Ergebnisse Workshop - Kolping Österreich

Kolpingtag: 17.10.2015
Workshop Jugend & Arbeit
WL: Mag.a Tanja Becher & Mag.a Marion Praschberger
TeilnehmerInnen: aus Graz (3), Klagenfurt, Vöcklabruck, Mistelbach, Baden, Wien
Einleitung:
391.417 Arbeitslose gab es Ende September in Österreich. Das sind um rund 7 % mehr als im Vorjahr
und ein historischer Höchststand (Arbeitslosenquote von 5,7 %). Wien ist hier der negative
Spitzenreiter mit 141.082 Arbeitslosen. Einer Arbeitslosenquote von rund 13 %.
Davon sind 72.416 Jugendliche unter 25
(=Jugendarbeitslosenquote) von 10,8 % ausmacht.
Jahre
betroffen,
was
einen
Prozentanteil
Bildung: auffallend ist, dass 188.557 Personen in Österreich arbeitslos gemeldet sind, die max. über
eine Pflichtschulausbildung verfügen. Das sind 48 % aller arbeitslosen Personen!!! 113.321 arbeitslos
gemeldete Personen haben eine Lehre abgeschlossen, was 29 % aller arbeitslosen Personen in
Österreich entspricht.
Experten erwarten keine Entspannung der Situation bis 2019. Sondern einen weiteren Anstieg bis
Ende 2016.
Laut Linzer Market Institut: halten es 87 % der österreichischen Wahlberechtigten für dringend
notwendig, dass UnternehmerInnen leichter Arbeitsplätze schaffen können;
Das Arbeitsplatzthema wurde als WICHITGSTES in einer 23 Themen umfassenden Liste gereiht.
Die Arbeitslosigkeit, von der in starkem Ausmaß viele junge Menschen betroffen sind, gehört zu den
größten Herausforderungen unserer Gesellschaft.
Blicken wir auf die Gruppe der Arbeitslosen, so zeigt sich, dass Langzeitarbeitslose auch in Boomzeiten
schwerer Jobs finden: Vermittlungshemmnisse wie gesundheitliche Einschränkungen oder
Bildungsdefizite sind Gründe dafür. nehmen doch gesundheitliche Beschwerden aufgrund der sozialen
Situation der Jugendlichen zu. Oft sind finanzielle Sorgen und Instabilität des Elternhauses Ursache für
gesundheitliche Beschwerden. Beschäftigung und Qualifizierung lauten die Schlüsselwörter.
1
ARBEITSLOSE PERSONEN UND SCHULUNGSTEILNEHMERINNEN IN DEN BUNDESLÄNDERN (STAND 30.9.2015)
147.311
160.000
140.000
120.000
100.000
80.000
60.000
40.000
20.000
0
62.203
47.394
47.165
25.181
Quelle (14.10.2015):
23.261
16.487
11.949
10.466
http://www.ams.at/_docs/001_uebersicht_aktuell.pdf
JUGENDARBEITSLOSENQUOTEN IM INTERNATIONALEN VERGLEICH (STAND 30.9.2015)
48,80%
50,00%
45,00%
40,00%
35,00%
30,00%
25,00%
20,00%
15,00%
10,00%
5,00%
0,00%
48,30%
43,50%
40,70%
24,50%
20,40%
19,60%
19,00%
17,70%
15,40%
12,40%
10,80%
7,00%
Quelle (14.10.2015): http://www.ams.at/_docs/001_uebersicht_aktuell.pdf
Definitionen:
Jugendarbeitslosigkeit: Als Jugendlicher wird in internationalen Vergleichen meist gemäß der
Definition der Vereinten Nationen bezeichnet, wer mindestens 15 und höchstens 24 Jahre alt ist.
Langzeitarbeitslosigkeit: Personen, die über 365 Tage arbeitslos gemeldet sind, werden als
langzeitarbeitslos gezählt. Unterbrechungen bis zu 28 Tagen bleiben unberücksichtigt.
Arbeitslosenquote: Arbeitslose in Prozent der Erwerbspersonen.
Jugendarbeitslosenquote: Gesamtheit aller Jugendlichen abzüglich derer, die sich in Ausbildung
befinden.
2
1. HERAUSFORDERUNGEN
Erste Workshoprunde:
Bitte diskutiert die aus eurer Sicht wichtigsten Aufgaben, die an uns als Verein, oder als
Einzelne/r gestellt werden.
Was sind die wesentlichen Herausforderungen, die sich hierbei ergeben?
1.1.
•
•
Berufswahl: Jugendliche werden oft in Bereiche hineingedrängt, Standardberufe sind überlaufen,
andere sind nicht bekannt, zu wenig Möglichkeiten herauszufinden wo seine Interessen und
Stärken liegen, zu wenig Kontakte/Praktika bei Firmen um Beruf auch in Praxis zu erleben,
Übergang Schule-Beruf sollte intensiver begleitet werden;
Joberhaltung: oft viele Abbrüche, TN aus Tirol erzählt über Lehrabbrüche von Kollegen, haben es
nicht durchgehalten, zu wenig Interesse an Beruf, Wunsch nach stärkerer Begleitung während der
Lehrzeit, nach guten Ansprechpersonen, Angst Job zu verlieren – aufgrund derzeitiger
Arbeitsmarktlage, Angst keine gute Ausbildung zu bekommen (und somit keine Zukunftschancen
zu haben), Jugendliche sind mit Ängsten und Druck konfrontiert;
1.2
•
•
•
•
•
ALTERSSTRUKTUR des Vereins
Altersstruktur in der Kolpingsfamilie, wie schaffen wir es Jugendliche zu integrieren?
Schade um das Potential der BewohnerInnen in einem KH; wenn wir es schaffen Jugendliche für
den Verein zu gewinnen, dann könnten sie wichtige Erfahrungen sammeln, ehrenamtlich, Ideen
einbringen, was ist der Jugend heute wichtig?
Vereinsstruktur wurde von mehreren Gruppen angesprochen: welche Anreize können wir setzen,
welche Aufgaben könnten übernommen werden? Welche Projekte könnten greifen?
1.4
•
SOLIDARITÄT muss leistbar sein
Solidarität mit Jugendlichen die Schwächen aufweisen, aber diese muss auch leistbar sein. Für die
Betriebe besteht Leistungsdruck, das bedeutet, dass Menschen, die mehr Unterstützung
benötigen entweder zusätzlich angestellt sind, was mit Kosten verbunden ist oder die Abläufe
langsamer vor sich gehen.
integrative Berufsausbildung: gut dass es diese Unterstützung gibt, aber was passiert nach der
Ausbildung? Firma muss bereit sein den Jugendlichen auch eine Chance zu geben, es mit ihnen zu
probieren und auch bereit sein mehr Unterstützung zu leisten, zeitintensivere Betreuung, Arbeit
wird langsamer erledigt, braucht viel Bereitschaft von Seiten der Arbeitgeber, sollte politisch
gefördert werden…
Abbrüche oder Schwierigkeiten im täglichen Ablauf können nur mit hohem Aufwand und viel
Toleranz seitens des Arbeitgebers verhindert werden.
1.3
•
UNSICHERHEIT
VERNETZUNG
Es braucht mehr Networking untereinander: zwischen Kolping und Firmen (Lehrstellen schaffen,
Jobs schaffen) aber auch zwischen Kolping intern (von anderen Projekten lernen) oft wären
Projektideen da, aber man weiß nicht wie man es konkret angehen kann, wer fördert, wer
unterstützt, wie gehe ich bei der Antragsstellung vor?
Vernetzung ist große Ressource, die brach liegt, auch vor Ort
3
1.5
•
•
QUALITÄT der Ausbildungen!
Überbetriebliche Ausbildungen haben sehr schlechten Ruf, fürs erste sind Jugendliche zwar
beschäftigt bzw. in Ausbildung (scheinen in Statistik nicht auf) – finden dann aber damit keinen
Job (Jugend am Werk, BFI Ausbildungen, weidinger und partner etc.)
Integrative Ausbildung: Einzelner braucht mehr!
Bildungsdefizite (Deutsch-, Mathematikkenntnisse); einer der TN nimmt selbst Lehrlinge auf,
erzählte von massiven Rechenproblemen, geographisch hatten die wenigsten Ahnung von
Österreich (Bundesländer plus Bundeshauptstädte), Allgemeinwissen nimmt stark ab – vor allem
in sozial schwachen Schichten, Bildungsreform?
Jugendliche brauchen auch eine Chance; können so unter Beweis stellen geeignet zu sein, auch
bei schlechten Schulzeugnissen
2. BEST PRACTICE MODELLE - Erfahrungen
Zweite Workshoprunde:
Best Practice: Bitte sammelt hilfreiche Ideen und praktikable Lösungen.
In welcher Form sind Kolpingsfamilien bereits im Bereich (Jugend)Arbeitslosigkeit aktiv?
Welche Initiativen sind euch bekannt?
2.1. Jugendwohnen
Das Kolping Jugendwohnen ist ein gutes und bewährtes Modell, das Jugendliche in ihrer Ausbildung
unterstützt. Es macht Wohnen leistbar und Jugendliche sind in der Phase der Berufsorientierung und
Bildung in eine Gemeinschaft eingebunden.
2.2. Berufsorientierung
Pilotprojekt der Behinderteneinrichtung in Mistelbach: „Berufsorientierung“ für Jugendliche ab 16
Jahren mit sozialpädagogischem Förderbedarf (Lernbehinderung), die erste Arbeitserfahrungen in
verschiedenen Bereichen (z. B. Haustechnik, Gartenarbeit, u. a.) sammeln können.
Am Übergang von Bildung zu Arbeit für Menschen mit Beeinträchtigung (s. Anhang)
2.3. Schaffung von Arbeitsstellen für Menschen mit besonderen Bedürfnissen:
Flüchtling in Küche des Kolpinghauses Vöcklabruck beschäftigt; KF ist bemüht immer auch Stellen für
Menschen mit Lernschwäche z.B. in der Kantine zu schaffen.
2.4. Projekt Handwerk von Kolping Österreich
Handwerksbereich: Ausmalen, Fliesen legen, verfugen, Übersiedelungen wenn Bewohner vom MUKI
ausziehen, Ausbesserungsarbeiten in Mistelbach/ Wr. Neustadt/ Vereinsgasse, Reparaturarbeiten,
Holzarbeiten, Veranstaltungsraum vorbereiten, Reinigung, Instandhaltung, bei Einkäufen zu
Baumärkten mitfahren
Sozialer Bereich: Bewohner von Zimmer abholen und zurückbringen, Plaudern, Vorlesen,
Spazierengehen, Spiele spielen, bei Ausflügen begleiten (Bsp. Neusiedler See, Heuriger, Prater),
Aushilfe auf den Pflegestationen
Selbst wenn dieses halbe Jahr nicht immer den gewünschten Erfolg eines Arbeitsplatzes am ersten
Arbeitsmarkt hat, nehmen die TeilnehmerInnen dennoch wichtige Ressourcen mit:
-
Soziale Kompetenzen: Sie arbeiten im Team, lernen Rücksicht aufeinander zu nehmen auch
wenn sie oft aus ganz unterschiedlichen Ländern kommen, werden vielleicht ein bisschen
4
-
-
„offener“ – lernen andere Sitten/Gebräuche kennen, helfen einander, neue TeilnehmerInnen
werden ein Stück weit von ihnen eingeschult, bei Konflikten nicht gleich die Flucht ergreifen
sondern darüber reden können – Abbruchgeschichte nicht fortzusetzen im besten Fall
Fähigkeiten/Interessen entdecken: Oft keine familiäre Unterstützung, keine Vorbilder, keine
Ideen was sie denn werden möchte, bisher oft Druck erfahren (von AMS, von Schule, von
abgebrochener Lehrstelle) – aber wenig auf sich selbst hören dürfen, sie dürfen sich jetzt
ausprobieren – was kann ich/was kann ich nicht, was mach ich gerne/was weniger gern, worin
bin ich gut, wo liegen meine Talente
Gefühl Teil von etwas zu sein: keine „sinnlosen“ Arbeiten, sie sehen was ihre Arbeit bewirkt:
arbeiten in den Häusern direkt und helfen anderen Menschen. Sie lernen einen Arbeitsalltag
kennen und wie im Haus alles zusammenhängt – wer wofür zuständig ist und wie sie mit ihrer
Arbeit zum großen Ganzen beitragen.
2.5. Lernbetreuung für benachteiligte Grundschulkinder
Im Kolpinghaus „Gemeinsam leben“ Wien Leopoldstadt. Derzeit nutzen 18 Kinder im Alter von 6 bis 12
Jahre, deren Eltern nicht Deutsch als Muttersprache haben, das Angebot der Lernbetreuung. Ziel ist
die schulische Entwicklung von Kindern, deren Eltern nicht die Möglichkeit haben ihre Kinder zu
unterstützen und zu fördern. Vor allem die Nutzung der deutschen Sprache und soziale Kontakte über
die eigene Kultur hinaus ist Zweck des Integrations-Projektes und dient so der Prävention vor
Jugendarbeitslosigkeit.
Wegen des steigenden Bedarfes wird fallweise auch Nachhilfe (Deutsch, Mathematik, Englisch und
Französisch) für ältere Kinder angeboten. Das Projekt ist rein aus Spenden finanziert und Bedarf
ehrenamtlicher Mithilfe.
2.6. Ehrenamtliches Engagement
…bei Kolping – erhöht Chance einen Arbeitsplatz zu finden
Es kann ein Zertifikat oder eine Bestätigung über die Tätigkeit ausgestellt werden, was gerade am
Übergang zwischen Ausbildung und Beruf hilfreich ist, da Praxis oftmals erforderlich ist.
3. ZUKUNFT: Ideen, Lösungen, Vorhaben
Dritte Workshoprunde:
Was könnte Kolping noch tun, um die Situation von jungen Menschen am Übergang von
Ausbildung zu Arbeit zu unterstützen?
3.1.
•
•
•
•
Infoworkshops für Jugendliche zum Thema Berufswahl
Jobs im „Haus“ schaffen
Beschäftigung und Bildung kombinieren
Programmpunkte in Jugendwohnhäuser von Kolping? Firmen einladen – Berufe vorstellen,
Kontakte knüpfen, Filme zeigen/ Filmabende
Informationseck für junge Erwachsene in Kolpinghäuser zum Thema Ausbildung und
Arbeitsmarktlage – was braucht die Wirtschaft/ wer ist gefragt? (Broschüren, BIZ, Lehrberufe etc.)
5
3.2.
Ausbildungsplätze/ Lehrstellen schaffen
… plus pädagogisch geschultes Personal um Jugendliche zu halten und bestmöglich zu begleiten - wie
könnte das finanziert werden?
• Lehrlingspatenschaften; Generationenübergreifendes Lernen: Ältere lernen mit Jüngeren,
gegenseitiges voneinander Lernen, Buddy-System
3.3.
Ressourcen & Synergien nutzen
Vernetzung ausbauen oder aktivieren; auch Kolping intern!
Beispiel: Elternschulungen – Hilfe für Familien in kritischen Situationen
3.4.
Wunsch in Klagenfurt
„Brain-Drain“ abzuschwächen, gut ausgebildete Fachkräfte sollen in Kärnten gehalten werden können,
was kann Kolping dazu beitragen, welche Projekte könnten geschaffen werden? Im Sozialbereich gibt
es dazu wenig Möglichkeiten, viele gehen in andere Bundesländer weil sie keinen passenden Job vor
Ort finden
3.5.
Planung eines Projektes für Jugendliche am Übergang zwischen Ausbildung
und Arbeit
Überlegungen in Graz etwas für die Jugend zu schaffen, Zusammenarbeit funktioniert gut – Wille ist
vorhanden, nur an Umsetzung scheitert es bisher, Vernetzung mit Jugendcoaching geplant;
Für weitere Fragen zu Projekten in diesem Bereich, lade ich Sie herzlich ein, sich mit uns in
Verbindung zu setzen:
Marion Praschberger: [email protected]; T: 01/58735 42-34
Tanja Becher: [email protected]; T: 01/587 35 42-40
Kolping Österreih Paulanergasse 11, 1040 Wien
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