NW - 17.02.16 - Pilotprojekt mit bundesweiter Beachtung

Paderborn
MITTWOCH
17. FEBRUAR 2016
Guten Morgen,
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en Essgewohnheiten seiner kleinen Hundedame
konnte der Paderbörner noch
nie etwas Positives abgewinnen. Wenn sie sonntags mal als
Festmahl gekochte Hühnerherzen serviert bekommt,
schlackern die Ohren im Hühnerherzen-Sud, pfui! Nun hat
das gelockte laufende Nadelkissen noch eins draufgesetzt:
Als nämlich der Paderbörner
sich zur nächtlichen Ruhe begeben wollte, verspürte er einen dumpfen Schmerz im
Kreuz. Erschrocken sprang er
aus dem Bett und fand auf der
Matratze einen fauligen, mit
Erdkrümeln gepuderten Rest
einer Rinderbeinscheibe, die
das liebe Hündchen Wochen
zuvor im Garten vergraben
haben musste und dem Herrchen als Betthupferl zudachte.
„Nett gemeint, aber...pfui!“,
ruft
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¥ Paderborn. Wer sein Brauchtum schützen will, der findet dazu die Beratung gleich vor der Haustür: An der Paderborner Universität wurde die NRW-Landesstelle für Immaterielles Kulturerbe eröffnet. Dort stehen Fachkräfte unter der Leitung von EvaMaria Seng mit Rat und Tat zur Seite.
¦ 4. Lokalseite
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¥ Paderborn. Im Brüderkrankenhaus St. Josef Paderborn startet am 3. März wieder ein Pflegekurs für Menschen, die ihre dementen Angehörigen in den eigenen vier Wänden pflegen oder
beabsichtigen dies zu tun. Es gibt noch wenige freie Plätze. Die
drei Treffen dauern rund vier Stunden und finden jeweils von
16.30 bis 20.30 Uhr statt. Die Teilnahme ist kostenfrei und kann
unabhängig von der Krankenkassenzugehörigkeit in Anspruch
genommen werden. Anmeldung unter Tel. (0 52 51) 70219 19.
GEWINNAKTION
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¥ Paderborn. Die britische Folk-Pop-Band Van Susan hat ihre
britischen Fans durch einprägsame Melodien, Geschichten über
Liebe und Herzschmerz, mit Gitarren- und Violinensoli im Sturm
erobert. Wer am Freitag, 19. Februar, um 19.30 Uhr im Deelenhaus dabei sein möchte, der ruft heute in der Zeit zwischen 6
bis 24 Uhr an unter Tel. (0 13 78) 40 30 56. Die NW verlost 5 x
2 Eintrittskarten.
Ein Anruf kostet 50 Cent aus dem Festnetz der Dt. Telekom; ggf. abweichende Preise aus dem Mobilfunk. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
RUFEN SIE AN: (0 13 78) 40 30 56
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K€k\i ^\]c•Z_k\k1 Betrüger rast mit
Auto auf Polizeibeamten zu
¥ Paderborn. Ein Polizeibeamter, der in seiner Freizeit einen Baumarkt aufsuchen
wollte, ist am Montagnachmittag erst von einem Betrüger attackiert und dann von einem Komplizen beinah mit einem Auto angefahren worden. Der 30-Jährige Beamte
hatte gegen 14.30 Uhr den
Parkplatz eines Baumarktes am
Frankfurter Weg befahren. Als
er nach einer freien Parklücke
suchte, erschien plötzlich ein
junger, etwa 16-20 Jahre alter
Mann, vor dem Auto, so dass
der Fahrzeugführer stark abbremsen musste, um nicht mit
dem Fremden zusammenzustoßen.
Der Südosteuropäer kam
zur Fahrertür des Autos und
hielt ein Klemmbrett gegen die
Scheibe der Fahrertür, auf dem
unter anderem stand, dass der
Mann taubstumm sei und um
Spenden bitte. Der Autofahrer gab dem Fremden zu verstehen, dass er weiter gehen
solle und fuhr wieder an, um
sich einen Parkplatz zu suchen. Als er den Augenblicke
später gefunden hatte und gerade ausgestiegen war, stand
der Fremde wieder neben der
Fahrertür. Erneut hielt der
junge Mann das Klemmbrett
hoch und gab durch Handzeichen zu verstehen, dass er
Geld wolle. Der Beamte zog
seinen Dienstausweis heraus,
um sich gegenüber dem Unbekannten als Polizeibeamter
auszuweisen. Gleichzeitig forderte er den Ausweis seines
Gegenübers, worauf der vermeintlich taubstumme Verdächtige in gebrochenem Englisch antwortete, dass alles in
Ordnung sei und er nun gehen wolle.
Als der angebliche Spendensammler
aufgefordert
wurde, seinen Ausweis zu zeigen, schlug dieser plötzlich mit
beiden Händen gegen die Brust
des Beamten und rannte in
Richtung Frankfurter Weg davon. Der Polizist nahm sofort
die Verfolgung auf und bemerkte wie der Flüchtende dem
Fahrer eines schwarzen BMW
mit Duisburger Kennzeichen
etwas zurief, worauf dieser den
Motor startete. Gerade als der
Beamte zwischen den geparkten Autos hindurch auf die
Fahrgasse des Parkplatzes laufen wollte, fuhr der BMW mit
quietschenden Reifen auf den
Polizisten los, der abrupt stehen bleiben musste, um nicht
mit dem Auto zusammenzustoßen. Der BMW raste an dem
Ordnungshüter vorbei zur
Parkplatzausfahrt, wo er den
Flüchtenden aufnahm und
anschließend über den Frankfurter Weg in Richtung Bundesstraße 1 wegfuhr.
Eine sofort eingeleitete
Fahndung nach dem schwarzen BMW verlief ergebnislos.
Nach Angaben des Zeugen ist
der BMW-Fahrer etwa 20-25
Jahre alt und ebenfalls südosteuropäischer Herkunft. Im
Auto hatte noch eine dritte
Person gesessen, die nicht näher beschrieben werden kann.
CVXZdecZVcf_X+ Dolmetscher Fares Touma (v. l.) und Theresia Hassenevert, die Asylanträge entgegennimmt, setzen den Antrag eines Flüchtlings auf. Landrat Manfred Müller, Gerhard Kruse, Teamleiter des Ausländeramtes, und Horst-Hermann Müller, Geschäftsführer des Jobcenters Kreis Paderborn (v. l.), beobachten sie dabei.
FOTO: CHRISTIAN GEISLER
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8jpcXeki€^\1 Das Verfahren soll vor Ort beschleunigt werden. Noch etwa 3.600 Flüchtlinge warten im Kreis auf
die Erfassung ihrer Anträge. Pro Tag sollen etwa 60 Fälle bearbeitet werden
VON CHRISTIAN GEISLER
¥ Paderborn. Theresia Hassenevert sitzt am Tisch im Jobcenter vor ihrem Laptop. Ihr
gegenüber sitzt ein Flüchtling
arabischer Herkunft, auf seinem Schoß hat er einen Schal
aus seinem Herkunftsland
ausgebreitet. Er spricht nur
arabisch, eine direkte Unterhaltung mit Hassenevert, die
die Asylanträge entgegennimmt, ist nicht möglich. Als
Übersetzer vermittelt Fares
Touma, gemeinsam füllen sie
Punkt für Punkt den Antrag
aus. Es handelt sich um einen
der ersten Asylanträge, die vor
Ort im Kreis Paderborn, bearbeitet werden. Eine Verwaltungsvereinbarung zwischen
der Bundesbehörde und dem
Kreis erlaubt eine hiesige Einleitung des Asylverfahrens.
„Wir haben über 2.000 unbearbeitete Asylanträge. Es
geht darum, das Bundesamt für
Migration und Flüchtlinge
(BAMF) zu entlasten und die
Verfahren zu beschleunigen“,
sagt Landrat Manfred Müller
und ergänzt: „Das schafft
Klarheit für diejenigen, die
keine Perspektive in unserem
Land haben, aber auch für diejenigen, die bleiben können.“
Durch die Bearbeitung der
Asylanträge vor Ort könnten
die Verfahren beschleunigt
werden. Abgelehnte Asylbewerber würden schneller zurückgeführt, jene mit Bleibeperspektive schneller integriert. „Je länger ein Asylbewerber im Land ist, ohne ein
Verfahren in die Wege zu leiten, desto problematischer
wird die Situation. Der Flüchtling hat möglicherweise schon
Wurzeln geschlagen, darf aber
doch nicht bleiben“, erklärt
Müller. Es handele sich um ein
Pilotprojekt, „das es so in
Deutschland nirgendwo gibt“,
sagt Volker Mäulen, Leiter der
Außenstelle BAMF in Bielefeld.
Allein in der Stadt Paderborn gebe es 1.500 Flüchtlinge ohne Asylantrag, im Kreis
Paderborn weitere 2.100. Im
Durchschnitt dauere ein Antrag sechs Monate. „Es gibt
Verfahren, die schnell abgehandelt werden. Es gibt aber
auch Verfahren die ein bis eineinhalb Jahre andauern können“, erzählt Mäulen und ergänzt: „Wir verdreifachen das
Personal mit dem Ziel, die
Verfahrensdauer so niedrig wie
möglich zu halten.“ So gebe es
im Jobcenter Paderborn fünf
Erfassungsstellen, an denen
Flüchtlinge mit Hilfe eines Interviews registriert werden.
Hinzu kommen zwei weitere
Arbeitsplätze für die sogenannte ID-Behandlung. An
dieser Station werden Passfo-
tos von den Antragsstellern
geschossen und ins Zentralregister eingestellt. Danach
nimmt ein Mitarbeiter die
Fingerabdrücke des jeweiligen
Flüchtlings ab und vergleicht
sie mit der Eurodatenbank.
„Damit überprüfen wir, ob die
Person bereits in irgendeinem
anderen Land seine Fingerabdrücke hinterlegt hat“, erklärt
ID-Erfassungs-Mitarbeiter Daniel Hustadt. Im Idealfall dauere die Antragsstellung, inklusive Registrierung
und ID-Erfassung, etwa eine
Stunde. Das Ziel seien 50 bis
60 Asylanträge pro Tag. „Wir
versuchen die priorisierte
Zielgruppe aus beispielsweise
Syrien oder Eritrea aufgrund
ihrer Hintergründe sofort zu
bearbeiten“, sagt Müller und
Gerhard Kruse, Teamleiter des
Ausländeramtes, fügt hinzu:
„Bei Exoten kann das Verfahren länger dauern. Wir
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N\jk]c\`jZ_1 Während das Gehalt für Stamm-Mitarbeiter weiter fließt, erhielten die ersten Arbeiter von
Sub-Unternehmen bereits die Kündigung. Ob am Standort wieder aufgebaut wird, ist weiter unklar
¥ Paderborn (ig). Eine Woche nach dem Großbrand vom
Rosenmontag, der den Paderborner Schlachthof der Westfleisch eG in Schutt und Asche
legte, fand gestern die erste Betriebsversammlung in Paderborn statt. Konkrete Aussagen
über einen Wiederaufbau am
Standort seien dabei seitens der
Firmenleitung nicht gemacht
worden, teilte auf Anfrage NW
der Sprecher der Gewerkschaft Nahrung Genus Gaststätten (NGG), Armin Wiese,
mit. Auch über die genaue
Brandursache gebe es noch
keine Sicherheit.
Es sei klar geworden, dass
neben den Mitarbeitern auch
die Eigentümer der Genossenschaft, die Landwirte, für einen Wiederaufbau plädierten.
Zu viele Fragen, wie etwa die,
ob und wie viel die Brandschutzversicherung zahle, sei-
en aber momentan ungeklärt,
so die Darstellung der Firmenleitung laut Armin Wiese.
Nur etwa ein Drittel der
rund 600 Mitarbeiter im
Schlachthof zählen zur StammBelegschaft von Westfleisch.
Die restlichen rund 400 ge-
GÛ]]ZX kVcdeÛce+ Die Firmengebäude von Westfleisch können nach dem
Brand nur noch abgerissen und beseitigt werden. FOTO: KÖPPELMANN
hören zu Sub-Unternehmern.
Von diesen hätten einige schon
ihre Kündigungen bekommen. Das Gehalt der StammBelegschaft werde derzeit weiter gezahlt, die Firmenleitung
habe aber damit begonnen,
Mitarbeiter in anderen Westfleisch-Schlachthöfen einzusetzen.
Insgesamt sei die Stimmung in der Mitarbeiterschaft
gefasst. Die Firmenleitung habe glaubhaft versichert, dass
Entlassungen nicht beabsichtigt seien. Im Moment bestehe deshalb kein Grund zu Panik, auch weil die Entscheidung über einen Wiederaufbau in Paderborn wohl so
schnell nicht getroffen werden
könne. Er gehe nicht davon aus,
dass diese bereits im Rahmen
der nächsten Aufsichtratsssitzung am 18. Februar fallen
werde, sagte Wiese.
müssen jedes Mal zusehen, dass
wir einen passenden Dolmetscher vor Ort haben. Das erfordert eine gewisse Vorlaufszeit.“
Von der Idee bis zur Umsetzung der Asylbearbeitung
vor Ort vergingen etwa vier
Wochen, so Landrat Müller.
„Seit etwa einem Jahr ist das
BAMF nicht mehr in der Lage
zeitnah Anträge anzunehmen.
Dieser Umstand hängt heute
noch nach. So befinden sich
mehrere
hunderttausend
Flüchtlinge in den Kommunen Deutschlands, die noch
keine Chance dazu hatten, ihr
Asylverfahren
durchzusetzen“, sagt Mäulen. Das Gefühl
etwas zu bewirken sei ein positives. „Hier passiert etwas.
Hier wird nicht geschimpft und
geredet. Aber wir haben uns
auch eine Menge Arbeit ins
Haus geholt“, erzählt Müller.
¦ Kommentar und OWL
KOMMENTAR
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VON CHRISTIAN GEISLER
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napp 3.600 Flüchtlinge
warten allein im Kreis
Paderborn auf ihre Integration in ein Land, das für seine
Strukturiertheit und Organisation berüchtigt ist. Menschen, die ohne dass etwas passiert, seit über einem Jahr auf
ihre Eingliederung pochen,
wird derweil ein konträres Bild
von Struktur und Ordnung
vermittelt. Umso wichtiger ist
die Möglichkeit, einen Asylantrag vor Ort, hier in Paderborn, stellen zu können.
Dadurch, dass die Bearbeitung in den Räumlichkeiten
des Jobcenters stattfindet, bietet sich eine Chance. Flüchtlinge bekommen ein Gesicht,
können schon jetzt weiterführende Integrationsangebote
entgegen nehmen. Erweist sich
das Projekt als Erfolg sollten
weitere Kreise folgen und das
BAMF zusätzlich entlasten.