Armut und soziale Ausgrenzung: Kein

Soziales
ARMUT UND SOZIALE AUSGRENZUNG
Kein Randphänomen
IMPRESSUM
Medieninhaber und Herausgeber: Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumetenschutz,
Stubenring 1, A-1010 Wien ■ Verlags- und Herstellungsort: Wien ■ Druck: Sozialministerium ■ ISBN:
9­ 78-3-85010-373-2 ■ Redaktion: agnes streissler – wirtschaftspolitische projektberatung e.U., 1090 Wien;
Sozialministerium, Abt. V/B/4 ■ Titelbild: © istockphoto.com/bmask ■ Stand: Oktober 2015
Alle Rechte vorbehalten: Jede Verwertung (auch auszugsweise) ist ohne ­schriftliche Zustimmung des
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Nummer 0800 20 20 74 sowie unter der Internetadresse: https://broschuerenservice.sozialministerium.at
ARMUT UND SOZIALE AUSGRENZUNG
ARMUT UND SOZIALE AUSGRENZUNG: KEIN RANDPHÄNOMEN
Österreich ist ein wohlhabendes Land. Dennoch gibt es auch hierzulande Armut, die in unterschiedlichen
Formen auftritt. Nur in Ausnahmefällen bedeutet Armut Hunger und Obdachlosigkeit, sehr wohl gibt es
aber Menschen, deren Einkommen weit unter dem österreichischen Durchschnitt liegen. Für (zu) viele
Menschen in Österreich ist es schwierig, diejenigen Grundbedürfnisse abzudecken, die in Österreich als
Mindeststandard gelten. Armut bedeutet häufig auch, nicht ausreichend Erwerbsarbeit zu haben, um
in die damit verbundene Absicherung und gesellschaftliche Anerkennung eingebunden zu sein.
Insgesamt sind in Österreich über eineinhalb Millionen Menschen bzw. 19% der Bevölkerung auf die
eine oder andere Art von Armut betroffen. Der EU-weite Durchschnitt beträgt 25%. Österreich hat also
im Europavergleich eine unterdurchschnittliche Betroffenheit von Armut. Dies liegt unter anderem
daran, dass Österreich ein hohes wirtschaftliches Niveau aufweist und das Sozialleistungssystem so
gestaltet ist, dass Armut deutlich reduziert wird.
Die sozioökonomische Herkunft bestimmt wesentlich mit, wie hoch das Armutsrisiko ist: Frauen,
Familien mit mindestens 3 Kindern, Ein-Eltern-Haushalte, MigrantInnen, Personen mit geringem
­Bildungsniveau – sie alle haben ein erhöhtes Armutsrisiko. Hier wird auch in Zukunft die Sozialpolitik
ansetzen müssen, um Chancen in der Gesellschaft fairer zu verteilen.
Was ist Armut?
Armut ist ein erzwungener Mangel
Amartya Sen, ein Nobelpreisträger für Ökonomie, hat Armut als den erzwungenen Mangel an Verwirklichungschancen in einer Gesellschaft definiert. Menschen gelten dann als arm und sozial ausgegrenzt,
wenn sie in beträchtlichem Ausmaß von den ökonomischen und sozialen Entfaltungsmöglichkeiten ausgeschlossen sind, die der jeweilige Entwicklungsstand einer Gesellschaft allen Bürgerinnen und Bürgern
bieten könnte.
Aber wie misst man Armut?
Die EU-Staaten haben sich im Rahmen der „Europa-2020 Strategie“ auf eine gemeinsame, umfassende
Definition von Armuts- oder Ausgrenzungsgefährdung geeinigt.
Diese wird an drei verschiedenen Kriterien gemessen:
1. Einkommensarmut: Personen in Haushalten, in denen das Pro-Kopf Haushaltseinkommen weniger
als 60% des mittleren Einkommens ausmacht, werden als einkommensarm bezeichnet. (Zur Definition siehe Anhang.)
3
ARMUT UND SOZIALE AUSGRENZUNG
2. Nichtleistbarkeit von Grundbedürfnissen (materielle Deprivation): Personen in Haushalten, für die
eine Anzahl an Grundbedürfnissen nicht leistbar ist, gelten als „erheblich materiell depriviert“. Dies
ist dann der Fall, wenn für sie mindestens vier der neun Merkmale finanziell nicht leistbar sind:
■■unerwartete Ausgaben tätigen
■■einmal im Jahr auf Urlaub fahren
■■die Wohnung angemessen warm halten
■■jeden zweiten Tag Fleisch, Fisch oder eine vergleichbare vegetarische Speise essen
■■ein Auto
■■eine Waschmaschine
■■ein Fernsehgerät
■■ein Telefon/Handy
■■Es bestehen Zahlungsrückstände bei Miete, Betriebskosten oder Krediten.
3. Erwerbslosigkeit: Personen in Haushalten mit keiner oder geringer „Erwerbsintensität“. Das sind
Personen unter 60 Jahren, die in (beinahe) erwerbslosen Haushalten leben (berechnet auf Grundlage
aller Personen im Erwerbsalter zwischen 18 und 59 Jahren; ausgenommen Studierende).
Gehören Personen zu mindestens einer dieser drei Gruppen, sind sie laut dieser Definition „armuts- oder
ausgrenzungsgefährdet“.
Einkommensarmut
Armutsgefährdungsschwelle und Armutsgefährdungslücke
Alle Personen, die in Haushalten leben, die ein monatliches Einkommen unter der Armutsgefährdungsschwelle zur Verfügung haben, gelten als einkommensarm. Die Armutsgefährdungsschwelle in Österreich
lag 2014 bei einem monatlichen Nettoeinkommen von 1.161 EUR für eine Person (statistische Details
siehe Anhang). Für jede weitere erwachsene Person im Haushalt erhöht sich diese Schwelle um 580 Euro,
für jedes Kind unter 14 Jahren um 348 Euro.
Ca. 1.200.000 Personen sind in Österreich dieser Definition gemäß einkommensarm. Viele dieser Menschen leben aber in Haushalten, die erheblich weniger Einkommen als die statistische Einkommensarmut
haben. Im Schnitt liegt das Einkommen armutsgefährdeter Haushalte um 20% unter der Armutsgefährdungsschwelle. Diese Differenz wird als Armutsgefährdungslücke bezeichnet. Anders gesagt: Ein durchschnittlicher einkommensarmer Einpersonenhaushalt bräuchte mindestens 233 EUR monatlich mehr,
um die Armutsgefährdungsschwelle zu überwinden.
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ARMUT UND SOZIALE AUSGRENZUNG
Risikofaktoren der Einkommensarmut
Es gibt bestimmte Risikofaktoren, die es erheblich wahrscheinlicher machen, ein zu geringes Einkommen
zu haben. Diese Faktoren können sich auf die Person selbst beziehen oder auf den Haushalt, in dem sie
lebt. Einkommensarmut wird also von der Haushaltszusammensetzung und der Summe der Einkommen
aller Personen in diesem Haushalt bestimmt.
Besonders Personen in Ein-Eltern-Haushalten und in Familien mit drei oder mehr Kindern sind häufiger
von Einkommensarmut betroffen. Auch alleinlebende Frauen (mit und ohne Pension) haben ein höheres
Armutsrisiko.
Vor allem ist aber Erwerbstätigkeit ein wirksamer Schutz vor Armutsgefährdung: Erwerbstätige haben
im Durchschnitt ein Einkommensarmutsrisiko von 7%. Arbeitslose haben hingegen ein deutlich höheres
Risiko: Je länger die Arbeitslosigkeit andauert, umso mehr steigt es. In Haushalten mit langzeitarbeitslosen
Personen sind 45% einkommensarm. Personen, die in Haushalten leben, in denen keiner der erwerbs­
fähigen Personen beschäftigt ist, haben ein Armutsrisiko von über 50%.
Da der Zugang zu stabilen und besser entlohnten Arbeitsplätzen mit Bildung zusammenhängt, hat auch
das Qualifikationsniveau Einfluss auf das Armutsrisiko: Wer nur einen Pflichtschulabschluss hat, ist überdurchschnittlich einkommensarm. Ebenso haben Personen mit nicht-österreichischer Staatsbürgerschaft
ein deutlich höheres Einkommensarmutsrisiko.
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ARMUT UND SOZIALE AUSGRENZUNG
Vor allem mangelnde Erwerbstätigkeit erhöht das Armutsrisiko beträchtlich
Quoten der Einkommensarmut
nach soziodemografischen Merkmalen
60%
54%
50%
45%
40%
36%
34%
27%
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21%
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Durchschnittliche Quote der Einkommensarmut 14%
11%
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Quelle: Statistik Austria, EU-SILC 2014
Sozialleistungen und Pensionen kommen in Österreich fast allen zugute ...
In einem funktionierenden Sozialstaat wird über die Einnahme von Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen sowie die Ausgabe von Sozialleistungen umverteilt und damit Armut verringert. Das gilt auch für
Österreich. Wichtig dabei ist, dass Sozialleistungen überwiegend universelle oder sozialversicherungsrechtliche Leistungen sind. Anspruch darauf haben nicht nur armutsgefährdete Menschen, sondern sie
kommen einem Großteil der Bevölkerung zugute. Nur ein kleiner Teil aller Geldleistungen (weniger als
5%) werden als bedarfsgeprüfte Leistungen ausschließlich einkommensschwachen Personen ausbezahlt.
... und tragen doch erheblich zur Armutsreduktion bei
Obwohl die meisten Sozialleistungen nicht nur ärmeren Menschen zugutekommen, sind sie für einen
Großteil der Bevölkerung unverzichtbar, um Armut vorzubeugen.
6
ARMUT UND SOZIALE AUSGRENZUNG
Ohne Sozialleistungen und Pensionen besteht das Einkommen eines Haushalts allein aus Erwerbseinkommen, Vermögenseinkommen und privaten Einkommen (z.B. Unterhaltszahlungen). In diesem Fall wären
44% aller Personen in Österreich armutsgefährdet. Aufgrund von Pensionen und Sozialleistungen sinkt
die Armutsgefährdung um zwei Drittel, von 44% auf 14%. In Haushalten, in denen Pensionen nicht die
Haupteinkommensquelle sind, wird durch Sozialleistungen die Armutsgefährdung von 32% auf 14% reduziert. Gerade auch für Haushalte mit Kindern senken Sozialleistungen die Armutsgefährdung erheblich.
Sozialleistungen senken das Armutsrisiko erheblich
70%
64%
59%
Quoten der Einkommensarmut
nach Haushaltsformen
60%
50% 44%
40%
35%
32%
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29%
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Wie hoch wäre die Einkommensarmut, wenn es weder Pensionen noch Sozialleistungen gäbe?
Wie hoch wäre die Einkommensarmut, wenn es zwar Pensionen, aber keine Sozialleistungen gäbe?
Wie hoch ist die Einkommensarmut in Österreich tatsächlich?
Quelle: Statistik Austria, EU-SILC 2014
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ARMUT UND SOZIALE AUSGRENZUNG
Materielle Deprivation: Was sich Haushalte nicht leisten können
Wie man den Lebensstandard messen kann ...
Armut lässt sich nicht nur am Einkommen messen – z.B. muss jemand, der zum Zeitpunkt der Erhebung
gerade wenig Einkommen hat, nicht unbedingt arm sein, wenn z.B. auf Ersparnisse zurückgegriffen werden kann. Die Armutsforschung hat daher festgestellt, dass zusätzlich erhoben werden muss, ob mit den
vorhandenen Einkommen Grundbedürfnisse wie Wohnen, Essen und Heizen abgedeckt werden können.
Wie eingangs dargestellt, spricht man nach EU-Definition von erheblicher Deprivation bzw. von „durch
Entbehrungen gekennzeichneten Lebenslagen“, wenn sich ein Haushalt zumindest vier von neun zentralen
Grundbedürfnissen finanziell nicht leisten kann (siehe dazu Seite 4).
Auch in Teilen der nicht armutsgefährdeten Bevölkerung sind unerwartete Ausgaben und Urlaub schwieriger zu finanzieren. Allerdings ist hier Entbehrung/Deprivation auf nur wenige Merkmale begrenzt. Der
entscheidende Unterschied liegt in der Mehrfachbelastung – diese trennt die absolute Armutslage vom
Problem einzelner finanzieller Einschränkungen. 4% der Personen in Österreich sind von mehrfachen
finanziellen Einschränkungen betroffen und gelten als „erheblich depriviert“.
... und was die größten Probleme sind
Unter den 340.000 Personen in Österreich, die mit erheblicher Deprivation leben, gibt es nur wenige
Menschen, die unerwartete Ausgaben in Höhe von ca. 1.100 EUR (etwa für eine Reparatur oder eine
Zahnbehandlung) tätigen oder auf Urlaub fahren können. Knapp zwei Drittel können es sich nicht leisten, regelmäßig Fisch, Fleisch oder eine vergleichbare vegetarische Speise zu essen. Andererseits sind
bestimmte Grundbedürfnisse, wie ein Telefon oder Handy, eine Waschmaschine oder ein Fernsehgerät
für nahezu die gesamte Bevölkerung, auch für einkommensschwache Personen, leistbar.
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ARMUT UND SOZIALE AUSGRENZUNG
Die Leistbarkeit von Grundbedürfnissen ist sehr unterschiedlich verteilt
Anteil der Personen in den zwei Gruppen,
die wegen finanzieller Engpässe ...
100%
99%
93%
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80%
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70%
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Personen in erheblich materiell deprivierten Haushalten können sich mind. 4 der 9 genannten
Bedarfe nicht leisten
Gesamtbevölkerung
Quelle: Statistik Austria, EU-SILC 2014. *) Fleisch, Fisch oder vergleichbare vegetarische Speisen
**) Zahlungsrückstände bei Miete, Gas, Strom oder Kreditkarten
Höchstes Risiko: Ein-Eltern-Haushalte und kinderreiche Haushalte
Die höchste Quote erheblicher Deprivation wird in Haushalten mit drei oder mehr Kindern und in
Ein-Eltern-Haushalten verzeichnet – in solchen Familien zu leben geht mit einer viermal höheren
durchschnittlichen Deprivation gegenüber der Gesamtbevölkerung einher.
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ARMUT UND SOZIALE AUSGRENZUNG
Für kinderreiche Familien und Ein-Eltern-Haushalte ist wegen finanzieller Engpässe vieles nicht
leistbar
70%
Anteil der Haushalte in Österreich,
auf die das genannte Problem zutrifft
61%
60%
50%
36%
40%
30%
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Ein-ElternHaushalte
Mehrpersonenhaushalte mit
mind. 3 Kindern
Mehrpersonenhaushalte
mit 1 Kind
6% 4%
Mehrpersonenhaushalte
ohne Kinder
unerwartete Ausgaben nicht bezahlen können
nicht auf Urlaub fahren können
nicht regelmäßig Fleisch*) essen können
Zahlungsrückstände**)
Quelle: Statistik Austria, EU-SILC 2014.
*) Fleisch, Fisch oder vergleichbare vegetarische Speisen
**) Zahlungsrückstände bei Miete, Gas, Strom oder Kreditkarten
Erwerbslosigkeit bzw. sehr niedrige Erwerbseinbindung ist das Armutsrisiko Nr. 1
Neben geringem Einkommen und der Nichtleistbarkeit von bestimmten Grundbedürfnissen ist Erwerbslosigkeit eine weitere wichtige Erscheinungsform für soziale Ausgrenzung.
Erwerbsarbeit und ein hoher Beschäftigungsstand sind ein wirksamer Schutz gegen Einkommensarmut
und gelten gleichzeitig als grundlegend für den sozialen Zusammenhalt einer Gesellschaft.
Ist in einem Haushalt niemand erwerbstätig oder schöpft der Haushalt nur insgesamt maximal 20%
seines Erwerbspotenzials aus, sind in den meisten Fällen die finanziellen Möglichkeiten sehr stark ein-
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ARMUT UND SOZIALE AUSGRENZUNG
geschränkt. Das heißt etwa, wenn in einem Haushalt mit zwei erwerbsfähigen Personen (ausgenommen
Studierende) das ganze Jahr über weniger als zusammen 16 Stunden pro Woche gearbeitet wird, so
spricht man von Erwerbslosigkeit bzw. sehr niedriger Erwerbsintensität.
Eine halbe Million Menschen mit zu geringem Erwerbseinkommen
2014 lebten 9% der Personen unter 60 Jahren in Haushalten mit keiner oder sehr niedriger Erwerbs­
intensität, das sind fast 600.000 Personen.
Mehr als ein Drittel dieser Gruppe entfällt dabei auf die 50- bis 59-Jährigen. Davon beziehen aber
einige eine Invaliditätspension und können daher nicht unmittelbar als armutsgefährdet bezeichnet
werden. Ohne Personen in Haushalten mit Invaliditätspension leben 8% der Personen unter 60 Jahren
in Haushalten mit sehr niedriger Erwerbsintensität.
Was führt zu niedriger Erwerbsintensität?
Es gibt mehrere Gründe, warum diese Personen nicht mehr arbeiten bzw. nicht mehr Arbeitsstunden
leisten können.
Ein Problem ist die nicht ausreichende Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Pflegearbeit und Betreuungsaufgaben führen häufig dazu, dass mindestens ein Haushaltsmitglied seine bezahlte Erwerbsarbeit
deutlich reduziert.
Erschwerend wirkt es, wenn in dem Haushalt jemand mit Behinderung lebt: Meist kann diese Person
nur eingeschränkt arbeiten und andere Erwachsene im Haushalt schränken ihre Erwerbstätigkeit aufgrund der notwendigen Betreuungs- und Pflegeleistung ein.
Wie auch bei den anderen Armutsrisiken ist das Risiko zu niedriger Erwerbsintensität für Personen mit
maximal Pflichtschulabschluss sowie für Personen mit nicht-österreichischer Staatsbürgerschaft höher.
Der Hauptgrund für eine niedrige Erwerbstätigkeit liegt in der Langzeitarbeitslosigkeit: 59% der
­Personen in Haushalten mit niedriger Erwerbstätigkeit sind selbst arbeitslos bzw. leben mit einem
Haushaltsmitglied, das zwölf Monate oder länger arbeitslos ist.
Teilweiser Ausgleich über Sozialleistungen
Haushalte mit geringer Erwerbseinbindung sind in besonders hohem Ausmaß von Sozialleistungen
abhängig. Für fast drei Viertel in dieser Gruppe sind staatliche Transferleistungen die Haupteinkommensquelle ihrer Haushalte.
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ARMUT UND SOZIALE AUSGRENZUNG
Geringe Erwerbsintensität führt zu niedrigen Einkommen: Die Einkommensarmut in dieser Gruppe ist
daher mit 54% besonders hoch. Gäbe es keine Sozialleistungen und Pensionen, so wäre das Armutsrisiko für diese Gruppe gar 94%!
Erwerbsbeteiligung von Frauen senkt die Armutsgefährdung erheblich
Bei der Armutsreduktion in Familien kommt vor allem der Erwerbsbeteiligung von Frauen große Bedeutung zu. Sie tragen damit zum Haushaltseinkommen bei.
Betreuungs- und Versorgungspflichten sowie ein unzureichendes Angebot an familienkompatiblen
­Arbeitsplätzen sind jedoch Gründe, warum viele Frauen nach wie vor maximal in Teilzeit arbeiten.
Dabei zeigt die Statistik deutlich, dass in Familien, in denen die Frauen erwerbstätig sind, das Armutsrisiko
sinkt. Dies gilt v.a. für Mehrpersonenhaushalte mit max. 2 Kindern. So sinkt in einem Mehrpersonenhaushalt mit zwei Kindern das Risiko der Einkommensarmut von 32% auf 5%, wenn die Frau erwerbstätig ist.
Einkommensarmut in Haushalten ist deutlich niedriger, wenn Frauen erwerbstätig sind
Anteil der Einkommensarmut je
nach Erwerbstätigkeit der Frau
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Einkommensarmut, wenn die Frau nicht erwerbstätig ist
Einkommensarmut, wenn die Frau erwerbstätig ist
Quelle: Statistik Austria, EU-SILC 2014
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ARMUT UND SOZIALE AUSGRENZUNG
In Ein-Eltern-Haushalten und in Haushalten mit 3 Kindern ist ein Erwerbseinkommen der Frau kein völliger
Garant für einen ausreichenden Lebensstandard: Trotz Erwerbsbeteiligung sind Kinder und ihr allein­
erziehender Elternteil zu 29% einkommensarm, in kinderreichen Familien zu 17%.
1.600.000 Menschen sind in Österreich armuts- oder ausgrenzungsgefährdet
Festhalten lässt sich somit, dass über eineinhalb Millionen Menschen (1.600.000) in Österreich von
zumindest einem der drei Kriterien (Einkommensarmut, erhebliche materielle Deprivation, zu geringe
Erwerbseinbindung) betroffen sind.
Armut und soziale Ausgrenzung treten in unterschiedlichen Betroffenheiten und Intensitäten auf
Einkommensarmut:
1.200.000 (14%)
1.600.000
Armutsoder ausgrenzungsgefährdet
(19%)
„nur“ einkommensarm: 800.000
410.000
in mind.
zwei von
drei
Merkmalen
betroffen
(5%)
einkommensarm
und geringe
Erwerbsintensität:
230.000
einkommensarm,
Keine/sehr
einkommens- depriviert und
niedrige
Erwerbsarm und
geringe
intensität:
depriviert Erwerbsintensität:
590.000 (9%)
70.000
80.000
„nur“
geringe
depriviert
Erwerbsintensität:
Erhebliche materielle
und geringe
240.000
Deprivation:
Erwerbs340.000 (4%)
intensität:
„nur“ depriviert:
28.000
120.000
Quelle: Statistik Austria, EU-SILC 2014
Ein Viertel der Personen, die von Armut auf die eine oder andere Art betroffen sind, sind Kinder. Insgesamt
sind in Österreich 410.000 Kinder und Jugendliche, 680.000 Frauen und 520.000 Männer, das sind 19%
der Bevölkerung, von Armut oder Ausgrenzung bedroht.
Weiters fällt auf, dass in Haushalten, in denen nur Frauen leben, die Risikoquoten höher sind: 29% der
alleinlebenden Frauen in Haushalten mit Pension sind armuts- oder ausgrenzungsgefährdet – im Vergleich
zu 19% derselben männlichen Bevölkerungsgruppe. In Ein-Eltern-Haushalten liegt das Armuts- und Ausgrenzungsrisiko bei 48%.
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ARMUT UND SOZIALE AUSGRENZUNG
Besonders benachteiligte Lebenslagen
410.000 Personen von mehreren Armutsrisiken betroffen
Drei Viertel aller Armuts- oder Ausgrenzungsgefährdeten sind „nur“ von einem der drei Kriterien betroffen.
410.000 Menschen in Österreich leben hingegen in Haushalten, auf die zumindest zwei der genannten
Kriterien zutreffen. Diese Personen werden als „manifest“ arm bezeichnet.
Darunter gibt es 80.000 Personen, auf die alle drei Kriterien zutreffen. Sie sind sowohl in Bezug auf ihr
Einkommen armutsgefährdet, leiden gleichzeitig unter erheblicher Deprivation und leben zudem in einem Haushalt mit keiner oder einer niedrigen Erwerbsintensität. 1% der Bevölkerung ist davon betroffen.
Lebensbedingungen von Mehrfach-Ausgrenzungsgefährdeten deutlich schlechter
Die 410.000 Personen, die von mehr als einem Armutsrisiko betroffen sind, leben unter deutlich schlechteren Lebensbedingungen als andere Gruppen. Sie können etwa fünf Mal so oft unerwartete Ausgaben
nicht tätigen wie Personen ohne Armuts- und Ausgrenzungsrisiko. Gleichzeitig haben sie nur geringe
Chancen zur Verbesserung ihrer Situation: Rund die Hälfte aller Personen in dieser Gruppe schafft es
nicht, wenigstens 15 EUR pro Monat auf die Seite zu legen.
Unterschiede gibt es auch bei Wohnqualität und -kosten: Personen mit mehrfachem Armutsrisiko leben
deutlich öfter in prekärer Wohnqualität. Wohnkosten werden für armutsgefährdete Haushalte (sowohl mit
Einfach- als auch mit Mehrfachbelastung) zum großen Problem. Über 40% aller mehrfach ausgegrenzten
Personen müssen mehr als 40% ihres Haushaltsbudgets zur Abdeckung der Wohnkosten aufwenden.
So verwundert es nicht weiter, dass die allgemeine Lebenszufriedenheit mit zunehmendem Armutsrisiko sinkt: Personen ohne Armuts- und Ausgrenzungsgefährdung geben auf einer Skala von 0 („gar nicht
zufrieden“) bis 10 („vollkommen zufrieden“) ihrem Leben eine Note von 8,0. Wer von einer Ausgrenzungsgefährdung betroffen ist, gibt die Note 7,3. Wer hingegen mehrfach ausgegrenzt ist, gibt nur die Note 6,1.
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ARMUT UND SOZIALE AUSGRENZUNG
Anteil der Haushalte in der jeweiligen Gruppe,
auf die das genannte Problem zutrifft
Mehrfach-Ausgrenzungsgefährdung geht mit insgesamt deutlich schlechteren Lebensbedingungen
Hand in Hand
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mehrfach ausgrenzungsgefährdet
einfach ausgrenzungsgefährdet
nicht ausgrenzungsgefährdet
Quelle: Statistik Austria, EU-SILC 2014.
*) ■ unerwartete Ausgaben: Der Haushalt kann es sich nicht leisten unerwartete Ausgaben bis zu 1.100 EUR zu finanzieren (z.B. für Reparaturen).
■■ kein Sparen möglich: In einem Haushalt kann keine Person über 15 Jahren mindestens 15 Euro im Monat sparen.
■■ mehrfache Gesundheitseinschränkungen: Sie liegen vor, wenn mindestens zwei der folgenden drei Merkmale
auf eine Person zutreffen: sehr schlechter allgemeiner Gesundheitszustand (subjektive Einschätzung), chronische
Krankheit, starke Einschränkung bei der Verrichtung alltäglicher Arbeiten durch eine gesundheitliche Beeinträchtigung seit mindestens einem halben Jahr
■■ prekäre Wohnqualität: Berücksichtigt wird, ob die Wohnung mit einem Badezimmer bzw. einem WC ausgestattet
ist, eine Waschmaschine vorhanden ist, es in der Wohnung Probleme durch Feuchtigkeit, Schimmel und Fäulnis
oder durch dunkle Räume gibt.
■■ hohe Wohnkostenbelastung: Überschreitet der Wohnkostenanteil inklusive Energiekosten 40% des Haushaltseinkommens, wird von hoher Wohnkostenbelastung gesprochen.
15
ARMUT UND SOZIALE AUSGRENZUNG
Auch der Gesundheitszustand hängt stark mit der Intensität des Ausgrenzungsrisikos zusammen. Wer
nicht armuts - oder ausgrenzungsgefährdet ist, hat zu 8% mit mehrfachen gesundheitlichen Beeinträchtigungen zu kämpfen. Wer von einem Armutsrisiko betroffen ist, hat in 14% der Fälle auch mehrfache
gesundheitliche Beeinträchtigungen. In Haushalten mit mehr als einem Armutskriterium trifft dies hingegen auf 23% der Personen zu.
Eine Million Menschen haben längerfristige Einschränkungen ihres Lebensstandards
Armut kann vorübergehend oder dauerhaft sein. Zwei Drittel aller Armuts- oder Ausgrenzungsgefährdeten
leben in ihrer jeweiligen Problemlage bereits seit mindestens einem Jahr oder sogar länger.
Von besonders hohem Ausmaß sozialer Benachteiligung ist auszugehen, wenn eine erhöhte Intensität
der Armutslagen – also das Zutreffen von mindestens zwei der Armutskriterien – mehr als zwei Jahre
andauert. Im Jahr 2014 traf dies auf 3% der Bevölkerung bzw. 250.000 Personen in Österreich zu.
„Europa 2020“-Ziel: Verringerung von Armut und sozialer Ausgrenzung
Bis 2020 soll es 235.000 weniger Armuts- oder Ausgrenzungsgefährdete in Österreich geben
In der Europäischen Union soll Armut deutlich verringert werden – laut der Strategie „Europa 2020“ sollen
bis zum Jahr 2020 mindestens 20 Millionen Menschen weniger in Armut oder sozialen Gefährdungslagen
leben.
Legt man dieses Ziel auf Österreich um, so soll die Zahl der Armuts- oder Ausgrenzungsgefährdeten um
mindestens 235.000 Personen verringert werden.
Österreich liegt deutlich unter dem EU-Durchschnitt ...
Im Jahr 2013 waren 123 Millionen Personen (bzw. 25% der Bevölkerung) in der EU von Armut oder sozialer
Ausgrenzung bedroht, gegenüber 24% im Jahr 2008.
Mit einer Quote von 19% an Armuts- oder Ausgrenzungsbedrohten lag Österreich 2013 somit deutlich unter
dem EU-Schnitt. Die niedrigsten Quoten wiesen Tschechien, die Niederlande, Finnland und Schweden
mit jeweils zwischen 15% und 16% auf, die weitaus höchste hatte Bulgarien mit 48%.
16
ARMUT UND SOZIALE AUSGRENZUNG
Österreich bei Armuts- oder Ausgrenzungsgefährdung unter dem EU-Schnitt
Armuts- oder Ausgrenzungsgefährdung
in % der Gesamtbevölkerung
50%
45%
40%
35%
30%
25%
EU-28 Durchschnitt
20%
15%
10%
5%
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Quelle: Statistik Austria, EU-SILC 2013
... und ist auf einem realistischen Weg der Zielerreichung
In Österreich weist die Entwicklung der Quoten der Armuts- und Ausgrenzungsgefährdung eine sinkende
Tendenz auf: Waren 2008 noch 21% der Bevölkerung armuts- oder ausgrenzungsgefährdet, waren es
2014 19%. Das Europa 2020-Ziel der Reduktion der Zielgruppe um 235.000 Personen ist für Österreich
also durchaus erreichbar. Insgesamt hat sich in der EU die soziale Lage verschärft, was sicherlich auch
eine Folge der Finanz- und Wirtschaftskrise ist.
17
ARMUT UND SOZIALE AUSGRENZUNG
Anhang: Wie die Statistik die Einkommen einteilt
Berechnung von Haushaltseinkommen: Alle Einkommen ...
Die materielle Situation einer Person ist von der Einkommenssituation des Haushalts abhängig, in der sie
lebt. Zur Beurteilung des Lebensstandards werden daher Haushaltseinkommen betrachtet. Diese werden
berechnet, in dem man alle Einkommen, die an irgendein Haushaltsmitglied während eines ganzen Jahres
fließen, zusammenrechnet – dazu zählen Erwerbseinkommen, Pensionen, Kapitalerträge und allfällige
Sozialleistungen sowie auch Unterhaltsleistungen und dergleichen. Davon werden dann Steuern und
Sozialversicherungsbeiträge abgezogen.
... dividiert durch die Haushaltsgröße ...
Haushalte sind unterschiedlich groß: Wie viel sich ein Haushalt leisten kann, wird einerseits davon abhängen, wie viel Einkommen die Haushaltsmitglieder erzielen und aus wie vielen Personen der Haushalt
besteht. Das verfügbare Einkommen muss daher nach dem Bedarf des Haushalts gewichtet werden.
Dabei wird angenommen, dass ein größerer Haushalt bestimmte Haushaltsgegenstände gemeinsam nutzen kann und deshalb der Bedarf z.B. eines Zweipersonenhaushalts nicht doppelt so hoch wie der eines
Einpersonenhaushalts ist: Eine alleinlebende erwachsene Person wird mit 1 gewichtet, jede/r weitere
Erwachsene mit 0,5; Kinder unter 14 Jahren bekommen ein Gewicht von 0,3.
Rechenbeispiel:
Das verfügbare Nettoeinkommen in zwei Haushalten ist 2.500 EUR im Monat. In einem Haushalt
wohnen zwei Erwachsene alleine, im zweiten Haushalt wohnen die beiden Erwachsenen mit zwei
Kindern.
Das so genannte Äquivalenzeinkommen (gewichtetes Pro-Kopf-Einkommen) beträgt für Haushalt 1:
2.500 EUR : (1+ 0,5) = 1.667 EUR
für Haushalt 2: 2.500 EUR : (1+ 0,5 + 0,3 + 0,3) = 1.190 EUR.
Anmerkung: Für eine Alleinerzieherin mit einem Kind würde das Äquivalenzeinkommen in diesem
Beispiel 2.500 EUR : (1 + 0,3) = 1.923 EUR betragen. Allerdings müsste diese Mutter alleine 2.500 EUR
an verfügbarem Einkommen zusammenbringen, während in den beiden anderen Fällen zwei mögliche VerdienerInnen vorhanden sind.
18
ARMUT UND SOZIALE AUSGRENZUNG
... und dann nach dem Einkommen gereiht ...
Die so berechneten Pro-Kopf Haushaltseinkommen werden nun der Größe nach sortiert und der Median
berechnet: Dies ist derjenige Wert, unter und über dem jeweils die Hälfte der Personen mit ihrem Einkommen liegt.
2014 betrug der Median der äquivalisierten Haushaltseinkommen 23.211 EUR im Jahr, d.h. der Hälfte der
Personen in Privathaushalten stand weniger, der anderen Hälfte mehr als dieser gewichtete Pro-KopfBetrag zur Verfügung.
... um die Armutsgefährdungsschwelle zu errechnen
60% dieses Medianeinkommens sind die Armutsgefährdungsschwelle, das sind für einen Einpersonenhaushalt 13.926 EUR im Jahr bzw. 1.161 EUR im Monatszwölftel. Für jede weitere erwachsene Person im
Haushalt erhöht sich die Schwelle um monatlich 580 EUR für jedes Kind unter 14 Jahren um 348 Euro.
Mehr Informationen
Zu diesem Thema wurde ein gleichnamiger Folder erstellt. Weitere Informationen finden Sie im Sozialbericht 2013-14:
www.sozialministerium.at > Soziales > Allgemeine Sozialpolitik > Sozialberichte
und in den Ergebnissen zu EU-SILC: www.sozialministerium.at > Soziales > Allgemeine Sozialpolitik > Armut
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BUNDESMINISTERIUM
FÜR ARBEIT, SOZIALES
UND KONSUMENTENSCHUTZ
Stubenring 1, 1010 Wien
Tel.: +43 1 711 00 - 0
sozialministerium.at