Eine Zeitschrift von CARSTENS + PARTNER EasyBrowse Kaleidoscope Ovidius RWS Group Deutschland tecteam ZINDEL Verfällt die deutsche Sprache? „Niemand, der das heutige deutsche Sprachleben unbefangen betrachtet, kann darüber im Zweifel sein, daß unsere Sprache sich in einem Zustand völliger Verwirrung, ja d Auflösung befindet [...], die sinnvollen und deshalb wohlbegründeten Formgesetze und Sprachgebräuche, [...], werden heute mehr und mehr aufgegeben und außer acht gelassen.“ (Schneider, Karl: Was ist Gu Deutsch? S. VI) Dieses Zitat stammt aus dem Jahr 1930. Mühelos könnte man ähnliche Zitate bringen, die 50 Jahre älter oder 70 Jahre jünger sind. Sicher wird auch die nächste Generation wieder einen Verf beklagen. Der Zustand der deutschen Sprache ist offenbar in jeder beliebigen Gegenwart katastrophal. Auch heute gibt es in Deutschland viele Menschen, die das Deutsche der Gegenwart für erheblich schlech halten als das ihrer Mütter und Großväter. Aber wenn die Sprache sich schon 1930 in einem Zustand völliger Verwirrung und Auflösung befunden hat, in welcher Verfassung ist sie dann heute? Die Metapher vo Sprachverfall suggeriert, dass es irgendwann einmal einen quasi endgültigen Zustand von Sprache gegeben hat, von dem aus es nur noch abwärts gegangen ist. Ärgerlich an den Verfalls-Predigern ist vor alle das Unhistorische ihres Urteils. Dafür ein Beispiel: Die Polizei hat gestern alle auffälligen Autos heraus gewunken. Die Form gewunken ist nach heutigem Standard nicht korrekt. winken ist ein schwaches Ve und die Form des Partizips heißt gewinkt, sonst müsste das Präteritum wank heißen, also: *winken, wank, gewunken (wie sinken, sank, gesunken). Im Rechtschreib-Duden findet sich folgerichtig der Eintra „winken; gewinkt (häufig auch gewunken [gilt als standardsprachlich nicht korrekt])“. Ist gewunken, das man heute überall hören und lesen kann, eine Form von Sprachverfall? Die Tendenz geht im Allgemein dahin, starke Verben schwach zu flektieren. Fast niemand sagt heute mehr buk und pflag als Vergangenheitsformen zu backen und pflegen, sondern backte und pflegte und niemand sagt gepflogen als Partiz form statt gepflegt. Seit dem Jahr 1000 hat sich im Deutschen die Zahl der starken Verben ungefähr halbiert, von ca. 350 auf nunmehr ca. 180. Bei winken gibt es aber offenbar die entgegengesetzte Tenden ein schwaches Verb wird stark flektiert, allerdings nur in der Partizipialform – offenbar in Analogie zu trinken und sinken. Wer die standardsprachlich nicht korrekte Form verwendet, kann sich aber zumindest a eine lange Tradition berufen, denn diese Form taucht schon seit dem 13. Jahrhundert in vielen Texten auf. In einer reformatorischen Flugschrift aus dem 16. Jahrhundert steht: „gott hat uns yetzt gewunken, / ih folgt manch frommer knecht“. Und bei Ludwig Uhland heißt es Mitte des 19. Jahrhunderts: „sind sie nicht gewichen, die lichtgestalten, die uns gewunken?“ Verwunderlich an diesem Fall ist eigentlich nur, da ein Gebrauch, der so früh beginnt und sich über einen so langen Zeitraum hält, nicht mittlerweile zu einem neuen Standard geführt hat. Bedrohung durch Fremdwörter? Ein weiterer Beleg für den Niedergang d deutschen Sprache sind für die selbst ernannten Sprachretter die vielen Fremdwörter. Schon 1673 klagt Johann Jakob Christoffel von Grimmelshausen über Zeitgenossen, die „ein Handwerck darauß machen, d vollkommenen Teutschen Sprach allerhand frembde Wörter beyzuflicken und durch solche unnöthige Ankleydung dieselbige mehr verstellen als zieren“. Wenn nun eine seit mehr als 350 Jahren beobachtete B drohung der deutschen Sprache nicht zu einem nachweisbaren Schaden geführt hat, dann kann es, so sollte man meinen, mit der Bedrohung nicht so schlimm sein. Mit dem Hinweis auf das Alter der Klage könn man also zur Tagesordnung übergehen, wären nicht gerade in den letzten Jahren die Äußerungen über die Gefährdung der deutschen Sprache durch das Englische sehr nachdrücklich geworden. Zunächst einm ist festzuhalten, dass es nicht um die Sprache insgesamt geht, sondern nur um den Wortschatz. Er verändert sich rasch, weil mit neuen Gegenständen oder Erscheinungen ständig neue Wörter hinzukomm und andere verschwinden. In der Gegenwart erweitert sich der deutsche Wortschatz vorwiegend aus dem amerikanischen Englisch. Es ist im übrigen so, dass sogenannte Fremdwörter viel schneller wieder a der deutschen Sprache verschwinden als einheimische Wörter. Langfristig überleben eigentlich nur die Fremdwörter, die nach Orthographie, Aussprache und grammatischer Verwendung in die deutsche Sprac eingepasst werden und dann oft gar nicht mehr als fremde Wörter zu erkennen sind. Bei einem Test mit Studierenden wurde ‚Privileg‘ als Fremdwort bezeichnet, nicht aber ‚Problem‘, obwohl das erste schon im 1 Jahrhundert, das zweite erst im 16. Jahrhundert aus dem Lateinischen übernommen worden ist. Das Wort ‚Sport‘, das erst in den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts aus dem Englischen gekommen ist, wur gar nicht als Fremdwort empfunden, wohl aber das alte deutsche Wort ‚Sprengel‘. Insgesamt kann also keine Rede davon sein, dass die deutsche Standardsprache durch eine Überfülle von fremden Wörtern ern haft bedroht ist. Als Argument im Kampf gegen die Fremdwörter wird immer wieder gesagt, sie erschwerten die Verständlichkeit. Aber niemals, außer in Ratespielen im Fernsehen, wird von uns die Wiederga der Bedeutung eines isolierten Wortes verlangt. Die gesamte sprachliche und außersprachliche Kommunikationsumgebung trägt zur Bedeutungsvermittlung bei. Dennoch kann es natürlich vorkommen, dass e unbekanntes Wort es einem Leser unmöglich macht, einen Satz zu verstehen. Dem jeweiligen Leser fremde Wörter können aber schon deshalb nicht generell vermieden werden, weil es oft gar kein einheimisch Wort in der exakt gleichen Bedeutung gibt. Häufig existieren das neue Wort aus der fremden Sprache und das entsprechende einheimische Wort nebeneinander, unterscheiden sich aber in Bedeutungsnuance Gehalt und Gage, Trank und Drink meinen fast das Gleiche, aber auch nur fast. Sprache und Identität Ganz sicher geht es aber bei dem Unbehagen vieler Menschen über zu viele Anglizismen in unserer Sprac nicht in erster Linie um ein Verständnisproblem. Sprache ist nicht nur ein Mittel zum Austausch von Informationen, sondern das wichtigste Beziehungsmittel zu der uns umgebenden Welt. Sprechen, Denken u Wahrnehmung stehen in einem sehr engen Verhältnis. Die Menschen halten, etwas vergröbernd gesprochen, den Stand ihrer Muttersprache für den besten, den sie in der Phase ihrer Identitätsfindung gele haben. Und Fremdwörter sind Wörter, die sie damals nicht gelernt haben. Zu viele Fremdwörter machen den Menschen ihre eigene Sprache fremd; sie fühlen sich in ihr nicht mehr heimisch. Das darf man nic gering schätzen, denn kulturelle Identität gehört zu den wichtigsten Grundbedürfnissen menschlichen Lebens. So ist es sowohl unter Verständlichkeits- wie unter Identitätsgesichtspunkten nicht zu toleriere wenn uns die Telefongesellschaft ein CityCall, RegioCall, GlobalCall und dann noch ein Call-by-Call oder ein Moonlight-Check-in anbietet oder die Lufthansa uns einreden will: „Miles & More führt ein flexible Upgrade-Verfahren ein: Mit dem neuen Standby oneway upgrade Voucher kann direkt beim Check-in das Ticket aufgewertet werden.“ Pauschale Forderungen aber sind fast immer falsch und überzogen; w Grau, teurer Freund, ist alle Theorie … Anspruch und Wirklichkeit in der Technischen Kommunikation Herbst 2015 9 Stichwort: Sprachliche Fehler Zu allen Zeiten hat es bei der Nutzung der Sprache Normabweichungen gegeben. Wir haben gefragt: Welcher sprachliche Fehler nervt Sie am meisten? Rettet die deutsche Sprache! So tönt es aus manchen Mündern, und ich frage mich irritiert: nur die deutsche? Mich quält eher das Unausgesprochene, Ungeschriebene – das fehlende oder falsch gesetzte Komma. „Der brave Mann denkt an sich, selbst zuletzt.“ Das würde Friedrich Schiller noch zum Lachen bringen. Dass Satzzeichen aber Leben retten können, hätte ich meiner Oma mal früher sagen sollen. „Wir essen jetzt Opa!“ Finn Schieborowski, Azubi Fachinformatik, ZINDEL AG Mich nerven Grammatikfehler, die gemacht werden, weil sie vermeintlich schick und in sind. Sätze wie: „Ich esse, weil ich habe Hunger“, haben wir gerade hinter uns gelassen, da grassieren neue Pluralformen: „Wegen der hohen Bedarfe müssen wir mehr Verkehre auf die Schiene bringen.“ Na dann: Gute Nächte! Torsten Machert, Geschäftsführer, EasyBrowse GmbH Höher, schneller, weiter! Immer muss es noch ein wenig mehr geben. Es scheint, als wären wir nie mit dem Erreichten zufrieden. Aber alles kann man einfach nicht steigern. Voll, voller am vollsten kann es nicht geben. Daher freue ich mich auch, wenn etwas zu meiner vollen Zufriedenheit passiert. Hans Pich, Business Development Manager, RWS Group Deutschland GmbH Mich stört, dass das Relativpronomen ‚das‘ und die nebensatzeinleitende Konjunktion ‚dass‘ im geschriebenen Deutsch oft nicht mehr unterschieden werden. Es scheint so, dass die Formen ‚das‘ und ‚dass‘ austauschbar für beide syntaktischen Funktionen verwendet werden – und das nicht nur in Blogs, E-Mails usw., sondern oft auch in sogenannten Qualitäts(print)medien. Beim Lesen fühlt sich das immer wie ein kurzes Stolpern an. Klaus Fenchel, Managing Director, Ovidius GmbH „Heute Vormittag waren wir im Baumarkt gewesen“ – und ich frage mich: was war dann? „Nix“. Das nervt. Horst-Henning Kleiner, Geschäftsführer, tecteam GmbH Den englischen Ausdruck ‚control‘ übersetzt man ständig mit passiver ‚Kontrolle‘ statt mit aktiver ‚Steuerung‘. So wird aus ‚arms control‘ Rüstungskontrolle statt Abrüstung. Und oft wird leider aus ‚quality control‘ Qualitätskontrolle und nicht Qualitätssteuerung. Dabei kann Qualität in der Übersetzung nie durch punktuelle ‚Kontrolle‘, sondern nur durch geplante ‚Steuerung‘ und Business Intelligence erreicht werden. Klaus Fleischmann, Geschäftsführer, Kaleidoscope GesmbH Querschneidevorrichtung, Querschneideeinrichtung, Querschneider und das alles in vier aufeinander folgenden Sätzen als Input aus einer Konstruktionsabteilung. Aha! Meine grauen Gehirnzellen beginnen zu arbeiten und versuchen vergeblich, Ordnung in das eben Gelesene zu bringen. Ist das alles dasselbe oder sind das drei unterschiedliche Dinge? Diese Frage kann erst nach Rücksprache mit den Fachleuten geklärt werden. Hannes Schmid, Technischer Redakteur, CARSTENS + PARTNER GmbH & Co. KG Editorial Jörg Hennig texte für technik 9: Anspruch und Wirklichkeit in der Technischen Dokumentation „Grau, teurer Freund, ist alle Theorie und grün des Lebens goldner Baum“ heißt es im ersten Teil von Goethes ‚Faust‘. Üblicherweise belegt man mit diesem Zitat, dass man eigentlich nur durch Praxis für das Leben lernen könne; Theorie sei nicht nur eintönig (grau), sondern eigentlich auch überflüssig. Immer wieder werben Weiterbildungs anbieter mit dem Slogan „Aus der Praxis, für die Praxis.“ Vielleicht ist es da nicht unnütz, daran zu erinnern, dass es Mephisto ist, der zu dem tumben Schüler von der grauen Theorie spricht, als er ihm beibringen will, wie man die Frauen verführen kann. Der Erzverführer als Gewährsmann für Ratschläge zum Lernen? Der erste Beitrag dieses Heftes geht von dem Faust-Zitat aus, diskutiert die notwendige Verschränkung von Theorie und Praxis und mahnt: „Wir dürfen Mephistos Versuchung nicht nachgeben.“– Die für eine erfolgreiche Zusammenarbeit von Übersetzungsdienstleister und Kunde notwendige Spezifizierung von Ausschreibungen arbeitet der zweite Beitrag heraus. Nur eine möglichst genaue Orientierung an der zu erbringenden Leistung verhindert, dass Ansprüche und Realisierung auseinanderklaffen. – Für gut nutzbare elektronische Publikationen müssen die Anforderungen mit den SoftwareFunktionen und den Möglichkeiten der Inhalte in Übereinstimmung gebracht werden. Die Bedeutung der Metadaten ist dabei von Beginn an zu bedenken. – Mit überflüssigen Hinweisen auf Gesetzgebung, Unfallverhütungsvorschriften und sonstige Regelungen in Anleitungstexten beschäftigt sich der folgende Beitrag. Er betont die Konzentration auf produktspezifische Informationen. – Verfahren der Strukturierung von Revisionsprozessen beschreibt der anschließende Beitrag. Er geht auf die Möglichkeiten von Dokumentation, Kommentierung und Genehmigung von Änderungen ein. – Um die Zusammenarbeit zwischen Technischen Redakteuren, Übersetzungsdienstleistern, Terminologen und anderen Beteiligten geht es im nächsten Beitrag. Er betont die Rolle der Technischen Redaktion in diesem Kollaborationsprozess, auch zur Qualitäts- und Effizienzsteigerung. – Um notwendige Unterstützung für Firmen, die ein Content-Management-System einführen, geht es in dem vorletzten Beitrag. – Es folgt eine Anleitung, wie mit Word erstellte Dokumente auf mobilen Endgeräten optimal dargestellt werden können. Wie immer gibt es zwei Beiträge, die sprachliche Probleme im engeren Sinn behandeln, zu Verständlichkeitsratschlägen und zu Pluralbildungen im Deutschen. Bei den herausgebenden Firmen von ‚texte für technik‘ hat es einen Wechsel gegeben. Als neuen Partner begrüßen wir den Wiener Dienstleister „Kaleidoscope“. Horst-Henning Kleiner verdanken wir das Foto auf der Titelseite. Es zeigt die Antriebsmechanik eines alten Sperrwerks im Dortmund-Ems-Kanal bei Olfen. texte für technik 9, Ausgabe Herbst 2015, ist eine Zeitschrift der Firmen: CARSTENS + PARTNER GmbH & Co. KG, München EasyBrowse GmbH, Schwerin Kaleidoscope Communications Solutions GesmbH, Wien Ovidius GmbH, Berlin RWS Group Deutschland GmbH, Berlin tecteam Gesellschaft für Technische Kommunikation mbH, Dortmund ZINDEL AG – Technische Dokumentation und Multimedia, Hamburg Impressum Herausgeber Textagentur Hennig&Tjarks GbR Tüllesamstraße 14 80939 München Telefon: 040-54 80 15 80 E-Mail: [email protected] Redaktion Prof. Dr. Jörg Hennig (verantwortlich) Prof. Dr. Marita Tjarks-Sobhani Grafik: Ruth Baum Foto Titelseite: Horst-Henning Kleiner Inhalt Stichwort: Sprachliche Fehler 2 Editorial 3 Bunt ist das neue Grau. Theorien für die Praxis 4 Das Dilemma mit der Ausschreibung von Dienstleistungen 7 Gehe nicht auf Jagd, wenn dein Haus brennt. Nutzer-Wünsche, SoftwareFunktionen und Möglichkeiten von Inhalten 10 Ein Blick auf die andere Seite. Der unnötige Appell an die Betreiberpflichten bei Benutzerinformationen 13 Von einer Praxis ohne Theorie und einer ungeprüften Theorie 16 Klare Prozesse – bessere Dokumentation. Von der Zettelwirtschaft zum strukturierten Revisionszyklus 18 Das Ende der Insel – Qualtität in Sicht. Technische Redaktion – Übersetzung 21 – Review – Terminologie Content-Management-Systeme erfolgreich einführen. Damit kleine Hürden nicht zu großen Problemen werden 24 Nichts ist nur formal. Pluralvarianten im Deutschen 26 Vom Word-Dokument zum mobilen Endgerät. Mit HTML5 und Responsive Design zur optimalen Darstellung 28 Aus der Welt der Firmen 29 Druck Media-Print Informationstechnologie GmbH, 33100 Paderborn Auflage dieser Ausgabe: 6.500. © Copyright Textagentur Hennig&Tjarks GbR, 2015. Alle Texte und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung der Redaktion unzulässig. Eine Haftung für die Richtigkeit der Veröffentlichung kann trotz sorgfältiger Prüfung durch die Redaktion vom Herausgeber nicht übernommen werden. ISSN 1869-0114 3 Bunt ist das neue Grau Theorien für die Praxis A lle Theorie sei grau, schrieb Goethe, und Schiller fragt sich und Voß: Was wollt‘ der damit sagen? Längst ist das Zitat seines faustischen Kontextes beraubt und muss sich in ganz anderen Zusammenhängen bewähren. Jetzt wird gar der Bezug zur Technischen Dokumentation hergestellt. Deutungsversuche Der Goethe-Kenner Voß erklärt: Ist doch klar, was gemeint ist. Mephisto möchte uns dazu verleiten, uns ohne großes Verstehen an die Arbeit zu machen. Sich mit dem Theorienballast abzugeben ist Zeitverschwendung. Er fordert dazu auf, Erfahrungen in der Praxis zu sammeln. Ganz nach dem Motto: aus der Praxis für die Praxis. Auf uns gemünzt: Wir Redakteure sollen einfach drauflos schreiben. Schiller zweifelt: Ermuntert Goethe nicht eher dazu, sich in die Situation zu begeben, von der bislang immer nur theoretisch die Rede war? Wollte er nicht ausdrücken, dass das theoretische Wissen allein unzulänglich sei und erst die Praxis zähle? Genau das bekommt doch jeder, der das frisch erworbene Wissen plötzlich anwenden soll, zu spüren. Voß ergänzt: Wir könnten die Sentenz aber auch als Mahnung verstehen, die Wirklichkeit vor lauter Theorie nicht aus dem Blick zu verlieren. Schiller, erregt: Im Gegenteil, nichts ist schlimmer als der Vorwurf, Theorie sei lebensfremd. Theorie ist doch für die Praxis da! Den Theoretikern wird dagegen oft eine rein akademische Haltung unterstellt. Manchmal ist es ja auch völlig abstrakt, gibt Voß zu bedenken. Und entsprechend lässt sich das Zitat auch so verstehen, dass die Wirklichkeit oft ganz anders aussieht als die Theorie weismachen will. Dann bewährt sich die Theorie in der Praxis nicht. Und in dem Moment wird die Theorie grau. Sie ist dann ein farb- und lebloses Gedankenkonstrukt, mit dem man nichts anfangen kann. Dass alle Theorie grau sei, sagt man doch auch, wenn vermeintlich unumstößliche Theorien aufeinanderprallen, kommt Schiller in den Sinn. Bei der Verständlichkeitsforschung beispielsweise: Die vier Grundprinzipien des Lars Schiller, Technischer Redakteur und Terminologiebeauftragter ZINDEL AG [email protected] Karsten Voß, Technischer Redakteur ZINDEL AG [email protected] 4 Hamburger Verständlichkeitskonzepts gelten nach wie vor. Dagegen steht die Theorie, dass ein Text mit kurzen Sätzen und kurzen Wörtern besonders leicht zu lesen ist. Versuche, die Lesbarkeit eines Texts zu messen, indem man Wort- und Satzlängen auswertet, in der Absicht, die Verständlichkeit zu optimieren, scheitern jedoch. Vielleicht sollten wir noch mehr über die Bedeutung der Farben nachdenken, insistiert Voß. Grau die Theorie, die Praxis grün und golden – also bunt. Mit dem Grau verbindet man doch eher Negatives. Klar, Grau steht für Mittelmäßiges oder gar Minderwertiges, bemüht Schiller die Farbpsychologie. Und natürlich gibt es schlechte Theorien. Aber nicht alle Theorien sind schlecht. Das wird Goethe nicht gemeint haben. Farbenlehre Während Goethes Versuch, eine Theorie der Farben aufzustellen, schon bald belächelt wurde, erinnert sich sein Zeitgenosse Schiller, hielt er selbst ein Leben lang daran fest. Ihm galt seine Farbenlehre zeitweilig sogar mehr als sein literarisches Schaffen. Daher sollten wir ergründen, wie der Meister selbst die Farben sah, welche Bedeutung er ihnen beimaß. Goethe behauptete, alle Farben entstünden aus dem Grau, aus dem „Trüben“, wie er es nannte. Seine Erklärung: Das eigentlich farblose Sonnenlicht erscheint gelb, und je mehr graue Wolken am Himmel sind, desto intensiv-gelber die Sonnenstrahlen. Bei Tagesanbruch und in der Abenddämmerung erscheint die Sonne sogar rot. Dass das Sonnenlicht bereits alle Farben enthält, wollte Goethe nicht einleuchten. Er beharrte auf seiner Beobachtung, dass aus dem Trüben, dem Grau, die Grundfarben Rot, Gelb und Blau entstehen – woraus sich dann alle anderen Farben mischen lassen. Vor dem Hintergrund dieser Theorie lässt sich das Diktum, wonach alle Theorie grau sei, besser verstehen und interpretieren. Ja, wie denn?, will Voß wissen. Das steht doch im Widerspruch zur üblichen Deutung. Ganz recht, konstatiert Schiller, Goethe wusste sehr gut, dass alles vernünftige Han- deln aus der Theorie entsteht. Er meinte es alles andere als negativ, wenn er vom Grau der Theorie sprach, denn aus dem trüben Grau entstehen nun mal all die lebendigen Farben. Also soll man doch erst die Theorie pauken, bevor man sich in die Praxis stürzt, um das Wissen anzuwenden und zu vertiefen? Wissenstransfer Wie vermittelt man Wissen so, dass ein anderer es gewinnbringend erwirbt? Bei dieser Frage scheiden sich die Geister. Die Anhänger der einen Seite plädieren dafür, den Schülern zunächst die Theorie zu vermitteln. Die Vertreter der anderen Seite befürworten klare Anleitungen zum Handeln. Dabei hängt es wohl vom individuellen Lerntypus ab, welche Methode fruchtbarer ist. Während die einen nach Erkenntnis streben und sich etwas selbst erarbeiten können, bekommen die anderen das Wissen lieber vorkonfektioniert serviert. Zu welchem Typus einer gehört, führt Schiller den Gedanken fort, kann man möglicherweise am Umgang mit Anleitungen erkennen. Der eine versucht, das Funktionsprinzip eines Geräts zu verstehen, vielleicht sogar ohne in die Anleitung zu schauen. Der andere geht lieber nach Schritt-für-SchrittAnweisungen vor. Voß, ernst: Wenn es um Wissensvermittlung geht, sollte jede Lerneinheit auf der vorangegangenen aufbauen; so vertieft man das Gelernte und vernetzt es nach und nach. Am Ende, wenn alles glattläuft, entsteht dann eine umfassende Vorstellung vom Ganzen. Der Lernerfolg wird maßgeblich vom Lehrer bestimmt. In der Vorlesung muss die Theo rie keineswegs nur grau sein. Entscheidend ist, wie man sie vermittelt. Auf den Lehrer kommt es an, betont Schiller. Vor allem genügt es nicht, einen Anfänger zu Schulungszwecken – etwa in der Einarbeitungsphase – einfach neben einen Experten zu setzen, um die Praxis zu lernen. Denn der Experte ist nicht notwendigerweise ein guter Lehrer. Er schenkt den Dingen, auf die es ankommt, oft keine Beachtung mehr. Und weil er ein erfahrener Praktiker ist, kann er die Regeln, die er in blinder Routine befolgt, gar nicht mehr benennen. Geschweige denn, dass er von Didaktik Ahnung hätte. Zudem muss man eingestehen, dass sich nicht jedes kompetente Können angemessen in Regeln oder Arbeitsanweisungen beschreiben lässt. Allmählich rundet sich das Bild, kommentiert Voß. Der Experte ist weder Forscher noch ausgewiesener Theoretiker. Vielmehr hat sich der Experte über Jahre hinweg einen Erfahrungsschatz erarbeitet – und zwar auf Grundlage seines theoretischen Backgrounds. Sehr richtig, wirft Schiller ein. Der reine Pragmatiker handelt zwar aus Erfahrung zunehmend routinierter und intuitiver, aber er würde es nur zum Pseudoexperten bringen. Denn sein implizites Wissen muss nicht auch gut sein. Erfahrungswissen braucht Feedback. Doch die Leser sprechen nicht mit uns. Und ein Forscher auf dem Feld der Technischen Dokumentation? Der sollte durchaus in der Praxis zuhause sein. Nur wer die Wirklichkeit kennt, kann aus ihr Gesetzmäßigkeiten ableiten. Konfrontation mit der Praxis Die Praxis erfordert Taten. Nur sollte man nicht einfach drauflos arbeiten. Sondern sich von Theorien leiten lassen, resümiert Voß. Schiller, skeptisch: Auch wer Theorien eine potenziell handlungsleitende Funktion zuschreibt, muss zur Kenntnis nehmen, dass dieses Wissen faktisch oft nicht den Weg in die Praxis findet. Man greift nicht auf das in der Ausbildung vermittelte Wissen (auf die Theorie) zurück. Vielleicht auch, weil das Wissen praxisfern vermittelt wurde. In der Tat, die Theorien sind bekannt, bemerkt Voß. Offensichtlich aber hat nicht jeder die Lehre, die eine Theorie bereithält, verinnerlicht. Zuweilen kommt es sogar zu Koexistenzen: Einerseits das selbst zusammengereimte Handlungswissen, andererseits das träge Prüfungswissen, das nicht angewendet wird. Dass sich die Redakteure in der Praxis nicht an alle Regeln halten, lässt sich täglich zur Genüge beobachten. Diese Haltung ist eigentlich kein Wunder. Theorien verbieten oder gebieten ja nichts, sie beschreiben vielmehr Zusammenhänge. Um eine Theorie zu befolgen, muss man Methoden zur Umsetzung kennen und anwenden können. Manchmal gibt vielleicht auch eine festgelegte Arbeitsanweisung den richtigen Handlungsanstoß. Hinzu kommt das individuelle Verständnis. Zwischen die Theorien schieben sich eigene Wahrnehmungen, Denkgewohnheiten und Überzeugungen. So wird aus der Theorie kein Set fester Regeln abgeleitet, sie wird so interpretiert, wie man es gerade für richtig hält. Anspruch und Wirklichkeit Immer mal wieder kollidieren Theorien in der Praxis, weiß Voß zu berichten. Theoretisch muss ein Produkt sicher konstruiert sein. Warnhinweise in der Anleitung sollten somit die Ausnahme sein. Trotzdem gibt es Anleitungen mit Unmengen von Warnungen. Da hat die Praxis wenig mit der Theorie zu tun. Von manchen Maschinen gehen freilich wirklich Gefahren aus, weil sie sich nicht restlos sicher konstruieren lassen. Dann wären Warnhinweise durchaus angebracht. Unangemessen ist es jedoch, wenn Produktverantwortliche meinen, mit ein paar zusätzlichen Warnhinweisen auf Nummer sicher gehen zu können. Da hilft auch das Argument, dass zu viele Warnungen nicht mehr beachtet werden, nicht weiter. Schiller führt ein weiteres Beispiel an: Zielgruppengerecht solle man schreiben, heißt es aus den eigenen Reihen. Den Anspruch hochzuhängen ist bestimmt nicht verkehrt. Doch wird die Forderung nach einer Zielgruppenanalyse in der Praxis eher selten erfüllt. Und selbst wenn man sie kennte, die Zielgruppe – welcher Redakteur könnte sich schon in die Arbeitswirklichkeit der Zielgruppe hineinversetzen? Das führt letztlich zu der Frage: Wie viel Empathie braucht eigentlich ein Redakteur? Noch weiter zugespitzt: Solange es keine eigens für eine Zielperson geschriebene Anleitung gibt, bleibt eine Zielgruppenanalyse hinfällig. Denn eine Zielgruppe ist nie homogen. Die Interessen sind vielfältig, ganz un- 5 Schiller / Voß Bunt ist das neue Grau wenigen Anschlägen weiß, wie der Satz zu vervollständigen ist. So viel sinnloser ‚Content‘ wurde noch nie produziert. Hauptsache wiederverwendet, ist die Maxime. Dass die Aussage des Satzes nicht zu hundert Prozent passt, wird gar nicht bemerkt. Man macht ja auch sonst nicht bei jedem neuen Trend mit. Ohnehin sollte man sich hüten, alles, was technisch machbar ist, zu tun. Grau, teurer Freund, ist alle Theorie und grün des Lebens goldner Baum 6 terschiedliche Ansprüche an eine Anleitung existieren. Die einen möchten am Bildschirm lesen, die anderen lieber Papier in den Händen halten. Darüber hinaus würde eine Untersuchung der Zielgruppe schonungslos offenlegen, dass es innerhalb derselben Zielgruppe zahlreiche Nichtleser gibt. Absurd, aber konsequent. Da die Nichtleser derselben Zielgruppe angehören, versorgen wir sie mit den schönsten Anleitungen. Dabei hätten wir vielleicht besser eine vertonte Animation abliefern sollen. Manche Theorien bleiben eben wahrlich farblos, diagnostiziert Voß, sie lassen sich in der Praxis nur schwer anwenden. Andere Theorien kommen hingegen allzu elaboriert daher. Ein Variantenmanagement beispielsweise, in dem die Filter verschachtelt sind, funktioniert in der Theorie bestens, doch lässt es sich in der Praxis kaum beherrschen. Da wären weniger komplexe Lösungen besser. Steht in diesem Fall nicht eher der Beweis aus, dass ein weniger ambitionierter Ansatz schneller zu besseren Ergebnissen führt? Überhaupt ist ein lückenhafter Theorienbestand zu beklagen. Zum Beispiel gibt es noch immer keine gesicherten Erkenntnisse darüber, wie Bildschirmfotos in Softwareanleitungen die Textaussage optimal unterstützen. Neben den Theorien gibt es auch Manien, wettert Schiller. Etwa wenn der Drang nach Wiederverwendung zwanghaft wird. Was dann auch noch von manchen Toolherstellern ausgenutzt wird, indem sie ein Autorenunterstützungssystem anpreisen, das schon nach Schluss Ohne Theorien geht es nicht. Kein Rezeptbuch vermag dem Berufsanfänger vorzugeben, was zu tun ist. Auch Checklisten sind kein Garant für eine gute Anleitung. Stattdessen muss man Prinzipien und Methoden kennen und anwenden können. Experten wägen ab, für sie kommt es immer drauf an. Es genügt einfach nicht, etwas nur theoretisch zu wissen. Selbst umfassendes Wissen führt noch nicht zu Handlungskompetenz. Man muss schon begriffen haben, wann eine Theorie greift, muss erlebt haben, wie das Wissen angewendet werden kann. Noch dazu muss man in der Lage sein, sich von der allgemeinen Regel abzuwenden und sich dem speziellen Fall zuzuwenden. Erst auf der Grundlage von Erfahrungen entsteht die Fähigkeit, in jeder Lage richtig abzuwägen und die passende Theorie anzuwenden. Wahres Können setzt voraus, dass man das Wissen in Taten umsetzt. Nicht nur richtig urteilen, sondern auch schnell und entschieden. Was in der Ausbildung zu kurz kommt, hält die Praxis bereit. Voß und Schiller sind sich einig: Erfahrung bleibt ohne Begriffe aus der Lehre blind. Was jemand im Praxisleben erfährt, hängt von den begrifflichen Kategorien ab, mit denen er an die Erfahrung herantritt. Andererseits bleiben theoretische Begriffe ohne Praxiserfahrung leer. Wie jemand eine Theorie versteht, hängt davon ab, was er schon weiß und im Leben schon erfahren hat. Wir dürfen Mephistos Versuchung nicht nachgeben. Theorie erscheint allenfalls am Anfang grau, das heißt trist und unzugänglich. Hat man den Einstieg geschafft, wird sie bunt wie das Leben. Das Dilemma mit der Ausschreibung von Dienstleistungen ie Ausschreibung von Dienstleistungen ist aufwendig und führt nicht immer zu dem vom Auftraggeber gewünschten Ergebnis. Eine Ursache könnte darin liegen, dass Ausschreibungen von Dienstleistungen oft genauso gehandhabt werden wie Ausschreibungen für materielle Güter. Es gibt aber erhebliche Unterschiede zwischen Dienstleis tungen und materiellen Gütern, die auch in der Gestaltung von Ausschreibungen berücksichtigt werden sollten. Eine große Schwierigkeit, die beispielsweise bei der Ausschreibung von Übersetzungsleistungen häufig anzutreffen ist, sind fehlende Spezifikationen für die ausgeschriebenen Leistungen. Da wird auf der einen Seite gefordert, dass Übersetzungen nach EN 15038 bzw. ISO 17100 von qualifizierten Übersetzern in der Regel in die Muttersprache ausgeführt werden. Andererseits wird erwartet, dass für verschiedene Textsorten, Fachbereiche und Sprachrichtungen ein einheitlicher Preis angeboten wird. Genauso fehlen oft spezifische Anforderungen an die Qualität der zu erbringenden Leistung. Es wird nicht unterschieden, ob es sich um einfache Übersetzungen zu Informationszwecken, Dokumentation mit instruktiven, technischen Inhalten, Marketingtexte für eine Veröffentlichung oder Vertragstexte mit rechtlicher Wirkung handelt. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor liegt in dem erwarteten Bearbeitungsaufwand. Sowohl die Güte der Quelldokumente bzw. Inhalte als auch spezifische Vorgaben für den Bearbeitungsprozess beeinflussen erheblich den effektiven Bearbeitungsaufwand. Anders als bei der Lieferung materieller Güter sind auch die erwarteten Rabatte für größere Mengen bei Dienstleistungen nicht immer leicht umzusetzen. Wenn man einen Auftrag für eine große Menge Schrauben bekommt, kann man ggf. durch den Einsatz einer leistungsfähigeren Maschine, bessere Auslastung der Maschine oder einfach durch verringerten Aufwand für die Umrüstung der Maschine Kostenvorteile erzielen. Bei Dienstleistungen ist dies wesentlich schwerer zu erreichen. Ein Übersetzer kann eine be- stimmte Textmenge übersetzen. Erhöht sich das Auftragsvolumen, muss man zusätzliche Übersetzer einsetzen, die erst eingearbeitet werden müssen. Für die höhere Anzahl aktiver Übersetzer entstehen dann auch zusätzliche Aufwendungen für die Evaluierung zur Qualitätssicherung und ggf. auch für die Einsatzplanung. Da Übersetzer nicht für alle Textsorten und Fachgebiete qualifiziert sein können, verstärkt sich diese Problematik mit zunehmender Varianz bei Textsorten und Fachgebieten und bei schwankender Auslastung. Insgesamt zeigt sich, dass Ausschreibungen von Dienstleistungen oft sehr unspezifisch das geforderte Leistungsspektrum beschreiben. Diese Unsicherheit führt zu einem hohen Risiko sowohl für Auftraggeber als auch für Anbieter bzw. Auftragnehmer. Bereits bei der Gestaltung von Angeboten müssen diese Unsicherheiten vom Anbieter berücksichtigt werden. Hierbei stehen ihm zwei Möglichkeiten zur Verfügung. Risiken können sowohl durch Preisaufschläge als auch durch eine erhöhte Variabilität auf der Kostenseite in das Angebot einfließen. Da Hans Pich, Business Development Manager RWS Group [email protected] Bildquelle: Thorben Wengert / pixelio.de D Höchste Zeit zum Sparen Dienstleistungen im Wesentlichen durch Menschen erbracht werden, bedeutet Variabilität auf der Kostenseite vor allem den Einsatz von billigeren Arbeitskräften. Es wird wohl niemanden verwundern, dass dies sich direkt in der Qualifikation der eingesetzten Arbeitskräfte widerspiegelt. Verstärkt wird dieser Effekt durch die inzwischen üblichen Reverse Auctions am Ende einer Ausschreibung. Hierbei kommen Anbieter leicht in die Versuchung, den Preis über das vertretbare Maß hinaus zu senken. 7 Pich Das Dilemma mit der Ausschreibung Leistungsorientierte Ausschreibungen Einen Ausweg aus diesem Dilemma bietet sich in der leistungsorientierten Gestaltung von Ausschreibungen. Ziel ist es, die Risiken für beide Seiten bereits im Vorfeld zu minimieren. Die Basis dafür ist eine detaillierte Leistungsbeschreibung. Dies erfordert zwar einen hohen Aufwand in der Vorbereitung, kann jedoch zusätzlichen Nutzen bringen, wenn vorhandene Schwachstellen in den bestehenden Prozessen aufgedeckt werden. Aus der detaillierten Leistungsbeschreibung lassen sich dann auch die Anforderungen an die Dienstleister ableiten. So kann bereits in einer frühen Phase der Ausschreibung der Kreis der potenziellen Anbieter eingegrenzt und der Aufwand der Ausschreibung begrenzt werden. Eine detaillierte Leistungsbeschreibung sollte mindestens über folgende Anforderungen informieren: • Art und Güte der Ausgangsmaterialien • Anforderungen an den Bearbeitungs prozess • Umfang und zeitliche Verteilung des Auftragsvolumens • Abnahmekriterien hinsichtlich Qualität und Terminierung Dabei sollte stets gelten, dass es für die Leis tungserbringung keine Anforderungen geben darf, die nicht bereits bei der Ausschreibung erkennbar waren. Ein zusätzlicher Vorteil dieser Vorgehensweise ist die zumeist kostenlose Beratung 8 durch die Anbieter. Dienstleister verfügen oft über einen guten Überblick über effiziente und / oder erfolgreiche Prozesse zur Leistungserbringung durch ihre Tätigkeit für unterschiedliche Auftraggeber. Eine Ausschreibung, bei der die Anbieter zusätzlich auch Alternativen einbringen können, ist hier vielleicht schon eine kleine kostenfreie Prozessberatung. Transparenz und Vertrauen Die Teilnahme an einer Ausschreibung gleicht für Anbieter oft der Teilnahme an einem sportlichen Wettkampf. Im Unterschied zum Sport sind aber oft die Spielregeln nicht klar. Wenn bereits in der Ausschreibung die Kriterien für die Auftragsvergabe transparent und glaubwürdig dargestellt werden, können Anbieter dies auch auf die spätere Zusammenarbeit übertragen. Wer seinem Gegenüber vertraut, wird eher dazu bereit sein, mit offenen Karten zu spielen. Bei immer stärker verzahnten Prozessen und bei immer kürzeren Bearbeitungszyklen Bildquelle: Q.pictures / pixelio.de Mit der Aussicht auf den großen Auftrag werden zuvor einkalkulierte Risiken immer kleiner eingeschätzt und man hofft darauf, dass es schon nicht so schlimm kommen wird. Spätes tens in diesem Moment geht das Risiko auf den Auftraggeber über. Gerade bei umfangreichen und/oder lange laufenden Verträgen steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Risiken auch tatsächlich eintreten. Wenn dann keine Puffer beim Auftragnehmer mehr vorhanden sind, bleibt ihm nur noch das Ausweichen auf eine Reduzierung der Kosten mit den damit verbundenen negativen Auswirkungen auf die Qualität der zu erbringenden Leistung. Hand drauf ist die vertrauensvolle Zusammenarbeit ein wichtiges Element für einen reibungslosen Ablauf. Aufwandsbezogene Preismodelle Da im Vorfeld oft nicht alle zukünftigen Entwicklungen absehbar sind, empfiehlt es sich, aufwandsbezogene Preismodelle anzuwenden. So kann vermieden werden, dass Auftragnehmer nicht kalkulierte Anforderungen über unerwünschte Kosteneinsparungen ausgleichen. Auch eröffnen sich so Möglichkeiten, Optimierungen in den Prozessen direkt Realistische Anforderungen Die Anforderungen an Dienstleister bestehen in der Qualität sowohl der Bearbeitung als auch der Arbeitsergebnisse. Es liegt in der Verantwortung der Auftraggeber, hier ein vernünftiges Maß zu finden. Ausufernde Bearbeitungsvorgaben von vielen Seiten, die auch bei kleinsten Aufträgen zu beachten sind, führen entweder zu unvertretbaren Kosten oder werden einfach ignoriert. In diesem Sinne ist bereits für die Ausschreibung eine Abschätzung des Aufwandes für Bearbeitungsvorgaben im Verhältnis zur reinen Dienstleistung zu erstellen. Gegebenenfalls müssen Maßnahmen zur Reduzierung der erforderlichen Anforderungen getroffen werden. Vielleicht wäre sogar die Vorgabe einer 100%-Qualität möglich, der damit verbundene Aufwand würde jedoch jeden vernünftigen Rahmen sprengen. Stattdessen sind für die verschiedenen Leistungsbereiche genau die Qualitätsanforderungen zu definieren, die tatsächlich erforderlich sind. Dies stellt zudem sicher, dass auch die Dienstleister ihren Aufwand für die Erreichung der Qualitätsziele genau dorthin lenken, wo er wirklich erforderlich ist. Eine zusätzliche Motivation zur Übererfüllung der Qualitätsziele kann jederzeit durch die Vereinbarung von Boni oder Prämien erfolgen. Kontinuierliche Evaluation Die Qualität von Dienstleistungen, besonders wenn es sich um Sprachdienstleistungen handelt, ist oft schwer messbar. Trotzdem lohnt es sich, hier konkrete Prozesse für die Evaluation der Qualität einzuführen und diese Prozesse bereits in der Ausschreibung zu definieren. Bei einer kontinuierlichen Evaluation erhöht sich der Druck auf die Dienstleister dahingehend, dass es nicht reicht, beispielsweise im Rahmen einer Probeübersetzung Bildquelle: I-vista / pixelio.de kostensenkend umzusetzen. Gerade seitens der Auftraggeber fehlt es oft an der Motivation, selbst kleine Verbesserungen in den Prozessen umzusetzen, wenn es keine wirtschaftlichen Vorteile für den Auftraggeber gibt. Im grünen Bereich einmalig eine hohe Übersetzungsqualität zu erreichen. Stattdessen muss der Fokus im Sinne der Auftraggeber stärker auf eine kontinuierlich erreichbare Qualität gelegt werden. Ein wichtiges Element für erfolgreiche Evaluierungen ist ein transparentes und faires Bewertungssystem. Auch wenn es eher schwierig ist, sprachliche Qualität zu messen, stehen doch eine Reihe von standardisierten Methoden zur Verfügung für eine von beiden Seiten akzeptierbare Bewertung. Wichtig ist besonders ein transparenter und vertrauensvoller Umgang miteinander. Dann lassen sich die Ergebnisse der Evaluierungen in echte Verbesserungen umsetzen. Durch eine kontinuierliche Evaluation ergeben sich auch weitere Vorteile für eine langfristige Zusammenarbeit. Gerade wenn sich über die Evaluation nicht die gewünschte Qualität zeigt, kann in einem durch Kooperation und Vertrauen geprägten AuftraggeberAuftragnehmer-Verhältnis eine hohe Optimierungsdynamik erzeugt werden. Investitionen in Technologie. Langfristige Verträge zu kalkulierbaren Bedingungen fördern auch die Motivation, Optimierungen von Prozessen mitzutragen. Fazit Dienstleistungen kann man nicht in Stück messen und das hat Auswirkungen auf den gesamten Einkaufsprozess. Durch leistungsorientierte Ausschreibungen kann die Spezifität von Dienstleistungen berücksichtigt und der Grundstein für langfristige für beide Seiten erfreuliche Zusammenarbeit gelegt werden. Dies entspricht dann auch den von vielen Unternehmen vertretenen Zielen für die Zusammenarbeit mit Lieferanten. Langfristige Zusammenarbeit Eine kontinuierliche und langfristige Zusammenarbeit ist sowohl für Auftraggeber als auch für Auftragnehmer erstrebenswert. Auftraggeber ersparen sich so den möglicherweise hohen Aufwand für die Durchführung von Ausschreibungen. Auch sind mit jedem Dienstleisterwechsel neue Risiken und zusätzlicher Aufwand für die Einarbeitungsphase verbunden. Auftragnehmer hingegen brauchen eine sichere Perspektive, um Entscheidungen für Investitionen zu treffen. Dies beinhaltet sowohl die Investition in neue Mitarbeiter und ihre Qualifikation als auch 9 Gehe nicht auf Jagd, wenn dein Haus brennt (Konfuzius) Nutzer-Wünsche, Software-Funktionen und Möglichkeiten von Inhalten D Torsten Machert, Geschäftsführer EasyBrowse [email protected] ieser Artikel diskutiert mehrere An sätze, die Unternehmen wählen, wenn sie sich auf den Weg machen, ihre Technische Dokumentation als sogenannte mobile Dokumentation verfügbar zu machen. Die von uns in den letzten Jahren gemachten Erfahrungen zeigen, dass sich nur wenige Unternehmen dabei auf die wesentlichen Dinge konzentrieren, dass aber viele sie gering schätzen oder gar völlig außer Acht lassen. Letztlich gibt es drei Komponenten, die miteinander in Einklang gebracht werden müssen: • die Anforderungen, Wünsche und Ziele • der Funktionsumfang der in Frage kommenden Software • die Möglichkeiten und Funktionen, die sich aus den vorhandenen Informationen ergeben bzw. ergeben können. In einer perfekten Welt werden die drei Aspekte zu einer Einheit. Nur die Beachtung dieser drei Aspekte führt zu gut nutzbaren elektronischen Publikationen. Wird nur einem dieser Aspekte eine herausragende Bedeutung eingeräumt, wird nicht das Optimum erreicht. Anforderungen SW-Funktionen Möglichkeiten Nur ein Vorgehensmodell für mobile Dokumentation? Letztlich geht es dabei um das richtige Vorgehensmodell, das es so jedoch für die mobile Dokumentation gar nicht gibt. Ja, es ist sogar 10 wahrscheinlich, dass es keins geben kann, weil die oben genannten Aspekte nicht immer nach dem gleichen Modell behandelt und betrachtet werden können. Gerade Unternehmen, die ein ContentManagement-System eingeführt haben, versuchen, mit dem altherbrachten Vorgehen zum Erfolg zu kommen: Formulierung der Anforderungen, Ziele und Wünsche und die dazu passende Auswahl eines CMS. Das Thema ‚mobile Dokumentation‘ oder Anforderungen SW-Funktionen besser noch ‚elektronische Dokumentation‘ ist im Bereich der Technischen Dokumentation noch recht jung. Und die Zahl der Vorträge zu diesem Thema auf den einschlägigen Fachkonferenzen steht immer noch in einem krassen Missverhältnis zur Zahl der Unternehmen, die sie tatsächlich produzieren und nutzen. Es ist daher auch nicht verwunderlich, dass die in Form eines Lastenhefts formulierten Anforderungen häufig deutlich hinter dem Funktionsumfang der auf dem Markt vorhandenen Software bleiben. Der Idealfall wäre, dass die Anforderungen und der Funktionsumfang der Software nahezu deckungsgleich sind. Tatsächlich stellen wir jedoch immer wieder eine deutliche Diskrepanz fest. Das ist bei neuen technologischen Entwicklungen nicht ungewöhnlich. Schon Henry Ford wusste davon zu berichten: „If I had asked people what they wanted, they would have said faster horses.“ Anpassung der Anforderungen an die Möglichkeiten der Software In der Regel setzt nun ein Prozess ein, der das ‚Nachregeln‘ der eigenen Anforderungen zwangsläufig zur Folge hat. Das bedeutet, dass die eigenen Anforderungen, Wünsche und Ziele an die Möglichkeiten der Software angepasst werden müssen. Das ist natürlich ein Vorgehen, das aus der Sicht eines Softwareherstellers wie EasyBrowse nur zu begrüßen ist. Zumal es nur sehr beschränkte Möglichkeiten gibt, sich auf Fachkonferenzen über den Status quo von Software für mobile DoAnforderungen SW-Funktionen kumentation zu informieren. Tatsächlich wird auf diesen Konferenzen vielen nebenläufigen Themen sehr viel mehr Raum eingeräumt (native App versus hybride und Web-App usw.). Eine vollständige Deckung zwischen den eigenen Anforderungen und den Möglichkeiten der verwendeten Software wird man möglicherweise eher selten erreichen. Jedenfalls nicht, wenn unser Produkt EB.Suite verwendet wird. Der Funktionsumfang ist mittlerweile so groß, dass sicher keiner unserer Kunden wirklich den gesamten Leistungsumfang ausschöpft. Nachdem nun die Anforderungen mit dem Funktionsumfang der in Frage kommenden Software harmonisiert worden sind, könnte man sich zufrieden zurücklehnen. Wir haben es schon sehr oft erlebt, dass sich nach einem kurzen Moment des Innehaltens Ernüchterung einstellt. Nämlich dann, wenn der dritte, bislang nicht betrachtete Aspekt ins Spiel kommt. Möglichkeiten der Informationen für mobile Dokumentation Und damit kommen wir zum allerwichtigsten Aspekt, den Möglichkeiten, die die eigenen Informationen für eine leistungsfähige mobile Dokumentation bieten. Gemeint sind damit nicht Funktionen, die unabhängig vom Vermögen der zu publizierenden Daten sind, nämlich: • Navigation • Volltextsuche • Notizen, Lesezeichen • Verfügbarkeit als offline-Publikation in mehreren Betriebssystemumgebungen (Windows, iOS, Android) • Verfügbarkeit als online-Publikation • Schutz der Informationen vor nichtautorisierter Nutzung. Elektronische Publikationen erweitern die Nutzungsmöglichkeiten von Technischer Dokumentation: • Metadatensuchen (in jüngster Zeit hat sich die Benennung ‚Facettensuchen‘ etabliert) • dynamische Filterung der Publikation (geräte-, maschinen- und anlagenspezifische Sichten werden während der Laufzeit generiert) • nutzer- und rollenspezifische Zugriffe auf die Information • inkrementelle Updates. Die letztgenannten Funktionen können durch die verwendete Software nur dann angeboten werden, wenn die zu publizierenden Dokumente die notwendigen Voraussetzungen mitbringen. Anderenfalls wird die oben beschriebene Balance zwischen den Anforderungen an die Software und den Funktionen der Software aus dem Gleichgewicht gebracht. Die eigenen Anforderungen, die eben noch wegen der Leistungsfähigkeit nach oben geschraubt wurden, müssen nun wieder auf die durch die vorhandenen Daten gegebenen Möglichkeiten reduziert werden. Bedeutung der Kriterien für notwendige Metadaten Der Schlüssel zum Erfolg ist eine Verschlagwortung aller zu publizierenden Daten. Das ist eine notwendige Voraussetzung für elektronische Publikationen, die es dem Anwender ermöglichen, auch in großen Informationsbeständen die benötigte Information schnell zu finden. Die Volltextsuche alleine reicht nicht, 11 Machert Gehe nicht auf Jagd, wenn dein Haus brennt Anforderungen SW-Funktionen Möglichkeiten 12 denn was nützt es einem Nutzer, wenn er mehrere hundert Treffer bekommt? Hier können nur Metadaten helfen, die ein bestimmtes Klassifikationsschema abbilden. Und es ist auch nicht notwendig, hier zu ‚überdrehen‘. Nicht die Zahl der Klassifikationsmerkmale ist entscheidend, sondern deren Aussagekraft und Nützlichkeit für den Nutzer. Hier könnte man jetzt akademische Überlegungen anstellen. Besser ist es jedoch, die Nutzer selbst zu fragen. Wie würde ein Servicetechniker gerne nach Informationen recherchieren? Welche Suchkriterien sind ihm wichtiger als andere? Wer bestimmte Informationen vor bestimmten Nutzergruppen verbergen will, muss sich natürlich ein Konzept dafür überlegen. Ebenso wichtig ist dann aber, den Daten die Information mitzugeben, für welche Nutzergruppe(n) diese gültig sind. Mit jeder redaktionellen ‚Maßnahme‘, die die Informationsqualität durch Metadaten steigert, werden leistungsfähigere elektronische Publikationen möglich. Auch wenn man diese Aufgabe zunächst angeht, weil man sich davon leistungsfähigere und besser zu nutzende elektronische Publikationen verspricht, ist die verbesserte Informationsqualität auch in anderen unternehmenseigenen Anwendungen nutzbar. In einigen Fällen werden wir mit der Aussage konfrontiert: „Aber dann muss ich ja alle meine Daten mit Metadaten versehen!“ Besser wäre es zu sagen: „Aber dann muss ich ja nur alle meine Daten mit Metadaten versehen!“ Wie sieht nun ein optimales Vorgehen aus? Wie eigentlich immer steht am Anfang das Zusammentragen und Formulieren der Anforderungen und Wünsche. Sie können und müssen in Einklang mit den Möglichkeiten der eigenen Informationen gebracht werden. Im ungünstigsten Fall macht man Abstriche an seinen Anforderungen. Im besten Fall nimmt man die tatsächlich bestehenden Forderungen von Kunden und Mitarbeitern des eigenen Hauses zum Anlass, die Technische Dokumentation und vor allem die Klassifikati- on der Dokumentation so vorzubereiten, dass sie die Basis für die Umsetzung der Anforderungen bilden kann. Die Anforderungen sollten nicht im Sinne von technischen Lösungen formuliert werden. Wichtiger ist es, zu analysieren, welche Nutzergruppen welches Interesse an welchen Informationen haben. Daraus ergeben sich die Menge und die Art der zu publizierenden Informationen. Und diese Menge kann durchaus aus Teilmengen für unterschiedliche Gruppen bestehen. Es wird Informationen geben, die man nicht allen Gruppen zur Verfügung stellen will oder kann. Kunden werden immer eine geringere Informationstiefe angeboten bekommen als zum eigenen Unternehmen gehörende Servicetechniker. Daraus ergibt sich dann die Forderung, ein Rollen- und Rechtekonzept zu entwickeln und mit Leben zu füllen. Eine weitere wichtige Frage ist, wie welche Nutzergruppe Informationen suchen würde. Das kann man versuchen zu antizipieren. Besser ist es, mit den potentiellen Nutzern zu sprechen. Die Sicht der Redaktion ist leider nicht immer die Sicht der Nutzer. Diese Gespräche müssen moderiert sein und sollten Ideen und Möglichkeiten vorstellen. Anderenfalls wird man häufig Antworten bekommen, die Henry Ford bestätigen. Hat man sich nun so vorbereitet, dass die Forderungen an die elektronische Publikation mit den Möglichkeiten der eigenen Dokumentation im Einklang stehen, kann man sich auf den Weg machen, eine Software zu suchen oder zu entwickeln, die beides zusammen optimal abbildet. Wir bei EasyBrowse erleben häufig bei Gesprächen mit Interessenten eine große Enttäuschung: nicht über den mangelnden Funktionsumfang von EB.Suite, sondern darüber, dass die Technische Dokumentation nicht die Voraussetzungen bietet, alle Möglichkeiten unserer Software zu nutzen. Ein Blick auf die andere Seite Der unnötige Apell an die Betreiberpflichten in Benutzerinformationen B ei der Durchsicht einschlägiger Anleitungen findet man häufig folgende Formulierungen: „Die in der Betriebsanleitung aufgeführten Sicherheitshinweise, die bestehenden nationalen Vorschriften zur Unfallverhütung sowie eventuelle interne Arbeits-, Betriebsund Sicherheitsvorschriften des Betreibers sind zu beachten.“ „Das mit Tätigkeiten an der Anlage beauftragte Personal muss vor Arbeitsbeginn die Betriebsanleitung und hier besonders das Kapitel ‚Grundlegende Sicherheitshinweise‘ sowie geltende Vorschriften gelesen und verstanden haben“. „Ergänzend zur Betriebsanleitung sind allgemeingültige gesetzliche und sonstige verbindliche Regelungen zur Unfallverhütung und zum Umweltschutz zu beachten und von dem Betreiber durch interne Betriebsanweisungen zu ergänzen. Insbesondere sind aber die Betriebsanleitung und geltende Vorschriften so aufzubewahren, dass sie dem Bedien- und Wartungspersonal jederzeit zugänglich sind.“ So oder ähnlich fordern Hersteller die Betreiber von gewerblich einzusetzenden Produkten dazu auf, einschlägige Gesetzgebung, Unfallverhütungsvorschriften und sonstige Regelungen zu beachten, inklusive der Mahnung, die Anleitung den Mitarbeitern zur Verfügung zu stellen und zu überwachen, dass sie verstanden und umgesetzt wird. Wie sinnvoll und hilfreich sind solche Aufforderungen? Dienen sie der Haftungsbegrenzung oder sollen sie Informationen ersetzen, die man gegebenenfalls in der Anleitung vergessen haben könnte? Anscheinend herrscht Unsicherheit, insbesondere dann, wenn die Inhalte dieser Regelungen dem Hersteller gar nicht bekannt sind. Deshalb hier ein kurzer Blick auf die Regelungen zur Betreiberseite. Die europäische Ebene Ausgehend vom Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union (AUEV) sind sowohl für Hersteller als auch für Betreiber Anforderungen in Richtlinien formuliert. Herstellerseitig sind in den einschlägig bekannten Richtlinien zur Produktsicherheit grundlegende und bindende Anforderungen zu Sicherheit und Gesundheitsschutz formuliert. Zur technischen Umsetzung können vom Hersteller harmonisierte Normen herangezogen werden, deren Erarbeitung ebenfalls auf europäischer Ebene erfolgt. Grundlage für die Anforderungen auf der Betreiberseite ist die ArbeitsschutzRahmenrichtlinie 89/391/EWG, unter deren Dach eine Konkretisierung in weiteren Richtlinien erfolgt. Bereits hier wird insbesondere in Artikel 10 auf die Pflicht zur Unterweisung der Arbeitnehmer z.B. bei der Einführung neuer Arbeitsmittel sowie in Artikel 12 auf die Pflicht der Arbeitnehmer, ihre Tätigkeiten entsprechend der Unterweisung auszuüben, hingewiesen. In der Arbeitsmittelbenutzungsrichtlinie 2009/104/EG sind die Mindestvorschriften für die Bereitstellung und Benutzung von Arbeitsmitteln formuliert. Der Artikel 6 beschreibt die Unterweisungspflicht des Arbeitgebers: „(1) Unbeschadet des Artikels 10 der Richtlinie 89/391/EWG trifft der Arbeitgeber die erforderlichen Vorkehrungen, damit den Arbeitnehmern angemessene Informationen und gegebenenfalls Betriebsanleitungen für die bei der Arbeit benutzten Arbeitsmittel zur Verfügung stehen. (3 ) Die Informationen und die Betriebsanleitungen müssen für die betroffenen Arbeitnehmer verständlich sein.“ Ein Instrument zur Unterweisung ist hier die Betriebsanleitung des Herstellers, von der zudem Verständlichkeit gefordert ist. Arbeitsschutz in Deutschland Der deutsche Gesetzgeber hat die an die Hersteller adressierten Richtlinien entweder als Verordnungen zum Produktsicherheitsgesetz oder als Einzelgesetze in nationales Recht überführt. Allen gemeinsam ist die Forderung nach Benutzerinformationen, die mit dem Produkt zu liefern sind. Im Bereich des Arbeitsschutzes in Deutschland müssen sich Betreiber, konkreter Horst-Henning Kleiner, Geschäftsführer tecteam [email protected] tecteam 13 Kleiner Ein Blick auf die andere Seite Hersteller- und Betreiberpflichten in der europäischen und deutschen Gesetzgebung die Arbeitgeber, und ebenso die Arbeitnehmer in der Erfüllung ihrer Pflichten an den nationalen Umsetzungen des Europäischen Regelwerks orientieren. Hier ist vor allem das Arbeitsschutzgesetz zu nennen, welches die Arbeitsschutz-Rahmenrichtlinie 89/391/EWG umsetzt und ihr inhaltlich entspricht. Demzufolge findet sich auch hier im § 12 die Arbeitgeberpflicht zur Unterweisung: „Die Unterweisung umfaßt Anweisungen und Erläuterungen, die eigens auf den Arbeitsplatz oder den Aufgabenbereich der Beschäftigten ausgerichtet sind. Die Unterweisung muß bei der Einstellung, bei Veränderungen 14 im Aufgabenbereich, der Einführung neuer Arbeitsmittel oder einer neuen Technologie vor Aufnahme der Tätigkeit der Beschäftigten erfolgen“. Nach § 12 sind die Beschäftigten verpflichtet, ihre Tätigkeiten entsprechend dieser Unterweisung auszuführen. Betriebssicherheitsverordnung Auf Grund des Arbeitschutzgesetzes hat die Bundesregierung die Betriebssicherheits verordnung erlassen, die in novellierter Fassung seit dem 1. Juni 2015 in Kraft ist. In Abschnitt 1, § 1 ist die Zielsetzung deutlich zu erkennen: „Diese Verordnung gilt für die Verwendung von Arbeitsmitteln. Ziel dieser Verordnung ist es, die Sicherheit und den Schutz der Gesundheit von Beschäftigten bei der Verwendung von Arbeitsmitteln zu gewährleisten. Dies soll insbesondere erreicht werden durch 1. die Auswahl geeigneter Arbeitsmittel und deren sichere Verwendung, 2. die für den vorgesehenen Verwendungszweck geeignete Gestaltung von Arbeits- und Fertigungsverfahren sowie 3. die Qualifikation und Unterweisung der Beschäftigten.“ Es würde hier den Rahmen sprengen, weitere Abschnitte zu zitieren, in denen eine durchaus umfangreiche Präzisierung erfolgt. Klar zu erkennen ist, dass das Thema der Betriebsanleitung immer wieder auftaucht, beginnend bei der Gefährdungsbeurteilung des Arbeitgebers bis hin zu den Unterweisungspflichten. In § 6 wird darauf verwiesen, dass der Arbeitgeber dafür sorgen muss, dass die erhaltenen Inforgen), Kennzeichnungen mationen (Anleitun und Gefahrenhinweise auch tatsächlich be achtet werden. Ein gerade für Hersteller interessanter Aspekt findet sich in § 10. Dort wird gefordert, dass bei Instandhaltungsmaßnahmen die Betriebsanleitung des Herstellers heranzuziehen ist und die Arbeiten nur von fachkundigen und unterwiesenen Personen durchgeführt werden dürfen. Spätestens in der Auseinandersetzung mit der Betriebssicherheitsverordnung, die übrigens auch in den Herstellerbetrieben um zusetzen ist und damit bekannt sein sollte, wird klar, dass eingangs zitierte Verweise in Anleitungen auf die Betreiberpflichten völlig überflüssig sind. Gesetzliche Pflichten der Betreiber/Arbeitgeber und selbst der Arbeitnehmer sind auch ohne Aufforderung durch die Hersteller zwingend umzusetzen. lich Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz dar. Erlassen durch die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung stellen sie mit 84 DGUV-Vorschriften ein umfassendes bindendes Regelwerk dar, das seinerseits auf das Arbeitsschutzgesetz und weiteres staatliches Regelwerk verweist. Natürlich handelt es sich um ein deutsches Regelwerk, aber ähnliches, möglicherweise anders strukturiertes, findet sich in den Mitgliedsstaaten der Gemeinschaft. Die Europäischen Richtlinien zum Arbeitsschutz sind ohnehin in den Mitgliedsstaaten in nationales Recht umgesetzt. Fazit Pauschale Verweise auf die Einhaltung gesetzlicher Regelwerke durch den Betreiber und seine Beschäftigten sind überflüssig. Anleitungen sollen produktspezifische Informationen enthalten und insbesondere zu den Gefährdungen und Risiken Stellung nehmen, die im Umgang mit dem Produkt auftreten. Wie aus den zitierten Gesetzen ersichtlich ist, sind Anleitungen im Arbeitsbereich ein Baustein in der Unterweisungspflicht. Und wenn es heißt, „Anleitungen müssen gelesen und verstanden werden“, dann sollte klar sein, dass sie verständlich geschrieben sein müssen, um sie verstehen zu können. Denn woran sollte man erkennen, sie nicht verstanden zu haben? Unfallverhütungsvorschriften Wie zu erwarten, ist auch der Verweis auf die Einhaltung der Unfallverhütungsvorschrif ten überflüssig. UVVen stellen für jedes Un ter nehmen und für jeden Beschäftigten (Versicherten) verbindliche Pflichten bezüg15 Von einer Praxis ohne Theorie und einer ungeprüften Theorie Eine Polemik Foto: Jaques Sehy D Prof. Dr. Jörg Hennig, Universität Hamburg [email protected] as sogenannte Hamburger Verständlichkeitsmodell ist ein großer Publika tionserfolg. In einem Interview mit einem der Verfasser, Bernhard Langer, findet sich eine bemerkenswerte Passage: „Frage: Was sagen Sie zu der Kritik, [...] das Modell sei theorielos? Oder anders ausgedrückt: Es könne sein, dass das, was Sie vorschlagen, zum Erfolg führe, Sie wissen aber selbst nicht warum. Langer: ‚Nichts ist so praktisch wie eine gute Theorie‘ (Kurt Lewin). Leserinnen und Leser wissen, was ihnen das Lesen, Verstehen und Behalten von Texten erleichtert bzw. erschwert.“ (1) Langer geht mit einem nichtssagenden Zitat über diesen für einen Wissenschaftler doch massiven Vorwurf hinweg und bestätigt ihn damit zumindest indirekt. Die Theorielosigkeit hat der Beliebtheit des Modells in der Technischen Kommunikation keinen Abbruch getan. In kaum einem Einführungs- oder Überblicksbuch zur Technischen Kommunikation fehlt ein empfehlender Hinweis auf das Hamburger Verständlichkeitsmodell. Die Plausibilität der Ratschläge oder anders formuliert die Übereinstimmung mit den Alltagsannahmen zur Textverständlichkeit machen die Faszination des Modells aus. (Nur nebenbei: Ungeprüfte Alltagsannahmen nennen wir im Allgemeinen auch Vorurteile.) Die Bezeichnung ‚Modell‘ ist sicher unzutreffend, denn mit dem, was die Hamburger Psychologen vortragen, wird kein Realitätsausschnitt erklärt oder anschaulich gemacht, wie es von einem Modell gefordert wird. Hier werden Anwendungsratschläge gegeben, oh ne dass klar wird, wie und warum sie wirken. Klammerbildung Anders liegt es in dem folgenden Fall: Fast durchweg warnen die Handbücher der Technischen Kommunikation und Dokumentation aus Gründen der Satzverständlichkeit vor der Klammerbildung. (Übrigens macht das „Wörterbuch der technischen Kommunikation und Dokumentation“ von Hennig/Tjarks-Sobhani von 1998 hier keine Ausnahme.) „Die Standarddefinition der Klammer be- 16 sagt, dass syntaktisch und/oder funktional zusammengehörige Elemente“ auseinandertreten können. (2) Dazu drei Beispiele, die für drei unterschiedliche Typen stehen: • Torsten Frings will im Halbfinale trotz seiner Rippenverletzung unbedingt spielen. Diese Erscheinung heißt Hauptsatzklammer. In dem Beispiel besteht sie aus einem Modalverb + einem (finiten) Vollverb. Möglich ist auch die Form (finites) Verb + trennbares Präfix: • Peter macht morgens als erstes das Fens ter auf. Und auch in der folgenden Form tritt die Hauptsatzklammer auf: • Volker ist seit 15 Jahren in derselben Firma Technischer Redakteur. Außerdem gibt es die Nebensatzklammer, die aus einer Konjunktion oder einem Relativpronomen und dem Verbalkomplex mit dem flektierten Verb am rechten Ende besteht: • Obwohl sie ihn seit der Schulzeit nicht mehr gesehen hatte, erkannte sie ihn gleich. Die sog. Nominalklammer tritt in der folgenden Form auf: • Das viel verkaufte, aber in der Zwischenzeit leider vergriffene Programm ist wieder erhältlich. Man könnte im Einzelnen zeigen, was Klammerbildung für die Kommunikation leistet. Auf jeden Fall wird durch die Klammer deutlich gemacht, was zusammengehört und deshalb beim Hören oder Lesen auch als zusammenhängend dekodiert werden muss. In einer Untersuchung zur Klammerbildung aus dem Jahr 1994 fasst der Autor das Verfahren so zusammen: „Das klammernde Verfahren besteht darin, dass bestimmte Bestandteile eines Satzes so von zwei Grenzsignalen umschlossen werden, dass der Hörer aus dem Auftreten des ersten Signals mit sehr großer Wahrscheinlichkeit schließen kann, dass der betreffende Bestandteil erst dann beendet sein wird, wenn das passende zweite Signal in der Sprachkette erscheint. Diese Erscheinung dient also dazu, den Hörer bei der syntaktischen Dekodierung zu unterstützen.“ (3) Die Klammerbildung ist eine Besonderheit der deutschen Sprache und sie gilt im Zweitspracherwerb und bei der Übersetzung in andere Sprachen als schwierig. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass sie von nicht Deutsch Sprechenden immer wieder kritisiert und verspottet worden ist. Mark Twain hat sich da besonders hervorgetan. Die beschriebene kommunikative Leis tung der Klammerbildung im Deutschen wird in Handbüchern zur Technischen Kommunikation und auch in anderen Werken zur Verständlichkeitsoptimierung gar nicht diskutiert, sondern es wird unbeirrt die sogenannte Ausklammerung empfohlen. Für die Hauptsatzklammer sollen nach diesen Empfehlungen die Prädikatsteile zusammengezogen und die übrigen Satzteile, das sog. Mittelfeld, nachgestellt werden. Aus „Sie hat von morgens bis abends gesungen.“ wird dann „Sie hat gesungen von morgens bis abends.“ Schon bei diesem einfachen Beispiel zeigt sich aber, dass sich die beiden Sätze in ihrem Sinn unterscheiden: In dem umgeformten Satz sind die ausgeklammerten Teile durch die herausgehobene Endstellung offensichtlich betont. Möglicherweise würden wir in gesprochener Sprache, um die Betonung ganz deutlich zu machen, hinzufügen „Sie hat gesungen und zwar von morgens bis abends.“ Wir sind also gar nicht frei, beliebig auszuklammern, wenn wir den Sinn nicht verändern wollen. Hinzu kommt, dass wohl niemand behaupten wird, die ausgeklammerte Variante sei stilistisch schön oder auch nur gleichwertig mit der Klammer-Version. Das Hauptargument für die Ausklammerung in den Ratgeber-Büchern ist die Erhöhung der Verständlichkeit, weil so das Gedächtnis entlastet werde. In diesem Fall wird also eine Theorie zur Erklärung angeboten. Wie aber steht es mit der Qualität dieser Theorie, also ihrer Fähigkeit, die Behaltensleis tung in diesem speziellen Fall zu erklären? In dem Buch von Gerhard Preuß (4) findet sich die folgende Zusammenfassung: „Mit Hilfe einer experimentellen Untersuchung gelingt es zu zeigen, dass sich die verbale Diskontinuität in der schriftlichen Kommunikation im Bereich der deutschen Gegenwartssprache keinesfalls negativ auf die Behaltensleistung des Lesers auswirkt. Im Gegenteil: bei einem Mittelfeldumfang von 9 bis 19 Wörtern manifestiert sich eindeutig die kognitive Funktionalität der lexikalischen Verbalklammer. Ausgehend von diesem Ergebnis kann die Ausklammerung nicht mehr generell als Möglichkeit zur Steigerung der kommunikativen Effizienz gepriesen werden.“ Populäre Irrtümer Ob es sich vielleicht mit der Satzklammer so verhält wie mit dem Eisengehalt von grünem Spinat, dem Teflon als Nebenprodukt der Raumfahrt und den 100 Bezeichnungen der Eskimos für Schnee? Alles hübsche Erfindungen oder Irrtümer, an die wir uns gewöhnt haben, weil sie so schön plausibel klingen.(5) Und auf den Einwand, dass sehr viele Satzbestandteile zwischen den beiden Teilen des Prädikats den Satz wirklich unübersichtlich machen, könnte ich entgegnen: Wenn ich sehr viel Spinat esse, nehme ich wirklich etwas Eisen zu mir. Es gibt bisher kaum verlässliche Untersuchungen über die Entwicklung der Klammerbildung in deutschen Texten. Immerhin kommt eine Arbeit, die die Zeit von der Mitte des 15. bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts in den Blick nimmt, zu dem Ergebnis, dass die Klammer in diesem Zeitraum stark zunimmt, insbesondere in der Fachprosa. Auch in der Gegenwart findet man die Klammer allenthalben, zumindest in der gesprochenen Umgangsprache. Die Tendenz, in der gesprochenen Sprache als Vergangenheitstempus stets das aus Hilfsverb und Verb gebildete Perfekt statt des ja nur aus dem Verb bestehenden Präteritums zu wählen, wirkt hier sicher verstärkend. Die Klammerbildung im Deutschen ist also weiter produktiv, auch wenn sie Übersetzern zugegebenermaßen bisweilen Schwierigkei ten macht. Das Deutsche wahrt hier seine eigenen kommunikativen Möglichkeiten und baut sie offenbar noch aus. Anmerkungen: (1) Hennig, Jörg/Tjarks-Sobhani, Marita (Hrsg.) (1999): Verständlichkeit und Nutzungsfreundlich keit von technischer Dokumentation. Lübeck: Schmidt-Römhild. S. 71. (2) Nübling, Dagmaris u.a. (2008): Historische Sprachwissenschaft des Deutschen. Eine Einführung in die Prinzipien des Sprachwandels. 2., überarb. Aufl. Tübingen: Narr. S. 92. (3) Ronneberger-Sibold zitiert nach: Nübling S. 92. (4) Preuß, Gerhard (2000): Die Gedächtnisrelevanz der Verbalklammer. Untersuchung zur kog nitiven Funktionalität einer topologischen „Kapriole“ der deutschen Sprache. Hamburg: Kovac (Schriftenreihe Philologia 44). (5) 100 Gramm frischer Spinat enthalten durchschnittlich 3,5 Milligramm Eisen und nicht 35 Milligramm, wie immer wieder behauptet worden ist. – Polytetrafluorethylen (Kurzzeichen PTFE), das unter dem Handelsnamen Teflon vertrieben wird, wurde bereits 1938 entdeckt und 1954 zur Beschichtung von Töpfen und Pfannen verwendet. Die Raumfahrt begann aber erst 1957. – Die Inuit haben nur zwei einfache, nicht zusammengesetzte Wörter (Simplicia) für Schnee, aber zahlreiche zusammengesetzte Wörter, wie das Deutsche auch, z.B. Pulverschnee, Neuschnee. 17 Klare Prozesse – bessere Dokumentation Von der Zettelwirtschaft zum strukturierten Revisionszyklus I ndustrien mit hohen regulatorischen Anforderungen an die Dokumentation – wie z.B. weite Teile der Luftfahrt und Verteidigung – benötigen einen kontrollierten Änderungsprozess für die Dokumentation. Jede Änderung muss von ihrer Entstehung als Änderungsanforderung (Change Request oder CR) über ihre Genehmigung, ihre Einarbeitung in ein Informationsmodul bis hin zur Abnahme des geänderten Moduls nachvollziehbar dokumentiert werden: Wer hat wann was und warum geändert, genehmigt oder abgelehnt. Der Herausgeber der Dokumentation muss in der Lage sein, Herkunft und Durchführung einer Änderung nachzuweisen. Verfahren und Systeme, die für diese stark regulierten Anwendungsbereiche entwickelt werden, können aber auch in weniger regulierten Bereichen dazu beitragen, den Dokumentationsprozess zu verbessern. Rigide Workflows sind dabei in den meisten Fällen eher nachteilig, nützlich dagegen sind Verfahren, die • Informationsflüsse bündeln • die Zusammenarbeit zwischen Dokumentationsexperten und Fachexperten strukturieren • Änderungswünsche und darauf basierende Änderungen protokollieren und damit zu einer besseren Nachverfolgbarkeit führen • Freigabeprozesse vereinfachen. Anhand eines konkreten Beispiels aus der Luftfahrt wird beschrieben, wie diese Ziele erreicht und dadurch einige vorher wenig strukturierte Prozesse vereinfacht und erheblich beschleunigt werden. Klaus Fenchel, Managing Direktor Ovidius GmbH [email protected] Dokumentationsexperten und Fachexperten In den Dokumentationsprozess sind meist verschiedene Gruppen mit unterschiedlichen Kom petenzen, Fähigkeiten und Verantwortlichkeiten eingebunden. Eine zentrale Unterscheidung ist die zwischen Dokumentationsexperten, deren Kernkompetenz Doku mentationsprozesse und -systeme sind, und Fach experten, wie z.B. QM-Beauftragte, Entwickler oder Ingenieure. Für jede Gruppe 18 müssen adäquate Werkzeuge zur Verfügung gestellt werden: Fachexperten, die nur gelegentlich inhaltlich zur Dokumentation beitragen, sollen nicht mit den Komplexitäten eines XML-basierten Dokumentationsworkflows be helligt werden. Dokumentationsexperten hingegen benötigen die volle Leistungsfähigkeit entsprechender Systeme, um z.B. zielgruppen- oder produktspezifische Dokumentationen effizient zu konfigurieren und zu erzeugen. Abbildung 1 verdeutlicht dies am Beispiel einer Anwendung in der Luftfahrt. Mit dem Redaktionssystem selbst arbeitet nur eine kleine Redaktionsgruppe von drei bis fünf Redakteuren. Die Anzahl der Fachexperten, die zu den Inhalten beitragen, diese kommentieren und genehmigen, kann schnell dreistellig werden. Die Anzahl der Nutzer hingegen liegt im mittleren vierstelligen Bereich. Abb. 1: Gruppen im Dokumentationsprozess Revisionszyklus für Operation Manuals bei Fluglinien Fluglinien müssen verschiedene Operation Manuals (OM) erstellen. Diese unterliegen einem Revisionszyklus, der für bestimmte dieser Manuals vorsieht, dass Änderungen von der nationalen Luftfahrtbehörde genehmigt werden müssen. Dies und die Tatsache, dass in der Vergangenheit die Auslieferung in Papierform als ‚Änderungspaket‘ erfolgte, das nur die geänderten Seiten oder Abschnitte enthielt, führte zu aufwendigen und relativ lang laufenden Zyklen. Mit der Einführung von elektronischen Bordhandbüchern werden Lieferung bzw. Updates erheblich vereinfacht und könnten ohne Probleme täglich erfolgen. Stellschrauben, an denen noch gedreht werden kann, um Prozesse zu vereinfachen und zu beschleunigen, sind die internen Änderungs- und Freigabeprozesse sowie die externe Freigabe. Ein typischer Revisionszyklus (Abb. 2) für die Dokumentation bei Fluglinien beinhaltet die folgenden Schritte: Schritt 1: Change Request – Änderungs wünsche sammeln, diskutieren und freigeben. Die letzte Handbuchrevision ist freigegeben und publiziert. Das Handbuch wird auf das Review-Portal gepusht, damit die Sammlung von Änderungswünschen für die nächste Revision beginnen kann. Inhalte hierfür kommen von Fachexperten (Piloten, Technikern usw.). Jedem Handbuch- und jedem WorkflowSchritt können verschiedene Benutzer in unterschiedlichen Rollen zugewiesen werden. So kann Pilot McFly der ‚Document Owner‘ mit allen Rechten beim OM-A sein, beim Abb. 2: Der Revisionszyklus OM-B ist er aber nur ‚Reviewer‘ und kann als solcher auch nur Änderungswünsche eintragen. Nachdem das Handbuch auf das Portal gepusht wurde, werden alle für dieses Handbuch registrierten Benutzer automatisch per E-Mail zur Bearbeitung aufgefordert. Nach dem Einloggen finden die Benutzer einen Überblick über alle Handbücher, denen sie zugeordnet sind – andere Handbücher sehen sie nicht. Beispiel (Abb. 3): Das Operation Manual Part C (OM-C, gelb hinterlegt) befindet sich im Schritt Collect Change Requests. Dieser endet am 15.7.2015. Es wurden bereits 64 CRs eingetragen. Öffnet man das OM-C, gelangt man direkt zu einer Darstellung des Handbuchs mit Inhaltsverzeichnis. An jedem Textknoten können Diskussionen begonnen werden. Änderungswünsche werden daher direkt an der betroffenen Stelle des Dokuments erfasst und diskutiert. Längere Passagen oder zu ändernde Bilder können als Anhang hochgeladen werden. Für jeden Beitrag wird festgehalten, wann und durch wen er gemacht wurde (Abb. 4). Nutzer mit entsprechenden Rechten können einen finalen Kommentar abgeben und die Diskussion schließen. Schritt 2: Revision – Änderungswünsche einarbeiten. Sobald ein Änderungsvorschlag genehmigt ist, kann dieser durch den Dokumentationsexperten bearbeitet und in das Handbuch integriert werden. Es ist nicht erforderlich zu warten, bis die CR-Phase beendet ist. CR-Phase und Überarbeitung können parallel laufen. In den Operation Manuals wird bei sachlich begründeten Änderungen immer auch eine Änderungsbeschreibung mit eingegeben. Diese werden zum Publikationszeitpunkt extrahiert und als Änderungsübersicht Abb. 3: Operation Manuals Übersicht (LaC = List of actual Changes) an den Anfang der Publikation gestellt. Die korrekte Erfassung der Änderungsbeschreibung ist eine zentrale Aufgabe der Redakteure. Die Freigabe des Handbuchs durch die nationale Luftfahrtbehörde kann davon abhängen, dass LaC und durchgeführte Änderungen vorhanden und korrekt sind. (Abb.5) Schritt 3: Review und Approval – Änderungen prüfen und genehmigen. Wenn alle Änderungen eingearbeitet sind, durchläuft das geänderte Handbuch einen oder mehrere Prüf- und Freigabezyklen. Durch den modularen Dokumentationsaufbau ist es lediglich erforderlich, die geänderten Module zu prüfen und freizugeben. Prüfebenen sind beispielsweise zunächst der Dokumentverant wortliche, im Anschluss eine allgemeine interne Kontrollorganisation (Flight Operations Steering Committee) und zuletzt die nationale Luftfahrtbehörde, in Deutschland z.B. das Luftfahrtbundesamt. Auch diese Prüfungen können rein web-basiert erfolgen. Freigaben werden geloggt und können jederzeit nachvollzogen werden. Um die Prüfung zu vereinfachen, wird das Handbuch mit Änderungsmarkierungen hinsichtlich des letzten freigegebenen Dokumentenstandes auf das Portal gepusht. Der Prüfer muss nun lediglich die als ‚erledigt‘ markierten Change Requests mit den sichtbaren Änderungen und der Änderungsbeschreibung vergleichen. Ist alles in Ordnung, kann er das Modul freigeben, wenn nicht, kann er die Freigabe verweigern und es geht zurück in die Redaktion. 19 Fenchel Klare Prozesse – bessere Dokumentation Abb. 4: Änderungswünsche eintragen und diskutieren Schritt 4: Release und Publication – Publikation des Handbuchs. Nach erfolgter Freigabe wird das Handbuch durch die Dokumentationsexperten in allen erforderlichen Medien publiziert und verteilt. Danach beginnt der Revisionszyklus erneut. Vorteile eines strukturierten Revisionsprozesses – nicht nur in der Luftfahrt Wie viele Prüfzyklen ein Handbuch durchlaufen muss, hängt in der Luftfahrt vom Typ Abb. 5: Change Request, Änderung und Änderungsbeschreibung 20 des Handbuchs ab. In den meisten Industrien dürfte oft eine einzige Prüfrunde ausreichen. Die Vorteile des beschriebenen Prozesses liegen auf der Hand: • Gelegenheitsnutzer erhalten eine sehr einfache und ohne Schulung zu nutzende Umgebung, mit der sie ihren Beitrag zur Dokumentation leisten können. Und dies sowohl zur Erstellung von Änderungsvorschlägen als auch zur Prüfung und Freigabe der Änderungen. • Der Änderungsprozess wird kanalisiert und organisiert: Änderungsvorschläge werden ausschließlich über das WebPortal eingereicht. Dieses fungiert als ein dokumentzentrisches Ticketsystem, in dem jeder Änderungsvorschlag (jedes Ticket) einen definierten Lebenszyklus hat. Fliegende Blätter, kommentierte PDFs, E-Mails oder telefonische Änderungswünsche gehören (endlich) der Vergangenheit an. • Dadurch, dass jedem Handbuch für jeden Schritt im Workflow unterschiedliche Benutzer mit unterschiedlichen Funktio nen und Rechten zugewiesen werden, wird der gesamte Prozess leicht gelenkt. • Um die Änderungen umzusetzen, Dokumente zu überarbeiten, zu konfigurieren, Publikationen zu erstellen und zu verteilen, nutzen redaktionelle Fachkräfte weiterhin die komplette Funktionalität leistungsfähiger Redaktionssysteme. Das beschriebene Verfahren etabliert einen klar definierten Workflow, in dem verschiede ne Beteiligte unterschiedliche Rollen und Werkzeuge benutzen. Zentral ist dabei ein kumentzentriertes, web-basiertes Ticket do system, das dazu dient, Änderungswünsche zu dokumentieren, kommentieren und zu genehmigen sowie durchgeführte Änderungen freizugeben. In vielen Fällen ist es nicht erwünscht, dass Fachexperten direkt im Redaktionssystem arbeiten. Sie sollen bestenfalls nur Informationen zuliefern, die von Dokumentationsexperten eingearbeitet werden. Das Ende der Insel – Qualität in Sicht Technische Redaktion – Übersetzung – Review – Terminologie D ie Zeiten sind wohl ein für alle Mal vorbei, als die Technische Redaktion als einsame Insel im Firmenarchipel tätig war. Mittlerweile sitzt sie zentral zwischen Technik, Marketing, Vertrieb und Produktion. Doch mit welchen Schiffen werden die anderen erreicht, wie wird ein Fahrplan erstellt und eingehalten? Wie wirkt es sich aus, dass im digitalen Zeitalter der Wind sehr stark in Richtung Kollaboration weht – Stichwort ‚Collaborative Commons‘? Im Folgenden versuchen wir einen kollaborativen Ansatz zu beschreiben, mit dem eine sinnvolle und zielgerichtete Zusammenarbeit zwischen Technischen Redakteuren, Übersetzungsdienstleistern, Terminologen und ins besondere auch all den anderen Beteiligten organisiert und gleichzeitig eine nachhaltige Qualitätsbewertung etabliert werden kann. Spätestens mit dem Beginn des ‚Content‘Zeitalters nimmt die Bedeutung der Technischen Redaktion zu. Die Kollegen aus dem Marketing zapfen auf der Suche nach interessanten Themen immer öfter die technischen Inhalte an und professionell erstellte PostSales-Unterlagen werden immer öfter auch im Pre-Sales eingesetzt, um Kundennutzen darzustellen. Diese Verzahnung wirft die Frage nach der Austauschbarkeit der Informationen und Systeme auf – und ob dem Kunden eine einheitliche und damit eindeutige Sprache vermittelt wird. Basis dieser Verständlichkeit ist ein adäquates Terminologiemanagement. Dieses macht sich aber, wie eben ausgeführt, nicht nur auf der inhaltlichen Seite bezahlt, sondern auch durch verringerte Kosten positiv bemerkbar. Insbesondere wenn man den meist nächsten Schritt in der Content-Prozesskette mit in Betracht zieht: die Übersetzung, die eine einheitliche Benennung der Begriffe auch schon in der Ausgangssprache benötigt. Volle vereinte Kraft voraus durch Kollaboration Die Frage, wie man die Zusammenarbeit zwischen den Abteilungen und mit externen Dienstleistern organisiert, stellt sich in modernen arbeitsteiligen Unternehmen eigentlich nicht mehr. Denn Kollaboration ist, wenn es nach Vordenkern wie Don Tapscott („Wiki- nomics“) oder Jeremy Rifkin („Collaborative Commons“) geht, einfach unumgänglich. Dafür braucht man allerdings die richtigen Prozesse und Werkzeuge, die einerseits für den Gelegenheitsnutzer möglichst leicht verständlich sind, gleichzeitig aber dem Experten die erforderlichen Steuermöglichkeiten und ‚Business Intelligence‘ bieten. Terminologie als Heimathafen Dieser Grundsatz gilt insbesondere bei der Terminologie-Abstimmung. Denn hier müssen alle, die mit Content und dessen Erstellung zu tun haben, sowohl schnell und leicht auf die richtigen Termini zugreifen als auch bei Bedarf einen Termantrag stellen oder qualitativen fachlichen Input geben können. Bei manchen Firmen reicht der Terminologiebogen bereits von der Entwicklungsabteilung über das Marketing bis hin zu Technischer Redaktion und Produktion. Terminologieprojekte werden insbesondere dann erfolgreich, wenn das Terminologieteam sie permanent promotet und so das Thema Terminologie immer wieder in Erinnerung ruft. Dies gilt vor allem für kollaborative Terminologieprozesse, bei denen die ‚Crowd‘ der Benutzer mit Zusatzangeboten und Zusatznutzen zur Mitarbeit motiviert wird. Spielerische, unterhaltsame, aber auch lehr- und hilfreiche Elemente, wie wir sie von den sozialen Medien kennen, werden für die Terminologiearbeit genutzt. Ein Beispiel dafür wäre ein Online-TermQuiz mit von Terminologen ausgearbeiteten Fragen, die mit den Inhalten der Termbank korrelieren können, aber nicht müssen. Am Schluss werden die Antworten auf ihre Richtigkeit überprüft und zusammengefasst, um den Lernerfolg zu sichern. Und sofern sich die Fragen auf Termbankinhalte bezogen haben, kann der Benutzer gleich direkt auf den entsprechenden Eintrag springen. Damit befindet er sich genau dort, wo man ihn haben möchte: in der Termbank. Eine andere Möglichkeit wäre etwa ein „Eintrag der Woche“ mit redaktionell aufbereiteten aktuellen Themen, häufigen Fragen und auch lehrreichen Inhalten. Auch hier ist es empfehlenswert, wenn Klaus FLeischmann, Geschäftsführer Kaleidoscope [email protected] 21 Fleischmann Das Ende der Insel – Qualität in Sicht der Benutzer direkt aus dem Eintrag der Woche wieder in die Termbank gelangt. man überdies gezielt alle Prozesse rund um die Erstellung, Definition, Freigabe und Änderung der Terminologie steuern. Aber im Gegensatz zum Wiki-System der Selbstkorrektur stellt ein zentralisierter Prozess sicher, dass alle Informationen korrekt recherchiert, von allen Beteiligten freigegeben und aktuell sind. Doch auch bei der Übersetzung ist Zusammenarbeit ein wesentlicher Faktor für das Gelingen. Denn was passiert mit den in aller Regel sinnvollen und wichtigen Rückfragen der Übersetzer, mit denen sie Unklarheiten, Fehler etc. abklären wollen? Die müssen gemanagt und dem gesamten Team nachvollziehbar kommuniziert werden, schließlich geht es hier ganz zentral um Zeit, Geld und Qualität. Diese Rückfragen lassen sich erfahrungsgemäß am besten mittels web-basiertem Portal verwalten, das alle Beteiligten – vom Übersetzer über den Projektmanager bis hin zum Kunden und dessen Experten – einfach, nachvollziehbar und kollaborativ mit einbezieht. Die Rückfragen sollten archiviert werden, damit sie in der Folge durchsucht und wiederverwendet werden können. So geht kein Wissen verloren und die Kunden bzw. ihre Experten müssen nicht mehrmals ein- und dieselbe Frage beantworten. Hier schließt sich auch der Kreis, denn Rückfragen, die wichtige Informationen über den Ausgangstext enthalten, können so nach Projektabschluss gesammelt an die Autoren übermittelt werden. Damit lässt sich auch der gesamte Prozess inklusive der Ausgangstexte optimieren, wovon u.a. auch die Technische Redaktion profitiert. Faktor Übersetzung Dank einer einheitlichen Terminologie lassen sich, wie weiter oben erwähnt, nicht nur die Inhalte und damit die Marke besser und nachdrücklicher kommunizieren. Auch die Übersetzungskosten sinken, da eine terminologisch einheitliche Benennung in allen geforderten Sprachen vorhanden ist oder erarbeitet werden kann. Die Frage, wie die Inhalte in die Übersetzung und retour kommen, war bis vor kurzem in vielen Fällen wesentlich schwieriger zu beantworten. Die Brücke schlägt der offene Standard COTI: Mit dem Common Translation Interface kann nun der Datenaustausch zwischen Dokumenten-Management-System und Übersetzungssoftware reibungslos abgewickelt werden. Ein kleiner Hinweis: Für SDL Trados Studio stehen bereits Plug-ins und in der Folge automatisierte Softwarelösungen wie Connecting Content bereit. Von den Rückfragen zum Review Liegt die Übersetzung dann in allen Zielsprachen vor, ist der In-Country Review gefragt. Dabei überprüfen Experten direkt in den Ländern der Zielsprache, ob der Zieltext tat- Kollaboration in den Workflows Die Mitbestimmung und Teilnahme der Benutzer ist, wie unsere langjährige Erfahrung zeigt, zentral für eine dauerhafte Identifika tion mit den Inhalten und somit auch der Verwendung des Endproduktes ‚Terminologie‘. Mit diesen kollaborativen Workflows kann 22 sächlich für die lokale Zielgruppe geeignet ist. Zumeist handelt es sich bei diesen Reviewern nicht um Übersetzer, sondern um Vertriebsoder Technik-Mitarbeiter in den Niederlassungen der Auftraggeber. Daher ist es nur allzu verständlich, dass die Reviewer mit einem Übersetzungstool weder arbeiten können noch wollen. Die Reviewer sollen den Text ja auch nicht Korrektur lesen, sondern vielmehr die Übersetzung hinsichtlich ihrer Qualität und Funktionalität im Zielmarkt bewerten und Verbesserungsvorschläge machen. Daher ist es naheliegend, auch hier ein kollaboratives Web-Portal einzusetzen, in dem die Reviewer den Text prüfen, Änderungen vornehmen und Kommentare abgeben und vor allem die Qualität des Textes bewerten können. Ideal ist es, wenn die Reviewer dabei auch erlaubte und verbotene Benennungen aus der eingebundenen Terminologiedatenbank sehen. So lassen sich alle gesetzten Standards einhalten oder gegebenenfalls Kommentare auch auf der terminologischen Ebene rückmelden und nicht in vereinzelten Segmenten, wie sie von den CAT-Tools üblicherweise verwendet und vorgegeben werden. Ein besonderes Highlight ist es, wenn die Reviewer ihren Text direkt im Layout bearbeiten können und alle Änderungen in die segmentbasierte Welt der CAT-Tools zurückfließen. Die Aufgabe der Übersetzer wiederum ist es, den Text mit den Rückmeldungen aus den Ländern publikationsreif zu machen. Daher können sie die vorgeschlagenen Änderungen akzeptieren oder auch ablehnen, was sie in einem Kommentar begründen können. Der finale Text kann dann als bilinguale Datei heruntergeladen und mit den CAT-Tools industriell weiterverarbeitet werden. Besonders sinnvoll ist es, den Reviewprozess auch als Basis für Qualitätsbewertungen und -verfolgung zu nutzen. Durch die bei der Prüfung vergebenen Fehlertypen, z.B. nach QT21, kann über ein Rating aller vermerkten Fehler ein Faktor von Fehlerpunkten pro 1000 Wörter oder Ähnliches errechnet und chronologisch pro Sprache, Übersetzer, Reviewer etc. mitverfolgt werden. Das ist ein enorm wichtiges Tool für die Business Intelligence im Übersetzungsprozess, ermöglicht es doch, ein fortlaufendes Qualitätsmanagement und -monitoring zu etablieren und es nicht nur bei vereinzelten Reparaturen zu belassen. Vom Sample über die Qualität zur Kosteneinsparung Ein weiterer Ansatz, insbesondere zur Effi zienzsteigerung, ist das Sampling: Gemeinsam mit dem Kunden werden Inhaltstypen definiert, die vom System mittels intelligenter Stichprobe geprüft werden. Die SamplingMethode kann dabei beispielsweise auf dem Dynamic Quality Framework von TAUS basieren. Durch die qualitative Beurteilung der ermittelten Samples und eine Hochrechnung auf die gesamte Wortmenge kann so ein sehr realistischer Eindruck über die Übersetzungsqualität gewonnen werden, ohne jede Datei komplett reviewen zu müssen. Ergebnis einer Stichprobenprüfung kann etwa ein Pass/Fail-Wert sein, der darüber entscheidet, ob die Datei nochmal geprüft oder komplett überarbeitet werden soll oder ob die Übersetzungsqualität als ausreichend eingestuft wird und so eine vollständige Review vermieden werden kann. Die Zeit- und Kostenersparnis liegt auf der Hand. All diese Möglichkeiten zur Kollaboration und Qualitätsverbesserung sollte moderne Review-Software bieten, am besten mittels eines global zugänglichen Web-Portals. Fazit Als Contentlieferant spielt die Technische Redaktion oft eine zentrale Rolle, wenn es um qualitätsvolle Texte geht. Mittels kollaborativer Prozesse und Softwarelösungen können andere Bereiche an der Technischen Redaktion andocken und so ihren Beitrag zur Qualität, insbesondere hinsichtlich einheitlicher Firmensprache (Terminologie) und Übersetzung liefern. 23 Content-Management-Systeme erfolgreich einführen Damit kleine Hürden nicht zu großen Problemen werden I Siegfried Siegel, Mitglied der Geschäftsleitung CARSTENS + PARTNER [email protected] mmer mehr Unternehmen – auch kleine und mittelständische Betriebe – möchten ihre Redaktionsprozesse mit einem ContentManagement-System optimieren und Kosten sparen. Die Einführung eines Content-Management-Systems bedeutet allerdings eine erhebliche Umstellung des gewohnten Redaktionsalltags und gerade in der Einführungsphase können kleine Hürden schnell zu großen Problemen werden. Im Normalfall muss parallel zur Einführung des neuen Systems natürlich das normale Tagesgeschäft weiter betrieben werden und auch die Pflege und Erstellung der aktuell benötigten Dokumentation sichergestellt sein. Das neue System sollte die bestehende Redaktionsumgebung dann schnellstmöglich ablösen, um den Parallelbetrieb des neuen und des alten Systems möglichst kurz zu halten. Einen einheitlichen goldenen Weg bei der Systemeinführung gibt es nicht, aber doch eine Reihe von Standardkriterien, die beachtet werden müssen. Als zertifizierter Schema ST4-Dienstleis ter konnten wir in den letzten Jahren eine Reihe unserer Kunden bei der Einführung von ST4 erfolgreich begleiten und dabei viel Projekterfahrung gewinnen. Unsere ST4-Kunden Kleinere Betriebe scheuten lange Zeit die hohen Investitionskosten für ein CMS. Inzwischen führen aber auch immer mehr kleinere und mittelständische Betriebe ein CMS ein und können damit ihre Dokumentation optimal erstellen, verwalten, produzieren und übersetzen. Unsere ST4-Kunden kommen aus unterschiedlichsten Sparten und haben kleine Installationen mit weniger als zehn Clients. Teilweise sind es sogar Redaktionen mit einer ‚Stand-Alone-Lösung‘, bei der ein Redakteur die gesamte Technische Dokumentation erstellt. Als wichtigstes Ausgabeformat steht bei allen Kunden ein druckfähiges PDF an erster Stelle. Teilweise werden auch weitere 24 Formate, z.B. Online-Hilfen aus dem System erzeugt. Einige Kunden denken auch schon über Publikationen für mobile Endgeräte nach. Übersetzungen sind bei allen von uns betreuten Kunden ein wichtiges Thema und gerade sie sind oft auch der Grund dafür, ein CMS einzuführen. Wann braucht der Kunde externe Unterstützung? Nicht immer sind wir bei der Einführung von Anfang an dabei, sondern kommen erst während der Einführungsphase ins Spiel, weil Probleme auftreten. Typische Kundenaussagen sind dann: • Wir haben den Initialaufwand unterschätzt und können das System nicht neben dem Tagesgeschäft einführen. • Wir sind uns unsicher, ob wir richtig modularisieren, wiederverwenden, filtern und ablegen. • Der Verwaltungsaufwand ist so groß, machen wir da bei den MetaInformationen etwas falsch? • Wir haben noch keine Dokumente produzieren können, obwohl wir schon viele Inhalte erstellt haben. • Das Layout ist noch nicht optimal, wir können es aber selbst nicht anpassen. • Die Schulung ist so lange her, wir wissen nicht mehr so genau, wie es geht. • Wie sollen wir die Altdaten am besten übernehmen? • Es ist alles so kompliziert, wir dachten, das wird einfacher. Diese und ähnliche Probleme können zu unüberwindbaren Hürden werden und im schlimmsten Fall sogar die erfolgreiche Systemeinführung gefährden. In der Einführungsphase werden wichtige Entscheidungen getroffen und die Weichen für die Zukunft gestellt. Der Königsweg zum CMS Optimal ist es, wenn wir von Anfang an dabei sind. Gemeinsam mit dem Kunden analysieren wir die aktuelle Situation und planen das richtige Vorgehen. Sehr gute Erfahrungen haben wir besonders mit einem Startwork- die Basiskonfiguration komplett übertragen. Der Kunde startet mit einem ‚gefüllten‘ System. Dieses Vorgehen haben wir in mehreren Projekten bereits erfolgreich umgesetzt. Auch Schulungen können dann direkt anhand eigener Dokumentationen durchgeführt werden. Pilotprojekt als Motivator Nicht zu unterschätzen ist der motivierende Faktor eines Pilotprojektes. Es ist ein Erfolgsgefühl, wenn die erste komplette Dokumentation aus dem System produziert werden kann. Hier erlebten wir leider manchmal, dass das erste Projekt zu kompliziert angegangen wird (Filter/Taxonomien) und deshalb zu keinem Abschluss kommt. Gibt es dann noch Druck von Vorgesetzten – nach einer großen Investition will man Ergebnisse sehen –, sinkt die Motivation. shop gemacht, den wir mit allen Projektbeteiligten durchführen, um essenzielle Fragen zu klären: • Welche Dokumentarten gibt es? • Wie viele Produkte und Varianten gibt es? • In welchem Format liegen die aktuellen Dokumente vor? • Müssen Inhalte redaktionell verbessert werden? • Stimmt die Modularisierung? • In welchem Format liegen Grafiken vor? • Ist eine automatisierte Migration möglich und lohnt diese? • Wie groß ist der Umfang der geplanten Übersetzungen? • Muss Zulieferdokumentation mit verwaltet werden? • Gibt es eine sinnvolle Wieder verwendung von Informationsmodulen? • Welche Zielformate werden gebraucht? • Wie sieht das Layout der Publikation aus? • Welche Dokumentarten/Formate sollen in Zukunft erzeugt werden? Die Klärung dieser Fragen ermöglicht es, den Initialaufwand realistisch abzuschätzen und entsprechend zu planen. Die wichtigsten Schritte können wir dann ganz übernehmen oder dabei Unterstützung leisten: • Analyse der Dokumentation • Analyse des Varianten- und Versionsumfangs • Untersuchung der Wiederverwendungsmöglichkeiten • Definition der Ablagestruktur und der Metadaten • Erstellung einer Master-Dokumentation • Erstellung/Anpassung des Layouts • Schulung des Kunden am eigenen System in eigenen Projekten • Integration von weiteren Dokumen tationen • Übersetzungen Fazit Gerade vor und während der Einführungsphase eines CMS macht es Sinn, sich unterstützen zu lassen. Wir können mit unserer Erfahrung gemeinsam mit dem Kunden die richtige Strategie planen und während der gesamten Einführung dabei sein. Dies spart Zeit und Kosten und vermeidet Ärger. Später können wir bei Engpässen, Layoutanpassungen und Spezialthemen weiterhin unterstützen. Der Start ohne eigenes System Auch Kunden, die erst einmal nicht mit einem eigenen System starten möchten oder ein Pilotprojekt umsetzen wollen, ohne in ein CMS zu investieren, sind bei uns richtig. In unserem Schema ST4 können wir Projekte umsetzen und auch schon Altdaten migrieren. Hat der Kunde dann ein eigenes System, werden alle Inhalte, das Layout und 25 Nichts ist nur formal Pluralvarianten im Deutschen Foto: Jaques Sehy V Dr. Beate Hennig, Sprachwissenschaftlerin Universität Hamburg [email protected] Unterschiedliche Pluralformen – unterschiedliche Bedeutungen die Bank – Bänke (Sitz für mehrere Personen) – Banken (Geldinstitute) der Bau – Bauten (Bauwerke) – Baue (Tier-Höhlen) das Ding – Dinge (Gegenstände) – Dinger (Wertloses, junge Mädchen) das Gesicht – Gesichter (Antlitze) – Gesichte (Visionen) der Mann – Männer (männliche Personen) – Mannen (Gefolgsleute) Homonyme – Genus, Bedeutung und Plural unterschiedlich der Flur (Korridor) – Flure; die Flur (unbebautes Landstück) – Fluren der Gehalt (Inhalt, Wert) – Gehalte; das Gehalt (Entlohnung) – Gehälter der Kiefer (Knochen) – Kiefer; die Kiefer (Nadelbaum) – Kiefern der Schild (Schutzwaffe) – Schilde; das Schild (Erkennungszeichen) – Schilder die Steuer (Abgabe) – Steuern; das Steuer (Gerät zum Lenken) – Steuer erwechselt jemand Wörter mit Worten, z.B. wenn er ‚Worte‘ im Wörterbuch nachschlagen will, bereitet mir das Unbehagen. Schließlich heißt es ‚Wörterbuch‘ und nicht ‚Wortebuch‘. Beide Pluralformen sind zwar korrekt gebildet, aber der Sprecher missachtet die unterschiedliche Bedeutung, die die beiden Pluralformen haben. Der Plural ‚Wörter‘ bezieht sich auf die Bedeutung ‚kleinste selbständige sprachliche Einheit von Lauten und Inhalt‘, der Plural ‚Worte‘ auf die Bedeutung ‚sinntragende Äußerung von einem Wort oder mehreren Wörtern‘. Diesen Bedeutungsunterschied gibt es auch bei zusammengesetzten Wörtern: Es heißt Pass- und Fremdwörter, aber Abschieds- und Ehrenworte. Unterschiedliche Bedeutungen Es gibt eine Reihe von Fällen, in denen wie beim ‚Wort‘ die unterschiedlichen Pluralformen eine Bedeutungsvariante des betreffenden Wortes ausdrücken. So beim ‚Band‘, dessen Plural ‚Bänder‘ die Bedeutung ‚schma le Stoffstreifen‘ hat, während der Plural ‚Bande‘ ‚Verbindungen‘ bedeutet (z.B. Familienbande). Diese Fälle unterscheiden sich von solchen, in denen gleichlautende Substantive (Ho monyme) mit unterschiedlichen Genera und unterschiedlicher Bedeutung unterschiedliche Plurale bilden. Als Beispiel kann wieder das Wort ‚Band‘ dienen: Im Gegensatz zum eben genannten Neutrum bildet das Maskulinum ‚der Band‘ mit der Bedeutung ‚einzelnes Buch einer Gesamtausgabe‘ den Plural ‚die Bände‘. Ein Nebeneinander von unterschiedlichen Pluralformen gibt es gelegentlich auch ohne Bedeutungsunterschiede: Beim ‚Denkmal‘ z.B. ist der Plural ‚Denkmale‘ und ‚Denkmäler‘ möglich, beim ‚General‘ die ‚Generale‘ und ‚Generäle‘, beim ‚Land‘ die ‚Länder‘ und ‚Lande‘ (das der Duden als gehoben bezeichnet). Pluralendungen Im Deutschen gibt es fünf Möglichkeiten, den Plural zu markieren: • die Endungen -e (Tag – Tage, Hut – Hüte), • -er (Bild – Bilder, Blatt – Blätter) 26 • -(e)n (Kohle – Kohlen, Herz – Herzen) • keine Endung (Schlüssel – Schlüssel) • -s (Auto – Autos). Welche der fünf Pluralendungen an welches Substantiv treten kann, ist nur schwer vorhersagbar. Unsicherheiten bei der Pluralbildung sind also nicht verwunderlich. Der s-Plural Die Pluralendung -s ist erst im 17./18. Jahrhundert entstanden. Der Kuckuck z.B. erscheint bei Luther noch im Plural als „die jungen kuckuk“ oder als „junge kuckucken“ (DWb. 11, 2524), heute im Duden: die Kuckucks oder Kuckucke. Da die Endung -s im Englischen zur regulären Pluralbildung dient, könnte man meinen, sie sei aus dem Englischen ins Deutsche übernommen worden. Wahrscheinlich ist der sPlural aber aus dem Genitiv-s entstanden und zunächst nur bei Familiennamen gebraucht worden – aus ‚des Müllers Familie‘ wurden ‚die Müllers‘. Heute wird er für Onomatopoetika (wie Uhus) und Abkürzungen (wie Lkws, CDs) gebraucht. Bei diesen wird keine Rücksicht darauf genommen, wie der Plural der Langform lauten würde: Der ‚ASTA‘ z.B., der laut Duden den Plural ‚ASTAs‘ oder ‚ASTen‘ bildet, ist der ‚Allgemeine Studentenausschuss‘ mit dem Plural ‚-ausschüsse‘; bei den ‚Lastwagen‘ (Lkws) ist der Plural gänzlich unmarkiert. Vorwiegend wird der s-Plural aber für Fremdwörter gebraucht, zumal wenn diese noch nicht richtig eingebürgert sind: z.B. für die ‚Cousins‘ und die ‚Kuverts‘ aus dem Französischen, für die ‚Babys‘ und die ‚Jobs‘ aus dem Englischen. Bei Fremdwörtern, die auf -s oder -x enden, ist der s-Plural nicht möglich, dann werden -e oder-en gebraucht: Fax – Faxe, Box – Boxen, Zirkus – Zirkusse, Krokus – Krokusse. Bei schon eingebürgerten Fremdwörtern gibt es oft zwei Plural-Varianten nebeneinander: mit der Endung deutschen Ursprungs, z.B. Balkon – Balkone, System – Systeme, Match – Matchs oder mit der regulären französischen oder englischen Endung: Balkons, Systems (dann auch englisch ausgesprochen), Matches. Plural bei Fremdwörtern Bis ins 20. Jahrhundert war es bei Fremdwörtern einfach: Humanistisch Gebildete hatten Griechisch und Latein gelernt und verwendeten die korrekten fremdsprachigen Pluralformen: Thema – Themata, Atlas – Atlanten usw. Im Verlauf der Geschichte der Fremdwörter ist eine Entwicklung von der originalen Pluralform zu einer der deutschen Pluralbildung angenäherten Form festzustellen. Heute stehen im Duden bei ‚Thema‘ die Angaben „Plur. …men, auch -ta (griech.)“, bei ‚Atlas‘ „Plur. …lasse u. …lanten“. Seltener gebrauchte (meist fachsprachliche) Fremdwörter wie z.B. der ‚Topos‘ kommen noch heute nur mit der fremden Pluralform aus: ‚Topoi‘. Aus Unkenntnis über die fremden Endun gen wird aber auch oft eine Pluralendung an ein Wort angehängt, das schon selbst den Plural ausdrückt: z.B. Antibiotika(s) (Antibiotikum), Visa(s) (Visum). Besondere Schwierigkeiten machen die unterschiedlichen Plurale von gleichlautenden Fremdwörtern (Homonyme) mit unterschiedlichen Genera und unterschiedlicher Bedeutung wie der ‚Korpus‘ (Christusfigur am Kreuz) – die ‚Korpusse‘ und das ‚Korpus‘ (wissenschaftliche Textsammlung) – die ‚Korpora‘. Unsichere Pluralbildungen Unsicherheiten in der Pluralbildung treten im aktuellen Sprachgebrauch vor allem bei Fremdwörtern unterschiedlicher Herkunft auf, die noch nicht vollständig eingedeutscht sind. Für die ‚Pizza‘ hat sich der Plural ‚Pizzas‘ eingebürgert, aber laut Duden sind auch ‚Pizzen‘ oder – mit der korrekten italienischen Endung – ‚Pizze‘ gebräuchlich, beim ‚Espresso‘ die ‚Espressos‘ neben den ‚Espressi‘. Bei ‚Zucchini‘ wird es ganz kompliziert: Das Gemüse gibt es im Singular im Italienischen sowohl männlich (il zucchino) als auch weiblich (la zucchina), so dass die originalen Pluralformen ‚zucchini‘ und ‚zucchine‘ lauten. Eine(n) Zucchini oder mehrere Zucchinis zu kaufen, wie man manchmal hören kann, macht also keinen Sinn. Im Duden ist deshalb keine Plural endung angegeben, statt dessen findet sich die Angabe „meist Plur.“. Auch ‚Spaghetti‘ sind nur im Plural vorhanden – ‚Spaghettis‘ wäre doppelt gemoppelt. Dass der ‚Keks‘ eigentlich schon ein Plural ist, ist in Vergessenheit geraten, deshalb spricht man von ‚Keksen‘; dabei ist er aus den englischen ‚cakes‘ entstanden. Fachsprachliche Plural-Varianten Bei einer Reihe von Wörtern ist die PluralVariante für den fachsprachlichen Gebrauch reserviert: Die ‚Mutter‘ zum Beispiel bildet für die Bedeutungsvariante ‚Gewinde, das Schrauben umschließt‘ den Plural ‚Muttern‘ statt ‚Mütter‘. Zum eher fachsprachlichen Gebrauch kann man auch Pluralbildungen zu Stoffbezeichnungen zählen, die eigentlich nicht im Plural gebraucht werden, da sie nicht zählbar sind, wie Mehl, Eis oder Wasser. Bestellt man in einem Lokal zwei Bier, bekommt man zwei Gläser Bier. Auf die Frage „Was für Biere haben Sie denn?“ aber werden die Biermarken oder -sorten aufgezählt. Bei der Bestellung von zwei Eis wird nach der Sorte gefragt und dann macht auch der Plural Sinn: „Der Vanillegeschmack bei den meisten Vanilleeisen wird mit Vanille-Extrakt erzielt“ (SZ 13.7.2015). Beim ‚Wasser‘ gibt es sogar zwei Plurale: die ‚Wasser‘ (Flüsse, Seen, Bäche) und die ‚Wässer‘ (verschiedene Sorten Tafelwasser). Regionale Pluralvarianten Auch im regionalen Sprachgebrauch gibt es Pluralvarianten für ein und dasselbe Wort: Im Schweizerischen z.B. heißt es nicht die ‚Parks‘, sondern die ‚Pärke‘, die ‚Reste‘ werden dort zu den ‚Resten‘ und die ‚Saisons‘ sind auch im Süddeutschen die ‚Saisonen‘. Übrigens, in mittelhochdeutscher Zeit gab es beim ‚Wort‘ weder eine Unterscheidung auf der Ebene der Formen noch auf der Ebene der Bedeutungen. Der Plural (im Nominativ) von ‚Wort‘ war damals gänzlich endungslos. Noch Luther benutzt vorwiegend diese Form, die bis ins frühe 18. Jahrhundert im Gebrauch bleibt. Aber schon im 13. Jahrhundert treten daneben ein -e und vereinzelt ein -er (auch ohne Umlaut) als Pluralkennzeichen auf, „erst seit der mitte des 17. jh. mehren sich schrift- sprachlich die e-formen“ (DWb 30, 1468). Das „bedeutungsmäszig unterscheidende nebeneinander der plurale worte und wörter“ (DWb 30, 1469) allerdings beginnt erst ganz langsam im 16. Jahrhundert; von den Sprachtheoretikern wird es im 18. Jahrhundert zwar als Regel postuliert, aber „in der ausschlieszung der pluralform worte für einzelne wörter ist die sprache bis heute nicht zu voller konsequenz gelangt“ (DWb 30, 1470) – „gerade auch bei schriftstellern ersten ranges“ (DWb 30, 1471) von Goethe über Rilke bis in die neueste Zeit wird die Regel nicht beachtet. Wieder einmal zeigt sich, dass als Fehler empfundene Sprachformen historisch gesehen legitimiert sein können. Literatur: Jacob und Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch, Bd. 30. Leipzig 1960. Fremde neben deutschen Pluralendungen Aroma – Aromen/Aromata Globus – Globusse/Globen Komma – Kommas/Kommata Konto – Konten/Kontos/Konti Referendum – Referenden/Referenda Visum – Visums/Visen/Visa Plural-Varianten mit fachsprachlicher Bedeutung Dorn – Dornen (spitze Teile einer Pflanze) – Dorne (Werkzeugteile) Druck – Drucke (Bücher oder Grafiken) – Drücke (wirkende Kräfte) Korn – Körner (Getreidesamen) – Korne (Teile einer Schusswaffe) Strahl – Strahlen (einer Lichtquelle) – Strahle (Wasserstrahle) Tuch – Tücher (Stücke Stoff) – Tuche (Stoffarten) 27 Vom Word-Dokument zum mobilen Endgerät Mit HTML5 und Responsive Design zur optimalen Darstellung V Michael Schöner, Student des Studiengangs „Technische Redaktion und Kommunikation“ an der Hochschule München und Werkstudent bei C + P iele Unternehmen nutzen für das Schreiben ihrer Technischen Dokumentation Microsoft Word. Das Programm ist allerdings primär auf die Erstellung von druckbaren Dokumenten ausgerichtet. Für die Erstellung von Inhalten für mobile Endgeräte, wie z.B. Smartphones, Tablets oder auch eBook-Reader, eignet sich die Software nicht optimal. PDF-Dokumente können einfach mit Word erzeugt werden, diese sind aber für die Darstellung auf mobilen Endgeräten nur bedingt geeignet. PDF-Dokumente haben ein festes Format und auf kleinen Bildschirmen muss gezoomt werden, um Inhalte lesen zu können. Das ist für den Benutzer umständlich und unhandlich. Im Gegensatz zu einer PDF-Datei lässt sich mit HTML5 und Responsive Design die Darstellung von Inhalten auf die Display größen des aktuell verwendeten Endgerätes automatisiert anpassen. Ein Cascading Style Sheet (CSS) ermöglicht es, mit Hilfe von Media Queries, die es seit der Einführung von CSS3 gibt, unterschiedliche Darstellungsregeln für unterschiedliche Endgeräte festzulegen. Diese Regeln werden bei der Darstellung der Inhalte direkt vom Gerät abgefragt und umgesetzt. So können z.B. die Bildschirmauf lösung und die Orientierung des Gerätes (Hoch-/Querformat) berücksichtigt und eine optimale Darstellung realisiert werden. Sauberes HTML aus Word Die Konvertierung einer Text-Datei von Word zu einer HTML-Datei kann zwar direkt aus Word erfolgen („Speichern unter“), allerdings entsteht dabei ein unübersichtlicher und aufgeblähter HTML-Code, der primär für die Rückkonvertierung nach Word ausgelegt ist. Die Anpassung durch ein Cascading Style Sheet für die optimale Darstellung auf mobilen Endgeräten wird dadurch erheblich erschwert. Um diese Probleme zu umgehen, nutzen wir für die Konvertierung von Word-Dateien nach HTML das preisgünstige Programm „WordCleaner 7“ (www.wordcleaner.com). Diese Software bietet eine Reihe von Konvertierungsprofilen, die den eigenen Bedürfnis- 28 sen angepasst werden können. Damit lassen sich Word-Dokumente in sauberes HTML5 umwandeln. Die Absatzformate lassen sich einfach auf HTML-Tags mappen und in Kombination mit einem Cascading Style Sheet ist so eine optimale Darstellung für Online-Medien realisierbar. Oberfläche WordCleaner Fazit Dokumente lassen sich mit Word einfach erstellen. Um die Anforderungen eines mobilen Mediums zu erfüllen, ist sauberes HTML5 nötig. Tools wie WordCleaner 7 bieten Unterstützung für die optimierte Darstellung von Word-Dokumenten auf mobilen Endgeräten. Die aktuelle Website von C + P ist bereits im Responsive Design realisiert: www.carstens-techdok.de Aus der Welt der Firmen Productlaunch: XR/docs und ARC-Desk Beherrschte Prozesse bei ZINDEL Mit XR/docs stellt Ovidius den Nachfolger des bekannten XML-Redaktionssystems TCToolbox vor. XR/docs basiert auf dem komplett neu entwickelten XML Repository Kern XR. Als Out-of-the-box Lösung konzipiert, heißt es dann künftig nur noch: Installieren – Schreiben – Publizieren. XR/docs hat eine einfach zu bedienende und klar strukturierte Benutzeroberfläche. Der modulare Aufbau im Server und Client ermöglicht es, dass in XR/docs neue Funktionen hinzugefügt werden können, ohne bereits bestehende Funktionen zu beeinflussen. ARC-Desk ist eine Portallösung, mit der breitere Anwenderkreise in den Dokumentationsprozess eingebunden werden können. Sammeln und Verwalten von Änderungsvorschlägen, Kommentieren, Diskutieren, Prüfen, Freigeben – ARC-Desk vereinfacht und strukturiert all diese Prozesse in einer einfach zu bedienenden Web-Anwendung. Ovidius ist seit 2014 nach DIN EN 9100:2009 zertifiziert. Nichts ist bedeutsamer für einen Hersteller als der sichere Gebrauch seiner Produkte. Vor verbleibenden Gefahren muss daher in der Anleitung gewarnt werden. Nur wie gelingt dies richtig und unmissverständlich, ohne die Seiten mit Warndreiecken zu überfrachten? Bei ZINDEL setzen sich die Experten für Risikobeurteilungen, Normen, Terminologie, verständliche Sprache und redaktionelle Praxis regelmäßig mit dieser Frage auseinander. Jede neue Erkenntnis gilt es zu berücksichtigen. Für und Wider werden abgewogen, um den bestmöglichen Umgang besonders mit den sicherheitsrelevanten Informationen festzulegen. Gerade erst wurde eine ISO-9001zertifizierte Verfahrensanweisung zum dritten Mal in sieben Jahren angepasst. Das versteht man bei ZINDEL unter einem ‚beherrschten Prozess‘. Die Redakteure wissen, was zu tun ist, und die Kunden können sich darauf verlassen. 29 Aus der Welt der Firmen 30 CARSTENS + PARTNER ist jetzt Bronze-Partner von SCHEMA Doppelköpfig, aber nicht doppelzüngig Viele mittelständische Unternehmen aus unserem Kundenumfeld haben sich für die Einführung eines Content-ManagementSystems (CMS) entschieden. Wir betreuen inzwischen neun unserer Kunden rund um ST4. Wir unterstützen hier: • beratend bei der Einführung des CMS • bei der Konfiguration • bei der Erstellung von CI-gerechtem Layout für die Produktion in die gewünschten Medien (z.B. PDF für Print und HTML für Onlinedokumentation) • beim Aufbau von modularen Informationsstrukturen, angepasst an die Produktvarianten • bei der Migration von Alt-Daten in das neue System oder bei der Erstellung eines Pilotprojektes • bei der Einrichtung des Übersetzungs prozesses • und bei anderen Spezialaufgaben. Auch Unternehmen, die in kein eigenes ST4 investieren möchten, sind bei uns richtig. Wir erstellen, pflegen, übersetzen und produzieren Ihre Dokumentation auf unserem System. Auf der Basis dieser Erfahrungen sind wir seit Juli 2015 Bronze-Partner von SCHEMA: als zertifizierter Berater, Dienstleister und Übersetzungsdienstleister. Seit Februar 2015 hat EasyBrowse wieder eine Doppelspitze. Anne Kudla wurde zur Geschäftsführerin der EasyBrowse GmbH bestellt. Gemeinsam mit Torsten Machert wird sie die in den letzten Jahren begonnene Ausrichtung der Firma vorantreiben. EasyBrowse versteht sich als Hersteller eines starken Produkts mit einer hohen Lösungskompetenz. Wir waren und sind die Pioniere im Bereich der elektronischen Publikation. Dieser Rolle wollen wir auch in den nächsten Jahren gerecht werden. Unser Mantra bleibt: Über Software sprechen wir ganz zum Schluss – zunächst sprechen wir über Daten und Informationen. Auch wenn ein solches Motto eines Softwareherstellers Verwunderung auslöst – zunehmend werden wir nicht mehr nur von den Vorreitern in der Luftfahrt und der Verteidigungsindustrie, sondern auch im Maschinen- und Anlagenbau verstanden. Oder wie wir es empfinden – unsere Kunden kommen bei uns an. Spannende Projekte der vergangenen Monate bezeugen dies. Das gesamte Team bei EasyBrowse arbeitet engagiert daran mit und entwickelt unsere Flaggschiff-Software EB.Suite kontinuierlich weiter. Nicht die Software bestimmt die Ziele und Möglichkeiten eines Projekts zum Thema mobile elektronische Publikation – diese hat noch nie den Zielen eines Projekts technische Grenzen gesetzt. Wir bestärken unsere Kunden darin, die Anforderungen der Nutzer zu erkennen und der Qualität der Daten die Aufmerksamkeit zu schenken, die sie verdienen. tecteam Kaleidoscope – Taking Your Content Global Wachsende Bedeutung von Social Media – tecteam bloggt RWS Group entwickelt COTI Connector für Plunet Seit 1996 unterstützen wir international tätige Unternehmen, mehrsprachige Produktinformationen rasch, kostengünstig und qualitätsgesichert zu erstellen und zu verwalten. Als Grundlage dafür dienen unser anerkanntes Prozess- und Branchen- Know-how und die Software von Markt führern wie SDL, SCHEMA oder Acrolinx. Darüber hinaus entwickeln wir kollaborative und bewusst intuitive WebLösungen, um neben den Language Workers auch alle anderen an Sprach- und Qualitätsprozessen Beteiligten zu integrieren. Unsere Lösungen für Review, Quality Assessment, Terminologie- und Rückfragenmanagement verbessern Effizienz, Kommunikation und Transparenz und ermöglichen damit ein strategisches und systematisches Sprachenmanagement vor, während und nach der Übersetzung selbst. Über unsere Tochterfirma eurocom Translation Services, Österreichs Marktführer, bieten wir komplettes Übersetzungs management für Unternehmen an, auf Wunsch nahtlos in unsere Systeme eingebunden. Immer mehr Menschen bewegen sich auf Social-Media-Plattformen wie zum Beispiel Facebook, Google+, Xing, LinkedIn, Twitter oder Blogs. Im Zuge von Web 2.0, Digitalisierung und Social Media verlagern sich Informationsbeschaffung, Akquise, Angebotsgesuche und generelle Meinungsbildung zunehmend in das World Wide Web. Die fehlende eigene Präsenz von tecteam auf Social-Media-Plattformen und die Frage, wo sich unsere Zielgruppe aufhält, haben dazu geführt, dass tecteam sich mit dem Thema Social Media auseinandergesetzt hat. In der heutigen Schnelllebigkeit und bei der Fülle an verfügbaren Informationen will tecteam sich und seinen Mitarbeitern ein Gesicht geben, Informationen austauschen und mit den Besuchern der Web-Seite ins Gespräch kommen. Das Blog bietet die Möglichkeit, interessante Themen aus dem Bereich der Technischen Kommunikation zu beleuchten und näher zu erläutern sowie Informationen und Hilfestellungen zusammenzutragen, um den Weg im Weiter bildungsdschungel zu erleichtern. Das Bloggen übernehmen vorrangig die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von tecteam. Ihre Meinungen, Gedanken, Fragen und Ideen sollen das tecteam-Blog mit Leben füllen. Die Leser sollen die Möglichkeit haben, Einblicke in unsere Arbeit und unsere Angebote zu bekommen und Wissenswertes rund um die Technische Kommunikation zu erfahren. Besonders wichtig ist uns der direkte Dialog zum Austausch von Fragen, Anmerkungen und Ideen. Der Einsatz von Content-ManagementSystemen (CMS) eröffnet eine Vielzahl von Automatisierungsmöglichkeiten für den Übersetzungsprozess. Besonders die Über gabe von Übersetzungsaufträgen von und zum CMS beinhaltet oft einen erheblichen manuellen Aufwand. Mit der Definition und Einführung der COTI-Schnittstelle von DERCOM e.V. steht jetzt eine standardisierte Schnittstelle für eine Automatisierung dieser Übergabe zur Verfügung. Die COTI Schnittstelle wird zunehmend von führenden CMSHerstellern in ihren Produkten wie beispielsweise Schema ST4 unterstützt. RWS Group hat den COTI-Connector für den Plunet Business Manager entwickelt. Mit ihm kann für alle CMS auf einfache Weise ein automatisierter Austausch der Über setzungsinhalte eingerichtet werden. Hierbei wird derzeit der COTI-Standard Level 2 mit dateibasiertem Austausch unterstützt. Durch die modulare Konzeption lassen sich auch spezielle Anforderungen leicht integrieren. 31 CARSTENS + PARTNER GmbH & Co. KG Haidelweg 46 – 48 81241 München 089 / 89693-0 [email protected] www.carstens-techdok.de EasyBrowse GmbH Grunthalplatz 3b 19053 Schwerin 0385 / 343146-0 [email protected] www.easybrowse.de Kaleidoscope Communications Solutions GesmbH Landstraßer Hauptstraße 99 – 101, Top B3A 1030 Wien Österreich 0043 / 1 / 253 5 352 [email protected] www.kaleidoscope.at Ovidius GmbH Alte Jakobstraße 79 – 80 10179 Berlin 030 / 4081895-0 [email protected] www.ovidius.com RWS Group Deutschland GmbH Joachimsthaler Straße 15 10719 Berlin 030 / 498572-00 [email protected] www.rws-group.de tecteam tecteam Gesellschaft für Technische Kommunikation mbH Antonio-Segni-Straße 4 44263 Dortmund 0231 / 9206-0 [email protected] www.tecteam.de ZINDEL AG – Technische Dokumentation und Multimedia Tangstedter Landstraße 83 22415 Hamburg 040 / 530478-0 [email protected] www.zindel.de
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