Ablaufplan für Poesie-Abend zum Thema „ZEIT“

Ablaufplan für Poesie-Abend zum Thema „ZEIT“
Nr.
WAS
WER
Info / Regieanweisung
1. Einleitung
1.1
Intro „turn, turn, turn“ (Byrds)
Thomas
1.2
Alles hat seine Zeit (Bibel)
Ulla
1.3
1 Strophe Gesang „turn, turn, turn“
Thomas
1.4
Ein Mensch in seiner Zeit (Jehuda Amichai)
Jutta
1.5
Begrüßung – Was ist Zeit (Augustinus)
Ulla
Hinweis auf Bilder – Text
hierfür wird von Jutta
geliefert
2. Die Zeit läuft – Ansage Ulla
2.1
Time (Pink Floyd)
Axel
2.2
Musikstück „Time“ (Pink Floyd)
Thomas
2.3
Vier Jahreszeiten (Pablo Neruda)
Iris
2.4
Vier Minuten (Kim Kwang-Kyu)
Jutta
2.5
Wird kommen die Zeit (Rose Ausländer)
Ulla
2.6
Sprüche des Konfuzius (Schiller)
Iris
fill sequence 1
Thomas
2.7
Man verliert die meiste Zeit damit … (John
Steinbeck)
Axel
2.8
Wenn Du hastest (Juan Ramón Jiménez)
Ulla
2.9
Ein Leben im Handumdrehen (Wislawa Szymborska)
Jutta
2.10 Rosenkavalier (Hoffmannsthal)
fill sequence 1
Ulla
Thomas
Metronom tickt
Nr.
WAS
WER
Info / Regieanw.
3. Lebensstufen – Ansage Axel
3.1
Lied „Cats in the Cradle“ (Harry Chapin)
Thomas
3.2
Mein Kind wir waren Kinder (Heinrich Heine)
Iris
3.3
Windschutzstreifen (Jutta Christ)
Jutta
3.4
Ein Gast (Robert Gernhardt)
Ulla
Thomas: fill sequence 2
3.5
Stufen (Hermann Hesse)
Jutta
3.6
Lied „Teach your Children“ (C,S,N&Y)
Thomas
4. Die Zeit ändert die Perspektive – Ansage Axel
fill sequence 3
Thomas
4.1
Jeder Augenblick ist ewig (Konstantin Wecker)
Axel
4.2
Wo sich berühren Zeit und Raum (Mascha Kaleko)
Ulla
4.3
Lied „Die Zeit heilt alle Wunder“ (Wir sind Helden)
Thomas
4.4
Spuren (H.-Fr. Steincke)
Iris
4.5
Lied (Jaques Prévert)
Jutta
4.6
Lied „Time“ (Tom Waits)
Thomas
unterlegt mit fill seq. 3
5. Die Lebenszeit geht zu Ende – Ansage Axel
Thomas: fill sequence 4
5.1
Die Geschichte von dem Mann, der die Zeit aufhalten
wollte (Georg Danzer)
Axel
5.2
Osterwind (Hilde Domin)
Ulla
fill sequence 4
Thomas
5.3
Die Eintagsfliege (Jutta Christ)
Jutta
5.4
Wenn mein Ende nicht mehr weit ist (Konstantin
Wecker)
Iris
5.5
Lied „Old friends / Bookends“ (Simon & Garfunkel)
Thomas
Metronom ticken lassen
bis „… in die Brust“
Nr.
WAS
WER
6. Schluss – Ansage Ulla
6.1
Das blaue Bärenlied (Rainer Brambach und Frank
Geerk)
Ulla
6.2
Ich wünsche Dir Zeit (Elli Michler)
Iris
6.3
Lied „If you want to sing out, sing out“ (Cat Stevens)
Thomas
6.4
Lied „The Times they are a-changin’“ (Bob Dylan)
Thomas
Info / Regieanw.
1.2
Ulla
Bibel, Prediger 3, 1-8
Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde:
geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit;
pflanzen hat seine Zeit; ausreißen , was gepflanzt ist, hat seine Zeit;
töten hat seine Zeit, heilen hat seine Zeit;
abbrechen hat seine Zeit, bauen hat seine Zeit,
weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit;
klagen hat seine Zeit, tanzen hat seine Zeit;
Steine wegwerfen hat seine Zeit, Steine sammeln hat seine Zeit;
herzen hast seine Zeit, aufhören zu herzen hat seine Zeit;
suchen hat seine Zeit, verlieren hat seine Zeit;
behalten hat seine Zeit, wegwerfen hat seine Zeit;
zerreißen hat seine Zeit, zunähen hat seine Zeit;
schweigen hat seine Zeit, reden hat seine Zeit;
lieben hat seine Zeit, hassen hat seine Zeit;
Streit hat seine Zeit, Friede hat seine Zeit.
Thomas
1.3
Musikstück - Pete Seeger / The Byrds – Turn! Turn! Turn!
To everything, turn, turn, turn.
There is a season, turn, turn, turn.
And a time to every purpose under heaven.
A time to be born, a time to die.
A time to plant, a time to reap.
A time to kill, a time to heal.
A time to laugh, a time to weep.
To everything, turn, turn, turn.
There is a season, turn, turn, turn.
And a time to every purpose under heaven.
A time to build up, a time to break down.
A time to dance, a time to mourn.
A time to cast away stones.
A time to gather stones together.
To everything, turn, turn, turn.
There is a season, turn, turn, turn.
And a time to every purpose under heaven.
A time of love, a time of hate.
A time of war, a time of peace.
A time you may embrace.
A time to refrain from embracing.
To everything, turn, turn, turn.
There is a season, turn, turn, turn.
And a time to every purpose under heaven.
A time to gain, a time to lose.
A time to rend, a time to sew.
A time for love, a time for hate.
A time for peace, I swear it's not too late.
Jutta
1.4
Jehuda Amichai: Ein Mensch in seiner Zeit
Ein Mensch in seiner Zeit hat keine Zeit,
um Zeit für alles zu haben
für jegliches Ding. Kohelet, der Prediger irrt.
Er muss hassen und lieben zur gleichen Zeit,
mit den gleichen Augen weinen und lachen,
Steine werfen mit gleichen Händen,
mit den gleichen Händen sie sammeln.
Er muss Liebe machen im Krieg und Kriege in der Liebe.
Und hassen, vergeben, erinnern, vergessen,
ordnen, verwirren, essen, verdauen.
Das, wozu die Geschichte
Viele Jahrhunderte braucht.
Ein Mensch in seiner Zeit hat keine Zeit.
Wenn er verliert, dann sucht er,
wenn er findet, vergisst er,
wenn er vergisst, dann liebt er,
und wenn er liebt, beginnt er schon zu vergessen.
Seine Seele ist gut trainiert.
Ein Profi ist seine Seele.
Nur sein Körper bleibt ein Amateur
Für immer. Suchend und irrend,
halsstarrig, immer im Irren
trunken und blind in seinen Freuden und Schmerzen.
Den Tod der Feigen stirbt er im Herbst,
verrunzelt und voll seiner selbst und süß,
auf der Erde vertrocknen die Blätter,
die nackten Zweige deuten schon
dahin, wo es Zeit gibt für alles.
Ulla
1.5
Augustinus aus den "Bekenntnissen"
"Was also ist die Zeit? Wenn niemand mich fragt, weiß ich,s, will ich's aber einem
Fragenden erklären, weiß ich's nicht."
Begrüßung
2.1
Axel
Pink Floyd – Time (deutsche Übersetzung)
Die Momente verstreichen lassen, die zusammen einen langweiligen Tag ergeben
So vergeudest und verschwendest du lässig die Stunden
Lungerst herum auf einem Flecken Erde in deiner Heimatstadt
Und wartest darauf, dass jemand oder etwas dir den Weg zeigt.
Müde vom Rumliegen in der Sonne bleibst du zu Hause, um dem Regen
zuzuschauen.
Du bist jung und das Leben lang, und es gibt heute noch Zeit totzuschlagen.
Und dann, eines Tages, stellst du fest, dass zehn Jahre vergangen sind.
Niemand hat dir gesagt, wann du loslaufen sollst, du hast den Startschuss verpasst.
Also rennst du und rennst, um die Sonne einzuholen, doch die sinkt,
Nur um nach ihrer Runde wieder hinter dir aufzugehen.
Die Sonne ist dieselbe, irgendwie, doch du bist älter,
Kurzatmiger und einen Tag näher dem Tod.
Jedes Jahr erscheint Dir kürzer, niemals findest du die Zeit.
Pläne, aus denen entweder nichts wird oder nur ein halbvoll gekritzeltes Blatt
Warten in stiller Verzweiflung, ist die englische Art.
Vorbei die Zeit, das Lied ist aus
Dachte, ich hätt' etwas mehr zu sagen.
2.2
Musikstück – Pink Floyd - „Time“
Ticking away the moments that make up a dull day
You fritter and waste the hours in an offhand way.
Kicking around on a piece of ground in your home town
Waiting for someone or something to show you the way.
Tired of lying in the sunshine staying home to watch the rain.
You are young and life is long and there is time to kill today.
And then one day you find ten years have got behind you.
No one told you when to run, you missed the starting gun.
So you run and you run to catch up with the sun but it's sinking
Racing around to come up behind you again.
The sun is the same in a relative way but you're older,
Shorter of breath and one day closer to death.
Every year is getting shorter never seem to find the time.
Plans that either come to nought or half a page of scribbled lines
Hanging on in quiet desperation is the English way
The time is gone, the song is over,
Thought I'd something more to say.
Thomas
2.3
Pablo Neruda – Vier Jahreszeiten
Vier kleine Feldmäuse, wie du und ich
wohnen im Himmel und denken an dich.
Die erste ist die Frühlingsmaus,
die lässt den Regen lachen.
Als Maler hat die Sommermaus
Die Blumen bunt zu machen.
Die Herbstmaus schickt mit Nuss und Weizen
Schöne Grüße.
Pantoffeln braucht die Wintermaus für ihre
kalten Füße.
Frühling, Sommer, Herbst und Winter sind
vier Jahreszeiten.
Keine weiniger und keine mehr. Vier
verschiedene Fröhlichkeiten.
Iris
2.4
Kim Kwang-Kyu – Vier Minuten
Einsam geht die Sonne unter
Niemand schaut durchs Fenster zu
Alle starren auf den Bildschirm
Langsam lässt der Jumbo die Gobi hinter sich
Fliegt durch die schwarze sibirische Nacht
Nun über Jekaterinenburg
4 Stunden 39 Minuten verbleibende Zeit zum Zielort
Höhe 10700 Meter
Außentemperatur minus 60 Grad Celsius
Über dem Ural wird der Jumbo leicht schwanken
Obwohl er mit 850 km/h fliegt
Vergeht die Zeit langsam
4 Stunden 35 Minuten verbleibende Zeit zum Zielort
Vier Minuten vergangene Zeit
Vier Minuten näher am Ziel
Ist das verbleibende Leben kürzer geworden?
Ist der Zeitpunkt zum Flug in die Ewigkeit
Näher gerückt?
Jutta
2.5
Rose Ausländer – Wird kommen die Zeit
Wird kommen die Zeit
Ist da
Vergeht und bleibt
Spielt mit dir Blindekuh
Versteckt sich nachts
Ein Silbervogel
In deinem Traum
Sterne fallen
Der Mond
Kommt und geht
Mit der Zeit
Die vergeht und
Bleibt
Ulla
2.6
Schiller – Sprüche des Konfuzius
Dreifach ist der Schritt der Zeit:
Zögernd kommt die Zukunft heran gezogen,
pfeilschnell ist das Jetzt entflogen,
ewig still steht die Vergangenheit
Iris
2.7
John Steinbeck – Man verliert die meiste Zeit damit …
Man verliert die meiste Zeit damit,
dass man Zeit gewinnen will.
Axel
2.8
Juan Ramón Jiménez – Wenn Du hastest
Wenn du hastest
Wird die Zeit dir davon fliegen,
wie ein flüchtender Schmetterling.
Wenn du gelassen bleibst,
wird die Zeit hinter dir hertrotten
wie ein gehorsamer Ochse.
Ulla
2.9
Wislawa Szymborska – Ein Leben im Handumdrehen
Ein Leben im Handumdrehen.
Eine Aufführung ohne Probe.
Ein Körper von der Stange.
Ein Schädel ohne Bedacht.
Ich kenne die Rolle, die ich spiele, nicht.
Ich weiß nur, sie ist unausweichlich mein,
Wovon das Stück handelt,
werde ich erst auf der Bühne erraten.
Dürftig gerüstet dem Leben zum Ruhm
ertrage ich das mir aufgezwungene Tempo der Handlung mit Mühe.
Ich improvisiere, obwohl mich das Improvisieren ekelt.
Ich stolpere auf Schritt und Tritt über meine Unkenntnis der Dinge.
Mein Lebenslauf schmeckt nach Provinz.
Meine Instinkte sind Dilletantismus.
Das Lampenfieber, das für mich spricht, demütigt mich umso mehr.
Die mildernden Umstände scheinen mir grausam.
Nicht rücknehmbar sind die Worte und Gesten,
...
Und der Charakter, gleich einem Mantel, im Laufen zu Ende geknöpft –
Das sind die kläglichen Folgen dieser Eile.
Probte man wenigstens rechtzeitig einen Mittwoch,
oder man wiederholte den Donnerstag doch!
Aber schon naht der Freitag mit der mir fremden Rolle.
Ist das in Ordnung – frag ich . . .
Es täuscht der Gedanke, die Prüfung sei Nebensache,
in einen provisorischen Raum verwiesen. Nein.
....
Kein Zweifel, es ist die Premiere.
Und was ich auch tue,
verwandelt sich ein für alle Male in das, was ich tat.
Jutta
2.10
Hugo von Hofmannsthal – Rosenkavalier
"Zeit, die ist ein sonderbar Ding.
Wenn man so dahinlebt,
ist wie rein gar nichts.
Aber dann auf einmal,
da spürtman nichts als sie"
Ulla
3.1
Musikstück – Harry Cahpin – „Cats in the Cradle“
My child arrived just the other day
He came to the world in the usual way
But there were planes to catch and there were bills to pay
He learned to walk while I was away
And he was talking 'fore I knew it and as he grew
He'd say, "I'm gonna be like you, dad
You know, I'm gonna be like you"
And the cat's in the cradle and the silver spoon
Little boy blue and the man in the moon
"When you coming home, dad?" "I don't know when
We'll get together then, son, you know we'll have a good time then"
When my son turned ten just the other day
Said, "Thanks for the ball, dad, come on and let's play
Can you teach me to throw?" I said, "Not today
I got a lot to do" he said, "That's okay"
And he walked away but his smile never dimmed
Said, "I'm gonna be like him, yeah
You know, I'm gonna be like him"
And the cat's in the cradle and the silver spoon
Little boy blue and the man in the moon
"When you coming home, dad?" "I don't know when
We'll get together then, son, you know we'll have a good time then"
Well, he came from college just the other day
So much like a man I just had to say
"Son, I'm proud of you, can you sit for a while?"
He shook his head and he said with a smile
"What I'd really like, dad, is to borrow the car keys
See you later
Can I have them please?"
And the cat's in the cradle and the silver spoon
Little boy blue and the man in the moon
"When you coming home, son?" "I don't know when
But we'll get together then, dad, We're gonna have a good time then"
Well, I've long since retired and my son's moved away
Called him up just the other day
Thomas
I said, "I'd like to see you if you don't mind"
He said, "I'd love to, dad, if I could find the time"
"You see, my new job's a hassle and the kid's got the flu
But it's sure nice talking to you, dad
It's been sure nice talking to you"
And as I hung up the phone, it occurred to me
He'd grown up just like me
My boy was just like me
Yeah, and the cat's in the cradle and the silver spoon
Little boy blue and the man in the moon
"When you coming home, son?" "I don't know when
But we'll get together then, dad, we're gonna have a good time then"
Info zu Harry Chapin:
Der Hit Cat's in the Cradle, der ein Millionenseller wurde und es im Dezember 1974 auf Platz
1 der amerikanischen Hitparade schaffte, beschreibt die Geschichte eines Mannes, der nie
Zeit für seinen Sohn hatte und nun, nachdem er alt geworden ist und der Sohn aus dem
Hause ist, selber von diesem vernachlässigt wird.
Am 16. Juli 1981 war Chapin auf dem Long Island Expressway unterwegs zu einem Konzert
im Eisenhower Park in Nassau, als ein LKW auf seinen Wagen auffuhr. Chapin konnte aus
dem Wrack gezogen werden, bevor es in Flammen aufging, und wurde mit einem
Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus geflogen. Nach vergeblichen
Wiederbelebungsversuchen gab ein Sprecher des Nassau County Medical Center bekannt,
dass Chapin infolge eines Herzinfarkts gestorben sei. Es konnte nicht geklärt werden, ob der
Infarkt sich vor oder nach dem Unfall ereignet hatte.
Harry Chapin starb im Alter von 38 Jahren und wurde auf dem Huntington Rural Cemetery in
Huntington (New York), beigesetzt.
Wegen des Engagements von Harry Chapin für die Welthungerhilfe fand 1986 im
Repräsentantenhaus der USA eine Diskussion statt, ob man nicht Chapins Einsatz zur
Bekämpfung des weltweiten Hungers durch einen Orden der USA postum ehren solle.
Nachdem sich Bill Ayres, der Vorsitzende der Welthungerhilfe, Marty Rogol, der Vorsitzende
der Organisation "USA for Africa", und zahlreiche Abgeordnete positiv zu diesem Antrag
geäußert hatten, wurde mit einem Gesetz vom 1. Mai 1986 beschlossen, Chapin mit einem
Orden der USA für sein Engagement zur Bekämpfung des Hungers zu ehren.
Am 16. Juli 1991 fand im Kongress der Vereinigten Staaten ein Gedenken an den Tod von
Harry Chapin, zehn Jahre nach seinem Ableben, statt. Tim Johnson, Abgeordneter aus
South Dakota, hielt unter dem Tagesordnungspunkt "Tribute to Harry Chapin" eine Rede zu
Ehren des verstorbenen Harry Chapin und würdigte dessen humanitäres Engagement
3.2
Heinrich Heine – Mein Kind wir waren Kinder
Mein Kind, wir waren Kinder,
zwei Kinder, klein und froh;
wir krochen ins Hühnerhäuschen,
versteckten uns unter das Stroh.
Wir krähten wie die Hähne,
und kamen Leute vorbei„kikerikü!“ sie glaubten,
es wäre Hahnengeschrei.
Die Kisten auf unserem Hofe,
die tapezierten wir aus,
und wohnten drin beisammen,
und machten ein vornehmes Haus.
Des Nachbars alte Katze
kam öfters zu Besuch;
wir machten ihr Bückling und Knickse
und Komplimente genug.
Wir haben nach ihrem Befinden
besorglich und freundlich gefragt;
wir haben seitdem dasselbe
mancher alten Katze gesagt.
Wir saßen auch oft und sprachen
vernünftig, wie alte Leut´,
und klagten, wie alles besser
gewesen zu unserer Zeit;
wie Lieb´und Treu´und Glauben
verschwunden aus der Welt,
und wie so teuer der Kaffee,
und wie so rar das Geld!--Vorbei sind die Kinderspiele,
und alles rollt vorbei –
Das Geld und die Welt und die Zeiten,
und Glauben und Lieb´und Treu´.
Iris
3.3
Jutta Christ – Windschutzstreifen
Wie im Zeitraffer seh‘ ich die Jahre gehen.
Schon wieder steht der Windschutzstreifen
Als feines Gekritzel am Ende der Flur.
Gerade erst ist er grün geworden.
Gerade erst bauten in ihm
die Sommervögel ihre Nester.
Eben noch prangte er
golden und rot in der Sonne,
schon steht er wieder
als feines Gekritzel am Ende der Flur
vor Wolkenbergen
in allen Nuancen von grau.
Nicht lang und er wird wieder grün,
neu und jung!
Anders als ich
in meinem einundsiebzigsten Jahr!
Und dennoch tröstet mich stets
seine sich wandelnde Schönheit.
Jutta
3.4
Robert Gernhardt – Ein Gast
Das Alter klopft an meine Tür:
„Du bist da drin, ich spüre dir.“
Ich mach nicht auf und flüstre schwach:
„Lern du zuerst mal deutscher Sprach.“
Worauf der Gast zu gehen geruht.
- Ey, Alter! Das ging noch mal gut.
Ulla
3.5
Hermann Hesse – Stufen
Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
in andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
der uns beschützt und der uns hilft zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten;
an keinem wie an einer Heimat hängen,
der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
er will uns Stuf‘ um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
uns neuen Räumen jung entgegensenden,
des Lebens Ruf an uns wird niemals enden…
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!
Jutta
3.6
Thomas
Musikstück – Crosby, Stills, Nash & Young – „Teach your children“
You, who are on the road
Must have a code that you can live by
And so, become yourself
Because the past is just a goodbye
Teach your children well
Their father's hell did slowly go by
And feed them on your dreams
The one they picked, the one you'll know by
Don't you ever ask them why
If they told you, you would cry
So just look at them and sigh
And know they love you
And you (Can you hear?) of tender years (And do you care?)
Can't know the fears (And can you see?) that your elders grew by (We must be free)
And so, please help (To teach your children) them with your youth (What you believe
in)
They seek the truth (Make a world) before they can die (That we can live in)
Teach your parents well
Their children's hell will slowly go by
And feed them on your dreams
The one they picked, the one you'll know by
Don't you ever ask them why
If they told you, you will cry
So just look at them and sigh
And know they love you
4.1
Konstantin Wecker – Jeder Augenblick ist ewig
Jeder Augenblick ist ewig,
wenn du ihn zu nehmen weißt –
ist ein Vers, der unaufhörlich
Leben, Welt und Dasein preist.
Alles wendet sich und endet
und verliert sich in der Zeit.
Nur der Augenblick ist immer.
Gib dich hin und sei bereit!
Wenn du stirbst, stirbt nur dein Werden.
Gönn´ ihm keinen Blick zurück.
In der Zeit muss alles sterben –
aber nichts im Augenblick.
Axel
4.2
Mascha Kaleko – Wo sich berühren Zeit und Raum
Wo sich berühren Raum und Zeit,
Am Kreuzpunkt der Unendlichkeit,
Ein Pünktchen im VorüberschwebenDas ist der Stern, auf dem wir leben.
Wo kam das her, wohin wird es wohl gehn?
Was hier verlischt, wo mag es auferstehn?
-Ein Mann, ein Fels, ein Käfer, eine Lilie
Sind Kinder einer einzigen Familie.
Das All ist eins. Was „gestern“ heißt und „morgen“,
ist nur das Heute unserm Blick verborgen.
Ein Korn im Stundenglase der Äonen
Ist diese Gegenwart, die wir bewohnen.
Dein Weltbild, Zwerg, wie du auch sinnst,
Bleibt ein Phantom, ein Hirngespinst.
Die Ich- das Glas, darin sich Schatten spiegeln,
Das „Ding an sich“ – ein Buch mit sieben Siegeln.
… Wo sich berühren Raum und Zeit,
Am Kreuzpunkt der UnendlichkeitWie Windeswehen in gemalten Bäumen
Umrauscht uns diese Welt, die wir nur träumen.
Ulla
4.3
Thomas
Musikstück – Wir sind Helden – „Die Zeit heilt alle Wunder“
Die Zeit heilt alle Wunder
Wenn du sie gut verschnürst
Bind nur die Stelle gut ab
bis du es gar nicht mehr spürst
Du weißt ein Feuer geht aus
wenn du es länger nicht schürst
und du weißt dass du besser
an alte Wunder nicht rührst
Und auch das größte Wunder geht vorbei
Und wenn es dich nicht loslässt zähl bis drei
Und es geht vorbei es geht vorbei
Es geht vorbei es geht vorbei
Du kommst auf die Welt um ihr den Kopf zu verdrehen
Du lachst über Hunde und deine eigenen Zehen
Du bleibst kaum kannst du laufen alle zwei Meter stehen
und fällst auf die Knie um noch ein Wunder zu sehn
Und am nächsten Wunder ziehen sie dich vorbei
Der der dich am Arm hält zählt bis drei
Und es geht vorbei es geht vorbei
Es geht vorbei es geht vorbei
Es geht vorbei es geht vorbei
Die Zeit heilt alle Wunder
schon nach wenigen Jahren
Die Zeit heilt alle Wunder
schon nach wenigen Jahren
Die Zeit heilt alle Wunder
schon nach wenigen Jahren
nur noch Narben da wo Wunder waren
Wann wirst du endlich lernen dir nicht den Kopf zu verdrehen
Du fällst über Hunde und deine eigenen Zehen
Du kannst kaum grade laufen bleibst alle zwei Meter stehen
und fällst auf die Knie damit die Wunder dich sehen
Und das zehnte Wunder zieht an dir vorbei
Du betest dass es stehen bleibt zählst bis drei
Und es geht vorbei es geht vorbei
Es geht vorbei es geht vorbei
Es geht vorbei es geht vorbei
Die Zeit heilt alle Wunder
schon nach wenigen Jahren
Die Zeit heilt alle Wunder
schon nach wenigen Jahren
Die Zeit heilt alle Wunder
nur noch Narben da wo Wunder waren
Die Zeit heilt und alle wundern sich nach all den Jahren
Dass nichts bleibt als ein paar Stunden da wo Wunder waren
Die Zeit heilt und alle wundern sich nach all den Jahren
Dass nichts bleibt als ein paar Stunden und Narben da wo Wunder waren
Die Zeit heilt alle Wunder
4.4
H.-Fr. Steincke – Spuren
Ob du Sanduhr sagst
Oder Krieg
Oder Frieden –
Ob du Morgen meinst
Oder ob du das Tor
Zur Vergangenheit
Öffnest:
Nichts
Bleibt spurlos
In dir
Und niemals
Ist der Weg
Schon
Am Ziel –
Iris
4.5
Jaques Prévert – Lied
Welchen Tag haben wir
Wir haben alle Tage
Meine Freundin
Wir haben das ganze Leben
Mein Liebes
Wir lieben und wir leben
Wir leben und wir lieben
Und wir wissen nicht was das ist- Leben
Und wir wissen nicht, was das ist- ein Tag
Und wir wissen nicht was das ist- Liebe
Jutta
4.6
Musikstück – Tom Waits – „Time“
Well the smart money's on harlow and the moon is in the street,
and the shadow boys are breaking all the laws.
and you're east of east saint louis and the wind is making speeches,
and the rain sounds like a round of applause.
and napoleon is weeping in a carnival saloon
his invisible fiancee's in the mirror.
and the band is going home, it's raining hammers, it's raining nails
and it's true there's nothing left for him down here.
And it's time time time, and it's time time time
and it's time time time that you love
and it's time time time
And they all pretend they're orphans and their memory's like a train.
you can see it getting smaller as it pulls away.
and the things you can't remember tell the things you can't forget.
that history puts a saint in every dream
Well she said she'd stick around until the bandages came off,
but these mama's boys just don't know when to quit.
and mathilda asks the sailors "are those dreams or are those prayers?"
so close your eyes, son, and this won't hurt a bit
Oh it's time time time, and it's time time time
and it's time time time that you love
and it's time time time
Well things are pretty lousy for a calendar girl
the boys just dive right off the cars and splash into the street.
and when they're on a roll she pulls a razor from her boot,
and a thousand pigeons fall around her feet.
so put a candle in the window and a kiss upon his lips
as the dish outside the window fills with rain.
just like a stranger with the weeds in your heart
and pay the fiddler off 'til i come back again
Oh it's time time time, and it's time time time
and it's time time time that you love
and it's time time time
and it's time time time, and it's time time time
and it's time time time that you love
and it's time time time
Thomas
5.1
Georg Danzer
Die Geschichte von dem Mann, der die Zeit aufhalten wollte
Es war einmal ein Mann,
der wollte die Zeit aufhalten.
So ging er hinaus in die Hügel vor der Stadt
und rief:
„Zeit, steh’ still!“
Da kam ein Reiter des Weges
und sagte zu ihm:
„Wenn dies Dein Wunsch ist,
so sei er Dir erfüllt.“
Und er zog seinen Degen
und stach ihn dem Mann in die Brust.
Zu dem Toten sagte er sodann:
„Es gibt nur eine Zeit:
Deine Zeit.
Und ihr Wesen ist Wandlung.
Wer die Veränderung nicht will,
der will auch nicht das Leben.“
Dann ritt er weiter.
Axel
5.2
Hilde Domin – Osterwind
Wir haben es den Blumen und Bäumen voraus:
Unsere Jahreszeiten
sind schneller.
Der Tod
steigt im Stengel unseres Traums,
alle Blüten werden dunkel
und fallen.
Kaum ein Herbst. Der Winter kommt
in einer Stunde.
Doch da ist keine Wartezeit,
sicheres Warten
für kahle Zweige.
So wie der Vogel
innehält und sich wendet im Flug,
so jäh, so ohne Grund
dreht sich das Klima des Herzens.
Weiße Flügelsignale im Blau,
Auferstehung
all unserer toten
Blumen
im Osterwind
eines Lächelns.
Ulla
5.3
Jutta Christ – Die Eintagsfliege
„Als ich ein Kind war,“ sagte die Eintagsfliege,
„stand die Sonne im Osten.
Ich sah sie über den ganzen Himmel wandern.
Nun steht sie tief im Westen.“
„Was für ein langes, erfülltes Leben“,
sprach sie mit letztem Atem
und starb.
Jutta
5.4
Konstantin Wecker – Wenn mein Ende nicht mehr weit ist
Wenn mein Ende nicht mehr weit ist,
ist der Anfang schon gemacht.
Weil’s dann keine Kleinigkeit ist,
ob die Zeit vertane Zeit ist,
die man mit sich zugebracht.
Iris
5.5
Thomas
Musikstück – Simon & Garfunkel – „Old friends / Bookends“
Old friends, old friends
Sat on their park bench like bookends
A newspaper blown through the grass
Falls on the round toes
Of the high shoes of the old friends
Old friends, winter companions, the old men
Lost in their overcoats, waiting for the sunset
The sounds of the city sifting through trees
Settle like dust on the shoulders of the old friends
Can you imagine us years from today?
Sharing a park bench quietly
How terribly strange to be seventy
Old friends, memory brushes the same years
Silently sharing the same fears
Time it was and what a time it was, it was
A time of innocence, a time of confidences
Long ago, it must be, I have a photograph
Preserve your memories, they're all that's left you
6.1
Rainer Brambach u. Frank Geerk – Das blaue Bärenlied
Wir haben manchen langen Nachmittag verschwatzt
und dabei manchen Schatz gehoben.
Es gibt so vieles zu verfluchen und zu lobenwas denkt der Bär in uns, der sich den Hintern kratzt?
Man soll das Leben um des Lebens willen leben,
besonders, wenn der Abend durch die Türe tritt
und leise sagt: Ihr Dichter, kommt jetzt mit!
Dann sage wir: ach laß uns doch noch einen heben!
Der Bär steht auf. Er hat enug gesoffen.
Der Himmel steht auf Mitternacht,
mit Wolken zugedeckt, vielleicht auch offen,
Was uns betrifft: wir haben alle Schätze durchgebracht.
Was nickt in uns? Wir gehen schlafen.
Schön schwappt der Wein in unsrem Bauch.
Verschon der Himmel uns mit seinen Strafen
und unsren blauen Bären auch.
Ulla
6.2
Elli Michler – Ich wünsche Dir Zeit
Ich wünsche dir nicht alle möglichen Gaben.
Ich wünsche dir nur, was die meisten nicht haben:
Ich wünsche dir Zeit, dich zu freu´n und zu lachen,
und wenn du sie nützt, kannst du etwas draus machen.
Ich wünsche dir Zeit für dein Tun und dein Denken,
nicht nur für dich selbst, sonder auch zum Verschenken.
Ich wünsche dir Zeit- nicht zum Hasten und Rennen,
sondern die Zeit zum Zufriedenseinkönnen.
Ich wünsche dir Zeit- nicht nur so zum Vertreiben.
Ich wünsche, sie möge dir übrig bleiben
als Zeit für das Staunen und Zeit für Vertrau´n,
anstatt nach der Zeit auf der Uhr nur zu schau´n.
Ich wünsche dir Zeit, nach den Sternen zu greifen,
und Zeit, um zu wachsen, das heißt, um zu reifen.
Ich wünsche dir Zeit, neu zu hoffen, zu lieben.
Es hat keinen Sinn, diese Zeit zu verschieben.
Ich wünsche dir Zeit, zu dir selber zu finden,
jeden Tag, jede Stunde als Glück zu empfinden.
Ich wünsche dir Zeit, auch um Schuld zu vergeben.
Ich wünsche dir: Zeit zu haben zum Leben!
Iris
6.3
Thomas
Musikstück – Cat Stevenes – „If you want to sing out, sing out“
Well, if you want to sing out, sing out
And if you want to be free, be free
'Cos there's a million things to be
You know that there are
And if you want to live high, live high
And if you want to live low, live low
'Cos there's a million ways to go
You know that there are
You can do what you want
The opportunity's on
And if you find a new way
You can do it today
You can make it all true
And you can make it undo
You see, ah ah ah
It's easy, ah ah ah
You only need to know
Well, if you want to say yes, say yes
And if you want to say no, say no
'Cos there's a million ways to go
You know that there are
And if you want to be me, be me
And if you want to be you, be you
'Cos there's a million things to do
You know that there are
You can do what you want
The opportunity's on
And if you find a new way
You can do it today
You can make it all true
And you can make it undo
You see, ah ah ah
It's easy, ah ah ah
You only need to know
Well, if you want to sing out, sing out
And if you want to be free, be free
'Cos there's a million things to be
You know that there are
You know that there are
You know that there are
You know that there are
You know that there are
6.4
Thomas
Musikstück – Bob Dylan – „The Times they are a-changing’“
Come gather around people, wherever you roam
And admit that the waters around you have grown
And accept it that soon you'll be drenched to the bone
If your time to you is worth savin'
Then you better start swimmin' or you'll sink like a stone
For the times they are a-changin'
Come writers and critics who prophesize with your pen
And keep your eyes wide, the chance won't come again
And don't speak too soon, for the wheel's still in spin
And there's no tellin' who that it's namin'
For the loser now will be later to win
For the times they are a-changin'
Come senators, congressmen, please heed the call
Don't stand in the doorway, don't block up the hall
For he that gets hurt will be he who has stalled
The battle outside ragin'
Will soon shake your windows and rattle your walls
For the times they are a-changin'
Come mothers and fathers throughout the land
And don't criticize what you can't understand
Your sons and your daughters are beyond your command
Your old road is rapidly aging
Please get out of the new one if you can't lend your hand
For the times they are a-changin'
The line it is drawn, the curse it is cast
The slow one now will later be fast
As the present now will later be past
The order is rapidly fadin'
And the first one now will later be last
For the times they are a-changin'