Armut und soziale Eingliederung in Tirol

2015
Armut und soziale Eingliederung
in Tirol
Ergebnisse aus EU-SILC 2008 bis EU-SILC 2013
Herausgeber: Amt der Tiroler Landesregierung
SG Landesstatistik und tiris
Bearbeitung: MMag. Mario Stadler
Redaktion:
Mag. Manfred Kaiser
Adresse:
Landhaus 2
Heiliggeiststraße 7-9
6020 Innsbruck
Telefon: +43 512 508 / 3603
Telefax: +43 512 508 / 743605
e-mail: [email protected]
http://www.tirol.gv.at/statistik
Nachdruck - auch auszugsweise - ist nur mit Quellenangabe gestattet
Umschlagfoto: Europäische Union
INHALTSVERZEICHNIS
Zusammenfassung
1
2
Seite
Einkommen und Lebensstandard
1
1.1
Erläuterungen zu den EU-SILC Erhebungen
1
1.2
Entstehung, Entwicklung und Verteilung des Haushaltseinkommens
in Tirol und Österreich
3
1.3
Entwicklung des Bruttoeinkommens und des verfügbaren Einkommens
6
1.4
Verfügbares Einkommen vs. Äquivalenzeinkommen
7
1.5
Bestimmung des Lebensstandards durch das Äquivalenzeinkommen
7
1.6
Mittleres Haushaltseinkommen pro Jahr in Tirol
8
1.7
Äquivalenzeikommen von Tiroler Haushalten mit und ohne Kinder
9
1.8
Äquivalisiertes Personeneinkommen in Pensionshaushalten
10
1.9
Äquivalisiertes Haushaltseinkommen und dessen Verteilung im
internationalen Vergleich
11
1.10 Entwicklung des mittleren Äquivalenzeinkommens in Tirol
Und Österreich
13
1.11 Das mittlere Äquivalenzeinkommen in den Bundesländern
14
Armutsgefährdung und Deprivation
15
2.1
Die einkommensbezogene Armut
16
2.2
Armutsgefährdung nach soziodemographischen Merkmalen
20
2.3
Entwicklung der Armutsgefährdung in Tirol und Österreich
23
2.4
Die Armutsgefährdung in den Bundesländern
25
2.5
Working Poor
26
2.6
Entwicklung von Working Poor in Tirol Und Österreich
28
2.7
Working Poor in den Bunddesländern
28
2.8
Finanzielle Deprivation und manifeste Armut
29
2.9
3
Materielle und erheblich materielle Deprivation
32
2.10 Deprivation in anderen Lebensbereichen
33
2.11 Entwicklung der Deprivation in Tirol und Österreich
36
2.12 Deprivation in den Bundesländern
39
Erwerbsbeteiligung und Ausgrenzungsgefährdung
44
3.1
Erwerbsbeteiligung in Tirol und Österreich
45
3.2
Entwicklung der Erwerbsbeteiligung in Tirol und Österreich
47
3.3
Die Erwerbsbeteiligung in den Bundesländern
49
3.4
Ausgrenzungsgefährdung in Tirol und Österreich
51
3.5
Ausgrenzungsgefährdung nach soziodemographischen Merkmalen
55
3.6
Entwicklung der Ausgrenzungsgefährdung in Tirol und Österreich
56
3.7
Die Ausgrenzungsgefährdung in den Bundesländern
57
Methodik
59
Literatur
63
Grafikverzeichnis
Grafik 1
Vergleich der Haushaltseinkommen in Tirol und Österreich
5
Grafik 2
Vergleich der S80/S20 Quoten der Haushaltseinkommen in Tirol
5
Grafik 3
Entwicklung der Bruttoeinkommen in Tirol und Österreich
6
Grafik 4
Entwicklung der verfügbaren Haushaltseinkommen in Tirol und
Österreich
6
Internationale äquivalisiertes Haushaltseinkommen und dessen
Verteilung
12
Entwicklung des mittleren Äquivalenzeinkommens in Tirol und
Österreich
13
Grafik 7
Äquivalisiertes Haushaltseinkommen in den Bundesländern 2008/2010
15
Grafik 8
Äquivalisiertes Haushaltseinkommen in den Bundesländern 2011/2013
15
Grafik 9
Armutsgefährdung 2011/2013 in Tirol
17
Grafik 10
Armutsgefährdungsquote und Armutsgefährdungslücke
in Tirol und Österreich
17
Armutsgefährdung in der Europaregion Tirol, Südtirol,
Trentino
18
Grafik 12
Internationale Armutsgefährdung
19
Grafik 13
Entwicklung der Armutsgefährdungsquote in Tirol und Österreich
24
Grafik 14
Armutsgefährdungsquote in den Bundesländern 2008/2010
25
Grafik 15
Armutsgefährdungsquote in den Bundesländern 2011/2013
26
Grafik 16
Working Poor in Tirol
27
Grafik 17
Working Poor in Österreich
27
Grafik 18
Entwicklung der Working Poor Quote in Tirol und Österreich
28
Grafik 19
Working Poor in den Bundesländern 2008/2010
29
Grafik 20
Working Poor in den Bundesländern 2011/2013
29
Grafik 5
Grafik 6
Grafik 11
Grafik 21
Entwicklung der finanziellen Deprivation in Tirol
38
Grafik 22
Entwicklung der finanziellen Deprivation in Österreich
38
Grafik 23
Entwicklung von erheblich materieller Deprivation in Tirol
38
Grafik 24
Entwicklung von erheblich materieller Deprivation in Österreich
39
Grafik 25
Finanzielle Deprivation in den Bundesländern 2008/2010
41
Grafik 26
Finanzielle Deprivation in den Bundesländern 2011/2013
41
Grafik 27
Materielle Deprivation in den Bundesländern 2008/2010
42
Grafik 28
Materielle Deprivation in den Bundesländern 2010/2011
42
Grafik 29
Erheblich materielle Deprivation in den Bundesländern 2008/2010
43
Grafik 30
Erheblich materielle Deprivation in den Bundesländern 2011/2013
43
Grafik 31
Erwerbsbeteiligung der Haushalte in Tirol
45
Grafik 32
Erwerbsbeteiligung der Haushalte in Österreich
46
Grafik 33
Prozentueller Anteil der Erwerbsbeteiligung in den
Bundesländern 2008/2010
51
Prozentueller Anteil der Erwerbsbeteiligung in den
Bundesländern 2011/2013
51
Überlappung von Problembereichen ausgrenzungsgefährdeter
Personen in Tirol 2011/2013
52
Ausgrenzungsgefährdung in der Europaregion Tirol, Südtirol,
Trentino
53
Grafik 37
Internationale Ausgrenzungsgefährdung
54
Grafik 38
Entwicklung der Ausgrenzungsgefährdung in Tirol und Österreich
57
Grafik 39
Ausgrenzungsgefährdung in den Bundesländern 2008/2010
58
Grafik 40
Ausgrenzungsgefährdung in den Bundesländern 2011/2013
58
Grafik 34
Grafik 35
Grafik 36
Verzeichnis der Übersichtstabellen
Übersicht 1
Stichprobengrößen nach Haushalten und Personen
2
Übersicht 2
Entstehung und Verteilung der verfügbaren Einkommen in Tirol
4
Übersicht 3
Entstehung und Verteilung der verfügbaren Einkommen in
Österreich
4
Entwicklung des Brutto- und verfügbaren Einkommens in
Tirol und Österreich
7
Übersicht 5
Beispiele zur Berechnung des Einkommensbedarfs
8
Übersicht 6
Mittleres Äquivalenzeinkommen nach soziodemographischen
Merkmalen in Tirol und Österreich
9
Übersicht 4
Übersicht 7
Übersicht 8
Übersicht 9
Äquivalisiertes Haushaltseinkommen nach Anzahl der im
Haushalt lebenden Kinder in Tirol
10
Äquivalisiertes Personeneinkommen in Pensionistenhaushalten
in Tirol
11
Entwicklung des mittleren Äquivalenzeinkommens in Tirol und
Österreich
13
Übersicht 10 Äquivalenzeinkommen in den Bundesländern
14
Übersicht 11 Armutsgefährdung nach soziodemographischen Merkmalen
in Tirol
20
Übersicht 12 Äquivalisiertes Medianeinkommen armutsgefährdeter Personen
in Tirol
21
Übersicht 13 Armutsgefährdung nach soziodemographischen Merkmalen
in Österreich
22
Übersicht 14 Äquivalisiertes Medianeinkommen armutsgefährdeter Personen
in Österreich
23
Übersicht 15 Entwicklung der Armutsgefährdungsquote in Tirol und Österreich
23
Übersicht 16 Entwicklung der Armutsgefährdungslücke in Tirol und Österreich
24
Übersicht 17 Armutsgefährdung in den Bundesländern
25
Übersicht 18 Working Poor
27
Übersicht 19 Entwicklung von Working Poor in Tirol und Österreich
28
Übersicht 20 Working Poor in den Bundesländern
28
Übersicht 21 Finanzielle Deprivation in Tirol, Punktschätzer
31
Übersicht 22 Finanzielle Deprivation in Tirol, Standardfehler
31
Übersicht 23 Zusammenhang von Armutsgefährdung und finanzieller
Deprivation in Tirol 2011/2013
32
Übersicht 24 Materielle und erheblich materielle Deprivation in Tirol und
Österreich, Punktschätzer
33
Übersicht 25 Materielle und erheblich materielle Deprivation in Tirol und
Österreich, Standardfehler
33
Übersicht 26 Deprivation bei der Ausstattung mit Konsumgütern in Tirol,
Punktschätzer
34
Übersicht 27 Deprivation bei der Ausstattung mit Konsumgütern in Tirol,
Standardfehler
34
Übersicht 28 Deprivation im Bereich „Wohnen“ in Tirol, Punktschätzer
35
Übersicht 29 Deprivation im Bereich „Wohnen“ in Tirol, Standardfehler
35
Übersicht 30 Deprivation im Bereich „Gesundheit“ in Tirol, Punktschätzer
35
Übersicht 31 Deprivation im Bereich „Gesundheit“ in Tirol, Standardfehler
35
Übersicht 32 Entwicklung der Deprivation in Tirol
36
Übersicht 33 Entwicklung der Deprivation in Österreich
37
Übersicht 34 Deprivation in den Bundesländern
40
Übersicht 35 Erwerbsbeteiligung der Haushalte in Tirol
45
Übersicht 36 Erwerbsbeteiligung der Haushalte in Österreich
46
Übersicht 37 Entwicklung der Erwerbsbeteiligung der Haushalte in Tirol
47
Übersicht 38 Entwicklung der Erwerbsbeteiligung der Haushalte in Österreich
48
Übersicht 39 Erwerbsbeteiligung in den Bundesländern
49
Übersicht 40 Ausgrenzungsgefährdung nach soziodemographischen
Merkmalen in Tirol
55
Übersicht 41 Ausgrenzungsgefährdung nach soziodemographischen
Merkmalen in Österreich
56
Übersicht 42 Entwicklung der Ausgrenzungsgefährdung in Tirol und Österreich
56
Übersicht 43 Ausgrenzungsgefährdung in den Bundesländern
57
Zusammenfassung
Die vorliegende Arbeit aktualisiert den Bericht „Armut und soziale Eingliederung in Tirol“, in
dem eine Analyse der EU- SILC Daten von 2011 bis 2013 auf Basis von Verwaltungsdaten
durchgeführt wurde und erstmals eine neue Methodik zur Anwendung kam. Ergänzt wird der
Bericht um die Ergebnisse der von STATISTIK AUSTRIA revidierten EU- SILC Daten der
Jahre 2008 bis 2010, deren monetäre Erhebungsmerkmale ebenfalls aus Verwaltungsregistern
entnommen wurden.
Im Durchschnitt der Jahre 2011 bis 2013 gelten laut Definition in Tirol 95.929 Personen als
armutsgefährdet, was einer Armutsgefährdungsquote von 13,7% entspricht. Diese Personen
erreichen das Schwelleneinkommen von € 13.070 pro Jahr nicht. Tirol weist im
Österreichvergleich eine leicht unterdurchschnittliche Gefährdungsquote auf. In der
Europaregion Tirol, Südtirol, Trentino hat Tirol allerdings die höchste
Armutsgefährdungsquote.
Über
die
Beobachtungsjahre
hindurch
blieb
die
Armutsgefährdungsquote in Tirol relativ konstant. Im Bundesländervergleich liegt Tirol im
Mittelfeld.
Personen, die nicht in Österreich geboren wurden, haben eine deutlich erhöhte
Armutsgefährdungsquote
(26,3%).
Ebenfalls
erhöht
armutsgefährdet
sind
Einpersonenhaushalte (24,0%), Personen ohne Erwerbstätigkeit (23,8%) und Menschen,
deren höchste abgeschlossene Ausbildung lediglich ein Pflichtschulabschluss ist (19,8%).
Armut kann nicht nur aufgrund monetärer Defizite, sondern auch als mangelnde Teilhabe
innerhalb einer Gesellschaft definiert werden. Ein Indikator dieser mangelnden Teilhabe wird
als finanzielle Deprivation bezeichnet. Treffen Armutsgefährdung und finanzielle Deprivation
zusammen, spricht man von der sogenannten manifesten Armut. In Tirol gelten nach diesen
Kriterien rund 3,7% der Bevölkerung als manifest arm. Bundesweit liegt die manifeste
Armut bei 5,1%.
Mit einem Einkommen unterhalb der Armutsgefährdungsschwelle müssen in Tirol etwa 8,1%
der Erwerbstätigen leben. Diese rund 26.700 als „working poor“ bezeichneten Personen
erreichen ein jährliches äquivalisiertes Einkommen von 10.476 Euro.
Eine breitere Definition für Gefährdungslagen ist die sogenannte Ausgrenzungsgefährdung,
auf die sich die EU-Regierungen im Sinne des Europa-2020-Zieles geeinigt haben. Konkret
sind in Tirol 117.509 Personen, das sind 16,8% der Bevölkerung, von Ausgrenzung
bedroht. Österreichweit liegt die Ausgrenzungsgefährdungsquote bei 19,2%. Im EuregioVergleich ist im Bundesland Tirol ein etwa ähnlich großer Anteil der Bevölkerung von
Ausgrenzung betroffen als in der Region Trentino. In Südtirol ist die
Ausgrenzungsgefährdung deutlich geringer.
Das mediane Bruttoeinkommen der Tiroler Haushalte liegt mit 43.737 Euro jährlich etwas
über dem Medianwert Österreichs der sich auf 41.861 Euro beläuft. Das verfügbare
Einkommen der Haushalte liegt in Tirol bei 34.422 Euro, österreichweit bei 32.525 Euro pro
Jahr.
Das äquivalisierte Einkommen liegt in Tirol im Mittel mit € 21.512 jährlich etwas mehr als
ein Prozent unter dem Österreichschnitt von € 21.785. Erwerbstätigkeit erhöht die
Wahrscheinlichkeit auf ein überdurchschnittliches Einkommen deutlich. Erwerbstätige
Personen erreichen in Tirol ein äquivalisiertes Medianeinkommen von rund 24.690 Euro
jährlich. Das deutlich niedrigste Nettohaushaltseinkommen erzielt die Gruppe der
AlleinerzieherInnen mit knapp 16.700 Euro.
Armut und soziale Eingliederung in Tirol
Ergebnisse einer Analyse der EU-SILC Erhebungen 2008 - 20131
auf Basis von Verwaltungsdaten
1
1.1
Einkommen und Lebensstandard
Erläuterungen zu den EU-SILC Erhebungen
EU-SILC (Statistics on Income and Living Conditions) bezeichnet eine Statistik über
Einkommen und Lebensbedingungen von Privathaushalten in Europa. Sie bildet eine wichtige
Grundlage für die Europäische Sozialstatistik.
In Österreich wurde EU-SILC erstmals 2003 als einmalige Querschnittserhebung von
STATISTIK AUSTRIA durchgeführt. Mit 2004 begann eine integrierte Längs- und
Querschnittserhebung – das heißt, jeweils rund drei Viertel der Haushalte werden auch im
Folgejahr wieder befragt, ein Viertel der Stichprobe kommt jährlich neu dazu
(Rotationsprinzip). Grundlage für die Stichprobe ist eine reine Zufallsauswahl aus dem
zentralen Melderegister. Alle Personen eines Haushalts ab 16 Jahren werden persönlich
befragt. Zusätzlich werden grundlegende Informationen zu Kindern erhoben, womit sich auf
Bundesebene ein umfassendes Bild der Einkommens- und Lebenssituation von Menschen in
österreichischen Haushalten zeichnen lässt.
Seit dem Vorliegen der Einkommens- und Lebensbedingungen-Statistikverordnung (ELStV)
ist STATISTIK AUSTRIA dazu angehalten, Einkommen der Statistik EU-SILC aus
Verwaltungsdaten zu befüllen. In die Erhebung EU-SILC 2011 wurden erstmals schrittweise
Verwaltungsdaten miteinbezogen. Seit dem Projekt EU-SILC 2012 werden Registerdaten in
großem Ausmaß sowohl für die Berechnung von Komponenten des Haushaltseinkommens
herangezogen, als auch für die Gewichtung verwendet. Aufgrund der unterschiedlichen
strukturellen Beschaffenheit von Befragungs- und Verwaltungsdaten unterliegt die
Vergleichbarkeit der Ergebnisse aus diesen beiden Quellen nicht unerheblichen
Einschränkungen. Es entsteht somit vor allem bei den Einkommensvariablen sowie bei den
einkommensbasierten Sozialindikatoren ab EU-SILC 2012 ein deutlicher Bruch in der
Zeitreihe. Darüber hinaus sind aufgrund der geänderten Gewichtung auch nichteinkommensbasierte Indikatoren betroffen. Deshalb wurde von STATISTIK AUSTRIA,
gemeinsam mit dem Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz
beschlossen, die Daten auch der Vorjahre 2008 – 2011 auf Basis von Verwaltungsdaten
zurückzurechnen um eine methodisch kontinuierliche Zeitreihe ab 2008 zu ermöglichen. 2
1
Quelle: Statistik Austria, EU-SILC 2011 - 2013
Statistik Austria, Methodenbericht zur Rückrechnung von EU-SILC 2008-2011 auf Basis von
Verwaltungsdaten, Oktober 2014
2
1
Die Stichprobengrößen der in dieser Arbeit verwendeten Erhebungen sind in folgender
Übersicht dargestellt.
Übersicht 1: Stichprobengrößen nach Haushalten und Personen
Haushalte
befragt
Österreich
Österreich
Österreich
Österreich
Österreich
Österreich
Tirol
Tirol
Tirol
Tirol
Tirol
Tirol
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2008
2009
2010
2011
2012
2013
5.707
5.876
6.188
6.187
6.232
5.977
448
456
484
517
501
492
unter 16
Jahren
2.675
2.548
2.592
2.458
2.433
2.310
217
216
233
242
222
212
Personen
16 Jahre und
älter
10.946
11.056
11.493
11.475
11.477
10.940
848
853
929
975
953
925
Insgesamt
13.621
13.604
14.085
13.933
13.910
13.250
1.065
1.069
1.162
1.217
1.175
1.137
Aus den relativ kleinen Stichprobengrößen für Tirol und den anderen kleineren
Bundesländern resultieren bei der Schätzung von tiefer gegliederten Merkmalen zum Teil
hohe Standardfehler. Diese führen zu größeren statistischen Schwankungsbreiten und damit
zu erschwerter Interpretation der interessierenden Schätzergebnisse. Dieses Problem betraf
alle EU- SILC Auswertungen der Jahre 2003/04 bis 2010.
Um dieser Problematik etwas entgegenzuwirken werden in dieser Arbeit das Konzept und die
daraus resultierende Methodik grundsätzlich geändert. Die interessierenden Parameter der
Erhebungen 2008 bis 2013 werden für jedes Jahr geschätzt und ein 3-jähriger, symmetrischer
Durchschnitt (arithmetisches Mittel) errechnet. Die Parameter für das Jahr 2012 bspw. werden
aus dem Durchschnitt der Jahre 2011, 2012 und 2013 geschätzt. Die Schätzer sowie die
statistischen Fehler (Standardfehler, Konfidenzintervalle) werden mittels BootstrapVerfahren ermittelt, welches das Stichprobendesign (Rotationsprinzip) berücksichtigt (siehe
Kapitel – Methodik).
Die Idee der 3- jährigen Durchschnitte basiert auf der Beobachtung, dass sich die Einkommen
einerseits und die Parameter der Armuts- bzw. Ausgrenzungsgefährdung andererseits nur sehr
langfristig ändern. Der Verlust an Aktualität zu Gunsten aussagestärkerer Punktschätzer mit
geringeren Schwankungsbreiten kann somit hingenommen werden.
Wird in der vorliegenden Arbeit auf eine Jahresangabe verzichtet, repräsentieren die
ausgewiesenen Werte Durchschnitte der Jahre 2011 bis 2013.
2
1.2
Entstehung, Entwicklung und Verteilung des verfügbaren Haushaltseinkommen in
Tirol und Österreich
Auf Grundlage der Daten aus den EU-SILC–Erhebungen kann auf das verfügbare
Einkommen der Tiroler Haushalte hochgerechnet werden. Als Einkommenszeitraum gilt
jeweils das Vorjahr des Erhebungsjahres, bspw. gelten in den Erhebungen EU-SILC 2011,
2012 und 2013 die Jahre 2010, 2011 und 2012 als Referenzjahre für die Einkommen.
Privatpensionen werden in die Berechnung des Haushaltseinkommens nicht miteinbezogen.
Die Berechnung des verfügbaren Haushaltseinkommens wird in folgender Weise
durchgeführt:
Erwerbseinkommen aus unselbständiger und selbständiger Erwerbstätigkeit
+ Kapitalerträge ( Zinsen und Dividenden)
= Markteinkommen brutto
+ Pensionen (Eigen- und Hinterbliebenenpensionen)
= Primäreinkommen brutto
+ Sozialtransfers ( Arbeitslosengeld, Familienleistungen, Wohnbeihilfen, ...)
= Brutto-Einkommen
- Steuern und Sozialabgaben
= Netto-Einkommen
+/- regelmäßige Privattransfers ( Alimente, Unterhaltszahlungen, ...)
= verfügbare Haushaltseinkommen (ohne Mitberücksichtigung von Privatpensionen)
Im Durchschnitt der Jahre 2011 bis 2013 erwirtschaften rund 256.000 Haushalte in Tirol ein
Markteinkommen von zirka 11,84 Mrd. Euro. Das Bruttoeinkommen der rund 295.000
Haushalte beläuft sich auf etwa 15,79 Mrd. Euro, nach Abzug der
Sozialversicherungsbeiträge und der Einkommenssteuer ergibt sich ein Nettoeinkommen von
11,79 Mrd. Euro. Nach Einrechnung des Saldos aus den Privattransfers ergibt sich ein
durchschnittliches verfügbares Einkommen der Tiroler Haushalte von 11,75 Mrd. Euro, etwas
mehr als 4 Mrd. Euro niedriger als das Bruttoeinkommen. In etwa 1,7 Mrd. Euro wenden die
Tiroler Haushalte für das Wohnen auf, was das verfügbare Haushaltseinkommen nach Abzug
dieser Kosten auf 10,04 Mrd. Euro reduziert. Dividiert man die Wohnkosten durch die Zahl
der Haushalte errechnet sich ein durchschnittlicher Aufwand fürs Wohnen der Tiroler
Haushalte von zirka 5.940 Euro jährlich.
Ein weiterer interessanter Aspekt der Haushaltseinkommen ist deren Verteilung. Ein Maß zur
Messung der Konzentration der Einkommen ist die sogenannte S80/S20 Quote. Diese Quote
setzt das obere Quintil der Verteilung mit dem unteren Quintil in Relation und gibt Auskunft
darüber, um wie viel Mal höher die Summe der Einkommen jener 20% der Bevölkerung mit
dem höchsten Einkommen, gegenüber jenen 20% mit dem geringsten Einkommen ist.
In der folgenden Übersicht sind die Einkommen dargestellt, sowie die jeweiligen
Medianwerte für die Haushalte berechnet.
3
Übersicht 2: Entstehung und Verteilung der verfügbaren Einkommen in Tirol
Einkommen der Haushalte in Tirol
Anzahl der
Haushalte
Median - 50% arithmetisches Summe ( in
haben weniger
Mittel
Mrd. Euro)
als ...
Markteinkommen brutto
255.816
36.647
46.307
11,835
Primäreinkommen brutto
290.573
39.946
50.073
14,554
S80/S20
Quote
11,60
Brutto Einkommen
294.698
43.737
53.552
15,786
8,96
Netto Einkommen
294.698
34.370
39.997
11,789
7,01
verfügbares Einkommen
294.911
34.422
39.844
11,753
6,83
Verfügbares Einkommen nach Wohnkosten
288.783
28.604
34.762
10,038
8,41
In Österreich erreichen etwa 3,1 Mio. Haushalte ein Bruttomarkteinkommen von 133,0 Mrd.
Euro. Berücksichtigt man die Pensionszahlungen und die Sozialtransfers ergibt sich für die
etwa 3,7 Mio. Haushalte ein Bruttoeinkommen von 188,2 Mrd. Euro. Nach Abzug von
Steuern und Sozialabgaben verbleibt ein Nettoeinkommen von 141,0 Mrd. Euro. Das
verfügbare Haushaltseinkommen beträgt in Österreich rund 140,7 Mrd. Euro. Der
Wohnaufwand beläuft sich in Österreich auf zirka 21,3 Mrd. Euro, was in etwa 5.920 Euro an
jährlichen Wohnkosten pro Haushalt entspricht. Das verfügbare Einkommen der rund 3,6
Mio. Haushalte nach Abzug dieser Kosten beträgt in etwa 119,4 Mrd. Euro.
Übersicht 3: Entstehung und Verteilung der verfügbaren Einkommen in Österreich
Einkommen der Haushalte in Österreich
Anzahl der
Haushalte
Markteinkommen brutto
Primäreinkommen brutto
Brutto Einkommen
Netto Einkommen
verfügbares Einkommen
Verfügbares Einkommen nach Wohnkosten
3.061.678
3.576.193
3.668.311
3.668.740
3.671.369
3.597.472
Median - 50%
arithmetisches Summe ( in
haben weniger
Mittel
Mrd. Euro)
als ...
34.953
43.443
133,014
38.693
48.322
172,824
41.861
51.300
188,199
32.628
38.426
140,983
32.525
38.324
140,709
27.072
33.194
119,418
S80/S20
Quote
11,45
8,92
6,84
6,57
8,36
Der Median des Bruttoeinkommens der Tiroler Haushalte liegt im Durchschnitt der
Erhebungsjahre 2011 bis 2013 bei 43.737 Euro, österreichweit bei 41.861 Euro. Das
verfügbare Einkommen der Haushalte ist im Median in Tirol mit 34.422 Euro etwas höher als
in Österreich mit 32.525 Euro, was an der in Tirol deutlich über dem österreichischen
Durchschnitt liegenden Haushaltsgröße liegt.
Für das Bruttoeinkommen errechnet sich in Tirol eine S80/S20 Quote von 8,96. Nach Abzug
von Steuern und Sozialabgaben reduziert sie sich auf 7,01 für das Nettoeinkommen, was im
Vergleich zum Bruttoeinkommen einer „gleicheren“ Verteilung entspricht. Die
Berücksichtigung von Privattransfers verringert die S80/S20 Quote auf 6,83 und der Abzug
der Wohnkosten lässt die Ungleichverteilung wieder ansteigen. Die Wohnkosten haben somit
einen negativen Umverteilungseffekt. Die Summe des verfügbaren Haushaltseinkommens
nach Abzug der Wohnkosten jener 20% der Haushalte mit dem höchsten verfügbaren
Einkommen ist rund 8,4 mal so hoch als jener der 20% mit dem niedrigsten verfügbaren
Haushaltseinkommen.
4
Die S80/S20 Quote der Einkommen in Österreich weist eine etwas niedrigere Konzentration
auf als in Tirol, was bedeutet, dass die Einkommen in Tirol geringfügig ungleichmäßiger auf
die Haushalte verteilt sind als im österreichischen Durchschnitt. Diese Unterschiede sind
allerdings statistisch nicht signifikant.
Grafik 1: Vergleich der Haushaltseinkommen in Tirol und Österreich (Median)
50
45
in Tsd. Euro
40
35
30
25
20
15
27
29
Verfügbares
Einkommen nach
Wohnkosten
33
34
Netto Einkommen
verfügbares
Einkommen
33
34
42
44
39
Brutto Einkommen
Markteinkommen brutto
TirStat
Primäreinkommen
brutto
0
40
35
5
37
10
Tirol
Österreich
Grafik 2: Vergleich der S80/S20 Quoten der Haushaltseinkommen in Tirol
14
10
8
6
4
TirStat
9,0
8,9
7,0
6,8
6,8
6,6
8,4
8,4
Verfügbares
Einkommen nach
Wohnkosten
11,5
verfügbares
Einkommen
11,6
Netto Einkommen
0
Brutto Einkommen
2
Primäreinkommen
brutto
S80/S20 Quote
12
Tirol
Österreich
5
1.3
Entwicklung des Bruttoeinkommens und des verfügbaren Einkommens
Die Entwicklung der Medianeinkommen in den letzten Jahren zeigt einen stetigen Anstieg der
Bruttoeinkommen, wie auch der verfügbaren Haushaltseinkommen in Tirol. Das Wachstum
der Einkommen verläuft nahezu parallel zum österreichischen Durchschnitt. Das
Bruttoeinkommen stieg in Tirol von 2008/2010 auf 2011/2013 um etwa 6%, das verfügbare
Einkommen erhöhte sich im selben Zeitraum um zirka 10%. Im Österreichschnitt stieg das
Bruttoeinkommen ebenfalls um 6%, beim verfügbaren Einkommen konnte ein Zuwachs von
8% festgestellt werden. Die Absolutzahlen der Bruttoeinkommen, wie auch der verfügbaren
Einkommen in Tirol liegen etwas über dem österreichischen Durchschnitt, wie aus den
folgenden Grafiken ersichtlich. Die mit abgebildeten Konfidenzintervalle zeigen jedoch, dass
diese Unterschiede nicht statistisch signifikant sind.
in Euro
Grafik 3: Entw icklung der Bruttoeikommen in Tirol u. Österreich
incl. 95%- Konfidenzintervall
48.000
46.000
44.000
42.000
40.000
38.000
36.000
2008/10
TirStat
in Euro
2009/11
Tirol
Österreich
2010/12
2011/13
95%-Konfidenzintervall Tirol
95%-Kofidenzintervall Österreich
Grafik 4: Entw icklung der verfügbaren Haushaltseikommen in Tirol u. Österreich
incl. 95%- Konfidenzintervall
37.000
35.000
33.000
31.000
29.000
2008/10
TirStat
Tirol
Österreich
2009/11
2010/12
2011/13
95%-Konfidenzintervall Tirol
95%-Kofidenzinterfall Österreich
6
Übersicht 4: Entwicklung des Brutto- und verfügbaren Einkommens in Tirol und Österreich
Median - 50% haben weniger als ...
Jahr
2008/10
2009/11
2010/12
2011/13
Tirol
Bruttoeinkommen
41.287
42.253
42.555
43.671
S80/S20
Quote
8,46
8,04
9,00
8,94
verfügbares
Einkommen
31.319
32.940
33.590
34.381
Österreich
S80/S20
Quote
6,58
6,40
7,05
6,82
Bruttoeinkommen
39.494
40.358
40.901
41.867
S80/S20
Quote
8,05
8,59
9,18
8,91
verfügbares
Einkommen
30.231
31.160
31.956
32.532
S80/S20
Quote
6,23
6,52
6,77
6,57
Die S80/S20 Quoten deuten auf eine leichte Tendenz zu einer Erhöhung der Konzentration
der Einkommen in Tirol und Österreich hin. Deutlicher zeichnet sich die positive
Umverteilungswirkung von Steuern und Sozialabgaben ab. Die Summe der verfügbaren
Haushaltseinkommen sind gleichmäßiger auf die einzelnen Haushalte verteilt als die Summe
der Bruttoeinkommen.
1.4
Verfügbares Einkommen vs. Äquivalenzeinkommen
Wie unter Punkt 1.2 bereits erörtert, versteht man unter dem verfügbaren
Haushaltseinkommen die Summe aller Primäreinkommen, das sind Einkommen aus
unselbständiger und selbständiger Erwerbstätigkeit sowie Einnahmen aus Kapitalbesitz der im
Haushalt lebenden Personen, zuzüglich aller empfangenen Transferleistungen (z.B.
Arbeitslosengeld, Kindergeld, Karenzgeld, Renten infolge Krankheit/Unfall/Invalidität,...),
abzüglich Steuern und Sozialleistungen.
Das Äquivalenzeinkommen (oder auch äquivalisiertes Haushaltseinkommen) geht zwar vom
verfügbaren Einkommen aus, setzt dieses Einkommen aber mit festgelegten Gewichtungsfaktoren in Relation zur Anzahl und Alter der im Haushalt lebenden Personen. Nähere
Hinweise dazu liefert Kapitel 1.4.
Da sich dieser Bericht mit den Einkommensverhältnissen von Haushalten beschäftigt,
beziehen sich die folgenden Ausführungen ausschließlich auf das Äquivalenzeinkommen.
1.5
Bestimmung des Lebensstandards durch das Äquivalenzeinkommen
EU-SILC gewährt vor allem Einblicke in die Einkommenssituation der befragten Haushalte
und Personen. Doch erst eine Gegenüberstellung des jeweiligen Bedarfs eines Haushaltes und
dessen verfügbarer Ressourcen gibt näherungsweise Auskunft über den Lebensstandard der
Haushaltsmitglieder. Es gibt verschiedene statistische Methoden, den bedarfsgewichteten
Ressourcenzugang bzw. das äquivalisierte Haushaltseinkommen zu bestimmen. Die üblichen
Analysen gehen dabei von der Annahme aus, dass alle Personen, die in einem gemeinsamen
7
Haushalt leben, in selber Weise am gesamten verfügbaren Einkommen partizipieren und
dieses Einkommen somit den individuellen Ressourcenzugang definiert.
Der tatsächliche Ressourcenbedarf ist empirisch schwer feststellbar. Konsumausgaben hängen
sehr stark von persönlichen Präferenzen ab und gehen meist über den Mindestbedarf hinaus.
In Publikationen und Studien zu diesem Thema wird der Ressourcenbedarf fast immer über
konventionell festgelegte Bedarfsgewichte (Äquivalenzskalen) festgelegt. Dabei wird davon
ausgegangen, dass größere Haushalte weniger Einkommen benötigen als mehrere
Einpersonenhaushalte. Die Gewichtungsfaktoren unterscheiden sich teilweise, abhängig vom
angenommenen Einsparungspotential (Elastizität). In dieser Arbeit wird die so genannte EUSkala angewendet, die im Folgenden kurz erläutert wird.
Eine allein lebende, erwachsene Person erhält den Wert 1, der als Referenzpunkt (Konsumäquivalente) gilt. Dieser setzt sich zusammen aus dem Fixbedarf für den Haushalt (Gewicht:
0,5) und dem Fixbedarf für die erste Person (Gewicht: 0,5). Der unterstellte Ressourcenbedarf
steigt mit jedem weiteren Erwachsenen um eine halbe Konsumäquivalente und jedes weitere
Kind unter 14 Jahren wird mit 0,3 Konsumäquivalenten gewichtet. Zur Verdeutlichung der
Berechnung des Einkommensbedarfes sind in Übersicht 4 einige Berechnungsbeispiele
dargestellt. Das Äquivalenzeinkommen ergibt sich somit durch Division des verfügbaren
Haushaltseinkommens durch die jeweilige Konsumäquivalente des Haushaltes.
Übersicht 5: Beispiele zur Berechnung des Einkommensbedarfs ( in Konsumäquivalenten)
Einpersonenhaushalt
Fixbedarf des
Bedarf für
Bedarf für
Haushaltes
0,5
Erwachsene
0,5
Kinder
0,0
Gesamtbedarf
1
AlleinerzieherIn mit 2 Kindern
0,5
0,5
0,6
1,6
Familie mit 1 Kind
0,5
1
0,3
1,8
1.6
Mittleres Haushaltseinkommen pro Jahr in Tirol: 21.512 Euro
Im Untersuchungszeitraum liegt der Median des äquivalisierten Einkommens in Tirol bei
21.512 Euro jährlich. D.h. 50 % der Haushalte verdienen mehr, 50 % verdienen weniger als
21.512 Euro. Das mediane Äquivalenzeinkommen in Österreich beträgt € 21.785. Das
äquivalisierte Einkommen liegt in Tirol um etwa 1,25 % unter dem Österreichschnitt. Dieser
Unterschied ist allerdings statistisch nicht signifikant. Ebenfalls nicht signifikant zeigt sich
der Unterschied des äquivalisierten mittleren Einkommens zwischen Frauen und Männern.
Der Median des äquivalisierten Haushaltseinkommens liegt bei Personen, deren Geburtsland
nicht Österreich ist, um knapp 1.700 Euro netto jährlich niedriger. Das niedrigste
Nettohaushaltseinkommen erzielt die Gruppe der Alleinerzieher/Innen. Das mediane
äquivalisierte Einkommen liegt mit rund 16.700 Euro im Jahr etwas mehr als 4.800 Euro
unterhalb des Durchschnitteinkommens. Erwerbstätigkeit erhöht die Wahrscheinlichkeit auf
ein überdurchschnittliches Einkommen deutlich. Im Gegensatz zu Personen ohne
Erwerbstätigkeit, erzielen erwerbstätige Personen ein um über 4.600 Euro höheres
äquivalisiertes Haushaltseinkommen.
8
Übersicht 6: Mittleres Äquivalenzeinkommen nach soziodemographischen Merkmalen in Tirol und Österreich
Soziodemographische
Merkmale
Tirol
Median
in Euro
Österreich
Konfidenzintervall 95%
Untere Grenze Obere Grenze
Median
in Euro
Konfidenzintervall 95%
Untere Grenze Obere Grenze
Gesamt
21.512
20.560
22.465
21.785
21.468
22.101
Männer
21.912
20.712
23.112
22.348
21.982
22.713
Frauen
21.144
20.139
22.150
21.255
20.930
21.579
Geburtsland nicht Österreich
19.815
16.619
23.011
17.732
17.181
18.283
Geburtsland Österreich
22.917
21.618
24.215
23.537
23.204
23.869
erwerbstätig
24.689
23.239
26.139
24.952
24.523
25.382
nicht erwerbstätig
20.046
18.632
21.460
19.087
18.618
19.557
Pensionisten
21.240
19.428
23.053
21.311
20.887
21.735
Alleinerzieher/innen
16.665
13.831
19.500
16.555
15.690
17.420
1.7
Äquivalenzeinkommen von Tiroler Haushalten mit und ohne Kinder
In Übersicht 7 ist die Verteilung der Einkommen getrennt nach Haushalten mit und ohne
Kindern dargestellt. Das Medianeinkommen ist in Haushalten mit Kindern (20.215 Euro) um
knapp 6.500 Euro jährlich niedriger als in kinderlosen Haushalten die ein jährliches
Einkommen von knapp 26.700 Euro verzeichnen. Nur Haushalte mit einem Kind erreichen
mit 21.846 Euro ein Medianeinkommen, das leicht oberhalb des gesamten mittleren
Haushaltseinkommens von 21.512 Euro liegt. Haushalte mit zwei Kindern liegen um fast
1.600 Euro unterhalb bei etwas mehr als 19.900 Euro. Der Median des äquivalisierten
Nettohaushaltseinkommens von Haushalten mit mehr als zwei Kindern liegt mit 17.890 Euro
gerade einmal rund 5.000 Euro über der Armutsgefährdungsschwelle.
9
Übersicht 7: Äquivalisiertes Haushaltseinkommen nach Anzahl d. im Haushalt lebenden Kinder in Tirol
Äquivalisiertes Nettohaushaltseinkommen gesamt
… haben weniger als … €
Einkommen jährlich
1/12 d. Einkommens
10%
11.623
969
25%
15.976
1.331
50%
21.512
1.793
75%
29.530
2.461
90%
38.597
3.216
Äquivalisiertes Nettohaushaltseinkommen der Haushalte ohne Kinder
… haben weniger als … €
Einkommen jährlich
1/12 d. Einkommens
betroffene Personen
10%
13.905
1.159
24.725
25%
19.253
1.604
61.811
50%
26.694
2.225
75%
34.170
2.848
90%
44.349
3.696
Äquivalisiertes Nettohaushaltseinkommen der Haushalte mit Kindern
… haben weniger als … €
Einkommen jährlich
1/12 d. Einkommens
10%
11.796
983
25%
15.837
1.320
50%
20.215
1.685
75%
26.295
2.191
90%
34.494
2.874
Äquivalisiertes Nettohaushaltseinkommen der Haushalte mit 1 Kind
… haben weniger als … €
Einkommen jährlich
1/12 d. Einkommens
10%
13.171
1.098
25%
17.363
1.447
50%
21.846
1.821
75%
29.466
2.456
90%
39.716
3.548
Äquivalisiertes Nettohaushaltseinkommen der Haushalte mit 2 Kindern
… haben weniger als … €
Einkommen jährlich
1/12 d. Einkommens
10%
12.522
1.043
25%
16.776
1.398
50%
19.929
1.661
75%
23.890
1.991
90%
31.955
2.663
Äquivalisiertes Nettohaushaltseinkommen der Haushalte mit mehr als 2 Kindern
… haben weniger als … €
Einkommen jährlich
1/12 d. Einkommens
10%
10.376
865
25%
13.045
1.087
50%
17.890
1.491
75%
25.891
2.158
90%
32.530
2.375
1.8
betroffene Personen
70.030
175.074
350.148
525.222
630.266
123.623
185.434
222.521
betroffene Personen
32.698
81.745
163.491
245.236
294.283
betroffene Personen
10.952
27.381
54.761
82.142
98.570
betroffene Personen
15.393
38.481
76.963
115.444
138.533
betroffene Personen
6.353
15.883
31.767
47.650
57.180
Äquivalisiertes Personeneinkommen in Pensionistenhaushalten
Haushalte in denen zumindest eine Person ein Pensionseinkommen erhält, wie auch
Haushalte, die ausschließlich aus Pensionsbeziehern bestehen, erzielen im Median ein
Einkommen, das nur geringfügig unterhalb des mittleren Tiroler Haushaltseinkommens liegt.
Haushalte, die keine Pensionszahlungen erhalten, liegen geringfügig darüber.
10
Übersicht 8: Äquivalisiertes Personeneinkommen in Pensionistenhaushalten in Tirol
Äquivalisiertes Nettohaushaltseinkommen der Haushalte ohne Pensionen
… haben weniger als … €
Einkommen jährlich
1/12 d. Einkommens
10%
11.535
961
25%
16.256
1.355
50%
21.649
1.804
75%
29.776
2.481
90%
37.939
3.162
Äquivalisiertes Nettohaushaltseinkommen der Haushalte mit Pensionen
… haben weniger als … €
Einkommen jährlich
1/12 d. Einkommens
betroffene Personen
10%
12.036
1.003
17.885
25%
15.442
1.287
44.713
1.758
2.399
3.415
89.426
134.140
160.968
1/12 d. Einkommens
892
1.257
1.770
2.355
3.220
betroffene Personen
13.147
32.869
65.737
98.606
118.327
50%
21.093
75%
28.787
90%
40.979
Äquivalisiertes Nettohaushaltseinkommen der Pensionisten
… haben weniger als … €
Einkommen jährlich
10%
10.704
25%
15.088
50%
21.240
75%
28.257
90%
38.646
1.9
betroffene Personen
52.144
130.361
260.721
391.082
469.299
Äquivalisiertes Haushaltseinkommen und dessen Verteilung im internationalen
Vergleich
Die Unterschiede der Haushaltseinkommen in den wichtigsten europäischen Staaten sind
extrem groß. In Rumänien beträgt das jährliche äquivalisierte Haushaltseinkommen etwa
2.100 Euro, während in Norwegen ein fast 20-mal höheres Einkommen (rund 40.000 Euro)
erreicht wird. Tirol, wie auch Österreich, liegt mit knapp 22.000 Euro jährlichem
Äquivalenzeinkommen vor Deutschland und Italien im oberen Drittel der
einkommensstärksten europäischen Länder.
Als Indikator, der Aufschluss über die Verteilung des äquivalisierten Einkommens gibt, wird
die S80/S20 Quote verwendet. Diese besagt wie viel Mal mehr die 20% der
einkommensstärksten Haushalte gegenüber den 20% der einkommensschwächsten Haushalte
verdienen.
Die folgende Grafik zeigt, dass in Ländern mit niedrigerem Einkommen zusätzlich meist eine
ungerechtere Verteilung des Einkommens auf die Haushalte auftritt. In Rumänien bspw.
verdienen jene 20% der Haushalte mit dem höchsten Einkommen 6,4 Mal so viel als jene
20% mit dem niedrigsten Einkommen. In Norwegen hingegen nur 3,3 Mal so viel. In Tirol
liegt die S20/S80- Quote mit 3,6 unterhalb des Österreichwertes von 4,1. Die höchste
Konzentration wurde mit einer S20/S80- Quote von 6,9 in Spanien gemessen.
11
Grafik 5: Internationales äquivalisiertes Haushaltseinkommens und dessen
Verteilung Ø2011/2013
Haushaltseinkommen in Tsd. Euro
0
10
20
30
40
50
Rumänien
Bulgarien
Litauen
Lettland
Ungarn
Polen
Kroatien
Estland
Slowakei
Tschechische Republik
Portugal
Griechenland
Malta
Slowenien
Spanien
Europäische Union (28 Länder)
Italien
Zypern
Vereinigtes Königreich
Irland
Deutschland
Island
Frankreich
Niederlande
Belgien
TIROL
Österreich
Finnland
Schweden
Dänemark
Luxemburg
Schweiz
Norwegen
0,0
1,0
2,0
3,0
4,0
5,0
6,0
7,0
S80/S20 - Quote
Äquivalisiertes Haushaltseinkommen
S80/S20 - Quote
TirStat
12
1.10 Entwicklung des mittleren Äquivalenzeinkommens in Tirol und Österreich
In der folgenden Übersicht und Grafik ist die Entwicklung des mittleren äquivalisierten
Haushaltseinkommens für Tirol und Österreich dargestellt. Im Durchschnitt der Jahre 2009
bis 2011 verlangsamte sich das Wachstum des Äquivalenzeinkommens in Tirol scheinbar
deutlicher als im Österreichschnitt. Aufgrund der kleinen Stichprobe für Tirol ist der
Unterschied zum österreichischen Durchschnitt jedoch statistisch nicht signifikant.
Übersicht 9: Entwicklung des mittleren Äquivalenzeinkommens in Tirol und Österreich
Tirol
Jahr
Österreich
Konfidenzintervall 95%
Median
in Euro
Untere Grenze Obere Grenze
Median
in Euro
Konfidenzintervall 95%
Untere Grenze Obere Grenze
2008/10
20.777
19.755
21.798
20.304
20.015
20.592
2009/11
21.222
20.122
22.322
20.983
20.671
21.296
2010/12
21.308
20.164
22.452
21.431
21.092
21.769
2011/13
21.512
20.560
22.465
21.785
21.468
22.101
in Euro
Grafik 6: Entw icklung des m ittleren Äquivalenzeinkommens in Tirol u. Österreich
incl. 95%- Konfidenzintervall
23.000
22.000
21.000
20.000
19.000
2008/10
TirStat
Tirol
Österreich
2009/11
2010/12
2011/13
95%-Konfidenzintervall Tirol
95%-Kofidenzintervall Österreich
13
1.11 Das mittlere Äquivalenzeinkommen in den Bundesländern
Aus Übersicht 10 sind die relevanten Daten für die Bundesländer ersichtlich. In den Grafik 7
und Grafik 8 sind die äquivalisierten Einkommen in den Bundesländern mit dem jeweiligen
Konfidenzintervall für die Dreijahresdurchschnitte 2008 bis 2010 und 2011 bis2013
dargestellt.
Übersicht 10: Äquivalenzeinkommen in den Bundesländern
Bundesland / Jahre
Burgenland
Kärnten
Niederösterreich
Oberösterreich
Salzburg
Steiermark
Tirol
Vorarlberg
Wien
Median (absolut) in Euro
2008/10
2009/11
2010/12
2011/13
20.304
(681)
21.010
(725)
22.210
(842)
22.530
(943)
19.031
19.368
19.581
19.915
(403)
(472)
(588)
(744)
21.268
21.975
22.585
23.135
(303)
(296)
(312)
(341)
21.049
21.824
22.260
22.585
(370)
(384)
(354)
(319)
20.228
21.023
21.615
21.929
(489)
(565)
(546)
(530)
19.866
20.638
21.215
21.702
(359)
(390)
(475)
(448)
20.777
21.222
21.308
21.512
(520)
(561)
(583)
(485)
19.812
20.538
21.305
21.726
(820)
(779)
(682)
(616)
19.102
19.551
19.577
19.915
(428)
(436)
(446)
(411)
Veränderung
2008/10 - 2011/13
+ 11,0 %
+ 4,6 %
+ 8,8 %
+ 7,3 %
+ 8,4 %
+ 9,2 %
+ 3,5 %
+ 9,7 %
+ 4,3 %
Standardfehler sind in Klammern und Kursiv unterhalb der Punktschätzer angegeben
Exkurs:
Mittels der Formel „Punktschätzer plus/minus 1,96 mal Standardfehler“ kann ein 95%Vertrauensintervall berechnet werden. Für den Punktschätzer des Äquivalenzeinkommens im
Burgenland 2011/2013 bspw. bedeutet dies, dass bei hinreichend großer Stichprobenanzahl
die Schätzer mit 95% Wahrscheinlichkeit im Intervall von 20.682 und 24.378 Euro im
Median liegen.
14
Euro
22.500
Grafik 7: Äquivalisiertes Haushaltseinkommen in den Bundesländern 2008/2010
(Median)
22.000
21.500
NÖ
Bgld
TirStat
T
OÖ
Vbg
Sbg
21.000
Stmk
20.500
20.000
W
Knt
19.500
19.000
18.500
18.000
Euro
25.000
Grafik 8: Äquivalisiertes Haushaltseinkommen in den Bundesländern 2011/2013
(Median)
TirStat
Bgld
24.000
NÖ
OÖ
23.000
Sbg
Vbg
Stmk
T
22.000
Knt
21.000
W
20.000
19.000
18.000
2
Armutsgefährdung und Deprivation
Armutsgefährdung wird normalerweise über das Einkommen definiert. Internationale
Konventionen legen fest, dass Menschen, die weniger als 60% des MedianÄquivalenzeinkommens zur Verfügung haben, als armutsgefährdet gelten. Diese Festlegung
der Armutsgefährdungsschwelle ermöglicht vergleichbare Statistiken auf EU-Ebene. Der
Anteil jener Personen an der Gesamtzahl der Untersuchungseinheit, deren Einkommen
niedriger als dieser Schwellenwert ist, wird als Armutsgefährdungsquote bezeichnet.
15
Wichtig: Weder die Armutsgefährdungsquote noch die Armutsgefährdungsschwelle sagen
etwas über das Ausmaß an Armut aus, dem die betroffenen Personen ausgeliefert sind.
Kritisch ist anzumerken, dass bei Fokussierung auf einen eindimensionalen Parameter bei der
Erfassung eines multidimensionalen Phänomens wie Armut verschiedene Lebenslagen und
Bedürfnisse, die Möglichkeiten des Einzelnen mit den vorhandenen Ressourcen zu
wirtschaften, sowie Vermögen oder Verschuldung nicht berücksichtigt werden. Diese
Analyse versucht daher, Armut nicht nur direkt über das Einkommen zu definieren, sondern
auch nichtmonetäre Indikatoren zur direkten Erfassung benachteiligter Lebenssituationen, hier
als Deprivation bezeichnet, mit einzubeziehen.
2.1
Die einkommensbezogene Armut - Die „Schwelle“ für einen Einpersonenhaushalt
liegt bei € 13.070 pro Jahr
Grafik 9 zeigt die Eckdaten der Armutsgefährdung in Tirol. Im Durchschnitt der Jahre 2011
bis 2013 lag der Median des Äquivalenzeinkommens bei 21.512 Euro. Das österreichweite
äquivalisierte Medianeinkommen liegt – wie bereits dargestellt - mit € 21.784 jährlich etwas
höher als in Tirol. Im Sinne der o.g. 60%- Schwelle errechnet sich daraus eine Armutsgefährdungsschwelle für einen Einpersonenhaushalt von € 13.070 pro Jahr
(= € 1.089/Monat)3. Dieser Wert dient in weiterer Folge auch für das Bundesland Tirol als
Referenzwert.
Gemessen am österreichischen Medianeinkommen und im Hinblick auf die gewählte
Definition von Armut sind in Tirol ca. 95.929 Personen (13,7 % der Wohnbevölkerung) als
armutsgefährdet zu bezeichnen. In Österreich sind im Durchschnitt der Jahre 2011 bis 2013 in
Summe ca. 1.204.612 Personen, was einem Anteil von 14,4% der Wohnbevölkerung
entspricht, armutsgefährdet. Der Anteil der armutsgefährdeten Personen an der
Wohnbevölkerung in Prozent ausgedrückt wird als Armutsgefährdungsquote bezeichnet.
Das mittlere jährliche Einkommen aller armutsgefährdeten Personen in Tirol liegt bei 10.109
Euro. Je niedriger das Einkommen jener Menschen ist, die unterhalb der
Armutsgefährdungsschwelle
liegen,
desto
größer
wird
die
so
genannte
Armutsgefährdungslücke. Das ist die Differenz zwischen dem Durchschnittseinkommen der
Armutsgefährdeten und der Armutsgefährdungsschwelle.
Die Armutsgefährdungslücke bietet eine Möglichkeit, das Ausmaß an Armut in Zahlen
auszudrücken, denn je größer diese Lücke ist, desto niederer ist das Durchschnittseinkommen
aller von Armut betroffenen Personen eines Landes. Die Armutsgefährdungslücke beträgt in
den Jahren 2011/13 in Tirol ca. 22,6%. Mit anderen Worten verfügt die Hälfte der
armutsgefährdeten TirolerInnen über ein Äquivalenzeinkommen von weniger als 77,4% der
Armutsgefährdungsschwelle (siehe Grafik 4).
3
Monatswert entspricht 1/12 des Jahreswertes
16
Im Vergleich mit Österreich zeigt sich in Tirol eine etwas niedrigere
Armutsgefährdungsquote. Die von Armutsgefährdung betroffenen Personen in Tirol erreichen
allerdings ein niedrigeres medianes Einkommen als im Bundesschnitt, wie in Grafik 10
ersichtlich.
Grafik 9: Arm utsgefährdung 2011/13 in Tirol
EURO
20.000
€ 21.512
Armutsgefährdungsschwelle 13.070 € (1/12 = 1.089 €)
15.000
Armutsgefährdungslücke (22,6%)
10.000
€ 10.109
60% des
Medians
5.000
TirStat
0
Medianeinkommen
insgesamt
Medianeinkommen
Arm utsgefährdete
Grafik 10: Arm utsgefährdungsquote und Armutsgefährdungslücke in Tirol und Österreich
in %
25
22,6
20
20,3
15
14,4
13,7
10
5
0
Tirol
Österreich
TirStat
Armutsgefährdungsquote
Armutsgefährdungslücke
17
Im Vergleich mit Österreich und anderen EU-Mitgliedsstaaten schneidet Tirol hinsichtlich der
Armutsgefährdungsquote und der Armutsgefährdungslücke recht gut ab. Tirol liegt mit seiner
Quote an neunter Stelle der 33 untersuchten europäischen Staaten. Am höchsten ist die
Armutsgefährdungsquote beispielsweise in Griechenland mit 22,5%, die höchste
Armutsgefährdungslücke weist Rumänien mit 31,8% auf. Im Durchschnitt der EU- 28 Länder
beträgt die Armutsgefährdungsquote rund 16,9%, die Armutsgefährdungslücke liegt bei
23,6%. 4
In der Europaregion Tirol, Südtirol, Trentino weist Tirol die höchste Armutsgefährdung auf.
in %
Grafik 11: Arm utsgefährdung in der Europaregion
Tirol, Südtirol, Trentino 2011/2013
16
14
13,7
12
10
12,2
10,8
8
6
4
2
0
Südtirol
TirStat
4
Trentino
Armutsgefährdungsquote
Bundesland Tirol
Quelle: Eurostat, EU-SILC 2011 bis 2013
18
Grafik 12: Internationale Armutsgefährdung
EU-SILC 2011/13
Arm utsgefährdungslücke
0
5
10
15
20
25
30
35
0
5
10
15
20
25
30
35
Island
Tschechische Republik
Irland
Norwegen
Niederlande
Dänemark
Finnland
Slowakei
TIROL
Slowenien
Frankreich
Ungarn
Schweden
Österreich
Luxemburg
Zypern
Schweiz
Belgien
Malta
Deutschland
Vereinigtes Königreich
Europäische Union (28 Länder)
Polen
Estland
Portugal
Lettland
Italien
Litauen
Kroatien
Bulgarien
Spanien
Rumänien
Griechenland
Armutsgefährdungsquote
Armutsgefährdungslücke
Arm utsgefährdungsquote
TirStat
19
2.2
Armutsgefährdung nach soziodemographischen Merkmalen
In den folgenden Tabellen sind die Armutsgefährdungsquoten, die hochgerechnete Zahl der
jeweils betroffenen Bevölkerung und das mediane äquivalisierte Haushaltseinkommen nach
soziodemographischen Merkmalen für das Bundesland Tirol (Übersicht 11 u. 12) sowie für
Österreich (Übersicht 13 u. 14) dargestellt.
Übersicht 11: Armutsgefährdung nach soziodemographischen Merkmalen in Tirol
Soziodemographische Merkmale
Quote
Konfidenzintervall 95%
Obere
Untere
Grenze
Grenze
16,4
11,0
Lücke
22,6
Konfidenzintervall 95%
Obere
Untere
Grenze
Grenze
28,1
17,1
Personen
Gesamt
13,7
95.929
Männer
12,2
15,1
9,3
25,2
32,4
18,0
41.338
Frauen
15,1
18,2
12,1
20,8
26,0
15,6
54.591
Geburtsland nicht Österreich
20,9
28,7
13,1
29,0
42,6
15,3
18.555
Geburtsland Österreich
11,1
13,2
9,0
21,8
26,4
17,2
54.642
ledig
13,4
16,8
9,9
27,3
36,2
18,3
27.023
verheiratet, zusammen lebend
9,5
12,5
6,5
20,7
28,2
13,2
28.266
jünger 15 Jahre
19,2
25,7
12,8
21,8
33,2
10,4
21.639
jünger 20 Jahre
18,8
24,7
12,9
23,0
32,3
13,8
29.397
älter 14 und jünger 65 Jahre
11,4
13,9
9,0
23,1
29,1
17,2
55.918
älter 65 Jahre
19,3
25,3
13,2
24,9
36,4
13,4
18.047
erwerbstätig
7,8
9,8
5,9
22,4
29,9
15,0
24.904
nicht erwerbstätig
17,2
21,5
12,8
24,5
34,4
14,6
22.672
Pensionisten
16,5
20,9
12,2
23,3
32,1
14,5
21.558
Pflichtschulabschluss ohne Lehre
21,4
27,0
15,7
20,8
25,5
16,0
28.990
Pflichtschulabschluss mit Lehre
8,6
11,2
6,0
21,0
30,9
11,0
15.386
EinpersonenhausIalt
23,5
28,6
18,4
23,8
30,1
17,4
23.589
Haushalt ohne Kinder
8,0
11,0
4,9
30,8
41,8
19,7
19.629
Haushalt mit Kindern
14,1
19,1
9,1
20,7
31,1
10,3
45.918
Haushalt mit Pensionen
13,9
18,4
9,3
17,7
23,1
12,3
24.641
Haushalt ohne Pensionen
13,7
17,0
10,4
25,8
32,0
19,6
71.288
20
Übersicht 12: Äquivalisiertes Medianeinkommen armutsgefährdeter Personen in Tirol
Äquivalisiertes Medianeinkommen (Euro / Jahr)
Soziodemographische Merkmale
Insgesamt
Konfidenzintervall 95%
Obere
Untere
Grenze
Grenze
22.465
20.560
Armutsgefährdeter
Personen
10.109
Konfidenzintervall 95%
Obere
Untere
Grenze
Grenze
10.827
9.391
Gesamt
21.512
Männer
21.912
23.112
20.712
9.766
10.710
8.822
Frauen
21.144
22.150
20.139
10.347
11.024
9.671
Geburtsland nicht Österreich
19.815
23.011
16.619
9.275
11.068
7.482
Geburtsland Österreich
22.917
24.215
21.618
10.219
10.814
9.623
ledig
22.445
24.131
20.760
9.504
10.676
8.332
verheiratet, zusammen lebend
23.264
24.660
21.868
10.361
11.343
9.378
jünger 15 Jahre
18.270
19.329
17.212
10.215
11.709
8.722
jünger 20 Jahre
18.949
20.093
17.805
10.051
11.269
8.834
älter 14 und jünger 65 Jahre
22.904
24.361
21.447
10.041
10.815
9.266
älter 65 Jahre
20.112
22.214
18.009
9.815
11.313
8.316
erwerbstätig
24.689
26.139
23.239
10.133
11.109
9.157
nicht erwerbstätig
20.046
21.460
18.632
9.858
11.162
8.555
Pensionisten
21.240
23.053
19.428
10.027
11.165
8.889
Pflichtschulabschluss ohne Lehre
18.601
20.106
17.095
10.354
10.973
9.735
Pflichtschulabschluss mit Lehre
22.441
23.660
21.222
10.323
11.629
9.017
EinpersonenhausIalt
19.290
20.965
17.616
9.966
10.795
9.136
Haushalt ohne Kinder
26.694
28.478
24.910
9.042
10.490
7.594
Haushalt mit Kindern
20.215
21.362
19.067
10.357
11.717
8.996
Haushalt mit Pensionen
21.093
23.377
18.810
10.751
11.453
10.049
Haushalt ohne Pensionen
21.649
22.731
20.567
9.690
10.506
8.874
21
Übersicht 13: Armutsgefährdung nach soziodemographischen Merkmalen in Österreich
Soziodemographische Merkmale
Quote
Konfidenzintervall 95%
Obere
Untere
Grenze
Grenze
15,3
13,5
Lücke
20,3
Konfidenzintervall 95%
Obere
Untere
Grenze
Grenze
21,9
18,8
Personen
Gesamt
14,4
Männer
13,7
14,7
12,6
20,9
22,9
18,9
1.204.612
557.863
Frauen
15,2
16,1
14,2
19,9
21,4
18,5
646.749
Geburtsland nicht Österreich
26,3
28,9
23,7
25,8
29,2
22,3
327.513
Geburtsland Österreich
10,9
11,6
10,1
19,5
20,6
18,3
627.923
ledig
15,0
16,3
13,6
24,6
27,5
21,8
333.466
verheiratet, zusammen lebend
10,6
11,5
9,6
19,8
21,8
17,7
380.244
jünger 15 Jahre
19,2
21,4
17,1
17,6
20,6
14,6
235.595
jünger 20 Jahre
17,3
19,1
15,5
17,9
20,7
15,1
308.695
älter 14 und jünger 65 Jahre
13,1
14,0
12,2
21,7
23,7
19,7
744.418
älter 65 Jahre
15,8
17,2
14,3
19,7
21,0
18,4
214.802
erwerbstätig
8,1
8,8
7,4
21,4
24,1
18,8
294.518
nicht erwerbstätig
23,8
25,6
21,9
21,9
24,0
19,7
381.379
Pensionisten
14,6
15,8
13,5
19,2
20,2
18,3
281.543
Pflichtschulabschluss ohne Lehre
19,8
21,4
18,3
18,9
20,4
17,5
326.663
Pflichtschulabschluss mit Lehre
11,2
12,1
10,2
18,5
20,2
16,9
250.609
EinpersonenhausIalt
24,0
25,5
22,5
22,0
23,9
20,1
321.336
Haushalt ohne Kinder
9,5
10,5
8,5
23,3
26,4
20,2
288.731
Haushalt mit Kindern
14,0
15,6
12,3
17,5
20,4
14,7
512.052
Haushalt mit Pensionen
12,5
13,9
11,1
17,5
19,0
15,9
319.452
Haushalt ohne Pensionen
15,3
16,4
14,2
23,0
25,5
20,5
885.159
22
Übersicht 14: Äquivalisiertes Medianeinkommen armutsgefährdeter Personen in Österreich
Äquivalisiertes Medianeinkommen (Euro / Jahr)
Soziodemographische Merkmale
Insgesamt
Konfidenzintervall 95%
Obere
Untere
Grenze
Grenze
22.106
21.463
Armutsgefährdeter
Personen
Gesamt
21.784
Männer
22.348
22.715
21.981
10.334
10.600
10.067
Frauen
21.250
21.580
20.920
10.461
10.646
10.276
Geburtsland nicht Österreich
17.726
18.288
17.164
9.698
10.155
9.242
Geburtsland Österreich
23.544
23.886
23.202
10.525
10.671
10.378
ledig
22.719
23.178
22.260
9.846
10.219
9.474
verheiratet, zusammen lebend
23.092
23.496
22.688
10.482
10.754
10.210
jünger 15 Jahre
18.950
19.441
18.458
10.764
11.160
10.368
jünger 20 Jahre
19.589
19.941
19.237
10.727
11.095
10.359
älter 14 und jünger 65 Jahre
22.921
23.307
22.536
10.232
10.491
9.974
älter 65 Jahre
20.462
20.894
20.030
10.489
10.658
10.320
erwerbstätig
24.957
25.389
24.525
10.267
10.612
9.922
nicht erwerbstätig
19.078
19.548
18.608
10.209
10.492
9.926
Pensionisten
21.314
21.750
20.878
10.555
10.680
10.430
Pflichtschulabschluss ohne Lehre
18.776
19.207
18.344
10.593
10.785
10.402
Pflichtschulabschluss mit Lehre
22.049
22.395
21.703
10.649
10.866
10.432
EinpersonenhausIalt
19.473
19.868
19.078
10.192
10.443
9.941
Haushalt ohne Kinder
25.371
25.856
24.886
10.016
10.422
9.610
Haushalt mit Kindern
20.672
21.099
20.244
10.775
11.150
10.401
Haushalt mit Pensionen
21.823
22.389
21.256
10.785
10.991
10.579
Haushalt ohne Pensionen
21.765
22.146
21.383
10.058
10.387
9.728
2.3
10.408
Konfidenzintervall 95%
Obere
Untere
Grenze
Grenze
10.615
10.200
Entwicklung der Armutsgefährdung in Tirol und Österreich
In den folgenden Übersichten ist die Entwicklung der Armutsgefährdungsquote und der
Armutsgefährdungslücke in Tirol und Österreich dargestellt. Die Armutsgefährdungsquote
liegt in Tirol leicht unterhalb des österreichischen Durchschnitts. Sie zeigt im Gegensatz zum
Österreichschnitt scheinbar einen leichten Aufwärtstrend, was in den letzten Jahren zu einer
Konvergenz der beiden Quoten führte, wie aus Grafik 13 ersichtlich.
Übersicht 15: Entwicklung der Armutsgefährdungsquote in Tirol und Österreich
Tirol
Jahr
Quote in %
Österreich
Konfidenzintervall 95%
Untere Grenze Obere Grenze
Quote in %
Konfidenzintervall 95%
Untere Grenze Obere Grenze
2008/10
12,9
10,1
15,8
14,9
14,1
15,7
2009/11
13,4
10,5
16,3
14,7
13,9
15,5
2010/12
13,5
10,8
16,2
14,6
13,8
15,5
2011/13
13,7
11,0
16,4
14,4
13,5
15,3
23
Übersicht 16: Entwicklung der Armutsgefährdungslücke in Tirol und Österreich
Tirol
Jahr
Quote in %
Österreich
Konfidenzintervall 95%
Untere Grenze Obere Grenze
Quote in %
Konfidenzintervall 95%
Untere Grenze Obere Grenze
2008/10
23,7
18,9
28,5
20,7
18,9
22,4
2009/11
22,9
18,2
27,5
20,4
18,6
22,1
2010/12
24,5
18,9
30,1
20,6
19,0
22,2
2011/13
22,6
17,1
28,1
20,3
18,8
21,9
in %
Grafik 13: Entw icklung der Armutsgefährdungsquote in Tirol u. Österreich
incl. 95%- Konfidenzintervall
17,0
16,0
15,0
14,0
13,0
12,0
11,0
10,0
2008/10
TirStat
Tirol
Österreich
2009/11
2010/12
2011/13
95%-Konfidenzintervall Tirol
95%-Kofidenzintervall Österreich
24
2.4
Die Armutsgefährdung in den Bundesländern
Die für die Bundesländer relevanten Zahlen zur Armutsgefährdung sind in Übersicht 17
zusammengestellt. Die beiden Grafiken zeigen die Armutsgefährdungsquoten inkl. 95% Konfidenzintervall in den Bundesländern im dreijährigen Durchschnitt der Jahre 2008/10 im
Vergleich zu den Jahren 2011/13.
Übersicht 17: Armutsgefährdung in den Bundesländern
Armutsgefährdungsquote und Armutsgefährdungslücke
Bundesland / Jahre
Burgenland
Kärnten
Niederösterreich
Oberösterreich
Salzburg
Steiermark
Tirol
Vorarlberg
Wien
Veränderung
2008/10 - 2011/13
2008/10
2009/11
2010/12
2011/13
Quote
12,6 ( 2,0 )
13,2 ( 2,4 )
10,6 ( 2,0 )
9,2 ( 2,0 )
- 27,5 %
Lücke
23,4 ( 4,6 )
22,3 ( 5,2 )
25,1 ( 10,0 )
24,7 ( 12,6 )
+ 5,8 %
Quote
15,6 ( 1,7 )
17,7 ( 2,0 )
18,0 (1,9 )
17,0 ( 1,9 )
+ 9,0 %
Lücke
17,8 ( 2,6 )
17,9 ( 2,5 )
18,6 ( 2,2 )
20,1 ( 2,5 )
+ 13,1 %
Quote
11,0 ( 0,8 )
10,9 ( 0,9 )
10,5 ( 0,9 )
11,3 ( 0,9 )
+ 1,9 %
Lücke
17,7 ( 1,3 )
17,7 ( 1,5 )
17,3 ( 1,6 )
17,2 ( 1,8 )
- 2,8 %
Quote
12,0 ( 1,0 )
11,3 ( 1,0 )
10,6 ( 0,9 )
10,6 ( 0,8 )
- 11,5 %
Lücke
20,2 ( 2,3 )
18,1 ( 2,6 )
16,9 ( 1,9 )
17,2 ( 1,8 )
- 14,7 %
Quote
12,6 ( 1,5 )
11,6 ( 1,3 )
11,1 ( 1,3 )
10,3 ( 1,2 )
- 18,4 %
Lücke
21,2 ( 3,0 )
18,8 ( 2,7 )
21,1 ( 3,0 )
24,0 ( 3,1 )
+ 13,0 %
Quote
14,5 ( 1,3 )
13,5 ( 1,1 )
13,4 ( 1,0 )
12,5 ( 1,0 )
- 13,5 %
Lücke
22,3 ( 2,2 )
21,3 ( 2,3 )
20,7 ( 2,4 )
17,9 ( 2,2 )
- 19,5 %
Quote
12,9 ( 1,5 )
13,3 ( 1,5 )
13,5 ( 1,4 )
13,7 ( 1,4 )
+ 6,0 %
Lücke
23,7 ( 2,5 )
22,8 ( 2,4 )
24,4 ( 2,8 )
22,6 ( 2,8 )
- 4,6 %
Quote
16,1 ( 2,6 )
14,8 ( 2,1 )
14,5 ( 1,9 )
15,2 ( 2,2 )
+ 9,7 %
Lücke
17,3 ( 4,2 )
21,0 ( 4,7 )
24,0 ( 6,2 )
24,2 ( 6,7 )
+ 40 %
Quote
22,1 ( 1,2 )
22,0 ( 1,2 )
23,1 ( 1,3 )
23,2 ( 1,3 )
+ 4,7 %
Lücke
23,0 ( 1,7 )
23,9 ( 1,9 )
24,1 ( 1,9 )
24,2 ( 1,5 )
+ 5,3 %
Standardfehler sind in Klammern angegeben
Grafik 14: Arm utsgefährdungsquote in den Bundesländern 2008/2010
%
TirStat
30,0
25,0
W
Vbg
20,0
Knt
Stmk
Bgld
Sbg
15,0
T
OÖ
NÖ
10,0
5,0
25
Grafik 15: Arm utsgefährdungsquote in den Bundesländern 2011/2013
%
TirStat
30,0
W
25,0
Knt
20,0
Vbg
T
15,0
Stmk
Bgld
NÖ
OÖ
Sbg
10,0
5,0
2.5
Working Poor
Unter working poor versteht man jene Personen im Alter von 18 bis 64 Jahren, die im Verlauf
des Referenzjahres sechs Monate oder länger Vollzeit oder Teilzeit erwerbstätig waren und
deren Einkommen dennoch unter der Armutsgefährdungsschwelle liegt. Gründe dafür können
sowohl ein niedriges persönliches Einkommen als auch die Haushaltszusammensetzung und
die Erwerbsintensität des Haushalts sein. Je nach Definition von Erwerbstätigkeit und
Einschränkung auf bestimmte Altersgruppen variiert die Anzahl der Betroffenen (vgl.
Statistik Austria 2009, S. 58). Zu früheren Auswertungen der EU-SILC Erhebung hat sich die
Definition der Erwerbstätigen etwas geändert. Da zur Berechnung der
Armutsgefährdungsquote das Haushaltseinkommen aus den Referenzjahren (dem der
Erhebungen vorangegangenen Kalenderjahre) stammt, wurden zur Ermittlung der als
„working poor“ geltenden Personen ebenfalls jene Erwerbstätige herangezogen, die in den
Referenzjahren, und nicht wie in früheren Analysen zum Befragungszeitpunkt, erwerbstätig
waren.
In Tirol gelten 51.923 Personen im Erwerbsalter mit einem Medianeinkommen von 10.018 €
als armutsgefährdet. 26.697 dieser Personen, das entspricht 51,4%, gingen im Referenzjahr
einer Erwerbstätigkeit nach. Das bedeutet dass rund 8,1% aller Tiroler Erwerbstätigen ein
Einkommen unter der Armutsgefährdungsschwelle verzeichnen und als working poor gelten.
Das Medianeinkommen dieser Personen liegt bei rund 10.476 €. Bundesweit sind 702.898
Personen im erwerbsfähigen Alter einkommensarm, wobei 306.993 Personen (43,7%) einer
Erwerbstätigkeit nachgehen. Rund 8,2% aller in Österreich Erwerbstätigen sind
armutsgefährdet und als „Working Poor“ einzustufen.
26
Übersicht 18: "Working Poor" - Quote und betroffene Personen in Tirol, 3- jähriger Durchschnitt
Konfidenzintervall 95%
Medianeinkommen
Working Poor
Armutsgefährdete
Personen im
Erwerbsalter
untere
Grenze
obere
Grenze
Working Poor
betroffene
Personen
8,1
6,0
10,2
26.697
10.476
51.923
8,2
7,5
8,9
306.993
10.288
702.898
Durchschnitt
2011/2013
Working Poor
Quote
Tirol
Österreich
Grafik 16: Working Poor in Tirol
Working Poor betroffene
Personen
48,6%
51,4%
Armutsgefährdete
Personen im Erwerbsalter
ohne Erwerbstätigkeit
TirStat
Grafik 17: Working Poor in Österreich
Working Poor betroffene
Personen
43,7%
56,3%
Armutsgefährdete
Personen im Erwerbsalter
ohne Erwerbstätigkeit
TirStat
27
2.6
Entwicklung von Working Poor in Tirol und Österreich
Übersicht 19: Entwicklung von Working Poor in Tirol und Östereich
Tirol
Jahr
Quote in %
Österreich
Konfidenzintervall 95%
Untere Grenze Obere Grenze
Quote in %
Konfidenzintervall 95%
Untere Grenze Obere Grenze
2008/10
7,4
5,2
9,6
8,4
7,7
9,2
2009/11
7,6
5,4
9,9
8,1
7,4
8,9
2010/12
7,6
5,4
9,8
8,1
7,4
8,9
2011/13
8,1
6,0
10,2
8,2
7,5
8,9
in %
Grafik 18: Entw icklung der Working Poor Quote in Tirol u. Österreich
incl. 95%- Konfidenzintervall
11,0
10,0
9,0
8,0
7,0
6,0
5,0
4,0
TirStat
2.7
2008/10
Tirol
Österreich
2009/11
2010/12
2011/13
95%-Konfidenzintervall Tirol
95%-Konfidenzintervall Österreich
Working Poor in den Bundesländern
Übersicht 20: Working Poor in den Bundesländern
Working Poor Quote in %
2008/10
2009/11
2010/12
2011/13
Veränderung
2008/10 - 2011/13
Burgenland
5,0 ( 1,4 )
7,1 ( 2,2 )
6,2 ( 1,8 )
6,0 ( 1,8 )
+ 20%
Kärnten
5,3 ( 1,1 )
7,6 ( 1,7 )
7,9 ( 1,7 )
8,8 ( 1,8 )
+ 66%
Niederösterreich
6,4 ( 0,7 )
6,2 ( 0,8 )
5,8 ( 0,7 )
6,6 ( 0,7 )
+ 3%
Oberösterreich
6,9 ( 0,9 )
6,6 ( 0,8 )
6,1 ( 0,7 )
6,3 ( 0,7 )
- 9%
Salzburg
6,9 ( 1,1 )
7,0 ( 1,1 )
6,9 ( 1,2 )
6,5 ( 1,3 )
- 6%
Steiermark
8,2 ( 1,0 )
7,2 ( 0,9 )
7,0 ( 0,8 )
6,3 ( 0,7 )
- 23%
Tirol
7,4 ( 1,1 )
7,6 ( 1,1 )
7,6 ( 1,1 )
8,1 ( 1,1 )
+ 9%
Vorarlberg
11,3 ( 2,1 )
9,8 ( 1,7 )
10,0 ( 2,0 )
10,5 ( 2,1 )
- 7%
Wien
13,2 ( 1,0 )
12,3 ( 0,9 )
13,5 ( 1,0 )
13,4 ( 1,0 )
+ 2%
Bundesland / Jahre
Standardfehler sind in Klammern angegeben
28
Grafik 19: Working Poor Quote in den Bundesländern 2008/2010
%
TirStat
18,0
16,0
Vbg
W
14,0
12,0
Stmk
10,0
8,0
Bgld
Knt
NÖ
OÖ
Sbg
T
6,0
4,0
2,0
0,0
Grafik 20: Working Poor Quote in den Bundesländern2011/2013
%
TirStat
18,0
16,0
Vbg
14,0
Knt
12,0
10,0
8,0
W
T
Bgld
Sbg
NÖ
OÖ
Stmk
6,0
4,0
2,0
0,0
2.8
Finanzielle Deprivation und manifeste Armut
Armut kann aber auch als mangelnde Teilhabe innerhalb einer Gesellschaft definiert werden.
Als Grundlage für dieses Konzept wird meist die vom Britischen Forscher Peter Townsend
(1979) formulierte Definition verwendet (vgl. Townsend 1979): Armut wird dann
angenommen, wenn die verfügbaren Ressourcen nicht ausreichen, um den in einer
Gesellschaft üblichen Lebensstandard zu erreichen.
29
Der nationale Indikator für finanzielle Deprivation berücksichtigt jene Merkmale, die im
Rahmen einer von STATISTIK AUSTRIA durchgeführten repräsentativen Telefonbefragung
mehrheitlich als „absolut notwendig“ für einen angemessenen Lebensstandard in Österreich
bezeichnet wurden. Zudem wurde die Meinung von Fachleuten und Armutsbetroffenen bei
der Auswahl der Deprivationsmerkmale berücksichtigt (vgl. Till-Tentschert/Weiss 2008).
Die nationale Definition finanzieller Deprivation ist teilweise mit der in früheren Studien
verwendeten Definition von „primärer Benachteiligung“ ident. Lediglich das Merkmal „kann
es sich nicht leisten eine Woche Urlaub zu machen“ wird nicht mehr verwendet, da sich
herausstellte, dass das in ländlichen Gebieten eine deutlich geringere Wertigkeit für den
Mindestlebensstandard aufweist als in urbanen Gegenden. Hinzugefügt wurden die Merkmale
„kann es sich leisten bei Bedarf einen Arzt zu konsultieren“ und „kann es sich leisten einmal
im Monat Freunde oder Verwandte zum Essen einzuladen“. Zum Mindeststandard in
Österreich gehört es demnach, dass man sich leisten kann:
•
•
•
•
•
•
•
Die Wohnung angemessen warm zu halten
Regelmäßige Zahlungen (Miete, Betriebskosten, ...) rechtzeitig zu begleichen
Notwendige Arzt- oder Zahnarztbesuche in Anspruch zu nehmen
Unerwartete Ausgaben tätigen zu können
Neue Kleidung zu kaufen
Jeden zweiten Tag Fleisch, Fisch oder eine vergleichbare vegetarische Speise essen zu
können
Freunde oder Verwandte einmal im Monat zum Essen einzuladen.
Wer sich auf Grund finanzieller Mittel mindestens zwei der genannten Merkmale nicht leisten
kann, gilt als finanziell depriviert.
Die Übersicht 21 zeigt die Betroffenheit von finanzieller Deprivation. Demnach können sich
rund 11% der Tiroler Bevölkerung zwei oder mehr der genannten Merkmale nicht leisten und
somit nicht am Mindestlebensstandard teilhaben. Für etwas weniger als 19% der TirolerInnen
stellen unerwartete Ausgaben ein Problem dar. Fast 9% können es sich nicht leisten jeden
zweiten Tag Fleisch, Fisch oder eine vergleichbare vegetarische Speise zu konsumieren. Etwa
8,5% der Bevölkerung ist es nicht möglich einmal im Monat Freunde oder Verwandte zum
Essen einzuladen. Für rund 4% ist es nicht möglich neue Kleidung zu kaufen. Die Heizkosten
sind für 1,2% der TirolerInnen nicht leistbar und knapp 3% sind mit Zahlungen im Rückstand.
Personen mit einem niedrigen Einkommen sind von Einschränkungen und finanziellen
Problemen in zentralen Lebensbereichen deutlich häufiger betroffen. Etwas mehr als 26% der
Armutsgefährdeten haben zumindest zwei Probleme im Bereich der finanziellen Deprivation.
Von Personen, die über der Armutsgefährdungsschwelle liegen, sind zirka 9% vom
Mindestlebensstandard ausgeschlossen.
30
Übersicht 21: Finanzielle Deprivation in Tirol, Punktschätzer
Merkmale finanzieller Deprivation
Gesamt
nicht
armutsgefährdet
armutsgefährdet
TIROL
Anzahl
in %
Anzahl
in %
Anzahl
in %
Finanziell depriviert
78.726
11,2
53.148
8,8
25.578
26,5
unerwartete Ausgaben zu tätigen
132.401
18,9
94.752
15,7
37.649
39,1
jeden 2. Tag Fleisch, Fisch zu essen
61.960
8,8
40.385
6,7
21.575
22,5
Personen können sich nicht leisten.....
Freunde zum Essen einzuladen
59.344
8,5
41.706
6,9
17.638
18,4
Zahlungen rechtzeitig zu begleichen
20.199
2,9
16.255
2,7
3.944
4,0
neue Kleider zu kaufen
27.547
3,9
19.824
3,3
7.723
8,1
die Wohnung angemessen warm zu halten
8.147
1,2
6.770
1,1
1.377
1,5
notwendiger Arztbesuch
5.506
0,9
3.873
0,8
1.633
2,3
Übersicht 22: Finanzielle Deprivation in Tirol, Standardfehler
Merkmale finanzieller Deprivation
Gesamt
nicht
armutsgefährdet
armutsgefährdet
TIROL
Anzahl
in %
Anzahl
in %
Anzahl
in %
Finanziell depriviert
9.307
1,3
6.920
1,1
5.822
4,7
unerwartete Ausgaben zu tätigen
12.980
1,8
10.168
1,6
7.548
5,5
jeden 2. Tag Fleisch, Fisch zu essen
7.688
1,1
5.806
1,0
4.621
3,8
Personen können sich nicht leisten.....
Freunde zum Essen einzuladen
8.527
1,1
7.241
1,1
4.203
3,6
Zahlungen rechtzeitig zu begleichen
4.594
0,6
4.067
0,7
2.092
1,9
neue Kleider zu kaufen
5.296
0,7
4.552
0,7
2.215
2,2
die Wohnung angemessen warm zu halten
2.625
0,4
2.551
0,4
665
0,7
notwendiger Arztbesuch
1.425
0,2
1.154
0,2
810
1,1
Lesebeispiel anhand des Merkmals „unerwartete Ausgaben zu tätigen“;
18,9% aller TirolerInnen können es sich nicht leisten unerwartete Ausgaben zu tätigen. 15,7%
aller nicht armutsgefährdeter TirolerInnen und 39,1% aller armutsgefährdeter TirolerInnen
geben an unerwartete Ausgaben nicht begleichen zu können.
Zur Berechnung der Vertrauensintervalle siehe Exkurs auf Seite 14.
Kombiniert man die Armutsgefährdung mit der finanziellen Deprivation ergibt sich eine, in
Übersicht 23 dargestellte Matrix, aus der vier Lebenslagen abgeleitet werden können. Als
Einkommensmangel wird eine Armutslage mit armutsgefährdendem Einkommen, aber ohne
deprivierte Lebensführung aus finanziellen Gründen bezeichnet. Mangelnde Teilhabe
bezeichnet jemanden der schweren finanziellen Einschränkungen ausgesetzt ist, jedoch ein
Haushaltseinkommen über der Armutsgefährdungsschwelle aufweist. Treffen ein Einkommen
unterhalb der Armutsgefährdungsschwelle mit einer finanziell deprivierten Lebensführung
zusammen, spricht man von manifester Armut. Kein Mangel liegt vor, wenn weder
Armutsgefährdung noch finanzielle Deprivation eine Benachteiligung erkennen lassen.
31
Übersicht 23: Zusammenhang von Armutsgefährdung und finanzieller Deprivation in Tirol 2011/2013
Finanzielle Deprivation
Nein
Armutsgefährdung durch
niedriges Einkommen
Nein Kein Mangel
Ja
Einkommensmangel
Ja
78,7%
(76,7%)
Mangelnde
Teilhabe
7,6%
(8,9%)
10,1%
(9,3%)
Manifeste
Armut
3,7%
(5,1%)
Armutsgefährdung
13,7%
(14,4%)
in Klammern: Österreich-Werte
Bei 3,6% der Tiroler Bevölkerung, das sind rund 25.336 Personen, tritt ein niedriges
Einkommen zusammen mit finanzieller Deprivation auf. Da sich hier das niedrige
Einkommen auf die Lebenssituation auswirkt, wird von manifester Armut gesprochen. Bei
zirka 70.593 TirolerInnen kann trotz niedrigem Einkommen kein Ausschluss aus zentralen
Lebensbereichen festgestellt werden. 53.014 Personen weisen einen Teilhabemangel auf,
obwohl ihr Einkommen oberhalb der Armutsgefährdungsschwelle liegt. Die restlichen rund
79% der Tiroler Bevölkerung sind nach diesen Definitionen von keinem Mangel betroffen.
2.9
Materielle und erheblich materielle Deprivation
Materielle und erheblich materielle Deprivation kennzeichnet nach EU- Definition Haushalte,
die sich mehrere Grundbedürfnisse aus finanziellen Gründen nicht leisten können. Dies wird
anhand einer, auf europäischer Ebene einheitlichen Liste mit Deprivationsmerkmalen
ermittelt. Die Auswahl der Merkmale gilt als Kompromiss auf europäischer Ebene auf Basis
der in EU-SILC verfügbaren Informationen. Angestrebt wurde eine Liste die einen
bestmöglichen Vergleich der Mitgliedsstaaten erlaubt.
Als materiell depriviert gilt, wer von drei Merkmalen betroffen ist. Als erheblich depriviert
gelten Haushalte auf denen zumindest vier der genannten Merkmale zutreffen.
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Zahlungsrückstände (Miete, Betriebskosten, Kredite, …)
Unerwartete Ausgaben nicht leistbar ( bis zu 1.050€)
Einmal im Jahr Urlaub nicht leistbar
Wohnung angemessen warm zu halten nicht leistbar
Regelmäßig Fleisch, Fisch oder vergleichbar vegetarisches Essen nicht leistbar
PKW nicht leistbar
Waschmaschine nicht leistbar
Farbfernsehgerät nicht leistbar
Weder Telefon noch Handy leistbar
32
Die folgenden Übersichten zeigen die Werte von materieller und erheblich materieller
Deprivation in Tirol und Österreich. Etwa 2,2% der Tiroler Bevölkerung galten im
Durchschnitt der Jahre 2011 bis 2013 als erheblich materiell depriviert. Unter den
armutsgefährdeten Personen in Tirol, leidet knapp jeder zehnte an erheblichen materiellen
Einbußen. Der Österreichschnitt liegt bei der materiellen, wie auch bei der erheblich
materiellen Deprivation deutlich über den Tiroler Werten.
Übersicht 24 : Materielle und erheblich materielle Deprivation in Tirol und Österreich, Punktschätzer
nicht
armutsgefährdet
armutsgefährdet
in %
Anzahl
in %
Anzahl
in %
Gesamt
Tirol
Anzahl
Materielle Deprivation
57.293
8,2
35.530
5,9
21.762
22,7
Erhebliche materielle Deprivation
15.785
2,3
6.573
1,1
9.211
9,6
Anzahl
in %
Anzahl
in %
Anzahl
in %
Materielle Deprivation
877.056
10,5
511.668
7,2
365.387
30,4
Erhebliche materielle Deprivation
395.050
4,7
191.530
2,7
203.520
16,9
Österreich
Übersicht 25 : Materielle und erheblich materielle Deprivation in Tirol und Österreich, Standardfehler
Gesamt
Tirol
Materielle Deprivation
Erhebliche materielle Deprivation
nicht
armutsgefährdet
armutsgefährdet
Anzahl
in %
Anzahl
in %
Anzahl
in %
7.596
1,1
5.683
0,9
4.464
3,8
3.451
0,5
1.888
0,3
2.855
2,8
Anzahl
in %
Anzahl
in %
Anzahl
in %
Materielle Deprivation
36.540
0,4
26.095
0,4
23.769
1,5
Erhebliche materielle Deprivation
25.629
0,3
14.068
0,2
19.330
1,4
Österreich
Erläuterung: Siehe Lesebeispiel auf Seite 31.
2.10 Deprivation in anderen Lebensbereichen
Neben dem oben definierten Mindestlebensstandard können auch in anderen
Lebenssituationen Benachteiligungen auftreten. Die Deprivation gliedert sich in die Bereiche:
Ausstattung mit Konsumgütern: Erzwungener Verzicht auf als erstrebenswert geltende
Güter
(Urlaub machen, Internet, PC, DVD, usw.)
Wohnungsprobleme:
Kein Bad oder WC in der Wohnung, Schimmel oder
Feuchtigkeit, usw.
Probleme im Wohnumfeld:
Lärmbelästigung, Verschmutzung, Kriminalität, usw.
Gesundheitliche Beeinträchtigung: Sehr schlechter Gesundheitszustand, chronische
Krankheit, usw.
33
In Übersicht 26 bis Übersicht 31 sind die Ergebnisse von Deprivation für Tirol
zusammengefasst. Aufgrund der kleinen Stichprobe konnten nicht alle Bereiche für Tirol
untersucht werden. Da sich in manchen Subgruppen eine sehr kleine Stichprobengröße ergibt,
sollten diese Werte als „Richtwerte“ mit großen Schwankungsbreiten verstanden und auch
dementsprechend interpretiert werden.
Übersicht 26: Deprivation bei der Ausstattung mit Konsumgütern in Tirol, Punktschätzer
Ausstattung mit Konsumgütern
Gesamt
TIROL
nicht
armutsgefährdet
armutsgefährdet
Anzahl
in %
Anzahl
in %
Anzahl
in %
Telefon
30.718
4,4
21.743
3,6
8.976
9,3
PC
14.854
2,1
10.395
1,7
4.460
4,7
Internet
17.416
2,5
11.010
1,8
6.406
6,6
DVD
19.670
2,8
10.846
1,8
8.823
9,2
Geschirrspüler
20.281
2,9
8.433
1,4
11.848
12,3
PKW
27.628
4,0
16.463
2,7
11.165
11,7
Kann sich nicht leisten.....
Übersicht 27: Deprivation bei der Ausstattung mit Konsumgütern in Tirol, Standardfehler
Ausstattung mit Konsumgütern
Gesamt
TIROL
Anzahl
in %
nicht
armutsgefährdet
armutsgefährdet
Anzahl
Anzahl
in %
in %
Kann sich nicht leisten.....
Telefon
5350,6
0,8
4649,5
0,8
2853,6
2,8
PC
3988,1
0,6
3709,8
0,6
1439,5
1,5
Internet
4431,8
0,6
3874,2
0,6
2342,2
2,2
DVD
5358,9
0,8
3969,1
0,7
3744,9
3,5
Geschirrspüler
4896,7
0,7
2498,5
0,4
4308,7
3,9
PKW
4133,4
0,6
3099,8
0,5
2409,9
2,6
Lesebeispiel anhand des Merkmals „ Kann sich nicht leisten PKW“:
4,0% aller Tiroler und Tirolerinnen geben an, sich einen PKW nicht leisten zu können. 2,7%
aller nicht armutsgefährdeten TirolerInnen sowie 11,7% aller Armutsgefährdeten können sich
einen PKW nicht leisten.
Zur Berechnung der Vertrauensintervalle siehe Exkurs auf Seite 14.
34
Übersicht 28: Deprivation im Bereich "Wohnen" in Tirol, Punktschätzer
Wohnungsprobleme / Wohnumfeld
TIROL
Gesamt
nicht
armutsgefährdet
armutsgefährdet
Anzahl
in %
Anzahl
in %
Anzahl
in %
Feuchtigkeit
53.709
7,7
45.417
7,5
8.292
8,5
Lärmbelästigung
97.854
14,0
84.879
14,0
12.975
13,7
Luft-, Umweltverschmutzung
55.677
7,9
51.124
8,5
4.553
4,8
Kriminalität, Vandalismus
34.780
5,0
30.435
5,1
4.345
4,6
Übersicht 29: Deprivation im Bereich "Wohnen" in Tirol, Standardfehler
Wohnungsprobleme / Wohnumfeld
TIROL
Gesamt
Anzahl
in %
nicht
armutsgefährdet
armutsgefährdet
Anzahl
Anzahl
in %
in %
Feuchtigkeit
6945,3
1,0
6366,8
1,0
2613,4
2,4
Lärmbelästigung
9943,0
1,4
9686,7
1,5
2451,2
2,5
Luft-, Umweltverschmutzung
7349,4
1,0
7100,5
1,1
1694,1
1,7
Kriminalität, Vandalismus
5793,8
0,8
5509,4
0,9
1604,9
1,7
Übersicht 30: Deprivation im Bereich "Gesundheit" in Tirol, Punktschätzer
Gesundheitliche Beeinträchtigung
2)
TIROL
Gesamt
nicht
armutsgefährdet
armutsgefährdet
Anzahl
in %
Anzahl
in %
Anzahl
in %
39.116
6,7
31.999
6,3
7.118
9,8
Chronisch krank 162.559
27,9
136.237
26,8
26.322
36,1
7,6
36.869
7,3
7.065
9,7
Stark beeinträchtigt durch.....
allgemeinen Gesundheitszustand
Behinderung
43.934
Übersicht 31: Deprivation im Bereich "Gesundheit" in Tirol, Standardfehler
Gesundheitliche Beeinträchtigung
2)
TIROL
Gesamt
Anzahl
in %
nicht
armutsgefährdet
armutsgefährdet
Anzahl
Anzahl
in %
in %
Stark beeinträchtigt durch.....
allgemeinen Gesundheitszustand
3914,4
0,7
3533,9
0,7
1408,8
1,8
Chronisch krank
8903,7
1,3
8136,5
1,3
3650,7
3,6
Behinderung
4349,0
0,7
3985,5
0,8
1454,4
1,8
Erläuterung: Siehe Lesebeispiel auf Seite 34 bzw. Seite 31.
35
2.11 Entwicklung der Deprivation in Tirol und Österreich
In den folgenden Übersichten ist die Entwicklung der Deprivation in Tirol und Österreich
zusammengefasst. Grafik 21 bis Grafik 24 stellt die Entwicklung der finanziellen Deprivation
und der erheblich materiellen Deprivation visuell dar.
Übersicht 32: Entwicklung der Deprivation in Tirol
Gesamt
Anzahl
in %
2008/10
nicht armutsgefährdet
armutsgefährdet
Anzahl
in %
Anzahl
in %
Finanzielle Deprivation
93.090
13,7
70.930
11,9
22.159
25,4
Materielle Deprivation
71.687
10,5
54.481
9,2
17.206
19,6
Erhebliche materielle Deprivation
27.648
4,1
17.119
2,9
10.529
12,0
Gesundheit
60.248
8,8
49.668
8,4
10.580
12,1
Wohnsituation
65.959
9,7
57.848
9,7
8.111
9,2
Wohnumfeld
47.721
7,0
38.866
6,6
8.855
9,9
Finanzielle Deprivation
81.699
11,9
58.865
9,9
22.834
24,8
Materielle Deprivation
61.690
8,9
43.783
7,3
17.906
19,4
Erhebliche materielle Deprivation
16.687
2,4
7.355
1,2
9.332
10,0
Gesundheit
57.163
8,3
46.955
7,9
10.209
11,3
Wohnsituation
53.467
7,8
46.739
7,8
6.728
7,4
Wohnumfeld
43.667
6,4
36.023
6,1
7.644
8,5
Finanzielle Deprivation
76.871
11,0
54.133
9,0
22.738
24,2
Materielle Deprivation
59.629
8,6
39.152
6,5
20.478
21,8
Erhebliche materielle Deprivation
14.490
2,1
4.259
0,7
10.231
10,9
Gesundheit
54.414
7,8
44.417
7,4
9.997
10,8
Wohnsituation
50.617
7,3
45.093
7,5
5.524
5,9
Wohnumfeld
37.425
5,4
30.723
5,1
6.703
7,3
Finanzielle Deprivation
78.726
11,2
53.148
8,8
25.578
26,5
Materielle Deprivation
57.293
8,2
35.530
5,9
21.762
22,7
Erhebliche materielle Deprivation
15.785
2,3
6.573
1,1
9.211
9,6
Gesundheit
52.372
7,5
42.708
7,1
9.664
10,2
Wohnsituation
43.551
6,2
39.296
6,5
4.255
4,4
Wohnumfeld
34.892
5,0
31.483
5,2
3.410
3,6
Deprivation in anderen Lebensbereichen:
2009/11
Deprivatin in anderen Lebensbereichen:
2010/12
Deprivatin in anderen Lebensbereichen:
2011/13
Deprivatin in anderen Lebensbereichen:
36
Übersicht 33: Entwicklung der Deprivation in Österreich
Gesamt
Anzahl
in %
2008/10
nicht armutsgefährdet
armutsgefährdet
Anzahl
in %
Anzahl
in %
Finanzielle Deprivation 1.398.197
16,9
903.218
12,8
494.979
40,5
Materielle Deprivation 1.013.839
12,3
604.949
8,6
408.890
33,4
5,9
247.882
3,5
240.957
19,7
Gesundheit 801.783
9,7
621.348
8,8
180.435
14,8
Wohnsituation 1.066.720
12,9
833.550
11,8
233.170
19,1
Wohnumfeld 818.956
9,9
678.769
9,6
140.187
11,5
Finanzielle Deprivation 1.287.234
15,5
816.615
11,5
470.619
39,0
Materielle Deprivation 927.694
11,2
538.229
7,6
389.465
32,3
Erhebliche materielle Deprivation 416.527
5,0
203.649
2,9
212.878
17,7
Gesundheit 800.530
9,7
632.211
8,9
168.319
14,0
Wohnsituation 1.095.633
13,2
862.504
12,2
233.129
19,3
Wohnumfeld 833.761
10,1
693.976
9,8
139.786
11,6
Finanzielle Deprivation 1.211.315
14,6
765.759
10,8
445.556
37,0
Materielle Deprivation 908.858
10,9
525.185
7,4
383.673
31,8
Erhebliche materielle Deprivation 402.461
4,8
191.926
2,7
210.535
17,5
Gesundheit 809.057
9,7
649.800
9,1
159.257
13,2
Wohnsituation 1.032.485
12,4
811.057
11,4
221.428
18,4
Wohnumfeld 826.081
9,9
687.920
9,7
138.161
11,5
Finanzielle Deprivation 1.168.174
14,0
744.685
10,4
423.490
35,2
Materielle Deprivation 877.056
10,5
511.668
7,2
365.387
30,4
Erhebliche materielle Deprivation 395.050
4,7
191.530
2,7
203.520
16,9
Gesundheit 817.635
9,8
663.422
9,3
154.213
12,8
Wohnsituation 1.009.396
12,1
794.376
11,1
215.021
17,9
Wohnumfeld 805.796
9,7
675.082
9,5
130.714
10,9
Erhebliche materielle Deprivation 488.839
Deprivation in anderen Lebensbereichen:
2009/11
Deprivatin in anderen Lebensbereichen:
2010/12
Deprivatin in anderen Lebensbereichen:
2011/2013
Deprivatin in anderen Lebensbereichen:
37
Grafik 21: Entw icklung der von finanzieller Deprivation betroffenen
Personen in Tirol
100.000
90.000
22.159
80.000
22.834
70.000
22.738
25.578
58.865
54.133
53.148
2009/11
2010/12
2011/13
60.000
50.000
40.000
70.930
30.000
20.000
10.000
0
2008/10
TirStat
nicht armutsgefährdet
armutsgefährdet
Grafik 22: Entw icklung der von finanzieller Deprivation betroffenen
Personen in Österreich
1.600.000
1.400.000
1.200.000
494.979
1.000.000
470.619
445.556
423.490
800.000
600.000
400.000
903.218
816.615
765.759
744.685
2008/10
2009/11
2010/12
2011/13
200.000
0
TirStat
nicht armutsgefährdet
armutsgefährdet
Grafik 23: Entw icklung der von erheblich materieller Deprivation
betroffenen Personen in Tirol
30.000
25.000
10.529
20.000
15.000
10.000
9.332
10.231
17.119
5.000
7.355
4.259
9.211
6.573
0
2008/10
TirStat
2009/11
nicht armutsgefährdet
2010/12
2011/13
armutsgefährdet
38
Grafik 24: Entw icklung der von erheblich materieller Deprivation
betroffenen Personen in Österreich
600.000
500.000
400.000
240.957
300.000
212.878
210.535
203.520
203.649
191.926
191.530
2009/11
2010/12
2011/13
200.000
100.000
247.882
0
2008/10
TirStat
nicht armutsgefährdet
armutsgefährdet
2.12 Deprivation in den Bundesländern
In der folgenden Tabelle und den folgenden Grafiken sind die Anteile der finanziell, materiell
und erheblich materiell deprivierten Personen an der Wohnbevölkerung in den Bundesländern
dargestellt. In nahezu allen Deprivationskategorien und Bundesländern sank die
Deprivationsquote von 2008/10 bis 2011/13. Die einzigen Ausnahmen betreffen Kärnten und
Wien. In diesen Bundesländern stieg die Quote der erheblich materiellen Deprivation leicht
an bzw. blieb gleich.
39
Übersicht 34: Deprivation in den Bundesländern
Deprivation in % der Bevölkerung
Burgenland
2008/10
2009/11
2010/12
2011/13
Finanzielle Deprivation
14,5 (1,0)
12,9 (1,0)
12,2 (0,9)
11,9 (1,0)
Materielle Deprivation
9,5 (0,8)
8,4 (0,9)
8,3 (0,8)
8,3 (0,8)
Erhebliche materielle Deprivation
4,6 (0,6)
3,4 (0,5)
3,0 (0,5)
3,0 (0,4)
2008/10
2009/11
2010/12
2011/13
Finanzielle Deprivation
20,9 (1,9)
20,0 (2,2)
19,0 (2,1)
16,4 (2,1)
Materielle Deprivation
13,3 (1,6)
13,0 (2,0)
12,4 (2,0)
10,9 (1,9)
Kärnten
Erhebliche materielle Deprivation
4,4 (0,9)
4,9 (1,2)
4,7 (1,2)
5,4 (1,7)
2008/10
2009/11
2010/12
2011/13
Finanzielle Deprivation
14,5 (1,0)
12,9 (1,0)
12,2 (0,9)
11,9 (1,0)
Materielle Deprivation
9,5 (0,8)
8,4 (0,9)
8,3 (0,8)
8,3 (0,8)
Niederösterreich
Erhebliche materielle Deprivation
4,6 (0,6)
3,4 (0,5)
3,0 (0,5)
3,0 (0,4)
2008/10
2009/11
2010/12
2011/13
Finanzielle Deprivation
10,6 (0,8)
10,0 (0,9)
8,7 (0,8)
8,3 (0,7)
Materielle Deprivation
6,6 (0,6)
5,9 (0,7)
5,5 (0,7)
5,3 (0,6)
Oberösterreich
Erhebliche materielle Deprivation
2,4 (0,4)
2,0 (0,3)
1,7 (0,3)
1,6 (0,3)
2008/10
2009/11
2010/12
2011/13
Finanzielle Deprivation
19,1 (2,0)
16,7 (1,8)
12,3 (1,4)
10,6 (1,3)
Materielle Deprivation
13,9 (1,8)
12,1 (1,6)
8,7 (1,2)
7,4 (1,1)
Salzburg
Erhebliche materielle Deprivation
7,4 (1,2)
6,4 (1,0)
4,5 (0,8)
4,1 (0,8)
2008/10
2009/11
2010/12
2011/13
Finanzielle Deprivation
16,6 (1,3)
14,8 (1,2)
13,5 (1,1)
11,9 (1,0)
Materielle Deprivation
11,8 (1,2)
10,5 (1,1)
10,2 (1,0)
8,5 (0,9)
Steiermark
Erhebliche materielle Deprivation
5,4 (1,0)
4,2 (0,8)
3,6 (0,5)
2,6 (0,4)
2008/10
2009/11
2010/12
2011/13
Finanzielle Deprivation
13,7 (1,7)
11,9 (1,4)
11,0 (1,4)
11,2 (1,3)
Materielle Deprivation
10,5 (1,6)
8,9 (1,4)
8,6 (1,2)
8,2 (1,1)
Tirol
Erhebliche materielle Deprivation
4,1 (1,2)
2,4 (0,8)
2,1 (0,6)
2,3 (0,5)
2008/10
2009/11
2010/12
2011/13
Finanzielle Deprivation
14,3 (2,4)
13,1 (2,1)
13,2 (1,9)
13,6 (2,0)
Materielle Deprivation
10,3 (1,8)
9,4 (1,6)
9,4 (1,7)
10,4 (1,9)
Vorarlberg
Erhebliche materielle Deprivation
4,8 (1,2)
3,7 (0,9)
3,8 (1,0)
4,0 (1,2)
2008/10
2009/11
2010/12
2011/13
Finanzielle Deprivation
25,1 (1,1)
24,0 (1,2)
24,2 (1,3)
24,4 (1,4)
Materielle Deprivation
21,0 (1,1)
20,0 (1,1)
20,8 (1,3)
20,8 (1,3)
Erhebliche materielle Deprivation
11,9 (0,9)
11,0 (0,9)
12,1 (1,0)
12,1 (1,1)
Wien
Standardfehler in Klammern
40
Grafik 25: Finanzielle Deprivation in den Bundesländern 2008/2010
%
30,0
W
25,0
Knt
Sbg
20,0
Stmk
Bgld
Vbg
T
NÖ
15,0
OÖ
10,0
5,0
TirStat
Grafik 26: Finanzielle Deprivation in den Bundesländern 2011/2013
%
30,0
W
25,0
Knt
20,0
Vbg
15,0
Bgld
10,0
5,0
NÖ
Sbg
Stmk
T
OÖ
TirStat
41
Grafik 27: Materielle Deprivation in den Bundesländern 2008/2010
%
25,0
W
20,0
Sbg
Knt
15,0
Stmk
Bgld
T
Vbg
NÖ
10,0
OÖ
5,0
0,0
TirStat
Grafik 28: Materielle Deprivation in den Bundesländern 2011/2013
%
25,0
W
20,0
15,0
10,0
Knt
Bgld
Vbg
NÖ
Sbg
Stmk
T
OÖ
5,0
0,0
TirStat
42
Grafik 29: Erheblich m aterielle Deprivation in den Bundesländern 2008/2010
%
16,0
14,0
W
12,0
10,0
Sbg
8,0
Stmk
6,0
Bgld
Knt
T
NÖ
Vbg
4,0
OÖ
2,0
0,0
TirStat
Grafik 30: Erheblich m aterielle Deprivation in den Bundesländern 2011/2013
%
16,0
W
14,0
12,0
10,0
Knt
8,0
Vbg
6,0
4,0
Sbg
Bgld
Stmk
T
OÖ
2,0
0,0
NÖ
TirStat
43
3
Erwerbsbeteiligung und Ausgrenzungsgefährdung
Im Juni 2010 haben sich die Europäischen Regierungen auf eine neue Wachstumsstrategie bis
zum Jahr 2020 geeinigt. Diese sogenannte „Europa 2020“ Strategie folgt der im Jahr 2000
beschlossenen Lissabon- Strategie. Unter anderem wird erstmals ausdrücklich ein
Schwerpunkt auf die Verringerung von Armut gelegt und es werden dafür auch konkrete
Zielvorgaben gemacht. Zur Erreichung und Evaluierung der Leitziele wurden unter anderen
zwei wichtige Indikatoren herangezogen. Zum einen betrachtet man die Erwerbsbeteiligung
der Haushalte, zum anderen die Ausgrenzungsgefährdung von Personen.
Der Indikator „Erwerbsbeteiligung im Haushalt“ weist den Anteil der Erwerbsmonate aller
Personen zwischen 18 und 59 (ohne Studierende) an der maximal möglichen Erwerbszeit im
Haushalt im Referenzjahr aus. Pro Person wird bei Vollzeiterwerbstätigkeit unabhängig von
den pro Monat tatsächlich geleisteten Stunden volle Erwerbstätigkeit angenommen. Bei
Teilzeiterwerbstätigkeit wird die aktuell geleistete Stundenzahl durch 35 dividiert und
anteilsmäßig eingerechnet. Ausgewiesen werden drei Kategorien:
•
•
•
(Nahezu) keine Erwerbsbeteiligung, entspricht dem EUROPA 2020 Indikator
„Erwerbslosenhaushalte“, die Erwerbsbeteiligung liegt bei maximal 20% der maximal
möglichen Beteiligung.
Teilweise Erwerbsbeteiligung: Mehr als 20% und weniger als 85%
Erwerbsbeteiligung im Haushalt.
Volle Erwerbsbeteiligung: 85% bis 100% Erwerbsbeteiligung im Haushalt.
Im Sinne des Europa 2020-Zieles einigten sich die EU- Regierungen auf eine breitere
Definition für Gefährdungslagen. Von Ausgrenzung gefährdet gelten Personen, die
mindestens eines der drei folgenden Kriterien erfüllen:
•
Personen, deren Haushalt über ein Einkommen verfügt, das geringer ist als 60% des
nationalen äquivalisierten Medianeinkommens.
•
Personen deren Haushalt vier oder mehr der folgenden neun auf EU- Ebene
festgelegten Merkmale für materielle Deprivation aufweist:
Es bestehen Zahlungsrückstände bei Miete, Betriebskosten oder Krediten.
Es ist finanziell nicht möglich, unerwartete Ausgaben zu tätigen.
Es ist finanziell nicht möglich, einmal im Jahr auf Urlaub zu fahren.
Es ist finanziell nicht möglich, die Wohnung angemessen warm zu halten.
Es ist finanziell nicht möglich, jeden zweiten Tag Fleisch, Fisch oder eine
vergleichbare vegetarische Speise zu essen.
Ein PKW ist finanziell nicht leistbar.
Eine Waschmaschine ist finanziell nicht leistbar.
Ein Farbfernsehgerät ist finanziell nicht leistbar.
Ein Telefon oder Handy ist finanziell nicht leistbar.
•
Personen, die jünger sind als 60 Jahre und in einem (nahezu) Erwerbslosenhaushalt
leben. Dazu zählen jene Haushalte, in denen Personen im Erwerbsalter (18-59-jährige
44
Personen, ausgenommen Studierende) im Laufe eines Jahres insgesamt weniger als
20% ihres Erwerbspotentials erwerbstätig sind.
3.1
Erwerbsbeteiligung in Tirol und Österreich
Rund 26.725 Personen, das sind etwa 4% der untersuchten Wohnbevölkerung, leben in Tirol
in Haushalten, die nahezu keine Erwerbsbeteiligung aufweisen. Das äquivalisierte
Medianeinkommen dieser Haushalte liegt bei 13.833 Euro jährlich. Jene 10% mit dem
niedrigsten Einkommen in dieser Gruppe erreichen ein Einkommen von 8.292 Euro pro Jahr.
Der größte Anteil an Personen in Tirol, nämlich knapp 45% der Wohnbevölkerung, lebt in
Haushalten mit einer Erwerbsbeteiligung von mehr als 20% und weniger als 85% der
maximal möglichen Erwerbsbeteiligung. Rund ein Drittel der Bevölkerung lebt in Haushalten
mit voller Erwerbsbeteiligung. Das jährliche Medianeinkommen dieser Personengruppe (etwa
25.562 Euro) liegt deutlich über dem insgesamten Tiroler Medianeinkommen von 21.507
Euro.
Übersicht 35: Erwerbsbeteiligung der Haushalte in Tirol
Erwerbsbeteiligung der Haushalte in Tirol
... Personen verfügen über weniger als ... €
Insgesamt
Jahresäquivalenzeinkommen
Personen
10%
25%
50%
75%
90%
700.425
11.617
15.966
21.507
29.527
38.623
142.824
10.209
14.913
21.017
28.786
40.102
Erwerbsbeteiligung des Haushalts
Keine Person im Erwerbsalter im Haushalt
(Nahezu) keine Erwerbsbeteiligung
26.725
8.292
10.657
13.833
18.595
27.587
Haushalt mit teilweiser Erwerbsbeteiligung
312.843
11.906
15.414
19.791
27.119
35.792
Haushalt mit voller Erwerbsbeteiligung
218.033
15.158
20.365
25.562
33.090
42.120
Grafik 31: Ewerbsbeteiligung der Haushalte in Tirol
Haushalt mit
voller Erwerbsbeteiligung
31%
Haushalt
teilweiser
Erwerbsbeteiligung
45%
Keine Person im
Erwerbsalter im
Haushalt
20%
(Nahezu) keine
Erwerbsbeteiligung
4%
TirStat
45
Auf Bundesebene liegt der Anteil an Personen, die in Haushalten mit nahezu keiner
Erwerbsbeteiligung leben, bei 6%, das sind rund 510.700 Personen. Der Anteil der Personen
in Haushalten mit voller Erwerbsbeteiligung liegt bei 32%, jener in Haushalten mit teilweiser
Erwerbsbeteiligung bei 38%.
Übersicht 36: Erwerbsbeteiligung der Haushalte in Österreich
Erwerbsbeteiligung der Haushalte in Österreich
... Personen verfügen über weniger als ... €
Jahresäquivalenzeinkommen
Personen
10%
25%
50%
75%
90%
8.339.549
11.557
16.026
21.789
29.219
38.755
1.961.224
10.972
15.489
21.025
28.114
38.798
510.731
6.728
9.948
13.023
18.008
25.214
Haushalt mit teilweiser Erwerbsbeteiligung
3.167.683
11.478
15.252
19.845
26.128
34.062
Haushalt mit voller Erwerbsbeteiligung
2.699.911
15.890
20.634
26.666
34.185
44.103
Insgesamt
Erwerbsbeteiligung des Haushalts
Keine Person im Erwerbsalter im Haushalt
(Nahezu) keine Erwerbsbeteiligung
Grafik 32: Ewerbsbeteiligung der Haushalte in Österreich
Haushalt mit
voller Erwerbsbeteiligung
32%
Haushalt
teilweiser
Erwerbsbeteiligung
38%
Keine Person im
Erwerbsalter im
Haushalt
24%
(Nahezu) keine
Erwerbsbeteiligung
6%
TirStat
46
3.2
Entwicklung der Erwerbsbeteiligung in Tirol und Österreich
Übersicht 37: Entwicklung der Erwerbsbeteiligung der Haushalte in Tirol
Erwerbsbeteiligung der Haushalte in Tirol
2008/2010
2009/2011
Personen
Medianeinkommen
Personen
Medianeinkommen
682.349
20.783
687.749
21.225
Keine Person im Erwerbsalter im Haushalt
137.355
19.428
132.643
19.865
(Nahezu) keine Erwerbsbeteiligung
28.911
12.101
23.848
13.480
Haushalt mit teilweiser Erwerbsbeteiligung
300.450
18.864
317.718
18.974
Haushalt mit voller Erwerbsbeteiligung
215.633
25.228
213.540
26.347
... Personen verfügen über weniger als ... €
Insgesamt
Erwerbsbeteiligung des Haushalts
Erwerbsbeteiligung der Haushalte in Tirol
2010/2012
MedianPersonen
einkommen
2011/2013
MedianPersonen
einkommen
696.526
21.308
700.425
21.507
Keine Person im Erwerbsalter im Haushalt
137.493
20.577
142.824
21.017
(Nahezu) keine Erwerbsbeteiligung
26.865
13.518
26.725
13.833
Haushalt mit teilweiser Erwerbsbeteiligung
314.622
19.144
312.843
19.791
Haushalt mit voller Erwerbsbeteiligung
217.545
26.630
218.033
25.562
... Personen verfügen über weniger als ... €
Insgesamt
Erwerbsbeteiligung des Haushalts
47
Übersicht 38: Entwicklung der Erwerbsbeteiligung der Haushalte in Österreich
Erwerbsbeteiligung der Haushalte in Tirol
2008/2010
... Personen verfügen über weniger als ... €
Insgesamt
2009/2011
Personen
Medianeinkommen
Personen
Medianeinkommen
8.265.419
20.313
8.288.364
20.992
1.862.420
18.888
1.905.844
19.624
Erwerbsbeteiligung des Haushalts
Keine Person im Erwerbsalter im Haushalt
(Nahezu) keine Erwerbsbeteiligung
475.452
12.028
499.238
12.394
Haushalt mit teilweiser Erwerbsbeteiligung
3.213.471
18.870
3.173.158
19.430
Haushalt mit voller Erwerbsbeteiligung
2.714.076
24.553
2.710.124
25.481
Erwerbsbeteiligung der Haushalte in Tirol
2010/2012
MedianPersonen
einkommen
2011/2013
MedianPersonen
einkommen
8.313.203
21.437
8.339.549
1.941.877
20.421
1.961.224
21.025
510.674
12.548
510.731
13.023
Haushalt mit teilweiser Erwerbsbeteiligung
3.143.538
19.615
3.167.683
19.845
Haushalt mit voller Erwerbsbeteiligung
2.717.115
26.196
2.699.911
26.666
... Personen verfügen über weniger als ... €
Insgesamt
21.789
Erwerbsbeteiligung des Haushalts
Keine Person im Erwerbsalter im Haushalt
(Nahezu) keine Erwerbsbeteiligung
48
3.3
Die Erwerbsbeteiligung in den Bundesländern
Übersicht 39: Erwerbsbeteiligung in den Bundesländern
Burgenland
2008/2010
MedianPersonen
einkommen
2011/2013
MedianPersonen
einkommen
Insgesamt
Erwerbsbeteiligung des Haushalts
Keine Person im Erwerbsalter im Haushalt
(Nahezu) keine Erwerbsbeteiligung
Haushalt mit teilweiser Erwerbsbeteiligung
Haushalt mit voller Erwerbsbeteiligung
274.409
20.298
280.552
22.487
69.025
14.345
103.768
87.271
17.400
11.905
19.167
25.209
80.432
13.632
93.082
93.406
20.118
19.158
20.808
26.372
Kärnten
2008/2010
MedianPersonen
einkommen
2011/2013
MedianPersonen
einkommen
Insgesamt
Erwerbsbeteiligung des Haushalts
Keine Person im Erwerbsalter im Haushalt
(Nahezu) keine Erwerbsbeteiligung
Haushalt mit teilweiser Erwerbsbeteiligung
Haushalt mit voller Erwerbsbeteiligung
546.046
19.028
544.571
19.907
150.639
31.298
197.316
166.793
16.992
13.513
18.164
22.266
148.458
36.018
199.503
160.592
18.113
13.393
18.384
26.327
Niederösterreich
2008/2010
MedianPersonen
einkommen
2011/2013
MedianPersonen
einkommen
Insgesamt
Erwerbsbeteiligung des Haushalts
Keine Person im Erwerbsalter im Haushalt
(Nahezu) keine Erwerbsbeteiligung
Haushalt mit teilweiser Erwerbsbeteiligung
Haushalt mit voller Erwerbsbeteiligung
1.567.633
21.261
1.588.004
23.132
401.733
67.837
592.804
505.258
19.438
12.507
20.329
25.248
396.003
77.468
542.344
572.190
22.702
13.889
20.632
26.794
Oberösterreich
2008/2010
MedianPersonen
einkommen
2011/2013
MedianPersonen
einkommen
1.430.770
21.049
1.454.574
22.592
289.990
61.197
591.941
487.642
18.822
14.316
19.568
25.252
301.454
60.103
615.455
477.562
21.059
15.388
21.335
26.312
... Personen verfügen über weniger als ... €
... Personen verfügen über weniger als ... €
... Personen verfügen über weniger als ... €
... Personen verfügen über weniger als ... €
Insgesamt
Erwerbsbeteiligung des Haushalts
Keine Person im Erwerbsalter im Haushalt
(Nahezu) keine Erwerbsbeteiligung
Haushalt mit teilweiser Erwerbsbeteiligung
Haushalt mit voller Erwerbsbeteiligung
49
Übersicht 39 (Fortsetzung) : Erwerbsbeteiligung in den Bundesländern
Salzburg
... Personen verfügen über weniger als ... €
Insgesamt
Erwerbsbeteiligung des Haushalts
Keine Person im Erwerbsalter im Haushalt
(Nahezu) keine Erwerbsbeteiligung
Haushalt mit teilweiser Erwerbsbeteiligung
Haushalt mit voller Erwerbsbeteiligung
Steiermark
2008/2010
MedianPersonen
einkommen
2011/2013
MedianPersonen
einkommen
538.370
20.239
527.760
21.921
107.118
23.045
197.704
210.503
19.328
13.925
19.020
22.333
116.551
18.665
214.666
177.878
21.752
14.566
20.139
26.075
2008/2010
MedianPersonen
einkommen
2011/2013
MedianPersonen
einkommen
Insgesamt
Erwerbsbeteiligung des Haushalts
Keine Person im Erwerbsalter im Haushalt
(Nahezu) keine Erwerbsbeteiligung
Haushalt mit teilweiser Erwerbsbeteiligung
Haushalt mit voller Erwerbsbeteiligung
1.182.069
19.855
1.152.927
21.700
282.363
73.084
451.251
375.371
18.073
11.486
19.136
23.620
310.789
58.568
423.265
360.304
19.591
14.239
20.830
26.562
Tirol
2008/2010
MedianPersonen
einkommen
2011/2013
MedianPersonen
einkommen
Insgesamt
Erwerbsbeteiligung des Haushalts
Keine Person im Erwerbsalter im Haushalt
(Nahezu) keine Erwerbsbeteiligung
Haushalt mit teilweiser Erwerbsbeteiligung
Haushalt mit voller Erwerbsbeteiligung
682.349
20.783
700.425
21.507
137.355
28.911
300.450
215.633
19.428
12.101
18.864
25.228
142.824
26.725
312.843
218.033
21.017
13.833
19.791
25.562
Vorarlberg
2008/2010
MedianPersonen
einkommen
2011/2013
MedianPersonen
einkommen
Insgesamt
Erwerbsbeteiligung des Haushalts
Keine Person im Erwerbsalter im Haushalt
(Nahezu) keine Erwerbsbeteiligung
Haushalt mit teilweiser Erwerbsbeteiligung
Haushalt mit voller Erwerbsbeteiligung
384.100
19.820
370.277
21.738
67.551
14.862
197.928
103.759
18.034
15.996
18.878
25.027
79.912
14.110
172.430
103.824
20.636
14.718
20.610
27.349
Wien
2008/2010
MedianPersonen
einkommen
2011/2013
MedianPersonen
einkommen
1.654.024
19.093
1.726.834
19.898
356.794
161.774
579.526
555.930
20.182
11.051
16.211
25.481
384.351
206.399
600.863
535.221
22.166
11.678
16.526
27.457
... Personen verfügen über weniger als ... €
... Personen verfügen über weniger als ... €
... Personen verfügen über weniger als ... €
... Personen verfügen über weniger als ... €
Insgesamt
Erwerbsbeteiligung des Haushalts
Keine Person im Erwerbsalter im Haushalt
(Nahezu) keine Erwerbsbeteiligung
Haushalt mit teilweiser Erwerbsbeteiligung
Haushalt mit voller Erwerbsbeteiligung
50
Grafik 33: Prozentueller Anteil der Erwerbsbeteiligung in den Bundesländern 2008/2010
100%
90%
80%
31,8
30,5
37,8
36,1
32,2
34,1
39,1
31,8
31,6
27,0
44,0
51,5
33,6
70%
60%
50%
37,8
40%
30%
5,2
5,7
25,2
27,6
38,2
36,7
4,3
20%
10%
41,4
25,6
4,3
4,3
20,3
19,9
6,2
23,9
4,2
20,1
35,0
9,8
3,9
21,6
17,6
0%
TirStat
Keine Person im Erwerbsalter im Haushalt
(Nahezu) keine Erwerbsbeteiligung
Haushalt mit teilweiser Erwerbsbeteiligung
Haushalt mit voller Erwerbsbeteiligung
Grafik 34: Prozentueller Anteil der Erwerbsbeteiligung in den Bundesländern 2011/2013
100%
90%
80%
33,3
29,5
33,2
36,6
4,9
6,6
36,0
32,8
33,7
34,2
42,3
40,7
4,1
3,5
20,7
22,1
31,3
31,1
28,0
44,7
46,6
3,8
3,8
20,4
21,6
31,0
70%
60%
50%
36,7
34,8
40%
30%
4,9
20%
28,7
10%
27,3
24,9
5,1
27,0
12,0
22,3
0%
TirStat
3.4
Keine Person im Erwerbsalter im Haushalt
(Nahezu) keine Erwerbsbeteiligung
Haushalt mit teilweiser Erwerbsbeteiligung
Haushalt mit voller Erwerbsbeteiligung
Ausgrenzungsgefährdung in Tirol und Österreich
Auf Basis der EU-SILC Daten gelten in Tirol im Durchschnitt der Jahre 2011 bis 2013
117.509 Personen, das sind 16,8% der Bevölkerung, als ausgrenzungsgefährdet. Das sind
51
Personen, die entweder armutsgefährdet sind, Personen die vier oder mehr der neun auf EUEbene festgelegten Merkmale für materielle Deprivation aufweisen (siehe Seite 26), oder
Personen die jünger sind als 60 Jahre und in einem (nahezu) Erwerbslosenhaushalt leben.
In Österreich wird die Zahl der Ausgrenzungsgefährdeten auf etwa 1,6 Millionen Menschen
(rund 19% der Bevölkerung) geschätzt.
Da der Begriff der Ausgrenzungsgefährdung zur Armutsgefährdung auch die
Problembereiche Deprivation und Erwerbslosenhaushalte beinhaltet, ist die Zahl der
ausgrenzungsgefährdeten Personen um rund 21.360 höher als jene der armutsgefährdeten
Personen. Die Problemlagen können jedoch auch überlappend auftreten. Dadurch können
sieben Teilgruppen unterschieden werden, die in folgender Abbildung schematisch dargestellt
sind.
Grafik 35: Überlappung von Problembereichen ausgrenzungsgefährdeter Personen in Tirol 2011/13
Armutsgefährdete
A 55%
AD 17%
AE 8%
ADE 2%
Materiell
Deprivierte
Erwerbslosenhaushalte
E 11%
ED 2%
D 5%
TirStat
Legende:
A = Armutsgefährdete Personen (ohne deprivierte Haushalte und ohne Haushalte mit keiner oder geringer Erwerbsintensität)
D = Deprivierte Personen (ohne armutsgefährdete Haushalte und ohne Haushalte mit keiner oder geringer Erwerbsintensität)
E = Personen in Haushalten mit keiner oder geringer Erwerbsintensität (ohne armutsgefährdete und deprivierte Haushalte)
AD = Personen, die sowohl armutsgefährdet als auch depriviert sind (ohne Haushalte mit keiner oder geringer
Erwerbsintensität)
AE = Personen, die sowohl armutsgefährdet als auch in einem Haushalt mit keiner oder geringer Erwerbsintensität leben (ohne
deprivierte Haushalte)
ED = Personen, die sowohl in einem Haushalt mit keiner oder geringer Erwerbsintensität leben, als auch depriviert sind (ohne
armutsgefährdete Personen)
ADE = Personen, die sowohl armutsgefährdet als auch depriviert sind und in einem Haushalt mit keiner oder geringer
Erwerbsintensität leben
52
Bei 55% der 117.509 ausgrenzungsgefährdeten TirolerInnen handelt es sich um
armutsgefährdete Personen, die weder depriviert sind, noch in einem Haushalt leben, der
keine oder nur eine geringe Erwerbsbeteiligung aufweist. Bei 5% handelt es sich um materiell
erheblich
deprivierte
Personen,
deren
Einkommen
jedoch
oberhalb
der
Armutsgefährdungsschwelle liegt und in Haushalten leben, die zumindest eine teilweise
Erwerbsbeteiligung aufweisen. 11% der Ausgrenzungsgefährdeten leben in Haushalten mit
keiner oder nur geringer Erwerbsintensität, sind jedoch weder depriviert noch
armutsgefährdet. Weitere 8% der 117.509 ausgrenzungsgefährdeten Personen in Tirol sind
armutsgefährdet und leben in einem Haushalt mit keiner oder nur geringer Erwerbsintensität,
es tritt jedoch keine Deprivation auf. In Haushalten, die teilweise oder volle
Erwerbsbeteiligung aufweisen, aber trotzdem sowohl als armutsgefährdet als auch als
depriviert gelten, leben rund 17% der ausgrenzungsgefährdeten Personen. Bei rund 2% der
ausgrenzungsgefährdeten Personen treten alle drei Indikatoren gemeinsam auf, diese sind
daher sowohl armutsgefährdet als auch materiell depriviert und leben in einem Haushalt mit
keiner oder nur geringer Erwerbsintensität. Ebenso 2% der ausgrenzungsgefährdeten
Personen leben in Erwerbslosenhaushalten und gelten als materiell depriviert, haben jedoch
ein Haushaltseinkommen oberhalb der Armutsgefährdungsschwelle.
Im internationalen Vergleich schneidet Tirol gut ab und weist die sechst niedrigste
Ausgrenzungsgefährdungsquote der wichtigsten europäischen Länder auf. Die
Ausgrenzungsgefährdung liegt in Österreich ebenfalls deutlich unterhalb des Durchschnitts
der EU 28- Staaten. Die größte Ausgrenzungsgefährdung in Europa herrscht in Bulgarien
(49%), Rumänien (41%) und Lettland (37%). In Deutschland waren im Durchschnitt der
Jahre 2011 bis 2013 rund 20% der Bevölkerung von Ausgrenzung bedroht. Die niedrigsten
Ausgrenzungsgefährdungsraten zeigen sich in Island mit 13,1%, Norwegen (14,1%), der
Tschechischen Republik (15,1%), Holland (15,5%) und Schweden mit 16,0%
ausgrenzungsgefährdeter Personen.
In der Europaregion Tirol, Südtirol, Trentino reiht sich Tirol zwischen der autonomen Provinz
Bozen und dem Trentino ein.
in %
18
16
14
12
10
8
6
4
2
0
Grafik 36: Ausgrenzungsgefährdung in der Europaregion
Tirol, Südtirol, Trentino 2011/2013
16,8
12,5
Südtirol
TirStat
17,1
Bundesland Tirol
Ausgrenzungsgefährdungsquote
Trentino
53
Grafik 37: Internationale Ausgrenzungsgefährdung EU-SILC 2011/13
Island
Norwegen
Tschechische Republik
Niederlande
Schweden
TIROL
Finnland
Schweiz
Luxemburg
Österreich
Frankreich
Dänemark
Slowenien
Deutschland
Slowakei
Belgien
Malta
Estland
Vereinigtes Königreich
Europäische Union (28 Länder)
Portugal
Zypern
Polen
Spanien
Italien
Irland
Kroatien
Litauen
Ungarn
Griechenland
Lettland
Rumänien
Bulgarien
0
TirStat
10
20
30
40
50
Ausgrenzungsgefährdungsquote in %
54
3.5
Ausgrenzungsgefährdung nach soziodemographischen Merkmalen
In den folgenden Tabellen sind die Ausgrenzungsgefährdungsquoten und die hochgerechnete
Zahl der jeweils betroffenen Bevölkerung nach soziodemographischen Merkmalen für das
Bundesland Tirol (Übersicht 40) sowie für Österreich (Übersicht 41) dargestellt.
Übersicht 40: Ausgrenzugsgefährdung nach soziodemographischen Merkmalen in Tirol
Soziodemographische Merkmale
117.509
Konfidenzintervall 95%
Obere
Untere
Grenze
Grenze
138.930
97.151
12,2
51.602
66.161
44.269
21,4
15,1
65.906
75.005
50.645
31,4
15,0
20.573
37.871
22.850
14,9
17,3
12,4
72.987
79.249
54.661
17,7
21,6
13,7
35.696
44.202
26.692
Quote
Konfidenzintervall 95%
Obere
Untere
Grenze
Grenze
19,6
13,9
Gesamt
16,8
Männer
15,2
18,3
Frauen
18,3
Geburtsland nicht Österreich
23,2
Geburtsland Österreich
ledig
Personen
verheiratet, zusammen lebend
12,0
15,2
8,7
35.645
49.679
29.335
jünger 15 Jahre
20,2
26,7
13,6
22.789
27.599
10.617
jünger 20 Jahre
19,6
25,6
13,7
30.765
37.809
16.393
älter 14 und jünger 65 Jahre
15,3
18,1
12,5
74.811
92.831
65.305
älter 65 Jahre
20,9
27,0
14,7
19.571
25.168
12.328
erwerbstätig
9,6
11,7
7,4
30.358
42.014
28.719
nicht erwerbstätig
27,3
32,4
22,1
36.050
44.689
28.676
Pensionisten
22,2
26,9
17,5
28.986
40.288
26.935
Plichtschulabschluss ohne Lehre
26,5
32,5
20,5
36.024
45.484
26.402
Plichtschulabschluss mit Lehre
11,7
14,6
8,7
20.840
35.082
24.478
Einpersonenhaushalt
30,1
35,5
24,6
30.191
33.727
20.872
Haushalt ohne Kinder
12,6
16,3
9,0
31.206
49.079
29.395
Haushalt mit Kindern
14,9
19,9
9,8
48.519
57.781
22.754
Haushalt mit Pensionen
20,9
25,9
15,9
37.316
56.543
36.087
Haushalt ohne Pensionen
15,4
18,9
12,0
80.193
90.495
52.956
55
Übersicht 41: Ausgrenzugsgefährdung nach soziodemographischen Merkmalen in Österreich
Soziodemographische Merkmale
Quote
Konfidenzintervall 95%
Obere
Untere
Grenze
Grenze
20,2
18,2
Personen
1.600.857
Konfidenzintervall 95%
Obere
Untere
Grenze
Grenze
1.750.169
1.569.647
Gesamt
19,2
Männer
17,9
19,0
16,8
731.259
797.796
694.068
Frauen
20,4
21,4
19,4
869.598
963.100
864.851
Geburtsland nicht Österreich
32,6
35,3
29,8
405.125
478.346
389.587
Geburtsland Österreich
15,4
16,2
14,5
890.093
959.236
856.821
ledig
20,8
22,3
19,3
462.980
468.647
391.654
verheiratet, zusammen lebend
14,2
15,2
13,1
508.409
617.078
534.676
jünger 15 Jahre
23,5
25,8
21,3
288.565
329.068
260.038
jünger 20 Jahre
21,4
23,3
19,5
382.072
446.617
365.544
älter 14 und jünger 65 Jahre
18,8
19,9
17,8
1.067.612
1.156.900
1.028.558
älter 65 Jahre
17,1
18,6
15,6
233.676
278.895
233.334
erwerbstätig
10,2
11,0
9,4
370.823
430.407
372.186
nicht erwerbstätig
38,2
40,2
36,2
612.978
628.769
541.227
Pensionisten
20,5
21,7
19,2
393.841
442.742
390.017
Plichtschulabschluss ohne Lehre
26,4
28,1
24,7
434.896
512.379
448.380
Plichtschulabschluss mit Lehre
16,3
17,5
15,0
364.705
414.925
356.384
Einpersonenhaushalt
30,9
32,6
29,3
414.554
424.641
370.458
Haushalt ohne Kinder
14,5
15,7
13,3
441.315
505.240
425.056
Haushalt mit Kindern
17,1
18,9
15,4
626.479
739.075
593.081
Haushalt mit Pensionen
18,9
20,5
17,4
484.298
567.847
479.662
Haushalt ohne Pensionen
19,3
20,5
18,1
1.116.559
1.215.661
1.056.645
3.6
Entwicklung der Ausgrenzungsgefährdung in Tirol und Österreich
Die Ausgrenzungsgefährdungsquote zeigt auf Österreichebene einen leicht rückläufigen
Trend. In Tirol sank die Ausgrenzungsgefährdung von 2008/10 auf 2009/11, blieb dann bis
2010/12 relativ konstant und stieg im Durchschnitt der Jahre 2011/13 wieder leicht an. Die
Zahl der von Ausgrenzung bedrohten Personen scheint in Tirol deutlich geringer als im
österreichischen Durchschnitt. Die in Übersicht 42 und Grafik 38 dargestellten
Konfidenzintervalle zeigen jedoch keine statistische Signifikanz der Ergebnisse.
Übersicht 42: Entwicklung der Ausgrenzungsgefährdungsquote in Tirol und Österreich
Jahr
Quote in %
Tirol
Konfidenzintervall 95%
Untere Grenze Obere Grenze
Quote in %
Österreich
Konfidenzintervall 95%
Untere Grenze Obere Grenze
2008/10
17,3
13,9
20,8
20,1
19,1
21,1
2009/11
16,3
13,2
19,4
19,5
18,5
20,4
2010/12
16,2
13,4
19,1
19,3
18,3
20,2
2011/13
16,8
13,9
19,6
19,2
18,2
20,2
56
in %
Grafik: 38 Entw icklung der Ausgrenzungsgefährdungsquote in Tirol u. Österreich
incl. 95%- Konfidenzintervall
22,0
21,0
20,0
19,0
18,0
17,0
16,0
15,0
14,0
13,0
12,0
TirStat
3.7
2008/10
Tirol
Österreich
2009/11
2010/12
2011/13
Konfidenzintervall 95%
95%-Konfidenzintervall Österreich
Die Ausgrenzungsgefährdung in den Bundesländern
Die signifikant höchste Ausgrenzungsgefährdung kann in Wien festgestellt werden. Weiters
folgen Kärnten und Vorarlberg, die sich jedoch aufgrund der großen Schwankungsbreite nicht
signifikant von den anderen Bundesländern unterscheiden. Mit Ausnahme von Wien scheint
in allen Bundesländern die Ausgrenzungsgefährdungsquote zu sinken, in Salzburg mit einem
Rückgang von 5%-Punkten am deutlichsten. Auch diese Ergebnisse sind aufgrund der
teilweise geringen Stichprobengröße statistisch nicht signifikant.
Übersicht 43: Ausgrenzungsgefährdung in den Bundesländern
Ausgrenzungsgefährdung
Bundesland
Burgenland
2008/10
2009/11
2010/12
2011/13
absolut
Quote
absolut
Quote
absolut
Quote
absolut
Quote
48.513
17,7
50.747
18,4
42.645
15,2
38.989
14,0
Kärnten
116.377
21,3
126.762
23,2
126.496
23,1
121.837
22,4
Niederösterreich
239.493
15,3
233.289
14,8
227.565
14,4
247.012
15,5
Oberösterreich
227.027
15,9
215.706
14,9
205.357
14,1
201.748
13,9
Salzburg
104.746
19,5
93.125
17,6
81.993
15,6
78.576
14,9
Steiermark
230.776
19,5
215.844
18,4
207.328
17,9
189.934
16,5
Tirol
118.040
17,3
111.995
16,3
112.983
16,2
117.509
16,8
Vorarlberg
82.528
21,5
73.954
19,4
72.944
19,8
75.551
20,4
Wien
494.088
29,9
497.222
29,6
527.649
30,9
534.569
30,9
57
%
Grafik 39: Ausgrenzungsgefährdunggefährdungsquote in den Bundesländern
2008/2010
35,0
W
30,0
Vbg
25,0
Knt
Sbg
Bgld
Stmk
20,0
NÖ
T
OÖ
15,0
10,0
5,0
0,0
%
TirStat
Grafik 40: Ausgrenzungsgefährdunggefährdungsquote in den Bundesländern
2011/2013
40,0
35,0
W
30,0
Knt
25,0
20,0
Bgld
15,0
Vbg
NÖ
Sbg
Stmk
T
OÖ
10,0
5,0
0,0
TirStat
58
METHODIK
Methodische Erläuterungen
Armutsgefährdungsschwelle: RPT
60 % des nationalen verfügbaren Medianeikommens
RPT = 0,6 * Yˆ0,5
Armutsgefährdungsquote: RPR
Prozentanteil der Personen die unterhalb der Armutsgefährdungsschwelle liegen an der
gesamten Untersuchungsgruppe.
∑ε I
RPR =
∑ε w
k
k S
∗ 100
k
k S
wobei
k.......... .Index der Untersuchungseinheit
wk ........Gewichtung der Untersuchungseinheit
Yˆ .......Median des ferfügbaren Einkommens
0,5
S............Ausgewählte Subgruppe
1
if y k < RPT
0
sonst
Ik =
Dreijährige Durchschnitte
Um den Fehler durch indirekte Schätzung zu reduzieren, wurde ein gleitender, dreijähriger
und symmetrischer Durchschnitt (arithmetisches Mittel) der direkten Schätzer verwendet. Die
indirekten Schätzer und deren Fehler wurden mittels Bootstrap- Verfahren berechnet,
welches die Überlappung der Stichproben aufgrund des Rotationsplans berücksichtigt.
Bootstrap1
Das Prinzip des Bootstrap- Verfahrens ist es, wiederholt Stichproben des Umfangs n* mit
Zurücklegen zu ziehen. Es wurden 2000 Stichproben (=Bootstrap- Samples) gezogen. Nach
jeder Ziehung wurden die Modellparameter geschätzt und die 3- jährigen Durchschnitte
ermittelt. Man erhält auf diese Weise 2000 Schätzergebnisse, aus denen der Mittelwert, sein
Standardfehler und die daraus resultierenden Konfidenzintervalle berechnet werden.
1
Efron B., Tibshirani R.J.: An Introduction to the Bootstrap (1993)
Formal:
Grundgesamtheit:
=
,…,
=
,
,
~. . . ,
Schätzparameter:
Stichprobe:
,…,
→
Mit n mal ziehen zufällig mit Zurücklegen aus der Stichprobe erhält man
∗
=
∗
,
∗
,…,
∗
→
→
∗
∗
∗
,…,
mit B = Anzahl der Bootstrap- Samples
Mit den berechneten Statistiken
lassen sich Aussagen über die Varianz von T treffen.
≈ """""
= %
##$
mit
"
##$
=
∑),
∗)
&
∑), (
∗)
− "
##$ +
-
LITERATUR
Literatur
Backert, W. (2001). Armutsrisiko: Überschuldung, in: Barlösius, E./Ludwig-Mayerhofer, W.
(Hrsg.): Die Armut der Gesellschaft. Opladen. S. 243 – 261.
Die Armutskonferenz, European Anti Poverty Network (2008). Armut in Europa, Aktuelle Daten
und Fakten der Europäischen Union, www.armutskonferenz.at – www.eapn.eu.
Efron B., Tibshirani R.J. (1993). An Introductio tot the Bootstrap, Monograhs on Statistics and
Applied Probability 57, Chapman & Hall/CRC.
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Exclusion.
European Commission (2010). Mitteilung der Kommission, Europa 2020, Eine Strategie für
intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum.
Guger, A./Marterbauer, M. (2004). Die langfristige Entwicklung der Einkommensverteilung in
Österreich, Studie des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung im Auftrag des
Bundesministeriums für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz.
Kaiser, M./Stadler, M. (2009). Einkommen und Armut in Tirol. Ergebnisse aus EU-SILC 2007.
Amt der Tiroler Landesregierung. Innsbruck.
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Eingliederungsindikatoren.
Streuli, E. (2003). In Ermangelung finanzieller Ressourcen: Privatverschuldung in der Schweiz.
In: Swiss Journal of Sociology, Jg. 29, Heft 2. Zürich. S. 293 – 317.
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Armutslagen und Chancen für Eingliederung in Österreich. Arbeitspapier 1. Wien.
Townsend, P. (1979). Poverty in the United Kingdom. A Survey of Household Ressources and
Standards of Living. Berkeley, University of California.