht immer die besten Noten,
den Schülern die Möglichkeit,
was aber nicht hieße, dass sie sich die Menschen einen Traumberuf näher ken­
eine schlechtere Stellenbeset­ dahinter
nenzulernen. „Wer zu uns
zung seien.
kommt, wird ein großes
anschauen.“
Von der Bildungspartner­
Know­how erlangen“, sagt Ko­
schaft zwischen der RKR und Fred Binder, Schulleiter der var. Das DLR arbeite zwar sehr
dem DLR erhofft sich Binder, Robert­Koch­Realschule
spezialisiert, aber breit in der
dass seine Schüler bessere
Anwendung. „Wir forschen
Chancen haben, „in ein hoch qualifiziertes und entwickeln, aber wir produzieren kei­
Ausbildungssystem hereinzukommen“. ne Massenware.“
Die Schüler können das Luft­ und Raum­
Die Bildungspartnerschaft sei bereits
fahrtzentrum kennenlernen und das Zent­ auf einem guten Weg, mit dem feierlichen
rum seinerseits die Schüler. Die Koopera­ Akt der Unterzeichnung werde sie nur offi­
tion sei eine gegenseitige Bereicherung, ziell gemacht. Bereits jetzt sei das DLR für
eine Win­win­Situation für beide Partner. die Realschüler kein Unbekannter: Das
Fred Binder, Leiter der Robert­Koch­Realschule, und Anke Kovar, Leiterin des DLR­Stand­
orts Stuttgart, freuen sich über die Bildungspartnerschaft.
Foto: Sandra Hintermayr
Zentrum hat sich bereits an den Projektwo­
chen und Berufsinformationstagen für die
Neuntklässler beteiligt und den Schülern
einen Einblick in das Unternehmen und
dessen Arbeit gegeben. Außerdem nimmt
das Luft­ und Raumfahrtzentrum im Rah­
men der Berufsorientierung an der Real­
schule (BORS) Praktikanten auf.
Das alles gelte es, in Zukunft weiter aus­
zubauen, sagt die Lehrerin Stephanie
Burck, die an der Realschule für die berufli­
che Orientierung zuständig ist. „Wir wün­
schen uns, sollten sich unsere Schüler am
DLR bewerben, sie durch die Bildungspart­
nerschaft eine größere Chance auf eine
Stelle bekommen.“
Die Leiterin des Luft­ und Raumfahrt­
zentrums freue sich, dass die Bildungspart­
nerschaft zwischen dem DLR und der Ro­
bert­Koch­Realschule auf den Weg ge­
bracht wurde. „Ich wünsche uns beidseitig
eine fruchtbare Partnerschaft“, so Kovar.
Wenn die Schüler die Möglichkeiten durch
die Kooperation so motiviert annehmen,
wie es die Verantwortlichen tun, ist das
ganz sicher gewährleistet.
B
eim Tag der Artenvielfalt kann man
die heimische Flora und Fauna ent­
decken. In Vaihingen startet am
Freitag, 12. Juni, eine Exkursion zum The­
ma „Entdeckungsreise vom Büsnauer Wie­
sental zum Katzenbachsee“. Die für Fami­
lien geeignete Wanderung führt durch das
Naturschutzgebiet Büsnauer Wiesental
zum Katzenbachsee und endet an der Bus­
haltestelle Buchrain Friedhof. Treffpunkt
ist um 16 Uhr an der S­Bahn­Haltestelle
Universität in Vaihingen. Die kostenlose
Exkursion dauert circa zweieinhalb Stun­
den. Die Teilnehmerzahl ist auf 25 Perso­
nen begrenzt. Empfohlen werden wetter­
feste Kleidung und festes Schuhwerk, ein
Fernglas und Proviant, sowie falls vorhan­
den Tier­ und Pflanzen­Bestimmungsbü­
cher.
Eine weitere Exkursion führt zum The­
ma „Pflanzenvielfalt im Rot­ und Schwarz­
wildpark“ durch das Bernbachtal. Treff­
punkt ist am Samstag, 13. Juni, um 11 Uhr
vor dem Bärenschlössle im Rot­ und
Schwarzwildpark. Die Exkursion dauert et­
wa zwei Stunden, die Teilnehmerzahl ist
auf 20 Personen begrenzt.
Unter dem Motto „Allerlei Getier auf
Apfel­ und Birnenbaum“ geht es am Sonn­
tag, 14. Juni, über die Streuobstwiesen in
Plieningen. Dort gibt es vielerlei Vögel und
Insekten zu entdecken. Treffpunkt ist um 9
Uhr an der U­Bahn­Haltestelle Plieningen
Garbe. Die Tour dauert zwischen zwei bis
drei Stunden. Die Teilnehmerzahl ist auf 15
Personen begrenzt.
Für alle Exkursionen ist eine Anmel­
dung bis Donnerstag, 11. Juni, 15.30 Uhr er­
forderlich unter Telefon 2 16­8 86 00 oder
E­Mail an [email protected].
Der Tag der Artenvielfalt wird seit 1999
jährlich von dem Magazin „Geo“ veranstal­
tet. Er soll das Bewusstsein für die vielfälti­
ge Natur vor der eigenen Haustüre wecken.
Offiziell findet der Tag der Artenvielfalt in
diesem Jahr am 13. Juni unter dem Motto
„Wie viel Raum braucht die Natur: Wo stößt
die Artenvielfalt an ihre Grenzen?“ statt.
Die Stadt Stuttgart beteiligt sich in diesem
Jahr zum zweiten Mal an der Aktion. Das
Amt für Umweltschutz bietet an zwei Wo­
chenenden im Juni mehrere naturkundli­
che Exkursionen in den Stadtbezirken an,
von 12. bis 14. Juni und von 19. bis 21. Juni.
Alle Veranstaltungen finden sich unter
www.stuttgart.de/veranstaltungen.
shi
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