Privatinsolvenzen sinken um 8,7 Prozent

Privatinsolvenzen sinken um 8,7 Prozent
Die Zahl der Privatinsolvenzen in Deutschland sinkt weiter. In den ersten drei
Monaten des Jahres mussten 26.625 Bundesbürger eine private Insolvenz
anmelden. Dies entspricht einem Rückgang um 8,7 Prozent im Vergleich zum
Vorjahreszeitraum. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Studie
„Schuldenbarometer 1. Quartal 2015“ der Wirtschaftsauskunftei Bürgel.
„2015 wird es bei den Privatinsolvenzen den fünften Rückgang in Folge geben.
In der aktuellen Jahresprognose rechnen wir am Jahresende mit 105.000 bis
110.000 Insolvenzen“, kommentiert Bürgel Geschäftsführer Dr. Norbert Sellin
die aktuellen Zahlen. „Dies wäre der niedrigste Stand seit 2005“.
„Weniger Arbeitslosigkeit und höhere Löhne – so lautet die einfache Formel für
sinkende Privatinsolvenzen. Sollte die Arbeitslosenquote über einen längeren
Zeitraum wieder steigen, wird es auch wieder mehr Privatinsolvenzen in
Deutschland geben. Arbeitslosigkeit ist weiterhin die Hauptursache für eine
private Insolvenz. Über alle Altersgruppen hinweg ist Arbeitslosigkeit in 30
Prozent der Fälle Auslöser für die Privatinsolvenz“, sagt Dr. Sellin.
Bei allen positiven Nachrichten ist jedoch zu beachten, dass durch private
Insolvenzen den Gläubigern Schäden in Milliardenhöhe entstehen. Bereits in den
ersten drei Monaten des Jahres 2015 übersprangen die Forderungsausfälle die
Milliardengrenze.
Wie schon in den vergangenen Jahren werden im Norden der Republik mehr
Privatinsolvenzen angemeldet als im Süden. Am meisten Privatinsolvenzen gab
es mit 54 Fällen je 100.000 Einwohner in Bremen. Es folgen Niedersachsen (46
Privatinsolvenzen je 100.000 Einwohner) und Hamburg (45). Über dem
Bundesdurchschnitt von 33 Privatinsolvenzen je 100.000 Einwohner liegen auch
das Saarland (44), Schleswig-Holstein (43), Mecklenburg-Vorpommern (42),
Sachsen-Anhalt und Brandenburg (je 39) sowie Nordrhein-Westfalen (34).
Erstmals gab es in Thüringen die wenigsten Insolvenzen. Lediglich 22 von
100.000 Einwohnern mussten eine Privatinsolvenz anmelden. Geringe Werte
meldeten ebenfalls Baden-Württemberg und Bayern (je 25). Bei der absoluten
Betrachtung der Zahlen stehen die bevölkerungsreichen Bundesländer an der
Spitze. Allen voran Nordrhein-Westfalen mit 5.982 Insolvenzen. Es folgen
Niedersachsen (3.592), Bayern (3.140) und Baden-Württemberg (2.676).
Der Trend sinkender Fallzahlen bei den Privatinsolvenzen zieht sich auch im 1.
Quartal 2015 – mit einer Ausnahme – durch alle Bundesländer. Einzig im
Saarland legt die Quote in den ersten drei Monaten um 3,9 Prozent zu. Am
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stärksten sanken die Fallzahlen mit 19,3 Prozent in Thüringen. Zweistellige
rückläufige Werte meldeten auch die Bundesländer Bremen (minus 16,4
Prozent), Nordrhein-Westfalen (minus 14,9 Prozent), Berlin (minus 13,8 Prozent)
und Rheinland-Pfalz (minus 10,4 Prozent).
Der Trend, dass mehr Männer als Frauen eine Privatinsolvenz anmelden
müssen, setzte sich auch im 1. Quartal 2015 fort. Diese Aussage trifft sowohl
bei den absoluten als auch bei den relativen Zahlen zu. Während der relative
Wert im Bundesdurchschnitt 33 Fälle je 100.000 Einwohner ausmacht,
verantworteten männliche Bundesbürger im 1. Quartal 38 Privatpleiten je
100.000 Einwohner (absolut: 15.569 Fälle). Dem gegenüber stehen 12.119
Frauen, die eine private Insolvenz anmelden mussten. Anders ausgedrückt
wurden im vergangenen Jahr 28 Frauen unter 100.000 Bürgern
zahlungsunfähig. Die wenigsten Privatinsolvenzen aller Kreise und kreisfreien
Städte wurden mit lediglich 8 Fällen aus Eisenach (Thüringen) gemeldet.
Ein anderer Trend der letzten Jahre scheint vorerst gestoppt. In der Altersgruppe
der Bundesbürger „61 Jahre und älter“ sinken die Fallzahlen nach zwei Jahren
wieder. Im Vergleich zum 1. Quartal 2014 mussten in dieser Altersgruppe 8,6
Prozent weniger Privatpersonen Insolvenz anmelden.
Die wesentlichen Ursachen von Privatinsolvenz sind eng verbunden mit der
Einkommenssituation der betroffenen Personen. Vorrangig tragen
Arbeitslosigkeit, Wachstum der prekären Beschäftigungsverhältnisse, reduzierte
Arbeitszeiten, aber auch Veränderungen in der familiären Situation, etwa
Scheidung oder Trennung, zur Verschärfung der Privatverschuldung bei. Weitere
Faktoren sind gescheiterte Selbstständigkeit, Arbeitsunfähigkeit bzw. Krankheit
und ein zum Einkommen unpassendes Konsumverhalten. Der überwiegende Teil
der Privatpersonen in einer Insolvenz steht vor allem bei Kreditinstituten,
Versandhändlern, Versicherungen, Behörden, Vermietern, Energieversorgern
und Telefongesellschaften in der Kreide.
Privatpersonen, die Insolvenz anmelden müssen, sind nicht immer hoch
verschuldet. Über alle Altersgruppen hinweg liegt die
Durchschnittsschuldenhöhe der Betroffenen bei 35.000 Euro. Bei unter 25Jährigen liegt die durchschnittliche Schuldensumme bei knapp unter 10.000
Euro. Mit steigendem Alter steigen auch die Schulden auf bis zu einem
Durchschnitt von 43.000 Euro bei den Bundesbürgern in der Altersgruppe 61
Jahre und älter.
Herausgeber:
Bürgel Wirtschaftsinformationen GmbH & Co. KG, Gasstraße 18, 22761
Hamburg, [email protected], www.buergel.de
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