Grau, teurer Freund, ist alle Theorie …

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CARSTENS + PARTNER
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Ovidius
RWS Group Deutschland
tecteam
ZINDEL
Verfällt die deutsche Sprache? „Niemand, der das heutige deutsche Sprachleben unbefangen betrachtet, kann darüber im Zweifel sein, daß unsere Sprache sich in einem Zustand völliger Verwirrung, ja d
Auflösung befindet [...], die sinnvollen und deshalb wohlbegründeten Formgesetze und Sprachgebräuche, [...], werden heute mehr und mehr aufgegeben und außer acht gelassen.“ (Schneider, Karl: Was ist Gu
Deutsch? S. VI) Dieses Zitat stammt aus dem Jahr 1930. Mühelos könnte man ähnliche Zitate bringen, die 50 Jahre älter oder 70 Jahre jünger sind. Sicher wird auch die nächste Generation wieder einen Verf
beklagen. Der Zustand der deutschen Sprache ist offenbar in jeder beliebigen Gegenwart katastrophal. Auch heute gibt es in Deutschland viele Menschen, die das Deutsche der Gegenwart für erheblich schlech
halten als das ihrer Mütter und Großväter. Aber wenn die Sprache sich schon 1930 in einem Zustand völliger Verwirrung und Auflösung befunden hat, in welcher Verfassung ist sie dann heute? Die Metapher vo
Sprachverfall suggeriert, dass es irgendwann einmal einen quasi endgültigen Zustand von Sprache gegeben hat, von dem aus es nur noch abwärts gegangen ist. Ärgerlich an den Verfalls-Predigern ist vor alle
das Unhistorische ihres Urteils. Dafür ein Beispiel: Die Polizei hat gestern alle auffälligen Autos heraus gewunken. Die Form gewunken ist nach heutigem Standard nicht korrekt. winken ist ein schwaches Ve
und die Form des Partizips heißt gewinkt, sonst müsste das Präteritum wank heißen, also: *winken, wank, gewunken (wie sinken, sank, gesunken). Im Rechtschreib-Duden findet sich folgerichtig der Eintra
„winken; gewinkt (häufig auch gewunken [gilt als standardsprachlich nicht korrekt])“. Ist gewunken, das man heute überall hören und lesen kann, eine Form von Sprachverfall? Die Tendenz geht im Allgemein
dahin, starke Verben schwach zu flektieren. Fast niemand sagt heute mehr buk und pflag als Vergangenheitsformen zu backen und pflegen, sondern backte und pflegte und niemand sagt gepflogen als Partiz
form statt gepflegt. Seit dem Jahr 1000 hat sich im Deutschen die Zahl der starken Verben ungefähr halbiert, von ca. 350 auf nunmehr ca. 180. Bei winken gibt es aber offenbar die entgegengesetzte Tenden
ein schwaches Verb wird stark flektiert, allerdings nur in der Partizipialform – offenbar in Analogie zu trinken und sinken. Wer die standardsprachlich nicht korrekte Form verwendet, kann sich aber zumindest a
eine lange Tradition berufen, denn diese Form taucht schon seit dem 13. Jahrhundert in vielen Texten auf. In einer reformatorischen Flugschrift aus dem 16. Jahrhundert steht: „gott hat uns yetzt gewunken, / ih
folgt manch frommer knecht“. Und bei Ludwig Uhland heißt es Mitte des 19. Jahrhunderts: „sind sie nicht gewichen, die lichtgestalten, die uns gewunken?“ Verwunderlich an diesem Fall ist eigentlich nur, da
ein Gebrauch, der so früh beginnt und sich über einen so langen Zeitraum hält, nicht mittlerweile zu einem neuen Standard geführt hat. Bedrohung durch Fremdwörter? Ein weiterer Beleg für den Niedergang d
deutschen Sprache sind für die selbst ernannten Sprachretter die vielen Fremdwörter. Schon 1673 klagt Johann Jakob Christoffel von Grimmelshausen über Zeitgenossen, die „ein Handwerck darauß machen, d
vollkommenen Teutschen Sprach allerhand frembde Wörter beyzuflicken und durch solche unnöthige Ankleydung dieselbige mehr verstellen als zieren“. Wenn nun eine seit mehr als 350 Jahren beobachtete B
drohung der deutschen Sprache nicht zu einem nachweisbaren Schaden geführt hat, dann kann es, so sollte man meinen, mit der Bedrohung nicht so schlimm sein. Mit dem Hinweis auf das Alter der Klage könn
man also zur Tagesordnung übergehen, wären nicht gerade in den letzten Jahren die Äußerungen über die Gefährdung der deutschen Sprache durch das Englische sehr nachdrücklich geworden. Zunächst einm
ist festzuhalten, dass es nicht um die Sprache insgesamt geht, sondern nur um den Wortschatz. Er verändert sich rasch, weil mit neuen Gegenständen oder Erscheinungen ständig neue Wörter hinzukomm
und andere verschwinden. In der Gegenwart erweitert sich der deutsche Wortschatz vorwiegend aus dem amerikanischen Englisch. Es ist im übrigen so, dass sogenannte Fremdwörter viel schneller wieder a
der deutschen Sprache verschwinden als einheimische Wörter. Langfristig überleben eigentlich nur die Fremdwörter, die nach Orthographie, Aussprache und grammatischer Verwendung in die deutsche Sprac
eingepasst werden und dann oft gar nicht mehr als fremde Wörter zu erkennen sind. Bei einem Test mit Studierenden wurde ‚Privileg‘ als Fremdwort bezeichnet, nicht aber ‚Problem‘, obwohl das erste schon im 1
Jahrhundert, das zweite erst im 16. Jahrhundert aus dem Lateinischen übernommen worden ist. Das Wort ‚Sport‘, das erst in den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts aus dem Englischen gekommen ist, wur
gar nicht als Fremdwort empfunden, wohl aber das alte deutsche Wort ‚Sprengel‘. Insgesamt kann also keine Rede davon sein, dass die deutsche Standardsprache durch eine Überfülle von fremden Wörtern ern
haft bedroht ist. Als Argument im Kampf gegen die Fremdwörter wird immer wieder gesagt, sie erschwerten die Verständlichkeit. Aber niemals, außer in Ratespielen im Fernsehen, wird von uns die Wiederga
der Bedeutung eines isolierten Wortes verlangt. Die gesamte sprachliche und außersprachliche Kommunikationsumgebung trägt zur Bedeutungsvermittlung bei. Dennoch kann es natürlich vorkommen, dass e
unbekanntes Wort es einem Leser unmöglich macht, einen Satz zu verstehen. Dem jeweiligen Leser fremde Wörter können aber schon deshalb nicht generell vermieden werden, weil es oft gar kein einheimisch
Wort in der exakt gleichen Bedeutung gibt. Häufig existieren das neue Wort aus der fremden Sprache und das entsprechende einheimische Wort nebeneinander, unterscheiden sich aber in Bedeutungsnuance
Gehalt und Gage, Trank und Drink meinen fast das Gleiche, aber auch nur fast. Sprache und Identität Ganz sicher geht es aber bei dem Unbehagen vieler Menschen über zu viele Anglizismen in unserer Sprac
nicht in erster Linie um ein Verständnisproblem. Sprache ist nicht nur ein Mittel zum Austausch von Informationen, sondern das wichtigste Beziehungsmittel zu der uns umgebenden Welt. Sprechen, Denken u
Wahrnehmung stehen in einem sehr engen Verhältnis. Die Menschen halten, etwas vergröbernd gesprochen, den Stand ihrer Muttersprache für den besten, den sie in der Phase ihrer Identitätsfindung gele
haben. Und Fremdwörter sind Wörter, die sie damals nicht gelernt haben. Zu viele Fremdwörter machen den Menschen ihre eigene Sprache fremd; sie fühlen sich in ihr nicht mehr heimisch. Das darf man nic
gering schätzen, denn kulturelle Identität gehört zu den wichtigsten Grundbedürfnissen menschlichen Lebens. So ist es sowohl unter Verständlichkeits- wie unter Identitätsgesichtspunkten nicht zu toleriere
wenn uns die Telefongesellschaft ein CityCall, RegioCall, GlobalCall und dann noch ein Call-by-Call oder ein Moonlight-Check-in anbietet oder die Lufthansa uns einreden will: „Miles & More führt ein flexible
Upgrade-Verfahren ein: Mit dem neuen Standby oneway upgrade Voucher kann direkt beim Check-in das Ticket aufgewertet werden.“ Pauschale Forderungen aber sind fast immer falsch und überzogen; w
Grau, teurer Freund, ist alle Theorie …
Anspruch und Wirklichkeit in der Technischen Kommunikation
Herbst 2015
9
Stichwort: Sprachliche Fehler
Zu allen Zeiten hat es bei der Nutzung der Sprache Normabweichungen
gegeben. Wir haben gefragt:
Welcher sprachliche Fehler nervt Sie am meisten?
Rettet die deutsche Sprache! So tönt es aus manchen Mündern, und ich frage mich irritiert: nur die
deutsche? Mich quält eher das Unausgesprochene, Ungeschriebene – das fehlende oder falsch gesetzte
Komma. „Der brave Mann denkt an sich, selbst zuletzt.“ Das würde Friedrich Schiller noch zum Lachen
bringen. Dass Satzzeichen aber Leben retten können, hätte ich meiner Oma mal früher sagen sollen.
„Wir essen jetzt Opa!“
Finn Schieborowski, Azubi Fachinformatik, ZINDEL AG
Mich nerven Grammatikfehler, die gemacht werden, weil sie vermeintlich schick und in sind. Sätze wie:
„Ich esse, weil ich habe Hunger“, haben wir gerade hinter uns gelassen, da grassieren neue Pluralformen:
„Wegen der hohen Bedarfe müssen wir mehr Verkehre auf die Schiene bringen.“ Na dann: Gute Nächte!
Torsten Machert, Geschäftsführer, EasyBrowse GmbH
Höher, schneller, weiter! Immer muss es noch ein wenig mehr geben. Es scheint, als wären wir nie mit
dem Erreichten zufrieden. Aber alles kann man einfach nicht steigern. Voll, voller am vollsten kann es
nicht geben. Daher freue ich mich auch, wenn etwas zu meiner vollen Zufriedenheit passiert.
Hans Pich, Business Development Manager, RWS Group Deutschland GmbH
Mich stört, dass das Relativpronomen ‚das‘ und die nebensatzeinleitende Konjunktion ‚dass‘ im
geschriebenen Deutsch oft nicht mehr unterschieden werden. Es scheint so, dass die Formen ‚das‘ und
‚dass‘ austauschbar für beide syntaktischen Funktionen verwendet werden – und das nicht nur in Blogs,
E-Mails usw., sondern oft auch in sogenannten Qualitäts(print)medien. Beim Lesen fühlt sich das immer
wie ein kurzes Stolpern an.
Klaus Fenchel, Managing Director, Ovidius GmbH
„Heute Vormittag waren wir im Baumarkt gewesen“ – und ich frage mich: was war dann?
„Nix“. Das nervt.
Horst-Henning Kleiner, Geschäftsführer, tecteam GmbH
Den englischen Ausdruck ‚control‘ übersetzt man ständig mit passiver ‚Kontrolle‘ statt mit aktiver
‚Steuerung‘. So wird aus ‚arms control‘ Rüstungskontrolle statt Abrüstung. Und oft wird leider aus
‚quality control‘ Qualitätskontrolle und nicht Qualitätssteuerung. Dabei kann Qualität in der Übersetzung
nie durch punktuelle ‚Kontrolle‘, sondern nur durch geplante ‚Steuerung‘ und Business Intelligence
erreicht werden.
Klaus Fleischmann, Geschäftsführer, Kaleidoscope GesmbH
Querschneidevorrichtung, Querschneideeinrichtung, Querschneider und das alles in vier aufeinander
folgenden Sätzen als Input aus einer Konstruktionsabteilung. Aha! Meine grauen Gehirnzellen beginnen
zu arbeiten und versuchen vergeblich, Ordnung in das eben Gelesene zu bringen. Ist das alles dasselbe
oder sind das drei unterschiedliche Dinge? Diese Frage kann erst nach Rücksprache mit den Fachleuten
geklärt werden.
Hannes Schmid, Technischer Redakteur, CARSTENS + PARTNER GmbH & Co. KG
Editorial
Jörg Hennig
texte für technik 9: Anspruch und Wirklichkeit
in der Technischen Dokumentation
„Grau, teurer Freund, ist alle Theorie und grün des Lebens goldner Baum“ heißt es im
ersten Teil von Goethes ‚Faust‘. Üblicherweise belegt man mit diesem Zitat, dass man
eigentlich nur durch Praxis für das Leben lernen könne; Theorie sei nicht nur eintönig
(grau), sondern eigentlich auch überflüssig. Immer wieder werben Weiterbildungs­
anbieter mit dem Slogan „Aus der Praxis, für die Praxis.“ Vielleicht ist es da nicht
unnütz, daran zu erinnern, dass es Mephisto ist, der zu dem tumben Schüler von der
grauen Theorie spricht, als er ihm beibringen will, wie man die Frauen verführen kann.
Der Erzverführer als Gewährsmann für Ratschläge zum Lernen?
Der erste Beitrag dieses Heftes geht von dem Faust-Zitat aus, diskutiert die notwendige Verschränkung von Theorie und Praxis und mahnt: „Wir dürfen Mephistos Versuchung nicht nachgeben.“– Die für eine erfolgreiche Zusammenarbeit von Übersetzungsdienstleister und Kunde notwendige Spezifizierung von Ausschreibungen arbeitet der
zweite Beitrag heraus. Nur eine möglichst genaue Orientierung an der zu erbringenden
Leistung verhindert, dass Ansprüche und Realisierung auseinanderklaffen. – Für gut
nutzbare elektronische Publikationen müssen die Anforderungen mit den SoftwareFunktionen und den Möglichkeiten der Inhalte in Übereinstimmung gebracht werden.
Die Bedeutung der Metadaten ist dabei von Beginn an zu bedenken. – Mit überflüssigen
Hinweisen auf Gesetzgebung, Unfallverhütungsvorschriften und sonstige Regelungen in
Anleitungstexten beschäftigt sich der folgende Beitrag. Er betont die Konzentration auf
produktspezifische Informationen. – Verfahren der Strukturierung von Revisionsprozessen beschreibt der anschließende Beitrag. Er geht auf die Möglichkeiten von Dokumentation, Kommentierung und Genehmigung von Änderungen ein. – Um die Zusammenarbeit
zwischen Technischen Redakteuren, Übersetzungsdienstleistern, Terminologen und anderen Beteiligten geht es im nächsten Beitrag. Er betont die Rolle der Technischen Redaktion in diesem Kollaborationsprozess, auch zur Qualitäts- und Effizienzsteigerung. – Um
notwendige Unterstützung für Firmen, die ein Content-Management-System einführen,
geht es in dem vorletzten Beitrag. – Es folgt eine Anleitung, wie mit Word erstellte
Dokumente auf mobilen Endgeräten optimal dargestellt werden können.
Wie immer gibt es zwei Beiträge, die sprachliche Probleme im engeren Sinn behandeln, zu Verständlichkeitsratschlägen und zu Pluralbildungen im Deutschen.
Bei den herausgebenden Firmen von ‚texte für technik‘ hat es einen Wechsel
gegeben. Als neuen Partner begrüßen wir den Wiener Dienstleister „Kaleidoscope“.
Horst-Henning Kleiner verdanken wir das Foto auf der Titelseite. Es zeigt die
Antriebsmechanik eines alten Sperrwerks im Dortmund-Ems-Kanal bei Olfen.
texte für technik 9, Ausgabe Herbst 2015, ist eine
Zeitschrift der Firmen:
CARSTENS + PARTNER GmbH & Co. KG,
München
EasyBrowse GmbH, Schwerin
Kaleidoscope Communications Solutions GesmbH, Wien
Ovidius GmbH, Berlin
RWS Group Deutschland GmbH, Berlin
tecteam Gesellschaft für Technische Kommunikation
mbH, Dortmund
ZINDEL AG – Technische Dokumentation
und Multimedia, Hamburg
Impressum
Herausgeber
Textagentur Hennig&Tjarks GbR
Tüllesamstraße 14
80939 München
Telefon: 040-54 80 15 80
E-Mail: [email protected]
Redaktion
Prof. Dr. Jörg Hennig (verantwortlich)
Prof. Dr. Marita Tjarks-Sobhani
Grafik: Ruth Baum
Foto Titelseite: Horst-Henning Kleiner
Inhalt
Stichwort: Sprachliche Fehler
2
Editorial 3
Bunt ist das neue Grau.
Theorien für die Praxis
4
Das Dilemma mit der Ausschreibung
von Dienstleistungen
7
Gehe nicht auf Jagd, wenn
dein Haus brennt.
Nutzer-Wünsche, SoftwareFunk­­tionen und Möglichkeiten
von Inhalten
10
Ein Blick auf die andere Seite.
Der unnötige Appell an
die Betreiberpflichten bei
Benutzerinformationen
13
Von einer Praxis ohne Theorie
und einer ungeprüften Theorie
16
Klare Prozesse – bessere
Dokumentation.
Von der Zettelwirtschaft zum
strukturierten Revisionszyklus
18
Das Ende der Insel – Qualtität in Sicht.
Technische Redaktion – Übersetzung
21
– Review – Terminologie
Content-Management-Systeme
erfolgreich einführen.
Damit kleine Hürden nicht zu
großen Problemen werden
24
Nichts ist nur formal.
Pluralvarianten im Deutschen
26
Vom Word-Dokument zum
mobilen Endgerät.
Mit HTML5 und Responsive Design
zur optimalen Darstellung
28
Aus der Welt der Firmen
29
Druck
Media-Print Informationstechnologie GmbH,
33100 Paderborn
Auflage dieser Ausgabe: 6.500.
© Copyright Textagentur Hennig&Tjarks GbR,
2015. Alle Texte und Abbildungen sind urheberrechtlich
geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen
des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung der
Redaktion unzulässig.
Eine Haftung für die Richtigkeit der Veröffentlichung
kann trotz sorgfältiger Prüfung durch die Redaktion
vom Herausgeber nicht übernommen werden.
ISSN 1869-0114
3
Bunt ist das neue Grau
Theorien für die Praxis
A
lle Theorie sei grau, schrieb Goethe,
und Schiller fragt sich und Voß: Was
wollt‘ der damit sagen? Längst ist das Zitat
seines faustischen Kontextes beraubt und
muss sich in ganz anderen Zusammenhängen
bewähren. Jetzt wird gar der Bezug zur Technischen Dokumentation hergestellt.
Deutungsversuche
Der Goethe-Kenner Voß erklärt: Ist doch klar,
was gemeint ist. Mephisto möchte uns dazu
verleiten, uns ohne großes Verstehen an die
Arbeit zu machen. Sich mit dem Theorienballast abzugeben ist Zeitverschwendung. Er
fordert dazu auf, Erfahrungen in der Praxis
zu sammeln. Ganz nach dem Motto: aus der
Praxis für die Praxis. Auf uns gemünzt: Wir
Redakteure sollen einfach drauflos schreiben.
Schiller zweifelt: Ermuntert Goethe nicht
eher dazu, sich in die Situation zu begeben,
von der bislang immer nur theoretisch die
Rede war? Wollte er nicht ausdrücken, dass
das theoretische Wissen allein unzulänglich
sei und erst die Praxis zähle? Genau das bekommt doch jeder, der das frisch erworbene
Wissen plötzlich anwenden soll, zu spüren.
Voß ergänzt: Wir könnten die Sentenz
aber auch als Mahnung verstehen, die Wirklichkeit vor lauter Theorie nicht aus dem Blick
zu verlieren.
Schiller, erregt: Im Gegenteil, nichts ist
schlimmer als der Vorwurf, Theorie sei lebensfremd. Theorie ist doch für die Praxis da! Den
Theoretikern wird dagegen oft eine rein akademische Haltung unterstellt.
Manchmal ist es ja auch völlig abstrakt,
gibt Voß zu bedenken. Und entsprechend
lässt sich das Zitat auch so verstehen, dass die
Wirklichkeit oft ganz anders aussieht als die
Theorie weismachen will. Dann bewährt sich
die Theorie in der Praxis nicht. Und in dem
Moment wird die Theorie grau. Sie ist dann
ein farb- und lebloses Gedankenkonstrukt,
mit dem man nichts anfangen kann.
Dass alle Theorie grau sei, sagt man doch
auch, wenn vermeintlich unumstößliche Theorien aufeinanderprallen, kommt Schiller in
den Sinn. Bei der Verständlichkeitsforschung
beispielsweise: Die vier Grundprinzipien des
Lars Schiller,
Technischer Redakteur und
Terminologiebeauftragter
ZINDEL AG
[email protected]
Karsten Voß,
Technischer Redakteur
ZINDEL AG
[email protected]
4
Hamburger Verständlichkeitskonzepts gelten
nach wie vor. Dagegen steht die Theorie, dass
ein Text mit kurzen Sätzen und kurzen Wörtern besonders leicht zu lesen ist. Versuche,
die Lesbarkeit eines Texts zu messen, indem
man Wort- und Satzlängen auswertet, in der
Absicht, die Verständlichkeit zu optimieren,
scheitern jedoch.
Vielleicht sollten wir noch mehr über die
Bedeutung der Farben nachdenken, insistiert
Voß. Grau die Theorie, die Praxis grün und
golden – also bunt. Mit dem Grau verbindet
man doch eher Negatives.
Klar, Grau steht für Mittelmäßiges oder gar
Minderwertiges, bemüht Schiller die Farbpsychologie. Und natürlich gibt es schlechte Theorien. Aber nicht alle Theorien sind schlecht. Das
wird Goethe nicht gemeint haben.
Farbenlehre
Während Goethes Versuch, eine Theorie der
Farben aufzustellen, schon bald belächelt
wurde, erinnert sich sein Zeitgenosse Schiller,
hielt er selbst ein Leben lang daran fest. Ihm
galt seine Farbenlehre zeitweilig sogar mehr
als sein literarisches Schaffen. Daher sollten
wir ergründen, wie der Meister selbst die Farben sah, welche Bedeutung er ihnen beimaß.
Goethe behauptete, alle Farben entstünden aus dem Grau, aus dem „Trüben“, wie
er es nannte. Seine Erklärung: Das eigentlich
farblose Sonnenlicht erscheint gelb, und je
mehr graue Wolken am Himmel sind, desto
intensiv-gelber die Sonnenstrahlen. Bei Tagesanbruch und in der Abenddämmerung
erscheint die Sonne sogar rot.
Dass das Sonnenlicht bereits alle Farben
enthält, wollte Goethe nicht einleuchten. Er
beharrte auf seiner Beobachtung, dass aus
dem Trüben, dem Grau, die Grundfarben Rot,
Gelb und Blau entstehen – woraus sich dann
alle anderen Farben mischen lassen.
Vor dem Hintergrund dieser Theorie lässt
sich das Diktum, wonach alle Theorie grau
sei, besser verstehen und interpretieren.
Ja, wie denn?, will Voß wissen. Das steht
doch im Widerspruch zur üblichen Deutung.
Ganz recht, konstatiert Schiller, Goethe
wusste sehr gut, dass alles vernünftige Han-
deln aus der Theorie entsteht. Er meinte es alles andere als negativ, wenn er vom Grau der
Theorie sprach, denn aus dem trüben Grau
entstehen nun mal all die lebendigen Farben.
Also soll man doch erst die Theorie pauken, bevor man sich in die Praxis stürzt, um
das Wissen anzuwenden und zu vertiefen?
Wissenstransfer
Wie vermittelt man Wissen so, dass ein anderer es gewinnbringend erwirbt? Bei dieser
Frage scheiden sich die Geister. Die Anhänger
der einen Seite plädieren dafür, den Schülern
zunächst die Theorie zu vermitteln. Die Vertreter der anderen Seite befürworten klare
Anleitungen zum Handeln. Dabei hängt es
wohl vom individuellen Lerntypus ab, welche
Methode fruchtbarer ist. Während die einen
nach Erkenntnis streben und sich etwas selbst
erarbeiten können, bekommen die anderen
das Wissen lieber vorkonfektioniert serviert.
Zu welchem Typus einer gehört, führt
Schiller den Gedanken fort, kann man möglicherweise am Umgang mit Anleitungen
erkennen. Der eine versucht, das Funktionsprinzip eines Geräts zu verstehen, vielleicht
sogar ohne in die Anleitung zu schauen. Der
andere geht lieber nach Schritt-für-SchrittAnweisungen vor.
Voß, ernst: Wenn es um Wissensvermittlung geht, sollte jede Lerneinheit auf der
vorangegangenen aufbauen; so vertieft man
das Gelernte und vernetzt es nach und nach.
Am Ende, wenn alles glattläuft, entsteht dann
eine umfassende Vorstellung vom Ganzen.
Der Lernerfolg wird maßgeblich vom Lehrer bestimmt. In der Vorlesung muss die Theo­
rie keineswegs nur grau sein. Entscheidend
ist, wie man sie vermittelt.
Auf den Lehrer kommt es an, betont Schiller. Vor allem genügt es nicht, einen Anfänger
zu Schulungszwecken – etwa in der Einarbeitungsphase – einfach neben einen Experten
zu setzen, um die Praxis zu lernen. Denn
der Experte ist nicht notwendigerweise ein
guter Lehrer. Er schenkt den Dingen, auf die
es ankommt, oft keine Beachtung mehr. Und
weil er ein erfahrener Praktiker ist, kann er
die Regeln, die er in blinder Routine befolgt,
gar nicht mehr benennen. Geschweige denn,
dass er von Didaktik Ahnung hätte. Zudem
muss man eingestehen, dass sich nicht jedes
kompetente Können angemessen in Regeln
oder Arbeitsanweisungen beschreiben lässt.
Allmählich rundet sich das Bild, kommentiert Voß. Der Experte ist weder Forscher noch
ausgewiesener Theoretiker. Vielmehr hat sich
der Experte über Jahre hinweg einen Erfahrungsschatz erarbeitet – und zwar auf Grundlage seines theoretischen Backgrounds.
Sehr richtig, wirft Schiller ein. Der reine
Pragmatiker handelt zwar aus Erfahrung zunehmend routinierter und intuitiver, aber er
würde es nur zum Pseudoexperten bringen.
Denn sein implizites Wissen muss nicht auch
gut sein. Erfahrungswissen braucht Feedback. Doch die Leser sprechen nicht mit uns.
Und ein Forscher auf dem Feld der Technischen Dokumentation? Der sollte durchaus
in der Praxis zuhause sein. Nur wer die Wirklichkeit kennt, kann aus ihr Gesetzmäßigkeiten ableiten.
Konfrontation mit der Praxis
Die Praxis erfordert Taten. Nur sollte man
nicht einfach drauflos arbeiten. Sondern sich
von Theorien leiten lassen, resümiert Voß.
Schiller, skeptisch: Auch wer Theorien
eine potenziell handlungsleitende Funktion
zuschreibt, muss zur Kenntnis nehmen, dass
dieses Wissen faktisch oft nicht den Weg in
die Praxis findet. Man greift nicht auf das in
der Ausbildung vermittelte Wissen (auf die
Theorie) zurück. Vielleicht auch, weil das Wissen praxisfern vermittelt wurde.
In der Tat, die Theorien sind bekannt,
bemerkt Voß. Offensichtlich aber hat nicht
jeder die Lehre, die eine Theorie bereithält,
verinnerlicht. Zuweilen kommt es sogar zu
Koexistenzen: Einerseits das selbst zusammengereimte Handlungswissen, andererseits
das träge Prüfungswissen, das nicht angewendet wird.
Dass sich die Redakteure in der Praxis
nicht an alle Regeln halten, lässt sich täglich
zur Genüge beobachten. Diese Haltung ist eigentlich kein Wunder. Theorien verbieten oder
gebieten ja nichts, sie beschreiben vielmehr
Zusammenhänge. Um eine Theorie zu befolgen, muss man Methoden zur Umsetzung
kennen und anwenden können. Manchmal
gibt vielleicht auch eine festgelegte Arbeitsanweisung den richtigen Handlungsanstoß.
Hinzu kommt das individuelle Verständnis. Zwischen die Theorien schieben sich eigene Wahrnehmungen, Denkgewohnheiten und
Überzeugungen. So wird aus der Theorie kein
Set fester Regeln abgeleitet, sie wird so interpretiert, wie man es gerade für richtig hält.
Anspruch und Wirklichkeit
Immer mal wieder kollidieren Theorien in der
Praxis, weiß Voß zu berichten. Theoretisch
muss ein Produkt sicher konstruiert sein.
Warnhinweise in der Anleitung sollten somit
die Ausnahme sein. Trotzdem gibt es Anleitungen mit Unmengen von Warnungen. Da
hat die Praxis wenig mit der Theorie zu tun.
Von manchen Maschinen gehen freilich
wirklich Gefahren aus, weil sie sich nicht restlos sicher konstruieren lassen. Dann wären
Warnhinweise durchaus angebracht. Unangemessen ist es jedoch, wenn Produktverantwortliche meinen, mit ein paar zusätzlichen
Warnhinweisen auf Nummer sicher gehen zu
können. Da hilft auch das Argument, dass zu
viele Warnungen nicht mehr beachtet werden, nicht weiter.
Schiller führt ein weiteres Beispiel an:
Zielgruppengerecht solle man schreiben,
heißt es aus den eigenen Reihen. Den Anspruch hochzuhängen ist bestimmt nicht
verkehrt. Doch wird die Forderung nach einer
Zielgruppenanalyse in der Praxis eher selten
erfüllt. Und selbst wenn man sie kennte, die
Zielgruppe – welcher Redakteur könnte sich
schon in die Arbeitswirklichkeit der Zielgruppe hineinversetzen? Das führt letztlich zu der
Frage: Wie viel Empathie braucht eigentlich
ein Redakteur?
Noch weiter zugespitzt: Solange es keine
eigens für eine Zielperson geschriebene Anleitung gibt, bleibt eine Zielgruppenanalyse
hinfällig. Denn eine Zielgruppe ist nie homogen. Die Interessen sind vielfältig, ganz un-
5
Schiller / Voß
Bunt ist das neue Grau
wenigen Anschlägen weiß, wie der Satz zu
vervollständigen ist. So viel sinnloser ‚Content‘ wurde noch nie produziert. Hauptsache
wiederverwendet, ist die Maxime. Dass die
Aussage des Satzes nicht zu hundert Prozent
passt, wird gar nicht bemerkt.
Man macht ja auch sonst nicht bei jedem
neuen Trend mit. Ohnehin sollte man sich hüten, alles, was technisch machbar ist, zu tun.
Grau, teurer Freund, ist alle Theorie
und grün des Lebens goldner Baum
6
terschiedliche Ansprüche an eine Anleitung
existieren. Die einen möchten am Bildschirm
lesen, die anderen lieber Papier in den Händen halten. Darüber hinaus würde eine Untersuchung der Zielgruppe schonungslos offenlegen, dass es innerhalb derselben Zielgruppe
zahlreiche Nichtleser gibt.
Absurd, aber konsequent. Da die Nichtleser derselben Zielgruppe angehören, versorgen wir sie mit den schönsten Anleitungen.
Dabei hätten wir vielleicht besser eine vertonte Animation abliefern sollen.
Manche Theorien bleiben eben wahrlich
farblos, diagnostiziert Voß, sie lassen sich
in der Praxis nur schwer anwenden. Andere
Theorien kommen hingegen allzu elaboriert
daher. Ein Variantenmanagement beispielsweise, in dem die Filter verschachtelt sind,
funktioniert in der Theorie bestens, doch lässt
es sich in der Praxis kaum beherrschen. Da
wären weniger komplexe Lösungen besser.
Steht in diesem Fall nicht eher der Beweis aus, dass ein weniger ambitionierter
Ansatz schneller zu besseren Ergebnissen
führt? Überhaupt ist ein lückenhafter Theorienbestand zu beklagen. Zum Beispiel gibt es
noch immer keine gesicherten Erkenntnisse
darüber, wie Bildschirmfotos in Softwareanleitungen die Textaussage optimal unterstützen.
Neben den Theorien gibt es auch Manien,
wettert Schiller. Etwa wenn der Drang nach
Wiederverwendung zwanghaft wird. Was
dann auch noch von manchen Toolherstellern
ausgenutzt wird, indem sie ein Autorenunterstützungssystem anpreisen, das schon nach
Schluss
Ohne Theorien geht es nicht. Kein Rezeptbuch
vermag dem Berufsanfänger vorzugeben,
was zu tun ist. Auch Checklisten sind kein
Garant für eine gute Anleitung. Stattdessen
muss man Prinzipien und Methoden kennen
und anwenden können. Experten wägen ab,
für sie kommt es immer drauf an. Es genügt
einfach nicht, etwas nur theoretisch zu wissen. Selbst umfassendes Wissen führt noch
nicht zu Handlungskompetenz. Man muss
schon begriffen haben, wann eine Theorie
greift, muss erlebt haben, wie das Wissen
angewendet werden kann. Noch dazu muss
man in der Lage sein, sich von der allgemeinen Regel abzuwenden und sich dem speziellen Fall zuzuwenden.
Erst auf der Grundlage von Erfahrungen
entsteht die Fähigkeit, in jeder Lage richtig
abzuwägen und die passende Theorie anzuwenden. Wahres Können setzt voraus, dass
man das Wissen in Taten umsetzt. Nicht nur
richtig urteilen, sondern auch schnell und
entschieden. Was in der Ausbildung zu kurz
kommt, hält die Praxis bereit.
Voß und Schiller sind sich einig: Erfahrung
bleibt ohne Begriffe aus der Lehre blind. Was
jemand im Praxisleben erfährt, hängt von den
begrifflichen Kategorien ab, mit denen er an
die Erfahrung herantritt. Andererseits bleiben
theoretische Begriffe ohne Praxiserfahrung
leer. Wie jemand eine Theorie versteht, hängt
davon ab, was er schon weiß und im Leben
schon erfahren hat.
Wir dürfen Mephistos Versuchung nicht
nachgeben. Theorie erscheint allenfalls am
Anfang grau, das heißt trist und unzugänglich. Hat man den Einstieg geschafft, wird sie
bunt wie das Leben.
Das Dilemma mit der Ausschreibung
von Dienstleistungen
ie Ausschreibung von Dienstleistungen
ist aufwendig und führt nicht immer zu
dem vom Auftraggeber gewünschten Ergebnis. Eine Ursache könnte darin liegen, dass
Ausschreibungen von Dienstleistungen oft
genauso gehandhabt werden wie Ausschreibungen für materielle Güter. Es gibt aber
erhebliche Unterschiede zwischen Dienstleis­
tungen und materiellen Gütern, die auch in
der Gestaltung von Ausschreibungen berücksichtigt werden sollten.
Eine große Schwierigkeit, die beispielsweise bei der Ausschreibung von Übersetzungsleistungen häufig anzutreffen ist, sind
fehlende Spezifikationen für die ausgeschriebenen Leistungen. Da wird auf der einen
Seite gefordert, dass Übersetzungen nach
EN 15038 bzw. ISO 17100 von qualifizierten
Übersetzern in der Regel in die Muttersprache
ausgeführt werden. Andererseits wird erwartet, dass für verschiedene Textsorten, Fachbereiche und Sprachrichtungen ein einheitlicher
Preis angeboten wird.
Genauso fehlen oft spezifische Anforderungen an die Qualität der zu erbringenden
Leistung. Es wird nicht unterschieden, ob es
sich um einfache Übersetzungen zu Informationszwecken, Dokumentation mit instruktiven, technischen Inhalten, Marketingtexte
für eine Veröffentlichung oder Vertragstexte
mit rechtlicher Wirkung handelt.
Ein weiterer Unsicherheitsfaktor liegt
in dem erwarteten Bearbeitungsaufwand.
Sowohl die Güte der Quelldokumente bzw.
Inhalte als auch spezifische Vorgaben für den
Bearbeitungsprozess beeinflussen erheblich
den effektiven Bearbeitungsaufwand.
Anders als bei der Lieferung materieller
Güter sind auch die erwarteten Rabatte für
größere Mengen bei Dienstleistungen nicht
immer leicht umzusetzen. Wenn man einen
Auftrag für eine große Menge Schrauben
bekommt, kann man ggf. durch den Einsatz
einer leistungsfähigeren Maschine, bessere
Auslastung der Maschine oder einfach durch
verringerten Aufwand für die Umrüstung
der Maschine Kostenvorteile erzielen. Bei
Dienstleistungen ist dies wesentlich schwerer
zu erreichen. Ein Übersetzer kann eine be-
stimmte Textmenge übersetzen. Erhöht sich
das Auftragsvolumen, muss man zusätzliche
Übersetzer einsetzen, die erst eingearbeitet
werden müssen. Für die höhere Anzahl aktiver
Übersetzer entstehen dann auch zusätzliche
Aufwendungen für die Evaluierung zur Qualitätssicherung und ggf. auch für die Einsatzplanung. Da Übersetzer nicht für alle Textsorten
und Fachgebiete qualifiziert sein können,
verstärkt sich diese Problematik mit zunehmender Varianz bei Textsorten und Fachgebieten und bei schwankender Auslastung.
Insgesamt zeigt sich, dass Ausschreibungen von Dienstleistungen oft sehr unspezifisch das geforderte Leistungsspektrum
beschreiben. Diese Unsicherheit führt zu
einem hohen Risiko sowohl für Auftraggeber
als auch für Anbieter bzw. Auftragnehmer.
Bereits bei der Gestaltung von Angeboten
müssen diese Unsicherheiten vom Anbieter
berücksichtigt werden. Hierbei stehen ihm
zwei Möglichkeiten zur Verfügung. Risiken
können sowohl durch Preisaufschläge als
auch durch eine erhöhte Variabilität auf der
Kostenseite in das Angebot einfließen. Da
Hans Pich,
Business Development Manager
RWS Group
[email protected]
Bildquelle: Thorben Wengert / pixelio.de
D
Höchste Zeit zum Sparen
Dienstleistungen im Wesentlichen durch Menschen erbracht werden, bedeutet Variabilität
auf der Kostenseite vor allem den Einsatz
von billigeren Arbeitskräften. Es wird wohl
niemanden verwundern, dass dies sich direkt
in der Qualifikation der eingesetzten Arbeitskräfte widerspiegelt.
Verstärkt wird dieser Effekt durch die
inzwischen üblichen Reverse Auctions am
Ende einer Ausschreibung. Hierbei kommen
Anbieter leicht in die Versuchung, den Preis
über das vertretbare Maß hinaus zu senken.
7
Pich
Das Dilemma mit der Aus­schreibung
Leistungsorientierte
Ausschreibungen
Einen Ausweg aus diesem Dilemma bietet
sich in der leistungsorientierten Gestaltung
von Ausschreibungen. Ziel ist es, die Risiken
für beide Seiten bereits im Vorfeld zu minimieren. Die Basis dafür ist eine detaillierte
Leistungsbeschreibung. Dies erfordert zwar
einen hohen Aufwand in der Vorbereitung,
kann jedoch zusätzlichen Nutzen bringen,
wenn vorhandene Schwachstellen in den
bestehenden Prozessen aufgedeckt werden.
Aus der detaillierten Leistungsbeschreibung
lassen sich dann auch die Anforderungen an
die Dienstleister ableiten. So kann bereits in
einer frühen Phase der Ausschreibung der
Kreis der potenziellen Anbieter eingegrenzt
und der Aufwand der Ausschreibung begrenzt werden. Eine detaillierte Leistungsbeschreibung sollte mindestens über folgende
Anforderungen informieren:
• Art und Güte der Ausgangsmaterialien
• Anforderungen an den Bearbeitungs­
prozess
• Umfang und zeitliche Verteilung des
Auftragsvolumens
• Abnahmekriterien hinsichtlich Qualität
und Terminierung
Dabei sollte stets gelten, dass es für die Leis­
tungserbringung keine Anforderungen geben
darf, die nicht bereits bei der Ausschreibung
erkennbar waren.
Ein zusätzlicher Vorteil dieser Vorgehensweise ist die zumeist kostenlose Beratung
8
durch die Anbieter. Dienstleister verfügen
oft über einen guten Überblick über effiziente und / oder erfolgreiche Prozesse zur
Leistungserbringung durch ihre Tätigkeit für
unterschiedliche Auftraggeber. Eine Ausschreibung, bei der die Anbieter zusätzlich
auch Alternativen einbringen können, ist hier
vielleicht schon eine kleine kostenfreie Prozessberatung.
Transparenz und Vertrauen
Die Teilnahme an einer Ausschreibung gleicht
für Anbieter oft der Teilnahme an einem sportlichen Wettkampf. Im Unterschied zum Sport
sind aber oft die Spielregeln nicht klar. Wenn
bereits in der Ausschreibung die Kriterien für
die Auftragsvergabe transparent und glaubwürdig dargestellt werden, können Anbieter
dies auch auf die spätere Zusammenarbeit
übertragen. Wer seinem Gegenüber vertraut,
wird eher dazu bereit sein, mit offenen Karten
zu spielen.
Bei immer stärker verzahnten Prozessen
und bei immer kürzeren Bearbeitungszyklen
Bildquelle: Q.pictures / pixelio.de
Mit der Aussicht auf den großen Auftrag werden zuvor einkalkulierte Risiken immer kleiner
eingeschätzt und man hofft darauf, dass es
schon nicht so schlimm kommen wird. Spätes­
tens in diesem Moment geht das Risiko auf
den Auftraggeber über. Gerade bei umfangreichen und/oder lange laufenden Verträgen
steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Risiken
auch tatsächlich eintreten. Wenn dann keine
Puffer beim Auftragnehmer mehr vorhanden
sind, bleibt ihm nur noch das Ausweichen auf
eine Reduzierung der Kosten mit den damit
verbundenen negativen Auswirkungen auf
die Qualität der zu erbringenden Leistung.
Hand drauf
ist die vertrauensvolle Zusammenarbeit ein
wichtiges Element für einen reibungslosen
Ablauf.
Aufwandsbezogene Preismodelle
Da im Vorfeld oft nicht alle zukünftigen
Entwicklungen absehbar sind, empfiehlt es
sich, aufwandsbezogene Preismodelle anzuwenden. So kann vermieden werden, dass
Auftragnehmer nicht kalkulierte Anforderungen über unerwünschte Kosteneinsparungen
ausgleichen. Auch eröffnen sich so Möglichkeiten, Optimierungen in den Prozessen direkt
Realistische Anforderungen
Die Anforderungen an Dienstleister bestehen
in der Qualität sowohl der Bearbeitung als
auch der Arbeitsergebnisse. Es liegt in der
Verantwortung der Auftraggeber, hier ein
vernünftiges Maß zu finden.
Ausufernde Bearbeitungsvorgaben von
vielen Seiten, die auch bei kleinsten Aufträgen zu beachten sind, führen entweder zu
unvertretbaren Kosten oder werden einfach
ignoriert. In diesem Sinne ist bereits für die
Ausschreibung eine Abschätzung des Aufwandes für Bearbeitungsvorgaben im Verhältnis zur reinen Dienstleistung zu erstellen.
Gegebenenfalls müssen Maßnahmen zur Reduzierung der erforderlichen Anforderungen
getroffen werden.
Vielleicht wäre sogar die Vorgabe einer
100%-Qualität möglich, der damit verbundene Aufwand würde jedoch jeden vernünftigen Rahmen sprengen. Stattdessen sind für
die verschiedenen Leistungsbereiche genau
die Qualitätsanforderungen zu definieren,
die tatsächlich erforderlich sind. Dies stellt
zudem sicher, dass auch die Dienstleister
ihren Aufwand für die Erreichung der Qualitätsziele genau dorthin lenken, wo er wirklich
erforderlich ist. Eine zusätzliche Motivation
zur Übererfüllung der Qualitätsziele kann jederzeit durch die Vereinbarung von Boni oder
Prämien erfolgen.
Kontinuierliche Evaluation
Die Qualität von Dienstleistungen, besonders
wenn es sich um Sprachdienstleistungen handelt, ist oft schwer messbar. Trotzdem lohnt es
sich, hier konkrete Prozesse für die Evaluation
der Qualität einzuführen und diese Prozesse
bereits in der Ausschreibung zu definieren.
Bei einer kontinuierlichen Evaluation
erhöht sich der Druck auf die Dienstleister
dahingehend, dass es nicht reicht, beispielsweise im Rahmen einer Probeübersetzung
Bildquelle: I-vista / pixelio.de
kostensenkend umzusetzen. Gerade seitens
der Auftraggeber fehlt es oft an der Motivation, selbst kleine Verbesserungen in den Prozessen umzusetzen, wenn es keine wirtschaftlichen Vorteile für den Auftraggeber gibt.
Im grünen Bereich
einmalig eine hohe Übersetzungsqualität zu
erreichen. Stattdessen muss der Fokus im
Sinne der Auftraggeber stärker auf eine kontinuierlich erreichbare Qualität gelegt werden.
Ein wichtiges Element für erfolgreiche
Evaluierungen ist ein transparentes und
faires Bewertungssystem. Auch wenn es eher
schwierig ist, sprachliche Qualität zu messen,
stehen doch eine Reihe von standardisierten
Methoden zur Verfügung für eine von beiden
Seiten akzeptierbare Bewertung. Wichtig ist
besonders ein transparenter und vertrauensvoller Umgang miteinander. Dann lassen sich
die Ergebnisse der Evaluierungen in echte
Verbesserungen umsetzen.
Durch eine kontinuierliche Evaluation
ergeben sich auch weitere Vorteile für eine
langfristige Zusammenarbeit. Gerade wenn
sich über die Evaluation nicht die gewünschte
Qualität zeigt, kann in einem durch Kooperation und Vertrauen geprägten AuftraggeberAuftragnehmer-Verhältnis eine hohe Optimierungsdynamik erzeugt werden.
Investitionen in Technologie. Langfristige Verträge zu kalkulierbaren Bedingungen fördern
auch die Motivation, Optimierungen von Prozessen mitzutragen.
Fazit
Dienstleistungen kann man nicht in Stück
messen und das hat Auswirkungen auf den
gesamten Einkaufsprozess. Durch leistungsorientierte Ausschreibungen kann die Spezifität von Dienstleistungen berücksichtigt
und der Grundstein für langfristige für beide
Seiten erfreuliche Zusammenarbeit gelegt
werden. Dies entspricht dann auch den von
vielen Unternehmen vertretenen Zielen für die
Zusammenarbeit mit Lieferanten.
Langfristige Zusammenarbeit
Eine kontinuierliche und langfristige Zusammenarbeit ist sowohl für Auftraggeber als
auch für Auftragnehmer erstrebenswert.
Auftraggeber ersparen sich so den möglicherweise hohen Aufwand für die Durchführung von Ausschreibungen. Auch sind
mit jedem Dienstleisterwechsel neue Risiken
und zusätzlicher Aufwand für die Einarbeitungsphase verbunden. Auftragnehmer hingegen brauchen eine sichere Perspektive, um
Entscheidungen für Investitionen zu treffen.
Dies beinhaltet sowohl die Investition in neue
Mitarbeiter und ihre Qualifikation als auch
9
Gehe nicht auf Jagd,
wenn dein Haus brennt (Konfuzius)
Nutzer-Wünsche, Software-Funktionen und Möglichkeiten von Inhalten
D
Torsten Machert,
Geschäftsführer
EasyBrowse
[email protected]
ieser Artikel diskutiert mehrere An­
sätze, die Unternehmen wählen, wenn
sie sich auf den Weg machen, ihre Technische
Dokumentation als sogenannte mobile Dokumentation verfügbar zu machen. Die von uns
in den letzten Jahren gemachten Erfahrungen
zeigen, dass sich nur wenige Unternehmen
dabei auf die wesentlichen Dinge konzentrieren, dass aber viele sie gering schätzen oder
gar völlig außer Acht lassen.
Letztlich gibt es drei Komponenten, die
miteinander in Einklang gebracht werden
müssen:
• die Anforderungen, Wünsche und Ziele
• der Funktionsumfang der in Frage
kommenden Software
• die Möglichkeiten und Funktionen, die
sich aus den vorhandenen Informationen
ergeben bzw. ergeben können.
In einer perfekten Welt werden die drei Aspekte zu einer Einheit. Nur die Beachtung
dieser drei Aspekte führt zu gut nutzbaren
elektronischen Publikationen. Wird nur einem
dieser Aspekte eine herausragende Bedeutung eingeräumt, wird nicht das Optimum
erreicht.
Anforderungen
SW-Funktionen
Möglichkeiten
Nur ein Vorgehensmodell für
mobile Dokumentation?
Letztlich geht es dabei um das richtige Vorgehensmodell, das es so jedoch für die mobile
Dokumentation gar nicht gibt. Ja, es ist sogar
10
wahrscheinlich, dass es keins geben kann,
weil die oben genannten Aspekte nicht immer
nach dem gleichen Modell behandelt und betrachtet werden können.
Gerade Unternehmen, die ein ContentMa­nagement-System eingeführt haben, versuchen, mit dem altherbrachten Vorgehen
zum Erfolg zu kommen: Formulierung der
Anforderungen, Ziele und Wünsche und die
dazu passende Auswahl eines CMS.
Das Thema ‚mobile Dokumentation‘ oder
Anforderungen
SW-Funktionen
besser noch ‚elektronische Dokumentation‘
ist im Bereich der Technischen Dokumentation noch recht jung. Und die Zahl der Vorträge
zu diesem Thema auf den einschlägigen Fachkonferenzen steht immer noch in einem krassen Missverhältnis zur Zahl der Unternehmen,
die sie tatsächlich produzieren und nutzen.
Es ist daher auch nicht verwunderlich,
dass die in Form eines Lastenhefts formulierten Anforderungen häufig deutlich hinter
dem Funktionsumfang der auf dem Markt
vorhandenen Software bleiben. Der Idealfall
wäre, dass die Anforderungen und der Funktionsumfang der Software nahezu deckungsgleich sind.
Tatsächlich stellen wir jedoch immer wieder eine deutliche Diskrepanz fest. Das ist bei
neuen technologischen Entwicklungen nicht
ungewöhnlich. Schon Henry Ford wusste davon zu berichten: „If I had asked people what
they wanted, they would have said faster
horses.“
Anpassung der Anforderungen an
die Möglichkeiten der Software
In der Regel setzt nun ein Prozess ein, der
das ‚Nachregeln‘ der eigenen Anforderungen
zwangsläufig zur Folge hat. Das bedeutet,
dass die eigenen Anforderungen, Wünsche
und Ziele an die Möglichkeiten der Software
angepasst werden müssen. Das ist natürlich
ein Vorgehen, das aus der Sicht eines Softwareherstellers wie EasyBrowse nur zu begrüßen ist. Zumal es nur sehr beschränkte Möglichkeiten gibt, sich auf Fachkonferenzen über
den Status quo von Software für mobile DoAnforderungen
SW-Funktionen
kumentation zu informieren. Tatsächlich wird
auf diesen Konferenzen vielen nebenläufigen
Themen sehr viel mehr Raum eingeräumt (native App versus hybride und Web-App usw.).
Eine vollständige Deckung zwischen den eigenen Anforderungen und den Möglichkeiten
der verwendeten Software wird man möglicherweise eher selten erreichen. Jedenfalls
nicht, wenn unser Produkt EB.Suite verwendet wird. Der Funktionsumfang ist mittlerweile so groß, dass sicher keiner unserer Kunden
wirklich den gesamten Leistungsumfang ausschöpft.
Nachdem nun die Anforderungen mit dem
Funktionsumfang der in Frage kommenden
Software harmonisiert worden sind, könnte
man sich zufrieden zurücklehnen. Wir haben
es schon sehr oft erlebt, dass sich nach einem
kurzen Moment des Innehaltens Ernüchterung einstellt. Nämlich dann, wenn der dritte,
bislang nicht betrachtete Aspekt ins Spiel
kommt.
Möglichkeiten der Informationen
für mobile Dokumentation
Und damit kommen wir zum allerwichtigsten
Aspekt, den Möglichkeiten, die die eigenen
Informationen für eine leistungsfähige mobile Dokumentation bieten. Gemeint sind
damit nicht Funktionen, die unabhängig vom
Vermögen der zu publizierenden Daten sind,
nämlich:
• Navigation
• Volltextsuche
• Notizen, Lesezeichen
• Verfügbarkeit als offline-Publikation in
mehreren Betriebssystemumgebungen
(Windows, iOS, Android)
• Verfügbarkeit als online-Publikation
• Schutz der Informationen vor nichtautorisierter Nutzung.
Elektronische Publikationen erweitern die
Nut­zungs­möglichkeiten von Technischer Dokumentation:
• Metadatensuchen (in jüngster Zeit hat
sich die Benennung ‚Facettensuchen‘
etabliert)
• dynamische Filterung der Publikation (geräte-, maschinen- und anlagenspezifische
Sichten werden während der Laufzeit
generiert)
• nutzer- und rollenspezifische Zugriffe auf
die Information
• inkrementelle Updates.
Die letztgenannten Funktionen können durch
die verwendete Software nur dann angeboten werden, wenn die zu publizierenden Dokumente die notwendigen Voraussetzungen
mitbringen.
Anderenfalls wird die oben beschriebene
Balance zwischen den Anforderungen an die
Software und den Funktionen der Software
aus dem Gleichgewicht gebracht. Die eigenen Anforderungen, die eben noch wegen
der Leistungsfähigkeit nach oben geschraubt
wurden, müssen nun wieder auf die durch
die vorhandenen Daten gegebenen Möglichkeiten reduziert werden.
Bedeutung der Kriterien für
notwendige Metadaten
Der Schlüssel zum Erfolg ist eine Verschlagwortung aller zu publizierenden Daten. Das ist
eine notwendige Voraussetzung für elektronische Publikationen, die es dem Anwender
ermöglichen, auch in großen Informationsbeständen die benötigte Information schnell zu
finden. Die Volltextsuche alleine reicht nicht,
11
Machert
Gehe nicht auf Jagd, wenn dein Haus brennt
Anforderungen
SW-Funktionen
Möglichkeiten
12
denn was nützt es einem Nutzer, wenn er
mehrere hundert Treffer bekommt?
Hier können nur Metadaten helfen, die
ein bestimmtes Klassifikationsschema abbilden. Und es ist auch nicht notwendig, hier
zu ‚überdrehen‘. Nicht die Zahl der Klassifikationsmerkmale ist entscheidend, sondern
deren Aussagekraft und Nützlichkeit für den
Nutzer.
Hier könnte man jetzt akademische Überlegungen anstellen. Besser ist es jedoch,
die Nutzer selbst zu fragen. Wie würde ein
Servicetechniker gerne nach Informationen
recherchieren? Welche Suchkriterien sind ihm
wichtiger als andere?
Wer bestimmte Informationen vor bestimmten Nutzergruppen verbergen will,
muss sich natürlich ein Konzept dafür überlegen. Ebenso wichtig ist dann aber, den Daten die Information mitzugeben, für welche
Nutzergruppe(n) diese gültig sind.
Mit jeder redaktionellen ‚Maßnahme‘, die
die Informationsqualität durch Metadaten
steigert, werden leistungsfähigere elektronische Publikationen möglich. Auch wenn
man diese Aufgabe zunächst angeht, weil
man sich davon leistungsfähigere und besser
zu nutzende elektronische Publikationen verspricht, ist die verbesserte Informationsqualität auch in anderen unternehmenseigenen
Anwendungen nutzbar.
In einigen Fällen werden wir mit der Aussage konfrontiert: „Aber dann muss ich ja
alle meine Daten mit Metadaten versehen!“
Besser wäre es zu sagen: „Aber dann muss
ich ja nur alle meine Daten mit Metadaten
versehen!“
Wie sieht nun ein optimales Vorgehen
aus? Wie eigentlich immer steht am Anfang
das Zusammentragen und Formulieren der
Anforderungen und Wünsche. Sie können und
müssen in Einklang mit den Möglichkeiten
der eigenen Informationen gebracht werden.
Im ungünstigsten Fall macht man Abstriche
an seinen Anforderungen. Im besten Fall
nimmt man die tatsächlich bestehenden Forderungen von Kunden und Mitarbeitern des
eigenen Hauses zum Anlass, die Technische
Dokumentation und vor allem die Klassifikati-
on der Dokumentation so vorzubereiten, dass
sie die Basis für die Umsetzung der Anforderungen bilden kann.
Die Anforderungen sollten nicht im Sinne
von technischen Lösungen formuliert werden. Wichtiger ist es, zu analysieren, welche
Nutzergruppen welches Interesse an welchen
Informationen haben. Daraus ergeben sich
die Menge und die Art der zu publizierenden
Informationen. Und diese Menge kann durchaus aus Teilmengen für unterschiedliche
Gruppen bestehen. Es wird Informationen
geben, die man nicht allen Gruppen zur Verfügung stellen will oder kann. Kunden werden
immer eine geringere Informationstiefe angeboten bekommen als zum eigenen Unternehmen gehörende Servicetechniker. Daraus ergibt sich dann die Forderung, ein Rollen- und
Rechtekonzept zu entwickeln und mit Leben
zu füllen.
Eine weitere wichtige Frage ist, wie welche Nutzergruppe Informationen suchen würde. Das kann man versuchen zu antizipieren.
Besser ist es, mit den potentiellen Nutzern zu
sprechen. Die Sicht der Redaktion ist leider
nicht immer die Sicht der Nutzer. Diese Gespräche müssen moderiert sein und sollten
Ideen und Möglichkeiten vorstellen. Anderenfalls wird man häufig Antworten bekommen,
die Henry Ford bestätigen.
Hat man sich nun so vorbereitet, dass die
Forderungen an die elektronische Publikation
mit den Möglichkeiten der eigenen Dokumentation im Einklang stehen, kann man sich auf
den Weg machen, eine Software zu suchen
oder zu entwickeln, die beides zusammen
optimal abbildet.
Wir bei EasyBrowse erleben häufig bei
Gesprächen mit Interessenten eine große Enttäuschung: nicht über den mangelnden Funktionsumfang von EB.Suite, sondern darüber,
dass die Technische Dokumentation nicht die
Voraussetzungen bietet, alle Möglichkeiten
unserer Software zu nutzen.
Ein Blick auf die andere Seite
Der unnötige Apell an die Betreiberpflichten in Benutzerinformationen
B
ei der Durchsicht einschlägiger Anleitungen findet man häufig folgende Formulierungen:
„Die in der Betriebsanleitung aufgeführten Sicherheitshinweise, die bestehenden
nati­o­nalen Vorschriften zur Unfallverhütung
sowie eventuelle interne Arbeits-, Betriebsund Sicherheitsvorschriften des Betreibers
sind zu beachten.“
„Das mit Tätigkeiten an der Anlage beauftragte Personal muss vor Arbeitsbeginn
die Betriebsanleitung und hier besonders das
Kapitel ‚Grundlegende Sicherheitshinweise‘
sowie geltende Vorschriften gelesen und verstanden haben“.
„Ergänzend zur Betriebsanleitung sind
allgemeingültige gesetzliche und sonstige
verbindliche Regelungen zur Unfallverhütung
und zum Umweltschutz zu beachten und von
dem Betreiber durch interne Betriebsanweisungen zu ergänzen.
Insbesondere sind aber die Betriebsanleitung und geltende Vorschriften so aufzubewahren, dass sie dem Bedien- und Wartungspersonal jederzeit zugänglich sind.“
So oder ähnlich fordern Hersteller die
Betreiber von gewerblich einzusetzenden Produkten dazu auf, einschlägige Gesetzgebung,
Unfallverhütungsvorschriften und sonstige
Regelungen zu beachten, inklusive der Mahnung, die Anleitung den Mitarbeitern zur Verfügung zu stellen und zu überwachen, dass
sie verstanden und umgesetzt wird.
Wie sinnvoll und hilfreich sind solche
Aufforderungen? Dienen sie der Haftungsbegrenzung oder sollen sie Informationen ersetzen, die man gegebenenfalls in der Anleitung vergessen haben könnte? Anscheinend
herrscht Unsicherheit, insbesondere dann,
wenn die Inhalte dieser Regelungen dem
Hersteller gar nicht bekannt sind. Deshalb
hier ein kurzer Blick auf die Regelungen zur
Betreiberseite.
Die europäische Ebene
Ausgehend vom Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union (AUEV) sind
sowohl für Hersteller als auch für Betreiber
Anforderungen in Richtlinien formuliert.
Herstellerseitig sind in den einschlägig
bekannten Richtlinien zur Produktsicherheit
grundlegende und bindende Anforderungen
zu Sicherheit und Gesundheitsschutz formuliert. Zur technischen Umsetzung können
vom Hersteller harmonisierte Normen herangezogen werden, deren Erarbeitung ebenfalls auf europäischer Ebene erfolgt.
Grundlage für die Anforderungen auf
der Betreiberseite ist die ArbeitsschutzRahmenrichtlinie 89/391/EWG, unter deren
Dach eine Konkretisierung in weiteren Richtlinien erfolgt. Bereits hier wird insbesondere
in Artikel 10 auf die Pflicht zur Unterweisung
der Arbeitnehmer z.B. bei der Einführung
neuer Arbeitsmittel sowie in Artikel 12 auf
die Pflicht der Arbeitnehmer, ihre Tätigkeiten
entsprechend der Unterweisung auszuüben,
hingewiesen.
In der Arbeitsmittelbenutzungsrichtlinie
2009/104/EG sind die Mindestvorschriften
für die Bereitstellung und Benutzung von
Arbeitsmitteln formuliert. Der Artikel 6 beschreibt die Unterweisungspflicht des Arbeitgebers:
„(1) Unbeschadet des Artikels 10 der
Richtlinie 89/391/EWG trifft der Arbeitgeber
die erforderlichen Vorkehrungen, damit den
Arbeitnehmern angemessene Informationen
und gegebenenfalls Betriebsanleitungen für
die bei der Arbeit benutzten Arbeitsmittel zur
Verfügung stehen.
(3 ) Die Informationen und die Betriebsanleitungen müssen für die betroffenen Arbeitnehmer verständlich sein.“
Ein Instrument zur Unterweisung ist hier
die Betriebsanleitung des Herstellers, von der
zudem Verständlichkeit gefordert ist.
Arbeitsschutz in Deutschland
Der deutsche Gesetzgeber hat die an die Hersteller adressierten Richtlinien entweder als
Verordnungen zum Produktsicherheitsgesetz
oder als Einzelgesetze in nationales Recht
überführt. Allen gemeinsam ist die Forderung
nach Benutzerinformationen, die mit dem
Produkt zu liefern sind.
Im Bereich des Arbeitsschutzes in
Deutschland müssen sich Betreiber, konkreter
Horst-Henning Kleiner,
Geschäftsführer
tecteam
[email protected]
tecteam
13
Kleiner
Ein Blick auf die andere Seite
Hersteller- und Betreiberpflichten in der europäischen und deutschen Gesetzgebung
die Arbeitgeber, und ebenso die Arbeitnehmer in der Erfüllung ihrer Pflichten an den
nationalen Umsetzungen des Europäischen
Regelwerks orientieren.
Hier ist vor allem das Arbeitsschutzgesetz
zu nennen, welches die Arbeitsschutz-Rahmenrichtlinie 89/391/EWG umsetzt und ihr
inhaltlich entspricht. Demzufolge findet sich
auch hier im § 12 die Arbeitgeberpflicht zur
Unterweisung:
„Die Unterweisung umfaßt An­weisungen
und Erläuterungen, die eigens auf den Arbeitsplatz oder den Aufgabenbereich der Beschäftigten ausgerichtet sind. Die Unterweisung
muß bei der Einstellung, bei Veränderungen
14
im Aufgabenbereich, der Einführung neuer
Arbeitsmittel oder einer neuen Technologie
vor Aufnahme der Tätigkeit der Beschäftigten
erfolgen“.
Nach § 12 sind die Be­­schäftigten verpflichtet, ihre Tätigkeiten ent­sprechend dieser Unterweisung auszu­führen.
Betriebssicherheitsverordnung
Auf Grund des Arbeitschutzgesetzes hat
die Bundesregierung die Betriebssicherheits­
verordnung erlassen, die in novellierter
Fassung seit dem 1. Juni 2015 in Kraft ist. In
Abschnitt 1, § 1 ist die Zielsetzung deutlich zu
erkennen:
„Diese Verordnung gilt für die Verwendung von Arbeitsmitteln. Ziel dieser Verordnung ist es, die Sicherheit und den Schutz
der Gesundheit von Beschäftigten bei der
Verwendung von Arbeitsmitteln zu gewährleisten. Dies soll insbesondere erreicht werden
durch
1. die Auswahl geeigneter Arbeitsmittel
und deren sichere Verwendung,
2. die für den vorgesehenen Verwendungszweck geeignete Gestaltung von Arbeits- und Fertigungsverfahren sowie
3. die Qualifikation und Unterweisung der
Beschäftigten.“
Es würde hier den Rahmen sprengen, weitere
Abschnitte zu zitieren, in denen eine durchaus
umfangreiche Präzisierung erfolgt. Klar zu erkennen ist, dass das Thema der Betriebsanleitung immer wieder auftaucht, beginnend bei
der Gefährdungsbeurteilung des Arbeitgebers
bis hin zu den Unterweisungspflichten. In § 6
wird darauf verwiesen, dass der Arbeitgeber
dafür sorgen muss, dass die erhaltenen Inforgen), Kennzeichnungen
mationen (Anleitun­
und Gefahrenhinweise auch tatsächlich be­
achtet werden. Ein gerade für Hersteller interessanter Aspekt findet sich in § 10. Dort
wird gefordert, dass bei Instandhaltungsmaßnahmen die Betriebsanleitung des Herstellers
heranzuziehen ist und die Arbeiten nur von
fachkundigen und unterwiesenen Personen
durchgeführt werden dürfen.
Spätestens in der Auseinandersetzung
mit der Betriebssicherheitsverordnung, die
übrigens auch in den Herstellerbetrieben um­
zusetzen ist und damit bekannt sein sollte,
wird klar, dass eingangs zitierte Verweise in
Anleitungen auf die Betreiberpflichten völlig
überflüssig sind. Gesetzliche Pflichten der
Betreiber/Arbeitgeber und selbst der Arbeitnehmer sind auch ohne Aufforderung durch
die Hersteller zwingend umzusetzen.
lich Sicherheit und Gesundheitsschutz am
Arbeitsplatz dar. Erlassen durch die Deutsche
Gesetzliche Unfallversicherung stellen sie mit
84 DGUV-Vorschriften ein umfassendes bindendes Regelwerk dar, das seinerseits auf das
Arbeitsschutzgesetz und weiteres staatliches
Regelwerk verweist.
Natürlich handelt es sich um ein deutsches Regelwerk, aber ähnliches, möglicherweise anders strukturiertes, findet sich in den
Mitgliedsstaaten der Gemeinschaft. Die Europäischen Richtlinien zum Arbeitsschutz sind
ohnehin in den Mitgliedsstaaten in nationales
Recht umgesetzt.
Fazit
Pauschale Verweise auf die Einhaltung gesetzlicher Regelwerke durch den Betreiber
und seine Beschäftigten sind überflüssig.
Anleitungen sollen produktspezifische Informationen enthalten und insbesondere zu den
Gefährdungen und Risiken Stellung nehmen,
die im Umgang mit dem Produkt auftreten.
Wie aus den zitierten Gesetzen ersichtlich ist,
sind Anleitungen im Arbeitsbereich ein Baustein in der Unterweisungspflicht.
Und wenn es heißt, „Anleitungen müssen
gelesen und verstanden werden“, dann sollte
klar sein, dass sie verständlich geschrieben
sein müssen, um sie verstehen zu können.
Denn woran sollte man erkennen, sie nicht
verstanden zu haben?
Unfallverhütungsvorschriften
Wie zu erwarten, ist auch der Verweis auf die
Einhaltung der Unfallverhütungsvorschrif­
ten überflüssig. UVVen stellen für jedes
Un­
ter­
nehmen und für jeden Beschäftigten
(Versicherten) verbindliche Pflichten bezüg15
Von einer Praxis ohne Theorie
und einer ungeprüften Theorie
Eine Polemik
Foto: Jaques Sehy
D
Prof. Dr. Jörg Hennig,
Universität Hamburg
[email protected]
as sogenannte Hamburger Verständlichkeitsmodell ist ein großer Publika­
tionserfolg. In einem Interview mit einem der
Verfasser, Bernhard Langer, findet sich eine
bemerkenswerte Passage:
„Frage: Was sagen Sie zu der Kritik, [...]
das Modell sei theorielos? Oder anders ausgedrückt: Es könne sein, dass das, was Sie
vorschlagen, zum Erfolg führe, Sie wissen
aber selbst nicht warum.
Langer: ‚Nichts ist so praktisch wie eine
gute Theorie‘ (Kurt Lewin). Leserinnen und
Leser wissen, was ihnen das Lesen, Verstehen
und Behalten von Texten erleichtert bzw. erschwert.“ (1)
Langer geht mit einem nichtssagenden
Zitat über diesen für einen Wissenschaftler
doch massiven Vorwurf hinweg und bestätigt
ihn damit zumindest indirekt. Die Theorielosigkeit hat der Beliebtheit des Modells in der
Technischen Kommunikation keinen Abbruch
getan. In kaum einem Einführungs- oder
Überblicksbuch zur Technischen Kommunikation fehlt ein empfehlender Hinweis auf
das Hamburger Verständlichkeitsmodell. Die
Plausibilität der Ratschläge oder anders formuliert die Übereinstimmung mit den Alltagsannahmen zur Textverständlichkeit machen
die Faszination des Modells aus. (Nur nebenbei: Ungeprüfte Alltagsannahmen nennen wir
im Allgemeinen auch Vorurteile.)
Die Bezeichnung ‚Modell‘ ist sicher unzutreffend, denn mit dem, was die Hamburger
Psychologen vortragen, wird kein Realitätsausschnitt erklärt oder anschaulich gemacht,
wie es von einem Modell gefordert wird. Hier
werden Anwendungsratschläge gegeben, oh­
ne dass klar wird, wie und warum sie wirken.
Klammerbildung
Anders liegt es in dem folgenden Fall: Fast
durchweg warnen die Handbücher der Technischen Kommunikation und Dokumentation
aus Gründen der Satzverständlichkeit vor der
Klammerbildung. (Übrigens macht das „Wörterbuch der technischen Kommunikation und
Dokumentation“ von Hennig/Tjarks-Sobhani
von 1998 hier keine Ausnahme.)
„Die Standarddefinition der Klammer be-
16
sagt, dass syntaktisch und/oder funktional
zusammengehörige Elemente“ auseinandertreten können. (2) Dazu drei Beispiele, die für
drei unterschiedliche Typen stehen:
• Torsten Frings will im Halbfinale trotz seiner Rippenverletzung unbedingt spielen.
Diese Erscheinung heißt Hauptsatzklammer.
In dem Beispiel besteht sie aus einem Modalverb + einem (finiten) Vollverb.
Möglich ist auch die Form (finites) Verb +
trennbares Präfix:
• Peter macht morgens als erstes das Fens­
ter auf.
Und auch in der folgenden Form tritt die
Hauptsatzklammer auf:
• Volker ist seit 15 Jahren in derselben
Firma Technischer Redakteur.
Außerdem gibt es die Nebensatzklammer, die
aus einer Konjunktion oder einem Relativpronomen und dem Verbalkomplex mit dem flektierten Verb am rechten Ende besteht:
• Obwohl sie ihn seit der Schulzeit nicht
mehr gesehen hatte, erkannte sie ihn
gleich.
Die sog. Nominalklammer tritt in der folgenden Form auf:
• Das viel verkaufte, aber in der Zwischenzeit leider vergriffene Programm ist
wieder erhältlich.
Man könnte im Einzelnen zeigen, was Klammerbildung für die Kommunikation leistet.
Auf jeden Fall wird durch die Klammer deutlich gemacht, was zusammengehört und
deshalb beim Hören oder Lesen auch als zusammenhängend dekodiert werden muss. In
einer Untersuchung zur Klammerbildung aus
dem Jahr 1994 fasst der Autor das Verfahren
so zusammen:
„Das klammernde Verfahren besteht darin, dass bestimmte Bestandteile eines Satzes
so von zwei Grenzsignalen umschlossen werden, dass der Hörer aus dem Auftreten des
ersten Signals mit sehr großer Wahrscheinlichkeit schließen kann, dass der betreffende
Bestandteil erst dann beendet sein wird, wenn
das passende zweite Signal in der Sprachkette
erscheint. Diese Erscheinung dient also dazu,
den Hörer bei der syntaktischen Dekodierung
zu unterstützen.“ (3)
Die Klammerbildung ist eine Besonderheit der deutschen Sprache und sie gilt im
Zweitspracherwerb und bei der Übersetzung
in andere Sprachen als schwierig. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass sie von nicht
Deutsch Sprechenden immer wieder kritisiert
und verspottet worden ist. Mark Twain hat
sich da besonders hervorgetan.
Die beschriebene kommunikative Leis­
tung der Klammerbildung im Deutschen
wird in Handbüchern zur Technischen Kommunikation und auch in anderen Werken
zur Verständlichkeitsoptimierung gar nicht
diskutiert, son­dern es wird unbeirrt die sogenannte Ausklammerung empfohlen. Für die
Hauptsatzklammer sollen nach diesen Empfehlungen die Prädikatsteile zusammengezogen und die übrigen Satzteile, das sog. Mittelfeld, nachgestellt werden. Aus „Sie hat von
morgens bis abends gesungen.“ wird dann
„Sie hat gesungen von morgens bis abends.“
Schon bei diesem einfachen Beispiel zeigt
sich aber, dass sich die beiden Sätze in ihrem
Sinn unterscheiden: In dem umgeformten
Satz sind die ausgeklammerten Teile durch
die herausgehobene Endstellung offensichtlich betont. Möglicherweise würden wir in
gesprochener Sprache, um die Betonung ganz
deutlich zu machen, hinzufügen „Sie hat gesungen und zwar von morgens bis abends.“
Wir sind also gar nicht frei, beliebig auszuklammern, wenn wir den Sinn nicht verändern
wollen. Hinzu kommt, dass wohl niemand behaupten wird, die ausgeklammerte Variante
sei stilistisch schön oder auch nur gleichwertig mit der Klammer-Version.
Das Hauptargument für die Ausklammerung in den Ratgeber-Büchern ist die Erhöhung der Verständlichkeit, weil so das Gedächtnis entlastet werde. In diesem Fall wird
also eine Theorie zur Erklärung angeboten.
Wie aber steht es mit der Qualität dieser Theorie, also ihrer Fähigkeit, die Behaltensleis­
tung in diesem speziellen Fall zu erklären?
In dem Buch von Gerhard Preuß (4) findet
sich die folgende Zusammenfassung:
„Mit Hilfe einer experimentellen Untersuchung gelingt es zu zeigen, dass sich die
verbale Diskontinuität in der schriftlichen
Kommunikation im Bereich der deutschen
Gegenwartssprache keinesfalls negativ auf
die Behaltensleistung des Lesers auswirkt. Im
Gegenteil: bei einem Mittelfeldumfang von 9
bis 19 Wörtern manifestiert sich eindeutig die
kognitive Funktionalität der lexikalischen Verbalklammer. Ausgehend von diesem Ergebnis
kann die Ausklammerung nicht mehr generell
als Möglichkeit zur Steigerung der kommunikativen Effizienz gepriesen werden.“
Populäre Irrtümer
Ob es sich vielleicht mit der Satzklammer so
verhält wie mit dem Eisengehalt von grünem
Spinat, dem Teflon als Nebenprodukt der
Raumfahrt und den 100 Bezeichnungen der
Eskimos für Schnee? Alles hübsche Erfindungen oder Irrtümer, an die wir uns gewöhnt
haben, weil sie so schön plausibel klingen.(5)
Und auf den Einwand, dass sehr viele Satzbestandteile zwischen den beiden Teilen des
Prädikats den Satz wirklich unübersichtlich
machen, könnte ich entgegnen: Wenn ich
sehr viel Spinat esse, nehme ich wirklich etwas Eisen zu mir.
Es gibt bisher kaum verlässliche Untersuchungen über die Entwicklung der Klammerbildung in deutschen Texten. Immerhin
kommt eine Arbeit, die die Zeit von der Mitte
des 15. bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts in
den Blick nimmt, zu dem Ergebnis, dass die
Klammer in diesem Zeitraum stark zunimmt,
insbesondere in der Fachprosa.
Auch in der Gegenwart findet man die
Klammer allenthalben, zumindest in der gesprochenen Umgangsprache. Die Tendenz,
in der gesprochenen Sprache als Vergangenheitstempus stets das aus Hilfsverb und Verb
gebildete Perfekt statt des ja nur aus dem
Verb bestehenden Präteritums zu wählen,
wirkt hier sicher verstärkend.
Die Klammerbildung im Deutschen ist also
weiter produktiv, auch wenn sie Übersetzern
zugegebenermaßen bisweilen Schwierigkei­
ten macht. Das Deutsche wahrt hier seine
eigenen kommunikativen Möglichkeiten und
baut sie offenbar noch aus.
Anmerkungen:
(1) Hennig, Jörg/Tjarks-Sobhani, Marita (Hrsg.)
(1999): Verständlichkeit und Nutzungsfreundlich­
keit von technischer Dokumentation. Lübeck:
Schmidt-Römhild. S. 71.
(2) Nübling, Dagmaris u.a. (2008): Historische
Sprach­wissenschaft des Deutschen. Eine Einführung in die Prinzipien des Sprachwandels. 2., überarb. Aufl. Tübingen: Narr. S. 92.
(3) Ronneberger-Sibold zitiert nach: Nübling S. 92.
(4) Preuß, Gerhard (2000): Die Gedächtnisrelevanz der Verbalklammer. Untersuchung zur kog­
nitiven Funktionalität einer topologischen „Kapriole“ der deutschen Sprache. Hamburg: Kovac
(Schriftenreihe Philologia 44).
(5) 100 Gramm frischer Spinat enthalten durchschnittlich 3,5 Milligramm Eisen und nicht 35
Milligramm, wie immer wieder behauptet worden
ist. – Polytetrafluorethylen (Kurzzeichen PTFE),
das unter dem Handelsnamen Teflon vertrieben
wird, wurde bereits 1938 entdeckt und 1954 zur
Beschichtung von Töpfen und Pfannen verwendet.
Die Raumfahrt begann aber erst 1957. – Die Inuit
haben nur zwei einfache, nicht zusammengesetzte
Wörter (Simplicia) für Schnee, aber zahlreiche zusammengesetzte Wörter, wie das Deutsche auch,
z.B. Pulverschnee, Neuschnee.
17
Klare Prozesse –
bessere Dokumentation
Von der Zettelwirtschaft zum strukturierten Revisionszyklus
I
ndustrien mit hohen regulatorischen Anforderungen an die Dokumentation – wie
z.B. weite Teile der Luftfahrt und Verteidigung
– benötigen einen kontrollierten Änderungsprozess für die Dokumentation. Jede Änderung muss von ihrer Entstehung als Änderungsanforderung (Change Request oder CR)
über ihre Genehmigung, ihre Einarbeitung in
ein Informationsmodul bis hin zur Abnahme
des geänderten Moduls nachvollziehbar dokumentiert werden: Wer hat wann was und
warum geändert, genehmigt oder abgelehnt.
Der Herausgeber der Dokumentation muss
in der Lage sein, Herkunft und Durchführung
einer Änderung nachzuweisen.
Verfahren und Systeme, die für diese stark
regulierten Anwendungsbereiche entwickelt
werden, können aber auch in weniger regulierten Bereichen dazu beitragen, den Dokumentationsprozess zu verbessern. Rigide
Workflows sind dabei in den meisten Fällen
eher nachteilig, nützlich dagegen sind Verfahren, die
• Informationsflüsse bündeln
• die Zusammenarbeit zwischen
Dokumentationsexperten und
Fach­experten strukturieren
• Änderungswünsche und darauf
basierende Änderungen protokollieren
und damit zu einer besseren
Nachverfolgbarkeit führen
• Freigabeprozesse vereinfachen.
Anhand eines konkreten Beispiels aus der
Luftfahrt wird beschrieben, wie diese Ziele
erreicht und dadurch einige vorher wenig
strukturierte Prozesse vereinfacht und erheblich beschleunigt werden.
Klaus Fenchel,
Managing Direktor
Ovidius GmbH
[email protected]
Dokumentationsexperten
und Fachexperten
In den Dokumentationsprozess sind meist
ver­schiedene Gruppen mit unterschiedlichen
Kom­
petenzen, Fähigkeiten und Verantwortlichkeiten eingebunden. Eine zentrale
Un­ter­scheidung ist die zwischen Dokumentationsexperten, deren Kernkompetenz Doku­
mentationsprozesse und -systeme sind, und
Fach­
experten, wie z.B. QM-Beauftragte,
Ent­wickler oder Ingenieure. Für jede Gruppe
18
müssen adäquate Werkzeuge zur Verfügung
gestellt werden: Fachexperten, die nur gelegentlich inhaltlich zur Dokumentation beitragen, sollen nicht mit den Komplexitäten eines
XML-basierten Dokumentationsworkflows
be­
helligt werden. Dokumentationsexperten
hingegen benötigen die volle Leistungsfähigkeit entsprechender Systeme, um z.B.
zielgruppen- oder produktspezifische Dokumentationen effizient zu konfigurieren und zu
erzeugen.
Abbildung 1 verdeutlicht dies am Beispiel
einer Anwendung in der Luftfahrt. Mit dem
Redaktionssystem selbst arbeitet nur eine
kleine Redaktionsgruppe von drei bis fünf Redakteuren. Die Anzahl der Fachexperten, die
zu den Inhalten beitragen, diese kommentieren und genehmigen, kann schnell dreistellig
werden. Die Anzahl der Nutzer hingegen liegt
im mittleren vierstelligen Bereich.
Abb. 1: Gruppen im Dokumentationsprozess
Revisionszyklus für
Operation Manuals bei Fluglinien
Fluglinien müssen verschiedene Operation
Manuals (OM) erstellen. Diese unterliegen
einem Revisionszyklus, der für bestimmte dieser Manuals vorsieht, dass Änderungen von
der nationalen Luftfahrtbehörde genehmigt
werden müssen. Dies und die Tatsache, dass
in der Vergangenheit die Auslieferung in Papierform als ‚Änderungspaket‘ erfolgte, das
nur die geänderten Seiten oder Abschnitte
enthielt, führte zu aufwendigen und relativ
lang laufenden Zyklen. Mit der Einführung
von elektronischen Bordhandbüchern werden
Lieferung bzw. Updates erheblich vereinfacht
und könnten ohne Probleme täglich erfolgen.
Stellschrauben, an denen noch gedreht werden kann, um Prozesse zu vereinfachen und
zu beschleunigen, sind die internen Änderungs- und Freigabeprozesse sowie die externe Freigabe.
Ein typischer Revisionszyklus (Abb. 2) für
die Dokumentation bei Fluglinien beinhaltet
die folgenden Schritte:
Schritt 1: Change Request – Änderungs­
wünsche sammeln, diskutieren und freigeben.
Die letzte Handbuchrevision ist frei­gegeben
und publiziert. Das Handbuch wird auf das
Review-Portal gepusht, damit die Sammlung
von Änderungswünschen für die nächste Revision beginnen kann. Inhalte hierfür kommen
von Fachexperten (Piloten, Technikern usw.).
Jedem Handbuch- und jedem WorkflowSchritt können verschiedene Benutzer in unterschiedlichen Rollen zugewiesen werden.
So kann Pilot McFly der ‚Document Owner‘
mit allen Rechten beim OM-A sein, beim
Abb. 2: Der Revisionszyklus
OM-B ist er aber nur ‚Reviewer‘ und kann als
solcher auch nur Änderungswünsche eintragen. Nachdem das Handbuch auf das Portal
gepusht wurde, werden alle für dieses Handbuch registrierten Benutzer automatisch per
E-Mail zur Bearbeitung aufgefordert.
Nach dem Einloggen finden die Benutzer
einen Überblick über alle Handbücher, denen
sie zugeordnet sind – andere Handbücher sehen sie nicht. Beispiel (Abb. 3): Das Operation
Manual Part C (OM-C, gelb hinterlegt) befindet sich im Schritt Collect Change Requests.
Dieser endet am 15.7.2015. Es wurden bereits
64 CRs eingetragen.
Öffnet man das OM-C, gelangt man
direkt zu einer Darstellung des Handbuchs
mit Inhaltsverzeichnis. An jedem Textknoten
können Diskussionen begonnen werden.
Änderungswünsche werden daher direkt an
der betroffenen Stelle des Dokuments erfasst
und diskutiert. Längere Passagen oder zu ändernde Bilder können als Anhang hochgeladen werden. Für jeden Beitrag wird festgehalten, wann und durch wen er gemacht wurde
(Abb. 4). Nutzer mit entsprechenden Rechten
können einen finalen Kommentar abgeben
und die Diskussion schließen.
Schritt 2: Revision – Änderungswünsche
einarbeiten. Sobald ein Änderungsvorschlag
genehmigt ist, kann dieser durch den Dokumentationsexperten bearbeitet und in das
Handbuch integriert werden. Es ist nicht erforderlich zu warten, bis die CR-Phase beendet ist. CR-Phase und Überarbeitung können
parallel laufen.
In den Operation Manuals wird bei sachlich begründeten Änderungen immer auch
eine Änderungsbeschreibung mit eingegeben. Diese werden zum Publikationszeitpunkt extrahiert und als Änderungsübersicht
Abb. 3: Operation Manuals Übersicht
(LaC = List of actual Changes) an den Anfang der Publikation gestellt. Die korrekte
Erfassung der Änderungsbeschreibung ist
eine zentrale Aufgabe der Redakteure. Die
Freigabe des Handbuchs durch die nationale
Luftfahrtbehörde kann davon abhängen, dass
LaC und durchgeführte Änderungen vorhanden und korrekt sind. (Abb.5)
Schritt 3: Review und Approval – Änderungen prüfen und genehmigen. Wenn alle
Änderungen eingearbeitet sind, durchläuft
das geänderte Handbuch einen oder mehrere
Prüf- und Freigabezyklen. Durch den modularen Dokumentationsaufbau ist es lediglich
erforderlich, die geänderten Module zu prüfen und freizugeben. Prüfebenen sind beispielsweise zunächst der Dokumentverant­
wortliche, im Anschluss eine allgemeine
interne Kontrollorganisation (Flight Operations Steering Committee) und zuletzt die nationale Luftfahrtbehörde, in Deutschland z.B.
das Luftfahrtbundesamt. Auch diese Prüfungen können rein web-basiert erfolgen.
Freigaben werden geloggt und können jederzeit nachvollzogen werden.
Um die Prüfung zu vereinfachen, wird
das Handbuch mit Änderungsmarkierungen
hinsichtlich des letzten freigegebenen Dokumentenstandes auf das Portal gepusht. Der
Prüfer muss nun lediglich die als ‚erledigt‘
markierten Change Requests mit den sichtbaren Änderungen und der Änderungsbeschreibung vergleichen. Ist alles in Ordnung,
kann er das Modul freigeben, wenn nicht,
kann er die Freigabe verweigern und es geht
zurück in die Redaktion.
19
Fenchel
Klare Prozesse – bessere Dokumentation
Abb. 4: Änderungswünsche eintragen und diskutieren
Schritt 4: Release und Publication – Publikation des Handbuchs. Nach erfolgter Freigabe
wird das Handbuch durch die Dokumentationsexperten in allen erforderlichen Medien
publiziert und verteilt. Danach beginnt der
Revisionszyklus erneut.
Vorteile eines strukturierten
Revisionsprozesses – nicht nur
in der Luftfahrt
Wie viele Prüfzyklen ein Handbuch durchlaufen muss, hängt in der Luftfahrt vom Typ
Abb. 5: Change Request, Änderung und Änderungs­beschreibung
20
des Handbuchs ab. In den meisten Industrien
dürfte oft eine einzige Prüfrunde ausreichen.
Die Vorteile des beschriebenen Prozesses
liegen auf der Hand:
• Gelegenheitsnutzer erhalten eine sehr
einfache und ohne Schulung zu nutzende
Umgebung, mit der sie ihren Beitrag zur
Dokumentation leisten können. Und dies
sowohl zur Erstellung von Änderungsvorschlägen als auch zur Prüfung und
Freigabe der Änderungen.
• Der Änderungsprozess wird kanalisiert
und organisiert: Änderungsvorschläge
werden ausschließlich über das WebPortal eingereicht. Dieses fungiert als ein
dokumentzentrisches Ticketsystem, in
dem jeder Änderungsvorschlag (jedes
Ticket) einen definierten Lebenszyklus
hat. Fliegende Blätter, kommentierte
PDFs, E-Mails oder telefonische Änderungswünsche gehören (endlich) der
Vergangenheit an.
• Dadurch, dass jedem Handbuch für jeden
Schritt im Workflow unterschiedliche
Benutzer mit unterschiedlichen Funktio­
nen und Rechten zugewiesen werden,
wird der gesamte Prozess leicht gelenkt.
• Um die Änderungen umzusetzen, Dokumente zu überarbeiten, zu konfigurieren,
Publikationen zu erstellen und zu verteilen, nutzen redaktionelle Fachkräfte
weiterhin die komplette Funktionalität
leistungsfähiger Redaktionssysteme.
Das beschriebene Verfahren etabliert einen
klar definierten Workflow, in dem verschiede­
ne Beteiligte unterschiedliche Rollen und
Werk­zeuge benutzen. Zentral ist dabei ein
kumentzentriertes, web-basiertes Ticket­
do­
sys­tem, das dazu dient, Änderungswünsche
zu dokumentieren, kommentieren und zu genehmigen sowie durchgeführte Änderungen
freizugeben. In vielen Fällen ist es nicht erwünscht, dass Fachexperten direkt im Redaktionssystem arbeiten. Sie sollen bes­tenfalls
nur Informationen zuliefern, die von Dokumentationsexperten eingearbeitet werden.
Das Ende der Insel –
Qualität in Sicht
Technische Redaktion – Übersetzung – Review – Terminologie
D
ie Zeiten sind wohl ein für alle Mal vorbei,
als die Technische Redaktion als einsame
Insel im Firmenarchipel tätig war. Mittlerweile
sitzt sie zentral zwischen Technik, Marketing,
Vertrieb und Produktion. Doch mit welchen
Schiffen werden die anderen erreicht, wie wird
ein Fahrplan erstellt und eingehalten? Wie
wirkt es sich aus, dass im digitalen Zeitalter
der Wind sehr stark in Richtung Kollaboration
weht – Stichwort ‚Collaborative Commons‘?
Im Folgenden versuchen wir einen kollaborativen Ansatz zu beschreiben, mit dem eine
sinnvolle und zielgerichtete Zusammenarbeit
zwischen Technischen Redakteuren, Übersetzungsdienstleistern, Terminologen und ins­
besondere auch all den anderen Beteiligten
organisiert und gleichzeitig eine nachhaltige
Qualitätsbewertung etabliert werden kann.
Spätestens mit dem Beginn des ‚Content‘Zeitalters nimmt die Bedeutung der Technischen Redaktion zu. Die Kollegen aus dem
Marketing zapfen auf der Suche nach interessanten Themen immer öfter die technischen
Inhalte an und professionell erstellte PostSales-Unterlagen werden immer öfter auch im
Pre-Sales eingesetzt, um Kundennutzen darzustellen. Diese Verzahnung wirft die Frage
nach der Austauschbarkeit der Informationen
und Systeme auf – und ob dem Kunden eine
einheitliche und damit eindeutige Sprache
vermittelt wird. Basis dieser Verständlichkeit
ist ein adäquates Terminologiemanagement.
Dieses macht sich aber, wie eben ausgeführt,
nicht nur auf der inhaltlichen Seite bezahlt,
sondern auch durch verringerte Kosten positiv bemerkbar. Insbesondere wenn man den
meist nächsten Schritt in der Content-Prozesskette mit in Betracht zieht: die Übersetzung,
die eine einheitliche Benennung der Begriffe
auch schon in der Ausgangssprache benötigt.
Volle vereinte Kraft voraus
durch Kollaboration
Die Frage, wie man die Zusammenarbeit
zwischen den Abteilungen und mit externen
Dienstleistern organisiert, stellt sich in modernen arbeitsteiligen Unternehmen eigentlich
nicht mehr. Denn Kollaboration ist, wenn es
nach Vordenkern wie Don Tapscott („Wiki-
nomics“) oder Jeremy Rifkin („Collaborative
Commons“) geht, einfach unumgänglich.
Dafür braucht man allerdings die richtigen
Prozesse und Werkzeuge, die einerseits für
den Gelegenheitsnutzer möglichst leicht verständlich sind, gleichzeitig aber dem Experten
die erforderlichen Steuermöglichkeiten und
‚Business Intelligence‘ bieten.
Terminologie als Heimathafen
Dieser Grundsatz gilt insbesondere bei der
Terminologie-Abstimmung. Denn hier müssen
alle, die mit Content und dessen Erstellung zu
tun haben, sowohl schnell und leicht auf die
richtigen Termini zugreifen als auch bei Bedarf
einen Termantrag stellen oder qualitativen
fachlichen Input geben können. Bei manchen
Firmen reicht der Terminologiebogen bereits
von der Entwicklungsabteilung über das Marketing bis hin zu Technischer Redaktion und
Produktion.
Terminologieprojekte werden insbesondere dann erfolgreich, wenn das Terminologieteam sie permanent promotet und so
das Thema Terminologie immer wieder in
Erinnerung ruft. Dies gilt vor allem für kollaborative Terminologieprozesse, bei denen die
‚Crowd‘ der Benutzer mit Zusatzangeboten
und Zusatznutzen zur Mitarbeit motiviert
wird. Spielerische, unterhaltsame, aber auch
lehr- und hilfreiche Elemente, wie wir sie von
den sozialen Medien kennen, werden für die
Terminologiearbeit genutzt.
Ein Beispiel dafür wäre ein Online-TermQuiz mit von Terminologen ausgearbeiteten
Fragen, die mit den Inhalten der Termbank
korrelieren können, aber nicht müssen. Am
Schluss werden die Antworten auf ihre Richtigkeit überprüft und zusammengefasst, um
den Lernerfolg zu sichern. Und sofern sich die
Fragen auf Termbankinhalte bezogen haben,
kann der Benutzer gleich direkt auf den entsprechenden Eintrag springen. Damit befindet
er sich genau dort, wo man ihn haben möchte: in der Termbank. Eine andere Möglichkeit
wäre etwa ein „Eintrag der Woche“ mit redaktionell aufbereiteten aktuellen Themen,
häufigen Fragen und auch lehrreichen Inhalten. Auch hier ist es empfehlenswert, wenn
Klaus FLeischmann,
Geschäftsführer
Kaleidoscope
[email protected]
21
Fleischmann
Das Ende der Insel – Qualität in Sicht
der Benutzer direkt aus dem Eintrag der Woche wieder in die Termbank gelangt.
man überdies gezielt alle Prozesse rund um
die Erstellung, Definition, Freigabe und Änderung der Terminologie steuern. Aber im
Gegensatz zum Wiki-System der Selbstkorrektur stellt ein zentralisierter Prozess sicher,
dass alle Informationen korrekt recherchiert,
von allen Beteiligten freigegeben und aktuell
sind.
Doch auch bei der Übersetzung ist Zusammenarbeit ein wesentlicher Faktor für das Gelingen. Denn was passiert mit den in aller Regel sinnvollen und wichtigen Rückfragen der
Übersetzer, mit denen sie Unklarheiten, Fehler
etc. abklären wollen? Die müssen gemanagt
und dem gesamten Team nachvollziehbar
kommuniziert werden, schließlich geht es hier
ganz zentral um Zeit, Geld und Qualität. Diese
Rückfragen lassen sich erfahrungsgemäß am
besten mittels web-basiertem Portal verwalten, das alle Beteiligten – vom Übersetzer
über den Projektmanager bis hin zum Kunden
und dessen Experten – einfach, nachvollziehbar und kollaborativ mit einbezieht. Die Rückfragen sollten archiviert werden, damit sie in
der Folge durchsucht und wiederverwendet
werden können. So geht kein Wissen verloren
und die Kunden bzw. ihre Experten müssen
nicht mehrmals ein- und dieselbe Frage beantworten. Hier schließt sich auch der Kreis,
denn Rückfragen, die wichtige Informationen
über den Ausgangstext enthalten, können
so nach Projektabschluss gesammelt an die
Autoren übermittelt werden. Damit lässt sich
auch der gesamte Prozess inklusive der Ausgangstexte optimieren, wovon u.a. auch die
Technische Redaktion profitiert.
Faktor Übersetzung
Dank einer einheitlichen Terminologie lassen
sich, wie weiter oben erwähnt, nicht nur
die Inhalte und damit die Marke besser und
nachdrücklicher kommunizieren. Auch die
Übersetzungskosten sinken, da eine terminologisch einheitliche Benennung in allen geforderten Sprachen vorhanden ist oder erarbeitet
werden kann. Die Frage, wie die Inhalte in die
Übersetzung und retour kommen, war bis vor
kurzem in vielen Fällen wesentlich schwieriger
zu beantworten. Die Brücke schlägt der offene Standard COTI: Mit dem Common Translation Interface kann nun der Datenaustausch
zwischen Dokumenten-Management-System
und Übersetzungssoftware reibungslos abgewickelt werden. Ein kleiner Hinweis: Für SDL
Trados Studio stehen bereits Plug-ins und in
der Folge automatisierte Softwarelösungen
wie Connecting Content bereit.
Von den Rückfragen zum Review
Liegt die Übersetzung dann in allen Zielsprachen vor, ist der In-Country Review gefragt.
Dabei überprüfen Experten direkt in den
Ländern der Zielsprache, ob der Zieltext tat-
Kollaboration in den Workflows
Die Mitbestimmung und Teilnahme der Benutzer ist, wie unsere langjährige Erfahrung
zeigt, zentral für eine dauerhafte Identifika­
tion mit den Inhalten und somit auch der Verwendung des Endproduktes ‚Terminologie‘.
Mit diesen kollaborativen Workflows kann
22
sächlich für die lokale Zielgruppe geeignet ist.
Zumeist handelt es sich bei diesen Reviewern
nicht um Übersetzer, sondern um Vertriebsoder Technik-Mitarbeiter in den Niederlassungen der Auftraggeber. Daher ist es nur allzu verständlich, dass die Reviewer mit einem
Übersetzungstool weder arbeiten können
noch wollen. Die Reviewer sollen den Text ja
auch nicht Korrektur lesen, sondern vielmehr
die Übersetzung hinsichtlich ihrer Qualität
und Funktionalität im Zielmarkt bewerten und
Verbesserungsvorschläge machen.
Daher ist es naheliegend, auch hier ein kollaboratives Web-Portal einzusetzen, in dem
die Reviewer den Text prüfen, Änderungen
vornehmen und Kommentare abgeben und
vor allem die Qualität des Textes bewerten
können. Ideal ist es, wenn die Reviewer dabei
auch erlaubte und verbotene Benennungen
aus der eingebundenen Terminologiedatenbank sehen. So lassen sich alle gesetzten
Standards einhalten oder gegebenenfalls
Kommentare auch auf der terminologischen
Ebene rückmelden und nicht in vereinzelten
Segmenten, wie sie von den CAT-Tools üblicherweise verwendet und vorgegeben werden. Ein besonderes Highlight ist es, wenn
die Reviewer ihren Text direkt im Layout bearbeiten können und alle Änderungen in die
segmentbasierte Welt der CAT-Tools zurückfließen. Die Aufgabe der Übersetzer wiederum ist es, den Text mit den Rückmeldungen
aus den Ländern publikationsreif zu machen.
Daher können sie die vorgeschlagenen Änderungen akzeptieren oder auch ablehnen, was
sie in einem Kommentar begründen können.
Der finale Text kann dann als bilinguale Datei
heruntergeladen und mit den CAT-Tools industriell weiterverarbeitet werden.
Besonders sinnvoll ist es, den Reviewprozess auch als Basis für Qualitätsbewertungen
und -verfolgung zu nutzen. Durch die bei der
Prüfung vergebenen Fehlertypen, z.B. nach
QT21, kann über ein Rating aller vermerkten
Fehler ein Faktor von Fehlerpunkten pro 1000
Wörter oder Ähnliches errechnet und chronologisch pro Sprache, Übersetzer, Reviewer
etc. mitverfolgt werden. Das ist ein enorm
wichtiges Tool für die Business Intelligence
im Übersetzungsprozess, ermöglicht es doch,
ein fortlaufendes Qualitätsmanagement und
-monitoring zu etablieren und es nicht nur bei
vereinzelten Reparaturen zu belassen.
Vom Sample über die Qualität
zur Kosteneinsparung
Ein weiterer Ansatz, insbesondere zur Effi­
zienzsteigerung, ist das Sampling: Gemeinsam mit dem Kunden werden Inhaltstypen
definiert, die vom System mittels intelligenter
Stichprobe geprüft werden. Die SamplingMethode kann dabei beispielsweise auf dem
Dynamic Quality Framework von TAUS basieren. Durch die qualitative Beurteilung der
ermittelten Samples und eine Hochrechnung
auf die gesamte Wortmenge kann so ein
sehr realistischer Eindruck über die Übersetzungsqualität gewonnen werden, ohne jede
Datei komplett reviewen zu müssen. Ergebnis einer Stichprobenprüfung kann etwa ein
Pass/Fail-Wert sein, der darüber entscheidet,
ob die Datei nochmal geprüft oder komplett
überarbeitet werden soll oder ob die Übersetzungsqualität als ausreichend eingestuft wird
und so eine vollständige Review vermieden
werden kann. Die Zeit- und Kostenersparnis
liegt auf der Hand.
All diese Möglichkeiten zur Kollaboration
und Qualitätsverbesserung sollte moderne
Review-Software bieten, am besten mittels
eines global zugänglichen Web-Portals.
Fazit
Als Contentlieferant spielt die Technische
Redaktion oft eine zentrale Rolle, wenn es
um qualitätsvolle Texte geht. Mittels kollaborativer Prozesse und Softwarelösungen
können andere Bereiche an der Technischen
Redaktion andocken und so ihren Beitrag
zur Qualität, insbesondere hinsichtlich einheitlicher Firmensprache (Terminologie) und
Übersetzung liefern.
23
Content-Management-Systeme
erfolgreich einführen
Damit kleine Hürden nicht zu großen Problemen werden
I
Siegfried Siegel,
Mitglied der Geschäftsleitung
CARSTENS + PARTNER
[email protected]
mmer mehr Unternehmen – auch kleine
und mittelständische Betriebe – möchten
ihre Redaktionsprozesse mit einem ContentManagement-System optimieren und Kosten
sparen.
Die Einführung eines Content-Management-Systems bedeutet allerdings eine
er­hebliche Umstellung des gewohnten Redaktionsalltags und gerade in der Einführungsphase können kleine Hürden schnell zu
großen Problemen werden.
Im Normalfall muss parallel zur Einführung des neuen Systems natürlich das normale Tagesgeschäft weiter betrieben werden
und auch die Pflege und Erstellung der aktuell benötigten Dokumentation sichergestellt
sein. Das neue System sollte die bestehende
Redaktionsumgebung dann schnellstmöglich
ablösen, um den Parallelbetrieb des neuen
und des alten Systems möglichst kurz zu
halten.
Einen einheitlichen goldenen Weg bei der
Systemeinführung gibt es nicht, aber doch
eine Reihe von Standardkriterien, die beachtet werden müssen.
Als zertifizierter Schema ST4-Dienstleis­
ter konnten wir in den letzten Jahren eine
Reihe unserer Kunden bei der Einführung von
ST4 erfolgreich begleiten und dabei viel Projekterfahrung gewinnen.
Unsere ST4-Kunden
Kleinere Betriebe scheuten lange Zeit die
hohen Investitionskosten für ein CMS. Inzwischen führen aber auch immer mehr kleinere
und mittelständische Betriebe ein CMS ein
und können damit ihre Dokumentation optimal erstellen, verwalten, produzieren und
übersetzen.
Unsere ST4-Kunden kommen aus unterschiedlichsten Sparten und haben kleine
Installationen mit weniger als zehn Clients.
Teilweise sind es sogar Redaktionen mit einer ‚Stand-Alone-Lösung‘, bei der ein Redakteur die gesamte Technische Dokumentation
erstellt.
Als wichtigstes Ausgabeformat steht
bei allen Kunden ein druckfähiges PDF an
ers­ter Stelle. Teilweise werden auch weitere
24
Formate, z.B. Online-Hilfen aus dem System
erzeugt. Einige Kunden denken auch schon
über Publikationen für mobile Endgeräte
nach. Übersetzungen sind bei allen von uns
betreuten Kunden ein wichtiges Thema und
gerade sie sind oft auch der Grund dafür, ein
CMS einzuführen.
Wann braucht der Kunde externe
Unterstützung?
Nicht immer sind wir bei der Einführung
von Anfang an dabei, sondern kommen erst
während der Einführungsphase ins Spiel,
weil Probleme auftreten. Typische Kundenaussagen sind dann:
• Wir haben den Initialaufwand unterschätzt und können das System nicht
neben dem Tagesgeschäft einführen.
• Wir sind uns unsicher, ob wir richtig
modularisieren, wiederverwenden, filtern
und ablegen.
• Der Verwaltungsaufwand ist so groß,
machen wir da bei den MetaInforma­tionen etwas falsch?
• Wir haben noch keine Dokumente
produzieren können, obwohl wir schon
viele Inhalte erstellt haben.
• Das Layout ist noch nicht optimal, wir
können es aber selbst nicht anpassen.
• Die Schulung ist so lange her, wir wissen
nicht mehr so genau, wie es geht.
• Wie sollen wir die Altdaten am besten
übernehmen?
• Es ist alles so kompliziert, wir dachten,
das wird einfacher.
Diese und ähnliche Probleme können zu
unüberwindbaren Hürden werden und im
schlimmsten Fall sogar die erfolgreiche
Systemeinführung gefährden. In der Einführungsphase werden wichtige Entscheidungen getroffen und die Weichen für die
Zukunft gestellt.
Der Königsweg zum CMS
Optimal ist es, wenn wir von Anfang an dabei
sind. Gemeinsam mit dem Kunden analysieren wir die aktuelle Situation und planen das
richtige Vorgehen. Sehr gute Erfahrungen
haben wir besonders mit einem Startwork-
die Basiskonfiguration komplett übertragen.
Der Kunde startet mit einem ‚gefüllten‘ System. Dieses Vorgehen haben wir in mehreren
Projekten bereits erfolgreich umgesetzt.
Auch Schulungen können dann direkt anhand eigener Dokumentationen durchgeführt werden.
Pilotprojekt als Motivator
Nicht zu unterschätzen ist der motivierende Faktor eines Pilotprojektes. Es ist ein
Erfolgsgefühl, wenn die erste komplette
Dokumentation aus dem System produziert
werden kann. Hier erlebten wir leider manchmal, dass das erste Projekt zu kompliziert
angegangen wird (Filter/Taxonomien) und
deshalb zu keinem Abschluss kommt. Gibt es
dann noch Druck von Vorgesetzten – nach
einer großen Investition will man Ergebnisse
sehen –, sinkt die Motivation.
shop gemacht, den wir mit allen Projektbeteiligten durchführen, um essenzielle Fragen
zu klären:
• Welche Dokumentarten gibt es?
• Wie viele Produkte und Varianten gibt es?
• In welchem Format liegen die aktuellen
Dokumente vor?
• Müssen Inhalte redaktionell verbessert
werden?
• Stimmt die Modularisierung?
• In welchem Format liegen Grafiken vor?
• Ist eine automatisierte Migration möglich
und lohnt diese?
• Wie groß ist der Umfang der geplanten
Übersetzungen?
• Muss Zulieferdokumentation mit
verwaltet werden?
• Gibt es eine sinnvolle Wieder­
verwendung von Informationsmodulen?
• Welche Zielformate werden gebraucht?
• Wie sieht das Layout der Publikation
aus?
• Welche Dokumentarten/Formate sollen
in Zukunft erzeugt werden?
Die Klärung dieser Fragen ermöglicht es, den
Initialaufwand realistisch abzuschätzen und
entsprechend zu planen.
Die wichtigsten Schritte können wir dann
ganz übernehmen oder dabei Unterstützung
leisten:
• Analyse der Dokumentation
• Analyse des Varianten- und Versionsumfangs
• Untersuchung der Wiederverwendungsmöglichkeiten
• Definition der Ablagestruktur und der
Metadaten
• Erstellung einer Master-Dokumentation
• Erstellung/Anpassung des Layouts
• Schulung des Kunden am eigenen
System in eigenen Projekten
• Integration von weiteren Dokumen­­­
tationen
• Übersetzungen
Fazit
Gerade vor und während der Einführungsphase eines CMS macht es Sinn, sich unterstützen zu lassen. Wir können mit unserer
Erfahrung gemeinsam mit dem Kunden die
richtige Strategie planen und während der
gesamten Einführung dabei sein. Dies spart
Zeit und Kosten und vermeidet Ärger. Später
können wir bei Engpässen, Layoutanpassungen und Spezialthemen weiterhin unterstützen.
Der Start ohne eigenes System
Auch Kunden, die erst einmal nicht mit einem
eigenen System starten möchten oder ein Pilotprojekt umsetzen wollen, ohne in ein CMS
zu investieren, sind bei uns richtig.
In unserem Schema ST4 können wir Projekte umsetzen und auch schon Altdaten
migrieren. Hat der Kunde dann ein eigenes
System, werden alle Inhalte, das Layout und
25
Nichts ist nur formal
Pluralvarianten im Deutschen
Foto: Jaques Sehy
V
Dr. Beate Hennig,
Sprachwissenschaftlerin
Universität Hamburg
[email protected]
Unterschiedliche Pluralformen
– unterschiedliche Bedeutungen
die Bank – Bänke (Sitz für mehrere Personen)
– Banken (Geldinstitute)
der Bau – Bauten (Bauwerke)
– Baue (Tier-Höhlen)
das Ding – Dinge (Gegenstände)
– Dinger (Wertloses, junge Mädchen)
das Gesicht – Gesichter (Antlitze)
– Gesichte (Visionen)
der Mann – Männer (männliche Personen)
– Mannen (Gefolgsleute)
Homonyme – Genus, Bedeutung
und Plural unterschiedlich
der Flur (Korridor) – Flure;
die Flur (unbebautes Landstück) – Fluren
der Gehalt (Inhalt, Wert) – Gehalte;
das Gehalt (Entlohnung) – Gehälter
der Kiefer (Knochen) – Kiefer;
die Kiefer (Nadelbaum) – Kiefern
der Schild (Schutzwaffe) – Schilde;
das Schild (Erkennungszeichen) – Schilder
die Steuer (Abgabe) – Steuern;
das Steuer (Gerät zum Lenken) – Steuer
erwechselt jemand Wörter mit Worten,
z.B. wenn er ‚Worte‘ im Wörterbuch
nach­schlagen will, bereitet mir das Unbehagen. Schließlich heißt es ‚Wörterbuch‘ und
nicht ‚Wortebuch‘. Beide Pluralformen sind
zwar korrekt gebildet, aber der Sprecher
missachtet die unterschiedliche Bedeutung,
die die beiden Plural­formen haben. Der Plural ‚Wörter‘ bezieht sich auf die Bedeutung
‚kleinste selbständige sprachliche Einheit
von Lauten und Inhalt‘, der Plural ‚Worte‘
auf die Bedeutung ‚sinntragende Äußerung
von einem Wort oder mehreren Wörtern‘.
Diesen Bedeutungsunterschied gibt es auch
bei zusammengesetzten Wörtern: Es heißt
Pass- und Fremdwörter, aber Abschieds- und
Ehrenworte.
Unterschiedliche Bedeutungen
Es gibt eine Reihe von Fällen, in denen wie
beim ‚Wort‘ die unterschiedlichen Pluralformen eine Bedeutungsvariante des betreffenden Wortes ausdrücken. So beim ‚Band‘,
dessen Plural ‚Bänder‘ die Bedeutung ‚schma­
le Stoffstreifen‘ hat, während der Plural ‚Bande‘ ‚Verbindungen‘ bedeutet (z.B. Familienbande).
Diese Fälle unterscheiden sich von solchen,
in denen gleichlautende Substantive (Ho­
monyme) mit unterschiedlichen Genera und
unterschiedlicher Bedeutung unterschied­liche
Plurale bilden. Als Beispiel kann wieder das
Wort ‚Band‘ dienen: Im Gegensatz zum eben
genannten Neutrum bildet das Maskulinum
‚der Band‘ mit der Bedeutung ‚einzelnes Buch
einer Gesamtausgabe‘ den Plural ‚die Bände‘.
Ein Nebeneinander von unterschiedlichen
Pluralformen gibt es gelegent­lich auch ohne
Bedeutungsunterschiede: Beim ‚Denk­­mal‘
z.B. ist der Plural ‚Denkmale‘ und ‚Denkmäler‘
möglich, beim ‚General‘ die ‚Generale‘ und
‚Generäle‘, beim ‚Land‘ die ‚Länder‘ und ‚Lande‘ (das der Duden als gehoben bezeichnet).
Pluralendungen
Im Deutschen gibt es fünf Möglichkeiten, den
Plural zu markieren:
• die Endungen -e (Tag – Tage, Hut – Hüte),
• -er (Bild – Bilder, Blatt – Blätter)
26
• -(e)n (Kohle – Kohlen, Herz – Herzen)
• keine Endung (Schlüssel – Schlüssel)
• -s (Auto – Autos).
Welche der fünf Pluralendungen an welches
Substantiv treten kann, ist nur schwer vorhersagbar. Unsicherheiten bei der Pluralbildung
sind also nicht verwunderlich.
Der s-Plural
Die Pluralendung -s ist erst im 17./18. Jahrhundert entstanden. Der Kuckuck z.B. erscheint bei Luther noch im Plural als „die
jungen kuckuk“ oder als „junge kuckucken“
(DWb. 11, 2524), heute im Duden: die Kuckucks oder Kuckucke.
Da die Endung -s im Englischen zur regulären Pluralbildung dient, könnte man meinen,
sie sei aus dem Englischen ins Deutsche übernommen worden. Wahrscheinlich ist der sPlural aber aus dem Genitiv-s entstanden und
zunächst nur bei Familiennamen gebraucht
worden – aus ‚des Müllers Familie‘ wurden ‚die
Müllers‘. Heute wird er für Onomatopoetika
(wie Uhus) und Abkürzungen (wie Lkws, CDs)
gebraucht. Bei diesen wird keine Rücksicht
darauf genommen, wie der Plural der Langform lauten würde: Der ‚ASTA‘ z.B., der laut
Duden den Plural ‚ASTAs‘ oder ‚ASTen‘ bildet,
ist der ‚Allgemeine Studentenausschuss‘ mit
dem Plural ‚-ausschüsse‘; bei den ‚Lastwagen‘
(Lkws) ist der Plural gänzlich unmarkiert.
Vorwiegend wird der s-Plural aber für
Fremdwörter gebraucht, zumal wenn diese
noch nicht richtig eingebürgert sind: z.B. für
die ‚Cousins‘ und die ‚Kuverts‘ aus dem Französischen, für die ‚Babys‘ und die ‚Jobs‘ aus
dem Englischen.
Bei Fremdwörtern, die auf -s oder -x enden, ist der s-Plural nicht möglich, dann werden -e oder-en gebraucht: Fax – Faxe, Box –
Boxen, Zirkus – Zirkusse, Krokus – Krokusse.
Bei schon eingebürgerten Fremdwörtern
gibt es oft zwei Plural-Varianten nebeneinander: mit der Endung deutschen Ursprungs,
z.B. Balkon – Balkone, System – Systeme,
Match – Matchs oder mit der regulären französischen oder englischen Endung: Balkons,
Systems (dann auch englisch ausgesprochen),
Matches.
Plural bei Fremdwörtern
Bis ins 20. Jahrhundert war es bei Fremdwörtern einfach: Humanistisch Gebildete hat­ten
Griechisch und Latein gelernt und verwendeten die korrekten fremdsprachigen Pluralformen: Thema – Themata, Atlas – At­lan­ten
usw. Im Verlauf der Geschichte der Fremdwörter ist eine Entwicklung von der originalen Pluralform zu einer der deutschen Pluralbildung
angenäherten Form festzustellen. Heute stehen im Duden bei ‚Thema‘ die Angaben „Plur.
…men, auch -ta (griech.)“, bei ‚Atlas‘ „Plur.
…lasse u. …lanten“. Seltener gebrauchte
(meist fachsprachliche) Fremd­wörter wie z.B.
der ‚Topos‘ kommen noch heute nur mit der
fremden Pluralform aus: ‚Topoi‘.
Aus Unkenntnis über die fremden Endun­
gen wird aber auch oft eine Pluralendung an
ein Wort angehängt, das schon selbst den
Plural ausdrückt: z.B. Antibiotika(s) (Antibiotikum), Visa(s) (Visum).
Besondere Schwierigkeiten machen die
unterschiedlichen Plurale von gleichlautenden
Fremdwörtern (Homonyme) mit unterschiedlichen Genera und unterschiedlicher Bedeutung wie der ‚Korpus‘ (Christusfigur am Kreuz)
– die ‚Korpusse‘ und das ‚Korpus‘ (wissenschaftliche Textsammlung) – die ‚Korpora‘.
Unsichere Pluralbildungen
Unsicherheiten in der Pluralbildung treten
im aktuellen Sprachgebrauch vor allem bei
Fremdwörtern unterschiedlicher Herkunft auf,
die noch nicht vollständig eingedeutscht sind.
Für die ‚Pizza‘ hat sich der Plural ‚Pizzas‘ eingebürgert, aber laut Duden sind auch ‚Pizzen‘
oder – mit der korrekten italienischen Endung
– ‚Pizze‘ gebräuchlich, beim ‚Espresso‘ die
‚Espressos‘ neben den ‚Espressi‘. Bei ‚Zucchini‘ wird es ganz kompliziert: Das Gemüse
gibt es im Singular im Italienischen sowohl
männlich (il zucchino) als auch weiblich (la
zucchina), so dass die originalen Pluralformen
‚zucchini‘ und ‚zucchine‘ lauten. Eine(n) Zucchini oder mehrere Zucchinis zu kaufen, wie
man manchmal hören kann, macht also keinen Sinn. Im Duden ist deshalb keine Plural­
endung angegeben, statt dessen findet sich
die Angabe „meist Plur.“.
Auch ‚Spaghetti‘ sind nur im Plural vorhanden – ‚Spaghettis‘ wäre doppelt gemoppelt. Dass der ‚Keks‘ eigentlich schon ein Plural ist, ist in Vergessenheit geraten, deshalb
spricht man von ‚Keksen‘; dabei ist er aus den
englischen ‚cakes‘ entstanden.
Fachsprachliche Plural-Varianten
Bei einer Reihe von Wörtern ist die PluralVariante für den fachsprachlichen Gebrauch
reserviert: Die ‚Mutter‘ zum Beispiel bildet
für die Bedeutungsvariante ‚Gewinde, das
Schrauben umschließt‘ den Plural ‚Muttern‘
statt ‚Mütter‘.
Zum eher fachsprachlichen Gebrauch
kann man auch Pluralbildungen zu Stoffbezeichnungen zählen, die eigentlich nicht im
Plural gebraucht werden, da sie nicht zählbar
sind, wie Mehl, Eis oder Wasser. Bestellt man
in einem Lokal zwei Bier, bekommt man zwei
Gläser Bier. Auf die Frage „Was für Biere haben Sie denn?“ aber werden die Biermarken
oder -sorten aufgezählt. Bei der Bestellung
von zwei Eis wird nach der Sorte gefragt und
dann macht auch der Plural Sinn: „Der Vanillegeschmack bei den meisten Vanilleeisen wird
mit Vanille-Extrakt erzielt“ (SZ 13.7.2015).
Beim ‚Wasser‘ gibt es sogar zwei Plurale: die
‚Wasser‘ (Flüsse, Seen, Bäche) und die ‚Wässer‘ (verschiedene Sorten Tafelwasser).
Regionale Pluralvarianten
Auch im regionalen Sprachgebrauch gibt es
Pluralvarianten für ein und dasselbe Wort: Im
Schweizerischen z.B. heißt es nicht die ‚Parks‘,
sondern die ‚Pärke‘, die ‚Reste‘ werden dort
zu den ‚Resten‘ und die ‚Saisons‘ sind auch im
Süddeutschen die ‚Saisonen‘.
Übrigens, in mittelhochdeutscher Zeit gab
es beim ‚Wort‘ weder eine Unterscheidung
auf der Ebene der Formen noch auf der Ebene
der Bedeutungen. Der Plural (im Nominativ)
von ‚Wort‘ war damals gänzlich endungslos.
Noch Luther benutzt vorwiegend diese Form,
die bis ins frühe 18. Jahrhundert im Gebrauch
bleibt. Aber schon im 13. Jahrhundert treten
daneben ein -e und vereinzelt ein -er (auch
ohne Umlaut) als Pluralkennzeichen auf, „erst
seit der mitte des 17. jh. mehren sich schrift-
sprachlich die e-formen“ (DWb 30, 1468).
Das „bedeutungsmäszig unterscheidende
ne­­ben­­einander der plurale worte und wörter“
(DWb 30, 1469) allerdings beginnt erst ganz
langsam im 16. Jahrhundert; von den Sprachtheoretikern wird es im 18. Jahrhundert zwar
als Regel postuliert, aber „in der ausschlieszung der pluralform worte für einzelne wörter
ist die sprache bis heute nicht zu voller konsequenz gelangt“ (DWb 30, 1470) – „gerade
auch bei schriftstellern ersten ranges“ (DWb
30, 1471) von Goethe über Rilke bis in die
neueste Zeit wird die Regel nicht beachtet.
Wieder einmal zeigt sich, dass als Fehler
empfundene Sprachformen historisch gesehen legitimiert sein können.
Literatur:
Jacob und Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch, Bd. 30. Leipzig 1960.
Fremde neben
deutschen Pluralendungen
Aroma – Aromen/Aromata
Globus – Globusse/Globen
Komma – Kommas/Kommata
Konto – Konten/Kontos/Konti
Referendum – Referenden/Referenda
Visum – Visums/Visen/Visa
Plural-Varianten mit
fachsprachlicher Bedeutung
Dorn – Dornen (spitze Teile einer Pflanze)
– Dorne (Werkzeugteile)
Druck – Drucke (Bücher oder Grafiken)
– Drücke (wirkende Kräfte)
Korn – Körner (Getreidesamen)
– Korne (Teile einer Schusswaffe)
Strahl – Strahlen (einer Lichtquelle)
– Strahle (Wasserstrahle)
Tuch – Tücher (Stücke Stoff)
– Tuche (Stoffarten)
27
Vom Word-Dokument zum
mobilen Endgerät
Mit HTML5 und Responsive Design zur optimalen Darstellung
V
Michael Schöner,
Student des Studiengangs
„Technische Redaktion und
Kommunikation“
an der Hochschule München
und Werkstudent bei C + P
iele Unternehmen nutzen für das Schreiben ihrer Technischen Dokumentation
Microsoft Word. Das Programm ist allerdings
primär auf die Erstellung von druckbaren
Dokumenten ausgerichtet. Für die Erstellung
von Inhalten für mobile Endgeräte, wie z.B.
Smartphones, Tablets oder auch eBook-Reader, eignet sich die Software nicht optimal.
PDF-Dokumente können einfach mit
Word erzeugt werden, diese sind aber für
die Darstellung auf mobilen Endgeräten nur
bedingt geeignet. PDF-Dokumente haben ein
festes Format und auf kleinen Bildschirmen
muss gezoomt werden, um Inhalte lesen zu
können. Das ist für den Benutzer umständlich
und unhandlich.
Im Gegensatz zu einer PDF-Datei lässt
sich mit HTML5 und Responsive Design die
Darstellung von Inhalten auf die Display­
größen des aktuell verwendeten Endgerätes
au­tomatisiert anpassen. Ein Cascading Style
Sheet (CSS) ermöglicht es, mit Hilfe von Media Queries, die es seit der Einführung von
CSS3 gibt, unterschiedliche Darstellungsregeln für unterschiedliche Endgeräte festzulegen. Diese Regeln werden bei der Darstellung
der Inhalte direkt vom Gerät abgefragt und
umgesetzt. So können z.B. die Bildschirmauf­
lösung und die Orientierung des Gerätes
(Hoch-/Querformat) berücksichtigt und eine
optimale Darstellung realisiert werden.
Sauberes HTML aus Word
Die Konvertierung einer Text-Datei von Word
zu einer HTML-Datei kann zwar direkt aus
Word erfolgen („Speichern unter“), allerdings entsteht dabei ein unübersichtlicher
und aufgeblähter HTML-Code, der primär
für die Rückkonvertierung nach Word ausgelegt ist. Die Anpassung durch ein Cascading
Style Sheet für die optimale Darstellung auf
mobilen Endgeräten wird dadurch erheblich
erschwert.
Um diese Probleme zu umgehen, nutzen
wir für die Konvertierung von Word-Dateien
nach HTML das preisgünstige Programm
„WordCleaner 7“ (www.wordcleaner.com).
Diese Software bietet eine Reihe von Konvertierungsprofilen, die den eigenen Bedürfnis-
28
sen angepasst werden können. Damit lassen
sich Word-Dokumente in sauberes HTML5
umwandeln. Die Absatzformate lassen sich
einfach auf HTML-Tags mappen und in Kombination mit einem Cascading Style Sheet ist so
eine optimale Darstellung für Online-Medien
realisierbar.
Oberfläche WordCleaner
Fazit
Dokumente lassen sich mit Word einfach erstellen. Um die Anforderungen eines mobilen
Mediums zu erfüllen, ist sauberes HTML5
nötig. Tools wie WordCleaner 7 bieten Unterstützung für die optimierte Darstellung von
Word-Dokumenten auf mobilen Endgeräten.
Die aktuelle Website von C + P ist
bereits im Responsive Design realisiert:
www.carstens-techdok.de
Aus der Welt der Firmen
Productlaunch: XR/docs
und ARC-Desk
Beherrschte Prozesse
bei ZINDEL
Mit XR/docs stellt Ovidius den Nachfolger
des bekannten XML-Redaktionssystems
TCToolbox vor. XR/docs basiert auf dem
komplett neu entwickelten XML Repository
Kern XR. Als Out-of-the-box Lösung
konzipiert, heißt es dann künftig nur noch:
Installieren – Schreiben – Publizieren.
XR/docs hat eine einfach zu bedienende
und klar strukturierte Benutzeroberfläche.
Der modulare Aufbau im Server und
Client ermöglicht es, dass in XR/docs neue
Funktionen hinzugefügt werden können,
ohne bereits bestehende Funktionen zu
beeinflussen.
ARC-Desk ist eine Portallösung, mit der
breitere Anwenderkreise in den
Dokumentationsprozess eingebunden
werden können. Sammeln und Verwalten
von Änderungsvorschlägen, Kommentieren,
Diskutieren, Prüfen, Freigeben – ARC-Desk
vereinfacht und strukturiert all diese Prozesse
in einer einfach zu bedienenden
Web-Anwendung.
Ovidius ist seit 2014 nach DIN EN
9100:2009 zertifiziert.
Nichts ist bedeutsamer für einen Hersteller
als der sichere Gebrauch seiner Produkte. Vor
verbleibenden Gefahren muss daher in der
Anleitung gewarnt werden. Nur wie gelingt
dies richtig und unmissverständlich, ohne die
Seiten mit Warndreiecken zu überfrachten?
Bei ZINDEL setzen sich die Experten für
Risikobeurteilungen, Normen, Terminologie,
verständliche Sprache und redaktionelle
Praxis regelmäßig mit dieser Frage
auseinander. Jede neue Erkenntnis gilt es
zu berücksichtigen. Für und Wider werden
abgewogen, um den bestmöglichen Umgang
besonders mit den sicherheitsrelevanten
Informationen festzulegen.
Gerade erst wurde eine ISO-9001zertifizierte Verfahrensanweisung zum
dritten Mal in sieben Jahren angepasst. Das
versteht man bei ZINDEL unter einem
‚beherrschten Prozess‘. Die Redakteure
wissen, was zu tun ist, und die Kunden
können sich darauf verlassen.
29
Aus der Welt der Firmen
30
CARSTENS + PARTNER ist jetzt
Bronze-Partner von SCHEMA
Doppelköpfig, aber
nicht doppelzüngig
Viele mittelständische Unternehmen aus
unserem Kundenumfeld haben sich für
die Einführung eines Content-ManagementSystems (CMS) entschieden. Wir betreuen
inzwischen neun unserer Kunden
rund um ST4.
Wir unterstützen hier:
• beratend bei der Einführung des CMS
• bei der Konfiguration
• bei der Erstellung von CI-gerechtem
Layout für die Produktion in die
gewünschten Medien (z.B. PDF für Print
und HTML für Onlinedokumentation)
• beim Aufbau von modularen
Informationsstrukturen, angepasst an die
Produktvarianten
• bei der Migration von Alt-Daten in das
neue System oder bei der Erstellung eines
Pilotprojektes
• bei der Einrichtung des Übersetzungs­
prozesses
• und bei anderen Spezialaufgaben.
Auch Unternehmen, die in kein eigenes ST4
investieren möchten, sind bei uns richtig. Wir
erstellen, pflegen, übersetzen und produzieren Ihre Dokumentation auf unserem System.
Auf der Basis dieser Erfahrungen sind wir
seit Juli 2015 Bronze-Partner von SCHEMA:
als zertifizierter Berater, Dienstleister und
Übersetzungsdienstleister.
Seit Februar 2015 hat EasyBrowse wieder
eine Doppelspitze. Anne Kudla wurde zur
Geschäftsführerin der EasyBrowse GmbH
bestellt. Gemeinsam mit Torsten Machert
wird sie die in den letzten Jahren begonnene
Ausrichtung der Firma vorantreiben.
EasyBrowse versteht sich als Hersteller
eines starken Produkts mit einer hohen
Lösungskompetenz. Wir waren und sind
die Pioniere im Bereich der elektronischen
Publikation. Dieser Rolle wollen wir auch in
den nächsten Jahren gerecht werden. Unser
Mantra bleibt: Über Software sprechen wir
ganz zum Schluss – zunächst sprechen wir
über Daten und Informationen.
Auch wenn ein solches Motto eines
Softwareherstellers Verwunderung auslöst
– zunehmend werden wir nicht mehr nur
von den Vorreitern in der Luftfahrt und der
Verteidigungsindustrie, sondern auch im
Maschinen- und Anlagenbau verstanden.
Oder wie wir es empfinden – unsere Kunden
kommen bei uns an.
Spannende Projekte der vergangenen
Monate bezeugen dies. Das gesamte Team
bei EasyBrowse arbeitet engagiert daran mit
und entwickelt unsere Flaggschiff-Software
EB.Suite kontinuierlich weiter.
Nicht die Software bestimmt die Ziele
und Möglichkeiten eines Projekts zum Thema
mobile elektronische Publikation – diese hat
noch nie den Zielen eines Projekts technische
Grenzen gesetzt.
Wir bestärken unsere Kunden darin, die
Anforderungen der Nutzer zu erkennen und
der Qualität der Daten die Aufmerk­samkeit
zu schenken, die sie verdienen.
tecteam
Kaleidoscope –
Taking Your Content Global
Wachsende Bedeutung von
Social Media – tecteam bloggt
RWS Group entwickelt
COTI Connector für Plunet
Seit 1996 unterstützen wir international
tätige Unternehmen, mehrsprachige
­Produktinformationen rasch, kostengünstig
und qualitätsgesichert zu erstellen und zu
verwalten. Als Grundlage dafür dienen unser
anerkanntes Prozess- und Branchen-­
Know-how und die Software von Markt­
führern wie SDL, SCHEMA oder Acrolinx.
Darüber hinaus entwickeln wir
kollaborative und bewusst intuitive WebLösungen, um neben den Language Workers
auch alle anderen an Sprach- und Qualitätsprozessen Beteiligten zu integrieren. Unsere
Lösungen für Review, Quality Assessment,
Terminologie- und Rückfragenmanagement
verbessern Effizienz, Kommunikation und
Transparenz und ermöglichen damit ein
strategisches und systematisches Sprachenmanagement vor, während und nach der
Übersetzung selbst.
Über unsere Tochterfirma eurocom
Translation Services, Österreichs Marktführer,
bieten wir komplettes Übersetzungs­
management für Unternehmen an,
auf Wunsch nahtlos in unsere Systeme
eingebunden.
Immer mehr Menschen bewegen sich auf
Social-Media-Plattformen wie zum Beispiel
Facebook, Google+, Xing, LinkedIn, Twitter
oder Blogs. Im Zuge von Web 2.0,
Digitalisierung und Social Media verlagern
sich Informations­­­beschaffung, Akquise,
Angebotsgesuche und generelle Meinungsbildung zunehmend in das World Wide Web.
Die fehlende eigene Präsenz von tecteam
auf Social-Media-Plattformen und die Frage,
wo sich unsere Zielgruppe aufhält, haben
dazu geführt, dass tecteam sich mit dem
Thema Social Media auseinandergesetzt hat.
In der heutigen Schnelllebigkeit und bei
der Fülle an verfügbaren Informationen will
tecteam sich und seinen Mitarbeitern ein
Gesicht geben, Informationen austauschen
und mit den Besuchern der Web-Seite ins
Gespräch kommen. Das Blog bietet die
Möglichkeit, interessante Themen aus dem
Bereich der Technischen Kommunikation
zu beleuchten und näher zu erläutern
sowie Informationen und Hilfestellungen
zu­sammenzutragen, um den Weg im Weiter­
bildungsdschungel zu erleichtern.
Das Bloggen übernehmen vor­rangig
die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von
tecteam. Ihre Meinungen, Gedanken, Fragen
und Ideen sollen das tecteam-Blog mit
Leben füllen. Die Leser sollen die Möglichkeit
haben, Einblicke in unsere Arbeit und unsere
Angebote zu bekommen und Wissenswertes
rund um die Technische Kommunikation zu
erfahren. Besonders wichtig ist uns der
direkte Dialog zum Austausch von Fragen,
An­merkungen und Ideen.
Der Einsatz von Content-ManagementSystemen (CMS) eröffnet eine Vielzahl von
Automatisierungsmöglichkeiten für den
Übersetzungsprozess. Besonders die Über­
gabe von Übersetzungsaufträgen von und
zum CMS beinhaltet oft einen erheblichen
manuellen Aufwand. Mit der Definition
und Einführung der COTI-Schnittstelle von
DERCOM e.V. steht jetzt eine standardisierte
Schnittstelle für eine Automatisierung dieser
Übergabe zur Verfügung. Die COTI Schnittstelle wird zunehmend von führenden CMSHerstellern in ihren Produkten wie
beispielsweise Schema ST4 unterstützt.
RWS Group hat den COTI-Connector für
den Plunet Business ­Manager entwickelt. Mit
ihm kann für alle CMS auf einfache Weise
ein automatisierter Austausch der Über­
setzungsinhalte eingerichtet werden. Hierbei
wird derzeit der COTI-Standard Level 2 mit
dateibasiertem Austausch unterstützt. Durch
die modulare Konzeption lassen sich auch
spezielle Anforderungen leicht integrieren.
31
CARSTENS + PARTNER GmbH & Co. KG
Haidelweg 46 – 48
81241 München
089 / 89693-0
[email protected]
www.carstens-techdok.de
EasyBrowse GmbH
Grunthalplatz 3b
19053 Schwerin
0385 / 343146-0
[email protected]
www.easybrowse.de
Kaleidoscope Communications Solutions GesmbH
Landstraßer Hauptstraße 99 – 101, Top B3A
1030 Wien
Österreich
0043 / 1 / 253 5 352
[email protected]
www.kaleidoscope.at
Ovidius GmbH
Alte Jakobstraße 79 – 80
10179 Berlin
030 / 4081895-0
[email protected]
www.ovidius.com
RWS Group Deutschland GmbH
Joachimsthaler Straße 15
10719 Berlin
030 / 498572-00
[email protected]
www.rws-group.de
tecteam
tecteam
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Antonio-Segni-Straße 4
44263 Dortmund
0231 / 9206-0
[email protected]
www.tecteam.de
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und Multimedia
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22415 Hamburg
040 / 530478-0
[email protected]
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