2016-01-14 Brief des Beirats HvA wegen Verletzung der

Berliner Missionswerk
der Ev. Kirche Berlin-Brandenburgschlesische Oberlausitz
und der Ev. Landeskirche Anhalts
Berliner Missionswerk
Georgenkirchstraße 69/70
10249 Berlin
An die
Referentinnen und Referenten für Afrika
Ökumenisches Zentrum
Georgenkirchstraße 69/70
D – 10249 Berlin
Tel.: +49 (0)30 243 44-123
Fax: +49 (0)30 243 44-124
[email protected]
www.berliner-missionswerk.de
Afrikareferat
Dr. Reinhard Kees
Afrikareferent
Tel.: +49 (0)30 243 44-151
[email protected]
Berlin, 14.01.2016
Blutige Niederschlagung friedlicher Demonstrationen in Oromia Äthiopien
Liebe Referentinnen und Referenten für Afrika,
zunächst grüßen wir Sie zum neuen Jahr und wünschen Ihnen für Ihre Arbeit Gottes
Segen. Zugleich möchten wir Ihnen für Ihren Einsatz für Frieden und Menschenrechte
danken, die ja die Grundlage der deutschen Politik sind.
Als Mitglieder des Beirats Horn-von-Afrika des Berliner Missionswerkes sind wir in
Partnerschaft verbunden mit Menschen in Äthiopien, insbesondere in Oromia, oder sind
selbst dort geboren und leben jetzt hier in Deutschland.
Mit diesem Schreiben bringen wir unsere große Sorge über die jüngsten massiven
Menschenrechtsverletzungen in Äthiopien zum Ausdruck:
Der sogenannte „Masterplan“, der eine großflächige Ausweitung des Bundeslandes Addis
Abeba auf Kosten des Bundeslandes Oromia sowie dessen Aufspaltung in zwei Teile und
die Vertreibung von großen Teilen der lokalen Bevölkerung vorsieht, hat wie schon 2014
in verschiedenen Städten Oromias zu Demonstrationen geführt, die die Regierung unter
Einsatz von Polizei und Militär blutig niedergeschlagen hat. In den letzten drei Monaten
wurden mehr als 140 Menschen getötet. Hunderte wurden verwundet, Tausende
verhaftet. Seit Wochen sind viele Schulen und Universitäten in Oromia geschlossen.
Dennoch gehen die Proteste weiter. Längst geht es nicht mehr nur um den Masterplan,
sondern auch um die willkürliche und mit Gewalt durchgesetzte Einschränkung der in der
Verfassung verbrieften Versammlungs-, Demonstrations- und Meinungsfreiheit sowie um
die zunehmende Überfremdung Oromias.
Die derzeitige Gefahr einer Hungersnot in Teilen Äthiopien verschärft die Situation. Diese
Zusammenhänge werden in den deutschen Medien kaum berichtet.
In dieser schwierigen Lage, die zu eskalieren droht, ist die Einflussnahme von außen
durch kooperierende Regierungen dringend erforderlich. Wir bitten Sie deshalb herzlich,
sich bei der äthiopischen Regierung für die Einhaltung der Menschenrechte einzusetzen,
sie zu einem konstruktiven Dialog mit den Betroffenen, der Zivilgesellschaft und der
mundtot gemachten Opposition zu bewegen und sie zur Freilassung der zu Unrecht
Verhafteten sowie zur Aufklärung der gewaltsamen Übergriffe durch Polizei und Militär
auf die Demonstrierenden zu drängen. Nur auf demokratischem Wege und unter
Einhaltung der Menschenrechte kann es eine dauerhafte Lösung der gegenwärtigen
Probleme in Äthiopien geben. Nur so können neue Flüchtlingsströme verhindert werden.
Wir wissen, dass die deutsche und europäische Außenpolitik Äthiopien als einen stabilisierenden Faktor in der Unruhe-Region am Horn von Afrika schätzt und mit der
äthiopischen Regierung im entwicklungspolitischen wie im militärischen Bereich eng
zusammenarbeitet. Umso wichtiger ist es, in diesem Vielvölkerstaat zu einem gerechten
Ausgleich der Interessen der verschiedenen Ethnien zu kommen. Auch im Falle Äthiopien
wird es zunehmend dringlich, Waffenlieferungen jeglicher Art zu überdenken.
Wir unterstützen den Aufruf des Exekutivkomitees des Oromo Federal Congress, der sich
mit folgenden Worten an die internationale Gemeinschaft gewandt hat:
„As we write this appeal to you, the Oromia region is under a practical state of
emergency where the army, the federal police and other armed units of the regime have
become the law of the land by themselves. Therefore, we urge you to put an utmost
pressure on the Ethiopia government to stop its senseless killings and cease to use
excessive force.” (siehe gesamten Text im Anhang)
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Wir hoffen und beten, dass auch durch Ihren Einsatz
größeres Leid von den Menschen in Äthiopien abgewendet wird,
die Menschenrechtsverletzungen beendet werden,
ein gerechter Ausgleich der Interessen z. B. durch den Einsatz von Kräften des „Zivilen
Friedensdienstes“ gefunden wird,
die Verantwortlichen für die Gewalt zur Rechenschaft gezogen werden,
die zu Unrecht Verhafteten freigelassen werden und
neue Flüchtlingsströme verhindert werden.
Mit freundlichen Grüßen
der Beirat „Horn von Afrika“ des Berliner Missionswerkes
Der Vorsitzende:
Pfarrer i. R. Gerd Decke, ehemaliger Referent für das Horn von Afrika im Berliner
Missionswerk
Der Sekretär:
Pfarrer Dr. Reinhard Kees, theologischer Referent für Afrika im Berliner Missionswerk
Die weiteren Mitglieder:
Pfrn. i. R. Gertuida Baas, Oromo-Menschenrechte und Hilfs-Organisation e. V. (OMRHO)
Dr. Alemu Bedessa, Oromo-Gemeinde Berlin
Solomon Benti, Oromo-Horn-von-Afrika-Zentrum e. V. (OHAZ), Berlin
Hasalt Brunz, Partnerschaft Ev. KG Lankwitz nach Kake
Terfa Didaba, ehem. Hilfsorganisation der Oromo Relief Assoziation e. V.
Aster Gemeda, Oromo-Horn-von-Afrika-Zentrum e. V. (OHAZ), Berlin
Pfr.i. R. Tasgara Hirpo, Menschenrechte am Horn von Afrika e. V. (MRHA)
Pfr.i. R. Dieter Lorenz, Menschenrechte am Horn von Afrika e. V. (MRHA)
Pfr.i. R. Siegfried Menthel, Partnerschaft der Ev. KG Schmöckwitz und Müggelheim nach
Chanka
Negussi Mecha, Gemeindeleiter der evangelischen Oromo-Gemeinde Berlin
Gaby Middelbeck, Partnerschaft der Gemeinde Vechta zur Gudina Tumsa Foundation
Andreas Nestmann, Partnerschaft der Ev. Hoffnungsgemeinde Zieko nach Alaku
Pfr. Dankmar Pahlings, Partnerschaft der Evangelischen Landeskirche Anhalts zur
Western Wolega Bethel Synode (WWBS) der Ethiopian Evangelical Church Mekane Yesus
(EECMY)
Pfrn. Heike Richter, stellv. Superintendentin, Partnerschaft des Ev. KK Berlin Nord-Ost
zur Süd-West-Synode (SWS) der EECMY
Friederike Seim, Lehrerin, Brandenburg, Partnerschaft zur WWBS
Angelika Spiekermann, Partnerschaft des Landesausschusses für Innere Mission (LAFiM)
zur WWBS
Pfr.i. R. Gerhard Thomas, ehem. “Die Kirche”, senior expert
Pfr. Benti Ujulu, Oromo-Menschenrechte und Hilfs-Organisation e. V. (OMRHO)
Dr. Sufian Weise, Oromo-Gemeinde Berlin
Dr. Alemayehu Birru, Oromo-Gemeinde Berlin
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Dieses Schreiben geht an:
den Bundespräsidenten
die Bundeskanzlerin
den Beauftragten der Bundesregierung für Menschenrechte und Humanitäre Aufgaben
die Fraktionsvorsitzenden im Deutschen Bundestag
die Vorsitzenden der Ausschüsse für
Menschenrechte
Außenpolitik
Entwicklungspolitik
den Minister für Auswärtige Angelegenheiten
den Minister für Entwicklungszusammenarbeit
den Präsidenten des Europäischen Parlaments
den Vorsitzenden des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland
den Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz
den Bischof der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers
den Bevollmächtigten der EKD bei der Bundesregierung
die Menschenrechtsbeauftragte im Büro des Bevollmächtigten
alle Referenten für Afrika der Missionswerke, Landeskirchen und Brot für die Welt
die Presse
Das Berliner Missionswerk ist eine Körperschaft des Öffentlichen Rechts. Es wird vertreten durch seinen Direktor Pfarrer Roland Herpich.
Spendenkonto Berliner Missionswerk
Evangelische Bank
IBAN: DE86 5206 0410 0003 9000 88
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