leseprobe

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Vergrößern von Fotovorlagen
Eine Aufgabe die sich Künstlern und Illustratoren immer wieder stellt, ist das Vergrößern von Bild- oder Fotovorlagen.
Eine Möglichkeit bietet immer das Freihandzeichnen,
welches aber gute zeichnerische Vorkenntnisse voraussetzt.
Selbst geübte Zeichner müssen hier und da ihre Zeichnungen
korrigieren.
Insbesondere, wenn es darum geht, sehr exakte Proportionen einer Bildvorlage zu übernehmen, sollte zur Zeitersparnis auf Hilfsmittel zurückgegriffen werden.
Einige Hilfsmittel, um exakt und schnell zu zeichnen, wie die
„Camera lucida ”, wurden schon um 1800 genutzt.
Die heutigen Möglichkeiten Fotos, Zeichnungen, Logos oder
Schriften exakt zu vergrößern bieten technische Geräte wie
Projektoren, Kopierer, Computer in Verbindung mit Scanner
und Drucker.
Eine andere, auch von vielen Fotorealisten häufig genutzte
Technik der Vergrößerung bietet die Rastermethode.
Die Rastervergrößerung
Diese Methode der Vergrößerung
ist recht einfach und hat einige Vorteile gegenüber anderen
Methoden. Vorlagen können in
jedes beliebige Format gebracht
werden, von der Verkleinerung
bis zur Übergröße für eine Fassadenbemalung.
Als Vorlage dient eine Makroaufnahme des
Kopfs einer Libellenlarve.
Der erste Schritt besteht im Rastern der Vorlage (Vorzugsweise in Quadrate von 1X1 cm).
Abhängig vom Motiv kann das
Raster gröber oder feiner aufgezeichnet werden.
Um die Bildvorlage zu erhalten
kann ein solches Raster auf Klarsichtfolie gezeichnet und über
das Foto gelegt werden. Diese
Variante bietet sich an, wenn z.
B. Bilder aus Büchern abgezeichnet werden oder die Vorlage vom
Auftraggeber gestellt wurde.
Anschließend wird ein vergrößertes Raster auf das Zeichen-
recht weichen Bleistift (HB oder
B) ohne Druck über das Papier
zu führen. Die dünnen Linien
können so später mit einem
weichen Radierer (z.B. einem
Knetradierer) sehr leicht entfernt werden.
papier aufgebracht. Hier bietet
sich die Arbeit mit Geodreieck
und Lineal an, wodurch die Linien des Rasters schnell und präzise durch Parallelverschiebung
gezeichnet werden können.
Wichtig ist hier einen spitzen,
Ein häufiger Fehler ist die Verwendung eines sehr harten Bleistifts.
Weil diese Linien meist nicht so
gut zu erkennen sind, wird mit
festerem Druck gezeichnet und
diese Striche lassen sich kaum
entfernen oder hinterlassen Vertiefungen im Papier.
Im folgenden Schritt werden
die ersten Konturen gezeichnet,
wobei die Schnittpunkte an den
Rasterlinien als Orientierung dienen.
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Vergrößern von Fotovorlagen
Für diese Bestimmung der
Schnittstellen ist ein kleines bischen Augenmaß erforderlich.
Der einfachste Weg besteht
darin, die Länge der Rasterlinie
optisch zu halbieren, um abzuschätzen, wo sich der Schnittpunkt befindet. Für diese Arbeit
kann ein Ausmessen der einzelnen Schnittpunkte für Anfänger
nützlich sein. Bei komplexeren
Motiven ist auch eine feinere
Unterteilung des Rasters möglich.
Der ganze Aufwand scheint
vielen angehenden Künstlern
oder Illustratoren recht hoch
zu sein. Die Arbeitsweise hat
im Vergleich zu anderen Vergrößerungsmethoden den Vorteil, dass die Vorlage genauer
betrachtet wird und somit die
spätere Umsetzung enorm erleichtert. Diese Methode ermöglicht eine genaue Betrachtung
von kleinen Bildsegmenten,
deren Umsetzung selbst für
absolute Anfänger zu bewältigen ist.
Eine Ausarbeitung der Konturzeichnung
ist für eine Airbrush-Illustration nicht notwendig, ist aber für ungeübte Zeichner als
sinnvolle Übung geeignet.
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Vergrößern von Fotovorlagen
Eine weitere Möglichkeit Vorlagen stufenlos zu vergrößern
bieten unterschiedliche Projektoren. Dazu gehören Diaprojektoren, Episkope, Tageslicht- oder Overheadprojektoren
und Videoprojektoren (Beamer).
Die Verwendung und Bedienung dieser Geräte ist recht
einfach und zeitsparend, es gibt aber einige Faktoren, die
beachtet werden sollten. Für eine gute, erkennbare WiederDiaprojektor
Die verschiedenen Projektoren
sind für unterschiedliche Bildvorlagen geeignet. Dia- und
Tageslichtprojektoren benötigen
lichtdurchlässige Vorlagen. Viele
der Vorlagen, die aus Fotoabzügen oder gedruckten Motiven
aus Büchern oder Zeitschriften
bestehen, müssten zuerst in das
entsprechende Format gebracht
werden. Für den Gebrauch des
Diaprojektor bedeutet das, dass
die Vorlage mit einem Diafilm
fotografiert und dann entwickelt
werden müsste.
gabe der Projektion wird bei allen Geräten ein mehr oder
weniger abgedunkelter Raum benötigt. Als Regel gilt hier:
Je geringer die Lichtleistung des Projektors, umso dunkler
sollte der Raum sein. Mit der Lichtleistung der Projektoren
ist auch die Wärmeentwicklung verbunden, was zur Folge
haben kann, dass sich eine Vorlage, wie ein Foto, mit zunehmender Hitze ausdehnt und verzerrt.
Vorlage auf eine geeignete Folie, die für die Verwendung in
einem Kopierer geeignet ist.
Eine andere Möglichkeit bietet
der Computer und entsprechende zusätzliche Geräte für
das Scannen und Ausdrucken
auf entsprechenden Folien.
Eine weitere Variante besteht
darin, die Vorlage mit Hilfe eines
Folienstifts auf entsprechende
Klarsichtfolie zu übertragen. Bei
dieser Methode muss bedacht
werden, dass eine 0,5 mm oder
1mm dicke Linie auf der Folie
bei der Vergrößerung um ein
vielfaches breiter und damit
ungenau wird.
Episkop/ Paxiscope
Eine Möglichkeit transparente Vorlagen zu
vergrößern bieten Dia- und Tageslichtprojektoren.
Tageslichtprojektor
Nichttransparente Vorlagen die
mittels Tageslichtprojektor vergrößert werden sollen, müssen
auf Folie übertragen werden.
Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten wie das Kopieren der
Eine Möglichkeit der Vergrößerung von Papiervorlagen bieten
Episkope. Mit Hilfe dieser Geräte
können Fotos, Zeichnungen und
bedingt dreidimensionale Objekte vergrößert werden.
Ein umständliches Vorbereiten der Vorlage ist bei diesen
Geräten meist nicht nötig,
vorausgesetzt die Vorlagengröße entspricht der maximalen
Auflagefläche des Projektors.
Die meisten dieser Geräte sind
bei der Vorlagengröße auf ein
Format von 11 cm X 11 cm oder
15 cm X 15 cm begrenzt.
Ein Episkop mit sehr guten Projektionseigenschaften und einer großen Auflagefläche. Durch das Metallgehäuse wiegt dieses
Gerät ca. 20 kg.
Das Angebot dieser Geräte
reicht vom Kinderspielzeug bis
zu guten professionellen Modellen, letztere meist in Metallausführung. Einige dieser Modelle
werden mit Tisch- oder Wandhalterungen angeboten, was
ein sehr komfortables Arbeiten
ermöglicht. Die Wärmeentwicklung bei einigen Geräten mit
lichtstarken Leuchtmitteln ist
sehr hoch und in vielen Fällen
sind die eingebauten Lüfter nicht
ausreichend, was zur Folge hat,
das die Bildvorlage sich schnell
ausdehnt. Hierbei sollte sehr
schnell gezeichnet werden.
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Vergrößern von Fotovorlagen
Videoprojektoren (Beamer)
Diese Projektoren sind für digital vorliegende Fotos, Zeich-
Der Projektor sollte parallel zu
der Projektionsfläche stehen um
Verzerrungen des Motivs zu vermeiden. Es kann hilfreich sein
die Außenkanten der Projektion
mit einem Lineal zu messen, um
die Parallelität zu prüfen.
Auf gewölbten Untergründen ist
eine Projektion nicht zu empfehlen.
Das rechts abgebildete Beispiel zeigt eine
verzerrte Projektion aufgrund unzureichender Ausrichtung des Projektors.
nungen, Logos und Schriften
bestens geeignet. Die Lichtleistung und die Bildqualität dieser Geräte ist meist sehr hoch,
so dass die Raumbeleuchtung
nicht stark abgedunkelt werden
muss. Die meisten der neuen
Projektoren bieten eine ganze
Menge von Anschlußmöglichkeiten wie Computer, Video,
(bedingt) Digital Kamera.
Die Qualität der Vorlagenvergrößerung ist hierbei abhängig
von der Auflösung des digitalen
Bildmaterials und der Leistung
des Geräts.
Ein großer Vorteil dieser Projektoren besteht darin, dass eine
verzerrte (Trapezform) Projektion korrigiert werden kann.
Abhängig vom verwendeten Gerät ist oftmals ein sehr schnelles
Arbeiten erforderlich. Es bietet
sich an, zuerst die wichtigsten
Formen und Proportionen zu
skizzieren und anschließend
weniger relevante Bereiche zuzufügen.
Geräte mit geringerer Hitzeentwicklung erlauben ein gezielteres Nachzeichnen der
Vorlage, was insbesondere bei
sehr detailreichen Motiven von
großem Vorteil ist.