AFI-Barometer Frühjahr 2015 - AFI-IPL

Presseaussendung
23.04.2015
AFI-Barometer – Frühjahr 2015
Bessere Stimmung bei den Südtiroler Arbeitnehmern. Vorbote für den Aufschwung
In Anwesenheit von Landesrätin Martha Stocker und AFI-Präsident Toni Serafini wurde heute die achte Ausgabe des AFI-Barometers vorgestellt. Das Hauptergebnis: Die Stimmung bei den Südtiroler Arbeitnehmern zieht wieder an - in
zwei Fällen sogar deutlich, nämlich was die erwartete Entwicklung der Südtiroler Wirtschaft und die erwartete Entwicklung der Arbeitslosigkeit anbelangt.
Die Indikatoren der Realwirtschaft spiegeln die verbesserte Stimmung noch
nicht wieder. Dazu AFI-Präsident Toni Serafini: „Heute mehr denn je ist es
notwendig, dass die öffentliche Hand über Investitionen die Nachfrage stützt
und dass die Privatwirtschaft den besonders günstigen Moment auf den Zinsmärkten als Chance für Investitionsvorhaben wahrnimmt.“
Am 16. April ist die Gemeinschaftsdiagnose der führenden europäischen PrognoseInstitute veröffentlicht worden. Die Experten erwarten, dass sich der wirtschaftliche Aufschwung im Euro-Raum festigt, begünstigt durch den niedrigen Rohölpreis und den
schwachen Euro. Die Europäische Zentralbank hält an der expansiven Geldpolitik fest –
dennoch dürfte die Inflation über das gesamte Jahr die Marke von ein Prozent nicht überschreiten. Die Weltkonjunktur wird 2015 vor allem von den USA angetrieben. Die Forscher
rechnen für 2015 mit folgenden Wirtschaftswachstumsraten: USA +2,9%, Euro-Raum
+1,4%, Deutschland +2,1%, Österreich +0,8%, Italien +0,4%. Positiv ist, dass in Italien
die Stimmung sowohl bei den Unternehmen als bei den Verbrauchern wieder anzieht. Auf
die Realwirtschaft hat sich dies bislang allerdings noch nicht positiv niedergeschlagen.
Stimmungsbild: Alle sieben Indikatoren bessern sich, zwei davon deutlich
Die Stimmungsbild bei den Südtiroler Arbeitnehmern hellt sich durchgehend auf: Alle sieben Indikatoren entwickeln sich in eine positive Richtung – in zwei Fällen sogar relativ
deutlich. Es handelt sich um jene, die das wirtschaftliche Umfeld betreffen, nämlich die
erwartete Entwicklung der wirtschaftlichen Entwicklung sowie die erwartete Entwicklung
der Arbeitslosigkeit. Die fünf Indikatoren, welche die persönliche Situation der Arbeitnehmer abbilden, bleiben nur stabil mit leicht positivem Vorzeichen. 30% beträgt nun der Anteil der Südtiroler Arbeitnehmer der angibt, nur mit Schwierigkeiten über die Runden zu
kommen, weil das Geld nicht bis ans Monatsende reicht. Es ist dies der niedrigste Wert
seit Einführung des AFI-Barometers. Dazu AFI-Direktor Stefan Perini: „Es spricht einiges
dafür, dass sich der wirtschaftliche Aufschwung auch in Südtirol festigt. Sehen wir die
Stimmungsindikatoren als Vorboten, so bahnt sich in Südtirol bei den Arbeitslosenzahlen
eine Trendumkehr an. Für das AFI bleibt ein Wirtschaftswachstum von 1 Prozent für die
Südtiroler Wirtschaft im Jahr 2015 absolut in Reichweite.“
Qualität der Arbeit: Zeitdruck als größeres Problem
Das Thema Qualität der Arbeit wird erst seit Ende der 70er Jahre wissenschaftlich beleuchtet. Obwohl es noch keine in allen Ländern akzeptierte Definition gibt ist man sich einig,
dass die Qualität der Arbeit mehrere Facetten besitzt, die sowohl die organisatorischen
Aspekte der Arbeit (Arbeitsbedingungen) als auch subjektive Faktoren (Arbeitszufrieden0471-418830
0471-418849
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23.04.2015
heit) betreffen. Unterschiedlich sind auch die Methoden, um die Qualität der Arbeit zu
messen. Das AFI hat sich in dieser Sache an den Arbeitsklimaindex der österreichischen
Arbeiterkammern angelehnt. Das AFI-Barometer hat erhoben, welche die Arbeitsaspekte
sind, mit denen Südtirols Arbeitnehmer am zufriedensten sind. Es sind dies das Ansehen
des Unternehmens (Zufriedenheitsgrad: 69%), die Stellung als Arbeitnehmer in der Gesellschaft (63%) und die Möglichkeiten der Weiterbildung (55%). Weniger ausgeprägt ist
die Zufriedenheit mit dem derzeitigen Einkommen (46%) sowie mit den Karrieremöglichkeiten (42%). Demgegenüber werden diese Faktoren als Belastung gewertet: der Zeitdruck (40%), die technischen und organisatorischen Veränderungen (20%) und schlechte
Gesundheitsbedingungen am Arbeitsplatz (13%).
Work ability: 44% der Südtiroler Arbeitnehmer werden ihre heutige Arbeit mit
65 Jahren nicht mehr ausüben können
Der Anstieg der Lebenserwartung schlägt sich auf die Arbeitswelt in eine Verlängerung der
Lebensarbeitszeit nieder. Damit ist auch schon das Thema der work ability geboren, sprich
der Arbeitsfähigkeit auch in fortgeschrittenem Erwerbsalter. Ein wesentlicher Faktor, der
dazu beiträgt, die Beschäftigungsfähigkeit hoch zu halten, ist die Qualität der Arbeit. Im
Sonderteil des AFI-Barometers wurden Südtirols Arbeitnehmer gefragt, inwiefern sie davon
ausgehen, ihre derzeitige Arbeit auch noch mit 65 Jahren ausüben zu können: 15% werten dies als absolut unwahrscheinlich, 29% als eher unwahrscheinlich, 34% als relativ
wahrscheinlich und 23% als sehr wahrscheinlich. Als Maßnahmen, um auch noch mit 65
Jahren arbeiten zu können, geben 85% die Reduzierung von Stress an, 78% die Verbesserung des Arbeitsklimas mit Vorgesetzten und Kollegen, 74% geringere körperliche Belastungen. Erwähnenswert ist, dass für die Arbeitnehmer flexible Arbeitszeiten einen höheren
Stellenwert genießen als kürzere. „Der Umstand, dass ein so hoher Anteil der Arbeitnehmer glaubt, mit 65 Jahren ihre heutige Arbeit nicht mehr ausüben zu können ist allarmierend“, stellt Irene Conte fest, die das AFI-Barometer betreut. „Es braucht Maßnahmen
über das gesamte Erwerbsleben, um die Arbeitsfähigkeit stets hoch zu halten“.
Das AFI-Barometer erscheint viermal im Jahr (Winter, Frühjahr, Sommer, Herbst) und bildet das Stimmungsbild der Südtiroler Arbeitnehmerschaft ab. Die telefonisch geführte Umfrage umfasst 500 Arbeitnehmer und ist für Südtirol repräsentativ. Die nächsten Umfrageergebnisse werden Mitte Juli 2015 vorgestellt.
Nähere Informationen erteilen AFI-Direktor Stefan Perini (Tel. 0471 41 88 30, [email protected]) sowie die AFI-Forscherin Irene Conte (Tel. 0471 41 88 42, [email protected]).
Stellungnahme von Landesrätin Martha Stocker
„Das AFI-Barometer hat sich zu einem bedeutenden Instrument entwickelt, um die Stimmung unter den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern zu erfassen. Die regelmäßige Erhebung dieses Stimmungsbildes erlaubt es uns, am Puls der Zeit zu bleiben und ist mit Sicherheit eine der Säulen für gute Entscheidungen in der Arbeitsmarktpolitik. Gerade in
wirtschaftlich angespannten Zeiten ist bedeutend, auf der einen Seite auf die Bedürfnisse
der Unternehmen Rücksicht zu nehmen, um den Arbeitsmarkt zu sichern. Auf der anderen
Seite sind die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer das wirkliche Vermögen der Unternehmen, deren Stimmungslage und Einschätzungen wir sehr ernst nehmen, um ausgewogene Schritte setzen zu können.“
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