Der Appell, den die Basler Zeitung daraus gemacht hat

Basel.Land.
| Samstag, 21. November 2015 | Seite 19
Appell an Regierungsrat Thomas Weber
SVP bedroht Partnerschaftsdeal
Von Adil Koller
Das international
renommierte Tropeninstitut soll auf
Baselbieter Boden
neu gebaut werden.
«Allein die SVP
Baselland äussert
sich ablehnend
zum Entwurf eines
bikantonalen Staatsvertrags über die
gemeinsame Trägerschaft des Tropeninstituts.» Ein einziger Satz in den
zusammengefassten Vernehmlassungsantworten einer wichtigen Vorlage.
Dieser eine Satz könnte die erstaunliche Rettung der Partnerschaft zwischen den beiden Basel zunichte
machen. Weil die gemeinsame Trägerschaft für das Tropeninstitut eine der
wenigen Bedingungen ist, gefährdet die
SVP nun auch noch den Partnerschaftsdeal.
Aber die Geschichte beginnt früher:
Nachdem die Baselbieter Bevölkerung
die SVP 2011 aus der Regierung
abwählte, wurde sie zwei Jahre später
wieder aus der Opposition geholt. Mit
der Wahl von Thomas Weber ist die
grösste Partei im Kanton seit 2013
erneut in der Regierung eingebunden.
Aktuell benimmt sie sich aber destruktiv wie keine andere. Die rot-grüne Basler Regierung handelte zusammen mit
der rechtskonservativen Regierung den
Partnerschaftsdeal aus. Dafür zolle ich
Weber und seinen Regierungskollegen
grössten Respekt, weil ich solche
unkonventionellen Lösungen in dieser
Region nicht mehr für möglich gehalten hätte. Basel-Stadt überweist der
Landschaft jährlich 20 Millionen, dafür
stimmt das Baselbiet drei partnerschaftlichen Geschäften zu: der Sanierung der Uni-Pensionskasse, einer
ETH-Investition und eben dem Tropeninstitut – und kündigt den Uni-Vertrag
sowie den Kulturvertrag nicht.
Die «Regierungspartei
SVP» wird zur
Blockade-Gruppierung
des Baselbiets.
Es ist eine Rettungsaktion in finanziell schwierigen Zeiten. Das Baselbiet
muss in Zukunft zwar selbst schauen,
wie es nach den vielen Steuersenkungsrunden für Unternehmen und hohe
Erbschaften wieder zu mehr Einnahmen kommt. Diese Aktion kann also
nicht zum Regelfall werden, aber alle
Baselbieter Parteien von links der SP
bis rechts zur FDP stimmten zu – nur
die SVP schoss aus allen Rohren. Sie
war zu nichts mehr fähig, als den gut
durchdachten Deal mit allen möglichen
und unmöglichen Argumenten zu
bekämpfen. Weil die Abmachung nicht
in ihr schwarz-weisses Weltbild passt.
Die SVP wird damit zur Uni-Killerin.
Sie gefährdet die Kultur und den Wirtschaftsstandort. Kurz: unsere Region.
Wäre das reine SVP-Rhetorik,
könnte das der Bevölkerung egal sein.
Die SVP gefährdet aber die gemeinsame Trägerschaft des Tropeninstituts,
eine der drei Bedingungen für den Partnerschaftsdeal. Dies, obwohl das UniInstitut mit der gemeinsamen Investition auf Baselbieter Boden (!) gebaut
werden soll. Die SVP führt also hier
einen peinlichen Stellvertreterkrieg bei
einem theoretisch unbestrittenen
Geschäft. Das ist schlechte Politik für
unsere Region.
Ich frage mich daher: Hat Thomas
Weber seine Partei noch im Griff? Und:
Wird er noch gestützt von der Parteileitung und der Basis? Die SVP stellt sich
offensiv gegen die Politik ihres Regierungsrates.
Das gleiche Spiel beim gemeinsamen Gesundheitsraum der beiden
Basel: Dieser soll bei gleichbleibend
guter Qualität zu einer Dämpfung des
Kostenwachstums führen. Aber: Die
SVP bockt aus Prinzip.
Obwohl die SP nicht in der Regierung ist, gestaltet sie das Baselbiet mit
konstruktiven Ideen mit. Sie will einen
Kanton mit Zukunft, statt Abbaupolitik.
Gleichzeitig wird die «Regierungspartei
SVP» zur Blockade-Gruppierung.
Ich schätze den Mut Thomas
Webers, mit dem gemeinsamen
Gesundheitsraum neue Wege zu
beschreiten. Ich rufe ihn auf: Bringen
Sie Ihre Partei wieder auf Kurs! Es
braucht eine ehrliche Zusammenarbeit
mit den Nachbarn. Der Uni zuliebe.
Dem Gesundheitswesen zuliebe. Dem
Baselbiet und der Bevölkerung zuliebe.
adil Koller ist Co-Präsident der SP BL.
Die Löwen sind wieder los
Der Weihnachtszirkus Gasser-Olympia gastiert mit «Winterzauber» in Aesch
Von Delia Pfirter
Aesch. Weihnächtliche Stimmung
wollte bisher in Basel und Umgebung
noch nicht aufkommen. Spätestens
aber im festlich geschmückten Zelt des
Zirkus Gasser-Olympia GO dürfte jeden
die Vorfreude auf die Adventszeit
packen. Die Show «Winterzauber» bietet ein breites artistisches Spektrum:
vom Zauberer über Akrobatik bis hin zu
Feuertänzen.
Elf Jahre lang waren keine Raubtiere mehr im Zirkus GO zu sehen, nun
halten sie wieder Einzug in die Manege:
Majestätisch trotten die Löwen auf die
Bühne und führen spielerisch die Kommandos ihres Trainers Dominik Gasser
junior aus. Der Sohn von Zirkusdirektor
Dominik Gasser senior hat durch seine
Mutter, Raubtiertrainerin Catharina
Gasser, schon früh seine Leidenschaft
für die Grosskatzen entdeckt. «In dieses
Business kann man nicht einfach so einsteigen», erzählt der 29-jährige Dominik Gasser, der in Basel geboren wurde.
Es vereinfache vieles, mit den Tieren
aufzuwachsen und so die Verhaltens-
muster und speziellen Eigenschaften
mitzubekommen.
Seit seinem 14. Lebensjahr hatte er
direkten Kontakt mit den Tieren seiner
Mutter. «Mit 17 Jahren hatte ich den
ersten Auftritt mit meinen eigenen
Raubkatzen», erzählt Gasser. Damit
war er der jüngste Raubtierdompteur
weltweit. Sein ganzer Stolz sind das
Löwenmännchen Kalif und die vier
Damen Tara, Clarence, Pepsi und Cola.
Kalif, der Draufgänger
Der 14-jährige Kalif wälzt sich
genüsslich in der Arena, und es scheint
fast so, als geniesse er die Aufmerksamkeit. «Ich beobachte die Löwen genau.
Die Nummern, die ich mit den Tieren
einstudiere, basieren auf ihrem normalen Verhalten», sagt Gasser. Kalif beispielsweise habe es schon immer
geliebt, sich zu wälzen, so habe er dieses Verhalten aufgenommen und eine
Nummer mit ihm einstudiert. Er gehe
gezielt auf die unterschiedlichen Charaktere der Raubtiere ein.
Wichtig sei es, nichts zu erzwingen
und keine unnatürlichen Bewegungen
zu verlangen. Wie sieht es mit dem Auslauf aus? Die Löwen haben einen Käfig
mit einem Aussen- und einem Innenteil,
der 140 Quadratmeter gross ist. Gesetzlich vorgeschrieben seien 80 Quadratmeter, ergänzt Ursula Limanets, Marketingverantwortliche des Zirkus GO.
Dennoch: Nicht überall stösst die Raubtiernummer auf Begeisterung. «Die Zeit
von Grossraubtieren im Zirkus sollte
eigentlich vorbei sein, eine artgerechte
Haltung ist unter diesen Umständen
fraglich», findet Helen Sandmeier vom
Schweizer Tierschutz STS.
Nicht nur Löwen, auch andere vierbeinige Akteure finden beim Circus GO
den Weg in die Manege: Zwei Pudeldamen, eine darunter ein ausgesprochenes Mathegenie, beweisen ihr Können. Auch Katzenliebhaber kommen
auf ihre Kosten, gelenkige Stubentiger
räkeln sich auf Stangen und springen
durch die Lüfte. Die ukrainische Sängerin Marina Naumenko gibt dem Anlass
einen festlichen Touch. Die Show «Winterzauber» hatte am Freitag Premiere
und kann bis 20. Dezember in Aesch im
Gebiet Löhrenacker besucht werden.
Industrie-Chic. in den Hallen der 1999 geschlossenen aluminium Münchenstein
wirken heute Künstler, Designer, Handwerker, Musiker oder Denker.
Das Walzwerk – belebte
Industriegeschichte
Bazar de Noël mit Blick in die Fabrikhallen
Von Daniel Aenishänslin
Münchenstein. Das Walzwerk in Münchenstein lädt heute Samstag und morgen Sonntag erstmals ein zum Bazar de
Noël. «Es ist gleichzeitig ein Tag der
offenen Tür», sagt Koordinatorin Petra
Buchter. «Oft interessieren sich Passanten, was hier läuft.» Viele der Mieter,
aber auch Gastaussteller, präsentieren
sich. Ursprünglich wurde der Anlass im
ganz kleinen Rahmen von einem der
Walzwerk-Mieter ausgerichtet. In diesem Jahr soll es eine grosse Angelegenheit werden. Eine Mischung zwischen
Markt und Show-Elementen zieht ins
Walzwerk und seine Gassen ein. Inklusive Fondue- und Raclettestübli.
Oft beherbergt das Walzwerk private Anlässe wie etwa Hochzeitsfeiern.
Konzerte sind ebenfalls keine Seltenheit. Einen grösseren Bekanntheitsgrad
haben jene erlangt, welche die Fahrbar
ausrichtet. Jeweils im Januar findet ein
grosser Ausverkauf an Kleidern statt.
«Wer auf der Jagd nach Schnäppchen
mit Stil ist, liegt hier goldrichtig», wirbt
Petra Buchter.
Das heutige Walzwerk ist das umgenutzte Gelände der Aluminium Münchenstein, die 1999 in Konkurs ging.
Die ältesten Gebäude wurden zwischen
1910 und 1920 errichtet. Das letzte
1974. Dazwischen wuchs die Firma in
zwei Erweiterungsphasen. Von den
rund 40 000 Quadratmetern Fläche
sind drei Viertel vermietet. Die Vision
ist, für Gewerbe, Kunst und Gastronomie Raum zu schaffen und auf diese
Weise ein Maximum an Arbeitsplätzen
zu generieren. Es soll ein Areal sein, das
vielfältig genutzt wird, was wiederum
eine belebende Wirkung entfalten soll.
Bunter Mieter-Mix
Über 70 Mieter sind im Walzwerk
heimisch. Die Bandbreite ist enorm. Das
Schulprojekt Time-out ist hier genauso
zu Hause wie der Verein für Sozialpsychiatrie Baselland oder der Verein Berner
Sennenhunde in Not. Hier begegnen
sich Architekten, Designerinnen, Fotografen, Tänzerinnen und Handwerker.
Friedens- und Energieforscher Daniele
Ganser hat ein Büro bezogen, Rockfact
vermittelt Proberäume für Musiker und
führt ein feines Musiklokal.
Ein Teil des Walzwerks liegt in der
Münchensteiner Industriezone, der
andere in der Arlesheimer Gewerbezone. Vor der Umnutzung wurde ein
Altlastengutachten eingeholt. Die Gutachter gelangten zum Schluss, es gebe
weder eine grossflächige Belastung des
Geländes noch Risiken für die Umwelt
und die neuen Mieter.
www.bazardenoel.ch
www.walzwerk.ch
Bündnis gegen den Klimawandel
Regierungen unterzeichnen eine weitere Absichtserklärung
Liestal. Sie wollen «international die
Kräfte im Kampf gegen den Klimawandel bündeln». Deshalb haben die Kantone Basel-Stadt und Baselland auf
Schweizer Seite sowie die Région Alsace
und das Département Bas-Rhin auf
französischer Seite gestern in Liestal ein
«Memorandum of Understanding»
unterzeichnet. Der Unterzeichnung
voraus ging eine Diskussion mit rund
200 Experten. Das «Memorandum of
Understanding» sieht vor, die Aktivitä-
ten in den Bereichen Energieeffizienz,
Verkehr und Transport, Ressourceneffizienz sowie Wissenschaft und Technologie zu vernetzen und zu optimieren.
Neben Massnahmen zur Begrenzung
der globalen Erwärmung enthält die
Absichtserklärung auch Regelungen
zur notwendigen Anpassung an den Klimawandel. Weltweit wird das Bündnis
von inzwischen 61 Regierungen der
subnationalen Ebene oder auch von
Staaten unterstützt. wah
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