Sonderdruck aus Ausgabe 2015 – 22 vom 26. Mai 2015 Den IT-Nachwuchs 2015 zieht es zu Google, SAP und BMW Deutsche Junginformatiker möchten nach wie vor am liebsten bei Google arbeiten. Auf den Plätzen folgen SAP, BMW und Audi. Wie eine Umfrage unter 6600 IT-Studenten außerdem zeigte, werden ein üppiges Gehalt, attraktive Aufgaben und eine intakte Unternehmenskultur erwartet. Von Ingrid Weidner, freie Journalistin in München S Foto: racorn/shutterstock elbstbewusst, anspruchsvoll und gelassen blicken angehende Informatiker ihrem Berufseinstieg entgegen. Ihr Traumarbeitgeber ist wie in den Vorjahren Google. Die Kalifornier bauten mit knapp 28 Prozent der Nennungen ihren Vorsprung auf die zweitplatzierte SAP AG weiter aus: Das Walldorfer Softwarehaus nannten 9,8 Prozent der Befragten als ihre erste Wahl. Dichtauf folgen mit 8,8 Prozent die BMW Group, und der Ingolstädter Autobauer Audi landete nur knapp dahinter (siehe das Ranking der Wunscharbeitgeber auf Seite 2). Interessant wird es bei den Aufsteigern. ZF Friedrichshafen erzielte seine beste Platzierung als IT-Arbeitgeber. Unter Maschinenbauingenieuren zählt das Tradi tionsunternehmen vom Bodensee schon länger zu den begehrten Adressen. Inzwischen zieht es auch Informatiker dorthin. Mit Kuka aus Augsburg konnte sich ein weiterer Maschinenbauer verbessern, von Platz 78 auf 53. Mit seinen Industrierobotern verknüpfen viele das Thema Industrie 4.0, und der Konzern bringt sich als IT-Arbeitgeber bei den Absolventen immer besser ins Gespräch. Samsung schaffte es als Neueinsteiger gleich auf Platz 20. Überbewertete Bewertungsportale Doch all diese Aufstiege reichen nicht, um Platzhirsch Google vom Podest zu schub- sen. Der kometenhafte Aufstieg begann 2007 mit dem zweiten Platz, ein Jahr später schaffte es Google auf den ersten Platz und baut seither seine Spitzenposition kontinuierlich aus. Für Arbeitgeber lohnt sich ein Blick in das Zahlenwerk der Meinungsforscher, denn Trendence fragte nach, worauf Absolventen bei der Jobwahl achten. Und da schlägt die Stunde von Arbeitgebern, die mit den Themen Unternehmenskultur und Arbeitsbedingungen punkten. Attraktive Arbeitsaufgaben, Wertschätzung der Mitarbeiter, guter Führungsstil sowie persönliche Entwicklung zählen zu den wichtigsten Auswahlkriterien der Absolventen. „Zwei Drittel würden einen Job ausschlagen, wenn die Unternehmenskultur des Arbeitgebers nicht zu ihnen passt“, erläutert Jörn Klick von Trendence in Berlin. Immerhin würden genauso viele Interessenten Abstriche beim Gehalt hinnehmen, wenn die Aufgaben herausfordernd sind und die Unternehmenskultur zu ihnen passt. Dem für Außenstehende schwer einschätz baren Konstrukt „Unternehmenskultur“ messen angehende Informatiker einen hohen Stellenwert bei. Doch wie beurteilen sie, ob ihnen die Arbeitsatmosphäre gefällt und der persönliche Umgang mit den Mitarbeitern respektvoll ist? „Viele sammeln Erfahrungen über Praktika, sprechen mit Mitarbeitern auf Messen und erkundigen sich bei Freunden und Familienangehörigen“, erklärt Klick. Auch die Website des Unternehmens, Karriereportale und Social-Media-Kanäle offerieren Einblicke, 2 Sonderdruck Wunscharbeitgeber der Informatikstudenten 2015 „Welche Arbeitgeber halten Sie für besonders attraktiv, bei welchen werden Sie sich am ehesten bewerben?“ Ranking 2015/2014 Arbeitgeber 1/1 D Google 2/2 D SAP 3/3 D BMW Group 4/5 A Audi 5/8 A 6/6 D Blizzard Entertainment Apple 7/4 G Microsoft 8/6 G IBM 9/8 G Siemens 10/15 A Bosch Gruppe 10/13 A Porsche 12/16 A Daimler 12/10 G 14/11 G FraunhoferGesellschaft Crytek 15/11 G Volkswagen 16/22 A BSI 17/13 G Amazon 18/17 G BND A Nvidia 19/24 20/- Samsung 21/16 G DFKI 21/25 A DLR 23/18 G Electronic Arts 23/19 G Intel 25/23 G Lufthansa Systems 25/20 G Oracle 27/29 A ESA 28/26 G Airbus Group 29/21 G Deutsche Telekom 30/31 A ProSiebenSat.1 31/29 G Adobe 32/35 A Accenture 32/33 A Capgemini 32/28 G 32/35 A Max-PlanckGesellschaft Sony 36/35 G AVM 36/32 G Deutsche Bahn 38/45 A Bundeswehr 38/47 A Cisco 38/54 A ZF Friedrichshafen 2015 –22 besonders glaubwürdig bleiben aber die eigenen Erfahrungen und die Informationen aus dem persönlichen Umfeld. Den Einfluss von Bewertungsplattformen schätzt Klick dagegen als zu vernachlässigende Größe ein. Nach wie vor verlassen zu wenige Informatiker die Hochschulen, Unternehmen klagen, dass sie hohe Gehälter zahlen müssen, um überhaupt Nachwuchskräfte zu finden. Natürlich kennen die Absolventen dieses Missverhältnis. Viele finden ohne große Anstrengung einen Job, Gehaltsunterschiede zwischen Bachelor- und Master-Absolventen gibt es kaum. Auch die Studie unterscheidet nicht zwischen den Studienabschlüssen. Berufsanfänger gehen davon aus, dass sie bei einer wöchentlichen Arbeitszeit von 41 Stunden 46.200 Euro im Jahr verdienen. Die sogenannten High Potentials, die zu den besten 25 Prozent eines Jahrgangs zählen, ein Auslandsstudium oder Auslandspraktika mitbringen sowie Berufserfahrung im Inland gesammelt haben und sich darüber hinaus sozial engagieren, zeigen sich ehrgeiziger. Sie wären bereit, eine 43-Stunden-Woche auf sich zu nehmen, erwarten allerdings 51.000 Euro am Jahresende. solventen. Ob die künftigen Arbeitgeber wirklich so tief in die Tasche greifen wollen und ob sie sich ihre bisherige Gehaltsstruktur durcheinanderwirbeln lassen, das sieht in jeder Firma anders aus. Doch vielen Unternehmen bleibt wenig Spielraum, wenn sie junge Fachkräfte suchen. Siemens ist bei Frauen beliebter Microsoft rangierte in den Vorjahren in der Gunst der Absolventen weit vorne auf Platz vier, in diesem Jahr stuften die ITAbsolventen das Unternehmen auf Rang sieben zurück. „Das ist durchaus gewollt, denn Microsoft hat seinen RecruitingSchwerpunkt verlagert und sucht verstärkt Wirtschaftswissenschaftler für den Vertrieb, und das sehr erfolgreich“, weiß Klick. Auch Bachelors sind sehr selbstbewusst Auch renommierte Forschungseinrichtungen wie die Fraunhofer-Gesellschaft (Platz 12) und die Max-Planck-Gesellschaft (Rang 32) verloren in der Gunst der Bewerber. Beunruhigend finden das die Forschungsinstitute keineswegs, denn für die Grundlagenforschung bewerben sich nach wie vor genügend Informatiker. B eliebter war das Fraunhofer-Institut bei den High Potentials. Auch in der Wertschätzung dieser Gruppe liegt zwar Google mit knapp 31 Prozent uneinholbar vorne, doch die Fraunhofer-Gesellschaft schafft es hier auf Rang sieben. Jörn Klick überraschen diese Zahlen keineswegs, denn der Trend zu mehr Freizeit und h öheren Gehaltsforderungen zeigt sich schon länger: „Junge Arbeitnehmer wollen weniger arbeiten und mehr Zeit mit Familie und Freunden verbringen.“ Entsprechende Gehaltsforderungen kommen auch von angehenden Bachelor-Ab- Frauen und Männer präferieren keineswegs die gleichen Arbeitgeber. Streben die Männer zu Google, SAP, Audi, Blizzard Entertainment, BMW und Microsoft, so bevorzugen ihre Kommilitoninnen zwar ebenfalls Google, doch nur mit knapp halb so vielen Stimmen, darauf folgen BMW, (am) SAP und Siemens. Sonderdruck aus COMPUTERWOCHE 2015 – 22 vom 26. Mai 2015 für trendence Institut GmbH Markgrafenstraße 62 10969 Berlin Tel.: +49 30 259 29 88-0 E-Mail: info(at)trendence.com www.trendence.com
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