Rodelspaß vor der Haustüre

SAMSTAG, 23. JANUAR 2016
G E S C H I C H T E N AU S D E R R E G I O N
Stark!
PFORZHEIMER ZEITUNG
NUMMER 18
U N D VO N DA H E I M
Rodelspaß vor der Haustüre
TEXT: SVEN BERNHAGEN | FOTOS: DENNIS KRIVEC, SVEN BERNHAGEN
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Abflug: Auf der Öschelbronner „Todesschanze“ legte PZ-Redakteur Sven Bernhagen noch eine saubere Landung hin – auf der Hamberger Piste ging der Sprung voll in die Hose. Naja, schauen Sie sich das Video unter pzlink.de/bruchlandung an.
Ende vergangener Woche – als alles noch grünte und blühte – haben die
PZ-Redakteure Dennis Krivec und Sven Bernhagen aufgerufen, Vorschläge zu den
schönsten, längsten, steilsten oder familienfreundlichsten Rodelpisten in der Region
einzuschicken. Und von den Lesern kamen tatsächlich einige konkrete Tipps.
Nachdem es dann am Wochenende kräftig geschneit hatte, rückte das PZ-Duo am
Montag für „Heimatstark“ mit Bob und Schlitten aus. Bei strahlendem Sonnenschein
und knackig-kalten Temperaturen testeten die beiden Abfahrten in Niefern,
Öschelbronn, Ötisheim, Wimsheim, Hamberg und Grunbach.
Hamberg, Am Roßberg
Hauptstraße in Hamberg runter bis zum Ortsende, links ist die Piste
Grunbach, Skiwiese
Von Pforzheim kommend vor dem
Ortseingang rechts, Parkplätze bei der
Feuerwehr links der Straße
Zur Erinnerung
Noch Donnerstag letzte Woche hat’s in der
Region so ausgesehen! Die PZ-Redakteure
Dennis Krivec (links) und Sven Bernhagen
rutschten im Pforzheimer Blumenhof bei
Plusgraden auf dem Gras rum. Erst am
Freitag vor einer Woche kam die Kälte –
und endlich der Schnee.
Keine andere Piste wurde nach dem Aufruf
der PZ auf Facebook so oft empfohlen wie
die Skiwiese Grunbach. Einen Daumen dafür
gab’s von Nikolina Vranjes, Ico Mandu und
Eurico Martins. Und tatsächlich, als das PZDuo am Montagmittag gegen 16.45 Uhr
ankommt, herrscht ein ziemlicher Betrieb.
Rund 80 Rodler sind auf dem Wiesenhang
unterwegs, der aufgrund seiner Höhenlage
relativ schneesicher ist. „Und das ist noch
nichts gegenüber Sonntag. Da waren’s vieroder fünfmal so viele“, sagt der Grunbacher
Stefan Pruschwitz. Seinem Junior Maximilian (7) erklärt der Gesamtkommandant der
Engelsbrander Feuerwehr: „Hier gab’s früher
in der 70er-Jahren sogar mal einen Lift.“
Heute muss gelaufen werden. Etwa 235
Schritte oder 2:40 Minuten. Dabei sollte
man aufpassen, dass man nicht über den
Haufen gefahren wird. Denn die Kleinen rodeln oft wild durch die Gegend – und nach
einem Sturz kommt schon mal auch ein Gefährt allein angesaust. Unterwegs ist alles:
Poporutscher, Reifen, Bobs, Skibobs, Schlitten – und sogar ein paar Mountainbiker. Die
Piste ist breit, wellig und stellenweise etwas
steiler. Man bekommt jedenfalls ordentlich
Tempo drauf. Aufpassen muss man unterwegs auf ein paar Büsche und Bäume. In
der kesselförmigen Auslaufzone mit Gegenhang kommt jeder automatisch zum Stehen. Rodelspaß: gut 35 Sekunden.
„Auf dieser breiten, familienfreundlichen Rodelpiste kommt jeder auf seine Kosten“, haben Michael und Marion Erhard aus Hamberg der PZ geschrieben. Stimmt! Und man hat
zudem eine fantastische Aussicht hinüber nach Tiefenbronn. Auch an diesem Montagmittag ist hier ein bisschen was los – knapp 15 Rodler sausen den Hang runter – so wie
Familie Mansky (Foto). Die Wiese ist im oberen Bereich leicht wellig und gut eingefahren.
Bäume stehen nicht im Weg. Für ganz kleine Kinder und blutige Anfänger ist sie aber nix:
Man muss schon bremsen können. Denn wer’s nicht kann nimmt ganz schön Fahrt auf
und saust über eine 1,5 Meter hohe (!) Geländekante. Wer’s aber kann, wird an dieser
Schanze seine wahre Freude haben. So wie der Sechsjährige in seinem Bob – vorher völlig furchtlos, nachher doch sichtlich beeindruckt: „So weit fliegen hab ich noch nie gemacht!“, bekennt er mit weit aufgerissenen Augen, die unter seiner Mütze hervorlugen.
Auslauf gibt’s nach dem Sprung übrigens genug – bis hinunter zum Waldrand. Rodelspaß: 35 Sekunden. Länge: 260 Schritte. Vom Waldrand unten bis zum Baum oben zieht
man seinen Schlitten rund zweieinhalb Minuten. Eine noch längere Abfahrt kennt der
Hamberger Wolfgang Glaser von früher: „Da sind wir den Waldweg runter bis ins Würmtal. Aber dafür braucht’s richtig viel Schnee. Und hinauf wurden die Kinder dann manchmal mit dem Auto wieder eingesammelt.“
Bei der Hallhasenstraße
„Das ist echt verrückt, was hier abgeht, sobald Schnee liegt“, sagt der Öschelbronner
Marco Wolf (Foto): „Unzählige Kinder – die
Letzten fahren sogar noch mit Taschenlampen, wenn’s dunkel wird.“ Der gut eingefahrene Wiesenhang direkt am Ortsrand ist breit,
nicht zu steil, leicht gewellt und hat einen
langen Auslauf. Kein Baum steht im Weg
und der Graben ganz am Ende stellt auch
kaum eine Gefahr dar. Für Schlitten-Anfänger bestens geeignet. Rodelspaß: gut 20 Sekunden. Länge etwa 95 Schritte. Eine abenteuerliche Variante (Foto) liegt ein paar Meter weiter weg vom Ort. Kurz, steil und mit
einer ordentlichen Kante zum Schanzen.
Oder wie PZ-Redakteur Dennis Krivec nach
seinem ersten Sprung meinte: „Alter!“ Nachteil: Der Untergrund ist ein Acker, deshalb
braucht’s relativ viel Schnee, um eine ordentliche Piste einfahren zu können. Rodelspaß:
11 Sekunden. Länge: etwa 60 Schritte.
Niefern, Am Feldrand
Beim Kreisel an der Ortsausfahrt
Richtung Hagenschießsiedlung
Gestartet wird oben direkt an der Straße.
Eine schmale Piste – aber auf dem geteerten Feldweg reicht schon wenig Schnee.
Auf der dünnen, festgefahrenen Schicht
geht’s gleichmäßig geneigt und wenig steil
runter. Unten wird erst ein weiterer Feldweg gequert (Vorsicht Fußgänger!), dann
zieht ein 20 Zentimeter hoher Ansatz quer
über die Piste (Vorsicht Rücken!). Und wer
dann immer noch nicht bremst, wird von
zwei Komposthaufen gestoppt. Rodelspaß: knapp 20 Sekunden. Länge: etwa 70
Schritte. „Das hier ist eher was für die kleineren Kinder. Gefahren wird in Niefern
sonst eher am anderen Ortsende beim
Großen Kesselweg Richtung Enz runter“,
verrät eine Ortskundige.
Ötisheim, Sauberg
In Schönenberg die Ötisheimer Straße
lang und nach den Häusern rechts rein
Wimsheim
Ortausgang Richtung Mönsheim
„Ein Traum, das war der Hammer“,
schwärmt Dennis Krivec über die Wimsheimer Piste. Trotz wenig Schnee ist die
Auflage auf dem kerzengeraden, geteerten
und gleichmäßig geneigten Weg perfekt –
und ziemlich schnell. Gut, dass es eine lange Auslaufzone gibt. Hier sollte man aber
zum Stehen kommen, sonst landet man im
Grenzbach. Wellen und Hindernisse gibt’s
unterwegs keine. Den einen Baum am Ende der Abfahrt sollte man aber nicht unbedingt anpeilen. Vorsicht ist beim Hochziehen geboten: Die Piste ist an einer Stelle
relativ schmal. 2:30 Minuten braucht man
etwa für die 240 Schritte. Rodelspaß: 35
Sekunden.
Öschelbronn
Wimsheim, Hasenweide
Hinter der Hagenschießhalle
Für Könner ist die variantenreiche Abfahrt hinterm Sportplatz: oben steil, unten flacher.
Aber Achtung, Obstbäume! An der längsten steilen Stelle fühlt man sich beim Start durch
die Büsche ein wenig wie in der Bobbahn. Wer nicht bremst, den stoppt ein Graben oder
die Straße, die am Ende wartet. Leider ist der ehemals breite Wiesenhang oben ein wenig
von Dornenbüschen zugewuchert. Vielleicht ist er auch deshalb nur stellenweise eingefahren. Rodelspaß: 18 Sekunden. Länge: 100 bis 125 Schritte, je nach Abfahrtsvariante.
Die Erzieherinnen Inge Blessing (Foto, links) und Viola Stuber nutzen mit der Nachmittagsgruppe des Kindergartens den Mini-Hang beim Spielplatz direkt nebenan. Macht’s
Spaß? „Jaaaa!“, jubeln die Kinder und sausen los. Kurzer, breiter Hang, keine Hindernisse,
genügend Auslauf – hier können die Kleinen alleine loslegen, selbst wenn sie noch nicht
bremsen können.
Videos und noch mehr im Netz
Sie wollen sehen, wie die PZ-Redakteure schanzen und im Schnee landen? Eine interaktive Übersichtskarte mit spektakulären Videos und weiteren Bildern von allen gestesteten
Rodelabfahrten gibt’s unter www.pz-news.de/rodeln. Wenn Sie uns weitere Tipps
mit den wichtigsten Infos (Was zeichnet die Piste aus? Wie kommt man hin?) über Facebook (www.facebook.com/PZ.news) oder per Mail ([email protected]) schicken, ergänzen wir die Karte – denn der nächste Schnee kommt bestimmt.
„Das ist ,der‘ Rodelhang für Ötisheim“, sagt
Jana Beisel, die im Ort wohnt. Ohne Schlitten stehen allerdings Nadine Kammerer
und ihre Tochter Celine (Foto) aus Niefern
da: „Wir haben keinen mehr gekriegt. Alles
ausverkauft!“ Da helfen die „Heimatstark“-Pistentester doch gerne und leihen
ihren. Mit der Zweijährigen auf dem Schoß
saust Kammerer die Piste runter. „Geht
gut, auch mit Kind“, sagt sie. Der breite,
gleichmäßige Wiesenhang ist nur leicht
wellig – böse Überraschungen lauern hier
keine. Auch dass das kurzgeschnittene
Gras schon stellenweise rausschaut, stört
beim Rodeln nicht. Nur der Auslauf unten
auf dem Parkplatz ist ein bisschen eisig.
Also: Rechtzeitig bremsen, falls hier Autos
stehen. Rodelspaß: gut 20 Sekunden. Länge: etwa 75 Schritte.
PZ vom 23.01.2016
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