Oertel_Sport & Psyche

Aktiv für die Psyche
Körperliche Aktivität & psychische Gesundheit
PD Dr. Viola Oertel-Knöchel Goethe-Universität Frankfurt
(Bild: Fuchs & Göhner. Techniker Krankenkasse)
Landeskonferenz Hessen 27.05.2015
Gesund bleiben mitten im Leben; Bewegter Alltag für mehr Gesundheit
Agenda
Einführung: Körperliche Aktivität &
psychische Gesundheit
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Ausgewählte Forschungsbefunde
Körperliche Aktivität: Der Alltag unter der Lupe
Zusammenfassung
Agenda
Was bedeutet überhaupt Gesundheit?
Die Gesundheit des Menschen ist ein (undefinierter) Zustand des
körperlichen wie geistigen Wohlbefindens und somit die
Nichtbeeinträchtigung durch eine Krankheit (nach WHO).
http://intservicegroup.com/wp-content/uploads/
2014/07/S-Gesund-Krank-400.png
Alltagsrelevante Aspekte von Gesundheit
Vorsorge, regelmäßige
Arztbesuche
Frühwarnzeichen, Selbstbeobachtung
Medikamente
Bewegung,
Aktivität, Sport
Gesunde
Ernährung
Soziales
Netzwerk,
Freunde
Gesundheit
Lebensgewohnheiten,
Entspannung
und Genuss
Stressmanage
ment
Vitamine
Tagesstruktur
Keine
Drogen
Bewusster Umgang
mit Alkohol und
Zigaretten
Natur,
frische Luft
Teil I: Einführung: Körperliche Aktivität & psychische Gesundheit
Schlaf,
Tag-NachtRhythmus
Psychische Störungen
-Störungen des Fühlens, Denkens oder Wollens eines Menschen
-Subjektive oder objektive körperliche oder seelische Veränderungen
-Leidensdruck des Betroffenen oder des Umfeldes
-Beeinträchtigung der Alltagsfunktionen
-Andauernde und wiederkehrende Symptome
Rangfolge der 15 wichtigsten Ursachen für Behinderung weltweit
http://www.thelancet.com/cms/attachment/2000990309/2003649278/gr1.jpg
Teil I: Einführung: Körperliche Aktivität & psychische Gesundheit
Ziele von körperlicher Aktivität bei psychischen Erkrankungen
Reduktion der
Psychopathologie
Erhöhung der Selbstwirksamkeit,
Emotionale Stabilität
Verbesserung der
körperlichen Fitness
Symptomatik
Bewegungsmangel
Körperliche Fitness
niedrig
Körperliche Inaktivität
Langfristige Bindung an
sportliche Aktivität
Gesundheitsschädigendes
Verhalten
Bewegungsstörungen
Nebenwirkungen der
Medikamente
Motivation &
Aktivierung
Stärkung der psychosoz.
Gesundheitsfaktoren
Teil I: Einführung: Körperliche Aktivität & psychische Gesundheit
Teil II: Ausgewählte Forschungsbefunde
• Wie wirkt körperliche Aktivität auf die psychische Gesundheit?
• Zusammenhang zwischen biologischen und psychologischen Effekten?
• Kann körperliche Aktivität eine medikamentöse Behandlung bei einer
manifesten psychischen Erkrankung überflüssig machen?
• Welche Aktivitäten sind am effektivsten zur Behandlung & Prävention
psychischer Erkrankungen?
Minimierung bestehender Symptome (therapeutische Effekte)
Verhinderung des (Wieder-) Auftretens psychischer Erkrankung
(Präventive Effekte)
Teil II: Ausgewählte Forschungsbefunde
• Selbstkonzept,
Selbstwert,
Selbstwirksamkeit
• StressManagement
• Soziale Kontakte
Körperliche Prozesse
• Angst
• Depression
• Antrieb
• Kognitive Defizite
• Verhinderung
von
Erkrankungen
• Motivation,
Stimmung
Psychosoziale Faktoren
Psychische Symptome
Wirkung von körperlicher Aktivität
• Körpergefühl
• Körperliche Fitness
• Somatische
Probleme
• Reduktion von
Übergewicht
• Kardiovaskuläre
Risikofaktoren
• Fettstoffwechsel
(Smith et al., 2010; Andel et al., 2008; Colcombe et al., 2004; Laurin et al., 2001; Podewils et al., 2005)
Ablenkungstheorie
Soziale Unterstützung
Unspezifische Wirkfaktoren Anstoßung von physiologischen Prozessen
Teil II: Ausgewählte Forschungsbefunde
Wirkung von körperlicher Aktivität
Anstoßung physiologischer Prozesse:
kardio-vaskulär, immunologisch, metabolisch,
molekular, hirnstrukturell, hirnfunktionell
(Smith et al., 2010; Andel et al., 2008; Colcombe et al., 2004; Laurin et al., 2001; Podewils et al., 2005)
Neuronale Plastizität
http://www.airflag.com/
Hirn/w3/nerv.jpg
http://www.ux-pattern.com/files/iconstorm/
usercontent/style-guide.org/gehirn.JPG
Neurogenese
BDNF
VEGF
β-Endorphin
Serotonin
Körperliche Aktivität
Abbildung: Ernst C, et al (2006). BDNF Brain-derived neurotrophic factor, VEGF Vascular endothelial growth factor
Teil II: Ausgewählte Forschungsbefunde
Wirkungen von Körperlicher Aktivität: Schizophrenie
Vergrößerung des Hirnvolumens (Hippokampus)
Dauer
Anzahl
Pajonk et al., Fahrradergometer-Training 12 Wochen
2010
im Vergleich zu Tischtennis n = 24
und einer Kontrollgruppe Schizophrenie
Patienten
Autor
Intervention
Ergebnis
12% Anstieg des
Hippokampus-Volumen
in der Pat.-Gruppe
Pajonk et al., 2010: Abbildung: rechter Hippokampus (A, B Baseline) und nach Sport (C, D)
Teil II: Ausgewählte Forschungsbefunde
Wirkungen von Körperlicher Aktivität: Affektive Störungen
Autor
Blumenthal
et al., 1999
Intervention
Aerobe Ausdauer
vs. Antidepressiva
vs. Kombination
Dauer
Anzahl
16 Wochen
•
n = 156 MDD
•
Ergebnis
Alle(!) Gruppen zeigten eine sign.
Reduktion der Depressions-Werte;
In der Medikations-Gruppe Effekte am
schnellsten
Blumenthal et al., Arch Int Med., 1999
Trotz guter Effekte – auch im Vergleich zu antidepressiver Medikation –
kann man nur von einer Ergänzung herkömmlicher Therapiepläne sprechen.
Teil II: Ausgewählte Forschungsbefunde
Wirkungen von Körperlicher Aktivität: Angststörungen
Autor
Brooks et al.,
1998
Intervention
Laufen vs.
Placebo vs.
Clomipramine
Dauer
Anzahl
19 Wochen
n = 46
Panikpatienten
Ergebnis
•
•
•
Reduktion der Angstsymptome bei
Laufen & Clomipramine
Medikation schneller & effektiver
wirksam
Verbesserung der dep. Symptome
Vierecke: Sport
leere Kreise: Plazebo
Kreise: Medikation
(Broocks et al. 1998)
Teil II: Ausgewählte Forschungsbefunde
Wann ist die Effektivität am stärksten?
Aerobes Ausdauertraining unabhängig von der Sportart
Frequenz:
Dreimal wöchentlich
Regelmäßig
Intensität:
30-75 Minuten
60-70% max. HF
Zeitdauer:
mindestens 3 Monate
(Eggermont et al. 2006; Dunn et al. 2005)
(Bild: Fuchs & Göhner. 2009. Techniker Krankenkasse)
Bewegungstherapeutische Interventionen
(soziale und qualitative Bewegungsaspekte)
Aerobe Aktivierungsprogramme
(Körper- und Bewegungserfahrung mit mittlerer
aerober Aktivierung)
(Deimel und Hölter, 2011)
Teil II: Ausgewählte Forschungsbefunde
Teil III: Körperliche Aktivität: Der Alltag unter der Lupe
Der Alltag unter der Lupe:
-Welche Rolle spielt körperliche Bewegung im Alltag?
-Wie bringe ich mich selbst / Patienten zu mehr Bewegung?
Aspekt der Nachhaltigkeit:
-Wie erreiche ich langfristige Verhaltensänderungen?
-Wie integriere ich stationäre + ambulante Angebote?
Praxisbeispiele:
-Welche Aspekte sind bei der Anwendung zu beachten?
-Probleme, Schwierigkeiten, Ergebnisse aus eigenen
Projekten
Teil III: Körperliche Aktivität: Der Alltag unter der Lupe
Der Alltag unter der Lupe
Ja, ich will!!!
Zielset
zung
Ich will
mich mehr
bewegen!
Meine
Sportbiographie
•Wie oft & Wann?
Plan
•Wie lange?
erstellen
• Bisherige
Effekte?
Welche Rolle spielt
Sport & Bewegung
in Ihrem Leben?
Ich schaff
das!!!
Barriere
manage
ment
•Gefühle
•Starthilfen & Durchhalten
•Motivationshilfen
•Soziale Unterstützung
•Strategien zum Durchhalten
Teil III: Körperliche Aktivität: Der Alltag unter der Lupe
•Sportart
•Setting
•Zeitmanagement
Aspekte der Nachhaltigkeit
Ziel: Sportliches Training bestmöglich als eine Maßnahme in die Gesamttherapie
einzubetten und sportliche Aktivität nachhaltig in den Alltag des Patienten zu
integrieren.
Information & Aufklärung
Barrieremanagement
Soziale Unterstützung
Einbezug verschiedener Einrichtungen, Angebote & Konzepte
Teil III: Körperliche Aktivität: Der Alltag unter der Lupe
Praxisbeispiele: Gruppensport für Patienten
Aufwärmen
Zirkeltraining
Aerobic (+ Boxen)
Zirkel
Gefördert von: Programm Nachwuchswissenschaftler im Fokus
Gefördert von: Verein der Förderer und Freunde der Universität Frankfurt / Main
Teil III: Körperliche Aktivität: Der Alltag unter der Lupe
Praxisbeispiele: Gruppensport für Patienten
Therapieart
Schizophrenie
Patienten
Arbeitsgedächtnis
Arbeitsgedächtnis
Vorher
Nachher
Mittelwert
Signifikanz
Sport (n=8)
36,00
40,63
p=.004*
Entspannung
(n=11)
41,82
44,18
p=0.45
Gesamt (n=19)
39,37
42,68
p=.076
n = 24 schizophrene und depressive Patienten
Oertel-Knöchel et al., 2014
• Organisation
• Der Übungsleiter
• Integration in
Gesamttherapieplanung
• Psychische und Körperliche
Voraussetzungen prüfen
• Zielsetzung & Motivation
• Soziale Kompetenz
• Trainingsplanung &
durchführung
Während der Durchführung
Vor der Durchführung
Praxisbeispiele: Gruppensport für Patienten
• Psychische Aspekte
• Persönlichkeit
• Motivationslage
• Krankheitssymptome
• Aufmerksamkeit
• Soziale Kompetenz
• Körperliche Aspekte
• Störungsspezifische Aspekte
• Überprüfung der Effekte
Teil III: Körperliche Aktivität: Der Alltag unter der Lupe
Körperliche Aktivität bei Psychisch Erkrankten……
Hat vielfältige Ziele
Gesundheitsförderung, Symptomreduktion, Soziale Faktoren
Führt zu biologischen Effekten
↑ Körperliche Fitness
↓ Somatische Risikofaktoren
↑ Veränderung des Hirnvolumens bei der Schizophrenie
Führt zu psychischen Effekten
↓ Depressive Symptomatik bei der Depression
↓ Negativ-Symptome bei der Schizophrenie
↓ Subj. & objekt. kognitive Defizite bei älteren Probanden
↑ Körpergefühl ↑ Selbstwirksamkeit ↑ neue soziale Kontakte
Kann das Erkrankungsrisiko minieren (Prävention)
↓ Demenz-Risiko (Yoshitake et al., 1995; Rovio et al., 2005)
↓ Risiko für Depressionen (Ströhle et al., 2007)
Zusammenhang zwischen psychischer Gesundheit
& körperlicher Aktivität ist unumstritten
Teil IV: Zusammenfassung
Fazit
• Integration in Gesamtkonzepte
• Nachhaltigkeit
• Wirksamkeit
Bild: www.ihr-wellness-magazin.de/uploads/pics/49_
mit-schwimmen-abnehmen_4773700_480.jpg
• Methodische Kritikpunkte
• Ökonomie & Durchführbarkeit
Teil IV: Zusammenfassung
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!
Vielen Dank an die Kollegen der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik
und Psychotherapie,
Klinikum der Goethe-Universität
Insbesondere das Team des psychologischen Dienstes sowie des
Forschungsteams
Literaturhinweise
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Blumenthal, et al. (2007). Exercise and pharmacotherapy in the treatment of major depressive disorder.
Psychosomatic Medicine, 69, S. 587-596.
Brand R, Kahlert D (2009) Sportmotivation. Den inneren Schweinehund überwinden. Gehirn und Geist
1:14-19
Brehm et al. (2013) Sport als Mittel in Prävention, Rehabilitation und Gesundheitsförderung – Eine
Expertise. Bundesgesundheitsblatt 56:1385-1389
Brooks A (2010) Bewegungstherapie bei psychischen Erkrankungen. In: Braumann K-M, Stiller N (Hrsg)
Bewegungstherapie bei internistischen Erkrankungen. Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg, S 201-210
Deimel H (2008) Bewegungs- und Sporttherapie in der Psychiatrie und im Suchtbereich - Rückblick und
Ausblick. Bewegungstherapie und Gesundheitssport 24 (1):14-17
Dunn et al. (2005). Exercise treatment for depression: Efficacy and dose response. American Journal
Preventive Medicine, 28(1), S. 1-8.
Klußmann, T. http://www.gruender.de/der-innere-schweinehund-und-wie-sie-ihn-besiegen/ Zugriff am:
23.01.2015
Hölter G (2011) Bewegungstherapie bei psychischen Erkrankungen. Deutscher Ärzteverlag, Köln
Schüle K, Deimel H (1990) Gesundheitssport und Sporttherapie - eine begriffliche Klärung.
Gesundheitssport und Sporttherapie 1,6,3
Schüle K, Huber G (2012) Grundlagen der Sport- und Bewegungstherapie. Prävention, ambulante und
stationäre Rehabilitation. 3. Auflage. Deutscher Ärzte Verlag,
Stoll O, Ziemainz H (2012) Laufen psychotherapeutisch nutzen. Grundlagen, Praxis, Grenzen. Springer
Medizin Verlag, Berlin, Heidelberg
http://www.dgppn.de/schwerpunkte/weitere-themen/sportpsychiatrie.html
aok.aktiv-fit.pdf
bkk.sportcheck.pdf
Fuchs R (2009) Gesundheitsbroschüre: Motivation zu mehr Gesundheit. Techniker Krankenkasse, Hamburg
Fuchs & Göhner. Hoch motiviert! Für mehr Sport und Bewegung. Broschüre der Techniker Krankenkasse
Aktiv für die Psyche. Oertel-Knöchel und Hänsel (Hrsg). Springer Verlag: in Druck.
Bildquellen
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www.tagesspiegel.de/sport/richard-von-weizsaecker-unter-18-grad-schwimme-ichungern/627192.html
Foto: Richard Weizäcker; dpa
http://intservicegroup.com/wp-content/uploads/
2014/07/S-Gesund-Krank-400.png
http://www.thelancet.com/cms/attachment/2000990309/2003649278/gr1.jpg
http://www.airflag.com/Hirn/w3/nerv.jpg
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Tennis:http://p2cdn4static.sharpschool.com/UserFiles/Servers/Server_4531607/Image/Tenni
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Foto Thai-Boxen:
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