Praktikumsbericht Deutsch als Fremdsprache, 6. Semester Praktikumsstelle: Goethe-Institut Prag Zeitraum: 01. April – 30. Juni 2015 Vorbereitungen Von April bis Ende Juni 2015 absolvierte ich ein dreimonatiges Praktikum in der Sprachabteilung/Bildungskooperation Deutsch des Goethe-Instituts Prag. Im Rahmen meines Deutsch als Fremdsprache Studiums an der LMU München ist ein Pflichtpraktikum von mind. 180 Stunden vorgesehen, welches ich vorzugsweise im Ausland machen wollte. Da ich mich schon seit längerem für das Nachbarland Tschechien interessiere und ich bereits zwei Semester Tschechisch an der Universität gelernt habe, suchte ich dementsprechend dort nach einem Praktikum. Da das Goethe-Institut das größte Sprach- und Kulturvermittelnde Institut Deutschlands und ein bedeutender Arbeitgeber für das Tätigkeitsfeld Deutsch als Fremdsprache ist, war es mein Wunsch dort einen Praktikumsplatz zu bekommen. Viele Goethe-Institute setzen die Bewerbungsfrist sehr früh, z.T. ein Jahr im Voraus, in Prag konnte man sich bis fünf Monate vorher bewerben. Die Bewerbungsunterlagen bestehen aus dem Ausfüllen eines Online-Fragebogens, dem Lebenslauf, einem Motivationsschreiben, Zeugnissen und gegebenenfalls Referenzschreiben. Anfang Januar wurde ich zu einem Telefoninterview mit der Leiterin der Sprachabteilung eingeladen. Eine Woche später bekam ich dann Bescheid, dass ich den Praktikumsplatz erhalten habe. Da das Praktikum nicht vergütet wird, bewarb ich mich um ein Erasmus+ Stipendium. Dies war mit einigem bürokratischen Aufwand verbunden, es lohnt sich jedoch sehr dies zu beantragen. Da in Tschechien mit Kronen und meistens in bar bezahlt wird, sollte man sich eine Kreditkarte besorgen, mit der man kostenlos Geld abheben kann. Empfehlen kann ich die DKB-StudentCard. Unterkunft Zunächst war ich etwas unsicher, wie ich ein Zimmer in Prag finden sollte, da ich nicht wusste, auf welchen Websites man suchen muss und wie die Wohnungslage in Prag ist. Bekannte haben mir daraufhin die Websites myflatshare.com und spolubydlici.cz empfohlen, auf welchen es einige gute Angebote gab. Unter Studenten ist es üblich sich ein Zimmer mit 1-2 Personen zu teilen, jedoch war ich auf der Suche nach einem eigenen Zimmer in einer WG. Ich habe dann vor allem auf Facebook in der Gruppe „flatshare in Prague“ gesucht. Dort gab es sehr viele gute und günstige Angebote, zudem auf Englisch und auch für kürzere Zeiträume möglich. Dort habe ich dann schließlich ein großes möbliertes Zimmer in einer 3er-WG in Prag 3, Žižkov für 230€ gefunden. Meine Mitbewohner waren ein Tscheche und eine Tschechin, Ende Zwanzig und sehr nett. Das Viertel liegt nur unweit vom Zentrum und ist sehr studentisch, mit vielen Kneipen, Cafés und Parks. 1 Praktikum Ich machte mich auf den Weg nach Prag, mit den Erwartungen, Einblicke in die Tätigkeiten und Arbeitsweisen des Goethe-Instituts zu bekommen und mehr über die projektbezogene Arbeit und die Abläufe im Institut zu erfahren. Da das Goethe-Institut eines der wichtigsten Repräsentanten der deutschen Sprache und Kultur ist, interessierte es mich persönlich als DaF-Studentin sehr, welche Funktionen das Institut im Ausland erfüllt und wie es dort wahrgenommen wird. Da das Institut zudem ein großer Arbeitgeber für das Tätigkeitsfeld Deutsch als Fremdsprache ist, war ich gespannt wie eine berufliche Zukunft dort aussehen könnte. Des Weiteren erhoffte ich mir ein anspruchsvolles Praktikum, in welchem ich die Möglichkeit bekomme aktiv mitzuarbeiten und eigene Ideen einzubringen. Da genau das von mir erwartet wurde und das Institut viel Erfahrung mit Praktikanten hat, war ich sehr gespannt auf die Zeit dort. Ich habe mich auf das Praktikum vorbereitet, indem ich mich über die verschiedenen Projekte informierte, an welchen die Bildungskooperation arbeitet. In der ersten Woche wurde ich mit den neuen Mitarbeitern und dem Institut vertraut gemacht und bekam sogleich erste Aufgaben zugewiesen. Das Goethe-Institut spaltet sich in die Tätigkeitsfelder Spracharbeit, Kulturarbeit und Bibliotheks- und Informationsarbeit. In jedem Bereich gab es zwei Praktikantinnen oder Praktikanten, sodass man sich ein Büro mit einem Gleichgesinnten teilt und auch einige Arbeitsaufträge gemeinsam erledigt. Die Mitarbeiter waren von Anfang an sehr aufgeschlossen und hilfsbereit und es wurde sich geduzt. Es herrschte eine nette Atmosphäre und eine offene Gesprächskultur im Institut und ich konnte mit meinen Anliegen immer zu meinen Vorgesetzten kommen und Fragen stellen. Des Weiteren fühlte ich mich als Praktikantin den anderen Kollegen gleichgestellt. Aufgrund von Personalwechsel und – ausfall gab es leider kein richtiges Einstiegsgespräch, dies wurde jedoch nach einiger Zeit in einem längeren Gespräch mit der Leiterin der Sprachabteilung und meiner Betreuerin nachgeholt. Es wurde gefragt, wie es mir persönlich in Prag und auch im Institut geht, wie ich mich im Team fühle, wie zufrieden ich mit meinen Aufgaben bin und was ich mir von der nächsten Zeit erhoffe. Zu Beginn jeder Woche gab es eine Besprechung zwischen meiner Betreuerin und mir, in welcher wir die Aufgaben für die kommende Woche festlegten und über die Projekte sprachen. Einmal im Monat gab es eine große Besprechung mit der ganzen Sprachabteilung, in welcher über die Finanzierung und Durchführung der kommenden Projekte diskutiert wurde und die kommenden Monate geplant wurden. Mein Aufgabenbereich gestaltete sich sehr vielfältig, da ich an vielen verschiedenen Projekten mitarbeiten konnte. Die meisten Projekte zielten darauf ab, die deutsche Sprache unter tschechischen Schülern beliebter zu machen und sie für das Deutschlernen zu motivieren. Es gab mehrere Schülerwettbewerbe, bei welchen z.B. Deutsch mit Naturwissenschaften oder Deutsch mit Fußball verbunden wurde. Meine Aufgabe hierbei war es, Vorbereitungen für die Wettbewerbe zu treffen und bei der Durchführung zu assistieren. Hierzu gehörte das Verfassen von Texten für die Homepage, Schreiben von Infobriefen, das Verwalten der Anmeldungen und das Zusammenstellen der benötigten Materialien. Zudem gab es auch einen Wettbewerb für Deutschlehrerinnen und –lehrer, bei welchem ich u.a. Vorbereitungen für die Preisverleihung in der Deutschen Botschaft in Prag und ein Nachbereitungstreffen für Partner und Sponsoren organisierte. 2 Ein weiterer Aufgabenpunkt, war die Betreuung von Besuchergruppen, welche in das Goethe-Institut kamen. Hierbei handelte es sich um Schulklassen verschiedener Alters- und Sprachniveaustufen, mit welchen ich mich entweder alleine oder zusammen mit einer anderen Praktikantin beschäftigte. So bot ich ihnen mit spielerischen Übungen und spannenden Aufgaben eine interessante Deutschstunde an oder veranstaltete mit den Klassen eine Deutschrallye durch das Institut. Mit dieser Deutschrallye, welche mehrere Stationen zur deutschen Sprache und Landeskunde beinhaltet, besuchte ich zusammen mit Kollegen auch Schulen außerhalb von Prag. Mein Aufgabenbereich war das Überprüfen der Materialien, das Anfertigen von Checklisten, das Zusammenstellen von Preisen, das Aufbauen der Stationen und die Durchführung der Rallye mit bis zu 100 Schülerinnen und Schülern. Neben den Projekten für Schüler, gab es auch Angebote für Deutschlehrende in Tschechien. Das Goethe-Institut bietet Seminare, Workshops und Fortbildungs-programme für Lehrerinnen und Lehrer an und informiert über aktuelle Deutschlernangebote. Hierbei war ich zuständig für das Zusammenstellen von Infopaketen, Lehrwerksrecherchen, Verfassen von Ankündigungstexten für die Workshops, Verwaltung der Anmeldungen und für die Assistenz bei Seminaren. Die Kulturabteilung plante in meiner Zeit als Praktikantin ein großes Projekt und benötigte auch die Unterstützung der Sprachabteilung. Es handelte sich um ein interaktives Computerspiel, bei welchem die Besucher im Kontext von Goethes Faust gegeneinander spielen. Hierbei konnte ich meine Ideen zu Werbung und Marketing einfließen lassen und bei den Vorbereitungen, also auch dem Aufbau des Spielgeländes, mithelfen. Bei den anschließenden acht Game-Sessions gehörte es zu meinen Aufgaben, für einen reibungslosen Ablauf zu sorgen und den Teilnehmern bei Problemen und Herausforderungen weiterzuhelfen. Im Laufe meines Praktikums durfte ich mir auch ein eigenes Projekt überlegen und umsetzen. Ich entschied mich für die Ausarbeitung einer spielerischen Unterrichtseinheit im Bereich Landeskunde. Mein Projekt mit dem Namen „München entdecken“ bestand aus drei Stationen zum Thema München und bayerische Kultur. Hierbei konnten die Schülerinnen und Schüler auf spielerische Art und Weise mehr über die Landeshauptstadt und den bayerischen Dialekt erfahren und sie setzten sich mit den Unterschieden zwischen Land- und Stadtleben auseinander. Es hat mir sehr großen Spaß gemacht, mir ein eigenes Projekt auszudenken und meine Idee von Anfang bis Ende durchsetzen zu können. Ich arbeitete meinen Entwurf aus, erstellte das benötigte Material, schrieb eine Ankündigung für die Homepage und führte anschließend das Projekt durch. Hierbei standen mir meine Betreuerin und die Leiterin der Sprachabteilung mit Verbesserungsvorschlägen zur Seite und unterstützten mich bei der Kontaktaufnahme mit den Deutschklassen an tschechischen Schulen. Zu meinen eigenen Aufgaben gehörte zudem das Erstellen von zwei Informationsflyern für wichtige Projekte. Neben der Mitarbeit an verschiedensten Projekten fielen auch einige Bürotätigkeiten an, welche ich erledigte. So war ich zuständig für Korrektur- und Übersetzungstätigkeiten (Deutsch-Englisch), Werbemittelrecherche, das Zusammen-stellen von Informationsmaterialien und das Protokollieren bei Besprechungen und Konferenzen. Zudem führte ich bei der Langen Nacht der Museen Besuchergruppen durch das Goethe-Institut. Im Praktikum habe ich gelernt, an verschiedenen Projekten gleichzeitig und z.T unter Zeitdruck zu arbeiten. Hierbei war gutes Zeitmanagement gefragt und ich lernte mich auf ein Projekt zu konzentrieren und währenddessen andere Aufgaben im Hinterkopf zu behalten. Während meiner Zeit im Goethe3 Institut habe ich einen sehr guten Einblick in die Arbeit einer großen sprach- und kulturvermittelnden Organisation bekommen. Es wurde mir ermöglicht bei wichtigen Besprechungen und Veranstaltungen teilzunehmen und meine eigenen Ideen einzubringen. Hierbei habe ich mich den anderen Mitarbeitern gleichwertig gefühlt, da auch meine Meinungen und Anregungen gefragt waren. Des Weiteren habe ich gelernt, wie es ist in einem Team zu arbeiten und welche Rollen ich in einer Gruppe einnehme. Es war für mich persönlich eine interessante Erfahrung das richtige Arbeitsleben auszutesten und ich habe sowohl die Vor- als auch Nachteile erkannt. Was ich sehr genossen habe, ist die Trennung zwischen Beruf und Freizeit. Im Studium ist man auch in seiner freien Zeit oft in Gedanken an bevorstehende Hausarbeiten und Prüfungen und kann dadurch nicht richtig abschalten. Nach der Arbeit hat man hingegen Feierabend, man lässt den Arbeitsalltag hinter sich und kann sich voll und ganz auf seine Freizeit konzentrieren. Andererseits kann man sich seine Zeit nicht so frei einteilen wie im Studium und es war für mich z.T. sehr anstrengend acht Stunden am Tag in einem Büro zu sitzen und am Computer zu arbeiten. Die Kollegen am Institut waren alle sehr nett und hilfsbereit und ich habe mich in dieser Atmosphäre sehr wohl gefühlt. Ein Praktikum an einem Goethe-Institut ist auf jeden Fall zu empfehlen, da man dort viel Erfahrung mit Praktikanten hat, man eine ausgezeichnete Betreuung genießt und ein ausführliches Arbeitszeugnis ausgestellt bekommt. Allgemein kann ich sagen, dass mir das Praktikum am Goethe-Institut und in der Stadt Prag sehr gut gefallen hat. Ich habe viele interessante Einblicke bekommen, neue Erfahrungen gemacht und Neues dazugelernt. Alltag/Freizeit Prag ist eine lebendige Stadt, in der man viel entdecken und unternehmen kann. Es gibt ein großes Kulturangebot, von Theater bis Ballett und Kunst bis hin zu Konzerten, Kino und Festivals. Vor allem im Sommer ist viel geboten und das alles sehr günstig. Allgemein kostet das Kulturleben und Ausgehen hier um einiges weniger, so dass man abends gerne noch auf ein Bier in eine der vielen Kneipen oder Biergärten geht. Die Schönheit Prags und die niedrigen Preise locken aber auch sehr viele Touristen in die Stadt. Aus diesem Grund habe ich mich von der Altstadt eher fern gehalten, da es dort voller Menschenmassen und auch teurer ist. Aufgehalten habe ich mich vor allem in den Vierteln, welche an das Zentrum angrenzen. Vor allem in dem Viertel, in welchem ich gewohnt habe, Žižkov, war immer was los und ich habe mich dort sehr wohl gefühlt. Von Mittwoch bis Samstag gibt es dort einen Bauernmarkt, auf welchem man sehr gutes Gemüse und tschechische Spezialitäten sehr preiswert kaufen kann. Um mein Tschechisch zu verbessern habe ich mich regelmäßig mit einem Tandempartner getroffen, welchen ich bei einem Couchsurfing-Treffen kennengelernt habe. Es gibt zudem jeden Sonntag ein Sprachencafé im Globe Bookstore, das zahlreich besucht wird. In den drei Monaten habe ich leider nur ein paar Tschechen kennengelernt, da man im Goethe-Institut viel mit Deutschen zu tun hat und es in der Freizeit, z.T. bedingt durch die Sprache, nicht so viele Gelegenheiten gab. Mit meinen tschechischen Mitbewohnern habe ich mich jedoch sehr gut angefreundet und durch sie mehr Anschluss bekommen. Abschließend kann ich sagen, dass Prag eine zauberhafte Stadt ist und es sich richtig lohnt hier ein Praktikum zu machen. 4
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