Epilepsie U.Rossegg Epilepsie Epilepsie Dr. Ulrike Rossegg Linz, 18.9.2015 Häufigkeit : 0,5-1% jeden Alters 1. Gipfel im Kindesalter 2. Gipfel im Alter Provozierte Anfälle: z. B. Fieber, Drogen, Alkohol Epilepsie • Bild Altersverlauf Prävalenz: 3-6/1000 Kinder 9-10/1000 Kinder Fieberkrämpfe Inzidenz (Neuerkrankungen/Jahr): 80-100/100 000 Kinder/a Fieberkrämpfe epileptische Anfälle im Rahmen von fieberhaften Infekten, nicht aber ZNSInfektionen, meist im Fieberanstieg keine Epilepsie 6 Mon.-5 Jahre, peak 2. Lebensjahr bis zum 5. Lebensjahr 3% der Kinder Jungen häufiger als Mädchen familiäre Häufung Fieberkrämpfe gen. ton. klon. Anfälle 10-15% fokale Symptomatik komplizierte Fieberkrämpfe fokale Anfälle oder Dauer länger als 15 Minuten innerhalb von 24h mehrmaliges Auftreten 1 Epilepsie U.Rossegg Fieberkrämpfe Wiederholungsrisiko 30% Epilepsierisiko insgesamt 3-4% gegenüber Normalpopulation 5-fach erhöht einfache Fieberkrämpfe 2,5% komplizierte Fieberkrämpfe 6-49% Epilepsie Die Diagnose eines epileptischen Anfalls wird klinisch mittels Anamnese gestellt EEG ist Hilfsmittel, insbesondere bei generalisierten Anfällen EEG durchaus unauffällig EEG-Indikationen Verdacht auf Anfallsgeschehen Verhaltensauffälligkeit, insbesondere neu aufgetreten unklare Bewusstseinsstörung psychiatrische Erkrankung Verdacht auf Encephalitis Nicht indiziert bei Kopfschmerzen ABER: Migräneinzidenz bei Epi um Faktor 2,4 erhöht Fieberkrämpfe Akutmedikation: Stesolid Rectiole 5mg< 15kg Stesolid Rectiole 10mg> 15kg alternativ Midazolam buccal 2,5mg 3Mon-1a, 5mg 1-5a, (7,5mg 5-10a, 10mg >10a) Antiepileptische Dauertherapie Ausnahme, reduziert nicht späteres Epilepsierisiko EEG weder prognostische noch therapeutische Bedeutung EEG 10% d. gesunden Bevölkerung weisen im EEG Zeichen einer gesteigerten neuronalen Erregbarkeit auf ohne eine Epilepsie zu haben bei 10% der Epilesiepatienten keine epilepsietypischen Potentiale 1.EEG: 30-50% d.Epi. ETPS ersten 4 EEGs in 90% ETPs Epilepsie Entweder: 1. Anfall, wenn zusätzlich durch einen EEGBefund (z. B. 3/sek Spike-Waves) oder einen MRBefund ( Ammonshornsklerose oder Tumor)eine erhöhte Epileptogenität als wahrscheinlich angenommen werden kann (2005) Oder: 2 oder mehr unprovozierte Anfälle im Mindestabstand von 24h 2 Epilepsie U.Rossegg Epilepsie Operationale klinische Epilepsiedefinition 2014 mindestens 2 unprovozierte Anfälle im Abstand von mehr als 24h Diagnose eines Epilepsiesyndroms Epilepsie Anamnese, Anamnese, Anamnese…. • Schwangerschaftsanamnese • Geburtsanamnese • das wievielte Kind aus der wievielten Schwangerschaft • Fieberkrämpfe • Meilensteine der Entwicklung • Familienanamnese bezüglich Epilepsie Epilepsie Anfallsformen Epilepsieformen Epilepsie kann verschiedene Anfallsformen aufweisen z.B. juvenile Myoklonusepilepsie: 1. Myoklonien 2. Gen. Anfälle 3. Absencen Epilepsie Operationale klinische Epilepsiedefinition 2014 ein unprovozierter Anfall und eine Wahrscheinlichkeit für weitere Anfälle während der nächsten 10 Jahre vergleichbar mit dem allgemeinen Rückfallrisiko (mindestens 60%) nach 2 unprovozierten Anfällen Epilepsie • Vorboten? • Speichelfluss? • Zungenbiss lateral? (vorne bei psychogenen Anfällen) • Harn-Stuhlabgang? • Augen offen?, wohin verdreht? • Bewusstlosigkeit? • Dauer? • postiktaler Schlaf? Anfallsformen generalisierte Anfälle fokale Anfälle, kann zu postiktaler Parese (ToddParese) führen, die meist innerhalb von 2-3h verschwindet sekundär generalisierte Anfälle ( neu ILAE 2010 fokale Anfälle mit Entwicklung zu einem bilateralen konvulsiven Anfall) 3 Epilepsie U.Rossegg Fokaler Anfall • • • • • • Aura Seitenbetonung Nicht bewußtlos, aber durchaus „abwesend“ schnelle Reorientierung Rezidiviert häufiger Häufiger Fokus im EEG Klassifikation der Epilepsien nach Ätiologie ILAE 1989 Idiopathisch ILAE 2010 genetisch ( auch wenn nur vermutet) Symptomatisch Strukturell-metabolisch Kryptogen Ursache unbekannt Epilepsie Wiederholungsrisiko nach 2 unprovozierten Anfällen 75% Rezidive meist innerhalb eines Jahres Indikation zur antiepileptischen Therapie: 2 unprovozierte Anfälle innerhalb eines Jahres Generalisierter Anfall • • • • • • • • Lateraler Zungenbiß Einnässen, Einkoten Speichelfluß Plötzlicher Sturz zu Boden Bewußtlosigkiet Postiktaler Schlaf Rezidiviert seltener Häufiger unauffälliges EEG Epilepsie Wiederholungsrisiko nach 1. Anfall 15-60% • nach 1a 30% • nach 2a 40% • nach 5a 50% bei epilepsietypischen Potentialen im EEG 3-fach bei symptomatischer Ursache 2-fach West-Syndrom • Infantile Spasmen • Mentale Retardierung • Hypsarrythmie im EEG 4 Epilepsie U.Rossegg West-Syndrom Infantile Spasmen Arme und Beine blitzartig nach vorne, Kopf u. Rumpf gebeugt, Arme können bei gleichzeitiger Beugung der Beine auch nach oben geworfen werden, Seitenbetonung möglich, Bruchteile von Sekunden Oft mit schreckhaftem Zusammenzucken verwechselt West-Syndrom 8% d. kindlichen Epilepsie Jungen häufiger als Mädchen zwischen 2. und 8 Lebensmonat ⅓ Entwicklung vor Erkrankungsbeginn normal ⅔ symptomatisch in 7% tuberöse Sklerose (häufigste Einzelursache) Anfälle in Serien, besonders morgens vorher oft weinerlich, dazwischen Schreien EEG: Vollbild Hypsarrhythmie, amplitudenhohe, langsame und steile Wellen, ist bioelektrischer Status West-Syndrom Kinder wirken meist apathisch und verlieren bereits erworbene psychomentale und motorische Funktionen Prognose nach wie vor schlecht, insbesondere bei symptomatischen Fällen 50% Übergang in Lennox-Gastaut-Syndrom ( verschiedene Anfallsformen, aber immer tonische Anfälle) frühzeitige Therapie: ACTH, Kortikosteroide bei tuberöser Sklerose Sabril ® (Vigabatrin) Sistieren der Hypsarrythmie, da bioelektrischer Status 5 Epilepsie U.Rossegg Vigabatrin (Sabril®) Ind: WEST-Syndrom bei tuberöser Sklerose • in 6-7% irreversible Gesichtsfelddefekte • Beginn 50mg/kg • bis 150mg/kg Tuberöse Sklerose Autosomal dominant, Hälfte durch Neumutation 2 Gene: TSC1 auf 9q34 codiert für Hamartin, TSC2-Gen auf16p13.3. codiert für Tuberin, Detektionswahrscheinlichkeit deutlich unter 100% Prävalenz 1:10 000 Expressivität variiert erheblich MR: subependymale Knötchen, die zu Riesenzellastrozytomen werden können, kortikale Tubera Therapie: m-TOR-Inhibitor Everolimus (Votubia®)für Riesenzellastrozytome und renale Angiomyolipome zugelassen, für Epilepsie derzeit Studien Tuberöse Sklerose Tuberöse Sklerose Symptome Kardiale Rhabdomyome, können schon intrauterin auftreten, verschwinden meist in den ersten Lebensjahren Niere: Angiomyolipome und multiple Nierenzysten 60% Epilepsie, oft WEST-Syndrom Kurz nach der Geburt white spots (depigmentierte Flecken, besser unter Wood-Licht sichtbar) Ab dem Vorschulalter Angiofibrome (kleine gelb-rötliche Tumore) im Gesicht Entwicklungsrückstand Hamartome der Netzhaut Diagnose: 2Majorkriterien oder 1Major-Kriterium u. 2 Minorkriterien Major-Kriterien Faciale Angiofibrome Periunguale Fibrome Kutane Hypopigmentierungen (>3) Fibröse Plaques Kortikale Tuber Subependymale Knötchen Multiple retinale Hamartome Intrakardiale Rhabdomyome Lymphangiomyomatose Renale Angiomyolipome Lissencephalie Tuberöse Sklerose Minor-Kriterien Multiple Zahnschmelzdefekte Hamartomatöser Rektumpolyp Knochenzysten „Migrationslinien“ in weißer Hirnsubstanz Fibrome der Gingiva Nicht-renale Hamartome Fleckförmige retinale Achromie „Confetti skin lesions“ (1-2mm hypopigmentierte Flecken an Unterarmen oder Unterschenkeln Multiple Nierenzysten Veränderte Erscheinung der Hirnwindungen (Faltung ist vereinfacht oder fehlt ganz) Abnorme Organisation der kortikalen Schichten als Folge neuronaler Migrationsdefekte in der Embryogenese 1:1000 Genetik am häufigsten : • LIS1-Gen • TUBA3-Gen • DCX-Gen • ARX-Gen (X-chromosomale Liss. mit Agenesie d. Corpus callosum) 6 Epilepsie U.Rossegg Lissencephalie Schluck-u. Essstörungen Anomalie des Muskeltonus Krampfanfälle, bes. WEST-Syndrom Schwere psychomotorische Retardierung Auch isolierte Lissencephalien ohne bekannte Ursache Lissencephalien mit schwerer Mikrozephalie Dravet-Syndrom (schwere myoklonische Epilepsie) 30% keine Myoklonien Beginn 3.-9.Lebensmonat mit prolongierten febrilen oder afebrilen tonisch-klonischen Anfällen Auftreten von Hemi-Grand-mal-Anfällen, oft wechselnd seitenbetont Temperatursensibilität Typische Trigger: Wärme, Badewasser, Impfungen, Infektionen Therapieresistenz und mentale Entwicklungsverzögerung im Verlauf In 80% Mutation im SCN1A-Gen (spannungsabhängiger Natriumkanal) Keine Therapie mit Carbamazepin, Phenytoin, Vigabatrin, Lamotrigin (Natriumkanalblocker) Rolando-Epilepsie (benigne Epilepsie mit zentrotemporalen sharp-waves) Idiopathische ( genetisch determinierte) Partialepilepsien und verwandte Syndrome bei hereditärer zerebraler Maturationsstörung Klinik sensomotorische Herdanfälle im Kopfbereich • Missempfindungen im Bereich d. Mundhöhle, d. Zunge u. d. Gesichts • tonische, seltener klonische Krämpfe im Bereich der Kaumuskulatur u. einer Gesichtshälfte, Gesicht verzieht sich zu einer Seite Rolando-Epilepsie Rolando-Epilepsie Klinik • können nicht sprechen, höchstens lallend einige Worte Sprachstörung kann nach Abklingen d. motorischen Anfallserscheinungen noch für einige Min. fortbestehen –diagnostisch wegweisend • vermehrter Speichelfluß Klinik • stöhnende, würgende Laute • Bewusstsein erhalten • 70% nach dem abendlichen Einschlafen oder im morgendlichen Leichtschlaf • je jünger die Kinder, desto häufiger Anfälle generalisiert 7 Epilepsie U.Rossegg Rolando-Epilepsie 2-12 Jahre, peak 7-10 Jahre Jungen : Mädchen = 1,5 : 1 Häufigkeit: 5-23%, häufigste Epilepsie d. Kindesalters Prognose: • normale Entwicklung, vermehrt Teilleistungsschwächen • in der Pubertät > 95% anfallsfrei, auch ohne medikamentöse Behandlung, auch EEG normalisiert sich Rolando-Epilepsie Wachzustand Rolando-Epilepsie Schlaf Rolando-Epilepsie EEG: zentrotemporaler Sharp-wave- Fokus mit pseudorythmisch auftretenden, amplitudenhohen sharp waves, durch Augenöffnen blockierbar Seitenwechsel sowie bilateral möglich Aktiviert im non-REM-Schlaf korreliert nicht mit aktueller Anfallsbereitschaft und Prognose, daher nicht zur Therapiegestaltung geeignet Rolando-Epilepsie Wachzustand Rolando-Epilepsie Schlaf 8 Epilepsie U.Rossegg Sultiam (Ospolot®) Rolando-Epilepsie EEG: • genetische Disposition • in 2% d. gesunden Kinder • nur 10% d. Merkmalträger zerebrale Anfälle • Übergang in Landau-Kleffner Pseudo-Lennox oder ESES Therapie: Ospolot® ( Sultiam) Landau-Kleffner-Syndrom (Aphasie-Epilepsie-Syndrom) 3-8 Jahre, peak 5-7Jahre Jungen :Mädchen =2:1 auditorische Agnosie mit nachfolgender erworbenen Aphasie ( 10% primär sprachgestört) ¾ Verhaltensauffälligkeiten 77% Anfälle wie bei Rolando-epilepsie Fokale und multifokale sharp-waves mit temporalem Maximum Prognose bezüglich EEG und Epilepsie gut, nicht aber bezüglich Entwicklung EEG bei Sprachstörungen Absencenepilepsie 10% d. kindlichen Epilepsien in internationaler Klassifikation frühkindliche Absencen-epilepsie und Absencenepilepsie des Schulalters zusammengefasst aber unterschiedlicher Verlauf und Prognose Ind: Rolando-epilepsie • Hyperventilation bei höheren Dosierungen • Beginn 1-2mg/kg • bis 10mg/kg Bioelektrischer Status epilepticus im Schlaf electrical status epilepticus during slow sleep (ESES) continous spikes and waves during slow sleep (CSWS) 85% des nonREM-Schlafes Statusaktivität 2-12 Jahre, peak 4-5Jahre 0,2-0,5% in 70% Anfälle Entwicklungsregression, Verhaltensstörungen frontale sharp-waves strenge Korrelation ESES und neuropsychologische Regression Abhängigkeit des outcomes von der Dauer des ESES Absencen Unvermittelt ohne Aura einsetzende Bewusstseinspause von 5-20sec, selten länger Blick wird starr, geht ins Leere Augen halb geöffnet, meistens leicht nach oben gewendet Das Kind verharrt und unterbricht begonnene Tätigkeit oder führt diese fehlerhaft fort Bewusstsein sofort nach Ende der Absence wieder vollkommen klar Postiktuale Verwirrtheit fehlt 9 Epilepsie U.Rossegg Absencen Pat. nehmen Anfälle nicht wahr, höchstens nachträglich, dass eine Pause in der Wahrnehmung („Filmriss“) bestand Bei älteren Kindern Bewusstsein nicht immer vollkommen aufgehoben, während länger dauernder Anfälle vermögen sie gelegentlich zu hören, manchmal zu sehen, aber nicht auf Ansprache zu reagieren Durch emotionale, v.a. ängstliche Erregung provoziert, durch ruhige konzentrative Anspannung inhibiert Hyperventilation im EEG provozierend Frühkindliche Absencenepilepsie in ca. 10% GLUT1 Defekte bes. Jungen 2.-4.Lebensjahr in 50% im Beginn oder Verlauf Grand-Mal oder myoklonisch-astatische Anfälle EEG: 2-3/sek spikes and waves Prognose zweifelhaft Ethosuximid ( Petinutin®) Absence-Epilepsie des Schulalters Pyknolepsie 2-8% aller Epilepsien 60-76% Mädchen 5-8 a täglich bis zu 100 und mehr Anfälle EEG 3/sek. spikes and waves in 80-90% dauerhaft anfallsfrei Verdachtsdiagnose: Konzentrationsstörungen, Aufmerksamkeitsstörungen Absence-Epilepsie des Schulalters Ind: Absencen • • • • dosisabhängig : Übelkeit, Erbrechen nicht wirksam f. gen. Anfälle Beginn 5mg/kg bis 20(30mg/kg) Juvenile Absencenepilepsie 7-17. Lebensjahr, peak 10-12. Lebensjahr Mädchen=Knaben EEG: gen. 3,5-4/sek spike-wave 7,5-20% fotosensibel in 80% gen ton. klon. Anfälle Absencen meist in Aufwachphase, seltener 15-40% persistieren 10 Epilepsie U.Rossegg Valproat Ethosuximid Lamotrigin Ind: Absencen gleich gut wirksam Studie 2011 Levetiracetam nicht verglichen Lamotrigin (Lamictal®) Ind: Fokale Anfälle, gen. Anfälle und Absencen Cave: Exanthem in 5-15%, besonders erste 8 Wochen beim Aufdosieren darüber aufklären • Cave: häufig Schlafstörungen • Kombination mit Valproat hemmt Abbau, daher mit Valproat langsamer eindosieren • kann Myoklonien verstärken • Beginn 0,3mg/kg, mit VPA 0,15mg/kg, erst nach 2 Wochen steigern • mit VPA bis 3(5mg/kg), ohne VPA bis 10(15)mg/kg Myoklonisch-astatische Epilepsie Doose - Syndrom Epilepsie mit prim. gen. ton. klon. Anfällen 1-2% d. kindlichen Epilepsien Jungen:Mädchen=2:1 Erkrankungsbeginn 1.-5.Lebensjahr Beginn 60% febrile oder afebrile gen. ton. klon. Anfälle dann myoklonisch, myoklonisch-astatisch (Stürze!), atypische Absencen EEG: Thetarythmen, spikes and waves, polyspikes Prognose variabel Aufwach-Grand-Mal 5-10% d. Epilepsien Mädchen=Jungen 6-24. Lebensjahr, peak 17 Jahre, nur 10% nach dem 25 Lebensjahr meist innerhalb d. ersten 2 Stunden nach dem Erwachen, bei Ermüdung, Entspannung (Feierabendepilepsie) Juvenile myoklonische Epilepsie Janz-Syndrom Juvenile myoklonische Epilepsie 8.-26. Lebensjahr, peak 12.-18. Lebensjahr 5-10% d. Epilepsien symmetrische, selten seitenbetonte Myoklonien an OE proximal betont, schleudernde Bewegungen, die z.B. zum Verschütten des Kaffees führen Besonders Schlafentzug provozierend Bewusstsein erhalten Nur am Tag, besonders nach dem morgendlichen Erwachen In 80-95% gen. ton.klon. Anfälle, insbesondere nach Schlafentzug, diese treten in Aufwachphase auf und können den Myoklonien auch voraus gehen 1/3 der Pat. typische Absencen 11 Epilepsie U.Rossegg Juvenile myoklonische Epilepsie EEG kann wiederholt unauffällig sein in 30% Fotosensibilität MRT cerebrum o.B. Delay bis zur korrekten Diagnose im Schnitt 8a gut therapierbar Bei Beendigung d. Therapie auch nach jahrelanger Anfallsfreiheit Rezidivrisiko über 80% Zusätzliche Epilepsieformen im Kindesalter Watanabe-Syndrom (fokale Anfälle des Säuglings, die oft nach 3 Monaten sistieren ) Lennox-Gastaut-Syndrom (tonische Anfälle, atypische Absencen,…meist retardiert, ungünstige Prognose) Panayiotopoulos Syndrom (Epilepsie des Kindesalters mit okzipitalen sharp-wave-foci im EEG, gute Prognose) Status epilepticus Mortalität im Kindesalter: 5-10% Jeder gen. ton.klon. Anfall soll nach max. 5 Minuten medikamentös therapiert werden Wahrscheinlichkeit Status gen. ton.klon. Anfälle zu beenden umso höher, je kürzer vorausgehende Anfallsdauer Valproat (Convulex®, Depakine® ) Ind: Alle Anfallsarten • Cave: Encephalopathie, Leberversagen, in 40% Gewichtszunahme , Spina bifida in 1-2%, derzeit muß daher Kontrazeption gewährleistet sein Cave: Stoffwechselerkrankungen aber gut und breit wirksam • Beginn 5mg/kg, steigern bis 20(30)mg/kg Status epilepticus Konvulsiver Status epilepticus • Dauer > 5 Minuten • Bewusstsein wird nicht erlangt non-konvulsiver Status epilepticus • Dauer > 20 Minuten • Bewusstsein wird nicht erlangt Status epilepticus • Früher(drohender) Status epilepticus ab Mindestdauer von 5 Minuten • Etablierter Status epilepticus ab Mindestdauer von 30 Minuten • Refraktärer Status epilepticus ab 60 Minuten, nach Versagen der Therapien 1.und 2. Stufe 12 Epilepsie U.Rossegg Status epilepticus Therapie 1.) Benzodiazepine Wenn i.v. möglich: Clonazepam (Rivotril®) 0,01-0,05mg/kg Status epilepticus Rectal: Diazepam (Stesolid®) 5mg bis 15kg 10mg> 15kg Buccal: Midazolam ab 3.Lebensmonat 0,2-0,5mg/kg 2.) Phenytoin unter EKG und RR-Kontrolle Cave: max. Infusionsgeschwindigkeit, Paravasat führt zu Hautnekrosen 3.) Phenobarbital, ev. überspringen oder auf Intensivstation 4.) auf Intensivstation: Thiopental oder Midazolam Bei Neugeborenen Phenobarbital und Pyridoxin i.v. Unter 2a ebenfalls Pyridoxin i.v. Epilepsie in der Adoleszenz Epilepsie Oder Lorazepam (Temesta®) 0,1mg/kg Besprechen Berufswahl Schwangerschaft, Kontrazeption Führerschein Berufswahl Schlafentzug meiden Arbeit in großen Höhen meiden Arbeit an rotierenden, ungeschützten Maschinen meiden Epilepsie Epilepsie Kontrazeption Orale Kontrazeption sicher: Valproat, Levetiracetam Unsicher bei enzyminduzierenden Antiepileptika: CBZ, PB, PHT, Primidon Problematisch bei Oxcarbazepin, Topiramat Antiepileptika führen zur Clearancesteigerung von Lamotrigin Kontrazeption Ultralangzyklus ( kein Intervall) Ausreichende Gestagendosis (keine Minipille) Depotspritze vermeiden (Interaktion u. NW) Empfohlene Alternative zur Pille: Hormon-Spirale macht keine Nebenwirkungen 13 Epilepsie U.Rossegg Epilepsie und Schwangerschaft Schwangerschaft planen Teratogene Effekte bis zur 12 SSW: • Monotherapie mit niedrigster wirksamer Dosis moderate Monotherapie kein erhöhtes Missbildungsrisiko • Valproat wenn nötig retardiert und unter 1000mg/d und Gabe von Folsäure 5mg/d ( nicht bewiesen), IQ der Kinder mit 3a niedriger derzeit sichere Kontrazeption gefordert • Fehlbildungsrate steigt mit Zahl und Dosis der eingenommenen Antiepileptika Epilepsie und Führerschein Gruppe 1 1. unprovozierter Anfall nach 6 Monaten Epilepsie nach 1 Jahr Anfallsfreiheit Jeweils mit befürwortender fachärztlicher Stellungnahme Für die ersten 5 Jahre nach einem Anfall unter der Auflage ärztlicher Kontrolluntersuchungen Therapie Beginn nur, wenn sicher Epilepsie bis 15-20% (-26%) der Patienten, die als „therapieresistent“ an Epilepsiezentrum zugewiesen werden KEINE EPILEPSIE je langsamer Eindosierung, desto geringer Nebenwirkungsrisiko Epilepsie und Schwangerschaft Sectio nicht nötig Ev. während Geburt zusätzliche Clobazamgabe (Frisium®)10mg in 10-12 stündigen Abständen Stillen bei „alten AE“ erlaubt (Markteinführung vor 1990) noch unklar bei „neuen“ Therapie Alte Antiepileptika 1857-1990 Neue Antiepileptika 1990 -2005 2006-2012 9 AE 10 AE 5 AE Neue AE weniger Nebenwirkungen, aber nicht besser wirksam Hauptwirkungsmechanismen: Natrium-, Cakanäle, Blockierung d. Glutamatstöme, Wirkung über GABA Carbamazepin (Tegretol®, Neurotop®) Ind: Fokale Epilepsien Cave: Exanthem, Stevens Johnson-Syndrom über mögliches Exanthem aufklären • bei schnellem Aufdosieren Doppelbilder, Ataxie • nicht bei Dravet-Syndrom wegen Beeinflussung Na-Kanal • Cave Hyponatriämie • Beginn 5mg/kg bis 20mg/kg 14 Epilepsie U.Rossegg Oxcarbazepin (Trileptal®) Levetiracetam ( Keppra®) Ind: Fokale Epilepsien, sek.gen. Anfälle Ind: fokale Anfälle u. sek.gen. Anfälle • Abkömmling von Carbamazepin weniger NW, auch weniger häufig Exanthem, aber häufiger Hyponatriämie • Beginn mit 5mg/kg bis 30mg/kg Topiramat (Topilex®, Topamax®{nicht mehr in grüner Box}) NW: Aggressivität 8,2%,anormales Verhalten 5,6%, Agitiertheit 3,4% teilweise trotz Wirkung Therapieumstellung nötig • sehr häufig Kopfschmerzen • 11,2% Erbrechen Beginn 5mg/kg, je nach alter bis 60mg/kg Phenytoin (Epilan®) Ind: Fokale u. gen.Anfälle Ind: fokale Anfälle, sek, gen. und gen. Anfälle • Cave: Kognition, Sprachstörungen, Anhydrose • Gewichtsverlust • Beginn 0,5-1mg/kg bis 9mg/kg Phenobarbital • Verwendet zur Statusbehandlung 15-20mg/kg • Zugelassen zu Behandlung von neonatalen Anfällen • Nichtlineare Kinetik, Serumspiegel bei höheren Wirkstoffdosen steigt exponentiell • Dosisabhängig Ataxie • In 50% Gingivahyperplasie , kosmetisch störend, Hirsutismus, Vasculitis…. • Schnellaufsättigung mit 15-20mg/kg, dann Erhaltungsdosis • Gut für Status epilepticus, wegen NW und schlechter Steuerbarkeit aber eher nicht mehr als Dauertherapie Medikamentenspiegel Therapeutischer Bereich: am ehesten Wirkung zu erwarten steady state: konstanter Plasmaspiegel, ca. 5-fache Halbwertszeit bei Anfallsfreiheit nicht wegen niedriger Blutspiegel steigern Compliancekontrolle, bei neueren keine Spiegel verfügbar 15 Epilepsie U.Rossegg Therapieresistenz Im Kindesalter 25 – 30% Scheinbare Therapieresistenz: ca. 30% wegen unregelmäßiger Einnahme weitere Möglichkeiten ketogene Diät Operation Vagusnervstimulation Therapie Therapieresistente Epilepsie Versagen von adäquaten ( ausreichende Dosierung für ausreichend lange Zeit) Versuchen mit 2 tolerierten und passend (Wirksamkeit für Epilepsiesyndrom bewiesen) gewählten und verwendeten AntiepileptikaTherapieplänen ( entweder als Monotherapie oder als Kombinationstherapie) (Epilepsia 2010) Therapiebeendigung Definition Anfallsfreiheit: 12 Monate oder 3-mal das längste anfallsfreie Intervall vor der Intervention, was immer länger ist Epilepsie überwunden Personen mit einer altersabhängigen Form der Epilepsie, die jenseits des entsprechenden Erkrankungsalters sind bei Personen, die mindestens 10 Jahre anfallsfrei sind, davon mindestens 5 Jahre ohne Antikonvulsiva frühestens nach 2-jähriger Anfallsfreiheit bei juveniler myoklonischer Epilepsie frühestens nach 5 Jahren Ausschleichen über 1 Jahr mit EEG-Kontrollen Differentialdiagnosen konvulsive Synkopen Dissoziative(psychogene Anfälle) Parasomnien Bewegungsstörungen Gratifikationsphänomene(Selbststimulation, Masturbation) Tic-Störung ADHS/Absencen Affektkrämpfe 16 Epilepsie U.Rossegg Synkopen 15-20% bis zum 18.LJ eine Synkope In der Regel konvulsiv, 90% multifokale Myoklonien Augen meist geöffnet Auslöser häufig Lagewechsel, langes Stehen in warmen Räumen Dauer 12+/-4 sek Reorientierung rasch <30sec. Zungenbiss 3% Einnässen 25% Vegetative Stigmata häufig: Schwitzen, Lippenblässe, Mundtrockenheit, Palpitationen Häufig Aura: Schwindel, Schwarz werden vor den Augen FA häufig positiv Frontallappenanfälle • • • • • • plötzlicher Beginn und plötzliches Ende kurze Dauer keine postiktuale Verwirrtheit hohe Anfallsfrequenz stereotype Symptomatik Angst, Schrecken, lautes Schreien (z.T. obszönen Inhalts), Bewegungsstürme möglich • Ähnlichkeit mit psychogenen Anfällen Dissoziative( psychogene) Anfälle Extrem selten vor 10.LJ Dauer oft > 2 Minuten Augen oft geschlossen Reorientierung 2-30 Minuten Variable Anfallsphänomene von Anfall zu Anfall Symptomatik fluktuiert während des Anfalls Zungenbiss an Zungenspitze Ca. 10% auch Epilepsie Bis 20% der Kinder mit Epi auch dissoziative Anfälle Parasomnien (Verhaltensauffälligkeiten im Schlaf) Pavor nocturnus Vorschulalter (-12a) Heftige nächtliche Angstzustände Können auch umherlaufen Retrograde Amnesie (kein Trauminhalt berichtet) Frühestens 1 Stunde nach dem Einschlafen, da Non-REM-Parasomnie Parasomnien Parasomnien (Verhaltensauffälligkeiten im Schlaf) (Verhaltensauffälligkeiten im Schlaf) Somnambulismus (Schlafwandeln) Meist bei älteren Kindern (ab 5LJ) Gehen umher, reagieren nicht auf Ansprache Sind verstört und desorientiert, wenn sie geweckt werden Verletzungen möglich Non-REM-Parasomnie Tritt auch gemeinsam mit Pavor nocturnus auf retrograde Amnesie unterschiedlich ausgeprägt Albträume Altersunabhängig Inhalte teilweise erinnerlich Oft in Phasen vermehrter psychischer Belastung Frühestens nach 2 Stunden Schlaf, da REMParasomnie 17 Epilepsie U.Rossegg Bewegungsstörungen Benigner paroxysmaler Vertigo in den ersten 5 LJ, Bewusstsein erhalten Benigne paroxysmale Torticollis über mehrere Stunden Paroxysmale kinesiogene Choreoathetose Episodische Ataxien Sandifer-Syndrom tonische Kopfwendung Spasmus mutans asymmetrischer Nystagmus, Kopfwackeln meist selbstlimitierend Alternierende Hemiplegie des Kindesalters Jactatio capitis et corporis nocturna Tic-Störung Kann willentlich kurz unterdrückt werden Verstärkt bei Stress, Angst, Freude Bei aufmerksamer Tätigkeit und Entspannung schwächer Unwillkürliche, rasche plötzlich einschießende oft in kurzen Serien sich wiederholende Bewegungen Tics treten vor allem im Kopf-, Gesicht-, Nacken-und Schulterbereich auf Häufig Blinzeln, Grimassieren, Kopfschütteln Extremitäten besonders proximal betroffen, erst später und seltener auch distale Körperbereiche Komplexe motorische Tics treten in wechselnder Kombination auf Patienten selbst bemerken Tics zunächst nicht (Gilles de la) Tourette-Syndrom multiple motorische und mindestens 1 vokaler Tic Dauer von mindestens 1 Jahr Fluktuationen der Tics im Verlauf Beginn im Kindes-und Jugendalter Häufigkeit 1% 80-90% psychische Komorbiditäten ( in 50% ADHS, in 30% Zwangsstörung) Gratifikationsphänomene (Selbststimulation, Masturbation) Vorwiegend Mädchen innerhalb der ersten 5 Lebensjahre, Beginn nach 3. Lebensmonat Stereotype Bewegungsmuster mit gekreuzten und aneinandergepressten Beinen und Oberschenkeln, meist rhythmische Beckenbewegungen Wirken abwesend und blicken verklärt Oft Gesichtsrötung, Schwitzen, unregelmäßige Atmung, Vokalisation Bewusstsein erhalten Reagieren unwillig auf Unterbrechung Mehrfach/d und über längere Zeiträume Gerne im Autositz Tic-Störung Beginn meist 6-8LJ Häufigkeit 4-16% aller Kinder Vokale Tics selten Vorübergehende Tic-Störung: ein oder mehrere Tics dauern weniger als 12 Monate an, wobei entweder nur motorische Tics oder nur vokale Tics auftreten Chronische Tic-Störung: länger als 12 Monate bestehende Störung, wobei ebenfalls entweder nur motorische oder nur vokale Tics auftreten ADHS Aufmerksamkeitsdefizithyperaktivitätssyndrom 4,8% der Kinder 7,9%Knaben, 1,8% Mädchen Beginn vor dem Schulalter Symptome situationsunabhängig Durchgehende Dauer von mindestens einem halben Jahr Es kann Aufmerksamkeitsmangel, Hyperaktivität oder Impulsivität im Vordergrund stehen oder alle 3 Komponenten in etwa gleich betroffen sein 18 Epilepsie U.Rossegg ADHS Aufmerksamkeit Mindestens 6 der folgenden Symptome Unaufmerksamkeit gegenüber Details Probleme in der Daueraufmerksamkeit Kinder scheinen nicht zuzuhören Erklärungen werden nicht befolgt Defizite in der Handlungsplanung Vermeidung von Tätigkeiten, die Durchhaltevermögen erfordern Verlieren von Gegenständen Ablenken durch externe Stimuli Vergesslichkeit im Alltag ADHS Motorische Unruhe Mindestens 3 der folgenden Symptome Fuchteln mit Händen und Füßen Nicht sitzen bleiben können Exzessives Herumlaufen oder Klettern Laut beim Spielen oder Freizeitaktivitäten, exzessive motorische Aktivität, durch den sozialen Kontext nicht beeinflussbar ADHS Affektkrämpfe Impulsivität Mindestens 1 der folgenden Symptome Mit der Antwort herausplatzen Nicht warten können, bis man an der Reihe ist Unterbrechen und Stören von anderen Exzessives Reden, ohne Reaktion auf soziale Beschränkungen Familienanamnese häufig positiv Im Säuglings-u. Kleinkindalter Zyanotische Affektkrämpfe (Schreikrämpfe 80%) Schreien nach schmerzhaftem Reiz oder Frustrationserlebnis –Blockade der ExspirationTonusverlust-Bewusstlosigkeit-tonische Versteifung, dann Kloni, längere Anlaufzeit bis Bewusstseinsverlust Blasse Affektkrämpfe (20%) Unerwarteter Reiz-Bradykardie-RR↓-blass-sinken regungslos zu Boden, Bewusstlosigkeit tritt schlagartig auf, anschließend wieder rosig, Dauer < 1Minute Differentialdiagnosen Differentialdiagnosen Hyperekplexie Benigne Schlafmyoklonien des Neugeborenen ( Startle disease) irreguläre oder rythmische Myoklonien und Kloni der Extremitäten nur im Schlaf Oft clusterhaft auftretende Myoklonien erfassen nicht das Gesicht und der Rumpf ist nur leicht betroffen Myoklonien verschwinden sofort durch Wecken Durch fixieren der Extremitäten verschwindet Symptomatik nicht, außer Kind wird wach Symptomatik endet spontan innerhalb der ersten 6 Lebensmonate Defekte in einem spinal exprimierten Glycinrezeptor Meist autosomal dominant Beim Ngb. tonische Versteifung des gesamten Körpers mit schwerer Zyanose Diagnostischer Test nach oben „stupsen“ der Nase- es kommt zu einer tonusartigen Reklination des Kopfes, oft unter gleichzeitiger Beugung der Arme 19 Epilepsie U.Rossegg Differentialdiagnosen Beniger Myoklonus des Säuglings (Schauderattacken) Zwischen 3. und 8.Lebensmonat Extremitäten, Rumpf und geringer ausgeprägt Nacken tremorartige Zuckungen, so als würde kaltes Wasser über den Körper gegossen Bewusstsein unbeeinträchtigt 20
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