VORARLBERG Bewegung und Sport bei Krebserkrankung Vortrag im Rahmen des Projektes „Karinos“ Barbara Rick MSc Sportwissenschaft, Trainingstherapie Die Diagnose einer Krebserkrankung ist ein einschneidendes Ereignis in einem Menschen. Dank der verbesserten Therapiemethoden ist es jedoch möglich trotz Erkrankung länger zu leben. Es empfiehlt sich den Blick nach vorne zu richten! Risikofaktoren an Krebs zu erkranken • Körperliche Inaktivität (vor und nach der Erkrankung) • Ernährung • Übergewicht • Rauchen • Alkoholkonsum Körperliche Inaktivität • Folgen von Bewegungsmangel: Abbau des Gewebes, Verlust an Muskelmasse und der kardiorespiratorischen Leistungsfähigkeit • Eigenständiger Risikofaktor für verschiedene Tumorerkrankungen • Häufigster Zusammenhang bei Mamma- und Kolonkarzinom entdeckt Bewegung • Bewegung birgt keinerlei Risiken! Weder während der Behandlung noch danach! • Auch intensivere Belastungen stellen laut Studienergebnisse keinerlei Gefahr dar! • Bewegungsprogramme werden nach Gesundheitsstatus, persönlichen Bedürfnissen und Niveau angepasst. Was passiert in unserem Körper, wenn wir uns regelmäßig bewegen? • Zunahme der Muskelmasse => Verbesserung der Muskelfunktion • Funktionelle und strukturelle Anpassung verschiedener Organe und Systeme • Verbesserte maximale Sauerstoffaufnahme • Ökonomisierung der Funktion: Gleiche körperliche Arbeit kann mit viel geringerer Anstrengung absolviert werden! Passiv => Aktiv Beschleunigung der Rekonvaleszenz => Folgetherapien werden besser toleriert! Ziele • Verbesserung der körperlichen Belastbarkeit sowie Lebensqualität • Wiedererlangung und Verbesserung der vier motorischen Basisfähigkeiten: Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit, Koordination • Verbesserung der psychischen Befindlichkeit (Angst vor Krankheitsbewältigung, Neuerkrankung) • Linderung von Nebenwirkungen und Folgeerscheinungen der Therapie (Fatigue Syndrom…) • Schnellstmögliche Reintegration in das Alltagsleben • Risikominimierung einer Neuerkrankung Regelmäßige körperliche Aktivität bei Mamma- und Kolonkarzinom => (Lynch et al. 2011, Wolin et al. 2009) Risiko 25 % Dabei gilt: je höher der Umfang des Trainings, desto niedriger das Risiko! Norwegische Studie (Thune et al. 1997) Risiko an Brustkrebs zu erkranken 4,5 4 3,5 3 2,5 2 1,5 1 0,5 0 Diese Ergebnisse gelten auch für Patienten (männlich) mit Kolonkarzinom! Risiko an Brustkrebs zu erkranken Frauen mehr Frauen als 4 weniger als 4 h/Woche h/Woche aktiv aktiv Frauen inaktiv Allgemeine Empfehlungen zur Bewegungsintensität nach DHHS Department of Health and Human Services US 150 min. moderates Ausdauertraining/Woche Oder 75 min. intensives Ausdauertraining/Woche mind. 4 Einheiten/Woche 2-3 Krafttrainingseinheiten/Woche für die großen Muskelgruppen sowie Dehnungsübungen für große Muskelgruppen, Sehnen und Bandapparat Kontraindikationen für Bewegung • Fieber • Akute Durchfälle, Erbrechen • Thrombopenie (Blutplättchenanzahl unter 50/nl) • Schmerzen • Herzenge (Angina Pectoris) • Herzrhythmusstörungen Bewegungsintensität Intensität variiert stark zwischen den Sportarten Aber auch bei ein und der selben Sportart! MET-h = Metabolisches Äquivalent Sauerstoffverbrauch von 3,5 ml pro kg Körpergewicht bei Männern / 3,15 ml pro kg Körpergewicht bei Frauen(Energieumsatz eines Menschen in Ruhe) Bewegungsintensität Berechnung über MET Leichte körperliche Aktivität < 3 MET Moderate körperliche Aktivität 3 – 6 MET Schwere körperliche Aktivität > 6 MET Bewegungsintensität Sportart MET Walken (ca. 5 km/h) 4 Spazieren gehen 3 Gartenarbeit 4,5 Wassergymnastik 4 Wandern 6 Schwimmen, niedrige Intensität 4,5 Gymnastik 4 Fahrradfahren (24 km/h) 8 Bewegungsintensität Rechenbeispiel: Patient walkt mit 5 km/h 4 Mal pro Woche jeweils eine Stunde 4 h x 4 MET = 16 MET-h pro Woche Annähernd gleiches Ergebnis: Walking zügig 2,5 h 2,5 x 6 MET = 15 MET-h => Aber nur 1x, nicht regelmäßig! Bewegungsintensität Steuerung über Herzfrequenz Ermittlung der Trainingsherzfrequenz (Näherungswert): 220-Lebensalter x 0,7-0,8 Tragen einer Pulsuhr mit Gurt oder App am Smartphone mit Gurt. Generelle Empfehlungen für die Trainingsgestaltung • Intensität bei 70 – 80% der Maximalen Herzfrequenz • Ist diese Intensität anfänglich zu hoch => Intervalltraining • Krafttraining bei 80% der Maximalkraft, 8-10 Wiederholungen • Kraftausdauertraining bei 60 – 80% der Maximalkraft, über 10 Wiederholungen Sport und Brustkrebs Unterscheidung von prä- und postmenopausalen Frauen wichtig! Lt. Prospektiven Studienergebnissen: Risikominimierung von 97% bei Belastungen von 7 MET-h/Woche bei postmenopausalen Frauen => Dosis-Wirkungs-Beziehung (wie Verabreichung von Medikament) Sport und Darmkrebs Bei Untersuchungen fehlen häufig genaue Daten über Ernährungsgewohnheiten bzw. Alkoholkonsum Trotzdem zeigt Mehrheit der Studien Risikoreduktion! Bewegungsgruppe Was bringt mir die Therapie in sogenannten Krebssportgruppe? => Austausch, Info, Gleichgesinnte, spezifische Anleitung durch speziell ausgebildetes Fachpersonal Körperliche Aktivität im Berufsleben • Personen mit schwerer körperlicher Arbeit haben tendenziell ein geringeres Risiko an Krebs zu erkranken als Personen mit einer sitzenden Tätigkeit. • Zu körperlicher Aktivität im Alltag (Haushalt etc.) liegen zu wenig studienbasierte Ergebnisse vor. Körpergewicht Aktuellen Studien (Renehan et al. 2008) belegen Zusammenhang zwischen hohem BMI und Inzidenz verschiedener Krebserkrankungen! Männer stärker betroffen wie Frauen! Aber auch: Kachexie = Gewichtsverlust, Verlust an Muskelmasse problematisch! Weitere potentielle Mechanismen, die durch Bewegung positiv beeinflusst werden • • • • • Insulin-Achse Darmmotilität bei Kolonkarzinom Sexualsteroide Schutz vor Osteoporose Bewegung wirkt Stimmungsaufhellend Erfahrungsberichte „Schon während der Chemotherapie machte ich regelmäßige Spaziergänge. Ich brauchte zwar den ganzen Weg aber ich fühlte mich viel besser und resistenter!“ „Ich konnte meine Polyneuropathie durch die Gleichgewichtsübungen sehr gut in den Griff bekommen und stehe nun auch nur auf einem Bein viel sicherer“ „Bewegung in der Gruppe macht Spaß! Zunahme des Körperbewusstseins“ „Durch spezielle, angeleitete Bewegungen fühle ich mich gut und fit“ Erfahrungsberichte „Abwechslungsreiches, vielseitiges Bewegungsprogramm – das ganze System wird miteinbezogen“ „Guter Neuanfang nach langer Bewegungsabstinenz“ „Ein Gewinn – ein gutes Auffangbecken nach der Behandlung. Anleitung gibt mir Sicherheit bei der Bewegungsausführung“ Empfehlungen bei Wiederaufnahme der körperlichen Aktivität Bewegungstagebuch führen Tragen einer Pulsuhr oder MET‘s berechnen Ernährung kombiniert zur Bewegung => Ernährungsberatung durch Krebshilfe Wichtig! Es ist nie zu spät mit Bewegung zu beginnen!!! Quelle und Literatur Rank, Freiberger, Halle „Sporttherapie bei Krebserkrankungen“ – Grundlagen Diagnostik Praxis Verlag: Schlattauer, Stuttgart 2012 Körperliche Aktivität bei Krebs-Ein Ratgeber für Betroffene der Krebsliga Schweiz I.A. Adamietz, Klinik für Strahlentherapie und Radio-Onkologie, Ruhruniversität Bochum, Herne. „Sport bei Krebspatienten“. Der Onkologe 2010 American College of Sportsmedicine – Roundtable on Exercise Guidelines for Cancer Survivors. Expert Panel. 2010 E.M.Zopf, F.T.Baumann, K. Pfeifer. „Körperliche Aktivität und körperliches Training in der Rehabilitation einer Krebserkrankung“. Köln, Nürnberg 2013 VORARLBERG Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit! Let‘s move!
© Copyright 2025 ExpyDoc