Referat Ineichen PDF

Es gilt das gesprochene Wort
Einweihung Wasserkraftwerk Hagneck
Referat Hermann Ineichen, Leiter des Geschäftsbereiches Produktion und
Mitglied der Konzernleitung der BKW AG
Sehr geehrte Damen und Herren
Heute ist ein bedeutender Tag für die BKW, aber auch für mich persönlich. Wir weihen
heute das Wasserkraftwerk Hagneck ein. Es ist etwas Besonders für die BKW, da wir
mit dem neuen Kraftwerk das Gründungskraftwerk der BKW ersetzen. Wir stehen also
heute da, wo die Geschichte der BKW begann.
Ich persönlich hatte die Gelegenheit, die Entwicklung dieses Projektes seit Beginn, das
heisst seit 2002 zu verfolgen und habe grosse Freude am heutigen erfolgreichen Projektabschluss.
Kurzer Rückblick in die Geschichte der BKW; der Kreis schliesst sich in Hagneck
Es ist immer spannend, kurz innezuhalten, zurückzublicken und zu sehen, wie es früher war. Nicht zu weit natürlich und schon gar nicht zu lange, denn schliesslich haben
wir die Aufgaben der Zukunft zu lösen.
Ab 1898 trieb der Nidauer Handelsmann und erste CEO der BKW, Eduard Will, den Bau
des ersten Wasserkraftwerkes Hagneck mit Hartnäckigkeit voran. Weitsicht und Mut
zeichneten ihn aus, als er die «Aktiengesellschaft Elektrizitätswerk Hagneck» gründete. Es ist eine Zeit der Pioniere und privaten Initiativen, welche die Möglichkeiten
und Perspektiven der noch jungen Kraftwerkstechnik und Übertragung von elektrischer Energie über grössere Distanzen sehen und ihr zum Durchbruch verhelfen.
Dabei machten die noch fehlenden Absatzmöglichkeiten des produzierten Stroms den
Bau jeder grösseren Wasserkraftanlage zum Wagnis. Stromkunden konnten erst nach
dem Bau von Verteilleitungen beliefert werden. 1903 reichte das Stromnetz immerhin
schon von Hagneck bis Bettlach, von Münchenbuchsee bis nach Delémont. Die Gesellschaft expandierte und änderte 6 Jahre später ihren Namen in «Bernische Kraftwerke
AG», die heutige BKW.
Hagneck war wichtig für die ganze Region: Der Bau des Kraftwerks mit dem Stauwehr
von 1897 bis 1899 orientierte sich vor allem an der Funktionalität – aber auch damals
gab es die Idee von Schutz und Nutzung, jedoch anders als man das heute versteht.
Der Schutz bestand zuerst darin, dass das Werk den Hagneckkanal langfristig stabilisierte und so Überflutungen eindämmte. Der Nutzen war die Stromproduktion. Die Dimensionen waren also recht einfach zu umreissen…
Vereinbarkeit von Schutz und Nutzung
Die Vereinbarkeit von Schutz und Nutzung ist für die BKW noch immer ein wichtiges
Thema. Im Verlaufe der letzten 100 Jahren erhielt das Konzept von Schutz und Nutzen
aber eine viel umfassendere Bedeutung. Diese Entwicklung kann man sehr gut am
neuen Wasserkraftwerk Hagneck nachvollziehen:
So ist die Einbettung des Kraftwerks in die Landschaft für uns ein zentrales Erfordernis. Aus diesem Grund haben wir auch einen Architekturwettbewerb durchgeführt, mit
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dem Resultat, welches sie heute sehen. Ein sehr überzeugendes Resultat, wie ich
finde, es ist aus meiner Sicht gegenwärtig das eleganteste und schönste Wasserkraftwerkraftwerk der Schweiz.
Weiter ist die Einbettung des Wasserkraftwerkes in das natürliche Ökosystem wichtig. Den alten Unterwasserkanal beispielsweise wandelten wir in einen Raum für eine
natürliche Auenlandschaft um, welche auch einige Amphibientümpel enthält. Beide
Massnahmen tragen dazu bei, dass das Kraftwerksgelände einer Vielzahl von Tieren
eine Heimat bietet.
Auch den Lebensraum der Fische wollten wir nicht beschneiden. Deshalb haben wir
viel Zeit investiert, das Kraftwerk für die Fische passierbar zu machen. Eines in seiner
Art wegweisendes Umgehungsgerinne, das einem natürlichen Bachlauf nachempfunden ist, bietet zahlreichen heimischen Fischarten die Möglichkeit, das Kraftwerk zu
passieren.
Für solche Leistungen im Bereich der ökologischen Massnahmen haben wir beim
Kraftwerk Aarberg als erster Kraftwerksbetreiber den Gewässerpreis 2015 erhalten.
Das alte Kraftwerk bleibt als schützenswertes Baudenkmal bestehen. Es steht für
mehr als 100 Jahre saubere Energieproduktion. Aber nicht nur das: eine Turbine wird
generalüberholt und produziert weiter Strom. Zwei weitere kleinere Turbinen nutzen
das Wasser, welches für die Fischumgehungsrinne gebraucht wird.
So bietet das Kraftwerk also nicht nur Tieren einen neuen Lebensraum, sondern es ist
auch ein spannendes Ausflugsziel.
Ehrlicherweise muss ich erwähnen, dass uns nicht alle diese Massnahmen zum Schutz
dieser diverser Interessen selber eingefallen sind, die eine oder andere Stelle musste
uns dazu ein wenig ermuntern.
Dass diese Massnahmen nicht ganz günstig waren, versteht sich von selber.
Eines muss man zudem noch wissen: beim Investitionsentscheid selbst waren wir uns
bewusst, das Kraftwerk würde nicht rentabel sein. Warum haben wir es trotzdem gebaut? Weil wir langfristig an die Wasserkraft glauben.
Wasserkraft in der Strategie der BKW
Wasserkraft ist ein wesentliches Element der Strategie der BKW, aber auch der Energiestrategie des Bundes. Die BKW setzt sich für den Ausbau der Wasserkraft im Einklang mit den Zielen des Bundesrates ein. Gegenwärtig verfolgen wir rund zwei Dutzend Kleinwasserkraftprojekte in der ganzen Schweiz, mit Schwerpunkt im Berner
Oberland. In den kommenden Jahren wollen wir Investitionen im Rahmen von 200 Mio.
Fr. tätigen. Der Produktionsausbau ist nicht der einzige Fokus unseres Handelns. Die
Kraftwerke werden regelmässig auf Herz und Nieren geprüft. Deshalb investieren wir
jährlich Millionen, um unsere Kraftwerke auf dem aktuellen Stand der Technik zu halten. Dank dieser Modernisierungen verrichten sie auch in Zukunft ihren Dienst und
produzieren Strom aus Schweizer Quellen – zuverlässig und erneuerbar.
Ab 2016 besteht das BKW Standardprodukt für unsere direkt versorgten Kundinnen
und Kunden aus 100% erneuerbarem Strom – Wasserkraft ist für uns wichtiger denn
je.
Schwierige Marktlage
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Aufgrund der tiefen Marktpreise ist das Marktumfeld für bestehende Wasserkraftwerke sehr schwierig. Mittelfristig ist eine merkliche Erholung nicht in Sicht, der Kostendruck wird weiter zunehmen. Die Optimierung von Kosten- und Energieeffizienz
ist deshalb ein wichtiger Teil unserer Strategie.
Ebenfalls schwierig ist das Marktumfeld für die Investitionen in Grossprojekte. Alleine
im Kanton Bern sind gegenwärtig Grossprojekte im Umfang von ca. 1 Mia. Fr. nicht
möglich.
Allen momentanen Schwierigkeiten zum Trotz: Ich bin von der Schweizer Wasserkraft
überzeugt. Sie ist nicht nur erneuerbar und klimafreundlich. Nein, sie ist mit einem
Wirkungsgrad von über 90 Prozent auch hoch effizient. Deswegen: Wasserkraft ist
ein Schweizer Trumpf – auch in Zukunft. Hagneck ist das beste Beispiel dafür!
Wir müssen jetzt neue Wege in die Energiezukunft beschreiten. Dabei werden wir uns
an dem Mut und der Weitsicht unserer Vorgänger orientieren.
Ich persönlich glaube an die Zukunft der Wasserkraft und hoffe auf die entsprechenden Rahmenbedingungen.
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
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