Futterbau HS 2015 23.9.2015 Prof. Nina Buchmann, Institut für Agrarwissenschaften Vorlesung Futterbau Logistik • • • • Semestersprecher/in? 5. Semester B.Sc. Agrarwissenschaften 2 SWS, Mittwoch, 13:15 – 15:00 Uhr 23.9.15 – 16.12.15 Handouts als pdf auf dem Netz Motivation der Veranstaltung Die geeignete Bewirtschaftung von Graslandsystemen wird massgeblich beeinflusst durch: standörtliche Faktoren, Artenzusammensetzung, Reaktion von Pflanzenindividuen auf Umweltfaktoren und von den Wechselwirkungen zwischen Pflanzen, z. B. Konkurrenz oder Komplementarität. Futterbau-Ertrag ist abhängig von komplexen Wechselwirkungen im Pflanzenbestand. Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Lernziele: Futterbau Sie können • wichtige Mischungen und Pflanzengemeinschaften mitteleuropäischer Graslandökosysteme beschreiben, • Arbeiten der Bestandesökophysiologie interpretieren, • den Einfluss von Umweltfaktoren und Bewirtschaftung nicht nur auf Einzelpflanzen, sondern auch auf Wiesenund Weidebestände und auf ihre Erträge beurteilen, • wissenschaftliche Texte analysieren und wichtige Informationen schriftlich prägnant zusammenfassen. Termine und Inhalte Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 „Interdisziplinärer“ Futterbau Vegetation composition (Pearson und Ison 1997, S. 65) Pflanzensoziologie (Artenzusammensetzung), Agrarmeteorologie (Bestandesklima), Ökophysiologie (Reaktion von Einzelpflanzen auf Umweltfaktoren), Populationsbiologie (Regulation der Bestandesdichte, Konkurrenz) Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Einbettung des Futterbaus B.Sc. Agrarwissenschaften • Öko- und Ertragsphysiologie, 2 KE, 4. Sem., FS • Futterbau, 2 KE, 5. Sem., HS • Graslandsysteme, 2 KE, 6. Sem., FS M.Sc. Agroecosystem Sciences Major of Crop Science Minor in General Crop Science Minor in Environmental Crop Physiology Minor in Functioning of Soil Systems (Gliessman 2007, S. 24) Interaktive Vorlesung • Sie stellen Fragen, alle/ich antworten/e, diskutieren, … • Ich stelle Fragen, Sie antworten, …. • Ich stelle die Frage „Wawawi?“ („Was war wichtig in der letzten Doppelstunde?“), Sie fassen kurz zusammen, Auswahl per Los, ca. 3 Minuten, … • Ich stelle Aufgaben, Sie bearbeiten diese während der Vorlesung und alle diskutieren die Ergebnisse im Plenum. • Unterlagen (Handouts, weitere Infos) stehen auf dem Web: http://www.gl.ethz.ch/education/FallSemester/futterbau.html Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Info auf dem Web Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Beurteilung der Lernleistung • Drei schriftliche Zusammenfassungen (à 2 Seiten) von Fachaufsätzen (1x Dt., 2x E) über ausgewählte Themen zur Veranstaltung. Anleitung und Artikel auf Web. Ausführung als Hausaufgaben (Abgabetermine HA1: 7.10.15; HA2: 11.11.15; HA3: 25.11.15 18:00 h). HA werden benotet. Zählen 30 %. • Kein „cut & paste“ aus Originalartikel (Abwertung!) • Klausur während des Semesters, Stoff aus allen DS, nicht in Prüfungssession, 1stündig in DS 11. Zählt 70 %. benotete Semesterleistungen als Leistungkontrolle Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Drei Fachaufsätze HA1: 7.10.15 HA2: 11.11.15 HA3: 25.11.15 Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Drei Fachaufsätze Hausaufgabe: Schriftliche Analyse einer Originalarbeit • Warum wurde diese Studie durchgeführt? Fassen Sie die relevanten Hintergrund-Informationen kurz zusammen. • Welche Fragestellungen wurden bearbeitet? • Wie wurde die Studie durchgeführt? Beschreiben Sie das experimentelle Design. • Welche Methoden wurden verwendet? • Welche Ergebnisse wurden erzielt? Verweisen Sie auf Abbildungen und Tabellen. Bestätigen diese Ergebnisse die Hypothese der Autoren? Warum? Warum nicht? • Welche Schlussfolgerungen ziehen die Autoren? Sind diese Schlussfolgerungen Ihrer Ansicht nach gerechtfertigt? • Für wie wichtig halten Sie diese Ergebnisse für das Themengebiet, in das die Studie eingebettet ist? Welche Fragestellung müsste Ihrer Ansicht nach nun bearbeitet werden? • Wie beurteilen Sie den Aufbau, die Präsentation und die Logik des Textes? Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Wissenschaftliches Schreiben: Warum? (Gilmore et al. 2006) Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 E-Learning Plattformen Und die neue Veranstaltung „Wissenschaftliches Arbeiten“ im 5. Sem. Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Vorlesung Futterbau Sie kennen • die Grundlagen der Pflanzenphysiologie der Pflanze, • die Grundlagen der Ökophysiologie und der Pflanzenernährung der Pflanzen, • wichtige Vertreter der Schweizer Flora, • wichtige ökologische Konzepte und Zusammenhänge, • relevante biologische Prozesse bei Pflanzen und Mikroorganismen und im Boden. (Wenn Sie dies nicht mehr wissen, dann bitte nachlesen …) Auf unserer Webpage: Klassiker in der Futterbau-Literatur Auswahl • Klapp E (1956) Wiesen und Weiden. Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg. • Geisler G (1980) Pflanzenbau. Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg. • Voigtländer G und Jacob H (1987) Grünlandwirtschaft und Futterbau. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart. • Nösberger J und Opitz von Boberfeld W (1986) Grundfutterproduktion. Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg. • Opitz von Boberfeld W (1994) Grünlandlehre. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart. Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Neueres aus der Futterbau-Literatur Auswahl • • • • • • • • Buchgraber K und Gindl G (2004) Zeitgemässe GrünlandBewirtschaftung. Leopold Stocker Verlag, Graz. Dierschke H und Briemle G (2002) Kulturgrasland. Verlag Eugen Ulmer. Dietl W und Lehmann J (2004) Ökologischer Wiesenbau: Nachhaltige Bewirtschaftung von Wiesen und Weiden. Österreichischer Agrarverlag, Leopoldsdorf. Hopkins A (2000) Grass. Its production and utilization. Blackwell, UK. Gliessman SR (2007) Agroecology. CRC Press. Martin K, Sauerborn J (2006) Agrarökologie. Ulmer UTB. Nitsche S und Nitsche L (1994) Extensive Grünlandnutzung. Neumann Verlag, Radebeul. Tow PG und Lazenby A (2001) Competition and succession in pastures. CABI Publishing, Oxon, UK. Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Futterbau – DS1 • Einleitung: Logistik, Lernziele, Termine, Inhalte, Einbettung, Kontrolle der Lernleistung, Wiss. Schreiben, Literatur • Einführung: Welternährungssystem, Typen des Futterbaus • Konzepte der Landnutzung • Geschichte der Graslandnutzung in Europa • Nachhaltigkeit • Multifunktionalität • Abgestufter Wiesenbau in der Schweiz [Auffrischen einiger Informationen aus den Vorlesungen WFS (1. Sem.) und Nutzpflanzen (2. Sem.) ….] Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 World Food System, Welternährungssystem Gesund & hochwertig Verwertung Physisch & monetär Nachhaltige Produktion und Verarbeitung Verfügbarkeit Ernährungssicherheit Umwelt, Politik, Ökonomie Resilienz Zugang Was verstehen Sie darunter? Ernährungssicherheit baut auf vier Säulen auf Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Futterbau im Welternährungssystem? • Das Welternährungssystem umfasst die natürlichen Ressourcen, deren Bewirtschaftung und Veredelung sowie die Verteilung der Nahrung und deren Konsum. Es ist somit Grundlage der Ernährung der Menschheit. • Das Welternährungssystem ist ein globales System, welches lokale und regionale Systeme, aber auch internationale Zusammenhänge berücksichtigt. • Das Welternährungssystem ist eng mit dem Umweltsystem sowie mit dem Wirtschaftssystem und der Politik verknüpft (z.B. nachhaltige Nutzung, Ernährungssicherheit). Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Typen des Futterbaus (FB) FB = Grundfutter ( = Raufutter einschließlich Mais, Futterrüben) Grasland (Dauergrünland) Feld-FB ein- bis mehrjähriger Hauptfrucht-FB/ Ansaatwiesen/ Kunstwiesen/ Kunst-FB Natürliches Grasland/ Urwiese Zwischenfrucht-FB Sommerzwischenfrüchte Winterzwischenfrüchte Wirtschaftsgrünland/ Dauergrünland Alpweide/Sömmerungs Naturwiesen/Natur-FB weide Wiese Mähweide Weide Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Konzepte der Landnutzung • • • • Landnutzung und Landnutzungsänderungen Konzept der Nachhaltigkeit Konzept der Multifunktionalität in der Schweiz Konzept: Abgestufter Wiesenbau in der Schweiz Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Landnutzungsänderungen (Foley et al. 2005) Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Vegetation in der Schweiz: 6000 v. Chr. CH: natürlicherweise ein Waldland Ausnahmen: • nivale Stufe, (sub)alpine Rasen u. Zwergstrauchheiden (klimatisch) • Moore und Sümpfe, Ufervegetation, Felsnasen (edaphisch) (Burga & Perret 1998, S. 653) Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Entstehung von Grasland „Landesausbau“ oder „Binnenkolonisation“ mit verschiedenen Rodungsphasen • Auflichtung im Bereich der Siedlungen • Auflichtung durch Waldweide • Rodung • Regelmäßige Mahd und/oder Beweidung (Meyer 1991, Titelblatt) Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Aufkommen der Graslandarten • ab Neolithikum (ab 5.600 - 2.300 v. Chr.): Festuca rubra, Lolium perenne, Phleum pratense, Poa trivialis, P. pratensis, Ranunculus acris, Trifolium repens Ötzi • ab Bronzezeit (2.300 - 850 v. Chr.): Holcus lanatus, Lathyrus pratensis, Medicago lupulina • ab Eisenzeit (850 - 0 v. Chr.): Cynosurus cristatus, Dactylis glomerata, Chrysanthemum leucanthemum, Knautia arvensis • ab Römerzeit (0 - 400 n. Chr.): Bromus erectus, Festuca pratensis, Achillea millefolium, Anthriscus sylvestris, Salvia pratensis, Trifolium pratense • ab Mittelalter (800 - 1.500 n. Chr.): Alopecurus pratensis, Arrhenatherum elatius, Bellis perennis, Trisetum flavescens (Lang 1994, S. 254) Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Wiesenbauliche Bedeutung: ab 1700 ungedüngte, einschürige Magerwiesen wenig intensive Wiesen mittelintensive Mähwiesen sehr intensiv genutzte Mähwiesen und Weiden (Dietl und Lehmann 2004, S. 25) Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Landnutzungsänderungen: Bsp. Schweiz = Veränderungen der Landoberfläche und der Landnutzung Auswirkungen auf Stoffkreisläufe, Produktivität, Biodiversität, etc. 1953 1970 2000 Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Landnutzungsänderungen: Bsp. Schweiz 56.4% 60.8% Vergangenheit: Verlust an LN (Arealstatistik 2005) Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Landnutzungsänderungen: Bsp. Schweiz Ungebrochener Trend seit 1996: 24‘700 ha LN verloren Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Landnutzungsänderungen: Bsp. Amazonas Fischgrätmuster: Abholzung, Strassenbau, Weide Bolivien: Nationalpark vs. Nutzung http://lba.inpa.gov.br/lba Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Globale Landnutzung: Grasland (Foley et al. 2005) Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Konzept der Nachhaltigkeit Viele Definitionen, ursprünglich aus Forstwirtschaft: • Ziel ist, die Befriedigung der menschlichen Grundbedürfnisse mit einer qualitativ hochwertigen Umwelt und einer gesunden Wirtschaft für alle Menschen der Erde miteinander in Einklang zu bringen. • Brundtland-Report 1987: Nachhaltige Entwicklung = wenn Entwicklung den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen (http://www.nachhaltigkeit.info) Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Der Begriff “Nachhaltigkeit” Hans Carl von Carlowitz, Oberberghauptmann, Freiberg (Sachsen) 1713 • Sylvicultura oeconomica • prägte den Begriff „Nachhaltigkeit“ • moderne Forstwissenschaft • Holz mehr als eine natürliche Ressource • schon damals: NH im Konflikt mit Nutzung, • Verantwortung über ein Menschenalter hinaus • Wertschöpfung ohne Wertschätzung undenkbar 2013 Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Wege zur Nachhaltigkeit: global • 1972: erste UNO-Weltkonferenz zum Thema Umwelt in Stockholm (5.-16.6.1972) führt zur Gründung des UN-Umweltprogramms (UNEP = U.N. Environment Programme) • … • 1987: Brundtland-Report, Zukunftsbericht „Unsere gemeinsame Zukunft“ („Our Common Future“) • … • 1992: Weltgipfel in Rio de Janeiro, u.a. Agenda 21, Klimakonvention, Konvention zur biologischen Vielfalt (CBD, Convention for Biological Diversity) • … • 2002: Weltgipfel in Johannesburg “Rio +10” (26.08. bis 4.09.2002) • … Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Wege zur Nachhaltigkeit: Schweiz • 1993: Gründung des Interdepartementalen Ausschusses Rio (IDARio), Bundesamt für Raumentwicklung (ARE) • 1997: “Nachhaltige Entwicklung in der Schweiz“, Strategie zur Nachhaltigen Entwicklung • 1999/2000: Revision der Bundesverfassung: Integration der Grundsätze der Nachhaltigen Entwicklung in möglichst viele Politikbereiche (u.a. Multifunktionalität der LW) • 2002: “Strategie Nachhaltige Entwicklung 2002” • 2003: MONET-Schlussbericht (Monitoring der Nachhaltigen Entwicklung): erstmalig Messinstrument für die Nachhaltige Entwicklung in der Schweiz • Jeweils Fortschreibungen (“Strategie Nachhaltige Entwicklung 2012-2015”; “Bericht über die Nachhaltige Entwicklung 2012”) Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Konzept der Multifunktionalität Art. 104 Landwirtschaft 1 Der Bund sorgt dafür, dass die Landwirtschaft durch eine nachhaltige und auf den Markt ausgerichtete Produktion einen wesentlichen Beitrag leistet zur: a. sicheren Versorgung der Bevölkerung; b. Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen und zur Pflege der Kulturlandschaft; c. dezentralen Besiedlung des Landes. … 3 Er richtet die Massnahmen so aus, dass die Landwirtschaft ihre multifunktionalen Aufgaben erfüllt. Er hat insbesondere folgende Befugnisse und Aufgaben: ….. (Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft vom 18. April 1999) Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Abgestufter Wiesenbau in der Schweiz Ziel: agrarökonomische (viel und gutes Futter), ökologische (hohe Vielfalt, optimale Ressourcennutzung) und soziale (schönes Landschaftsbild) Aspekte vereinen (AGFF 1998) Prof. Nina Buchmann | 23.9.15
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