GOTT ist LICHT - Erzabtei St. Ottilien

GOTT ist LICHT
„Wallfahrt von St. Ottilien
nach St. Benedikt in Sandau“
am 11. Juli 2015
Überblick
Hintergrund der Wallfahrt
• Möglichkeit zur Teilnahme am Stundengebet der Vigil und
der Laudes – 5.40 Uhr in der Klosterkirche
Die benediktinische Gemeinschaft begeht am 21. März in
festlichem Gedenken den seligen Heimgang des heiligen
Benedikt von Nursia. Der heilige Papst Gregor I. berichtet,
dass sich der heilige Benedikt
an seinem Todestag in das Oratorium bringen und durch den
Empfang des Leibes und Blutes
Christi stärken ließ. „Stehend,
von den Brüdern gestützt, erhob
er die Hände zum Himmel und
hauchte unter Worten des Gebetes seine Seele aus“. Benedikt,
um 480 in Nursia geboren, ist
als junger Mann dem weltlichen
Leben entflohen und suchte zunächst in Enfide, später in der
Abgeschiedenheit von Subiaco,
nach der für ihn bestimmten
Form des gottgeweihten Lebens.
• 6.30 Uhr Beginn der Wallfahrt mit dem Segen durch Erzabt
Wolfgang Öxler in der Klosterkirche
• Weg der Wallfahrt über Eresing, Ramsach, Penzing nach St.
Benedikt in Sandau
• Wegverlauf zum großen Teil entlang des Ammersee-Radweges
• 7 Stationen mit Texten aus der Vita des hl. Benedikt von Papst
Gregor dem Großen (Buch II der Dialoge), Betrachtungen
und Liedern
• Ankunft in Sandau gegen 13.00 Uhr (Möglichkeit zur Brotzeit)
• Wallfahrtsmesse – 14.00 Uhr in St. Benedikt mit Erzabt Wolfgang Öxler OSB (Erzabtei St. Ottilien), Pfarrer Michael
Zeitler (Mariä Himmelfahrt Landsberg am Lech)
• Abschluss – gegen 15.30 Uhr (Möglichkeit zum Bustransfer
zurück nach St. Ottilien, via Penzing, Ramsach, Eresing)
Vignette „St. Benedikt in Sandau“, Entwurf und Ausführung: Franz Bernhard Weißhaar
Um ihn sammelte sich eine Gemeinschaft von Mönchen. Mit
ihnen übersiedelte er um 529
auf den Monte Cassino. Dort
vollendete er seine Klosterregel.
Sie ist zur Grundlage des abendländischen Mönchtums geworden. Benedikt starb um 547.
Der 11. Juli wird seit dem
8. Jahrhundert als Tag der
Übertragung der Reliquien des
heiligen Benedikt in das Kloster Fleury begangen. Die Übertragung als solche ist um das
Jahr 673 geschehen. Durch die
Neugestaltung des liturgischen
Kalenders nach dem II. Vatikanischen Konzil ist dieser Tag
zum eigentlichen Festtag für die
gesamte Kirche geworden. Seit
1964 ist der heilige Mönchsvater
Benedikt der Patron Europas.
Ablauf der Wallfahrt
Die Wallfahrt wird im Programm der Veranstaltungen des
Exerzitienhauses für das zweite
Halbjahr angeboten.
Die Wallfahrer haben die Möglichkeit, eine Übernachtung vom
10.07.2015 zum 11.07.2015 zu buchen.
An der Wallfahrt nehmen Erzabt
Wolfgang Öxler und Pater Claudius Bals (Erzabtei St. Ottilien)
teil.
Möglichkeit zur Teilnahme am
Stundengebet der Vigil und der
Laudes 5.40 Uhr in der Klosterkirche.
6.30 Uhr Beginn der Wallfahrt
mit dem Segen durch Erzabt
Wolfgang Öxler in der Klosterkirche
Wegverlauf in 7 Stationen zum
großen Teil entlang des Ammersee-Radweges bzw. des Amper-Lech-Radweges nach St. Benedikt in Sandau.
Quelle: Abt Desiderius überreicht dem heiligen Benedilkt Bücher, Miniatur aus der Abtei Montecassino, um 1070, Bibliotheca Vaticana, Codex latinus 1202
An 3 Wegstationen, in Eresing,
Ramsach und Penzing können
Wallfahrer zur Gruppe hinzustoßen.
Die Gehzeit, einschließlich der
7 Stationen, umfasst ca. 7 Stunden. Die Wallfahrer werden auf
Wunsch mit einer Brotzeit versorgt (an Station 4 in Ramsach).
Die Meditationen an den 7 Stationen beinhalten: Eingangslied,
Verlesen eines Kapitels aus dem
Buch II der Dialoge von Papst
Gregor dem Großen, Betrachtung, Fürbitten, Schlusslied.
Nach der Ankunft in Sandau und
vor Beginn der Wallfahrtsmesse
besteht die Möglichkeit, eine
Brotzeit in der Waldwirtschaft
Sandau (gegen Bezahlung) einzunehmen.
Die Wallfahrtsmesse findet in
St. Benedikt statt.
Für den Fall einer großen Anzahl von Wallfahrern wird der
Gottesdienst auf dem Platz vor
der Kirche stattfinden.
Der Wallfahrtsmesse stehen
Erzabt Wolfgang Öxler OSB und
Pfarrer Michael Zeitler vor.
Der Beginn der Wallfahrtsmesse ist 14.00 Uhr.
Folgende Elemente sind Bestandteil der Wallfahrtsmesse:
Einführung in die Geschichte
des Ortes und der Kirche, Hinführung zum Festtag, Sequenz
vom Benedictusfest, Proprium
und Ordinarium zum Festtag
(Graduale), Fürbitten zur Wallfahrt und zum Festtag.
Die Gestaltung des Gottesdienstes wird u.a. durch die Schola
der Erzabtei St. Ottilien, Erzabt
Wolfgang Öxler und Prof. Franz
Bernhard Weißhaar vorgenommen.
Der Abschluss der Wallfahrt
wird gegen 15.30 Uhr sein.
Es besteht die Möglichkeit eines
Bustransfers zurück nach St. Ottilien mit Zwischenhalt in Penzing, Ramsach und Eresing
(Unkostenbeitrag).
Die 7 Stationen
• Der Osterbote – Station 1
(St. Ottilien - Klosterkirche Herz Jesu)
Lied 1:
„Beginne Du all meine Tage“
Text:
Kapitel 1 (Buch II der Dialoge)
Da wollte der allmächtige Gott
Romanus von seiner Mühe ausruhen lassen und das Leben Benedikts den Menschen als Beispiel vor Augen führen. Wie ein
Licht sollte er auf den Leuchter
gestellt werden, hell brennen
und allen im Haus leuchten [vgl.
Mt 5,15.16].
Darum offenbarte sich der Herr
einem Priester, der weit entfernt
wohnte und sich am Osterfest
ein Mahl zubereitete. Er sagte
zu ihm: »Du bereitest dir hier
Köstlichkeiten, und mein Diener
wird dort vom Hunger gequält.«
Sofort stand der Priester auf und
machte sich noch am Osterfest
mit den Speisen, die er für sich
zubereitet hatte, auf den Weg.
Er suchte den Mann Gottes in
den steilen Felsen, in den Talgründen und in den Schluchten.
Schließlich fand er ihn in der
Höhle verborgen.
Sie beteten miteinander, priesen den allmächtigen Herrn und
setzten sich nieder. Nach beglückendem Gespräch über das
wahre Leben sagte der Priester,
der gekommen war: »Auf! Wir
wollen Mahl halten, denn heute ist Ostern.« Der Mann Gottes
gab zur Antwort: »Gewiss! Es ist
Ostern, denn ich durfte dich sehen.« Er wusste nämlich nicht,
dass auf jenen Tag das Osterfest
fiel; soweit hatte er sich von den
Menschen entfernt. Der ehrwürdige Priester versicherte ihm aufs
neue: »Heute ist Ostern, der Tag
der Auferstehung des Herrn. Da
darfst du nicht fasten; denn dazu
bin ich gesandt, dass wir gemeinsam die Gaben des allmächtigen
Herrn genießen.« Da priesen sie
Gott und hielten Mahl.
Nach dem Essen und dem Gespräch kehrte der Priester zu seiner Kirche zurück.
Betrachtung, Fürbitten und Segen
Lied 2:
„In Gottes Namen fahren wir“
• Das Wunder der Heiligen
Scholastika – Station 2
(Eresing - Pfarrkirche
St. Ulrich)
Lied 1:
„Laudate omnes gentes“
Text:
Kapitel 33 (Buch II der Dialoge)
GREGOR: Petrus, gibt es jemanden in diesem Leben, der höher
steht als Paulus? Dreimal hat er
wegen des Stachels in seinem
Fleisch den Herrn gebeten [vgl.
2Kor 12,8-9] und konnte doch
nicht erhalten, was er wünschte.
Deshalb muss ich dir von dem
ehrwürdigen Vater Benedikt erzählen, dass auch er etwas wollte,
was er nicht erreichen konnte.
Seine Schwester Scholastika war
von Kindheit an dem allmächtigen Gott geweiht. Sie war gewohnt, ihren Bruder einmal im
Jahr zu besuchen. Der Mann
Gottes ging jedes Mal zu ihr hinunter zu einem Gut des Klosters, das nicht weit entfernt lag.
Eines Tages kam sie wie üblich,
und ihr ehrwürdiger Bruder
stieg mit einigen Jüngern zu ihr
hinab. Sie verbrachten den ganzen Tag im Lob Gottes und im
geistlichen Gespräch.
Bei Einbruch der Dunkelheit
hielten sie miteinander Mahl.
Während sie noch am Tisch
saßen und ihr geistliches Gespräch fortsetzten, wurde es
spät. Da flehte die gottgeweihte
Frau, seine Schwester, ihn an:
»Ich bitte dich, lass mich diese
Nacht nicht allein, damit wir
noch bis zum Morgen von den
Freuden des himmlischen Lebens sprechen können.« Er antwortete ihr: »Was sagst du da,
Schwester? Ich kann auf keinen
Fall außerhalb des Klosters bleiben.«
Es war so heiteres Wetter, das
sich keine Wolke am Himmel
zeigte. Sobald aber die gottgeweihte Frau die Weigerung ihres Bruders hörte, fügte sie die
Finger ineinander, legte ihre
Hände auf den Tisch und ließ
ihr Haupt auf die Hände sinken, um den allmächtigen Gott
anzuflehen. Als sie dann das
Haupt vom Tisch erhob, blitzte
und donnerte es so stark, und
ein so gewaltiger Wolkenbruch
ging nieder, dass weder der heilige Benedikt noch die Brüder
in seiner Begleitung einen Fuß
über die Schwelle des Hauses
setzen konnten, in dem sie bei-
sammen waren. Die gottgeweihte Frau hatte nämlich ihr Haupt
auf die Hände gesenkt und Ströme von Tränen auf den Tisch
vergossen. Dadurch erreichte sie,
dass es aus heiterem Himmel zu
regnen begann. Diese Regenflut
folgte nicht erst nach dem Gebet,
sondern Gebet und Regen trafen so zusammen, dass es schon
donnerte, als sie das Haupt vom
Tisch erhob. Im gleichen Augenblick erhob sie das Haupt, und
der Regen strömte nieder.
Der Mann Gottes sah nun ein,
dass er bei Blitz, Donner und
dem gewaltigen Wolkenbruch
nicht zum Kloster zurückkehren konnte. Da wurde er traurig
und klagte: »Der allmächtige
Gott vergebe dir, Schwester! Was
hast du da getan?« Sie erwiderte
ihm: »Sieh, ich habe dich gebeten, und du hast mich nicht erhört; da habe ich meinen Herrn
gebeten, und er hat mich erhört.
Geh nur, wenn du kannst. Verlass mich und kehre zum Kloster
zurück!«
Da er das Haus nicht verlassen
konnte, blieb er gegen seinen
Willen, nachdem er freiwillig
nicht hatte bleiben wollen. So
konnten sie die ganze Nacht
durchwachen, in heiligen Gesprächen ihre Erfahrungen über
das geistliche Leben austauschen
und sich gegenseitig stärken.
Deshalb habe ich gesagt, er habe
etwas gewollt und es doch nicht
vermocht. Wenn wir auf die Vorstellungen des heiligen Mannes
schauen, so besteht kein Zweifel,
dass er gewünscht hat, das heitere Wetter möge so bleiben, wie
es bei seinem Kommen gewesen
war.
Ganz gegen seinen Willen stand
er vor einem Wunder, das die
Kraft des allmächtigen Gottes
nach dem Herzenswunsch einer
Frau gewirkt hatte. Es ist nicht
zu verwundern, dass die Frau,
die ihren Bruder länger zu sehen
wünschte, in diesem Augenblick
mehr vermochte als jener.
Nach einem Wort des Johannes ist Gott die Liebe [vgl. 1Joh
4,8.16]; So ist es ganz richtig: jene
vermochte mehr, weil sie mehr
liebte.
PETRUS: Ich muss gestehen, was
du sagst, gefällt mir sehr gut.
Betrachtung und Fürbitten
Lied 2:
„Alle meine Quellen entspringen in dir“
• Der Tod der Heiligen
Scholastika – Station 3
(Flurkreuz - Ammersee-Radweg
zwischen Eresing und Ramsach)
Lied 1:
„Ausgang und Eingang“
Text:
Kapitel 34 (Buch II der Dialoge)
GREGOR: Am nächsten Tag
kehrte die ehrwürdige Frau wieder in ihre eigene Zelle zurück,
und auch der Mann Gottes ging
heim in sein Kloster.
Drei Tage darauf stand er in seiner Zelle. Er erhob die Augen
zum Himmel, da sah er die Seele seiner Schwester, die aus dem
Leib geschieden war, in Gestalt
einer Taube [vgl. Lk 3,22] zum
Himmel aufsteigen und in die
Vollendung eingehen.
Er freute sich über ihre so große Herrlichkeit, dankte dem
allmächtigen Gott mit Hymnen
und Lobliedern und teilte den
Brüdern ihren Tod mit.
Sogleich schickte er Brüder hin,
die ihren Leichnam ins Kloster
bringen und in dasselbe Grab
legen sollten, das er für sich vorbereitet hatte. So traf es sich:
Selbst das Grab konnte ihre Leiber nicht trennen, war doch ihr
Geist immer in Gott eins gewesen.
Betrachtung und Fürbitten
Lied 2: „Ubi caritas“
• Die kosmische Vision
– Station 4
(Ramsach - Kirche
St. Pankratius)
von unten nach oben. Vor dem
Turm befand sich ein größeres
Gebäude, wo ihre Schüler ruhten.
Lied 1:
„Lobet den Herren“
Während die Brüder noch
schliefen, stand der Mann Gottes Benedikt schon vor der Zeit
des nächtlichen Gebetes auf und
hielt Nachtwache. Er stand am
Fenster und flehte zum allmächtigen Gott. Während er mitten
in dunkler Nacht hinausschaute, sah er plötzlich ein Licht, das
sich von oben her ergoss und
alle Finsternis der Nacht vertrieb. Es wurde so hell, dass dieses Licht, das in der Finsternis
aufstrahlte, die Helligkeit des
Tages übertraf.
Text:
Kapitel 35 (Buch II der Dialoge)
Wieder einmal war der Diakon
Servandus nach seiner Gewohnheit bei Benedikt zu Besuch. Servandus war auch Abt des Klosters, das in Kampanien von dem
ehemaligen Patrizier Liberius
erbaut worden war, und kam oft
zum Kloster Benedikts; denn
auch er war erfüllt von göttlicher Weisheit und Gnade. Sie
sprachen dann über das Glück
des ewigen Lebens und erbauten sich gegenseitig. Wenn sie
auch in diesem Leben die köstliche Speise der himmlischen
Heimat noch nicht in vollendeter Freude genießen konnten, so
wollten sie doch wenigstens in
ihrer Sehnsucht davon kosten.
Es wurde Zeit, zur Ruhe zu gehen. Der heilige Benedikt legte
sich im oberen Teil des Turmes nieder, der Diakon Servandus im unteren. In diesem
Turm führte eine gerade Stiege
Etwas ganz Wunderbares ereignete sich in dieser Schau, wie er
später selbst erzählte: Die ganze Welt wurde ihm vor Augen
geführt, wie in einem einzigen
Sonnenstrahl gesammelt.
Während der ehrwürdige Vater
den Blick unverwandt auf den
strahlenden Glanz dieses Lichtes gerichtet hielt, sah er, wie
Engel die Seele des Bischofs
Germanus von Capua in einer
feurigen Kugel zum Himmel
trugen.
Für dieses große Wunder wollte
Benedikt einen Zeugen haben.
Darum rief er den Diakon Servandus zwei- oder dreimal ganz
laut beim Namen. Der erschrak
über das laute Rufen, das er von
diesem Mann nicht gewohnt
war, stieg hinauf, schaute hin
und sah nur noch einen Schimmer des Lichtes. Sprachlos
stand er vor diesem Wunder; da
erzählte ihm der Mann Gottes
ganz genau, was geschehen war.
Sogleich ließ Benedikt dem
gottgeweihten Mann Theoprobus im Ort Casinum ausrichten, er möge noch in der Nacht
einen Boten in die Stadt Capua
senden. Er solle in Erfahrung
bringen, wie es um den Bischof
Germanus stehe, und ihm Nachricht geben. So geschah es. Der
Bote erfuhr, dass der hochwürdige Bischof Germanus schon
gestorben war.
Auf genauere Nachfrage fand er
heraus, dass sein Heimgang im
gleichen Augenblick erfolgt war,
in dem der Mann Gottes seinen
Aufstieg zum Himmel geschaut
hatte.
Betrachtung und Fürbitten
Lied 2:
„Binde deine Wünsche“
• Über die Erleuchtung
– Station 5
(Flurkreuz - Ammersee-Rad-
weg zwischen Ramsach und Penzing)
Lied 1:
„Schweige und höre“
Text:
Kapitel 35 (Buch II der Dialoge)
PETRUS: Wunderbar und ganz
erstaunlich! Was du da gesagt
hast, daß Benedikt die ganze
Welt wie in einem einzigen Sonnenstrahl gesammelt vor Augen
haben durfte, das habe ich noch
nie erlebt und kann es mir auch
nicht vorstellen. Wie könnte denn jemals ein Mensch die
Welt als ganze schauen?
GREGOR: Halte fest, was ich
sage, Petrus! Wenn die Seele
ihren Schöpfer schaut, wird ihr
die ganze Schöpfung zu eng.
Hat sie auch nur ein wenig vom
Licht des Schöpfers erblickt,
wird ihr alles Geschaffene verschwindend klein. Denn im
Licht innerer Schau öffnet sich
der Grund des Herzens, weitet
sich in Gott und wird so über
das Weltall erhoben. Die Seele
des Schauenden wird über sich
selbst hinausgehoben. Wenn
das Licht Gottes sie über sich
selbst hinausreißt, wird sie in
ihrem Inneren ganz weit; wenn
sie von oben hinabschaut, kann
sie ermessen, wie klein das ist,
was ihr unten unermesslich
schien.
Der Mann Gottes, der die Feuerkugel sah und die Engel, die
zum Himmel zurückkehrten,
konnte dies ganz gewiss nur im
Licht Gottes erkennen. Ist es erstaunlich, dass er die ganze Welt
vor sich sah, da er durch die Erleuchtung des Herzens über die
Welt hinausgehoben war?
Wenn er aber, wie gesagt, die
ganze Welt als eine Einheit vor
sich sah, so wurden nicht Himmel und Erde eng, sondern die
Seele des Schauenden weit; in
Gott entrückt, konnte er ohne
Schwierigkeit alles schauen, was
geringer ist als Gott.
In dem Licht, das seinen Augen
aufleuchtete, erstrahlte in seinem Herzen ein inneres Licht.
Weil dieses seinen Geist in den
Himmel entrückte, zeigte es
ihm, wie eng alles Irdische ist.
PETRUS: Es war wohl zu meinem Vorteil, dass ich nicht
gleich verstand, was du damit sagen wolltest. Denn nur aus meiner Schwerfälligkeit erwuchs
deine Erklärung. Jetzt hast du es
mir ganz deutlich nahegebracht.
Erzähle bitte weiter!
Betrachtung und Fürbitten
Lied 2 :
„Mach dich auf und werde
Licht“
• Der Tod des Heiligen
Benedikt – Station 6
(Penzing - Pfarrkirche
St. Martin)
Lied 1:
„Wo die Liebe wohnt“
Text:
Kapitel 37 (Buch II der Dialoge)
Das Jahr, in dem Benedikt aus
dem Leben scheiden sollte, war
gekommen. Da sagte er einigen
Jüngern im Kloster und einigen in der Ferne den Tag seines heiligen Todes voraus. Die
bei ihm lebten, wies er an, über
das Gehörte zu schweigen, die
Abwesenden wies er auf ein bestimmtes Zeichen hin, das sie
empfangen sollten, wenn seine
Seele aus dem Leib scheiden
werde.
Sechs Tage vor seinem Tod ließ
er sein Grab öffnen. Bald darauf befiel ihn hohes Fieber, und
große Hitze schwächte ihn. Von
Tag zu Tag verfielen zunehmend seine Kräfte.
Am sechsten Tag ließ er sich
von seinen Jüngern in die Kirche tragen; dort stärkte er sich
durch den Empfang des Leibes
und Blutes unseres Herrn für
seinen Tod. Er ließ seine geschwächten Glieder von den
Händen seiner Schüler stützen,
so stand er da, die Hände zum
Himmel erhoben, und hauchte
unter Worten des Gebetes seinen Geist aus.
An diesem Tag empfingen zwei
seiner Brüder eine Offenbarung durch ein und dieselbe
Schau; der eine hielt sich im
Kloster auf, der andere lebte
weiter entfernt. Sie sahen, wie
eine Straße von seinem Kloster
genau in östlicher Richtung bis
zum Himmel reichte; sie war
mit Teppichen ausgelegt und
von zahllosen Lampen erleuchtet. Oben stand strahlend ein
Mann von ehrfurchtgebietendem Aussehen und fragte sie,
für wen dieser Weg sei, den sie
sahen. Sie gaben zu, sie wüssten
es nicht. Da sagte er zu ihnen:
»Dies ist der Weg, auf dem Benedikt, den der Herr liebte, zum
Himmel emporsteigt.« Somit
sahen die jünger, die zugegen
waren, den Heimgang des heiligen Mannes mit eigenen Augen,
die abwesenden erkannten ihn
aus dem Zeichen, das Benedikt
ihnen vorhergesagt hatte.
Er wurde im Oratorium des heiligen Johannes begraben, das er
selbst nach der Zerstörung des
Apolloaltars erbaut hatte.
Betrachtung und Fürbitten
Lied 2: „Schritt für Schritt“)
• Über den Glauben und
die Liebe im Heiligen Geist
– Station 7
(Sandau - Kirche St. Benedikt)
Lied 1:
„Ankommen“
Text:
Kapitel 38 (Buch II der Dialoge)
PETRUS: Wie erklären wir das,
was wir sooft auch bei der Fürsprache der Märtyrer beobachten: Ihre Leiber erweisen sich
nicht so segensreich wie das,
was sonst an sie erinnert, und
sie wirken größere Wunder an
Orten, wo sie nicht begraben
sind?
GREGOR: Wo die heiligen Märtyrer mit ihren Leibern ruhen,
Petrus, da können sie ohne
Zweifel viele Zeichen wirken,
wie sie es auch tun; unzählige
Wunder erweisen sie denen, die
mit aufrichtigem Herzen darum
bitten.
Doch Kleinmütigen könnten
Zweifel kommen, ob die Märtyrer auch dort gegenwärtig sind
und Erhörung schenken, wo
ihre Leiber offensichtlich nicht
ruhen. Darum müssen sie dort
größere Wunder wirken, wo
Kleinmut an ihrer Gegenwart
zweifeln könnte.
Wer aber in Gott gefestigt ist,
erhält größeren Lohn für seinen
Glauben, weiß er doch, dass die
Märtyrer dort zwar nicht leiblich ruhen, aber die Erhörung
dennoch nicht versagen.
Deshalb sagte die Wahrheit
selbst, um den Glauben der jünger zu stärken: »Wenn ich nicht
fortgehe, wird der Beistand
nicht zu euch kommen« [Joh
16,7].
Da bekanntlich der Beistand,
der Geist, immer vom Vater und
vom Sohn ausgeht, warum sagt
dann der Sohn, er werde weg-
gehen, damit derjenige kommt,
der doch nie vom Sohn weggeht?
Die Jünger, die den Herrn im
Fleisch schauten, verlangten danach, ihn für immer mit ihren
leiblichen Augen zu sehen; deshalb wurde ihnen zu Recht gesagt: »Wenn ich nicht fortgehe,
wird der Beistand nicht kommen.« Damit meint er offenbar:
»Wenn ich euch meinen Leib
nicht entziehe, kann ich nicht
zeigen, was die Liebe des Geistes ist, und wenn ihr nicht aufhört, mich leiblich zu schauen,
lernt ihr nie, mich im Geist zu
lieben.«
PETRUS: Was du sagst, findet
meine Zustimmung.
GREGOR: Jetzt müssen wir aber
unser Gespräch für eine Weile
unterbrechen.
Wir möchten ja auch noch Wunder von anderen erzählen. Einstweilen wollen wir im Schweigen
neue Kraft zum Reden schöpfen.
Betrachtung und Fürbitten
Lied 2:
„Atme in uns, Heiliger Geist“
Die Liedtexte
Station 1
Lied 1: „Beginne Du all meine Tage“
Lied 2: „In Gottes Namen fahren wir“
Station 2
Lied 1: „Laudate omnes gentes“
Station 2
Station 3
Lied 2: „Alle meine Quellen entspringen in dir“
Lied 1: „Ausgang und Eingang”
Lied 2: „Ubi caritas”
Station 4
Station
Station
5
Lied 1: „Lobet den Herren”
Lied
1 („Schweige
und höre”)
Lied
1: „Schweige
und
5
höre”
Lied
2 („Mach
dich auf dich
und werde
Lied
2: „Mach
aufLicht”)
und
Lied 2: „Binde deine Wünsche”
werde Licht”
Station 6
Station 7
Lied 1: „Wo die Liebe wohnt”
Lied 1: „Ankommen“
Lied 2: „Atme in uns, Heiliger Geist“
Lied 2: „Schritt für Schritt”
Die Wallfahrtsmesse
Heilige Messe in St. Benedikt in Sandau
Inroitus: GR 869
Kyrie: GR 738 – Ordinarium VIII
Gloria: GR 738 – Ordinarium VIII
Alleluja: GL 175-2
Sequenz: GR 871
Gabenbereitung : GL 184
Sanctus / Benediktus: GR 740 – Ordinarium VIII
Communio: GR 492
Schlusslied: „Großer Gott wir loben dich“
Agnus Dei: GR 740 – Ordinarium VIII
St. Benedikt in Sandau
• Geschichtliche Nachrichten über die ehemalige Klosterkirche
und Pfarrkirche St. Benedikt in Sandau
• Frühmittelalterliche Vorläufer von St. Benedikt
– Kirche I und Kirche II
• Jüngere Bauwerke von St. Benedikt – Kirche III und Kirche IV
• Erneuerung und Ausstattung von 1983 bis 1986
Titelbild:
Predella des Benediktusaltares in der Klosterkirche St. Ottilien
Entwurf und Ausführung: Georg Kölnsperger (1915/16)