Auf der Flucht, Vortrag in Rottweil

Auf der Flucht
Karin Schmidtke und Peter Schimak sprechen am 12. Januar über Erfahrungen,
Traumata und ihre Bewältigung
Hunderttausende Fremde kommen derzeit nach Deutschland. Was treibt die Menschen
dazu, alles zu verlassen und Todesgefahren auf sich zu nehmen? Was erleben sie auf ihrer
Flucht durch viele Länder? Darüber sprechen am Dienstag, 12. Januar 2016 ab 18.30 Uhr die
Journalistin Karin Schmidtke und der Psychologe Peter Schimak in der Business School AlbSchwarzwald.
Die Gesellschaft in Deutschland steht vor großen Herausforderungen: „Zur Zeit erleben wir
die gewaltigsten Veränderungen, die es seit langer Zeit bei uns gegeben hat”, sagt der
Schramberger Psychologe Peter Schimak. Da sei es nicht verwunderlich, wenn Menschen
auch Abwehr und Ängste zeigten. „Die Flüchtlinge veranschaulichen uns, dass Krieg ist. Wir
haben jahrzehntelang nicht wahrgenommen, was das heißt.” Krieg, das war eben weit weg.
Und jetzt sind plötzlich Hunderttausende bei uns, die Bomben, Schusswechsel, Attentate,
Not, Elend, Unterdrückung und anderen Formen der Gewalt unmittelbar erlebt haben.
„Es hat ein Veränderungsprozess begonnen“, sagt Frank Börnard vom Arbeitskreis Asyl Sulz,
der den Vortrag organisiert. „Auf einmal sind Maut, TTIP-Abkommen, Leitzins und
demografischer Wandel nicht mehr die dringlichsten Themen in der politischen Diskussion.
Inzwischen sind Hotels, die Jahrzehnte leer standen, wieder hoch begehrt, Kindergärten
werden wiedereröffnet. Aber es gibt auch Widerstände, Probleme und eine zunehmende
Polarisierung – schaffen wir es oder schaffen wir es niemals?“
Die Wahrheit über die Entwicklung in den kommenden Jahren, ist Börnard überzeugt, liegt
zwischen einem Kollaps der europäischen Sozialsysteme und einem neuen
Wirtschaftswunder durch zehntausende mobile, hoch motivierte Arbeitskräfte.
„Um die Veränderungen zu verstehen, muss man die Hintergründe kennen. Ein zentraler
Aspekt ist eine vergleichsweise kurze, aber sehr prägende Phase im Leben der Fremden: Die
Flucht in kleinen Booten oder kaum seetüchtigen Schiffen über das Mittelmeer. Danach der
erschöpfende und teilweise erschreckende Weg durch viele Länder Europas bis nach
Deutschland“, erklärt Börnard die Motivation, den Vortrag in der Business School zu
präsentieren.
Auf diesem Weg, der als „Balkanroute“ bekannt wurde, ist die Journalistin Karin Schmidtke
den Flüchtenden entgegengefahren. Mit Hilfsgütern, Kasperlepuppe und viel Energie hat sie
in Zeltlagern bis zur Erschöpfung geholfen, Not gelindert und viele Erfahrungen
aufgenommen. Damit ist sie eine Augenzeugin, die sehr konkret und persönlich von etwas
berichten kann, das die Geflüchteten über viele Jahre in ihren Gedanken begleiten wird.
Ihren Vortrag unterlegt Schmidtke mit Fotos, die sie selbst und befreundete Fotografen
aufgenommen haben.
Peter Schimak hat sich als Psychologe sein ganzes Berufsleben lang unter anderem mit
Traumata und ihrer Bewältigung beschäftigt. Er kommentiert und ergänzt Karin Schmidtkes
Bericht aus fachlicher Sicht, ordnet Ängste und Beobachtungen ein, gibt Hinweise zur
Lösung.
In der Kombination entsteht kein Gesamtüberblick über die gegenwärtigen und zukünftigen
Entwicklungen, keine Diskussion über das Für und Wider. Aber eine eindrückliche
Momentaufnahme, die zum Verständnis beiträgt.
Der Vortrag ist kostenlos. Karin Schmidtke freut sich aber über Spenden, die sie an
engagierte Helferinnen und Helfer weiterleitet.
Der Vortrag findet am 12. Januar 18:30 Uhr in der Business School Alb Schwarzwald in
Rottweil Wilhelmshall 36 statt, bitte Anmeldung unter [email protected] oder
07426/9319875.