PDF Herunterladen

SIEGELKLARHEIT.DE
Unsere Bewertungsmethodik auf einen Blick
Das Bewertungsraster
S.1
Die Bewertung im Detail
S.2
Grenzen der Bewertung
S.5
SIEGELKLARHEIT.DE
Unsere Bewertungsmethodik auf einen Blick
Das Bewertungsraster
Der Bewertung von Umwelt- und Sozialsiegeln auf SIEGELKLARHEIT.DE liegt ein umfassender Anforderungskatalog mit mehreren hundert Kriterien zugrunde. Bewertet wird der
inhaltliche Anspruch (Soziales und Umwelt) eines Standards1 und die Glaubwürdigkeit des
dahinter liegenden Umsetzungssystems2. Der Katalog ist also in drei Bereiche unterteilt:
- Umweltfreundlichkeit
- Sozialverträglichkeit
- Glaubwürdigkeit
Die drei Bereiche wiederum sind in Themen gegliedert. In den Bereichen Umwelt und Soziales können die Themen je nach Produktgruppe variieren, d.h. die Themen sowie der Anforderungskatalog für Textilsiegel unterscheiden sich beispielsweise von dem für agrarwirtschaftliche Produktion. Den Themen untergeordnet sind Subthemen, die spezifische Kriterien beinhalten. Diese Kriterien fragen konkret ab, ob ein Standard Anforderungen zu bestimmten Aspekten enthält.
Wie in der nachfolgenden Grafik exemplarisch dargestellt, gibt es demnach in jedem der drei
Bereiche noch einmal drei Ebenen: Der Bereich Umwelt ist z.B. bei der Textilproduktion untergliedert in die Themen Wasser, Chemikalien, Materialeinsatz, Qualität, Energie, Abfall und
Luftverschmutzung und Umweltmanagement. Das Thema Wasser wird weiter untergliedert in
die Subthemen Wassernutzung und Abwasser. Die Subthemen beinhalten Kriterien zu z.B.
Abwasserqualität und –menge.
1
Der Standard ist das Dokument, in dem die inhaltlichen Anforderungen an das Produkt oder den Produktionsprozess festgelegt sind.
2
Das Umsetzungssystem legt fest, wie die Einhaltung der Anforderungen festgestellt wird, wer über die Zertifizierung entscheidet, welche Sanktionen bei Nicht-Einhaltung von Anforderungen verhängt werden usw.
Stand: 25.08.2015
Erstellt von: GIZ / FS
Seite 1
Der Gesamtkriterienkatalog wurde im Rahmen von insgesamt acht Konsultationen mit knapp
150 Experten aus Standardsystemen, Zivilgesellschaft, Wissenschaft, Politik und Wirtschaft
erarbeitet. Darüber hinaus wurden themen- oder produktgruppenspezifisch die Meinung von
weiteren Fachexperten (z.B. der ISEAL Alliance, Umweltbundesamt, Öko-Institut, etc.) eingeholt.
Ergebnis der Konsultationen war auch, dass wir die einzelnen Themen und Kriterien unterschiedlich gewichten. Die Gewichtung gibt Aufschluss darüber, wie wichtig sie für eine umweltfreundliche und sozialverträgliche Produktion in dem jeweiligen Sektor sind.
Die unten stehende Tabelle zeigt z.B. die Gewichtung der Themen im Bereich Umwelt für die
Bewertung von Textilsiegeln3. Chemikalien werden mit dem Faktor 30 gewichtet, da dieses
Thema in der Textilproduktion eine besonders große Herausforderung darstellt. Denn beim
Färben von Stoffen werden vielfach hochgiftige Chemikalien eingesetzt. Energie oder Umweltmanagement werden dagegen geringer gewichtet.
THEMEN
Wasser
Chemikalien
Materialeinsatz
Qualität
Energie
Abfall & Luftverschmutzung
Umweltmanagement
GEWICHTUNGEN
im Sektor Textil
30
30
15
10
5
5
5
Um zusätzlich sicherzustellen, dass ein Standardsystem, die schwierigsten Herausforderungen („hot spots“) einer Produktion adressiert, hat die Bundesregierung Mindestanforderungen pro Produktgruppe formuliert. Die Mindestanforderungen sind aus dem kompletten Bewertungsraster extrahiert und als K.O. Fragen formuliert. D.h. ihre Erfüllung ist Voraussetzung, um überhaupt die umfassende Bewertung mit dem kompletten Bewertungsraster zu
durchlaufen. Die Liste der Mindestanforderungen an glaubwürdige Umwelt- und Sozialsiegel
finden Sie unter: http://www.siegelklarheit.de/assets/pdfs/mindestanforderungen.pdf
Die Bewertung im Detail
Der Bewertung liegt ein zweistufiges Verfahren zugrunde:
Schritt 1: Prüfung der Mindestanforderungen
Im ersten Schritt wird sichergestellt, dass der Standard die oben erwähnten Mindestanforderungen der Bundesregierung an Sozial- und Umweltsiegel erfüllt.
Die Schwerpunkte der Anforderungen für Umwelt und Soziales variieren je nach Produktgruppe. Ein Schwerpunkt der Produktgruppe Textilien im Bereich Umwelt ist beispielsweise
der Umgang mit Chemikalien. Die Mindestanforderungen an Holzsiegel beinhalten dagegen
u.a. Kriterien zum Schutz der Artenvielfalt und erhaltenswerter Gebiete. Basierend auf den
Vorgaben der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), stehen bei den Mindestanforderungen im Bereich Soziales die ILO-Kernarbeitsnormen im Zentrum.
Auch im Bereich Glaubwürdigkeit hat die Bundesregierung Mindestanforderungen festgelegt.
Diese sind für alle Produktgruppen gleich. Sie beziehen sich u.a. auf die Struktur der stan3
Ausgeschlossen Baumwollstandards, die mit einem anderen Kriterienkatalog bewertet werden
Stand: 25.08.2015
Erstellt von: GIZ / FS
Seite 2
dardsetzenden Organisation, die Transparenz der Entscheidungsprozesse, die Art und Weise, wie die Einhaltung kontrolliert wird und ob das Siegel klar beschreibt, wofür es steht.
Um als „Gute Wahl!“ ausgezeichnet zu werden, müssen
alle Mindestanforderungen im Bereich Glaubwürdigkeit sowie
alle Mindestanforderungen im Bereich Umwelt und / oder im Bereich Soziales erfüllt
werden.
Die Bundesregierung berücksichtigt damit, dass es Standards gibt, die sich schwerpunktmäßig auf den Bereich Umwelt oder auf den Bereich Soziales beziehen. Nur wenige Siegel decken beide Bereiche vollständig ab, denn die Umweltthematik erfordert in der Regel andere
Prüfmethoden als die Sozialthematik. Die Messung von Chemikalienrückständen an Bekleidung benötigt beispielsweise Labortests, während zur Einhaltung von Arbeitsnormen Mechanismen vor Ort etabliert werden müssen.
Sind die Mindestanforderungen nicht erfüllt, bekommt das Siegel die Bewertung „Das geht
besser!“.
Sind die Mindestanforderungen erfüllt, wird das Siegel in einem zweiten Schritt einer umfassenden Bewertung unterzogen.
Schritt 2: Umfassende Bewertung
Siegel, die die Mindestanforderungen erfüllen, werden in der umfassenden Bewertung weiter
analysiert. Der Gesamtkriterienkatalog umfasst mehrere hundert Anforderungen, die ebenfalls in die Bereiche Glaubwürdigkeit, Umwelt und Soziales gegliedert sind.
Wie bei den Mindestkriterien variiert auch der Gesamtkriterienkatalog je nach Produktgruppe. Manche Kriterien, wie beispielsweise der Einsatz von Flammschutzmitteln bei der Textilproduktion, ist für die Produktgruppe Lebensmittel nicht relevant.
Die umfassende Bewertung arbeitet mit einem Punktesystem von 0 bis 100 Punkten. Damit
wird nicht nur erfasst, ob ein Kriterium erfüllt ist („ja“ oder „nein“), sondern auch Abstufungen
getroffen. Ausschlaggebend hierfür ist:
-
-
Der Grad der Verbindlichkeit: Muss das Kriterium sofort oder innerhalb einer gewissen Zeitspanne erfüllt sein? Oder wird die Erfüllung nur empfohlen? Je verbindlicher
eine Anforderung, desto höher die Punktzahl für das Siegel.
Das Anspruchsniveau der Anforderung: Wie weit geht die Anforderung eines Siegels? Reicht beispielsweise die Reduktion bestimmter Chemikalien? Oder werden
diese komplett verboten? Hier werden die Siegel mit strikteren Anforderungen mit einer höheren Punktzahl belohnt.
Im Bereich Glaubwürdigkeit wurde ein für alle Produktgruppen einheitlicher Kriterienkatalog
entwickelt. Jedoch wird über Filterfragen abgefragt, ob bestimmte Kriterien für den untersuchten Standard relevant sind. Ein Sozialstandard benötigt beispielsweise keine Anforderungen zu Labortests. Kriterien, die für einen Standard nicht relevant sind, fließen auch nicht
in die Bewertung ein.
Stand: 25.08.2015
Erstellt von: GIZ / FS
Seite 3
Auch im Bereich Glaubwürdigkeit können je Kriterium zwischen 0 und 100 Punkten erreicht
werden. Beispielsweise gibt es auf die Frage „Ist der Standard (einschließlich Vergabekriterien und relevanter Begleitdokumente) frei zugänglich?“ die Antwortoptionen:
a) nicht zugänglich
b) gegen Gebühr erhältlich
c) für Mitglieder kostenlos erhältlich
d) kann kostenlos angefordert werden
e) auf der Website kostenlos erhältlich
Je transparenter und zugänglicher die Standarddokumente sind, desto mehr Punkte bekommt das Siegel für dieses Kriterium.
Die Berechnung der Punkte hängt darüber hinaus von der Gewichtung des jeweiligen Themas bzw. Kriteriums ab. Die Gewichtung berücksichtigt, wie bedeutsam das Thema oder
Kriterium für die möglichst umweltfreundliche und sozialverträgliche Produktion ist.
Basierend auf den erreichten Punktzahlen pro Kriterium und den Gewichtungsfaktoren (auf
der Ebene der Kriterien und Themen) wird eine Gesamtpunktzahl für die Bereiche Glaubwürdigkeit, Umwelt und Soziales berechnet. Die höchste erreichbare Punktzahl liegt bei 100
Punkten, wobei die Abfrage so umfangreich ist, dass kaum ein Siegel alle Anforderungen
erfüllen kann. Stattdessen sollte die umfassende Bewertung aufzeigen, in welchen Themenfeldern ein Siegel seine Schwerpunkte setzt.
Der zweite Bewertungsschritt ist ein in sich geschlossenes Bewertungssystem. Es ist deswegen möglich, dass ein Standard, obwohl er bei einem bestimmten Thema eine relativ geringe Punktzahl erreicht, insgesamt als „Sehr gute Wahl!“ bewertet wird. Das mag daran liegen, dass ein bestimmtes Thema für die Produktgruppe besonders hoch gewichtet ist und
der Standard - da er hier seinen Schwerpunkt setzt - in der Gesamtsicht als „Sehr gute
Wahl!“ bewertet wird.
Siegel, die
im Bereich Glaubwürdigkeit und
im Bereich Umwelt und / oder im Bereich Soziales
über 70 Punkte erreichen, gelten als „Sehr gute Wahl!“.
In der nachfolgenden Grafik ist das zweistufige Verfahren noch einmal darstellt:
Stand: 25.08.2015
Erstellt von: GIZ / FS
Seite 4
Auf SIEGELKLARHEIT.DE gibt es also 3 mögliche Ergebnisse der Bewertung. Folgende
Symbole werden verwendet:
Den
Gesamtkriterienkatalog
finden
Sie
auf
SIEGELKLARHEIT.DE
http://www.siegelklarheit.de/assets/pdfs/alle_anforderungen.pdf.
unter
Die Grenzen der Bewertung
Unsere Methodik hat den Anspruch, Siegel verschiedenster Art miteinander vergleichen zu
können. Angesichts der Vielfalt der Siegel ist dies eine komplexe Aufgabe. Alleine die Systemarchitektur unterscheidet sich von Siegel zu Siegel: Beispielsweise kann die Trägerschaft
staatlich, gemeinnützig oder privatwirtschaftlich sein. Auch die Überprüfungsmethoden (z.B.
Labortests, Vorortaudits) variieren stark und müssen entsprechend mit unterschiedlichen
Kriterien untersucht werden.
Unsere Analyse beruht ausschließlich auf der Prüfung von Dokumenten. Wir führen keine
Vor-Ort-Prüfungen durch. Das heißt, wir können keine Aussagen darüber treffen, welche
Wirkungen vor Ort tatsächlich erzielt werden.
Des Weiteren sind der Tiefe der Analyse angesichts der Komplexität der Systeme Grenzen
gesetzt. Beispielsweise wird nur abgefragt, ob bestimmte Grenzwerte beim Abwasser von
einem Siegel gefordert werden. Wie hoch die Grenzwerte liegen und wie sie im Vergleich mit
anderen zu bewerten sind, können wir mit unserer Methodik nicht erfassen. Allerdings haben
Nutzer auf SIEGELKLARHEIT.DE die Möglichkeit, sich die relevanten Textpassagen des
Standarddokumentes durchzulesen und auf dieser Grundlage sein eigenes Urteil zu fällen.
Im Wissen, dass es voraussichtlich nie die eine Methodik geben wird, die allen unterschiedlichen Standardsystemen gerecht wird und diese zudem in voller Tiefe durchleuchtet, sind
sich sowohl Projektteam wie auch die beteiligten Bundesministerien der oben beschriebenen
Herausforderungen bewusst und arbeiten deshalb kontinuierlich an der Verfeinerung und
Weiterentwicklung der Methodik.
Kontaktieren Sie uns!
Für Hinweise und Rückfragen zu unserer Bewertungsmethodik stehen wir Ihnen unter [email protected] gerne zur Verfügung.
Stand: 25.08.2015
Erstellt von: GIZ / FS
Seite 5