Extrem selten: 3 Schwestern mit Nichtanlage der bleibenden Zähne

Pressemitteilung
Medizin/Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie
Extrem selten:
3 Schwestern mit Nichtanlage der bleibenden Zähne
Hofheim, Juni 2015. Dennoch feste Zähne für die ganze Familie. Als den Geschwistern
entwicklungsbedingt die Milchzähne ausfielen, war die Familie zunächst geschockt: Alle 3
Mädchen hatten die Nichtanlage der bleibenden Zähne vom Vater geerbt. Aufgrund der
Krankheit fehlten nach dem Verlust der Milchzähne bei den Kindern insgesamt 54 Zähne
und ein erheblicher Teil des Ober- und Unterkieferknochens. Normales Kauen wurde unmöglich. Professionelle Hilfe kam vom erfahrenen MKG-Chirurgenteam: Mit Knochentransplantaten konnten der Ober- und Unterkiefer als „Fundament“ für spätere Zahnimplantate aufgebaut werden. Den Geschwistern wurden dann im Alter von 18 bzw. 20 Jahren
insgesamt 43 Implantate gesetzt, die auch 14 Jahre nach dem Eingriff noch komplikationslos für festen Biss, eine Verbesserung der Gesichtsästhetik und damit fürs gute Selbstwertgefühl sorgen. Eine der 3 Schwestern berichtete auf der Jahres-Pressekonferenz der
Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG) anlässlich des
großen 65. Kongresses in Stuttgart über ihre Geschichte mit happy end.
Das Fachärzteteam der Klinik für MKG-Chirurgie Klinikum Stuttgart, Katharinenhospital stellte den
außergewöhnlichen Fall von drei Schwestern mit nicht syndrombedingter Oligodontie vor.
Was ist eine Oligodontie?
Oligodontie definiert sich durch Nichtanlagen von mindestens sechs Zähnen. Meist tritt sie als
Begleiterscheinung einer Syndromerkrankung1 auf. Seltener kommt die nicht syndrombedingte
Oligodontie vor. Die Ätiologie2 ist noch nicht vollständig geklärt, jedoch scheint die genetische
Vorbelastung eine große Rolle zu spielen. Aufgrund der Nichtanlagen und fehlenden Funktion besteht bei diesen Patienten häufig auch eine ausgeprägte Alveolarkammatrophie (Schwund des
Kieferkamms), die eine Rehabilitation von Kiefer und Zähnen aufwändig macht.
1
2
Syndrom = gleichzeitiges Vorliegen verschiedener Krankheitszeichen, sogenannter Symptome
Ursache/Entstehung der Krankheit
So sah der Zahnstatus der 3 Mädchen vor Therapiebeginn aus:
Die Behandlung
Zunächst entfernten die MKG-Chirurgen alle vorhandenen Milchzähne. Nach einer Abheilungsphase von ca. 12 Wochen wurde aufgrund der ausgeprägten Alveolarkammatrophie die umfangreiche horizontale Augmentation im Ober- und Unterkiefer mit körpereigenem Knochen vom Becken in Allgemeinnarkose durchgeführt. Nach sechs Monaten wurden insgesamt 43 Implantate
inseriert und weitere drei Monate später erfolgte die Freilegung und das Weichteilmanagement.
Aufbau des Kiefers mit Beckenknochen und Setzen der Implantate 6 Monate später
Nach der Implantation
Die definitive Prothetik wurde vier Monate später eingesetzt. Seither erfolgen regelmäßige Verlaufskontrollen und Hygienemaßnahmen. Auf den aktuellen Panoramaschichtaufnahmen, die bis
zu 14 Jahre nach Abschluss der Behandlung erfolgten, stellt sich ein stabiles periimplantäres3
Knochenniveau bei allen drei Schwestern dar. Die klinischen Untersuchungsparameter an sämtlichen Implantaten waren unauffällig. Sowohl in der Funktion als auch in der Ästhetik ist ein Langzeiterfolg zu verzeichnen.
3
um das Implantat herum
Vorher-Nachher: Das schöne Ergebnis im direkten Vergleich
Behandlungsbeginn
Behandlungsabschluss
Panoramaschichtaufnahmen zur Implantatplanung und nach Fertigstellung
Behandlungsbeginn, intraorale Aufsicht
Fertigstellung des Zahnersatzes, intraorale Aufsicht
Schlussfolgerung
Auch große horizontale Knochendefekte bei nicht syndrombedingter Oligodontie können langfristig mit autologen Beckenkammtransplantaten therapiert werden. Der implantatprothetischen Rehabilitation kommt gerade bei diesen jungen Patienten aus funktionellen aber vor allem auch im
Frontzahngebiet aus ästhetischen Gründen besondere Bedeutung zu.
(Bildnachweis: Klinik für MKG-Chirurgie Klinikum Stuttgart, Katharinenhospital)
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