CFK-Chassis in Stade produzieren Gerret Kalkoffen an seinem Entwicklungsstand im CFK Forschungscentrum Nord im CFK Valley in Ottenbeck. STADE. Hamburger Unternehmer plant Serienproduktion für Kleintransporter – VW mit im Boot. Sie gehören zu den Pionieren im CFK Valley, sehen die Chancen des Leichtbaumaterials im Spezialfahrzeugbau und gründeten schon vor mehr als einem Jahr die Firma Carbon Truck & Trailer GmbH (CTT) in Stade. Dahinter steht die Hamburger Familie Kalkoffen. Sie wollen Chassis aus CFK für kleinere Spezialtransporter herstellen. VW Nutzfahrzeuge haben sie bereits mit im Boot. Im nächstens Jahr will CTT mit der Produktion durchstarten. Gerret Kalkoffen ist derjenige aus der Familie, der vor Ort in Stade die Geschäfte führt und die anstehende Serienproduktion vorbereitet. Es sitzt mit seinem kleinen Team, zu dem drei Ingenieure und eine Bürokraft gehören, zurzeit im Technologiezentrum Stade, direkt vor den Toren des CFK Forschungszentrums. Hier sind von dem Ingenieurbüro TTT (The Team Composite AG) auch die Vorarbeiten für das CFK-Chassis erledigt und die Grundkonstruktion entwickelt worden. Die Umsetzung ist zunächst auf einen ganz bestimmten Fahrzeugtyp begrenzt: Ein auf Basis eines VW Kleintransporters entwickeltes Chassis soll zunächst als Kühlfahrzeug eingesetzt werden. Mit 3,5 Tonnen Tragkraft sind diese Fahrzeuge vor allem im Großstadtverkehr und auf Kurzstrecken im Einsatz. Mit ihnen werden Frischwaren – vom Gemüse über Fleisch bis hin zu Fisch – transportiert. „Zwischen 200 und 300 Kilo liegt die Gewichtsersparnis durch unser Chassis“, weiß Gerret Kalkoffen, der bis vor kurzem als Wirtschaftsingenieur in der Solarbranche gearbeitet hat. Das wiederum erhöht die Zuladungskapazität. Statt drei können künftig zwei Kühlfahrzeuge die gleiche Menge transportieren. Das wiederum führt zu enormen Ersparnissen bei den Nutzern: Sie benötigen weniger Autos, haben geringeren Spritverbrauch und reduzierte andere Folgekosten und sparen bei den Fahrern Personal ein. All das, so Kalkoffen, werde die künftigen Kunden schnell überzeugen, die in der Anschaffung teureren Fahrzeuge zu kaufen. „Denn“, das weiß der Jungunternehmer nur zu gut, „am Ende zählt die Wirtschaftlichkeit.“ Vor diesem Hintergrund weiß er auch, dass seine Chassis maximal etwa 30 Prozent teuerer sein dürfen als die herkömmlichen Stahlkonstruktionen. Deshalb entwickelt er gerade Produktionsmethoden, um die Bauteile günstig in Serie zu produzieren. Es gibt zwar einen Prototyp eines solchen VWKühltransporters, der sogar schon auf der Nutzfahrzeug-Messe in Hannover vorgestellt wurde, aber noch keinen Serientyp. Mit Hochdruck arbeiten Kalkoffen und seine Ingenieure gemeinsam mit Maschinenbauer im CFK Forschungszentrum an der Entwicklung der Automatisierung. Ziel des Unternehmers ist es, 2016 loszulegen. Bis zu 200 CFK-Chassis will er im ersten Jahr produzieren. Dafür wird er zunächst 30 bis 40 Mitarbeiter einstellen. Nach einer Halle und Produktionsstätte sucht er gerade. Aber das wird erst der Anfang sein. Je größer die Produktionseinheiten, desto günstiger sind die Herstellungskosten. Bis zu 10 000 Chassis hat Kalkoffen als Ziel angepeilt – und das möglichst in fünf Jahren. Investitionen im zweistelligen Millionenbereich stehen an. Die Märkte für diese Klein-Kühlfahrzeuge hat der Hamburger genau analysiert. Großes Potenzial ist außer in Deutschland vor allem in Großbritannien, Frankreich und Italien. Eine Schweizer Lebensmittelkette hat er bereits als ersten Großkunden, der an die Pionierarbeit in Stade glaubt, im Boot. Und Kalkoffen sieht auch noch diverse andere Märkte mit noch deutlich höherem Potenzial: Da sind zum einen Wohnmobile, die durch immer mehr Luxuseinbauten an anderer Stelle Gewicht einsparen müssen. Und da sind die Hunderttausende von Kleintransportern, die Pakete und Waren verteilen – allen voran als Großkunde die Paketpost DHL. Denn auch hier gelte, so Kalkoffen: Weniger Gewicht erhöhe die Transportkapazitäten und reduziere alle Folgekosten. Tageblatt 25072015
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