HEINZEN-KAPELLE 2015 WAHRNEHMUNG IMPRESSUM WAHRNEHMUNG KUNSTSCHAFFENDE HERZLICHEN DANK! Installation in der Lichtreflexion Andres Flütsch, Alpgenossenschaft Für die kreative Mithilfe bei der Heinzen-Kapelle Urs A. Furrer Partnun, Marianna und Hans Jürg. Tünchung der Gesteinsbrocken: [email protected] Rainer Kündig, Donat Fulda, Iwan Vitins, Juli - Oktober 2015 www.art-depot.ch Den vielen Besucherinnen und Roger Widmer (für die geistigen Kräfte), in St. Antönien, Garstett T +41 (0)81 332 33 70 Besuchern für ihre Einträge und Gregor Zographos, Frowin Pirovino, Signaturen im Gästebuch und die Antonietta Bordoli. Graubünden, Schweiz Klangreflexion vielen interessanten Gespräche. Die optisch-akustische Installation richtet Siegfried A. Jud sich an die vielen Wandernden in dieser [email protected] Den Sponsoren: Alle Fotos, Seiten 1 - 66, Gegend, welche ihre Rast mit der www.fermata.ch Kulturförderung Kanton Graubünden; © 2015 by Urs A. Furrer. Wahrnehmung von Natur, Lichtspiel und T +41 (0)81723 15 57 Graubündner Kantonalbank; Pro Prättigau; Text: Weiss und still, Seiten 4 - 7, Steinklängen zum besonderen Erlebnis Anny Casty-Sprecher Stiftung; Hotel © 2015 by Heini Hagmann. machen wollen. Rhätia, St. Antönien; Berghaus Sulzfluh, Copyright: St. Antönien; Jann Flütsch AG, Küblis; Gestaltung der Dokumentation: St. Antönien Tourismus; Kulturgruppe St. Urs A. Furrer Antönien. Siehe Seite 65. WEISS UND STILL Ein-und Zufälle auf dem steinigen Weg von der Heinzen-Kappelle zur Garschina-Furka Von Heini Hagmann Fünf verschiedene Weiss auf je etwa einem Quadratmeter Leinwand in der Partnuner Heinzenkapelle. Unzählbare Weiss als Farbhüllen von Bachsteinen im Bachbett, je nach Wetter- und Lichtlage anders. Wer welches Weiss sieht, bleibt, weil niemand es jemandem mitteilen kann, Geheimnis, sogar für ihn und sie selber. Die Weisse von Urs A. Furrer entstehen aus pulverisierten Steinen. Insofern stehen sie für reine Natur im Charakter völliger Künstlichkeit. Erst wenn geeignete Steine zu Staub zertrümmert sind und der Staub von Nichtweissem, nein: von zu wenig Weissem getrennt ist ... Allein Willkür – vom Fundort über die Trennungsmethode und die Verwandlung des Pulvers zu streich- oder sprühbarer Farb(sic!)flüssigkeit bis zum Entscheid: Das ist weiss – beherrscht das Ergebnis. Und den das Willkürweiss Sehenden bleibt, damit zu machen, was ihnen beliebt. Nte Potenz von Subjektivität. Unbefleckt ratlos schweifen ihre Gedanken in der Heinzenkapelle beispielsweise zum Jahrtausende alten Narrativ von Weiss und Reinheit. Christliche Ideologen klatschten die beiden zu mit dem Begriff der Jungfräulichkeit. Nur der liebe Gott weiss, was für ein Interpretationswirrwarr rund um die wörtliche wie die metaphorische Bedeutung damit angestiftet wurde. Die Zunahme von Hochzeiten ganz in Weiss (mit einem Blumenstrauss, damit der Blick auf die Braut nicht langweilt) scheint ein letzter Irrläufer davon, verdeckt die weisse Draperie doch meist das Gegenteil christlichen Reinheitsgebots. Weisse Umstandskleider und Mafia-Anzüge feiern Orgien in Metaphorik, selbst ohne Wissen der Trägerinnen und Träger. Weiss übertüncht, je nachdem bis zur Intransparenz. Da es wenig unbearbeitet weisse Materialien gibt, nicht mal Zähne, sind weisse Dinge Menschenwerk, vor allem sprachlich. Manche Weisse, die Fortschritt und Heil über die Welt zu verbreiten meinten, trieb, im Nachhinein betrachtet, eine schwarze Seele. Weisse Westen sind rhetorisch beliebter als tatsächliche. Weisse Raben sind seltener als schwarze Schwäne. Weisse Elche bringen angeblich Glück, weisse Haie Unglück; Albinos gelten als genetisch defekt. Die Schweiz wäscht weisser. Jemandem das Weisse in den Augen missgönnen, das ist reiner Neid. Weisse Flecken auf der geistigen Landkarte sind Makel. Wenn wir weisse Mäuse sehen, sind wir verrückt. Wer weiss ist wie ein Leintuch, hat Schreckliches erlebt, beispielsweise dem weissen Tod bei der Arbeit zugesehen. Unbeschriebene Blätter sind naiv oder haben nichts geleistet; ihre weisse Unberührtheit wird ihnen angelastet.Viel ärger sind wirkliche Blätter, die einen weiss und leer anstarren. Sie können Melancholie, ja Depressionen bewirken, im schlimmsten Falle in den Suizid führen. Doch das betrifft nur jene, die etwas zu sagen haben, aber vorläufig nicht wissen, wie. Andere füllen die Blätter trotzdem, indem sie weisslichen Quark breittreten: Was ich schwarz auf Weiss besitze, kann ich getrost nach Hause tragen. Ihr Schwarz wird ausbleichen und das Weiss vergilben. Wie in weisses Geschenkpapier eingepackt liegen unförmige Steine im Bachbett, als ob der Zufall sie gegen die Garschina-Furka hoch gerollt hätte. Allerweltsgrau würden sie nie auffallen, in zerknittertem Weiss hingegen stechen sie heraus und stossen an. Mit Newtons Prisma zerlegt, erweist sich Weiss als alle von Auge wahrnehmbaren Wellenlängen miteinander; ganz unwissenschaftlich gesagt: als Gequirl aller Farben. Physikalische Dekonstruktion kulturhistorisch bedeutungsgeschwängerter Phantasmagorien rund um die Allfarbe. Dem gegenüber leuchtet Schwarz als Nullfarbe, weil es nichts reflektiert, die Allfarbe sozusagen auffrisst. Sehen können wir sie entweder, wenn rundherum sichtbare Wellen schaukeln, oder, wenn wir gar nichts sehen. Nervtötend ist es und langweilig, an eine kalkweisse Wand zu starren. Dabei könnte einem vor den Augen schwarz werden. Das Scheunenholz der Heinzenkappelle tönt stumpf, wenn mit den Fingerknöcheln darauf geklopft wird. Resonanz gäbe es nur mit Hammerschlägen her; und wer weiss, wie das Gebälk nachts von selbst knackt und ächzt. Den Durchgang vom einen Heuboden zum anderen versperrt ein weisses Kabäuschen. Fehlt nur noch ein Türhüter, der mürrisch erklärt, warum der Durchgang verboten sei. Statt dessen hängen drei Trommelschlägel an Schnüren stumm von der Decke. Die mit Intarsien aus Steinvierecken gesprenkelten Kabäuschenwände lassen beim zweiten Blick an eine anvantgardistische Duschkabine denken. Absurd. Schnüre statt Wasserstrahlen? Wassergeplätscher müssen wir bei dreissig Grad auf siebzehnhundert Metern imaginieren: Stellen wir uns also vor, die Dusche würde rauschen und im trockenen Bachgeröllbett an der Scheune vorbei würde Wasser gurgeln. Nichts von alledem. Siegfried A. Juds Installation lädt zum Spielen ein. Die Intarsienplättchen sind als Klangsteine in die Wände eingebaut; sie schwingen, wenn sie geschlagen werden. Wer sich dazu entschliesst, wird eine Musik machen, die weder in einem Einzelton noch in einem Akkord zum Klangteppich auf einer Alp passt. Überhörbar. Zu fein neben dem Nageln bäuerlicher Dieselmotoren, neben Kuhglockengedonner und SUV-Geröhre. Werktags kämen Motorsägengebrüll und Heubläsergeheul dazu. Gegen diese akustische Kulisse kommen Vögel nicht an, und selbst der Wind ist zu schwach, um wahrnehmbar mitzuspielen. Ein Alphorn könnte sich Gehör verschaffen, so lange die Puste des Bläsers ausreicht. Nur im geschützten Raum der Kapelle wäre ein Kontrastprogramm zur Alpkakophonie vorstellbar. Eine setzt sich hin, klimpert herum und spielt innert einer halben Stunde ihre Ad-hoc-Komposition; ein Fremdkörper hier. Philipp Glass. Keith Jarrett. Modern Jazz Quartet. Absurd. Dem Unmusikalischen bleibt allein die Imagination.  Der Fussweg bis zum „Alpenrösli“ läuft in Hörweite des Partnuner Bachs und von Motorrädern. Dann Ruhe, irritierende Stille. Manchmal knirscht Kies, dort poltert ein Stein unterm Schuh weg. Darüber rauscht stossweise Luft über Gras. Schafe blöken unhörbar; zu weit weg. Unverständlich, was das alles mit Alberto Giacometti zu tun hat. 10./12.8.15 – © 2015 by Heini Hagmann SIEGFRIED A. JUD aus Mels hat diverse Steinplatten in verschiedenen Grössen, Dicken und Gesteinsarten installiert. Mittels Schlägel ist es den Besuchenden möglich, unterschiedliche Klänge zu erzeugen und deren Klangqualität wahrzunehmen und zu vergleichen. KLANGREFLEXION mit aktiver Betätigung können die Eintretenden für ein Klangerlebnis sorgen, dessen Leitung sie selbst übernehmen. Variationen des Klangobjektes von Siegfried A. Jud, siehe nächste Seiten. URS A. FURRER aus Luzein hat fünf Bilder installiert. Diese hat er mit verschiedenen weissen Steinpigmenten aus Graubünden gemalt. Damit möchte er die Betrachterin, den Betrachter für die Welt des subtilen Lichtspieles stimulieren. Im Gelände liegen Gesteinsbrocken in ihrer pulverisierten Materie, um die reflektierende Sonnenbestrahlung in subtilsten Nuancen sichtbar zu machen. LICHTREFLEXION den Besucherinnen und Wanderern in dieser Steinlandschaft eröffnet sich ein künstlerisches Lichtspiel, für welches die Tageszeit und das Wetter zuständig sind. Lichtreflexionen siehe nächste Seiten. URS A. FURRER Im Gelände liegen Gesteinsbrocken in ihrer pulverisierten Materie, um die reflektierende Sonnenbestrahlung in feinsten Nuancen sichtbar zu machen. Lichtreflexionen siehe nächste Seiten. 29. Aug. 2015, Lichtreflexion bei Vollmond, siehe nächste Seiten. 28. Sept. 2015, 01:16 Uhr, Lichtreflexion vor dem Blutmond, siehe nächste Seiten. 28. Sept. 2015, 02:44 Uhr, Lichtreflexion bei werdendem Blutmond. 28. Sept. 2015, 02:53 Uhr, Lichtreflexion bei Blutmond. GÄSTEBUCH HEINZEN-KAPELLE 185 Einträge und 373 Signaturen. Verschiedene Einträge aus dem Gästebuch, siehe nächste Seiten. GÄSTEBUCH 2015 Weiss – und weiss ich nicht ... Weiss als Farbe – kenn ich doch, dachte ich. Weiss ist viel mehr als eine Farbe, lernte ich. Weiss geht direkt ins Herz, spüre ich! Warum, weiss ich auch nicht. Einfach toll, Gratulation! Herzlichst, Rainer Weiss ist keine Farbe Weiss ist ein Gefühl Steht für Helligkeit, Eleganz, Sauberkeit, Anmut und vieles mehr ... Herbert und Hanna Wunderbar, hier kurz auszuruhen auf der Wanderung nach Partnun, die Klänge der Steine und der Kuhglocken aufzunehmen, macht froh und glücklich. Herzlichen Dank! Lucia vom Zürichsee Merci ihr Künstler, merci dem Licht! Herzlich, Manau Das Weiss tut der Seele gut und erfüllt uns mit Licht und Mut. Danke, es ist wunderschön, Lis Weiss, weisser, am weissesten, das ist sehr weise! Rico Danke, Mutter Erde, für alles was du schenkst. Es ist einmalig! René Der heisseste Sommer im Tal und hier oben ist es schön kühl. Wir geniessen die Bergluft und den Klang der tollen Steine. Annatina Weiss nicht weiss, wissen, weiss wie Weiss. Weiss wie Wissen, Weiss nicht weiss. Wissen wie, Weiss, Weiss ist. Bernadette und Werner Eine Startrampe zum Träumen, nicht nur eine weisse Projektionsfläche. Und das in traumhaft schöner Umgebung. Danke, Guido Wir Pany-Frauen waren hier ... Wunderschön!!! Einzigartig!!! Traumhaft!!! Glücklich hier zu sein! Theres GÄSTEBUCH 2015 Wir Wir-kung Klang-Wirkung Klang-wir Klang Jürg und Maria „Denn dafür bist DU auf der Erde, damit es HELLER werde.“ Danke für die schöne Ausstellung und die wunderbaren Klänge. Ausserdem ist es angenehm kühl hier drin. Grüsse aus Bern, Monika Das Morgenlicht verzaubert die Installation. Herzlichen Dank! Sonnige Grüsse, Lea, Bruno und Brigitte Es isch cool da innä. Amadou Ein ganz besonderer Ort. In der Ruhe der Landschaft. Unser erster, jedoch nicht letzter Besuch in St. Antönien. E.H. + T.H. Menschen, welche Menschen durch ihr Inneres inspirieren und in der Welt vieles bewirken, wo wären wir sonst ...? Grüsse an die Küstler Für Aug und Ohr, ein wohltuender Zwischenhalt in dieser herrlichen Natur – bravo ihr Künstler Graubünden. Weissbünden. Klangbünden. Julie Leider war es heute nicht sonnig! Doch irgenwie schön! Regina Wenn einer klingt und einer schaut .... Wie sich die Natur mit uns verbindet, und wir uns mit ihr! Vielen Dank dafür, Susanne GÄSTEBUCH 2015 Hier fühlt man sich nicht alleine, leise Töne hat es hier, wenns auch Schnee hat. 24.9.15, Sus und Matti Gratulation zu Idee und Aufmachung! Christian Weiss, – so viel Weiss – so viel Nichts – so viel Ruhe – unsere Erde braucht Weiss! Gabriela Sehr schöne Klänge, wunderbare Darstellungen, super professionell! Bravo! Der Schöpfer hat uns enorme Talente gegeben – ich freue mich über jeden der sie weitergibt, an mich und die Welt. Barbara und Jean-Paul Grau das neue Weiss. Eben, weiss nicht gleich weiss. Weiss kann spannend sein! Marianne 3 Frauen im Regen haben ein trockenes Plätzchen gefunden – hübsch! NiPaEu Und plötzlich stehe ich vor dem Stall! Geniesse die Klänge und das Weiss. Margrit, Gruss an Sigi Trotz dr Bräntä di wissä Schteinä gfundä. Ein schöner Ort mit spannenden Klängen. Erwin und Eva Eine schöne Stelle zum Rasten und Ablenken. Christoph und Philipp Wunderbare Energie! Danke. Sile und Adi Schöne Töne, erfrischendes Weiss. Leonore Danke, dass wir diesen tollen Ort, in dieser wunderbaren Gegend erleben durften. Duss GÄSTEBUCH 2015 Die klingenden Steine helfen uns unseren Seelenklang zu finden. Herzlichen Dank. Im Weiss sind alle Farben enthalten. Die Vielfalt der Schöpfung und des Schöpfers. Namasté Hat mit Kapelle nichts zu tun. Komische „Kunst“, finde ich daneben in dieser wunderschönen Natur. Silvia und Kaspar Was „Weiss“ ich schon? Danke, Marianne Kultur und Natur im Einklang! Susanne und Toni Kommt „weiss“ von weise? Uli Atemlos und verschwitzt komme ich hier zur Ruhe. Ein Ort der alles hat was wirklich wichtig ist. Danke, Johann „ ... und will ihm geben einen weissen Stein, und auf dem Stein ist ein neuer Name geschrieben, den niemand kennt, als der der ihn empfängt.“ Wahr – Nehmung, Röbi und Hanna Da klingt ja vieles in mir an – nicht nur die Steine! Herzliche Grüsse speziell an dich Siegfried, Gerda mit Tochter und Enkel Die Heinzen-Kapelle umrahmt von den Dolomiten ähnlichen Bergen, inspiriert unsere Wachsamkeit und Wahrnehmung. Danke! Anyotee ... ist doch mal was anderes! Hans, Ruth, Erika, Eine super Wahrnehmung zusammen mit meiner Frau und behinderten Tochter Damaris! Doch um ein Lied zu klimpern fehlten mir einige Steine! Danke! Paul, Beata und Damaris Schön und sehr interessant, die Kunst, die Klänge, die eindrucksvollen weissen Steine. Ich bin beeindruckt! Danke, Rita HEINZEN-KAPELLE IN ST. ANTÖNIEN, GRAUBÜNDEN, SCHWEIZ HEINZEN-KAPELLE: AB ST. ANTÖNIEN, RÜTI (POSTAUTO-H), 3.2 KM, RICHTUNG PARTNUN BIS PARKPLATZ NR. 6. ÜBER DIE BRÜCKE NOCH 200 M. WA H R EINZEN KAPELLE NEHMUNG URS A. FURRER ∙ SIEGFRIED A. JUD BERGHAUS TYPOSPIEL: URS A. FURRER ST. ANTÖNIEN TOURISMUS KULTURGRUPPE ST. ANTÖNIEN HEINZEN-KAPELLE 2015 WAHRNEHMUNG
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