Geodasie und Fernerkundung in der Antarktis Reinhard Dietrich, TU Dresden Warum Erforschung der Antarktis Prof. Dr. Reinhard Dietrich Institut für Planetare Geodäsie Techn. Univ. Dresden Mommsenstraße 13 01062 Dresden Fax (0351) 4633 370 63 Tel. (0351) 4633 346 52 E-mail: [email protected] In der Diskussion um den Klimawandel spielt die Antarktis eine groe Rolle. Wie reagieren die antarktischen Eismassen auf die Klimaerwarmung? Diese Frage kann heute noch nicht mit Sicherheit beantwortet werden. Ein vollstandiges Abschmelzen wurde immerhin einen globalen Meeresspiegelanstieg von durchschnittlich 60 m hervorrufen. Um Vorhersagen uber die zukunftige Entwicklung der Antarktis machen zu konnen, muss man zuerst deren fruheres und heutiges Verhalten verstehen. Dazu gehort neben der Kartierung der Gletscher und Eisachen auch die Kenntnis von Fliegeschwindigkeit, Eisdicke, Niederschlag usw. Vorteile der Fernerkundung Die Antarktisforschung blickt auf eine uber 100-jahrige Geschichte zuruck. Aber alle Expeditionen vor Ort konnten immer nur einen kleinen Teil des Kontinents untersuchen. Daran hat sich bis heute nichts geandert. Eine neue Moglichkeit der U berwachung der polaren Eismassen schaen Fernerkundungssatelliten. Dabei gibt es verschiedene Systeme, die Informationen uber die Antarktis sammeln, z. B. Satelliten, die "Fotos\, also Bilder der Erd- und Eisoberache im sichtbaren Teil des elektromagnetischen Spektrums, aufnehmen. Ein groer Nachteil ist jedoch, dass diese Systeme auf Sonnenlicht angewiesen sind, also weder in der Polarnacht, noch bei geschlossener Wolkendecke funktionieren. Radar-Satelliten dagegen sind sowohl beleuchtungs-, als auch wetterunabhangig, da sie ihre eigene "Beleuchtung\ mitbringen. Es gibt verschiedene solcher Radar-Satellitenmissionen, zum Beispiel der Kanadische Satellit Radarsat, die europaischen Satelliten ERS-1 und ERS-2 und deren Nachfolger ENVISAT, der im Marz diesen Jahres startete. Bestimmung der Massenbilanz Wahrend der sogenannten Tandemmission 1995/ 1996 folgte der Europaische Fernerkundungssatellit ERS-2 dem Satelliten ERS-1 mit einem Tag Abstand in genau der gleichen Bahn. Ein Gletscher mit einer durchschnittlichen Fliegeschwindigkeit von 500 Metern pro Jahr bewegt sich innerhalb dieser Zeit um 1,4 Meter. Diese Bewegung kann mittels der Radarinterferometrie mit einer Genauigkeit von wenigen Zentimetern bestimmt werden. Ist daruber hinaus dier Eisdicke bekannt, kann der Eisaussto eines Gletschers und letztendlich der gesamten Antarktis bestimmt werden. Ist zusatzlich noch die Menge an Schnee und Eis, die jahrlich durch Niederschlag hinzukommt, kann man mit der einfachen Gleichung Bilanz = Eiszufuhr - Eisaussto berechnen, ob das Eisvolumen insgesamt zu- oder abnimmt. Diese Gesamtubersicht liegt bis jetzt noch nicht vollstandig vor. Derzeit beginnt man, diese Bilanz in einzelnen Gebieten aufzustellen und versucht, das Bild immer weiter zu vervollstandigen. Beispiel der Nutzung der Radarinterferometrie am Lillie-Gletscher, Nord-Victoria-Land, Antarktis Amplitudenbild des Lillie-Gletschers in nordli- 3D-Ansicht des Gletschers. Dem Amplitudenchen Victoria Land, aufgenommen von ERS-2 bild wurde ein Hohenmodell unterlegt. im 1996. Der Gletscher, der durch die Berge iet ist gut sichtbar. Das Meer, im Bild unten c ESA 1996. rechts, wird dunkel abgebildet Interferogramm - Dierenz zwischen zwei Aufnahmen mit einem Tag Zeitdierenz. Die Farbubergange auf dem Gletscher sind ein Ma fur die Fliegeschwindigkeit. Aus dem Interferogramm abgleitete Fliegeschwindigkeit des Gletschers in Blickrichtung des Satelliten. Es ist gut zu erkennen, dass der Gletscher in der Mitte schneller iet und sich c IPG, TU Dreszum Meer hin beschleunigt. den.
© Copyright 2024 ExpyDoc