Studie Beitrag der Auslandsgewinne zum Unternehmenserfolg in Bayern Eine vbw Studie, erstellt von der Institut der deutschen Wirtschaft Köln Consult GmbH Stand: März 2016 www.vbw-bayern.de Studie – Beitrag der Auslandsgewinne zum Unternehmenserfolg in Bayern vbw – März 2016 Vorwort X Vorwort Auslandstätigkeit sichert inländische Wertschöpfung – solange die Standortfaktoren im Inland stimmen Die bayerische Industrie ist global aufgestellt. Über die Hälfte ihres Umsatzes erzielt sie über den Export, jedes zweite Unternehmen hat mindestens einen Standort jenseits der Grenzen. Dieses Auslandsengagement unserer Unternehmen sichert industrielle Wertschöpfung und Beschäftigung im Inland. Wie die vorliegende Studie zeigt, leisten sowohl Exporte als auch Auslandsproduktion einen positiven Beitrag zum Unternehmenserfolg. Während der Außenhandel in ähnlichem Maße zum Gewinn beiträgt wie der Inlandsabsatz, werden mit der Produktion im Ausland überproportionale Gewinnbeiträge erzielt. Dies mahnt zur Vorsicht. Eine überdurchschnittliche Rendite der Auslandsproduktion stellt natürlich einen Anreiz dar, Wertschöpfung ins Ausland zu verlagern. Bislang geht das noch nicht zu Lasten der Inlandskapazitäten. Doch die Studie zeigt, dass die Unternehmen ihre Auslandstätigkeit ausweiten werden und immerhin ein Drittel der Firmen denkt über echte Verlagerungen aus dem Inland ins Ausland nach. Doch der Verlust von inländischer Wertschöpfung ist eine latente Bedrohung. Angesichts der überdurchschnittlich profitablen Auslandsproduktion beobachten die Unternehmen die Standortbedingungen im Inland immer genauer und immer kritischer. Wenn die Belastungen der Unternehmen durch Arbeits- und Energiekosten, durch Steuern und Abgaben sowie durch Regulierung und Bürokratisierung weiter zunehmen, wird es zur Abwanderung von Wertschöpfung und Beschäftigung ins Ausland kommen. Bertram Brossardt 14. März 2016 Studie – Beitrag der Auslandsgewinne zum Unternehmenserfolg in Bayern vbw – März 2016 Inhalt X Inhalt 1 Die wichtigsten Ergebnisse in Kürze......................................................... 1 2 Motivation und Fragestellung .................................................................... 3 3 Bestandsaufnahme aus der öffentlichen Statistik .................................... 5 3.1 Große Zunahme der Direktinvestitionen im Ausland ..................................... 5 3.2 Regionale Struktur der Direktinvestitionen im Ausland .................................. 7 4 Unternehmensbefragung ......................................................................... 13 4.1 Vorüberlegungen und Stichprobe................................................................ 14 4.2 Anteile Exporte, Auslandsproduktion, Inlandsabsatz ................................... 15 4.3 Unternehmensgewinne mit Ursprung im Ausland........................................ 16 4.4 Umsatzrendite und deren Veränderung ...................................................... 18 4.5 Auswirkungen auf Unternehmensstrategie .................................................. 22 4.6 Regionale Verteilung der Auslandsgewinne ................................................ 25 Anhang ....................................................................................................................... 27 Ansprechpartner / Impressum ..................................................................................... 31 Studie – Beitrag der Auslandsgewinne zum Unternehmenserfolg in Bayern vbw – März 2016 1 Die wichtigsten Ergebnisse in Kürze 1 Die wichtigsten Ergebnisse in Kürze Auslandsgewinne haben zunehmenden Einfluss auf den Unternehmenserfolg In öffentlichen Statistiken gibt es keine Angaben über die Verteilung der Gewinne nach regionalem Ursprung. Entstehen diese Gewinne durch den Absatz der Unternehmen im Inland, durch Exporte oder durch Produktion im Ausland? In dieser Untersuchung soll eruiert werden, inwiefern es möglich ist, Antworten auf diese Frage zu finden. Die für diese Studie durchgeführte Unternehmensbefragung liefert wichtige Bausteine zu einer Antwort: - Die Umsatzanteile von Exporten und Auslandsproduktion sind in den letzten fünf Jahren gestiegen, die Unternehmen erwarten weitere Steigerungen bis zum Jahr 2020. - Rund 80 Prozent der befragten Unternehmen erzielen mit ihrer Auslandstätigkeit positive Beiträge zum Gewinn. - Dabei ist die Auslandsproduktion der Unternehmen im Durchschnitt etwas profitabler als das Exportgeschäft. - In der Tendenz sind die Umsatzrenditen aus dem Auslandsgeschäft etwas höher als die Gewinne aus dem Inlandsabsatz. - Gewinnentwicklung und Gewinnerwartungen sind bei Auslandsproduktion häufiger positiv als bei anderen Tätigkeiten. Wichtige Auswirkungen auf die Strategie der Unternehmen: - Der Ausbau bestehender Produktionsstätten im Ausland ist häufig eine Folge steigender Auslandsgewinne. Der Ausbau erfolgt eher zusätzlich zur Produktion in Deutschland. - Die Verlagerung von Produktion oder zentralen Unternehmensfunktionen stellt für eine Minderheit der Unternehmen eine Strategie als Reaktion auf steigende Auslandsgewinne dar. Die Analyse der Direktinvestitionsstatistik zeigt, dass mit Investitionen verbundenes Auslandsengagement zunimmt. - Der Bestand an Direktinvestitionen im Ausland steigt schneller als das inländische Anlagevermögen. - Die Zunahme konzentriert sich besonders auf Asien und dort vor allem auf Südkorea und China. - Marktwachstum und intraindustrielle Verflechtung sind wesentliche Beweggründe für diese Investitionen. - Aussagen über Auslandsgewinne sind auf dieser Basis aber nur über Plausibilitätsüberlegungen oder Analogieschlüsse möglich. Studie – Beitrag der Auslandsgewinne zum Unternehmenserfolg in Bayern vbw – März 2016 2 Motivation und Fragestellung 3 Motivation und Fragestellung Welchen Beitrag leistet das Ausland zur Ertragskraft bayerischer Unternehmen? Bayerische und deutsche Unternehmen insgesamt stellen sich dem Megatrend der Globalisierung schon seit vielen Jahren mit großem Erfolg. Dies zeigt sich einerseits in absolut und relativ zum Umsatz steigenden Exporten. Andererseits ist auch eine Zunahme des Auslandsengagements durch Direktinvestitionen, das heißt durch Unternehmensbeteiligungen oder den Aufbau eigener Unternehmensstandorte im Ausland, zu beobachten. Während die Motivation für eine Exporttätigkeit – zusätzlicher Umsatz aus weiteren Quellen – auf der Hand liegt, lassen sich als Motivation für Direktinvestitionen verschiedene Strategien unterscheiden: - Unternehmen wollen am Marktwachstum ausländischer Märkte teilnehmen und können dies durch Produktion vor Ort besser verwirklichen („Produktion folgt dem Absatz“). - Unternehmen wollen von günstigeren Standortbedingungen im Ausland profitieren. Neben dem direkteren Zugang zu Märkten können hier Kosten oder der Zugang zu Rohstoffen eine Rolle spielen. - Unternehmen wollen neue Kooperationsmöglichkeiten mit ausländischen Unternehmen realisieren und etablieren dazu gemeinsame Standorte im Ausland. Teilweise sind solche Konstrukte wiederum Voraussetzung für dauerhaften Marktzugang, zum Beispiel beim Thema Elektromobilität in China. Neben solchen produktiven Motiven können auch reine Kostenüberlegungen, wie zum Beispiel die Steueroptimierung, Gründe für Unternehmen sein, sich an ausländischen Unternehmen zu beteiligen. Dies ist tendenziell bei Investitionen in den Niederlanden oder Luxemburg der Fall, da hier besonders günstige Steuersätze für Erträge aus geistigen Eigentumsrechten oder Marken gelten. Während die Unternehmen mit Exporttätigkeit oder Auslandsproduktion grundsätzlich das gleiche Ziel – den Unternehmenserfolg – verfolgen, haben die beiden Strategien des Auslandsengagements unterschiedliche Konsequenzen für den Standort Deutschland. Die Exporttätigkeit erzeugt direkt Produktion, Wertschöpfung und Einkommen in Deutschland. Mit Auslandsproduktion erwirtschaftet das Unternehmen zwar Umsatz und Gewinne; ein Großteil der wertschöpfenden Tätigkeiten, die Beschäftigung und die Einkommen entstehen aber am Produktionsstandort im Ausland. In Deutschland verbleiben in der Regel Headquarterfunktionen wie Management und Steuerung oder Forschung und Entwicklung. 4 Motivation und Fragestellung Studie – Beitrag der Auslandsgewinne zum Unternehmenserfolg in Bayern vbw – März 2016 Zur Untersuchung der Frage, wie hoch die Bedeutung von Auslandsgewinnen und das damit verbundene Risiko eines Abwanderns ins Ausland für bayerische Unternehmen sind, wurden drei verschiedene Ansätze gewählt: - die Analyse amtlicher Statistik (Kapitel 3), - eine Unternehmensbefragung (Kapitel 4). Dabei soll die Analyse der amtlichen Statistik Aufschluss über Stand und Entwicklung sowie regionale Verteilung der Investitionen der deutschen und speziell der bayerischen Unternehmen im Ausland geben. Eine zentrale Fragestellung der Unternehmensbefragung ist, ob die Unternehmen aus ihren Auslandsaktivitäten höhere Renditen erwirtschaften als im Inlandsgeschäft. In einer weiteren Differenzierung ergibt sich die Frage, ob speziell die Produktion an Auslandsstandorten für die Unternehmen rentabler ist als die Produktion an Inlandsstandorten. In einem weiteren Schritt wird eruiert, ob höhere Renditen im Auslandsgeschäft die Unternehmensstrategie am Standort Deutschland wesentlich beeinflussen. Folgt aus bestehender rentabler Auslandsaktivität - die Ausweitung der Auslandsproduktion? - die Verlagerung von Inlandsproduktion ins Ausland? - die Verlagerung von Headquarterfunktionen ins Ausland? Studie – Beitrag der Auslandsgewinne zum Unternehmenserfolg in Bayern vbw – März 2016 3 Bestandsaufnahme aus der öffentlichen Statistik 5 Bestandsaufnahme aus der öffentlichen Statistik Investitionen im In- und Ausland geben Aufschluss über Ertragserwartungen Die wachsende Bedeutung ausländischer Produktionsstandorte für die deutsche und speziell auch bayerische Industrie zeigt sich an der Zunahme der Investitionen im Ausland, die seit der Jahrtausendwende zu beobachten ist. Die wesentlichen Ergebnisse der Analyse einschlägiger Investitionsstatistiken sind: - Der Bestand an Direktinvestitionen im Ausland deutscher oder bayerischer Herkunft ist in den Jahren 2003 bis 2012 deutlich schneller gewachsen als das Bruttoanlagevermögen in Deutschland oder Bayern. - Dieses Ergebnis gilt für die Gesamtwirtschaft ebenso wie für die Industrie. - Besonders stark haben in diesem Zeitraum die Direktinvestitionen mit Ziel Asien zugenommen (218 Prozent mit Ursprung Deutschland und 280 Prozent mit Ursprung Bayern). Die größten Gewinner dabei sind Südkorea und China. - Europa bleibt weiter der wichtigste Kontinent auf dem Unternehmensbeteiligungen oder Produktionsstandorte deutscher Unternehmen angesiedelt sind (61 Prozent mit deutschem, 55 Prozent mit bayerischem Ursprung). An zweiter Stelle liegt Amerika (27 Prozent mit deutschem, 29 Prozent mit bayerischem Ursprung). Asien folgt auf Platz drei (10 Prozent mit deutschem, 12 Prozent mit bayerischem Ursprung). Die bayerischen Unternehmen sind heute also stärker in Asien und Amerika engagiert als die deutschen Unternehmen insgesamt. - Die Beobachtung steigender Direktinvestitionen in China und Südkorea steht mit zwei Motiven für die Investitionstätigkeit in Einklang: Teilhabe am Marktwachstum (China) und stärkere intraindustrielle Vernetzung (Südkorea). Hinter stark steigenden Direktinvestitionen in einzelnen kleinen europäischen Ländern (zum Beispiel Luxemburg, Niederlande) steht vermutlich eher die Motivation der Steueroptimierung als der Produktionsbeteiligung. 3.1 Große Zunahme der Direktinvestitionen im Ausland Der Bestand deutscher Direktinvestitionen im Ausland hat zwischen 2003 und 2011 stark zugenommen. Sie haben sich insgesamt in diesem Zeitraum mit einem Anstieg von 658 auf 1.197 Milliarden Euro fast verdoppelt. Der Anstieg der Direktinvestitionen mit bayerischem Ursprung ist mit +79 Prozent ähnlich schnell gewachsen. Das Bruttoanlagevermögen in Deutschland ist im gleichen Zeitraum nur um 37 Prozent gestiegen, in Bayern nahm das Bruttoanlagevermögen um 44 Prozent zu. (vgl. Abbildung 1). 6 Bestandsaufnahme aus der öffentlichen Statistik Studie – Beitrag der Auslandsgewinne zum Unternehmenserfolg in Bayern vbw – März 2016 Abbildung 1 Direktinvestitionen (DI) und Bruttoanlagevermögen (BAV) Deutschland (D) und Bayern (BY) im Vergleich Index (2000 = 100) 220 200 198,3 180 178,8 160 143,6 136,9 140 120 100 80 2000 2001 2002 2003 D-Insg (DI) 2004 2005 2006 D-Insg (BAV) 2007 2008 2009 BY-Insg (DI) 2010 2011 BY-Insg (BAV) Quellen: Deutsche Bundesbank; Statistisches Bundesamt; eigene Berechnungen IW Consult (2015) Abbildung 2 Direktinvestitionen (DI) und Bruttoanlagevermögen (BAV) in der Industrie Deutschland (D) und Bayern (BY) im Vergleich Index (2000 = 100) 220 203,1 200 185,4 180 160 140 120 114,4 109,7 100 80 2000 2001 2002 D-VG (DI) 2003 2004 2005 D-VG (BAV) 2006 2007 2008 BY-VG (DI) 2009 2010 2011 BY-VG (BAV) Quellen: Deutsche Bundesbank; Statistisches Bundesamt; eigene Berechnungen IW Consult (2015) Studie – Beitrag der Auslandsgewinne zum Unternehmenserfolg in Bayern vbw – März 2016 7 Bestandsaufnahme aus der öffentlichen Statistik Noch ausgeprägter ist diese Beobachtung für den Vergleich der deutschen und bayerischen Direktinvestitionen im ausländischen Verarbeitenden Gewerbe mit dem Bruttoanlagevermögen im Produzierenden Gewerbe in Deutschland insgesamt und in Bayern (vgl. Abbildung 2). Die Direktinvestitionen ins ausländische Verarbeitende Gewerbe mit bayerischem Ursprung haben sich im Beobachtungszeitraum mehr als verdoppelt, jene mit deutschem Ursprung insgesamt sind um rund 85 Prozent gewachsen. Der Kapitalbestand im bayerischen Produzierenden Gewerbe wuchs hingegen nur um 14 Prozent, im deutschen Produzierenden Gewerbe insgesamt nur um rund 10 Prozent. 3.2 Regionale Struktur der Direktinvestitionen im Ausland Bei der regionalen Struktur der deutschen und bayerischen Direktinvestitionen im Ausland zeigen sich interessante Veränderungen. Schon 2003 bekam Europa die Hälfte der deutschen Kapitalexporte (55,2 Prozent), bis 2012 stiegen die Anteile noch leicht auf 60,5 Prozent. Auffällig ist, dass Amerika als zweitgrößter Empfänger von deutschen Investitionen 2003 noch 37 Prozent der Direktinvestitionen erhielt, 2012 aber nur noch 27,3 Prozent. Die Verschiebung der Direktinvestitionen erfolgt vor allem zugunsten von Asien. 2012 beträgt der Anteil der ausländischen Direktinvestitionen 9,7 Prozent und ist damit fast doppelt so groß wie noch 2003 (5,6 Prozent). Die Kapitalbeziehung zwischen Deutschland und Afrika sowie Australien hingegen war und ist immer noch sehr gering (vgl. Abbildungen 3 und 4). Abbildung 3 Bestand deutscher Direktinvestitionen im Ausland nach Kontinent Angaben in Prozent 2003 Asien 5,6% 2012 Australien 1,0% 658 Milliarden Euro Amerika 37,0 % Amerika 27,3% Europa 55,2 % Afrika 0,7% Australien 1,6% Asien 9,7% Afrika 0,8% Quellen: Deutsche Bundesbank; eigene Berechnungen IW Consult (2015) 1.197 Milliarden Euro Europa 60,5 % 8 Bestandsaufnahme aus der öffentlichen Statistik Studie – Beitrag der Auslandsgewinne zum Unternehmenserfolg in Bayern vbw – März 2016 Abbildung 4 Entwicklung deutscher Direktinvestitionen im Ausland nach Kontinenten Index (2003 = 100) 310 313,6 280 285,8 250 220 219,9 199,5 182,0 190 160 134,4 130 100 70 2003 2004 Gesamt 2005 2006 Europa 2007 2008 Afrika 2009 2010 Amerika 2011 2012 Asien Australien Quellen: Deutsche Bundesbank; eigene Berechnungen IW Consult (2015) Abbildung 5 Entwicklung deutscher Direktinvestitionen im Ausland nach Ländern Index (2003 = 100) 819,6 800 700 600 616,1 500 493,0 400 266,6 300 189,8 200 175,7 100 123,0 0 2003 2004 EU-Länder Brasilien Korea, Republik 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Russische Förderation Vereinigte Staaten Quellen: Deutsche Bundesbank; eigene Berechnungen IW Consult (2015) 2011 2012 Schweiz China, Volksrepublik Studie – Beitrag der Auslandsgewinne zum Unternehmenserfolg in Bayern vbw – März 2016 Bestandsaufnahme aus der öffentlichen Statistik 9 Geht man einen Schritt weiter und betrachtet nicht nur die Kontinente (vgl. Abbildung 5), sondern die einzelnen Länder, in die Kapital deutscher Wirtschaftssubjekte exportiert wird, zeigt sich wieder einmal die positive Veränderung des Großteils der BRICStaaten und ihr wachsendes wirtschaftliches Geschick, ausländische Unternehmer anzulocken. Brasilien, Russland und China verbuchen rasant anwachsende Direktinvestitionsbestände aus Deutschland (Brasilien plus 19 Milliarden Euro, Russland plus 20 Milliarden Euro, China plus 38 Milliarden Euro, jeweils von 2003 bis 2012). Vor allem der Erwerb von Vermögenswerten in Russland ist also in den letzten Jahren um das Achtfache gestiegen. In Summe vereinten Brasilien, Russland und China 2003 nur 2,7 Prozent der gesamten Auslandsinvestitionen, 2012 jedoch schon 7,7 Prozent (plus 5 Prozentpunkte). Bei einer gesonderten Betrachtung der bayerischen Direktinvestitionen (vgl. Abbildungen 6 und 7), die rund ein Viertel der Investitionen deutschen Ursprungs ausmachen, zeigt sich im Großen und Ganzen das gleiche Bild. Auch die bayerischen Investitionen ins Ausland haben sich im Betrachtungszeitraum fast verdoppelt (von 126 auf 247 Milliarden Euro). Das Gleiche gilt auch für die Anteile der Kapitalexporte nach Asien (6,3 Prozent in 2003 zu 12,2 Prozent in 2012). Anders verhält es sich jedoch mit der bayerischen Beteiligung an amerikanischen Unternehmen. Nahm diese anteilsmäßig in Deutschland insgesamt von 2003 bis 2012 ab, verbuchen die bayerisch-amerikanischen Kapitalbeziehungen weiterhin einen geringen Zuwachs (von 27,3 auf 29,4 Prozent). Dafür sanken die Anteile der bayerischen Direktinvestitionen nach Europa um knapp 10 Prozentpunkte (von 63,8 auf 54,6 Prozent). Absolut betrachtet sind die Investitionen von 80 Milliarden in 2003 auf 135 Milliarden in 2012 gestiegen. Abbildung 6 Bestand bayerischer Direktinvestitionen im Ausland nach Kontinent Angaben in Prozent 2003 Asien 6,3% Amerika 27,3% 2012 Australien 1,8% Asien 12,2 % Amerika 29,4 % 126.087 Milliarden Euro 247 236 Milliarden Euro Europa 63,8% Afrika 0,7% Australien 2,7% Europa 54,6 % Afrika 0,8% Quellen: Deutsche Bundesbank; eigene Berechnungen IW Consult (2015) 10 Studie – Beitrag der Auslandsgewinne zum Unternehmenserfolg in Bayern vbw – März 2016 Bestandsaufnahme aus der öffentlichen Statistik Abbildung 4 Entwicklung bayerischer Direktinvestitionen im Ausland nach Kontinenten Index (2003 = 100) 400 379,5 350 300 288,2 250 224,3 211,1 196,1 167,7 200 150 100 50 2003 2004 2005 Gesamt 2006 Europa 2007 2008 Afrika 2009 2010 Amerika 2011 Asien 2012 Australien Quellen: Deutsche Bundesbank; eigene Berechnungen IW Consult (2015) Abbildung 5 Entwicklung bayerischer Direktinvestitionen im Ausland nach Ländern Index (2003 = 100) 800 760,6 700 635,4 600 500 435,5 400 323,3 221,9 203,3 159,5 300 200 100 0 2003 2004 2005 EU-Länder Brasilien Korea, Republik 2006 2007 2008 2009 2010 Russische Förderation Vereinigte Staaten Quellen: Deutsche Bundesbank; eigene Berechnungen IW Consult (2015) 2011 2012 Schweiz China, Volksrepublik Studie – Beitrag der Auslandsgewinne zum Unternehmenserfolg in Bayern vbw – März 2016 Bestandsaufnahme aus der öffentlichen Statistik 11 Auch für Bayern haben die Standorte Brasilien, Russland und China in Bezug auf Unternehmensbeteiligung und -gründung an Bedeutung gewonnen (vgl. Abbildung 8). Ähnlich wie in Deutschland insgesamt sind dies die drei Länder mit der stärksten Zuwachsrate der Kapitaltransfers. Von 2003 bis 2012 stieg der Anteil der Direktinvestitionen mit bayerischem Ursprung in Brasilien, Russland und China ähnlich stark wie jene mit deutschem Ursprung insgesamt: um 5 Prozentpunkte (von 3 auf 8 Prozent). Angesichts der aktuellen Probleme in einigen Schwellenländern dürfte sich die Entwicklung allerdings zumindest unterbrochen haben Bezogen auf Europa gehören Belgien, Luxemburg und Großbritannien zu den attraktivsten Zielen für Direktinvestitionen – sowohl für die bayerischen Unternehmen als auch für die deutschen insgesamt. Vom Zuwachs an deutschen Kapitalexporten beziehen allein diese drei EU-Mitgliedstaaten 21 Prozent (Ursprung: Deutschland insgesamt) beziehungsweise 17 Prozent (Ursprung: Bayern). Auf die Niederlande und Schweden entfällt in Bezug auf Investitionen deutschen Ursprungs insgesamt ein großer Anteil (9,8 Prozent). Direktinvestitionen aus Bayern zielen vor allem auf Frankreich, Italien und Spanien (8,7 Prozent). ) Studie – Beitrag der Auslandsgewinne zum Unternehmenserfolg in Bayern vbw – März 2016 4 Unternehmensbefragung 13 Unternehmensbefragung Auslandstätigkeiten tragen positiv zum Unternehmenserfolg bei Im Auftrag der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft hat die IW Consult im Rahmen einer Unternehmensbefragung untersucht, wie hoch die Bedeutung der Auslandsgewinne für bayerische Unternehmen ist und wie die diesbezügliche Entwicklung beschrieben werden kann. Im Ergebnis soll die Frage beantwortet werden, wie hoch das Risiko ist, dass bayerische Unternehmen langfristig ihre Standorttreue infrage stellen, weil die Auslandsgewinne eine dominierende Position in ihren Bilanzen darstellen. Es wurden insgesamt 154 Unternehmen aus dem Verarbeitenden Gewerbe befragt. Bei der Konzeption der Stichprobe fanden ausschließlich Unternehmen Berücksichtigung, die im Ausland aktiv sind. Dabei wurde unterschieden zwischen Unternehmen, die exportieren und Unternehmen, die im Ausland auch produzieren. Die Kernergebnisse der Befragung lauten: - Sowohl die Anteile der Exporte als auch die der Auslandsproduktion an den Umsätzen der Unternehmen sind in den vergangenen Jahren gestiegen. Die Firmen erwarten einen weiteren Anstieg der jeweiligen Anteile bis 2020. - Rund 80 Prozent der befragten Unternehmen erzielen mit ihrer Auslandstätigkeit positive Beiträge zum Gewinn. - Bei rund drei Vierteln der Unternehmen sind diese Beiträge mindestens so groß wie die Beiträge zum Umsatz. 20 Prozent (Exporte) beziehungsweise 30 Prozent (Auslandsproduktion) erzielen mit der Auslandstätigkeit überproportionale Gewinne. - Speziell für die Auslandsproduktion sind die Entwicklung seit dem Jahr 2010 und die Erwartungen bis 2020 positiver als für die Gewinne insgesamt. - In Bezug auf die Unternehmensstrategie gehen die Unternehmen vor allem von einer Ausweitung bestehender Auslandsproduktionsstätten aus. Eine Verlagerung von Produktion oder zentralen Unternehmensfunktionen aus Deutschland sieht nur eine Minderheit der Unternehmen als relevante Option. - Die Standortbedingungen in Deutschland geraten aber unter dem Eindruck steigender Auslandsgewinne unter schärfere Beobachtung. - Auslandsgewinne bedeuten für etwas mehr als die Hälfte der Unternehmen eine Absicherung gegen die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland. - Nur eine Minderheit der Unternehmen sieht einen engen Zusammenhang zwischen hohen oder steigenden Auslandsgewinnen und der sich abzeichnenden Wachstumsschwäche in den Schwellenländern. - Die regionale Verteilung der Auslandsgewinne entspricht tendenziell dem Auslandsengagement der Unternehmen. Überdurchschnittlich gewinnträchtige Weltregionen scheint es demnach für die bayerische Industrie im Durchschnitt nicht zu geben. 14 4.1 Unternehmensbefragung Studie – Beitrag der Auslandsgewinne zum Unternehmenserfolg in Bayern vbw – März 2016 Vorüberlegungen und Stichprobe Bei der Befragung bestehen zwei Herausforderungen. Bei der regionalen Verteilung der erzielten Gewinne handelt es sich um eine sensible interne Unternehmensinformation, die häufig bewusst nicht veröffentlicht wird. Außerdem ist es beim Thema Auslandsgewinne nicht einfach, „richtig“ zu antworten, weil die Abgrenzung von Gewinnen aus verschiedenen Geschäftstätigkeiten und teilweise sogar der Gewinnbegriff selbst nicht immer einheitlich sind. Außerdem liegt in der Rechnungslegung nicht bei allen Unternehmen die Unterscheidung zwischen den Gewinnarten automatisch vor. Unternehmen können auf vielfältige Weise mit dem Ausland verflochten sein. Sie können im Inland produzierte Waren im In- und Ausland absetzen. Sie können selbst Waren im Ausland produzieren und diese Waren wiederum im In- und Ausland absetzen. Die im In- oder Ausland produzierten Waren können gleichzeitig Vorprodukte aus verschiedenen Standorten enthalten. Je nach Verkaufsort kann der Umsatz variieren, den ein Unternehmen mit einem Produkt erzielt. Je nach Produktionsort, Zusammensetzung aus Vorprodukten und Absatzmarkt können unterschiedliche Kosten anfallen. In der Befragung wurde auf zwei relativ einfache Konstellationen abgestellt: - Umsätze und Gewinne aus Exporten von im Inland produzierten Gütern. Auf eine Differenzierung nach Herkunft von Vorprodukten wurde verzichtet. - Umsätze und Gewinne, die aus einer eigenen Auslandsproduktion der Unternehmen entstehen. Auch hier wurde auf eine Differenzierung nach Herkunft der Vorprodukte verzichtet. Zusätzlich wurde nicht differenziert, ob die Waren aus der Auslandsproduktion eventuell in Deutschland abgesetzt werden. Als Vergleichsgröße wurden die Unternehmen zusätzlich um Angaben zu Umsätzen und Gewinnen gebeten, die aus im Inland produzierten und abgesetzten Gütern resultieren. Auf eine feinere Differenzierung wurde verzichtet, da dies den Aufwand für die Befragung erheblich erweitert hätte. In die Ergebnisse der Umfrage fließen die Antworten von 154 Unternehmen ein, die entweder ins Ausland exportieren oder im Ausland produzieren oder beides tun. Eine kurze Übersicht über die Fallzahlen ist in Tabelle 1 dargestellt. Tabelle 1 Übersicht Stichprobe Klein Mittel Groß Gesamt Exporte 33 51 64 148 Auslandsproduktion 2 9 36 47 Gesamt 34 53 67 154 Quelle: Unternehmensbefragung IW Consult GmbH (2015) Studie – Beitrag der Auslandsgewinne zum Unternehmenserfolg in Bayern vbw – März 2016 4.2 15 Unternehmensbefragung Anteile Exporte, Auslandsproduktion, Inlandsabsatz Die Unternehmen wurden um Angaben zur Verteilung ihrer Umsätze auf Inlandsabsatz, Exporte und Auslandsproduktion heute, im Jahr 2010 und hinsichtlich ihrer Erwartungen für 2020 gebeten. Die Ergebnisse sind in den Tabelle 2 und Tabelle 3 getrennt für Unternehmen mit und ohne Auslandsproduktion als ungewichtete Mittelwerte dargestellt. Eine Vergleichbarkeit dieser Daten mit geläufigen Exportquoten aus der amtlichen Statistik ist nur eingeschränkt möglich (vgl. hierzu Anhang). Mangels Differenzierung des Unternehmenssamples nach Branchen und wegen der Beschränkung auf exportierende oder im Ausland produzierende Unternehmen ist eine Hochrechnung der Ergebnisse auf die Gesamtheit der bayerischen Unternehmen nicht möglich. Die Ergebnisse gelten aber für die exportierenden oder im Ausland produzierenden Unternehmen. Die Ergebnisse der Unternehmensbefragung im Einzelnen: - Die Unternehmen im Sample ohne Auslandsproduktion (Tabelle 2) erwirtschaften durch Exporte derzeit über 38 Prozent ihrer Umsätze. Im Jahr 2010 lag dieser Anteil rund 3,5 Prozentpunkte niedriger. Für das Jahr 2020 wird ein um fast 5 Prozentpunkte höherer Anteil erwartet. - Unternehmen, die über eine Auslandsproduktion verfügen, sind insgesamt stärker auf internationale Märkte ausgerichtet. Die Anteile der Exporte an der Inlandsproduktion liegen bei diesen Unternehmen heute rund 20 Prozentpunkte über den Exportanteilen der Unternehmen ohne Auslandsproduktion. Auch hier nahm der Anteil der Exporte seit 2010 um fast 10 Prozent (beziehungsweise 5,1 Prozentpunkte) zu. Für das Jahr 2020 wird eine Steigerung um weitere 2,5 Prozentpunkte erwartet. Spiegelbildlich sinkt der Inlandsabsatz. - Im Durchschnitt erzielen die Unternehmen mit Auslandsproduktion heute durch ihre Auslandsproduktion Umsätze in Höhe von 44 Prozent ihrer Inlandsproduktion. Dies sind rund 3,5 Prozentpunkte mehr als noch 2010. Für das Jahr 2020 erwarten die Unternehmen eine Steigerung um weitere 8 Prozentpunkte. Tabelle 2 Umsatzanteile Export, Auslandsproduktion und Inlandsabsatz: Unternehmen ohne Auslandsproduktion Angaben in Prozent der Inlandsproduktion Exporte Inlandsabsatz 2010 34,9 65,1 heute 38,4 61,6 2020 43,0 57,0 Ungewichtete Mittelwerte; Inlandsproduktion (Exporte + Inlandsabsatz = 100). Quelle: Unternehmensbefragung IW Consult GmbH (2015) 16 Unternehmensbefragung Studie – Beitrag der Auslandsgewinne zum Unternehmenserfolg in Bayern vbw – März 2016 Tabelle 3 Umsatzanteile Export, Auslandsproduktion und Inlandsabsatz: Unternehmen mit Auslandsproduktion Angaben in Prozent der Inlandsproduktion Exporte Auslandsproduktion Inlandsabsatz 2010 52,3 41,0 47,7 heute 57,4 44,4 42,6 2020 59,7 52,3 40,3 Ungewichtete Mittelwerte; Inlandsproduktion (Exporte + Inlandsabsatz = 100). Quelle: Unternehmensbefragung IW Consult GmbH (2015) Die Aussagen der Unternehmen unterstützen damit die These, dass das Ausland als Absatzmarkt an Bedeutung gewinnt. Sowohl der Anteil der Exporte als auch der der Auslandsproduktion am Gesamtumsatz wird heute größer eingeschätzt als im Jahr 2010. Für die Entwicklung in den kommenden fünf Jahren gehen die Unternehmen für beide Dimensionen der Auslandsaktivität von steigenden Anteilen am Umsatz aus. 4.3 Unternehmensgewinne mit Ursprung im Ausland Die Unternehmen wurden um eine Angabe gebeten, ob ihre Exporte oder ihre Auslandsproduktion positiv zum Gesamtgewinn beitragen. Abbildung 6 Beitrag der Exporte und der Auslandsproduktion zum Gewinn Angaben in Prozent Exporte Auslandsproduktion 3,5% 8,5% 10,4% 12,8% 78,7% 86,1% Positiv Ungefähr Null Negativ Positiv Ungefähr Null Negativ Studie – Beitrag der Auslandsgewinne zum Unternehmenserfolg in Bayern vbw – März 2016 17 Unternehmensbefragung Quelle: Unternehmensbefragung IW Consult GmbH (2015) Dies ist bei der großen Mehrheit der Unternehmen der Fall. Rund 86 Prozent der Befragten geben an, dass die Exporte einen positiven Beitrag zum Unternehmensgewinn leisten, rund 79 Prozent erzielen mit der Auslandsproduktion einen positiven Unternehmensbeitrag (vgl. Abbildung 6). Bei größeren Unternehmen tragen die Exporte häufiger positiv zum Gesamtumsatz bei als bei kleineren. Unternehmen mit positiven Beiträgen der Exporte oder der Auslandsproduktion wurden zu einer Einschätzung aufgefordert, wie Exporte oder Auslandsproduktion im Vergleich zum Umsatz zum Gesamtgewinn beitragen. Bei den Exporten geben etwas mehr als die Hälfte der Unternehmen an, dass diese in etwa proportional zum Umsatz auch zum Gewinn beitragen (vgl. Abbildung10, linke Spalte). Rund ein Fünftel erzielt aus Exporten überproportionale Gewinne. Knapp 30 Prozent erzielen nur unterproportionale Gewinne. Der Saldo der Unternehmensanteile mit über- und unterproportionalen Gewinnen aus dem Exportgeschäft ist also negativ. In der Gruppe der Unternehmen unter 50 Mitarbeitern ist der Saldo mit 23 Prozentpunkten noch deutlich negativer. Nur rund 8 Prozent der Unternehmen in dieser Gruppe erzielen überproportionale Gewinne mit Exporten. Bei Unternehmen ab 50 Mitarbeitern geben rund 27 Prozent der Befragten an, unterproportionale Gewinne im Export zu erzielen, während 22 Prozent von überproportionalen Gewinnen im Export berichten. Abbildung 7 Exporte und Auslandsproduktion: Gewinnbeitrag im Vergleich zum Umsatzbeitrag Angaben in Prozent Auslandsproduktion Exporte 19,2% 27,5% 53,3% Kleiner als der Umsatzbeitrag Ähnlich wie der Umsatzbeitrag Größer als der Umsatzbeitrag 31,4% 25,7% 42,9% Kleiner als der Umsatzbeitrag Ähnlich wie der Umsatzbeitrag Größer als der Umsatzbeitrag Quelle: Unternehmensbefragung IW Consult GmbH (2015) Dieses Ergebnis der Befragung widerspricht der Hypothese, dass heimische Industrieunternehmen im Exportgeschäft besonders hohe Gewinne erzielen. Gerade für die 18 Unternehmensbefragung Studie – Beitrag der Auslandsgewinne zum Unternehmenserfolg in Bayern vbw – März 2016 kleinen Unternehmen scheint das Inlandsgeschäft ertragsstärker zu sein. Zur Interpretation sind folgende Überlegungen hilfreich: - Werden Waren mit gleichen Kosten im Inland produziert und im In- und Ausland abgesetzt, fallen die Vertriebskosten im Ausland tendenziell höher aus (Transportkosten, Transaktionskosten aufgrund sprachlicher und kultureller Differenzen, Wechselkurskosten außerhalb des Euroraums). - Die höheren Vertriebskosten haben teilweise Fixkostencharakter und fallen daher für die kleinen Unternehmen stärker ins Gewicht. - In den Inlandsabsätzen sind indirekte Exporte enthalten. Viele Unternehmen – wiederum vor allem die Kleinen – sind Teil stabiler inländischer Vorleistungsketten der großen exportstarken Unternehmen. Fallen hier überproportionale Exportgewinne an, pflanzen sich diese als Gewinne aus dem Inlandsgeschäft entlang der Vorleistungsbezüge fort. Bezogen auf die Gewinne aus Auslandsproduktion ist die Einschätzung positiver (vgl. Abbildung 10, rechte Spalte). Der Anteil der Unternehmen, die einen überproportionalen Gewinnbeitrag aus der Auslandsproduktion erzielen, ist mit rund 31 Prozent etwas größer als bei den Exporten. Dafür ist der Anteil mit proportionalem Gewinnbeitrag etwas geringer (rund 43 Prozent) und der Anteil mit unterproportionalem Gewinnanteil ähnlich. Wegen der geringen Anzahl kleiner Unternehmen mit Auslandsproduktion lassen sich hier keine Aussagen zu Unterschieden zwischen den Größenklassen treffen. Zusammengefasst bedeutet dies, dass - die Unternehmen bei ihren Auslandsaktivitäten in der großen Mehrheit positive Beiträge zum Gewinn erzielen, - die Auslandsproduktion der Unternehmen im Durchschnitt etwas profitabler ist als das Exportgeschäft, - für viele Unternehmen, vor allem die kleinen, das Inlandsgeschäft dennoch eine einträgliche Einkommensquelle darstellt, - die Unternehmen im Durchschnitt bei Inlandsproduktion etwaige Kostenunterschiede für den Export durch Preisanpassungen nur teilweise kompensieren. 4.4 Umsatzrendite und deren Veränderung Die Unternehmen wurden auch direkt um eine Angabe zu ihren Umsatzrenditen differenziert nach den Tätigkeitsfeldern gebeten. Diese direkte, quantitative Nachfrage ist nötig, um ein präziseres Bild über die Höhe der Gewinne nach verschiedenen Tätigkeitsbereichen zu erhalten. Allerdings treten hier – gerade im Vergleich zu qualitativen Einschätzungen – besondere Schwierigkeiten auf. - Die konkrete Angabe von Umsatzrenditen ist ein sensibles Thema für Unternehmen. Die Antwortbereitschaft ist daher geringer. Verwertbare Angaben zur Umsatzrendite haben nur etwa die Hälfte der Unternehmen gemacht. - Informationen zu den Umsatzrenditen liegen für den Befragten unter Umständen nicht präzise vor. Speziell bei der Differenzierung zwischen den verschiedenen Tätigkeiten kann es schwierig werden. Eventuell liegen die Daten in dieser Differenzierung in der Rechnungslegung der Unternehmen gar nicht vor. Studie – Beitrag der Auslandsgewinne zum Unternehmenserfolg in Bayern vbw – März 2016 - 19 Unternehmensbefragung Selbst wenn in der Rechnungslegung zwischen Inlands- und Auslandsproduktion und zwischen Absätzen im Inland und Ausland differenziert wird, besteht eventuell eine Unschärfe bei der Zurechnung von Gemeinkosten. Für die Auswertung der Daten reicht es nicht aus, die Angaben zu den Umsatzrenditen zu verarbeiten. Sollen Aussagen über die Unternehmen insgesamt getroffen werden, sollten die Umsatzrenditen mit den Umsätzen gewichtet werden. Für entsprechende Aussagen zur Differenzierung zwischen den Tätigkeitsfeldern Inlandsabsatz, Exporte, Auslandsproduktion müssen zusätzlich die entsprechenden Angaben vorliegen. Die Kombination dieser Angaben reduziert die Zahl der auswertbaren Fälle weiter. Die auswertbaren Fallzahlen gehen bei dieser Frage aus den genannten Gründen im Vergleich zu den anderen Fragen deutlich zurück. So gaben bei der Frage nach der Umsatzrendite nur 95 der befragten 154 Unternehmen eine verwertbare Auskunft. Für eine Gewichtung mit den Umsätzen müssen auch dazu Angaben vorliegen. Kombiniert man beide Fragen, um eine den Umsätzen gewichtete Gesamtumsatzrendite über alle Unternehmen zu ermitteln, liegt die Fallzahl bei 74 Unternehmen. In dieser Gruppe liegt die gewichtete Umsatzrendite bei 4,7 Prozent und damit im erwarteten Bereich. Die Unternehmen wurden ebenfalls gebeten, ihre Umsatzrendite differenziert nach den drei Tätigkeitsfeldern Inlandsabsatz, Exporte aus Deutschland und Auslandsproduktion anzugeben. Die zur Gewichtung nötigen Teilumsätze wurden über die Angaben zu den jeweiligen Umsatzanteilen und die Angaben zu den Umsätzen insgesamt berechnet. Die gewichteten Umsatzrenditen finden sich in der Tabelle 4. In der Tendenz fallen die Gewinne aus Auslandsaktivitäten höher aus als die Gewinne aus dem Inlandsabsatz. Tabelle 4 Umsatzgewichtete Umsatzrenditen Rendite in Prozent Auswertbare Fallzahl Gesamt 4,7 76 Inlandsabsatz 4,8 74 Exporte 5,6 73 Auslandsproduktion 5,4 22* * Fallzahl für Auswertung zu gering. Quelle: Unternehmensbefragung IW Consult GmbH (2015) Bei dieser Interpretation sei aber ausdrücklich auf folgende Probleme hingewiesen: - Die Ergebnisse zwischen allen vier Angaben sind nicht konsistent. Der Wert der Gesamtumsatzrendite müsste sich innerhalb der Spannweite der Werte für die Teilumsätze befinden. 20 Unternehmensbefragung - Studie – Beitrag der Auslandsgewinne zum Unternehmenserfolg in Bayern vbw – März 2016 Die auswertbare Fallzahl für die Umsatzrendite bei der Auslandsproduktion ist streng genommen zu niedrig, um mit hinreichender Sicherheit einen präzisen Wert anzugeben. An die quantitative Frage nach der Umsatzrendite schloss sich in der Befragung eine qualitative Frage nach der Entwicklung der Umsatzrenditen an. Dabei sollten die Unternehmen sowohl die Entwicklung seit 2010 als auch ihre Erwartungen bis 2020 angeben. Die Ergebnisse sind in den Abbildungen 11 (seit 2010) und 12 (bis 2020) grafisch aufbereitet. Für die Umsatzrendite insgesamt geben rund 35 Prozent der Unternehmen an, dass diese heute ähnlich wie im Jahr 2010 sei, rund 40 Prozent beobachten sogar eine Steigerung. Rund ein Viertel der Unternehmen erzielte eine geringere Umsatzrendite. Abbildung 8 Entwicklung der Umsatzrenditen seit 2010 Angaben in Prozent Entwicklung der Umsatzrenditen seit 2010 100% 75% 30,8% 36,8% 40,7% 45,7% 50% 45,2% 43,1% 35,3% 34,8% 25% 20,1% 19,6% 24,0% 24,0% 0% durch Exporte durch durch Inlandsabsatz Auslandsproduktion ist heute kleiner als 2010 ist heute ähnlich 2010 Insgesamt ist heute größer als 2010 Quelle: Unternehmensbefragung IW Consult GmbH (2015) Differenziert zwischen den Tätigkeitsbereichen schneiden die Auslandsaktivitäten besser ab als der Inlandsabsatz: - Bei den Exporten schätzen weniger Unternehmen ihre Umsatzrendite heute als geringer ein als im Jahr 2010 (rund 20 Prozent). Rund 43 Prozent gehen von einer ähnlichen Umsatzrendite aus wie im Jahr 2010. Rund 37 Prozent erzielen eine höhere Umsatzrendite als im Jahr 2010. Studie – Beitrag der Auslandsgewinne zum Unternehmenserfolg in Bayern vbw – März 2016 - - 21 Unternehmensbefragung Durch Auslandsproduktion erzielt fast die Hälfte der Unternehmen (rund 46 Prozent) heute eine höhere Umsatzrendite als im Jahr 2010. Rund ein Drittel der Unternehmen geht von einer ähnlichen Umsatzrendite aus. Nur knapp 20 Prozent erzielen eine geringere Umsatzrendite. Bezogen auf den Inlandsabsatz ist der Anteil der Unternehmen, die eine kleinere Umsatzrendite erzielen mit rund einem Viertel gleich wie beim Umsatz insgesamt. Ein größerer Anteil der Unternehmen (rund 45 Prozent) erzielt ähnliche, ein relativ kleiner Anteil der Unternehmen (rund 31 Prozent) höhere Umsätze als 2010. Das Bild zu den Erwartungen über die Entwicklung der Umsatzrendite bis 2020 ist ähnlich. Dabei ist der Anteil der Unternehmen, die für das Jahr 2020 geringere Umsatzrenditen erwarten, generell kleiner – zwischen rund 13 Prozent (Auslandsproduktion) und rund 18 Prozent (Inlandsabsatz) – und die Anteile der Unternehmen, die von ähnlichen oder höheren Umsatzrenditen ausgehen, entsprechend höher. Wie bei der Entwicklung seit dem Jahr 2010 sind auch die Erwartungen an das Jahr 2020 für die Auslandsaktivitäten positiver, die Erwartungen gegenüber dem Inlandsabsatz weniger positiv als die Erwartungen für die Umsatzrenditen insgesamt. Abbildung 9 Erwartung über die Entwicklung der Umsatzrenditen bis 2020 Angaben in Prozent Erwartung über die Entwicklung Umsatzrenditen bis 2020 100% 75% 42,0% 35,6% 48,9% 41,6% 50% 42,7% 25% 0% 15,4% durch Exporte 46,6% 38,3% 17,8% 12,8% durch durch Inlandsabsatz Auslandsproduktion wird 2020 kleiner sein als heute 44,3% 14,1% insgesamt wird 2020 ähnlich sein wie heute wird 2020 größer als heute sein Quelle: Unternehmensbefragung IW Consult GmbH (2015) 22 4.5 Unternehmensbefragung Studie – Beitrag der Auslandsgewinne zum Unternehmenserfolg in Bayern vbw – März 2016 Auswirkungen auf Unternehmensstrategie Die Unternehmen wurden um ihre Einschätzung zu einer Reihe von Aussagen bezüglich Unternehmensstrategien in Zusammenhang mit dem Auslandsengagement gebeten. Es zeigen sich deutliche Unterschiede in den Einschätzungen zwischen Unternehmen mit und ohne Auslandsproduktion. Der Aussage „Zunehmende Auslandsgewinne führen kurz- und mittelfristig zum Aufbau von neuen Produktionsstätten im Ausland“ stimmen nur rund 31 Prozent der Unternehmen zu. Bei den Unternehmen, die schon über Auslandsproduktion verfügen, stimmt dieser Aussage aber mehr als die Hälfte zu (53 Prozent). Auch zwischen den Unternehmensgrößenklassen gibt es deutliche Unterschiede. Von den Unternehmen mit bis zu 49 Mitarbeitern ist die Zustimmung mit etwas über 20 Prozent am geringsten. Die Zustimmung steigt mit der Unternehmensgröße von über 28 Prozent (Unternehmen von 50 bis 249 Mitarbeiter) auf 37 Prozent (Unternehmen ab 250 Mitarbeiter). Der Slogan „die Produktion folgt den Märkten“ gilt also eher für Unternehmen, die schon Auslandsproduktionserfahrung haben und für größere Unternehmen. Eine mögliche Erklärung ist, dass bei gutem Exporterfolg der Neuaufbau von Produktionskapazität im Ausland nicht unbedingt zwingend ist, da der Exporterfolg eben gerade durch die Inlandsproduktion erzielt wird. Eine andere Erklärung ist, dass sich größere Unternehmen sowohl organisatorisch als auch wegen Mindestlosgrößen leichter mit dem Aufbau von Produktionsstätten im Ausland tun als kleinere Unternehmen. Die zweite Aussage „zunehmende Auslandsgewinne führen kurz- und mittelfristig zur Verlagerung heimischer Produktionsstätten ins Ausland“ schließt einen gleichzeitigen Abbau inländischer Produktionskapazität mit ein. Diese Aussage wird von der Mehrheit der Unternehmen abgelehnt. Insgesamt widersprechen dem rund 80 Prozent. Aber auch in der Gruppe der Unternehmen mit Auslandsproduktion widersprechen hier rund 70 Prozent. Nur 10 Prozent in dieser Gruppe stimmen der Aussage voll und ganz zu. Die Unternehmen mit Auslandsproduktion wurden um eine Bewertung der Aussage „Zunehmende Auslandsgewinne führen kurz- und mittelfristig zum Ausbau bestehender Produktionsstätten im Ausland gebeten. Diese bewerten rund 63 Prozent dieser Unternehmen als zutreffend. Der Aussage „zunehmende Auslandsgewinne führen langfristig zur Verlagerung von Headquarterfunktionen ins Ausland“ stimmen nur rund 16 Prozent aller und 19 Prozent der Unternehmen mit Auslandsproduktion zu. Für die große Mehrheit der Unternehmen kommt diese Option nicht infrage. Auszuschließen sind solche Effekte aber nicht. Der Aussage „Zunehmende Auslandsgewinne führen dazu, dass die Standortfaktoren des Standorts Deutschland noch stärker im Wettbewerb mit anderen Ländern stehen“ stimmen rund 62 Prozent aller Unternehmen zu, von den Unternehmen mit Auslandsproduktion sogar 70 Prozent. Mit dem Gang ins Ausland sind für Unternehmen stets höhere Risiken verbunden als mit der Geschäftstätigkeit im bekannten heimischen Umfeld. Die Aussicht auf gute Gewinne lässt dieses Risiko lohnender erscheinen. Studie – Beitrag der Auslandsgewinne zum Unternehmenserfolg in Bayern vbw – März 2016 23 Unternehmensbefragung Tabelle 5 Auslandsengagement und Unternehmensstrategie, Teil 1 Angaben in Prozent Zunehmende Auslandsgewinne führen… Trifft voll und ganz zu Trifft eher zu Trifft eher nicht zu Trifft überhaupt nicht zu 6,5 24,2 29,4 39,9 14,9 38,3 31,9 14,9 7,9 11,8 30,3 50,0 10,6 19,1 38,3 31,9 ...kurz- und mit- Gesamt telfristig zum Ausbau bestehender ProdukMit Auslandstionsstätten im produktion Ausland. 19,6 43,5 28,3 8,7 19,6 43,5 28,3 8,7 ...langfristig zur Gesamt Verlagerung von HeadquarterfunktioMit Auslandsnen ins Ausproduktion land. 4,5 11,0 27,9 56,5 8,5 10,6 38,3 42,6 ...dazu, dass Gesamt die Standortfaktoren des Standorts Mit AuslandsDeutschland produktion noch stärker im Wettbewerb mit anderen Ländern stehen. 21,6 40,5 28,1 9,8 29,8 40,4 27,7 2,1 ...kurz- und mit- Gesamt telfristig zum Aufbau von neuen ProduktiMit Auslandsonsstätten im produktion Ausland. ...kurz- und mit- Gesamt telfristig zur Verlagerung heimischer ProMit Auslandsduktionsstätten produktion ins Ausland. Quelle: Unternehmensbefragung IW Consult GmbH (2015) 24 Unternehmensbefragung Studie – Beitrag der Auslandsgewinne zum Unternehmenserfolg in Bayern vbw – März 2016 Eine Zunahme der Auslandsgewinne führt in der Einschätzung der Mehrheit der Unternehmen also in erster Linie zu einer Ausweitung der Auslandsproduktion ohne besonderen Schaden für die Inlandsproduktion. Häufiger gehen die Unternehmen mit bestehender Auslandsproduktion auch von einer Ausweitung bestehender Kapazitäten als von einem Neuaufbau zusätzlicher Kapazitäten aus. Die Befragung zeigt aber auch, dass eine Verlagerung der Produktion vom Inland ins Ausland für eine Minderheit der Unternehmen nicht ausgeschlossen ist. Eine Minderheit der Unternehmen erwägt aufgrund erfolgreicher Auslandstätigkeit zudem die Verlagerung von zentralen Unternehmensfunktionen ins Ausland. Die Standortbedingungen in Deutschland geraten als Wettbewerbsfaktoren stärker in den Vordergrund, wenn steigende Auslandsgewinne die Nutzen-Risiko-Abwägung der Unternehmen zugunsten des Auslands beeinflussen. Im zweiten Teil der Bewertungen zu den Auswirkungen eines hohen Anteils von Auslandsgewinnen standen die Aussagen bezüglich der Exponiertheit gegenüber konjunkturellen Risiken und einer Wachstumsabschwächung in den bislang boomenden Schwellenländern im Zentrum. Drei Aussagen sollten bewertet werden (vgl. Tabelle 6): - „Ein hoher Anteil von Auslandsgewinnen verringert unsere Risiken gegenüber der deutschen konjunkturellen Entwicklung.“ - „Ein hoher Anteil von Auslandsgewinnen macht uns stark abhängig von einem ungebrochenen Wachstumstrend in den Schwellenländern.“ - „Ein hoher Anteil von Auslandsgewinnen führt dazu, dass ein Wachstumseinbruch in den Schwellenländern auch den heimischen Standort stark negativ betrifft.“ Die Zustimmungsraten sprechen dafür, dass die Versicherungsfunktion des Auslandsengagements gegenüber der deutschen konjunkturellen Entwicklung von einer Mehrheit der Unternehmen positiv wahrgenommen wird. Die Abschwächung des Wachstumstrends in den Schwellenländern empfindet nur eine – wenn auch große – Minderheit der Unternehmen als Problem. Dies mag auch mit der Ausrichtung der Unternehmen auf einzelne Märkte zusammenhängen. Unternehmen, die nicht direkt in die Schwellenländer oder eng mit diesen verbundene Länder exportieren oder dort produzieren, fühlen sich – auch bei hohen oder steigenden Auslandsgewinnanteilen – womöglich weniger betroffen. Studie – Beitrag der Auslandsgewinne zum Unternehmenserfolg in Bayern vbw – März 2016 25 Unternehmensbefragung Tabelle 6 Auslandsengagement und Unternehmensstrategie, Teil 2 Angaben in Prozent Ein hoher Anteil von Auslandsgewinnen… Trifft voll und ganz zu Trifft eher zu Gesamt 19,7 42,2 23,1 15,0 Mit Auslandsproduktion 22,2 33,3 33,3 11,1 ...macht uns stark Gesamt abhängig von einem ungebrochenen Wachstumstrend in den Mit AuslandsSchwellenlänproduktion dern. 5,3 34,4 37,1 23,2 6,4 38,3 46,8 8,5 ...führt dazu, Gesamt dass ein Wachstumseinbruch in den Schwellenländern auch den Mit Auslandsheimischen produktion Standort stark negativ betrifft. 6,0 25,3 38,0 30,7 8,5 38,3 29,8 23,4 ...verringert unsere Risiken gegenüber der deutschen konjunkturellen Entwicklung. Trifft eher Trifft übernicht zu haupt nicht zu Quelle: Unternehmensbefragung IW Consult GmbH (2015) 4.6 Regionale Verteilung der Auslandsgewinne Die Auslandsgewinne der Unternehmen stammen überwiegend aus der EU und dem restlichen Europa (zusammen fast 70 Prozent). Mit 12,6 Prozent liegt Amerika hier an dritter Stelle knapp hinter Asien mit 13,7 Prozent. Setzt man diese Anteile in Beziehung zum Bestand der Direktinvestitionen entsprechen sich die hohen Anteile der europäischen Länder, wobei die Anteile bei den Gewinnen rund zehn Prozentpunkte höher ausfallen. Die Anteile Amerikas sind bei den Gewinnen relativ gering, während die Anteile Asiens wiederum ähnlich sind. 26 Unternehmensbefragung Studie – Beitrag der Auslandsgewinne zum Unternehmenserfolg in Bayern vbw – März 2016 Die Unterschiede können auch in der Gewichtung der Anteile begründet sein. In der Darstellung der Verteilung der Auslandsgewinne werden alle Unternehmen unabhängig von der Größe und der Höhe der Gewinne gleich berücksichtigt. Beim Bestand der Direktinvestitionen erfolgt eine Gewichtung nach Höhe der Investitionen. Kleinere Unternehmen orientieren sich in der Regel stärker ins nähere Ausland. Eine relativ höhere Gewichtung der Gewinnanteilsverteilung dieser Unternehmen kann einen höheren Anteil der Auslandsgewinne mit Herkunft Europa begründen. Abbildung 10 Regionale Verteilung der Auslandsgewinne Angaben in Prozent Verteilung Auslandsgewinne auf Regionen: Mittelwert 6,0 4,8 7,7 3,3 9,3 57,3 11,5 EU (außer D) USA China Andere Länder Europa außer EU Amerika außer USA Asien außer China Quelle: Unternehmensbefragung IW Consult GmbH (2015) Studie – Beitrag der Auslandsgewinne zum Unternehmenserfolg in Bayern vbw – März 2016 Anhang 27 Anhang Vergleichbarkeit der Exportquoten Eine Vergleichbarkeit der in den Tabellen 2 und 3 (Kapitel 4.2) ausgewiesenen Umsatzanteile mit Exportquoten der amtlichen Statistik ist aus folgenden Gründen nur eingeschränkt möglich: – Die Exportquote (Auslandsumsätze als Anteil am Umsatz) im bayerischen Verarbeitenden Gewerbe aus der amtlichen Statistik im Jahr 2014 betrug 51,2 Prozent. Darin sind Unternehmen ohne und mit Auslandsproduktion und Unternehmen ohne und mit Exporten gleichermaßen vertreten. – Bei der Exportquote aus der amtlichen Statistik handelt es sich um einen gewichteten Durchschnitt: Es werden alle Auslandsumsätze auf alle Umsätze bezogen. Große Unternehmen mit hohen Auslandsumsätzen fallen besonders ins Gewicht. In Bayern ist das vor allem wegen der großen Unternehmen im Fahrzeugbau (überdurchschnittliche Exportneigung) von Belang. Würde die Quote als Mittelwert der Exportquoten (jedes Unternehmen wird gleichgewichtet) berechnet, würde sie geringer ausfallen. – Die Exportquoten der Unternehmen korrelieren stark mit der Unternehmensgröße. Bei Betrieben unter 50 Mitarbeitern lag die durchschnittliche Exportquote im Jahr 2013 deutlich unter 20 Prozent, während sie bei Betrieben mit mehr als 1.000 Mitarbeitern über 70 Prozent lag. – Im bayerischen Verarbeitenden Gewerbe variieren die Exportquoten stark über die Wirtschaftszweige. So lag im Jahr 2014 die Exportquote im Fahrzeug- oder Maschinenbau deutlich über 60 Prozent. In anderen Branchen wie der Herstellung von Futter- und Nahrungsmitteln (22 Prozent), der Herstellung von Glas und Glaswaren, Keramik sowie Verarbeitung von Steinen und Erden (22 Prozent) oder der Getränkeherstellung (11 Prozent) aber deutlich darunter. Bruttoanlagevermögen und Direktinvestitionen Bruttoanlagevermögen: Das Bruttoanlagevermögen ist eine Maßgröße für den gesamtwirtschaftlichen Kapitalstock und zeigt, wie viele produzierte Vermögensgüter der Nutzung zur Verfügung stehen, unabhängig von den Abschreibungen. Es umfasst Sachanlagen (Ausrüstung und Bauten) und immaterielle Anlagegüter (Computerprogramme, Urheberrechte). Nicht mit einbezogen werden Finanzanlagen, nichtproduzierte Sachanlagen (Grund und Boden, Bodenschätze) und Gebrauchsvermögen privater Haushalte. 28 Anhang Studie – Beitrag der Auslandsgewinne zum Unternehmenserfolg in Bayern vbw – März 2016 Direktinvestitionen: Die Direktinvestitionen werden in der Zahlungsbilanz mit bestimmten Methoden erfasst. Sie sind Teil der Kapitalbilanz, die Beteiligungskapital und Fremdkapital in Form von Krediten erfasst. Die Erträge aus dem Beteiligungs- und Fremdkapital werden in der Leistungsbilanz unter dem Posten Vermögenseinkommen aus Direktinvestitionen verbucht. Die Statistik der Bestandserhebung über Direktinvestitionen im Ausland basiert auf Meldungen inländischer Unternehmen und Privatpersonen über das „Vermögen von Inländern im Ausland“, die der Deutschen Bundesbank einmal jährlich zu erstatten sind. Meldepflichtig sind inländische Unternehmen und Privatpersonen, soweit ihnen am Meldestichtag 10 Prozent oder mehr der Kapitalanteile oder Stimmrechte an einem Unternehmen im Ausland direkt (unmittelbar) oder indirekt (mittelbar) zu mehr als 50 Prozent gehören und das ausländische Unternehmen eine Bilanzsumme von (umgerechnet) mehr als 3 Millionen Euro ausweist. Meldepflichtig sind auch inländische Unternehmen, die Zweigniederlassungen oder auf Dauer angelegte Betriebsstätten mit einem Betriebsvermögen von mehr als 3 Millionen Euro im Ausland unterhalten. In der Abbildung 11 sind die Zusammenhänge dargestellt. Unternehmen A ist unmittelbar an den Unternehmen B und D im Ausland beteiligt. Darüber hinaus bestehen mittelbare Direktinvestitionen im Ausland in den Unternehmen E und H. Am Unternehmen H hält A lediglich 5,1 Prozent des Beteiligungskapitals. Nicht als Direktinvestition erfasst wird dagegen Unternehmen G, obwohl Unternehmen A daran mittelbar 9 Prozent der Anteile hält. Abbildung 11 Unmittelbare und mittelbare Direktinvestitionen: Schema Quelle: eigene Darstellung IW Consult (2015) In der Kapitalbilanz wird zwischen unmittelbaren Direktinvestitionen, konsolidierten unmittelbaren und mittelbaren Direktinvestitionen und sonstigem mittelbarem Unternehmensvermögen unterschieden: Studie – Beitrag der Auslandsgewinne zum Unternehmenserfolg in Bayern vbw – März 2016 Anhang 29 - Bei den unmittelbaren Direktinvestitionen im Ausland handelt es sich um die unmittelbaren Kapitalbeziehungen aus Beteiligungen von Inländern an Unternehmen im Ausland. Sie bestehen aus dem unmittelbaren Beteiligungskapital, den direkten Krediten der unmittelbaren oder mittelbaren Kapitaleigner in Deutschland und den direkten Krediten anderer verbundener Unternehmen in Deutschland. - Die unmittelbaren und über abhängige Holdinggesellschaften gehaltenen mittelbaren Direktinvestitionen werden zusammengefasst (konsolidiert) dargestellt, um ein möglichst vollständiges Bild von der Struktur der Direktinvestitionen und deren Entwicklung zeigen zu können. Zu diesem Zweck wird eine Konsolidierung durchgeführt, indem die bei den abhängigen Holdinggesellschaften angelegten unmittelbaren Direktinvestitionen von der Summe der unmittelbaren und mittelbaren Direktinvestitionen abgezogen werden. Somit werden die unmittelbaren Direktinvestitionen bei den abhängigen Holdinggesellschaften gegen die Investitionen dieser abhängigen Holdinggesellschaften ausgetauscht. Auf diese Weise wird vermieden, dass Kapital, das den Holdinggesellschaften zugeführt und von diesen zur Finanzierung ihres Beteiligungsvermögens verwendet wurde, zweimal gezählt wird. Bei den mittelbaren Direktinvestitionen, die in die Konsolidierung einbezogen werden, handelt es sich – auf der Seite der deutschen Direktinvestitionen im Ausland – um mittelbare Kapitalbeziehungen aus Beteiligungen von Inländern an ausländischen Unternehmen über abhängige Holdinggesellschaften mit Sitz im Ausland. Die Berechnung der mittelbaren Direktinvestitionen aus den Bilanzpositionen vollzieht sich in der gleichen Weise wie die der unmittelbaren Direktinvestitionen, wobei die abhängige Holdinggesellschaft an die Stelle des unmittelbar Beteiligten tritt. - Unter dem sonstigen Vermögen aus mittelbarer Kapitalbeteiligung sind alle zu meldenden mittelbaren Kapitalbeziehungen zu verstehen, die nicht über abhängige Holdinggesellschaften gehalten werden. Solche über Produktionsunternehmen, Vertriebsfirmen etc. bestehenden Kapitalbeziehungen können mit den unmittelbaren und mittelbaren Direktinvestitionen nicht zusammengefasst werden, weil es sonst zu den oben erwähnten Doppelzählungen käme. Hierbei ließen sich Doppelerfassungen nur durch eine vollständige Bilanzkonsolidierung ausschließen. Dadurch würden aber die Strukturen hinsichtlich der Länder- und Branchengliederung nicht deutlicher, sondern verwischt. Deshalb muss das sonstige Vermögen aus mittelbarer Kapitalbeteiligung gesondert dargestellt werden. Studie – Beitrag der Auslandsgewinne zum Unternehmenserfolg in Bayern vbw – März 2016 Ansprechpartner / Impressum 31 Ansprechpartner Volker Leinweber Leiter Volkswirtschaft Telefon 089-551 78-133 Telefax 089-551 78-294 [email protected] Tobias Kochta Volkswirtschaft Telefon 089-551 78-422 Telefax 089-551 78-294 [email protected] Impressum Alle Angaben dieser Publikation beziehen sich grundsätzlich sowohl auf die weibliche als auch auf die männliche Form. Zur besseren Lesbarkeit wurde meist auf die zusätzliche Bezeichnung in weiblicher Form verzichtet. Herausgeber: Autoren: vbw Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. Cornelius Bähr Dr. Karl Lichtblau IW Consult GmbH Max-Joseph-Straße 5 80333 München www.vbw-bayern.de © vbw März 2016 Telefon: 0221-4981-759 E-Mail: [email protected]
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