Sternstunden Althergebrachte Traditionen werden in Natalie Stylos Zuhause mit Lust und Leichtigkeit gelebt. Da überrascht es kaum, dass die gesamte Familie jedes Jahr aufs Neue bei ihr einfällt T E X T: F R I E DE R I K E M ECH L E R | PRODU K T ION : V ICTOR I A A H M A DI FOTOS : OT H M A R BE R N DT/ V ICTOR I A A H M A DI 88 D E C O 5 / 1 5 Text: Anne Gelpke. Alle Preise unverbindlich WOHNEN WOHNEN Text: Anne Gelpke. Alle Preise unverbindlich Der hölzerne Mönch, den Natalie im Einrichtungsladen Das 7. Zimmer entdeckte, wacht nun als „guter Geist“ im Wohnzimmer. Das Kreuz an der Kette hing ihm die Hausherrin um D E C O 5 / 1 5 89 WOHNEN Text: Anne Gelpke. Alle Preise unverbindlich In der Weihnachtszeit lebt Natalie ihre Deko-Leidenschaft voll aus. Zapfen und Beeren für den Kranz im Esszimmer holt sie einfach aus dem Wald. Das Kamel – Reminiszenz an die Heiligen Drei Könige – scheint der Truppe aus dem Morgenland vorausgeeilt zu sein 90 D E C O 5 / 1 5 WOHNEN Im Familienwohnzimmer steht ein gusseiserner Ofen. „Das Türchen verschließen wir absichtlich nicht, damit wir das Gefühl eines offenen Kamins haben“, verrät Natalie D er Karpfen ist das Wichtigste“, erzählt Natalie Stylo. Traditionell kommen bei ihr an den Weihnachtstagen insgesamt zwölf Fischgerichte auf den Tisch. Gebacken, eingelegt oder als Terrine zählt sie nur drei der vielen Zubereitungsmöglichkeiten auf. Fünf Tage steht die gebürtige Polin gemeinsam mit Mutter und Großmutter zur Vorbereitung in der Küche und genießt neben dem Kochen und Backen das gesellige Miteinander. „Die Zahl Zwölf steht hier für die Apostel“, erklärt sie. Eine Tradition, die bis ins Mittelalter zurückreicht: Die Adventszeit wurde nach der christlichen Lehre als Fastenzeit begangen und endete erst mit Aufgang des ersten Sterns an Heiligabend. Im katholischen Polen ist dieser Brauch bis heute lebendig und wird im Hause Stylo in Hamburg-Harvestehude liebevoll gepflegt. „An Weihnachten kommt bei uns die ganze Familie zusammen“, freut sich Natalie. „Wahrscheinlich auch, weil ich so dekoverrückt bin.“ In fast jedem Zimmer ihrer 230 Quadratmeter großen Wohnung – die drei Schlafzimmer mal ausgenommen – tobt sich die studierte Innenarchitektin, die fünf Jahre lang einen eigenen Laden in Eppendorf führte, voll aus. Seit der Geburt Fürs Weihnachtsessen wird der Tisch mit Silber und Kristall festlich eingedeckt D E C O 5 / 1 5 91 WOHNEN Den opulenten olivgrünen Damast über dem Babybett bekam Natalie bereits als Teenager von ihrem Vater geschenkt. Er zierte einst ihr Zimmer in Danzig ihrer Tochter vor 18 Monaten gönnt sie sich eine Auszeit, während der sie sich vor allem dem Baby und ihrem achtjährigen Sohn widmen möchte. Gerade richtet sie zwei Landhäuser ein – allerdings nur noch nebenbei, wie sie sagt. „Wahrscheinlich auch ein Grund, warum ich jede Möglichkeit nutze, unsere eigenen Zimmer ausgiebig zu dekorieren“, gesteht sie. Und das sind nicht wenige. as Haus, in dem die Familie lebt, wurde 1894 errichtet. Altbauwohnungen in der Elbmetropole haben meist einen ähnlichen Grundriss, der seiner Form wegen auch als „Hamburger Knochen“ bekannt ist. Im vorderen Bereich liegen die repräsentativen Räume: der Salon und das Esszimmer sowie ein Alltagswohnzimmer mit bequemen dunklen Polstermöbeln samt antikem Kaminofen. Ganz praktisch, findet die zweifache Mutter, so gibt es zumindest ein ordentliches Wohnzimmer und sie muss nicht extra aufräumen, wenn Gäste kommen. Vorbei an der Küche linker Hand sowie Vorratsraum, Toilette und Badezimmer rechter Hand führt ein langer, schmaler Flur zu den am Ende gelegenen privaten Schlafräumen. „Für die Wände habe ich überwiegend dunkle Farben wie Braun und Schwarz von Flamant gewählt“, erklärt Natalie Stylo. „So kommen die gut erhaltenen, nicht sanierten Stuckelemente besonders schön zur Geltung. Und bei Kerzenlicht wirken die Räume dadurch gemütlich.“ D Der lange Flur, von dem links und rechts die Zimmer abgehen, mündet im Elternschlafzimmer 92 D E C O 5 / 1 5 WOHNEN Weil die originalen Fliesen nicht mehr vollständig erhalten waren, ist die Küche der einzige Raum mit einem neuen Bodenbelag. Der doppeltürige Kühlschrank war ein Geschenk des technikbegeisterten Schwiegervaters D E C O 5 / 1 5 93 WOHNEN Mit seinen Braunund Cremetönen nicht nur optisch der Ruhepol des Hauses: das Elternschlafzimmer mit Balkon Ein Highlight an regnerischen Tagen ist die überdachte Loggia zum Hinterhof 94 D E C O 5 / 1 5 Die Vorhänge in Beige- und Brauntönen – gestuft im Schlafzimmer und mit einem breiten Saum aus schwarzem Samt im Wohnzimmer – halten sich dezent im Hintergrund. Auch die Türen inklusive Griffe sind noch original. Einziger Wermutstropfen: Leider fehlt ein Aufzug in den zweiten Stock, was mit Kind und Kegel mitunter beschwerlich sein kann. Vor allem wenn sie von einem Waldspaziergang zurückkommen und Natalie obendrein mit Zweigen, Zapfen, Beeren und anderen Fundstücken beladen ist. Denn am liebsten dekoriert sie mit natürlichen Elementen. Auch der Bau eines riesigen Lebkuchenhauses, bei dem die Kinder eifrig mitgestalten, gehört für sie zu den unumstößlichen Ritualen der Vorweihnachtszeit. Oder wird hier bereits die nächste Riege von Interiorprofis spielerisch herangezogen? Zumindest fühlen sich Jung und Alt in diesem Vorweihnachtstrubel pudelwohl. Und so verwundert es nicht, dass sich beim obligatorischen Brechen der geweihten Oblate an Heiligabend – ebenfalls ein alter polnischer Brauch: Symbol der Versöhnung, der Liebe und des Zusammenhalts – die ganze Familienrunde nur Gutes wünscht und beim Erstrahlen des ersten Sterns über die kulinarischen Leckereien hermacht. Besonders hell leuchtet er für Natalie, die sich nun zurücklehnen kann. Denn mit Sicherheit ist genug für alle da. INFO Natalie Stylo, [email protected]
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