die Provinz des Menschen the human province

Begleitprogramm
rundgänge in der sonderausstellung „Heiner Goebbels.
Die Provinz des Menschen / the Human Province“
jeweils sonnaBends um 15.00 uhr:
16.1., 20.2., 5.3., 19.3., 9.4. mit Katarina lozo, albertinum
führungsgebühr 3,00 €
donnerstag, 28. januar, 16.30 uhr
Kunstgespräch mit Mathias Wagner, Co-Kurator, albertinum
mittwoch, 10. FeBruar 2016, 11 uhr
Kunstbetrachtung für senioren,
führungsgebühr 3,00 €
donnerstag, 18. FeBruar 2016, 18 uhr
apéro und artist talk mit Heiner Goebbels und Hartwig fischer,
Generaldirektor staatliche Kunstsammlungen Dresden
samstag, 5. märz 2016, 11 uhr
führung für blinde und sehbehinderte;
führungsgebühr 3,00 €
14 uhr
führung für Gehörlose mit Gebärdendolmetscher;
führungsgebühr 3,00 €
donnerstag, 10. märz 2016, 16.30 uhr
Kunstgespräch mit Gwendolin Kremer, Co-Kuratorin
donnerstag, 7. april 2016, 15 uhr
führung in leichter sprache;
führungsgebühr 3,00 €
Veranstaltungen Für schulklassen
begleitend zur ausstellung ist ein gleichnamiger Kurs
des lernort albertinuM konzipiert.
Der Kurs verbindet die unterrichtsfächer: Ku, Deu, GrW
Dieser ist für Gymnasien, ober- bzw. berufsschulen
ab Klasse 5 buchbar.
Dauer: 2 stunden
Kursgebühr: 2,00 € pro schüler
songline dresden (theater la lune)
ausgehend von Heiner Goebbels videoinstallation „Die Provinz
des Menschen“ wird sich theater la lune, ein freies Dresdner
theater, ab März gemeinsam mit einer Gruppe von Geflüchteten in Dresden dem thema „rituale“ und „Wege in Dresden“
stellen. unter einbeziehung von filmischen sowie choreografischen Mitteln soll am ende eine multimediale Performance
entstehen, die weniger „die fremden“ thematisiert, als vielmehr
einen neuen blick auf Dresden ermöglichen soll – durch die
augen der teilnehmerinnen.
––––––
in reference to Heiner Goebbels’ video installation „the Human
Province“ from March on the free theatre la lune will open up a
discussion about “rituals” and “paths in Dresden” together with
a group of refugees. taking into account cinematic and choreographic devices they will develop a multimedia performance
which will move the focus from “the strangers” to a new perspective on Dresden – through the eyes of the participants.
www.theaterlalune.de
sonntag,
onntag, 10. april 2016, 11 uhr
onnt
Gespräch zur finissage mit Heiner Goebbels
und Hilke Wagner, Direktorin albertinum
geFördert durch die
„In Länder gehen, deren Sprache man nie erlernen kann.
Sich vor jedem erklärten Worte hüten. Schweigen,
schweigen und atmen, das Unbegriffene atmen.
Es ist nicht das Erlernte, das ich hasse, was ich hasse,
ist, daß ich darin wohne.“
––––––
“To go to countries whose languages one can never
master. To guard against every explained word. To keep
silent, silent and breathing, to breathe the incomprehensible. I do not hate what I have learned, I hate living in it.”
Heiner Goebbels
elias Canetti
kunsthalle im lipsiusBau,
dresden
15. Januar - 10. aPril 2016
öFFnungszeiten /
opening hours
10 bis 18 uHr, Mo GesCHlossen
10 aM to 6 PM, CloseD on MonDaYs
eintritt frei / free aDMission
elias Canetti,
Die Provinz Des MensCHen. aufzeiCHnunGen 1942-1972
© Carl Hanser verlaG MünCHen 1973
abbilDunGen © Heiner Goebbels
die
Provinz
des
Menschen
inFormationen und anmeldung
Führungen
inFormation and guided tours
telefon +49(0)351-49 14 2000
faX +49(0)351-49 14 2001
[email protected]
WWW.sKD.MuseuM
the
human
province
Heiner Goebbels
Die Provinz des Menschen /
The Human Province
Eine Ausstellung der Staatlichen
Kunstsammlungen Dresden in der
Kunsthalle im Lipsiusbau
15. Januar bis 10. April 2016
D
er Komponist und Theatermacher Heiner Goebbels hat
für Dresden eine multimediale Installation konzipiert, die
auf ungewöhnliche Weise Bilder, Klänge, Sprache, Raum und
Rhythmus zu einem vielschichtigen Seh- und Hörerlebnis
verbindet.
Auf einer großen Monitorwand entfaltet sich in 54 Filmsequenzen visuell wie musikalisch eine vielstimmige Komposition, eine
Klanglandschaft verschiedenster Städte, die von dem Schauspieler André Wilms durchkreuzt werden. In jeder Stadt geht er
die gleichen Wege, immer trägt er denselben Hut, mal zum Anzug, Regen- oder Wintermantel, je nach Wetter und Jahreszeit.
Wir hören seine Schritte und immer wieder Sätze aus Canettis
Aufzeichnungsband „Die Provinz des Menschen“, mit denen
er seinen Blick auf die Gesellschaft beschreibt, reflektiert und
kommentiert: „Eine Gesellschaft, in der es ein einziges Auge
gibt, es macht unaufhörlich die Runde. Alle wollen dasselbe
sehen, sie sehen es.“
Die Vervielfachung und Wiederholung der Videosequenzen – ‒
aufgenommen in den Metropolen der Welt – und der Chor der
Stimmen des Protagonisten täuschen nicht über die Einsamkeit
hinweg. Im Gegenteil: Sie machen diese erfahrbar. Wir beobachten denselben Menschen über einen Zeitraum von zehn
Jahren – von 2004 bis 2014 – bei einem immer gleichen Ritual
in über 45 Städten in mehr als 25 Ländern. „Die Provinz des
Menschen (54/27)“ ist der Beginn einer Serie, mit der Heiner
Goebbels auf Filmmaterial zurückgreift, das bei Gastspielen
seiner vielfach preisgekrönten Musiktheaterproduktion „Eraritjaritjaka – musée des phrases“ (2004 Théâtre Vidy Lausanne)
entstanden ist.
Kontrapunktisch zur Bild- und Klangfülle der großen Installation, die den Menschen als Nomaden in der globalisierten Welt
zeigt, hat Heiner Goebbels ihr mit „Landschaft 3 (DuisburgNord)” eine weitere Filmarbeit zur Seite gestellt, die in meditativer Stille die Abwesenheit des Menschen thematisiert.
„‚Die Provinz des Menschen’ und ‚Landschaft 3’ sind zwei
Arbeiten, die sich gegenseitig entsprechen, vielleicht sogar
brauchen wie Vorder- und Rückseite: Auf der einen Seite ein
unruhiger, immer gleicher Heimweg durch die Städte der Welt
als Rückzug, um ihrer Komplexität zu entgehen. Auf der anderen Seite die beschauliche Undurchschaubarkeit einer fremden
Landschaft, die doch gar keine ist – sondern nur Theater.“
(Heiner Goebbels)
Der zweiten Videoarbeit ging das Musiktheaterstück „De Materie“ (1989) des niederländischen Komponisten Louis Andriessen
voraus, das Heiner Goebbels für die Ruhrtriennale 2014 inszeniert hat. Im vierten Akt tummelt sich eine Schafherde in einer
großen dunklen Industriehalle, der Kraftzentrale des Landschaftsparks Duisburg-Nord – umkreist von einem leuchtenden
Zeppelin. Einen Mitschnitt dieser außergewöhnlichen Situation
hat Goebbels für die Ausstellung im Lipsiusbau neu bearbeitet.
Heiner Goebbels (*1952) studierte Soziologie und Musik,
arbeitet als Komponist und Theatermacher und lebt seit 1972
in Frankfurt am Main. Seit Mitte der 1980er Jahre komponiert
er szenische Konzerte, Hörstücke und Kompositionen für
Ensemble, seit den 1990er Jahren entstehen Kompositionen
für großes Orchester (Surrogate Cities) und Musiktheaterproduktionen: u. a. Schwarz auf Weiß (1996), Eislermaterial, Max
Black (1998), Eraritjaritjaka – musée des phrases (2004), Stifters
Dinge (2007).
Heiner Goebbels lehrt seit 1999 als Professor am Institut für
Angewandte Theaterwissenschaft der Justus-Liebig-Universität
Gießen und wurde 2006 zum Präsidenten der Hessischen
Theaterakademie gewählt. Von 2012 bis 2014 war er Intendant
der Ruhrtriennale – International Festival of the Arts. Seine multimedialen Installationen wurden u.a. auf der documenta (1987
und 1997), im Centre Pompidou, Paris (2000), bei Artangel
London (2008 und 2012), im Museum Künstlerkolonie, Mathildenhöhe, Darmstadt (2012), und im Musée d’Art Contemporain
in Lyon (2014) gezeigt.
T
he composer and theatre maker Heiner Goebbels has conceived a multimedia installation for Dresden, in which he
combines images, sounds, words, space and rhythm inviting
the spectators to a multilayered sensory experience.
On a large wall of monitors fifty-four film sequences unfold
a polyphonic aural and visual composition made up of urban
soundscapes of different cities throughout the world. We see
the actor André Wilms treading the same paths, always wearing
the same hat, with a suit, rain- or winter coat, depending on the
weather and season. We hear the sound of his footsteps and
his voice ever repeating phrases from Canetti’s notebook “The
Human Province”, wherein the author expounds, explores and
comments upon his understanding of modern society: “A society in which there is only one eye, it keeps making the rounds
incessantly. All people want to see the same thing, they see it.“
The multiplication and repetition of these video clips, as well
as the choir of the protagonist’s voices, cannot overshadow
the sense of loneliness. Quite the contrary: the experience
becomes tangible. We observe the same individual repeating
the same ritual over the course of ten years (between 2004 and
2014), pacing the streets of over forty-five cities in more than
twenty-five different countries.
“The Human Province (54/27)” is the first part of a series
based upon footage originally created for performances of
Heiner Goebbels’ multiple award-winning music theatre production “Eraritjaritjaka – musée des phrases” (2004) produced
by Théâtre Vidy Lausanne.
As a counterpoint to the large installation’s proliferation
of imagery and sound, depicting the modern individual as a
globalized nomad, Heiner Goebbels has realized a supplementary film, entitled “Landscape 3 (Duisburg-Nord)“, that offers a
contemplation upon the theme of human absence.
“’The Human Province’ and ‘Landscape 3’ are not merely
two works that complement each other, but are arguably even
dependent on each other – like a frontal and a back side of
the same thing. On one side a restless perpetual homeward
journey through different cities as an attempt to retreat from
the complexities of the world. One the other, the tranquil impenetrability of a distant landscape, that is no such thing – but
merely theatre.” (Heiner Goebbels)
The second video installation is drawn from footage of “De
Materie”, an opera by the Dutch composer Louis Andriessen,
staged by Heiner Goebbels for the Ruhrtriennale in 2014. In
the fourth act a flock of sheep bustles in an enormous, dark
industrial hall – the power station of Landscape Park DuisburgNord – while an illuminated Zeppelin airship circles overhead.
On the occasion of the exhibition in the Lipsiusbau, Goebbels
has made a special edit of a sequence containing this uncanny
situation.
Heiner Goebbels (b. 1952) studied sociology and music before
working as a composer and theatre maker, and has lived in
Frankfurt am Main since 1972. He has been creating staged
concerts, audio works, and ensemble compositions since the
mid-1980s. In the 1990s he also began composing for full orchestra (Surrogate Cities) and producing his own music theatre
plays, including Black on White (1996), Eislermaterial, Max
Black (1998), Eraritjaritjaka – musée des phrases (2004) and
Stifters Dinge (2007).
Heiner Goebbels is professor at the Institute for Applied Theatre Studies at the Justus Liebig University in Giessen, where he
has taught since 1999. In 2006 he was elected president of the
Hessian Theatre Academy. From 2012 to 2014 he was artistic
director of the Ruhrtriennale – International Festival of the Arts.
His multimedia installations have been exhibited at a variety of
institutions, including documenta (1987 and 1997), the Centre
Pompidou, Paris (2000), Artangel London (2008 and 2012), the
Museum Künstlerkolonie, Mathildenhöhe, Darmstadt (2012),
and the Musée d’Art Contemporain in Lyon (2014).