credo 2015 - Protestantische Kirche Malmedy

VEREINIGTE PROTESTANTISCHE KIRCHE IN BELGIEN – VERENIGDE PROTESTANTSE KERK IN BELGIE – EGLISE PROTESTANTE UNIE EN BELGIQUE
CREDO 6 / 2015
8
PROTESTANTISCHE KIRCHENGEMEINDE MALMEDY / ST. VITH
CREDO 2015
„CREDO 2015“ im Internet
www.protestantischekirchemalmedy.com
42. Jahrgang / Nr. 6 Dezember 2015
Jahreslosung 2015
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Römer 15, 7
Weil kein Platz in der Herberge war, gebar sie ihren ersten Sohn in einem Stall in Bethlehem….
Belgique-Belgie
Protestantische Kirchengemeinde
P.P.-P.b
Malmedy/St. Vith
Rue Abbé Peters 42
MEDITATIVES
und
4960 Malmedy
P 005332
INFORMATIVES
aus und für
Gemeinde
Kirche
Welt
CREDO 6 / 2015 /
2
CREDO 6 / 2015
TERMINE und NACHRICHTEN
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VERSÖHNUNG
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DEZEMBER
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ABENDANDACHT AB D=E ADQ=B@HM=A@
am 02. / 09. / 16. Dezember um 18 Uhr
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16 U&- 30
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Das 6. vorchristliche Jahrhundert war für die Bevölkerung
Judäas, des Restes des ehemaligen Königreiches Israel,
wohl das schwärzeste Kapitel seiner Geschichte - sie
wurde nach Babylon exiliert und dort saß sie weinend an
dessen Wassern, wie es heißt. Dem entwurzelten und
ohne große Hoffnung auf Situationsveränderung oder gar
Rückkehr lebenden Volk kam ein Gottgesandter, ein
Prophet, zu Hilfe, der von den Theologen Deuterojesaja der zweite Jesaja - genannt wird. In den Kapiteln 40 - 55
sind seine Sprüche nachzulesen - und wer sie einmal
nachliest, wird der Bezeichnung dieser Kapitel als TELH@NIJ> IHEC=RH - durchaus zustimmen können.
Dieses Trostbuch beginnt sogar mit den Worten: Tröstet,
tröstet mein Volk! Und der Trost setzt sich fort durch die
Kapitel, er bleibt aber nicht nur in Worten hängen,
sondern bestätigt und verwirklicht sich auch in der
Realität des Lebens. Fern vom ohnehin zerstörten
Jerusalemer Tempel, mitten in einer Vielgötterwelt,
besinnen sich die exilierten Judäer auf ihren
EinGottGlauben, auf ihren Monotheismus, und bestärken
sich darin, der PEL`>=@ gibt sich alle Mühe, sie dabei zu
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MALMEDY / ST. VITH
„Christus für uns heute“
BRF 2 - UKW 93,2 MHz jeden Monat: 1. Sonntag, 7.30 und 18.15 Uhr
alle zwei Monate: auch 4. Sonntag, gleiche Zeiten
Die neue Orgel ist - fast fertig für Weiteres bleibt das ORGELSPENDENKONTO offen!
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BIC: BNAGBEBB
IMPRESSUM
CREDO 2015
TEL 080/771229
Herausgabe: Pfarrerin Christine Treichel
Rue Abbé Peters 42
B-4960 Malmedy
E-Mail: [email protected]
Redaktion u. Fotos: Pfarrer i.R. J. Baumgart
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J=HCiC 49, 13
unterstützen. So entstehen im Exil nicht nur die Schriften
Deuterojesajas und wenigstens von Teilen des
Deuteronomiums - des 5. Buches Mose - sondern auch
die Synagogenbewegung, die Dezentralisierung einer bis
dahin zentralistisch angelegten oder verstandenen
Religion. Von da an konnten und können Juden aus aller
Welt nach Jerusalem blicken, den Ort des 1. und des 2.
Tempels - die Geschichte des Exils hatte ja eine
Nachgeschichte, - und sie können ihren Glauben in aller
Welt leben, mit der Synagoge als neuem zentralen
Gottesdienstort. Leider bis heute nirgendwo wirklich in
Frieden und Sicherheit. Und trotzdem: JCIJ>M=@, A>E
HA??=R; dE=I= DAJ>, EED= ! LLN=@, A>E B=EK=, ?A@
JCIJ>M=B ! D=BB D=E H=EE >C@ H=AB VLRg K=@EhH@=@
IBD =ENCE?@ HAJ> H=AB=E ER=BD=B. - Diese Worte sind
nicht für Christen geschrieben, trotzdem spielen sie in
der Christengeschichte eine große Rolle, sind sie, sind
wir, die Christen, doch begründet der Ansicht - und des
Glaubens - diese Worte (jedes Prophetenwort ist Wort
Gottes) würden auch für uns gelten, auch uns Trost und
Erbarmen zusprechen, aus der Notwendigkeit heraus.
Keiner von uns, und damit meine ich den Gemeinde–
und Leserkreis, befindet sich in einer exilistischen oder
christlich-existenziell bedrohten Situation, wir können
ruhig und froh in die Advents-und Weihnachtszeit starten,
in anderen Teilen der Welt ist das nicht so, besonders für
Christen nicht - und von daher ist es unabdingbar, dass
wir uns unsere Geschichte vor Augen führen und
dankbar sind für die gegenwärtige Situation - D=BB D=E
H=EE >C@ H=AB VLRg K=@EhH@=@ IBD =ENCE?@ HAJ>
H=AB=E ER=BD=B - auch wir sind sein Volk - seit Jesus
glauben wir das - für uns und für die ganze Christenwelt.
Pf. i. R. J. Baumgart
der Stille der Krieg sehr fern und fast vergessen. Unser
privater Waffenstillstand hielt auch am nächsten Morgen
an. Dann wurde aus zwei Stöcken und einem Tischtuch
eine Tragbahre für Harry gemacht. Der Unteroffizier zeigte
den Amerikanern, über eine Karte gebeugt, wie sie zu
ihrer Truppe zurückfinden konnten. »Da geht ihr lang«,
sagte er. »Weshalb nicht nach Monschau?«, fragte Jim.
»Um Himmels willen, nein!«, rief der Unteroffizier.
»Monschau haben wir wieder eingenommen.« Mutter gab
nun allen ihre Waffen zurück. »Seid vorsichtig, Jungens«,
sagte sie. »Ich wünsche mir, dass ihr eines Tages dahin
zurückgeht, wo ihr hingehört, nach Hause. Gott beschütze
euch alle!« Die Deutschen und die Amerikaner gaben einander die Hand und wir sahen ihnen nach, bis sie in
entgegengesetzter Richtung verschwunden waren.
FRITZ VINCKEN (TEXT GEKÜRZT)
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dCRR=B.
Else Lasker-Schüler
FORTSETZUNG
gaben. Verlegen standen Deutsche und Amerikaner in der
Stube. Mutter fand für jeden einen Sitzplatz. Dann machte
sie sich wieder ans Kochen. »Rasch«, flüsterte sie mir zu,
»hole noch etwas Haferflocken. Die Jungen haben Hunger,
und wenn einem der Magen knurrt, ist man reizbar.«
Als ich zurückkam, beugte sich einer der Deutschen über
die Wunde des Amerikaners. »Sind Sie Sanitäter?«, fragte
Mutter. »Nein«, erwiderte er, »aber ich habe bis vor
wenigen Monaten in Heidelberg Medizin studiert.« Dann
erklärte er den Amerikanern in fließendem Englisch, Harrys
Wunde sei dank der Kälte nicht infiziert. »Er hat nur sehr
viel Blut verloren«, sagte er zu Mutter. »Er braucht jetzt
einfach Ruhe und kräftiges Essen.« Der Druck begann zu
weichen. Selbst mir kamen die Soldaten, als sie so
nebeneinandersaßen, alle noch sehr jung vor. Heinz und
Willi waren 16. Der Unteroffizier war mit 23 der Älteste. Er
zog eine Flasche Rotwein hervor, ein anderer einen Laib
Schwarzbrot. Dann sprach Mutter das Tischgebet. Ich sah,
dass sie Tränen in den Augen hatte, als sie die vertrauten
Worte sprach: »Komm Herr Jesus, sei unser Gast...« Und
als ich mich in der Tischrunde umsah, waren auch die
Augen der kriegsmüden Soldaten feucht. Gegen
Mitternacht ging Mutter zur Tür, um den Stern von
Bethlehem anzusehen. Für jeden war in diesem Augenblick
Gott hat sein letztes, sein tiefstes,
sein
schönstes
Wort
im
fleischgewordenen Wort in die Welt
hineingesagt, ein Wort, das nicht
mehr rückgängig gemacht werden
kann, weil es Gottes endgültige Tat,
weil es Gott selbst in der Welt ist.
Und dieses Wort heißt: Ich liebe
dich, du Welt und du Mensch. Ich
bin da, ich bin bei dir. Ich bin deine
Zeit. Ich weine deine Tränen.
Ich bin deine Freude. Ich bin in
deiner Angst, denn ich habe sie
mitgelitten. Ich bin in deiner Not. Ich
bin in deinem Tod, denn heute
begann ich mit dir zu sterben, da
ich geboren wurde, und ich habe
mir von diesem Tod wahrhaftig
nichts schenken lassen. Ich bin da.
Ich gehe nicht mehr von dieser Welt
weg, wenn ihr mich jetzt auch nicht
seht. Und meine Liebe ist seitdem
unbesieglich. Ich bin da. Es ist
Weihnachten. Zündet die Kerzen
an. Sie haben mehr recht als alle
Finsternis. Es ist Weihnacht, die
bleibt in Ewigkeit.
Karl Rahner
CREDO – JAHRESBEITRAG: 12 €
SPENDEN und BEITRÄGE - IBAN : BE34 1325 4372 8790 (CREDO)
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CREDO 6 / 2015
6
G=?=ABD=BCJ>EAJ>@=B deE D=M=?N=E 2015
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Am 29. Oktober verstarb Frau Laura Pauqué im Alter von
90 Jahren. Die Trauerfeier am 3. November in unserer
Kirche war sehr bewegend. Ich kannte diese Frau über
Jahre sehr gut und so hatte sie vor längerer Zeit einen
Wunsch für ihre Trauerfeier geäußert, nämlich, dass wir
das Adventslied “Macht hoch die Tür die Tor macht
weit…“singen. Ein ungewöhnlicher Wunsch von einer
ganz besonderen Frau! So sangen wir dieses Lied nach
der Traueransprache, wo es in der letzten Strophe heißt:
„Komm, o mein Heiland Jesu Christ, meins Herzens Tür
dir offen ist. Ach zieh mit deiner Gnade ein; dein
Freundlichkeit auch uns erschein. Dein Heilger Geist uns
führ und leit den Weg zur ewgen Seligkeit. Dem Namen
dein,
o
Herr,
sei
ewig
Preis
und
Ehr.“
Ich danke Frau Pauqué für diesen wunderbaren letzten
Augenblick mit ihr in unserer Kirche und ihr Vermächtnis
an uns.
N=ILEA=B@A=EIBK
Am 1. Dezember wird die konstituierende Sitzung
des am 4. Oktober mehrheitlich gewählten und
bestätigten Presbyteriums und Verwaltungsrates
um 19.00 Uhr im Pfarrhaus stattfinden. Frau
Gertrud Dries scheidet aus persönlichen Gründen
als Präsidentin des Verwaltungsrates aus. Herr
Feye de Zwart wurde neu in das Presbyterium
gewählt. Wir müssen uns also neu formieren und
die Aufgaben ebenfalls neu verteilen. Ich danke
allen herzlich, die sich daran beteiligen und so
unser Fortbestehen und das Gemeindeleben
möglich machen. Über die Postenverteilung in den
Räten werde ich in der nächsten Ausgabe
berichten.
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Wir haben in diesem Jahr mit regelmäßigen
Abendandachten begonnen. Die Abendandacht ist
ein Angebot, sich in anderer Form mit biblischen
Themen zu beschäftigen, in der Wochenmitte zur
Ruhe zu kommen und die wunderbaren
Abendlieder zu singen. Die Andachten fanden
immer im kleinen Kreis statt, so gab es auch die
Möglichkeit zur Diskussion. Ich würde mich freuen,
wenn sie in Zukunft noch mehr Resonanz finden
würden. Die Abendandachten finden in der
Adventszeit wöchentlich, außer am 23.Dezember,
um 18.00Uhr in unserer Kirche statt. Ab Januar
dann wieder jeden ersten Mittwoch im Monat auch
um 18.00Uhr.
ADQ=B@
Neben
den
eben
erwähnten
Adventsabendandachten feiern wir am 1.,2.u.4.Advent um
10.00Uhr die Adventsgottesdienste. Am 3. Advent
wird es einen Adventsnachmittag in unserer
Gemeinde geben, zu dem ich ganz besonders und
CREDO 6 / 2015
nachdrücklich einlade. Wir beginnen um 15.00Uhr mit
dem Gottesdienst, danach gibt es einen Adventskaffee
und um 16.30Uhr ein weihnachtliches Konzert für Orgel
und Chor unter Leitung des Direktors der
Musikakademie der DG Herrn Hans-Georg Reinertz. Er
leitet seit einiger Zeit den Chor Schola Leodiensis, der
aus Sängern des Universitätschores Lüttich besteht.
Laden Sie bitte Freunde und Bekannte zu diesem sicher
wundervollen weihnachtlichen Konzert ein. Eintritt wird
nicht erhoben, jedoch um eine Spende am Ausgang
gebeten.
Und bitte nicht vergessen
am 3.Advent Gottesdienst erst um 15.00Uhr!!!!!!!!!!
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Wir werden am Heiligabend traditionell um 18.00 Uhr
Gottesdienst feiern. Dieses Mal wird es ein
Themengottesdienst zum Thema “Christ ist erschienen,
uns zu versühnen sein“. Der Gottesdienst schließt an
den Themengottesdienst vom Oktober zum Thema
„Versöhnung“ an. Die Themengottesdienste sind auch
für Menschen gedacht, die mit den liturgischen
Gottesdiensten nicht so viel anfangen. Deshalb wäre es
schön, wenn Sie gerade zu diesen Gottesdiensten
Freunde und Bekannte und vor allem ihre ganze Familie
mitbrächten. An den Weihnachtsfeiertagen wird es, nach
Rücksprache mit der Gemeinde, dieses Jahr keinen
Gottesdienst geben, da wir ja schon am 27. Dezember
wieder Gottesdienst um 10.00Uhr feiern. In diesem
Gottesdienst wollen wir das Weihnachtsfest beenden
und das alte Jahr mit einem Abendmahl verabschieden.
Am 3. Januar wollen wir im Gottesdienst das neue Jahr
begrüßen mit der Jahreslosung des Jahres 2016, die da
lautet: „Ich will euch trösten, wie eine Mutter tröstet.“
Jesaja 66,13
Ich bedanke mich bei allen, die sich in diesem Jahr in unserer
Kirchengemeinde engagiert haben und überhaupt danke ich
allen Menschen, die in unsere Kirche besucht haben. Es war
ein erlebnisreiches spannendes Jahr und ich hoffe für das
neue Jahr eine ebenso gute und vielleicht noch bessere
Zusammenarbeit, denn zu verbessern gibt es gerade in diesen
turbulenten Zeiten immer etwas. Zu allen Veranstaltungen
lade ich ganz herzlich ein und vielleicht sollte man mal wieder
wagen, was man lange nicht getan hat, und einfach den Weg
in unsere kleine aber feine Kirche finden. Willkommen sind uns
natürlich nach wie vor die vor allem niederländischen
Touristen, die uns so zahlreich mit ihrem Besuch unterstützen.
Nun bleibt mir nur noch Ihnen/Euch allen eine besinnliche und
gesegnete Advents-und Weihnachtszeit zu wünschen. Kommt
gut ins neue Jahr und für das Jahr 2016 wünsche ich Ihnen/
Euch allen Gottes Segen und alles erdenklich Liebe und Gute.
Ihre/Eure Pfarrerin
Christine Treichel
KL ?` RAM A= E @= V= E >m R @B AHH =
Jungfrauengeburt
meint
etwas
ganz
anderes,
nichts
Biologisches,
sondern
etwas Geistliches. Die W ahrheit über diese
Jungfräulichkeit findet man nicht bei einer
gynäkologischen
Untersuchung.
Die
Evangelisten,
die
von
der
Jungfrauengeburt schreiben, sind Theologen,
keine Sexologen. Sie sprechen nicht von
der menschlichen Fortpflanzung, sondern
vom Fortschritt des Menschlichen. Die
Jungfrauengeburt
ist
Chiffre
für
die
emanzipatorische
Idee,
sie
ist
ein
Freiheitsbegriff. Die Sprache der Bibel und
des Credos ist hier eine m ythische, keine
historische
oder
naturwissenschaftliche.
»Jungfrauen-geburt« soll besagen, dass
etwas ganz Neues zur W elt kommt, das
nicht männlicher Macht entspringt. Die
W eihnachtsgeschichte beginnt mit dem
Abschied vom Patriarchat. Das Neue kommt
ohne Zutun männlicher Potenz zur W elt durch die Kraft des Geistes. »Geist« ist in
der hebräischen Bibel feminin, eine Die,
eine schöpferische, weibliche, pfingstliche
Kraft:
Sie reformiert, sie revolutioniert, sie macht
neu. Daher heißt es im Magnifikat, im
Lobgesang
Marias:
»Gott
stürzt
die
Mächtigen vom Thron«.
Die Legende von der Jungfrauengeburt legt
also die Axt ans Stammbaum- Denken und
die
klassischen
Machtstrukturen.
Die
Geschichte, dass alles vorbestimmt ist
durch die Abstammung und dass es nur
einen Vater geben kann, ist zu Ende. Die
W eihnachtsgeschichte ist also auch eine
tröstliche Geschichte für all die Menschen,
die in komplexen Familienstrukturen leben.
Schon für das Kind in der Krippe sind die
Verhältnisse kompliziert.
Herbert Prantl
Weihnachten in den Ardennen
Als es an diesem W eihnachtsabend an der Tür
klopfte, war ich zwölf und wir lebten in einem
kleinen Häuschen nahe der deutsch-belgi-schen
Grenze. Mein Vater hatte uns dorthin geschickt,
als unsere Heimatstadt Aachen im Krieg immer
stärker unter Luftangriffen zu leiden begann. »In
den W äldern seid ihr sicher«, hatte er zu mir
gesagt.
Aber
nun
tobte
ringsum
die
Ardennenschlacht.
Als es klopfte, blies Mutter rasch die Kerzen aus.
Dann ging sie zur Tür. Draußen standen zwei
Männer mit Stahlhelmen. Der eine redete Mutter in
einer Sprache an, die wir nicht verstanden, und
zeigte auf einen dritten, der im Schnee lag.
Amerikaner, Feinde! Mutter stand schweigend da,
3
unfähig sich zu bewegen. Die Männer waren
bewaffnet und hätten sich den Eintritt erzwingen
können, aber sie rührten sich nicht und baten nur
mit den Augen. Der Verwundete schien mehr tot
als
lebendig.
»Kommt
rein«,
sagte
Mutter
schließlich. Die Soldaten trugen ihren Kameraden
ins Haus. Keiner von ihnen sprach deutsch. Mutter
versuchte es mit Französisch, und in dieser
Sprache
konnte
sich
einer
der
Männer
verständigen. Bevor Mutter sich des Verwundeten
annahm, sagte sie zu mir: »Bring einen Eimer
Schnee herein.« Kurz darauf rieb ich ihnen die
blaugefrorenen Füße mit Schnee ab. Der eine,
erfuhren wir, war Jim. Sein Freund hieß Robin.
Harry, der Verwundete, schlief jetzt auf meinem
Bett, mit einem Gesicht so weiß wie draußen der
Schnee. Sie hatten ihre Einheit verloren und irrten
seit Tagen im W ald umher. Sie waren unrasiert,
sahen aber trotzdem aus wie große Jungen. Und
so behandelte Mutter sie auch. »Geh, hol ein
Huhn«, sagte Mutter zu mir, »und bring Kartoffeln
mit. «W ährend Jim und ich in der Küche halfen,
kümmerte sich Robin um Harry, der einen Schuss
in den Oberschenkel abbekommen hatte. Mutter
riss ein Laken in Streifen zum Verbinden der
W unde. Bald zog der verlockende Duft von
Gebratenem durch das Zimmer. Als es wieder
klopfte, öffnete ich ohne Zögern - in der Erwartung,
noch mehr ver-irrte Amerikaner zu sehen. Draußen
standen vier deutsche Soldaten! Ich war vor
Schreck wie gelähmt. Trotz meiner Jugend kannte
ich
das
Gesetz:
W er
feindliche
Soldaten
beherbergt, begeht Landesverrat. W ir konnten alle
erschossen werden! Mutter hatte auch Angst. Ihr
Gesicht war weiß, aber s ie trat hinaus und sagte:
»Fröhliche W eihnachten!« Die Soldaten wünschten
ihr ebenfalls eine frohe W eihnacht. »W ir haben
unsere Einheit verloren und möchten gern bis
Tagesanbruch warten«, erklärte der Anführer, ein
Unteroffizier. »Können wir bei Ihnen blei-ben?«
»Natürlich«, erwiderte Mutter mit der Ruhe der
Verzweiflung. »Sie können auch eine gute, warme
Mahlzeit haben. Aber wir haben noch drei Gäste,
die Sie vielleicht nicht als Freunde ansehen
werden.« Ihre Stimme war mit einem Mal so streng,
wie ich sie noch nie gehört hatte. »Heute ist Heiliger
Abend, und hier wird nicht geschossen.« „Wer ist drin?“
fragte der Unteroffizier barsch: »Amerikaner?« Mutter sah
ihnen ins Gesicht und sagte: »Ihr könntet meine Söhne sein
und die da drinnen auch. Einer von ihnen ist verwundet und
ringt um sein Leben. In dieser Heiligen Nacht denken wir
nicht an Töten!« Der Unteroffizier starrte sie an. »Genug
geredet!«, sagte sie und klatschte in die Hände. »Legen Sie
Ihre Waffen weg und kommen Sie rein - sonst essen die
anderen alles auf.« Die vier Soldaten legten wie benommen
ihre Waffen auf die Kiste mit Feuerholz im Gang. Mutter
sprach indessen hastig mit Jim auf Französisch - und ich
sah verwundert, wie auch die Amerikaner Mutter ihre Waffen
gaben. Verlegen standen Deutsche und Amerikaner in der
Stube. Mutter fand für jeden einen Sitzplatz. Dann machte
sie sich wieder ans Kochen. »Rasch«, flüsterte sie mir zu,
»hole noch etwas Haferflocken. Die Jungen haben Hunger,
und wenn einem der Magen knurrt, ist man reizbar.«
Fortsetzung Seite /
CREDO 6 / 2015
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CREDO 6 / 2015
5
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1. ADQ=B@
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D!,!1(!-
Psalm 117
Lektor: L. Harrer
Römer 13, 8-12 (Predigt)
Pfarrerin Chr. Treichel
Mtt 21, 1-9
Orgel: Luc Meurice
Stephanie Pick
05.12.1988
6. D=M=?N=E
Lea Merkel
09.12.1981
2. ADQ=B@
Alexandra Zaudtke
16.12.1980
Gea de Zwart-Smid
16.12.1935
Sascha Foerster
27.12.1984
Psalm 80
Lektor: U. Noel
Ursula Noel-Packhieser
27.12.1939
Jakobus 5, 7-8 (Predigt)
Pfarrerin Chr. Treichel
Fulco van Utenhove
27.12.1929
Lukas 21, 25-33
Orgel: Luc Meurice
Regine Meßner
30.12.1961
Laura van Utenhove
31.12.1993
GL@@=HDA=BH@ 10 U>E
13. D=M=?N=E
20. D=M=?N=E
Lektor:
3. ADQ=B@
4. ADQ=B@
F. DeZwart
GL@@=HDA=BH@ 15 U>E
GL@@=HDA=BH@ 10 U>E
Prädikant
Jörg
Bertermann
Psalm 85
Lektor: B. Rütten
Psalm 115
1. Kor 4, 1-5 (Predigt)
Pfarrerin Chr. Treichel
Philipper 4, 4-7 (Predigt)
Mtt 11, 2-6
Orgel: Luc Meurice
Lukas 1, 46-55
Orgel:
Luc Meurice
24. D=M=?N=E
HL>= MLECRN=KEAdd= HABD G=GL>B>=A@HHCJ>=.
H=ARAK=E AN=BD
C>EAH@Q=H`=E 18 U>E
WAE G=ED=B K=E=J>@ DIEJ> K=E=J>@=H HCBD=RB,
Psalm 115
Philipper 4, 4-7 (Predigt)
?CkQLRR DIEJ> ?CkQLRR=H TIB
IBD @C`d=E=E DIEJ> @C`d=E=H V=E>CR@=B.
Lukas 1, 46-55
27. D=M=?N=E
1. SLBB@CK B. W=A>BCJ>@=B
JC>E=HHJ>RIHHGL@@=HDA=BH@
?A@ AM 10 U>E
Lektor: D. Hannemann
Jesaja 55, 6-13
Lektor: S. Reinsch
Pfarrerin Chr. Treichel
Römer 8, 31b-39 (Predigt)
Pfarrerin Chr. Treichel
Orgel: Luc Meurice
Lukas 12, 35-40
Orgel: Luc Meurice
AEAH@L@=R=H
3. J
; - 2016 GL@@=HDA=BH@ MIE JC>E=HRLHIBK 10 U>E (AN=BD?C>R)