Wer für die Sprösslinge ein Vermögen aufbauen möchte, sollte rechtzeitig beginnen – und einige Besonderheiten beachten. Welche das sind, das verraten die heimischen Privatbanker. TEXT: RAJA KORINEK FOTOS: ISTOCKPHOTO, KATHREIN PRIVATBANK Geld für Generationen 12 PRIVATE BANKING mag1 27.11.15 mag1-Anlage Erben.indd 12 19.11.2015 15:27:23 Susanne Höllinger, Vorstandsvorsitzende Kathrein Privatbank. D ie Zeit wird früher oder später kommen, in der auch die Ansprüche der nächsten Generation kräftig steigen. Dann muss etwa eine Wohnung gekauft, das Studium unterstützt oder soll die einjährige Weltreise finanziert werden. Mit dem Vermögensaufbau für den Nachwuchs sollte man deshalb rechtzeitig starten. Schließlich gibt es angesichts des Anlagehorizonts von gut zehn bis Jahren – und den rekordtiefen Zinsen – auch zahlreiche Besonderheiten zu beachten. Da sind sich die heimischen Privatbanker einig, sie geben wertvolle Expertentipps. Der erste Schritt ist für Frank W. Lippitt, den Vorstandsvorsitzenden der Bank Gutmann, jedenfalls klar: „Entscheidend für eine erfolgreiche Veranlagungsstrategie ist die sorgfältige Definition der Veranlagungsziele.“ Was zu Beginn nicht immer feststehen mag. Um dem Kind deshalb alle Möglichkeiten offenzulassen, etwa die Finanzierung einer Ausbildung, „sollte man den Fokus auf eine werterhaltende Strategie legen. Darunter verstehen wir eine Veranlagung, die auch nach Abzug von Steuern, Gebühren und Inflation eine positive Rendite erwirtschaftet“, verweist Lippitt auf Details. „Da ich denke, dass mit Wertpapieren sorgsamer umgegangen wird, erhalten meine Kinder nicht den Liquidationserlös.“ „Seit dem Kindergartenalter meiner zwei Sprösslinge bespare ich regelmäßig je einen Fondssparplan. Gewählt wurde ein thesauriender, gemischter Dachfonds mit einer dynamisch gemanagten Aktienkom- Geklärt werden sollte auch die Rolle der Familie. Für Wolfgang Eisl, Niederlassungsleiter der UBS in Österreich, gilt es dabei „grundsätzlich zu bestimmen, ob die Nachfolgegeneration schon jetzt oder später in den Anlageprozess, wenn überhaupt, involviert werden soll. Eine aktive Einbindung empfiehlt sich nur bei entsprechendem Finanzhintergrund und einem Interesse für die Finanzmärkte.“ Ansonsten sei es sinnvoll, die aktive Vermögensverwaltung an Spezialisten auszulagern und die Strategie regelmäßig mit möglichen veränderten Lebensumständen der Familie abzugleichen. ponente zwischen 25 und 40 Prozent sowie ein Wertsicherungskonzept mit jährlicher Anpassung. Da es sich um eine langfristige Veranlagungsstrategie handelt, Doch damit ist längst nicht Schluss. Lippitt zufolge sollte man auch beachten, dass im Vergleich zu einer Anlagestrategie für den eigenen Bedarf „es im vorliegenden Fall besonders schwierig ist, Renditeziele und Risikotoleranz fest- zulegen.“ Eine Ausgangslage, die aber lösbar ist, wie Waltraud Perndorfer, Leiterin Privat Bank der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich, unterstreicht. So werden bei einer individuellen Finanzplanung „auch Fragen hinsichtlich Vermögensstruktur, Liquiditätsentwicklung, Altersvorsorge oder Vermögensnachfolge, wie etwa das Alter der Kinder bei Vermögenserhalt, behandelt“, unterstreicht Perndorfer. werde ich diese bis zur Übergabe beibehalten. Da ich denke, dass mit Wertpapieren sorgsamer umgegangen wird, werden meine Kinder nicht den Liquidationserlös erhalten.“ Doch wie schaut es mit der Umsetzung aus? Wolfgang Traindl, Chef-Privatbanker der Erste Bank, zufolge stünden die Chancen recht gut, „dass man auf zehn bis Jahre mit einem breit gestreuten Aktienportfolio, nach Abzug der Inflation und Steuern, einen realen Zugewinn erzielen kann“ .Allerdings sei in diesem Anlagezeitraum davon auszugehen, „dass man möglicherweise einige ▶ PRIVATE 13 BANKING mag1 27.11.15 mag1-Anlage Erben.indd 13 19.11.2015 15:27:27 Franz Witt-Dörring, Vorstandsvorsitzender Schoellerbank. Berg- und Talfahrten auf den Aktienmärkten durchleben wird“. Dabei sollte man etwas Wesentliches nicht übersehen, mahnt Robert Lagler, Senior Asset Manager Private Banking Meinl Bank: „Unumgänglich ist die Frage nach der Risikotoleranz und der Risikotragfähigkeit der Kunden.“ Letztere sollte bei einem Veranlagungshorizont von mehr als zehn Jahren eigentlich sehr groß sein, allerdings könne die Risikotoleranz unterschiedlich ausfallen. Lagler: „Das Portfolio muss so aufgestellt sein, dass die Eltern die Risken richtig abschätzen und gut schlafen können.“ Auch Traindl rät, als Elternteil das eigene Risikoprofil nicht zu unterschätzen: „Abhängig von der Schwankungsbreite, die man als Vorsorgender verträgt, sind gemischte Varianten denkbar, die auch Anleihen, Immobilienpapiere und Alternative Investments miteinbeziehen.“ Die Aktienquote (inklusive Alternative Investments) sollte für diesen Zeitraum zumindest Prozent betragen: „Wir empfehlen breit gestreute Blue-ChipPortfolios auf der Aktienseite, bei gemischten Lösungen sehr variabel agierende Mischfonds, oder auch die Vermögensverwaltung.“ „Wir haben bereits in den frühen Kindheitsjahren unserer ersten Tochter mit der Liquiditätsplanung begonnen.“ „Investitionen in solide Werte halte ich für die beste Strategie. Als Vater von vier Kindern schaue ich bei Veranlagungsentscheidungen auf einen realen Gegenwert, wie dies etwa bei Qualitätsaktien der Fall ist. Hierzu überlege ich mir, welche Branchen und Titel sich für eine langfristige Veranlagung – nur Ähnlich der Rat der LGT Bank Österreich. Jürgen Lukasser, Head of Investments, hebt dazu das Fürstliche Portfolio aus dem eigenen Haus hervor: „Der maßvolle Umgang mit Risken spricht für eine möglichst breite Risikostreuung. Daher kommen alle investierbaren Anlageklassen in Betracht.“ Allein auf dem diese ist sinnvoll – am besten eignen. Auch liegt meiner Frau und mir die Ausbildung unserer Kinder am Herzen, weshalb wir bereits in frühen Kindheitsjahren unserer ersten Tochter mit der Liquiditätsplanung begonnen haben.“ Hedge-Fonds-Sektor werde durch die Bündelung von Strategien versucht, aktienähnliche Erträge bei reduzierten Schwankungen zu generieren. „Nach einer groben Gliederung sind derzeit im Fürstlichen Portfolio etwa Prozent in klassischen Aktien, Prozent in Private Equity, und jeweils ein weiteres Viertel in Hedge-Fonds und in festverzinslichen Veranlagungen investiert.“ Ähnlich der Vermögensverwaltungsansatz der Mitwerber. Robert Zadrazil, Mitglied des Vorstandes Private Banking der Bank Austria: „Für größere Einmalerläge bietet das Vermögensmanagement Invest eine globale Diversifikation und ein aktives Management. Das Vermögen wird über möglichst viele Assetklassen und Investmentregionen gestreut, sowie, einer regelmäßigen Marktbeobachtung folgend, bei Kursschwankungen in bestimmten Assetklassen über- oder untergewichtet.“ Dabei werde freilich die individuelle Risikoneigung in Betracht gezogen. Zadrazil weiters: „Falls ein Teil des Kapitals kurzfristig zur Verfügung stehen soll, sollte dieser Teil in Spareinlagen veranlagt werden.“ Eine Aufteilung in Anleihefonds (für mittelfristige Veranlagungen) und gemischte oder Aktienfonds (für langfristige Veranlagungen) sei überlegenswert. Dabei kann insbesondere das regelmäßige Ansparen einen wesentlichen Vorteil haben. Bernhard Ramsauer, Chef der Semper Constantia Privatbank, präzisiert: „Dann kann unter Ausnutzung des Durchschnittskosteneffekts in den ersten drei bis fünf Jahren verstärkt FOTOS: SCHOELLERBANK, BANK AUSTRIA ▶ 14 PRIVATE BANKING mag1 27.11.15 mag1-Anlage Erben.indd 14 19.11.2015 15:27:31 Robert Zadrazil, Mitglied des Vorstandes Private Banking der Bank Austria. in Aktien investiert werden.“ Im englischen Fachjargon ist auch die Rede vom Cost-Average-Effekt. Der Clou: Bei tiefen Kursen werden mit der Sparsumme mehr Stücke – etwa Fondsanteile – gekauft, bei hohen Kursen freilich weniger Stücke. Und daraus ergibt sich ein Durchschnittskurs, der die Schwankungen über die Jahre glättet. Ein Vorteil, den man mit einem Einmalerlag vor allem dann nicht lukrieren kann, wenn man etwa kurz vor einem Crash investiert. Auch für die letzten Sparjahre hat Ramsauer einen Rat: „Wenn am Ende des Veranlagungshorizonts eine definierte Geldsumme bereitstehen soll, ist es sinnvoll, gegen Laufzeitende das Veranlagungsrisiko schrittweise zu reduzieren.“ Ähnlich der Tenor beim Meinl-Bank-Experten Lagler: „Möchte man am Ende des Veranlagungszeitraums einen fixen Betrag etwa für den Wohnungskauf zur Verfügung haben, sollte man schon in den Jahren davor beginnen, den Aktienanteil schrittweise zurückzufahren.“ Höllinger vor allem in den letzten Sparjahren sinnvoll sein. „Die hohe Diversifikation begrenzt das Risiko, ein regelmäßiges Über- bzw. Untergewichten ermöglicht Gewinnmitnahmen.“ „Um meinen Kindern einen finanziell selbstbestimmten Lebensstart zu ermöglichen, vertraue ich dem Vermögensmanagement 5Invest. Zum Start wählte ich das dynami- Auch Susanne Höllinger, Vorstandsvorsitzende der Kathrein Bank, empfiehlt eine dynamische Vorgangsweise: „Angesichts des Tiefzinsumfelds sowie des langen Anlagehorizonts sollte eine Aktienbeimischung von bis zu Prozent ins Auge gefasst werden.“ Besonders geeignet seien thesaurierende, gemischte Dachfonds mit einer dynamisch gemanagten Aktienkomponente und einem Wertsicherungskonzept mit alljährlicher Anpassung. Letzteres könne laut sche Portfolio mit einem Aktienanteil von bis zu 80 Prozent, da bei einem langen Anlagehorizont Kursschwankungen ausgeglichen werden sollten. Die hohe Diversifikation der Fondsveranlagung begrenzt das Risiko, ein regelmäßiges Überbzw. Untergewichten ermöglicht Gewinnmitnahmen. Gegen Laufzeitende würde ich in eine konservativere Variante mit verringertem Aktienanteil wechseln.“ Abseits der Wertpapiere bieten sich aber durchaus weitere Möglichkeiten, auf die Franz Witt-Dörring, Vorstandsvorsitzender der Schoellerbank, verweist: „Mit einer Versicherungslösung, bei der ein Kunde Versicherungsnehmer und versicherte Person ist, kann im Fall des Ablebens eine begünstigte Person, etwa das das Kind, benannt werden.“ Bei unvorhergesehenem Ableben des Elternteils erhalte das Kind Kapital in Form einer Todesfallleistung. „Ansonsten kann nach Berücksichtigung der steuerlichen Behaltefrist die Versicherung aufgelöst und das Kapital an die nächste Generation verschenkt werden.“ Möchte man den Vermögensübergang innerhalb eines Versicherungsvertrags lösen, so könne laut Witt-Dörring alternativ der Elternteil als Versicherungsnehmer, und das Kind (sofern volljährig) als versicherte Person in den Vertrag aufgenommen werden. Alternativ bestehe die Möglichkeit, im Rahmen einer Versicherungslösung mit Nachfolgeregelung den Vermögensübergang auf die nächste Generation zu planen. Selbst Alternative Investments sollten laut Experten nicht gänzlich fehlen, die Einschätzungen sind allerdings ein wenig gemischt. Zadrazil von der Bank Austria erachtet aus Gründen der Diversifizierung diese Anlageklasse, „zu denen wir neben Absolute Return- und Rohstofffonds auch Gold zählen, für wichtig“. ▶ PRIVATE 15 BANKING mag1 27.11.15 mag1-Anlage Erben.indd 15 19.11.2015 15:27:34 „Gold spielt nach unseren bisherigen Erfahrungswerten im Rahmen der Vermögensweitergabe eine eher untergeordnete Rolle.“ Anders das Fazit der Privatbank-Expertin Perndorfer: „Gold spielt nach unseren bisherigen Erfahrungswerten im Rahmen der Vermögensweitergabe eine eher untergeordnete Rolle. Vereinzelt wird es als Beimischung gekauft.“ Da das gelbe Edelmetall keine Zinsen abwirft und einem erhöhten Schwankungsrisiko unterworfen ist, „wird es vorrangig von Anlegern erworben, die von größeren geopolitischen und wirtschaftlichen Verwerfungen ausgehen“. Zudem verweist Zadrazil auf ein weiteres Detail: „Besonders bei Immobilien käme eine Beimischung aufgrund des hohen Anfangsinvestments nur bei sehr hohen Summen zum Tragen.“ Und das ist nicht alles, wie Witt-Dörring hinzufügt: „Aufgrund der aktuellen Marktpreise und Immobilienrenditen bei Vorsorgewohnungen von teils deutlich unter drei Prozent ist das Risiko-Rendite-Profil derzeit nicht adäquat.“ Weiters sollte man laut Constantin Veyder-Malberg, Chef der Capital Bank, überlegen, „ob diese später von der nächsten Generation selbst- oder fremdgenutzt werden. Gehen die Sprösslinge ins Ausland, kann die vermietete Immobilie in der Ferne zur Belastung werden.“ Auch sollte man laut Veyder-Malberg bedenken, dass sich Immobilienpreise unterschiedlich entwickeln könnten. „Das kann zum Thema werden, wenn die Realitäten an mehrere Kinder übergeben werden sollen.“ Wobei es nach Abblauf der Ansparphase ebenfalls jede Menge zu beachten gibt, wie Witt-Dörring mahnt: „Die Verfügung der Kinder über das Vermögen sollte eingeschränkt sein. Sobald die Volljährigkeit erreicht ist, besteht unter Umständen die Gefahr eines unüberlegten Vermögensabbaus.“ Selbst der Fiskus mischt unter Umständen mit. Veyder-Malberg verweist zwar auf den Wegfall der Erbschafts- und Schenkungssteuer seit dem . August . „Die Grunderwerbssteuer bei Erbschaften und Schenkungen von Immobilien wurde aber durch das Steuerreformgesetz / sogar weitgehend verteuert.“ Zudem müssen Schenkungen grundsätzlich angezeigt werden. „Ausgenommen sind jene zwischen Angehörigen – bis zu . Euro innerhalb eines Jahres – und Grundstücke gemäß dem Grundsteuergesetz.“ Damit wird jedenfalls klar: Das Geld für Generationen sollte rechtzeitig angelegt, die Optionen mit den Experten genau besprochen werden. Dann kann der Vermögensaufbau für den Nachwuchs optimal gestaltet werden. l FEHLER VERMEIDEN BEIM VERMÖGENSAUFBAU Wer sein Geld für den gungserfolg ab.“ Ein guter in die Zukunft planen zu Nachwuchs veranlagen Grund, deshalb auch auf können. möchte, sollte zwar recht- häufige Veranlagungs- Ebenso sollte eine Kon- zeitig beginnen, allerdings fehler einzugehen – zentration auf einzelne nichts überstürzen. Denn um sie möglichst zu Vermögenskategorien, Fehler können kostspielig vermeiden: beispielsweise auf Gold- und schwer zu korrigieren Gibt es schon zu Beginn münzen, vermieden sein. Dabei sollte auch eine ungenaue Vorstellung werden. Das kann zu sehr etwas Grundsätzliches darüber, wann und vor herben Verlusten führen. laut Bernhard Ramsauer, allem welche Summe zur Zu guter Letzt darf auch ein Chef der Semper Cons- Verfügung stehen soll, regelmäßiges Monitoring tantia Privatbank, wird auch die Veranlagung der Veranlagung nicht beachtet werden: im Hinblick auf Risiko und fehlen. Dies sollte zwar „Während des Veranla- möglichen Bindungen grundsätzlich von den gungshorizontes verfügt schwierig. Veranlagungsexperten die nächste Generation im Auch wer zu spät beginnt, vorgenommen werden. Gegensatz zu einem erreicht möglicherweise Dennoch sollte man gerade erwerbstätigen Erwach- die gesteckten Ziele nicht. als Elternteil ebenfalls auf senen üblicherweise über Unrealistische Ertragser- dem Laufenden bleiben, keine zusätzlichen wartungen sollten eben- um unter Umständen auch Einkünfte. Somit hängt falls vermieden werden, rechtzeitig auf veränderte das Erreichen des Anspar- schon allein, um seriös für Lebensumstände reagieren ziels primär vom Veranla- sich und den Nachwuchs zu können. FOTO: ISTOCKPHOTO ▶ 16 PRIVATE BANKING mag1 27.11.15 mag1-Anlage Erben.indd 16 19.11.2015 15:27:42
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