BLICKPUNKT Bauen in 2 900 Metern Höhe Rodeln – Sommer wie

6
BLICKPUNKT
DEUTSCHES BAUBLATT NR. 381 Juli | august 2015
Rodeln – Sommer wie Winter
Bauen in 2 900 Metern Höhe
Neue Rodelbahn entsteht im oberfränkischen Fichtelgebirge
Deutschlands höchster Gipfel erhält eine neue Seilbahn
FRÖBERSHAMMER (CL). Nicht ganz alltägliche Besucher hat derzeit der Ochsenkopf im oberfränkischen Fichtelgebirge. Seit Ende April haben sich an der
Nordseite des Bergs zu Wanderern, Mountainbike-Fahrern und Erholungssuchenden Bagger, Radlader und ein Stromerzeuger aus dem Mietpark von Zeppelin Rental gesellt. Dort entsteht eine neue Sommerrodelbahn, ein so genannter Coaster, der ab August noch mehr Fans des Freizeitvergnügens in die Region
ziehen soll. Verantwortlich für den Bau ist der Zweckverband zur Förderung des
Fremdenverkehrs und des Wintersports im Fichtelgebirge. Ein Ortsbesuch.
Wanderer rund um den Ochsenkopf treffen derzeit auf ein Strom­
aggregat. Fotos: Zeppelin Rental
Staubig ist es. Kein Wunder, dank Sa­
harahitze und laufenden Erdarbeiten. In
Fröbershammer, an der Talstation Nord
der Ochsenkopf-Seilbahnen, wird der­
zeit kräftig gewerkelt. Ein Cat Radlader
908H2 transportiert Schotter auf eine
planierte Fläche, Arbeiter hämmern und
schrauben an einer Stahl-/Holzkonstruk­
tion, ein Stromaggregat brummt. Mitten­
drin im Geschehen: Andreas Schreyer,
der Betriebsleiter der Ochsenkopf-Seil­
bahnen. Er kümmert sich gemeinsam
mit drei seiner Mitarbeiter und weiteren
Nachunternehmern um den Bau eines
neuen Alpine Coasters. Zwar gibt es be­
reits eine Sommerrodelbahn am Och­
senkopf, eine auf dem Boden verlaufen­
de Wannen-Rodelbahn. Doch der neue,
schienengeführte Coaster, der neben der
alten Bahn entsteht, soll witterungsunab­
hängig das ganze Jahr über einsatzfähig
sein. „Dazu gibt es einen extra Schlitten
mit Fräse, der im Winter den Schnee von
der Bahn entfernen kann“, erklärt Andre­
as Schreyer. Zwei Millionen Euro wurden
für den Bau veranschlagt.
Schreyer und sein Team kümmern sich
um fast alle Schritte des Bauprojekts
selbst. Nur die Bahn wird von einem
Trupp des Herstellers montiert. Kosten­
planung, Konzeption des Streckenverlaufs
nicht ausgespült. Die Herausforderung
hier: Der Schotter musste über extra ange­
legte Versorgungswege über das steile Ge­
lände an Ort und Stelle transportiert wer­
den. Für Lkw unmöglich. Abhilfe schafften
ein geländegängiger Kettendumper und ein
Cat Radlader 908 H2. „Wir selbst verfügen
zwar über einen kleinen Fuhrpark“, so Be­
triebsleiter Andreas Schreyer. „Spezialgerä­
te wie den Dumper oder Großmaschinen
müssen wir aber bedarfsgerecht anmieten.“
Um die Kundenberatung und die Abwick­
lung des Mietauftrags kümmert sich beim
Bau der Rodelbahn Florian Grieshammer
aus der Bayreuther Mietstation von Zeppe­
lin Rental.
Seine Maschinen und Geräte werden al­
lerdings nicht nur für die Errichtung des
Coasters gebraucht, auch eine Bergbahn
entsteht. So müssen die Sommerrodler
künftig nicht die Seilbahn nutzen, um
zum Start zu gelangen, sondern werden
auf einer eigenen Bahn nach oben ge­
zogen. Hier führen ebenfalls Andreas
Schreyer und sein Team den Tiefbau
aus. An den Joysticks des Baggers sitzen
Hans-Jürgen Nickl und Thorsten Strei­
tenberger. Sie sind Mitarbeiter der Seil­
bahn und keine ausgebildeten Maschi­
nisten, kennen sich aber trotzdem damit
Mit Baukran den ersten Meilenstein erreicht.
GARMISCH-PARTENKIRCHEN. Ab 2017 erreichen Besucher die Zugspitze
mit der neuen Eibsee-Seilbahn, die sich derzeit im Bau befindet. Sie verspricht
mehr Komfort, kürzere Wartezeiten und soll die bestehende, im Jahr 1963 in
Betrieb genommene Pendelbahn ersetzen. Streckenverlauf und Lage von Tal- und
Bergstation bleiben weitgehend gleich – auch die neue Eibsee-Seilbahn wird als
Pendelseilbahn konzipiert. Allerdings wird sie gleich drei Rekorde brechen: mit
127 Metern der weltweit höchsten Pendelbahnstütze, dem weltweit größten Gesamthöhenunterschied von 1 945 Metern in einer Sektion sowie dem weltweit
längsten freien Spannfeld mit 3 213 Metern.
Mit der Montage von Deutschlands
höchstem Baukran auf 2 950 Metern
im Juni dieses Jahres wurde der erste
Meilenstein zur neuen Seilbahn gesetzt.
Auch die Errichtung der für das Bau­
feld Bergstation wichtigen Material­
seilbahn befindet sich derzeit in den
letzten Zügen. Bis Jahresende werden
Felsabtragungsarbeiten, Ankerbohrun­
gen und Betonarbeiten im Bereich der
Gipfelstation durchgeführt.
chen Besucher dann dank Zahnrad­
bahn und Gletscherbahn weiterhin.
Eine zusätzliche Berglok wird dann für
die Personentransporte eingesetzt.
Mit der Umsetzung des Großprojekts
stehen der Bayerischen Zugspitzbahn
Bergbahn AG als Betreiberin von drei
der insgesamt vier Bergbahnen an der
Zugspitze zweieinhalb spannende Jah­
re bevor. Die größten Herausforderun­
Das Sommerrodelbahn-Bauteam vor Ort (von links): Andreas Schreyer
(Betriebsleiter der Ochsenkopf-Seilbahnen), Baumaschinenführer Gisbert
Hofmann, Hans-Jürgen Nickl und Thorsten Streitenberger (Angestellte
der Seilbahnen) und Florian Grieshammer, Kundenberater der Mietstation
Bayreuth von Zeppelin Rental.
werden“, erzählt Andreas Schreyer. „Dabei
sind wir auf Steine mit Gewichten von bis
zu fünf Tonnen gestoßen.“ Diese wurden
genau wie der Waldboden teilweise zwi­
schengelagert und an anderer Stelle wieder
verbaut. Einige mussten aber auch mit Hil­
aus. „Beide bedienen im Winter unsere
Pistenraupen. Das ist wohl artverwandt
mit Baggerfahren“, lacht Schreyer.
Im August, rechtzeitig zu Beginn der
bayerischen Sommerferien, soll die neue
Montage von Deutschlands höchstem Baukran auf 2 950 Metern Höhe.
Fotos: Bayerische Zugspitzbahn Bergbahn AG
2016 liegt der Fokus neben den Arbei­
ten an der Bergstation auf dem Bau der
neuen Talstation sowie den Erd- und
Betonarbeiten im Bereich der neuen
Seilbahnstütze. Im finalen Baujahr
2017 stehen der Abbau der bestehenden
Einfahrtsgebäude, die Fertigstellung
der Bergstation, die Errichtung der
Seilbahnstütze sowie der Abbruch der
alten Stützen und der Rückbau der al­
ten Talstation auf dem Programm. Zu
den Highlights zählen in diesem Bau­
abschnitt außerdem der Transport und
die Montage der vier, jeweils rund 145
Tonnen schweren Seile sowie die Inbe­
triebnahme der Seilbahntechnik.
Die Bauarbeiten erfolgen bis Mai 2017
parallel zum laufenden Fahrbetrieb.
Erst dann wird die bestehende EibseeSeilbahn ihre letzte Fahrt antreten.
Deutschlands höchsten Gipfel errei­
Für größere Erdbewegungen hat der Zweckverband zur Förderung des Fremdenverkehrs und des Wintersports
im Fichtelgebirge einen Cat Kettenbagger 320E von Zeppelin Rental angemietet
oder die Vermessung des Geländes sowie
Tiefbauarbeiten und die Anmietung der
dafür benötigten Gerätschaften bei der
Bayreuther Mietstation von Zeppelin
Rental erledigt Schreyer. Dabei macht das
Gelände mit einem Gefälle von bis zu 45
Prozent die Arbeit alles andere als leicht.
„Auf der 1 800 Meter langen Strecke, auf
der die Bahn verlaufen wird, musste mit
dem Bagger und angebautem Roderechen
der Waldboden und Wurzeln entfernt
fe des Kettenbaggers mit Hydraulikham­
mer zerkleinert werden. Eine zeitintensive
Aufgabe: „Der größte Brocken hat unseren
Baggerfahrer knapp sieben Stunden lang
auf Trab gehalten“, erzählt Schreyer.
Nach der Entfernung des Waldbodens
und der Steine wurde der sumpfige Boden
entwässert, im Anschluss die zukünftige
Rodelbahn-Strecke aufgeschottert. Das
Material mit 40 bis 150 Millimeter ist was­
serdurchlässig und wird auch bei Regen
Sommerrodelbahn samt eines neuen Ge­
bäudes für Schlittenlagerung, Kasse und
mehr fertiggestellt sein. Während sich
Andreas Schreyer momentan noch mit
Erdbewegungen und Planum beschäftigt,
werden seine Aufgaben dann wieder an­
dere sein. Das tägliche Ablaufen der Berg­
bahn oder die Prüfung des Coasters zum
Beispiel. Aber vielleicht wartet auch schon
das nächste große Projekt auf ihn: Mögli­
cherweise bekommt der Ochsenkopf eine
neue Seilbahn.
Baustelle mit Alpenpanorama.
gen bei dieser Baustelle bestehen nicht
nur in punkto Wetter und exponierter
Lage, sondern auch in der anspruchs­
vollen Logistik und den begrenzten
Möglichkeiten an der Bergstation.
Die Seilbahntechnik liefert die Firma
Doppelmayr/Garaventa. Die General­
planung hat die ARGE BauCon-Ha­
senauer-AIS übernommen. Insgesamt
haben die Planungen für das komple­
xe Großprojekt etwa drei Jahre in An­
spruch genommen. Bauarbeiten an der
Bergstation werden von der Firma GEO
Alpinbau ausgeführt.
Die Gesamtkosten belaufen sich auf 50
Millionen Euro. Dieses setzt sich aus
45,6 Millionen Euro reinen Baukosten
und 4,4 Millionen Euro für Infrastruk­
turmaßnahmen sowie der Anschaffung
einer neuen Berglok zusammen.