Tagesanzeiger vom 03.02.2016

Datum: 03.02.2016
Tages-Anzeiger
8021 Zürich
044/ 248 44 11
www.tagesanzeiger.ch
Medienart: Print
Medientyp: Tages- und Wochenpresse
Auflage: 172'920
Erscheinungsweise: 6x wöchentlich
Themen-Nr.: 812.006
Abo-Nr.: 1093677
Seite: 19
Fläche: 86'194 mm²
Es fährt kein Tram an den Europaplatz
Tausende von Pendlern kommen täglich neben der Sihlpost am Zürcher IB an. Doch ausgerechnet dort fehlt eine direkte Anbindung
ans städtische Tram- oder Busnetz. Ein Haus am Bahnhofplatz steht im Weg.
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Knotenpunkt: Der künftige Europaplatz zwischen der Sihlpost und dem Eingang zur Passage Sihlquai am HB. Visualisierung: SBB
Martin Huber
angebunden ist. Pendler müssen statt- eine Lösung gefunden wurde.
Er ist das Herzstück des neuen Stadtteils dessen mit den rund 200 bis 250 Meter
Einer der Gründe dafür ist der EngEuropaallee und ein wichtiges Tor zu entfernten Haltestellen Sihlpost/HB und pass beim Gebäude Bahnhofplatz 14,
Zürich: der Europaplatz beim HB, der Bahnhofplatz vorlieb nehmen.
dem einstigen Hotel Habis Royal. Das
derzeit zwischen der Sihlpost und dem
Eingang zur Passage Sihlquai und zum Kein Platz für zweites Gleis
Bahnhof Löwenstrasse entsteht. Nächs- Bei den VBZ ist das Problem bekannt.
tes Jahr soll der 6000-Quadratmeter- «Der Ausgang Sihlpost ist nicht optimal
Platz, den der Zürcher Stadtrat ur- in das bestehende VBZ-Netz eingebunsprünglich nach Le Corbusier benennen den», heisst es in der Netzentwicklungs-
wollte, fertiggestellt werden. Schon strategie 2030. Die Tramverbindung vom
denkmalgeschützte Haus steht den
Trams im Weg. Tobler: «Wegen des Nadelöhrs zwischen dem Habis Royal und
dem Treppenabgang in den HB ist zu
wenig Platz vorhanden, um zwei Tramgleise erstellen zu können.» Der Treppenabgang muss auch aus feuerpolizeilichen Gründen bestehen bleiben.
Immer wieder haben Planer der Stadt
in den letzten Jahren Lösungsvarianten
heute kommen an dem Ort täglich Zehn- Bahnhofplatz über die Postbrücke samt
tausende Pendler an. Umso mehr ver- Haltestelle am Eingang zur Europaallee
wundert, dass der Knotenpunkt nicht wurde zwar mehrfach geprüft, wie Spredirekt ans städtische Tram- und Busnetz cherin Daniela Tobler sagt; ohne dass geprüft. Doch keine erwies sich als
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umsetzbar. Aus betrieblichen Gründen weniger als 300 Metern für insgesamt
nicht infrage kommt ein Trambetrieb auf gut. Mit der Haltestelle Sihlpost/HB
dem bestehenden einzelnen Gleis. Auch bestehe «eine akzeptable Umsteigedann nicht, wenn Trams in die eine Rich- möglichkeit zur Bahn».
tung auf dem Gleis vor dem Habis Royal
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man trotz aller technischer Probleme
nochmals prüfen, findet Knauss. Es gehe
dabei auch um die Frage der Prioritäten:
«Braucht es vor dem Habis Royal wirklich
«Dort fahren, wo die Leute sind» zwei Spuren für den Autoverkehr?»
fahren würden, jene in die Gegenrich- Bei der Grundsteinlegung für den Eurotung einen Bogen über den Löwenplatz paplatz im letzten Sommer stiess die
und die Dienstgleise an der Gessnerallee fehlende Tramhaltestelle auf Kritik.
machen würden. «Nicht vorstellbar» ist «Das Tram sollte dort fahren, wo die
auch die Aufhebung einer Fahrspur für Leute sind», sagte der bekannte Archiden motorisierten Individualverkehr. tekturkritiker Benedikt Loderer damals.
Die Hauptverkehrsachse über den Bahn- Die SBB wollen sich zur Erschliessung
hofplatz muss zwingend zweispurig blei- nicht äussern. Es sei Sache der Stadt
ben, hielten die Planer fest. Geprüft
Endgültig beerdigen wollen die VBZ
die Postbrücke-Linie noch nicht. Im
Zusammenhang mit einem «grossen
Wurf», das heisst der grundsätzlichen
Neuorganisation des Bahnhofplatzes,
soll sie «zumindest langfristig geprüft
und im regionalen Richtplan enthalten
bleiben», heisst es in der Liniennetz2030. In den VBZ-Zukunftswie sie die Anbindung ans strategie
plänen rollt die Tramlinie 1 zwischen
wurde sogar, das Trottoir zugunsten Zürich,
Tramnetz beim Europaplatz organi- dem Bahnhof Altstetten und dem Raum
eines Tramgleises aufzuheben und die siere, so Sprecher Reto Schärli.
HB durch den Korridor Lagerstrasse und
Fussgänger durch eine Arkade im HabisDie ÖV-Erschliessung rund um den «wahlweise über den Löwenplatz oder
Royal-Gebäude zu leiten. Bloss: Eine Knotenpunkt
HB beschäftigt auch die
solche Aushöhlung halten die Haus- Politik. Im letzten Sommer überwies das den Europaplatz und die Postbrücke
zum Bahnhofplatz, je nach Situation
eigentümer für «unerwünscht».
in seltener Einmütigkeit dannzumal vor dem Habis Royal». ZeitAllerdings spricht nicht nur das Stadtparlament
eine Motion, die vom Stadtrat eine GeNadelöhr gegen ein Tram über die Post- samtschau verlangt. Dieser müsse klare horizont: nicht vor 2030.
brücke. Auch aus Sicht der Angebots- Vorgaben definieren, damit die mittelplanung haben die VBZ Vorbehalte. und langfristigen Projekte für die verEuropa
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HB
Tobler spricht von einem «klassischen änderten Anforderungen und VerkehrsGleis
Gleis 33
Dilemma»: Eine Verbindung über die ströme im Raum Hauptbahnhof aufPostbrücke würde die Haltestelle Löwen- einander abgestimmt werden.
strasse schwächen, die sehr wichtig ist
Der grüne Verkehrspolitiker Markus
Geprüfte
für den Zugang zur City und zur Er- Knauss fände eine Tramhaltestelle beim Tramlinie
schliessung der Bahnhofstrasse. «Würde Europaplatz sinnvoll: «Das brächte den
I
eine der Tramlinien 3 oder 14 nicht mehr HB näher ans Tram, was sehr wichtig ist
über den Löwenplatz fahren, hätte man
definitiv zu wenig Kapazität», so Tobler.
Trotz fehlendem Direktanschluss ans
städtische Tram- und Busnetz halten die
VBZ die Erschliessung der Europaallee
innerhalb eines Radius von 750 Metern
für möglichst optimale Umsteigebeziehungen.» Die jetzige Situation am Einfalls-
tor Europaplatz entspreche «nicht dem
Standard, den wir sonst in Zürich kennen». Dieser sehe vor, dass Tramlinien
möglichst nahe an Bahnhöfen haltmarund um den HB mit den Linien 3, 14, 31 chen. Eine Linienführung des geplanten
und 32 mit einer Fusswegdistanz von ler-Trams über den Europaplatz sollte
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Haus, in dem sich lange ein MövenpickRestaurant befand, wegen des Baus der
unterirdischen Verlängerung der Sihl-
talbahn abgerissen. An seiner Stelle
entstand 1990 ein modernes Geschäftshaus, dessen Fassade gegen den Bahnhofplatz im ursprünglichen Stil rekons-
truiert wurde. Diese «Fassadenarchitektur» stiess in den 80er-Jahren auf
einige Kritik. Viele hielten einen Neubau
von zeitgenössischen Architekten für
Das Gebäude des ehemaligen Habis Royal weitaus sinnvoller. «Einen Wettbewerb
am Bahnhofplatz. Foto: Reto Oeschger
auszuschreiben, wäre eine kulturelle Tat
Habis Royal
und stünde der Eigentümerin, der
Nach Abriss:
Schweizerischen Lebensversicherungs-
Fassade
lebt weiter
Das Haus am Bahnhofplatz 14 stammt
aus dem Jahr 1878. Der ungewöhnliche
Name kommt von einer früheren Besitzerin, der Hoteliersfamilie Eduard Habisreutinger aus Wil SG. Diese hatte das
Hotel 1881 übernommen, wenige Jahre
später aber weiterverkauft.
Die vergangenen Jahrzehnte war das
und Rentenanstalt, wohl an», schrieb
die NZZ 1984. Indessen hätten sich die
Behörden, ohne Vorschläge einzuholen,
für die Rekonstruktion der Fassade «und
damit für die risiko- und mutlose Variante» entschieden.
Bis heute beschäftigt die Frage, ob
man ein gründerzeitliches Haus wie das
Habis Royal für einen Neubau abbrechen darf, Architekten und Stadtplaner.
So sollten 2012 angehende Architekten
Habis-Royal-Haus auch wegen der Leucht- an der ETH im Rahmen von Masterarbeischrift auf seinem Dach bekannt. «Bis ge- ten herausfinden, welches Potenzial ein
gen Mitternacht verfolgte auf dem Bahnhofplatz eine stattliche Menge die Mitteilungen der Leuchtschrift», schrieb der TA
im November 1963, als US-Präsident John
F. Kennedy ermordet worden war.
Neubau an diesem «urbanen Scharnier»
beim Zürcher Hauptbahnhof hätte. Die
teils spektakulären Entwürfe wurden
darauf in der Fachzeitschrift «Hochparterre» veröffentlicht. (mth)
1986 wurde das denkmalgeschützte
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