20 Donnerstag, 16. Juli 2015 — Bern 10 Jahre Stade de Suisse Erinnerungen ans erste Spiel 16. Juli 2005: YB - Marseille 2:3 «Die Premiere im Stade de Suisse? Moment! Ich muss kurz überlegen. Klar doch: Wir spielten gegen Marseille im UI-Cup. Das Resultat ist mir nicht mehr präMarco Wölfli, sent. 3:3 oder 2:3, YB-Goalie glaube ich. Was ich hingegen noch genau weiss: Mein Kumpel ‹Mändu› Raimondi hat das erste YB-Tor geschossen im neuen Wankdorf. Und was mir auch in Erinnerung geblieben ist: Dass nur Teile des Stadions für die Zuschauer geöffnet wurden, da noch nicht alles fertig gebaut war. In all den Jahren ist das Stade de Suisse so etwas wie mein zweites Zuhause geworden. Was ich besonders mag an ihm: Es ist ein richtiges Fussballstadion, in dem eine Hühnerhaut-Stimmung entstehen kann.» «Für mich war es ein sehr spezieller Tag, da ich 20 Jahre lang dafür gekämpft hatte, dass Bern ein neues Fussballstadion erhält. Die ersten Pläne für einen Bruno Marazzi, multifunktionalen Stadionbauer Bau entwickelten wir bereits Mitte der 1980er-Jahre. Es brauchte dann seine Zeit, bis wir ein konkretes Projekt umsetzen konnten. Ausser in Basel ist das Mantelnutzungskonzept nirgends so perfekt umgesetzt worden wie im Wankdorf, wo Stadionbetreiber, Einkaufszentrum und Schulen am gleichen Strick ziehen müssen, damit es funktioniert. Ich sage immer, das Stadion ist noch nicht fertig gebaut. Wenn man es überdachen würde, liessen sich noch mehr fussballfremde Anlässe durchführen. Das bleibt meine Vision: das Stade de Suisse als Berns zentraler Ort der Spiele und Begegnungen». «Wie lange hatten wir gewartet! Dann war der Tag da. Und wir warteten – in der EndlosSchlange vor dem Sektor C. Als wir endlich drin waren, staunten wir: Christian Zingg, über die vielen ToiYB-Fan letten. Über die gigantische ThomyTube. Über das riesige Stadion, das unseres war. Wir waren in der grossen Fussballwelt angekommen. Aber die YBWurst schmeckte irgendwie anders. ‹Eine neue Rezeptur›, behauptete Kollege Häck. ‹Weniger fettig. Sie spritzt nicht richtig.› Marseille kontrollierte das Spiel, und Noz stellte fest: ‹Der Werbespot der Metzgerei Spahni fehlt.› Hakan Yakin brillierte, Eugster fiel ab. Uns schwante, dass das schöne teure Stadion allein nicht reichen würde, um YB zum Meister zu machen. Marseille schoss das Siegestor, Häck fluchte. ‹Das erste Spiel im Stade de Suisse verlief organisiert, ruhig und gesittet›, teilten die Veranstalter tags darauf mit. ‹Ich sag immer noch Wankdorf›, murrte Häck.» Das Stadion lebt, auch wenn In der 10-jährigen Anlage gehen jährlich mehrere Hunderttausend Fussballfans, Besucher des Heute ist es genau 10 Jahre her, dass 14 000 Fussballfans erstmals ins Stade de Suisse Wankdorf Bern pilgerten, um YB gegen Marseille zu unterstützen. Es war das erste von 210 Pflichtspielen, welches der Traditionsverein bis dato im multifunktionalen Stadion bestritten hat. Womit auch gleich gesagt ist, wer im Stade de Suisse den Ton angibt: Die Young Boys sind die Triebfeder des ganzen Gebildes, welches zwischen 2001 und 2005 im Berner Nordquartier hochgezogen wurde. Sie sorgen für die grossen Emotionen. Im Guten wie im Schlechten. Das Stade de Suisse ist keine Kathedrale wie das San Siro in Mailand oder das Camp Nou in Barcelona. Dazu fehlt ihm die Grösse und die architektonische Extravaganz. Doch für schweizerische Verhältnisse ist es ein gutes Fussballstadion mit grosszügig gestalteten Aufenthaltszonen für die zahlende Kundschaft. Diese ist nach Boomjahren, deren Ende durch die Absetzung von Stadionchef Stefan Niedermaier im August 2010 eingeläutet wurde, erheblich kleiner geworden. Die vollmundig angekündigte «Phase 3», welche YB zum Bayern München der Schweiz machen sollte, war ein Rohrkrepierer erster Güte. Erst als YB wieder vermehrt auf eigenes Schaffen setzte und den früheren Sportchef Fredy Bickel zurückholte, konnte die Negativspirale gestoppt werden. Zumindest im sportlichen Bereich. Wie es um die finanzielle Situation des Gebildes YB/Stade de Suisse steht, ist unklar. Die AG veröffentlicht keine Zahlen. Die Lohnsumme von YB ist nach den Transfers von Hoarau, Sulejmani und Benito wieder beträchtlich. Auf der Einnahmeseite hingegen läuft das eminent wichtige Geschäft mit den VIP-Matchbesuchern weniger gut als noch vor einigen Jahren – nicht zuletzt wegen der starken Konkurrenz des SC Bern mit der neuen Postfinance-Arena. Ebenso hat das Business-Center, wo jährlich rund 900 grössere und kleinere Anlässe stattfinden, mit mehreren starken Mitbewerbern zu kämpfen. Flaute bei den Konzerten Im Stade de Suisse sind neben etlichen Weltstars des Fussballs auch einige ganz grosse Musiker und Bands wie Robbie Williams, Bruce Springsteen, AC/DC, Coldplay und Pink aufgetreten. Dieses Jahr findet kein einziges Konzert statt. Das hat weniger mit der Qualität des Stade de Suisse zu tun, als mit Veränderungen im internationalen Musikgeschäft. «Viele Bands machen Pausen. Super-Headliner wie AC/DC kann man weltweit fast an einer Hand abzählen», sagt Branchenkenner Philippe Cornu (siehe Interview S. 19). «Es muss sehr viel passen, damit wir zwei bis drei Bands buchen können», bestätigt Stade-de-Suisse-Chef Alain Kappeler. Wie sieht die Bilanz der Protagonisten aus? Keiner ist mit der Geschichte des Stade de Suisse so gut vertraut wie Werner Müller, der Chefentwickler Das Stade de Suisse Wankdorf Bern mit dem freistehenden Längsbau für die Schulen (links) wenige Wochen vor der offiziellen Eröffnung beim Stadionbauer Bruno Marazzi war und seit 2010 YB-Präsident ist. «Das Stade de Suisse hat sich sowohl als Marke als auch im Nordquartier etabliert und das Nebeneinander von Schulen, Einkaufszentrum und Fussball funktioniert sehr gut», so Müller. Auch rund um das Wankdorfstadion hat sich in den letzten Jahren einiges getan. Für Stadtpräsident Alexander Tschäppät (SP) ist das Stade de Suisse ein Teil, aber nicht der Hauptgrund für die Erfolgsgeschichte des Entwicklungsschwerpunkts Wankdorf. Dies im Gegensatz zu Bern-Brünnen, welches ohne das Zugpferd Westside nie «zum Fliegen gekommen wäre». Die Lage des Gebiets Wankdorf mit perfektem ÖVund Autobahnanschluss sei einmalig. Die Durchmischung des Quartiers könne allerdings noch besser werden: «Es braucht noch mehr Wohnungen, Restaurants. Auch ein Hotel wäre toll.» Im Gegensatz zu Genf oder Zürich, wo Unsummen von Steuergeldern in mehr schlecht als recht funktionierende Anlagen flossen, wurde das Stade de Suisse grösstenteils von privaten Investoren finanziert. «Ich bin noch heute stolz, konnten wir den Betreibern das Stade de Suisse für einen symbolischen Franken übergeben», sagt Bruno Marazzi. Fazit: Das Stade de Suisse ist ein funktionierendes Sport- und Wirtschaftsgebilde. Damit es zu einer Erfolgsstätte wird wie der St.-Jakob-Park in Basel, muss YB in den nächsten Jahren wichtige Titel holen. Sonst könnte irgendwann der ganz grosse Blues herrschen. Fakten zum Stade de Suisse www.stadedesuisse.derbund.ch Baukosten: 350 Millionen Franken Fassungsvermögen: 32 000 Zuschauer Fussballfans seit 2005 im SdS (YB-Spiele, Cupfinals und Länderspiele): Rund 4,2 Millionen Fussballfremde Grossanlässe 2005 bis 2015: Total 23 (davon 17 Konzerte) Anlässe in den SdS-Geschäftsräumen 2014: 863 651 Anlässe bis 50 Personen 88 Anlässe 51 bis 100 Personen 71 Anlässe 101 bis 200 Personen 53 Anlässe mit mehr als 200 Personen (Vergleich 2013: Total 908 Anlässe) Anzahl fest vermieteter Logen: 3 x 12er-Logen Firmen mit Sky-Lounge-Jahresabos: 10 Besucherschnitt Sky Lounge: 50 Personen Mitglieder Presidents Club: 29 Mitglieder Future Club: 83 Firmen oder Privatpersonen Mitglieder Champions Club: 115 Firmen oder Privatpersonen Verkaufte YB-Jahreskarten: 11 213 (Stand 14. Juli) Das Stadion im Bild Weitere Fotos aus den letzten 10 Jahren finden sich unter: 10 Jahre Stade de Suisse, 10 besondere Momente 2005: Pleiten, Pech und Pannen 2005: Emotionen beim Türkei-Spiel 2006: Im Robbie-Williams-Fieber 2007: Das «Tatzenderby» 2008: «Oranje» glänzt und feiert Ein halb leeres Stadion; eine mässig gute Show mit Luftakrobaten, Musik und Licht; ein Artistenballon, der ungewollt davonschwebt und auf dem Amag-Gelände abstürzt (ein Verletzter); jede Menge unzufriedene Gäste, die sich wegen der hohen Eintrittspreise (100 Franken) enervieren; die geschönte Schlussbilanz des ungeliebten Betriebsleiters Peter Jauch: An der dreitägigen Einweihungsfeier Ende Juli 2005 geht so ziemlich alles schief, was schiefgehen kann Die Stadionbetreiber, die im Vorfeld vollmundig ein «einmaliges Eröffnungsspektakel» angekündigten, müssen viel Kritik einstecken, zumal es kurz darauf grosse Ticketing-Probleme gibt, als Thun ein erstes Mal in Bern gastiert. In einer aufgewühlten Atmosphäre bestreitet die Schweiz am 13. November das WMBarrage-Hinspiel gegen die Türkei. Die Emotionen werden schon früh angeheizt: Als die türkische Nationalhymne gespielt wird, pfeift ein Teil der Schweizer Fans im ausverkauften Stadion. Dann geraten der türkische Goalie Volkan und Alex Frei aneinander, der Clinch geht sogar im Kabinengang weiter. Die Schweiz siegt 2:0 und schafft es trotz einer 2:4-Niederlage im Skandal-Rückspiel an die WM 2006. NLA-Eishockey «open air»: 30 076 Zuschauer – Europarekord – sehen am 14. Januar das legendäre «Tatzenderby». Der SCB besiegt die SCL Tigers 5:2, doch Langnau als Organisator fühlt sich dank Einnahmen von einer halben Million Franken ebenfalls als Sieger. Hollands Fussballstars Van der Sar, Van Persie, Sneijder und Van Nistelrooy bieten an der EM 2008 Traumfussball im Stade de Suisse. 3:0 gegen Italien, 4:1 gegen Frankreich, 2:0 gegen Rumänien – die «Elftal» begeistert nicht nur die jeweils über 30 000 Fans im Stadion und die Millionen am TV, sondern auch Zehntausende «Oranje»-Fans, die ihre Mannschaft in der Berner Innenstadt beim Public Viewing unterstützen. Die eindrücklichen Fanmärsche der Holländer über die Kornhausbrücke zum Stadion verlaufen ohne grössere Zwischenfälle. «Oranje boven» – ein Hoch auf Oranien – ist das Motto in diesen Juni-Tagen in Bern, das logistisch an seine Grenzen stösst. Schon die Ankündigung 2005 löst in Bern ein Robbie-WilliamsFieber aus: Der britische Sänger kommt ins Stade de Suisse, und zwar gleich zweimal. 80 000 Fans strömen am 23. und 24. August 2006 ins Stadion. Mit Hits wie «Feel», «Tripping» und «Come Undone» begeistert er das Publikum. Es kann nicht wissen, dass es die vorerst letzten Auftritte des gesundheitlich angeschlagenen Entertainers sind. Williams, der in Bern nur dank einem «Zaubertrank» auftreten konnte, zieht sich für längere Zeit zurück. 21 — Donnerstag, 16. Juli 2015 YB nicht abhebt Suche nach einer schicken, neuen Braut Einkaufszentrums und Schüler ein und aus. Ruedi Kunz und Adrian Müller Das Stade de Suisse und die BKW gehen nach 10 Jahren getrennte Wege. Noch ist nicht klar, wer neuer Hauptpartner wird. Ruedi Kunz In diesen Tagen endet eine Geschäftsbeziehung, die die erste Dekade des Stade de Suisse Wankdorf Bern prägte. Das BKW-Logo, welches an etlichen Standorten im Stade de Suisse und auf dem Dach prangte, wurde bereits entfernt. Die letzte Stadionführung unter Regie des Stromproduzenten ist seit einigen Tagen ebenfalls Vergangenheit. Fortan ist das Stade de Suisse auch für dieses Geschäftsfeld selber zuständig. Präsenz markiert die BKW bis auf weiteres auf dem Stadiondach – mit der Aussichtsplattform Soleil. Doch auch diese soll in absehbarer Zeit abgestossen werden. Naheliegend ist, dass das Stade de Suisse das kreisrunde Luftschloss erwirbt oder zumindest mietet. «Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie die Plattform künftig genützt werden kann», sagt CEO Alain Kappeler, eine spruchreife Lösung liege aber noch keine vor. Möglicherweise ergibt sich eine solche, wenn der neue Stromlieferant gefunden ist. Der heisst bis zum heutigen Tag nicht etwa BKW, sondern Energie Wasser Bern. Die eigentlich absurde Konstellation bedarf einer Erklärung. Das damals weltweit grösste stadionintegrierte Sonnenkraftwerk der Welt liefert zwar ordentlich Strom, doch er reicht bei weitem nicht aus, um den Bedarf der ganzen Anlage mit unterirdischem Einkaufszentrum und Schulen im freistehenden Längsbau zu decken. Weil zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme des Stade de Suisse die Strommarktliberalisierung noch nicht in Kraft war, kam Energie Wasser Bern (EWB) zum Handkuss. Der lokale Stromanbieter sicherte sich vertraglich die Lieferung der fehlenden Energie bis Ende 2015. Solarkunde in luftiger Höhe Das Umgarnen funktionierte. Die Nachfrage nach sauberer Energie vom Stade de Suisse stieg trotz einem Aufpreis von 80 Rappen pro Kilowattstunde rasch an, und so setzte die BKW nur zwei Jahre nach Eröffnung des Kleinkraftwerkes ein Versprechen um: Sie versah weitere 4000 Quadratmeter des Stadiondaches mit fotovoltaischen Zellen. Mit dem nunmehr produzierten Strom konnte die Jahresversorgung von 350 bis 400 Haushalten sichergestellt werden. Stadionname zu kaufen In den letzten Jahren verlor das Soleil zusehends an Anziehungskraft. Hingegen seien die Stadionführungen weiterhin «ziemlich gut gelaufen», sagt BKWPressesprecher Tobias Fässler. Dennoch setzt die BKW seit dem 1. Mai 2015 auf ein anderes sportliches Pferd: Sie hat bei Swiss Ski den Konkurrenten Alpiq als Verbandssponsor abgelöst. Das Unternehmen wolle sich als nationale Energiedienstleisterin positionieren und den Bekanntheitsgrad ausserhalb des angestammten Versorgungsgebietes steigern, verkündete CEO Suzanne Thoma bei der Bekanntgabe des Engagements. Das Nachsehen haben YB und das Stade de Suisse, welche die Zusammenarbeit mit der BKW gerne fortgesetzt hätten. Bis dato haben sie keinen Nachfolger gefunden, der ihnen ein vergleichbares Paket bieten kann. Was den Stromlieferanten betrifft, macht sich Betriebsleiter Alain Kappeler keine Sorgen: «An Anbietern fehlt es nicht. Wir könnten heute oder morgen einen neuen Vertrag unterzeichnen.» Unter den Bewerbern befindet sich auch EWB. Weit komplexer präsentiert sich das Dossier Verkauf des Stadionnamens. Kappeler spricht von einem «Projekt mit ganz grosser Tragweite». Die StadionBetreiber suchen einen Partner, welcher sich langfristig verpflichtet – und das im grossen Stil. Zahlen sind Kappeler nicht zu entlocken. Sie suchten jemanden, der bereit sei, «ein Engagement einzugehen, das der Bedeutung von YB und des Stade de Suisse gerecht wird». Sollte dereinst ein Handel zustande kommen, wird Kappeler etliche neue Feinde haben. Der Verein BSC YB kämpft seit längerem für den Erhalt der Marke Wankdorf. So sammelten sie über 10 000 Unterschriften, die sie dem Betriebsleiter und YB-Präsident Werner Müller überreichten. Über 1000 Lernende und Erwachsene gehen pro Tag im Annexbau neben dem Stade de Suisse ein und aus. «Die Schule ist ein wichtiger Faktor dafür, dass das Einkaufszentrum wie der Quartierplatz auch unter der Woche belebt sind», sagt Brigitte Jenny, Vizedirektorin am Bildungszentrum für Wirtschaft und Dienstleistung (BWD). Jenny zügelte bereits im August 2004 mit den Schülern vom Progr ins Wankdorf – ein Jahr vor der Eröffnung des Stade de Suisse. Vielen Schülern und Lehrkräften grauste es zuvor, die Berner Innenstadt verlassen zu müssen und in die Peripherie im Norden zu ziehen. «Die Lästerer sind aber rasch verstummt. Heute sind wir sehr zufrieden», sagt Jenny. Zusam- men mit dem Einkaufszentrum bilde man eine Einheit. «Wir sind eine moderne Schule in einem modernen Gebäude. Wir fühlen sogar einen gewissen weltstädtischen Touch», so Jenny. Nicht alles ist aber perfekt im Schulhaus. So fehlt auch 10 Jahre nach der Eröffnung eine Klimaanlage. Dies geht auf einen Geburtsfehler zurück: Die Planer hatten den Annexbau ursprünglich als reines Bürogebäude konzipiert. Erst im letzten Moment kam dann der Kanton zum Zug, als dieser verzweifelt einen Ersatz für das stark sanierungsbedürftige Schulgebäude im Progr suchte – der Kanton Bern konnte sich aber wegen des Spardrucks keine Klimaanlage für die Schüler leisten. Das Einkaufszentrum Wankdorf Center ist der grösste Publikumsmagnet im Stade de Suisse. Seit der Eröffnung Ende August 2005 wurden in der zweistöckigen Ladenstrasse rund 24,5 Millionen Besucherinnen und Besucher gezählt. Die Besucher zahlen konnten kontinuierlich gesteigert werden. Laut Center-Leiter Peter Baumgartner ist die Besucherzahl mit Ausnahme von 2008, als das Zentrum wegen der Euro 08 drei Tage geschlossen war, stetig angestiegen. «Ein grosser Vorteil ist die direkte Anbindung des Stadions an die Tramlinie Nummer 9.» Aufwärts zeigen auch die Umsätze. Gegenüber dem ersten vollen Geschäftsjahr 2006 seien sie um 25 Prozent gestiegen, sagt Baumgartner. (amü/ruk) Für die BKW war das Abseitsstehen kein Problem. «Für uns war wichtig, ein gutes Versuchsfeld zur Verfügung zu haben, wo wir uns mit Innovationen in den Bereichen Solarenergie und effiziente Gebäudetechnologie weiterentwickeln konnten», erinnert sich der damalige Projektverantwortliche Martin Pfisterer. Diese hätten bei der Eröffnung des Stade de Suisse noch weitgehend in den Kinderschuhen gesteckt. Das umfangreiche Engagement in den letzten 10 Jahren – Insider sprechen von insgesamt gegen 40 Millionen Franken – zahlte sich für den Berner Stromriesen in mehrerlei Hinsicht aus. «Wir konnten enorm viel Know-how sammeln, welches uns half, bei den erneuerbaren Energien und in der Gebäudetechnologie zu einer führenden Kraft zu werden», sagt Pfisterer. Im Weiteren war die Plattform in luftiger Höhe eine gute Bühne, um Häuserbesitzern die Welt der Fotovoltaik näherzubringen. «Wir haben Tausenden von Interessenten die damals neuen Technologien an einem funktionierenden Objekt zeigen können», erinnert sich der Energiespezialist, der vor zwei Jahren in Pension ging. 2008–2010: «Doumbia my lord» 2010: YB verpatzt «Finalissima» 2010: Putsch und «Phase 3» 2012: Messi versus Affolter 2005 bis 2015: (Kunst-)Rasen Es sind unzählige Spieler gekommen und wieder gegangen seit dem Einzug ins Stade de Suisse. Nicht ein einziger verzückt die Fans mehr als der lebenslustige Seydou Doumbia. Wenn der Stürmer den Ball bekommt, geht ein Raunen durchs Stadion – und beim Gegner herrscht Alarmstufe Rot. Mit gutem Grund: Doumbia ist ausgesprochen torgefährlich. In zwei Jahren schiesst er 50 Tore für YB. Zum Meister schiessen kann sie aber auch der ivorische «Lord» nicht. Es ist angerichtet an diesem 16. Mai 2010. Die Young Boys haben die grosse Chance, eine 24-jährige Durststrecke ohne Meistertitel im eigenen Stadion zu beenden. Das Team von Vladimir Petkovic hat die Leaderposition zwar durch eine 1:5-Schlappe in Luzern am 35. Spieltag abgeben müssen. Doch ein Sieg in der «Finalissma» vor 31 200 Zuschauern reicht den Bernern zum Titelgewinn. Das Hoffen der YB-Fans schlägt schnell in Zittern, Bangen und schliesslich in Resignation um. Die Berner sind viel zu verkrampft, nicht einmal Doumbia kann sein Team retten. Stocker (39.) und Chipperfield (61.) treffen zum 0:2. Der FCB holt den Titel, YB leckt einmal mehr Wunden. YB lädt am 9. August kurzfristig zu einer Pressekonferenz ins Stade de Suisse und verkündet einen überraschenden Führungswechsel: Stadion-CEO Stefan Niedermaier muss gehen, Ilja Kaenzig, zuvor Manager von Leverkusen und Hannover 96, übernimmt seine Funktion und wird auch Sportchef. VR-Präsident Benno Oertig sagt, der 37-Jährige solle die «Phase 3» zünden. Und Kaenzig erklärt: «YB soll in Zukunft regelmässig und nicht zufällig um den Titel spielen.» Der 29. Februar ist ein besonderes Datum, Lionel Messi und Co. sind ins Stade de Suisse gekommen. Der Stürmerstar brilliert beim 3:1 gegen die Schweiz mit drei Toren. Nicht zu beneiden ist François Affolter, Verteidiger mit YB-Vergangenheit: Gegenspieler Messi lässt ihn etliche Male ganz schlecht aussehen. Kunstrasen oder Naturrasen – für traditionelle Fussballer ist das eigentlich keine Frage. Was man in Bern eigentlich will, ist in den ersten 10 Jahren des Stade de Suisse nie ganz klar. 2005 geht es auf Naturrasen los, 2006 wird auf die künstliche Unterlage gewechselt, welche 2008 für die EM-Endrunde 2008 temporär wieder einem richtigen Rasen weichen muss. 2011 will der neue Trainer Christian Gross, dass YB wieder auf natürlichem Grün spielt. Den erhofften sportlichen Erfolg bringt auch diese Massnahme nicht. Und so folgt vor der Saison 2014/15 die neuerliche Rückkehr zum Plastikboden – aus Kostengründen und zur Verbesserung des Trainingsbetriebs. Ende Juli 2005. Foto: Stefan Anderegg (Archiv) Schulen im Annexbau und Einkaufszentrum Zwei belebende Elemente Das einstige Solarkraftwerk der BKW auf dem Stade de Suisse. Foto: F. Scheidegger
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