230 kg N / ha Wirtschaftsdünger aus tierischer Herkunft: Untersuchungen zu Erträgen und Nährstoffentzügen von intensiven Grünlandflächen, die nach Maßgaben der Derogationsregel bewirtschaftet werden Dirk Albers1, Felicitas Kaemena2 1 LWK Niedersachsen, FB 3.5; Albrecht-Thaer-Straße 1, 26939 Ovelgönne; [email protected] 2 LWK Niedersachsen, FB 3.9; Albrecht-Thaer-Straße 1, 26939 Ovelgönne; [email protected] 1. Einleitung und Zielsetzung Um Umweltbelastungen, insbesondere Stickstoffimmissionen bzw. Stickstoffeinträge ins Grund- und Oberflächengewässer durch den Einsatz wirtschaftseigener Dünger zu vermeiden, ist durch die Novellierung der Düngeverordnung im Jahr 2006 die Höchstgrenze der Ausbringung von Stickstoff tierischer Herkunft einheitlich auf 170 kg N-org./ha, unabhängig von der Nutzung, festgelegt worden. Die Düngeverordnung sieht eine Ausnahme für intensiv genutztes Grünland bzw. Ackergras durch die so genannte Derogationsregelung vor. Hier kann auf Antrag bis zu 230 kg N-org./ha tierischer Herkunft ausgebracht werden, wenn die Fläche entsprechend intensiv genutzt wird und somit der Nährstoffbedarf und die Nährstoffentzüge hoch sind. Aufgrund der Intensitätssteigerung der Milcherzeugung in den Grünlandregionen stoßen zunehmend rinderhaltende Betriebe an die 170 kg N-org./ha Ausbringungsgrenze. Um die Höchstgrenze einzuhalten, wird entweder Gülle an andere Betriebe mit Nährstoffbedarf abgegeben oder die Ausnahmereglung in Anspruch genommen. Bisher ist die Ausnahmereglung durch die EU befristet. Die Inanspruchnahme und somit der Bedarf und auch die Auswirkungen werden entsprechend häufig diskutiert. Ziel dieses 230 kg N-org./ha-Projektes ist, die Erträge und damit die Nährstoffentzüge bzw. Nährstoffabfuhren von Praxisflächen, bewirtschaftet werden, zu ermitteln. die nach Maßgaben der Derogationsregel 2. Material und Methoden Das Ertrags- und Nährstoffentzugsmonitoring erfolgte über drei Jahre (2011 bis 2013) auf intensiv geführten Dauergrünlandflächen landwirtschaftlicher Betriebe. Es wurden die Standorte Hochmoor, Niedermoor, Geest, Brackmarsch und Seemarsch berücksichtigt. Um die Effekte der höheren Gülledüngung im Vergleich zu der Variante mit 170 kg N-org./ha bestimmen zu können, wurden die Praxisschläge geteilt. Die jeweils ausgebrachten Güllemengen zu jeder Nutzung richteten sich nach den Ergebnissen der Gülleanalysen vor der Ausbringung. Die 170 kg N-org./ha-Varianten wurden mit ca. 45 m³ (ca. 4,2 kg Nges./m³) und die 230 kg N-org./ha-Varianten mit ca. 63 m³ Milchkuhgülle je Hektar und Jahr gedüngt. Beide Varianten erhielten betriebsspezifisch die gleichen mineralischen Stickstoffgaben. Die Gülleausbringung erfolgte in allen Varianten bodennah. Die weiteren Bewirtschaftungsmaßnamen wie Pflege-, Nachsaat-, Erntemaßnahmen erfolgten betriebsüblich mit dem Ziel eines höchstmöglichen Grasertrages. Für die Ertragserfassung wurden die Erntemengen aller Nutzungen schlag- und variantengenau mittels mobiler Fahrzeugwaage verwogen und eine Trockenmassemessung durchgeführt. Weiter wurden repräsentative Proben des Anwelkgutes gezogen, die Nährund Inhaltsstoffe von der LUFA-NordWest untersucht und anhand der Ergebnisse die N-, P2O5- sowie die K2O-Entzüge berechnet. 3. Ergebnisse 3.1 Trockenmasseerträge Die mittleren Trockenmasseerträge der 170 kg N-org. / ha Varianten der verschiedenen Standorte bewegen sich zwischen 85,62 und 105 dt/ha. Die Erträge der 230 kg N-org. / ha Varianten liegen darüber und bewegen sich zwischen 99,42 und 126,9 dt TM/ha (vgl. Abbildung 1). Zusammengefasst über alle Standorte und Jahre beträgt die Differenz zwischen den beiden Düngungsvarianten 15,19 dt TM/ha. Die ermittelten Mehrerträge bei den 230 kg N-org. / ha-Varianten lassen auf eine effiziente Aufnahme und Umsetzung der Nährstoffe des organischen Düngers durch die Grasnarbe schließen. 140 gemittelte TM-Erträge in dt/ha 120 100 80 60 40 20 0 170 230 Geest 170 230 Hochmoor 170 230 Niedermoor 2011-2013 170 230 Seemarsch 170 230 Brackmarsch 2011-2012 Abbildung 1: Gemittelte Trockenmasseerträge (dt TM/ha) der 170 kg N-org./ha und der 230 kg N-org./haVarianten auf unterschiedlichen Grünlandstandorten (Geest, Hochmoor, Niedermoor und Seemarsch, Ø 2011 bis 2013, Brackmarsch, Ø 2011 und 2012). Neben der besseren N-Versorgung dürfte die Überlegenheit der 230 kg N-org./ha-Varianten unter anderem auf die bessere Versorgung der Grünlandflächen mit Kalium sowie anderen Nährstoffen aus der Gülle zurückzuführen sein. 3.2 Stickstoffentzüge Die Berechnung der Stickstoffentzüge (N-Entzüge) erfolgte auf Datenbasis der Rohproteinerträge je Hektar. Hierbei wurde unterstellt, dass Rohprotein 16 % Stickstoff enthält. Die mittleren N-Entzüge der 170 kg N-org./ha-Varianten der unterschiedlichen Standorte liegen zwischen 213,17 und 299,1 kg/ ha und Jahr. Bei den 230 kg N-org./ha- Varianten liegen die N-Entzüge der unterschiedlichen Standorte zwischen 253,21 und 349,26 kg/ha und Jahr (vgl. Abbildung 2). Der vergleichsweise niedrige N-Entzug auf dem eigentlich ertragreichen Brackmarschstandort ist durch eine zu späte Nutzung der jeweiligen Schnitte zu erklären. Um höhere N-Entzüge zu realisieren, hätte die Fläche früher geerntet und einmal häufiger je Jahr genutzt werden müssen. 400 350 N-Entzug in kg/ha 300 250 200 150 100 50 0 170 230 Geest 170 230 Hochmoor 170 Niedermoor 2011-2013 Abbildung 2: 230 170 230 Seemarsch 170 230 Brackmarsch 2011-2012 Gemittelte Stickstoffentzüge (N-Entzug in kg N/ha) der 170 kg N-org./ha und der 230 kg N-org./ha-Varianten auf unterschiedlichen Grünlandstandorten (Geest, Hochmoor, Niedermoor und Seemarsch, Ø 2011 bis 2013, Brackmarsch, Ø 2011 und 2012). 3.3 Phosphatentzüge Die Phosphatentzüge (P2O5-Entzüge) wurden anhand der analysierten P-Abfuhren je Hektar berechnet, wobei der analysierte P-Gehalt in der Futtertrockenmasse mit dem Faktor 2,29 multipliziert wurde. Die über die Jahre und Standorte gemittelten Phosphatentzüge betragen bei den 170 kg N-org./ha-Varianten 79,20 kg und bei den 230 kg N-org./ha Varianten 88,95 kg P2O5/ha und Jahr. Dabei bewegen sich die Entzüge bei den 170 kg N-org./ha-Varianten je nach Standort zwischen 60,41 und 98,62 kg P2O5/ha und Jahr. Bei den 230 kg N-org./ha Varianten wurden je nach Standort zwischen 73,59 und 114,71 kg P2O5/ha und Jahr entzogen (vgl. Abbildung 3). 140 120 P2O5 - Abfuhr in kg/ha 100 80 60 40 20 0 170 230 Geest 170 230 Hochmoor 170 Niedermoor 2011-2013 Abbildung 3: 230 170 230 Seemarsch 170 230 Brackmarsch 2011-2012 Gemittelte Phosphatentzüge (P2O5-Entzug in kg P2O5/ha) der 170 kg N-org./ha und der 230 kg N-org./ha-Varianten auf unterschiedlichen Grünlandstandorten (Geest, Hochmoor, Niedermoor und Seemarsch, Ø 2011 bis 2013, Brackmarsch, Ø 2011 und 2012). 3.4 Kaliumentzüge Die Kaliumentzüge (K2O-Entzüge) wurden anhand der analysierten K-Abfuhren je Hektar berechnet, wobei der K-Gehalt in der Futtertrockenmasse mit dem Faktor 1,2 multipliziert wurde. Wie beim Stickstoff und Phosphat zeigen auch beim Kalium die 230 kg N-org./ha Varianten die höchsten Entzüge (vgl. Abbildung 4). Je nach Standort betragen die gemittelten Entzüge zwischen 196,35 und 522,59 kg K2O /ha und Jahr. Bei den 170 kg N-org./ha-Varianten liegen die Entzüge je nach Standort zwischen 173,27 und 425,69 kg K2O /ha und Jahr. Die Differenz der über Jahre und Standorte gemittelten Entzüge beider Varianten beträgt 55,46 kg K2O /ha und Jahr (346,03 bzw. 290,57 kg /ha und Jahr). 600 gemittelte K20-Abfuhr in kg/ha 500 400 300 200 100 0 170 230 Geest 170 230 Hochmoor 170 Niedermoor 2011-2013 Abbildung 4: 230 170 230 Seemarsch 170 230 Brackmarsch 2011-2012 Gemittelte Kaliumentzüge (K2O-Entzug in kg K2O/ha) der 170 kg N-org./ha und der 230 kg N-org./ha-Varianten auf unterschiedlichen Grünlandstandorten (Geest, Hochmoor, Niedermoor und Seemarsch, Ø 2011 bis 2013, Brackmarsch, Ø 2011 und 2012). 4. Fazit Es konnte für die Jahre 2011 bis 2013 ein Mehrertrag innerhalb der 230 kg N/ha Variante von durchschnittlichen 13,65 dt/ha im Vergleich mit den Erträgen der 170 kg N/ha Variante über alle Standorte (außer Brackmarsch) und Nutzungen ermittelt werden. Dieser Mehrertrag lässt eine effiziente Umsetzung der organischen Düngung über die Grasnarbe vermuten. Neben Stickstoff als Hauptnährstoff für eine hohe Ertragsbildung könnten sich auch die in der Gülle enthaltenden höheren Phosphor- und Kaliumgehalte innerhalb der 230er Variante ertragssteigernd ausgewirkt haben.
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