Seerhein-Unterquerung in 45 Metern Tiefe

www.baumagazin.eu, 23. Mai 2015
Seerhein-Unterquerung in 45 Metern Tiefe
In Konstanz liegt nicht nur für die Rheinkilometrierung der »Nullkilometer«, hier stellt der Fluss auch als
Seerhein eine rund 4 km lange Verbindung zwischen dem Ober- und Untersee dar. Auf dieser kurzen
Passage verläuft teilweise die Grenze zwischen der Bundesrepublik und der Schweiz durch die Flussmitte.
Hier wurde kürzlich im Auftrag der Stadtwerke Konstanz mit Technik aus dem Hause Max Wild in 45 m
Tiefe erfolgreich eine Querung für eine neue Hochspannungsleitung ausgeführt.
Arbeiten für eine neue Hochspannungsleitung für Konstanz:
Unterquerung des Seerheins in 45 m Tiefe mit einer HDDAnlage von Max Wild.
Das linke Rheinufer gehört ab dem Nullkilometer bis Basel zur Schweiz, lediglich die historische Altstadt
von Konstanz liegt ebenso auf dieser Flussseite. Zu den geschichtlich begründeten örtlichen Besonderheiten
zählt auch das ebenso linksrheinische Tägermoos, das staatsrechtlich zwar zur Schweiz gehört, aufgrund
eines Vertrages aus dem Jahre 1831 zwischen dem damaligen Großherzogtum Baden und dem Kanton
Thurgau jedoch in einigen Punkten von der Stadt Konstanz verwaltet wird, was auch eine teilweise
Zuständigkeit der Stadtwerke Konstanz erklärt. Die Stromversorgung der Konstanzer Altstadt erfolgt auch
über der Umspannwerk Tägerwillen, das wiederum auf dem Hoheitsgebiet der Schweiz liegt. Mitte
Dezember letzten Jahres konnten hier binnen vier Wochen die Bohrarbeiten einer Seerhein-Unterquerung
für eine neue Hochspannungsleitung abgeschlossen werden. Das Bohrloch der HDD-Profis mit einem
Durchmesser von 650 mm befand sich in einer Gesamttiefe von 45 m, 20 m unter der Rheinsohle. Die
Startgrube lag auf deutscher Seite, die Zielgrube im Tägermoos.
In Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Schenk aus der Schweiz wurde von der in Berkheim (Allgäu)
ansässigen Firma Max Wild ein Leerrohrpaket mit 3 x DA180 PE-HD SDR11 und 3 x DA90 PE-HD,
vorgesehen für Daten- und Energiekabel, eingezogen.
Laut Bodengrunduntersuchung wäre mit Mergelboden zu rechnen gewesen. Die Spezialisten der
Horizontalspülbohrtechnik mussten feststellen, dass der Boden sehr weich und tonhaltig ist. Um die
Bohrlochstabilität zu gewährleisten, wurde eine komplexere Polymerspülung verwendet, die die negativen
Einflüsse des Tons eliminiert.
Bohrschlämme verbleiben im Erzeugerland
Vor Ort waren eine 80-t-HDD-Anlage von Max Wild, die Max-Wild-Recyclinganlage mit Desander und
Desilter, jeweils eine Zentrifuge auf beiden Flussseiten und eine 50-t-HDD-Anlage der beteiligten Firma
Schenk aus der Schweiz, die als Anti-Rig-Anlage verwendet wurde. Entsprechend wurde das eingebrachte
Werkzeug jeweils wieder zurückgezogen, ein Grenzübertritt des Equipments war zu keiner Zeit nötig.
Auch konnte durch das durchgehende Gestänge der Rückfluss der Bohrspülung so gesteuert werden, dass
der erzeugte Bohrschlamm im jeweiligen Erzeugerland aufbereitet und am Ende der Baustelle entsprechend
entsorgt wurde. Durch diese außergewöhnliche Lösung konnten die komplexen Zollformalitäten der
Schweiz als Nicht-EU-Land einfacher bewältigt werden.
Die zweitgrößte HDD-Anlage von Max Wild wurde wegen der Länge der Bohrung benötigt. Die
Zentrifugen übernahmen fast zu 100 % die Reinigung der Bohrflüssigkeit, da die Tonpartikel für die Siebe
des normalen Recyclers zu fein waren und so nicht abgetrennt werden können. Die Zentrifuge dagegen kann
das feinkörnige Material von der Bohrspülung trennen. Zur Spülungsüberwachung wurden periodische
Feldtests durchgeführt, bei denen u. a. die Spülungsdichte, die Viskosität, der Feststoffgehalt, der pH-Wert
und die Wasserhärte geprüft werden. Der Rohreinzug mit über 600 m Länge wurde mit nur 5 t Zugkraft
realisiert und übertraf damit die Erwartungen.
tü