26 Donnerwetter aus 300 Jahren Angebote zum bewussten Hören von Gewittermusik GeorG BieGholdt Vom Regentropfenpräludium Frederic Chopins bis zu Laid Backs Sunshinereggae. Immer wieder dienen Wettererscheinungen als Inspiration für Komponisten. In vier Musikbeispielen sind Donner, Blitze und Unwetter aus unterschiedlichen Zeiten zu hören, verbunden mit Ideen für den Unterricht. Man kann jedes Hörbeispiel mithilfe petenbahn nutzen, die sie sich vorher eines anderen Angebotes bearbeiten; in Abschnitte eingeteilt haben. Wäh- man kann ein Angebot an mehreren rend der Musik wird der Stift (am bes- Musikstücken erproben, was sich zum ten Flipchartmarker) wie ein Staffelstab Vergleichen gut eignet. Auch können weitergegeben (z. B. auf akustisches Si- an einem Musikstück mehrere Ideen gnal der Lehrkraft, die die Zeit gleich- umgesetzt werden. Grundlage für die mäßig einteilt). • Strauß: Ein Tanz bestehend aus viel Rhythmus, darunter Blitz und Donner • Vollenweider: Gewitter – die Sonne scheint auf Wassertropfen, Nebel steigen auf und verdunsten Was passiert? Wenn man selbst ver- Entscheidungen sind die Interessen der Was passiert? Durch die Aufgabe sucht hat, ein außermusikalisches Ge- Klasse und der Lehrkraft und die vor- der grafischen Umsetzung und die Be- schehen zu verklanglichen, ist man viel handene musikalische Kompetenz, auf obachtung anderer bei der Erledigung offener für die Musik, die nun dasselbe die es zurückzugreifen und die es zu er- dieser Aufgabe sind die Kinder nicht versucht; man vergleicht eigene Ideen weitern gilt. nur insgesamt wesentlich aufmerksa- und Ergebnisse mit denen des Kompo- mer, sondern nehmen auch das Gesche- nisten. Im Ergebnis nimmt man die Mu- hen in der Musik viel intensiver wahr. sik intensiver wahr. Erstellen einer grafischen Partitur Eine sich eventuell anschließende Ver- Wenn man sich mit allen vier Ge- balisierung der Eindrücke hat so eine wittermusiken beschäftigt, ist es eine gute Grundlage. schöne Möglichkeit, die Parakomposi- Die mit einem Musikprogramm er- tionen von vier Gruppen erarbeiten zu zeugten Grafiken der auf der CD be- lassen. Diese sollen später herausfin- findlichen Musik zeigen nicht nur, wo Parakomposition in dem Musikstück das Gewitter statt- den, welches Hörbeispiel zu ihrer Aufgabe passt. findet (blau unterlegter Teil), sondern Es wird versucht, das Programmatische bieten schon die erste Umgangsmög- einer Musik in einer eigenen Komposi- lichkeit an: Das, was hier ein Compu- tion vorwegzunehmen. Das könnte man ter erzeugt hat, exakt und mechanisch, für die einzelnen Ausschnitte so formu- kann der Mensch viel besser: Emotio- lieren: nal und bewegt. Eine grafische Partitur • Vivaldi: Strahlender Sonnenschein – Zuordnung von Sprache – assoziativ „Was siehst du vor deinem inneren Au- kann jedes Kind für sich allein erzeu- Gewitter – strahlender Sonnen- ge?“ Oder: „Was läuft bei dieser Musik gen (Streifen von A3-Blättern sind bes- schein in deinem Kopfkino ab?“ Das sind Fra- ser als A4-Blätter). Es kann aber auch • Beethoven: Flirrende Hitze mit ers- gen, die Kinder darauf bringen sollen, in Gruppen von ca. fünf Kindern gear- tem Grollen in der Ferne – Gewitter – die Musik in innerlich gesehene Bil- beitet werden, die gemeinsam eine Ta- die Sonne scheint wieder der zu übersetzen, welche schließlich Grundschule Musik | 59 | 2011 GSMu59_S01-48.indb 26 11.07.11 16:38 27 Unterrichtsanregungen 1725 – Antonio Vivaldi 1869 – Johann Strauß (Sohn) Die vier Jahreszeiten: „Der Frühling“, 1. Satz „Unter Blitz und Donner“ Eingebettet in das allseits bekannte Der Komponist war nach heutigem Ver- Thema komponierte Vivaldi eine Ge- ständnis Tanzmusiker. Er hinterließ uns witterszene. „Während sich der Him- viele bekannte Walzer und Polkas. Auch mel mit schwarzem Mantel bedeckt, „Unter Blitz und Donner“ ist eine Pol- Musikalische Handlungsfelder: kommen einzelne Blitze und Donner, ka. Die Naturgewalten müssen sich hier Musikhören den Frühling anzukündigen.“ (aus dem dem Tanzrhythmus unterordnen, sodass erklärenden Sonett) es eine ganz andere Wirkung ergibt. Klassenstufen: Klassen 3 – 6 Zeitbedarf: 2 – 3 Unterrichtsstunden Kopiervorlagen: M4 Begriffe (als PDF auf der CD) 1808 – Ludwig van Beethoven 1981 – Andreas Vollenweider Sinfonie Nr. 6: „Pastorale“, 4. Satz Behind the gardens: „Afternoon / In der Sinfonie verarbeitet Beethoven Hands and clouds“ das Landleben. Ein Gewitter darf da Das Stück beginnt mit einem starken nicht fehlen. Es kündigt sich zunächst Gewitter samt Regen – wahrscheinlich mit Grummeln an, dann entlädt es sich handelt es sich um eine bearbeitete Auf- mit Donnerschlägen. Abgelöst wird es nahme aus der Natur. Nach dem letz- Hörbeispiele: von einer freundlichen Melodie, die ten Donner geht der Regen über in ei- Sonnenschein auszustrahlen scheint. ne freundliche und kraftvolle Melodie, 10 Der Frühling (A. Vivaldi) 11 Sinfonie Nr. 6, Pastorale Instrumente: Begleitinstrumente der Lehrkraft, Rhythmusinstrumente Fächerverbindung: Kunst, Sachunterricht (J. Beethoven) gespielt auf einer elektronischen Harfe, 12 Unter Blitz und Donner begleitet von nur wenig Perkussion und (J. Strauß) sphärischen Synthesizerklängen. 13 Hands and clouds (A. Vollenweider) sprachlich gefasst werden. Bezogen auf Was passiert? Aufgrund der Aufgaben- gestellt in „Grundschule Musik“ Nr. 24, die blau unterlegten Teile der Hörbei- stellung konzentrieren die Kinder sich und M4, Begriffe als PDF-Datei auf der spiele könnten das sein: Blitz, Donner, darauf, wie sich ihre persönlichen Ge- CD1). Krachen, Burg bei Nacht, Schloss im Re- wittererfahrungen mit der Musik in gen, große Pfützen, dunkle Wolken oder Übereinstimmung bringen lassen. Sie Schütten. Die Kinder sind aufgefordert, nehmen die Musik dadurch eher als Beispiele für den Umgang mit der Kartei: die Gedanken auf Moderationskarten Ganzes, denn in ihren Details wahr. Sie • Auf dem Fußboden verteilt liegen die festzuhalten. Jedes Kind äußert min- erhalten sozusagen einen Gesamtblick Karten. Aufforderung an die Schü- destens einen Gedanken. auf den Ausschnitt. ler: „Sucht Karten, die eurer Meinung nach gut zur Musik passen.“ Die Karten werden an der Tafel oder Nicht jeder Schüler muss eine Kar- Pinnwand gesammelt. Damit nicht alle das Gleiche aufschreiben, kann die Aufforderung auch lauten: „Versuche, Zuordnung von Sprache – beschreibend Wörter zu finden, auf die andere nicht te nehmen – eine ganze Reihe sollte ja nicht zur Musik passen. Anschließend werden die Karten an die Tafel kommen. Und die trotzdem gut zur Mu- Die Frage „Wie klingt die Musik?“ führt sik passen.“ Die gleiche Formulierung bei Kindern im Grundschulalter oft zu • Jeder Schüler erhält eine Karte in kann in verschiedenen Klassen zu qua- wenig differenzierten Antworten. Es die Hand. Während der Musik soll er litativ ganz unterschiedlichen Ergebnis- fehlt ihnen in der Regel das notwendi- prüfen, ob die Karte zur Musik passt sen führen – es bleibt einem nichts, als ge Vokabular. Dem kann man mit ei- (in der Mitte des Raumes ablegen), sich überraschen zu lassen … ner Kartei von Begriffen abhelfen (dar- nicht passt (zurück in den Aufbewah- geheftet. Grundschule Musik | 59 | 2011 GSMu59_S01-48.indb 27 11.07.11 16:38 28 rungskasten), oder er nicht weiß, was das Wort im Zusammenhang mit der Musik bedeuten könnte. Danach wird zunächst den Kindern geholfen, die ihre Karte noch haben. Diese können sich nun zur Musik erneut entscheiden. • An zwei entgegensetzten Enden des Raumes werden zwei Punkte gekennzeichnet: „Passt besonders gut zur Musik.“/„Passt gar nicht zur Musik.“ Der Raum zwischen diesen Punkten dient als Skala. Am Anfang nutzen die Kinder oft nur die Extreme und die Mitte; öfter praktiziert lernen sie jedoch, auch die übrigen Abstufungen zu nutzen. Die Grundregel für die Arbeit lautet: Alles passiert lautlos während die Musik erklingt. Ein Schüler (z. B. der im Kreis links vom Lehrer sitzende) beginnt, wenn er wieder sitzt, ist der nächste Die Musikstücke gilt es zu stoppen klingenden Musik der Rücken des Part- Was passiert? Die Kinder denken über (Dauer der Sequenzen mit und ohne ners „bearbeitet“: gestrichen, geklopft, den Zusammenhang von Sprache und Gewitter) und 30 Sekunden ergeben getupft. In einem zweiten Durchgang gehörter Musik nach. Dadurch nehmen beispielsweise bei einem Folienüber- wird gewechselt. sie die Musik differenzierter – nämlich gang von 3 Sekunden 10 Bilder. Die Die Grundregel lautet hier: Man tut im Vergleich zum vorliegenden Begriff – fertigen Präsentationen können dann dem Partner nicht weh. Man bemüht wahr und erweitern ihren Wortschatz im Unterricht zur erklingenden Musik sich, mit seinen Bewegungen auf dem die Beschreibung von Musik betreffend. vorgeführt werden. Sicher ist dies eine Rücken des Partners möglichst „nahe“ Aufgabe, die nur ein Teil der Schüler an der Musik zu sein. dran usw. für sich annehmen und umsetzen wird. Was passiert? Der passive Partner Was passiert? Die Kinder hören be- empfindet die Berührungen auf seinem sonders genau auf die Musik, um zu Rücken angenehm, wenn sie für ihn zur Dort, wo Whiteboards oder Beamer und überprüfen, ob die gefundenen Bilder Musik passen, oder als unangenehm. Er Laptop schon genutzt werden, zeigen tatsächlich passend sind. Darüber hi- nimmt die Musik unter diesem Aspekt Kinder ab der dritten oder vierten Klas- naus lernen sie die Arbeit ihrer Mitschü- intensiv wahr. Der aktive Partner will se bereits, dass sie mit neuen Medien ler schätzen und freuen sich sicherlich möglichst passend zur Musik agieren. durchaus umgehen können. Unter dem über das eine oder andere besonders in- Auch dies führt zu einer differenzier- Stichwort „Gewitter“, „Landschaft nach teressante oder originelle Bild. teren und intensiveren Wahrnehmung. Eine Diashow erstellen Regen“ oder „nach dem Regen“ im In- Anmerkung ternet gefundene Bilder lassen sich mit wenigen Handgriffen in eine Power- Taktiles Erleben point-Präsentation integrieren. Das machen Kinder durchaus auch zu Hause Jedes Kind sucht sich einen Partner. Die unter Anleitung von Erwachsenen, die beiden sitzen hintereinander, sodass der sich freuen, wenn ihr Kind mit einem eine mit seinen Händen gut den Rücken sinnvollen Wunsch den Computer be- des anderen Partners erreicht. Mit den treffend vor ihnen steht. Fingerspitzen wird nun passend zur er- 1 Die Datei ausdrucken, laminieren und an den Linien zerschneiden. Alternativ auf Karton ausdrucken und nicht laminieren. Wenn man sie kleiner haben möchte, beim Ausdrucken auf Funktion „2 auf 1“ gehen, dann werden zwei Seiten auf eine Seite verkleinert gedruckt. Begriffe, die verwendet werden sollen, bewusst aussuchen. Grundschule Musik | 59 | 2011 GSMu59_S01-48.indb 28 11.07.11 16:38
© Copyright 2024 ExpyDoc