Trennungs- und Scheidungskindergruppe

15.03.2016
Inhalt
Gruppenarbeit mit
Kindern aus Trennungsund Scheidungsfamilien
1. Von Trennung und Scheidung betroffene Kinder
1.1. Scheidungsspezifische Aufgaben
1.2 Reaktionen
1.3 Bedürfnisse/ Hilfestellungen
1.4 Bewältigung
C. Haas, Kath. Beratungsstelle & K. Jaspers, Städt. Kinder- und Jugendtreff
Ofden
Fachtag am 08.03.2016
Inhalt
2. Trennungs- und Scheidungskindergruppe
1.1 Scheidungsspezifische Aufgaben
Trennung der Eltern ist zunehmend Lebensrealität von Kindern (Fthenakis; Jaede)
2.1 Grundlagen
2.2 Ziele
2.3 Die einzelnen Gruppenstunden
2.4 Praktische Beispiele der Methodik
2.5 Erfahrungen/Erleben der Kinder
2.6 Elternarbeit
Neben den eigenen Entwicklungsaufgaben müssen zusätzliche psychische
Anpassungsleistungen erbracht werden
Wie das einzelne Kind auf die Änderungen reagiert hängt von vielen
verschiedenen Einflüssen ab
15.03.2016
1.1 Scheidungsspezifische Aufgaben
1.1 Scheidungsspezifische Aufgaben
(Wallerstein, Blakeslee)
Die Trennung der Eltern anerkennen und verstehen (Eine realistische
Vorstellung davon bekommen was Trennung bedeutet, mit den Folgen,
die sich ergeben)
Zum eigenen Lebensstil und zu Gewohnheiten zurückfinden
(Normalisierung des Alltags und eigene Bedürfnisse wieder mehr im
Mittelpunkt)
Den Eltern verzeihen, ein positives Verhältnis zu beiden Eltern finden
Akzeptieren der Dauerhaftigkeit der Scheidung, sich von
Rückkehrphantasien verabschieden
Positive Zukunftsperspektiven finden
Verlust-, Angst- und Schuldgefühle verarbeiten
mit Gefühlen (Zorn, Enttäuschung etc.) umgehen lernen
1.2 Reaktionen
(Jaede)
Vorschulalter: egozentrische Sichtweise, fehlende Informationen
1.2 Reaktionen
Grundschulalter: (fortgeschrittene Ich- Entwicklung, Dezentralisierung,
unterschiedliche Sichtweisen)
Schuldgefühle („weil ich nicht lieb war“)
Streitigkeiten, Ängste, Depressionen, Zweifeln der Eltern reissen mit
Folge: Ängste, Ohnmacht, Agressionen, Schlafstörungen, körperliche
Beschwerden, regressive Verhaltensweisen
Abwesenheit eines Elternteils: Liebesentzug
Folge: Trennungsängste, Anklammerungstendenzen
Loyalitätskonflikte
Folge: Rückzug, Überangepasstheit, Solidarisierung mit einem Elternteil
15.03.2016
1.2 Reaktionen
Vorpubertät und Pubertät (Erkennen von Gefühlen und bewußter Umgang
damit, Begreifen von Zusammenhängen, Finden eigenständiger Lösungen)
Eigene Ablösung erfordert Unterstützung/Rückhalt der Eltern
Folge: Abwesenheit eines Elternteils wird als Mißachtung, Desinteresse
empfunden
1.3 Bedürfnisse/ Hilfestellungen
Vorschulalter:
Ausreichende, altersgemäße Informationen
Psychisch stabile Eltern, die ihre Emotionen steuern können und Probleme
konstruktiv lösen
Kontinuität des Lebensablauf
Rhythmisierung des Alltags
Beziehungssicherheit im familiären und außerfamiliären Umfeld
Selbstwertprobleme, Gefühl der Stigmatisierung
1.3 Bedürfnisse/ Hilfestellungen
1.3 Bedürfnisse/Hilfestellungen
Grundschulalter:
Vorpubertät und Pubertät:
Koalitionsbildung mit Kind vermeiden
Bearbeitung der Scham und Angst vor Stigmatisierung
Gegenseitige Akzeptanz der Eltern
Normalisierung von Trennung in Gleichaltrigengruppe
Absprachen, Konfliktlösung unabhängig vom Kind
Bearbeitung von Trennungs- und Scheidungsthemen
Regelmäßige Besuchskontakte
Gefühlsarbeit (Thematisieren von Gefühlen)
Erarbeitung eigenständiger Problemlösungen
Eigene Wege, eigenen Platz finden
Ehrliche Antworten
15.03.2016
Stabilisierende Faktoren
1.4 Bewältigung
Altersgemäße Informationen und Erklärung des Ablaufs
„Trennung bestimmt den Gang der Entwicklung jedes Menschen…
Kontinuierlicher Tagesablauf
Einhalten der Rituale
Sie sind schmerzvoll- und hinterlassen natürlich Narben; zugleich aber
schaffen sie neue Freiräume, ermöglichen einen Zuwachs an Autonomie,
ja, sind in dieser Hinsicht geradezu eine Bedingung von Entwicklung.“ (Figdor, 2011)
Beziehungsstabilität in Familie und Umfeld
Gelungene Bewältigung
(Klemm 2011)
Fehlende Bewältigung
(Klemm 2011)
Neubewertung der Scheidung, der Eltern und des eigenen
Selbst (Normalisierung)
Vermiedene Auseinandersetzung mit der Trennung
Zufriedenheit
Karges, abwehrendes Gesprächsverhalten
Kein Loyalitätskonflikt
Lustlosigkeit
Gute soziale Verankerung des Kindes: unterstützende
Bezugspersonen außerhalb der Familie
Geringe soziale Einbettung
Integration in die Stieffamilie
Kinder befinden sich im Loyalitätskonflikt
Aktives Eingreifen der Kinder
Parentifizierung
Gefühle der Zerrissenheit
Schuldgefühle
Kontaktabbruch zu einem Elternteil
15.03.2016
2. Trennungs- und
Scheidungskindergruppe
2.1 Grundlagen und Methoden
Alter und Entwicklungsstand der Kinder (7 -10 Jahre)
Zustimmung der Eltern (möglichst von beiden)
Freiwilligkeit der Teilnahme
Trennungs-/Scheidungsphase
2.1 Grundlagen und Methoden
2.1 Grundlagen und Methoden
Co-Berater-Modell
Verbindliche Anmeldung und Teilnahme
Allparteilichkeit
12 Gruppensitzungen nach einer festen Struktur
Themenzentriertes Arbeiten
Förderung des Gruppenprozesses (Gruppenname/Regeln, WirGefühl)
Erlebnis-aktivierende Methode
Vorgespräch mit Eltern/Elternteil und Kind
Auseinandersetzen mit scheidungsspezifischen Themen
aber auch Spiel und Spass
Elternabend in der Halbzeit
Datenschutz/Schweigepflicht
Gemeinsames Abschiedsfest
Verbindlichkeit
Abschlußgespräch mit Eltern/Elternteil
15.03.2016
2.2 Ziele
2.2 Ziele
Erfahrungsaustausch mit Gleichaltrigen
Normalisierung der Sichtweise von Familie
Hilfe bei der Identitätsentwicklung
Gefühle allgemein sowie Gefühle zur Trennung wahrnehmen und
benennen können
Unterstützung der regulären Entwicklungsaufgaben (altersadäquate
Verselbständigung, Kontakt zu Gleichaltrigen, Soziale Kompetenzen
erwerben etc.)
Neues Netzwerk, neue soziale Beziehungen
Stärkung von Selbstwahrnehmung und Selbstwertgefühl
Ergänzung fehlender Informationen zur Trennung
Einüben von Konfliktlösefertigkeiten und neuer Bewältigungsstrategien
2.3 Die einzelnen Gruppenstunden
1. Stunde: Wir lernen uns kennen,
wir gestalten unser Kissen
Ziel: erste Kontakte knüpfen, ein Gruppengefühl
entwickeln
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2. Stunde: Wir sind eine Gruppe,
Gruppenname und Regeln
Ziel: Gruppenidentität herstellen, Struktur der Sitzungen
transparent machen, Stabilität entwickeln
Die Drachen- und Pferdegruppe
Die wilden Kerle
Die coolen Kinder
Die wilden Gitarren
Die Boings
Die Verteidigungsgruppe
Die phantastischen Sieben
Die besten Kinder
3. Stunde: Wie und wo lebe
ich? Was ist mir wichtig dort?
Ziel:
- Informationsaustausch über konkrete
Begebenheiten
- Positive Aspekte der Trennung hervorheben
(zwei Zimmer, zwei Wohnungen)
- überall ist etwas wichtig
15.03.2016
4. Stunde: Wir schauen den Film: „Verliebtverheiratet-geschieden“
Ziel:
Was meinst du? Wie ging es den Kindern in dem Film?
- Auf das Thema Trennung und Scheidung hinführen
- Ängste, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen,
reduzieren
Was war dir im Film bekannt/neu?
- Erleben, dass viele andere Kinder betroffen sind
Was hat dich im Film am meisten beeindruckt?
5. Stunde: Wir hören eine Geschichte-Der
Waldhüter
Inhalt: der kleine Kater fühlt sich innerlich zerrissen vom Ringen des
Waldhüters und der Hexe um seine Zuneigung
Ideal für Eltern, die um ihre Kinder streiten, wie auch für Kinder, die sich in
einem Loyalitätskonflikt befinden
15.03.2016
6. Stunde: Wir gestalten eine Wandzeitung
als Experten für Trennung und Scheidung
Ziel:
- Eigene Lebenssituation und eigene Erlebensweise kreativ zum
Ausdruck bringen
- Stärkung der Gruppe durch gemeinsame Gestaltung
15.03.2016
15.03.2016
15.03.2016
7. Stunde: Es gibt viele verschiedene Formen
von Familie, wer gehört zu meiner Familie?
Ziel:
- Erkenntnis, dass es neben der Kernfamilie andere Formen von
Familien gibt
- Aufwertung unterschiedlicher Familienformen, z.B. der Einelternfamilie
- Normalisierung- Stärkung des Selbstwertgefühls
- Viele gehören zu meiner Familie und sind mir wichtig
15.03.2016
8. Stunde: Gefühle- welche Gefühle kenne
ich? Wir hören die Geschichte von Molly
Mutig, Gustav Glücklich und ihren
Freunden- wir erstellen einen Comic
Ziel:
- Erweitern des Gefühls- Vokabulars
- Verstehen, was Gefühle sind
- Wahrnehmen, dass jede Person ständig Gefühle
hat und diese sich auch verändern können
- Unterscheiden zwischen angenehmen und
unangenehmen Gefühlen
15.03.2016
9. Stunde: Thema Gefühle- wir stellen
unseren Comic vor
Gefühlskarten: Gefühle darstellen und erraten
Ziel:
- Herstellen von Assoziationen zwischen Gegebenheiten und Gefühlen
- Entwickeln von Möglichkeiten des Ausdrucks von Gefühlen
- Wahrnehmen und Erleben von Gefühlen, die durch andere Personen
ausgedrückt werden
15.03.2016
10. Gefühle zur Trennung der ElternRollenspiele
„Welche Gefühle hatte ich als sich meine Eltern getrennt haben?“
Rollenspiel zu konkreten, gefühlsbesetzten Situationen, die mit der
Trennung der Eltern in Verbindung stehen
Ziel:
- Unterschiedliche Gefühle zur Trennung der Eltern werden über die
Darstellung konkreter Situationen erlebbar gemacht
- Die Kinder erleben den Zusammenhang zwischen Situationen und den
damit verbundenen Gefühlen
- Retrospektive Auseinandersetzung mit der Situation und dem erlebten
Gefühl
11. Schwierige Situationen mit den
Eltern- was kann ich tun?
Rollenspiele
12. Stunde: Abschiedsfest
Ziel:
Die Kinder wählen eine eigenen Situation, sie sind der
Regisseur
Sie wählen Schauspieler und bestimmen den Text und
den Ablauf der gespielten Szene, sie nehmen selber
nicht direkt am Spiel teil
- Gemeinsam mit den Kindern und Eltern die Gruppe abschließen,
einen gemeinsamen Abschied finden
- Gemeinsam essen, trinken, etwas gestalten
- Die angenehmen Erlebnisse den Eltern vorstellen
- Den Kindern ein positives Trennungserlebnis vermitteln
- Mitgeben der selbst gestalteten Kissen
15.03.2016
Rituale
Anfangsrunde: Ball- Ritual, jedes Kind sitzt bei seinem Namens- Kissen
Pause: Getränke/ Essen
Abschlussspiel „Zisch, Boing, Pau“/ Abschlussritual „Die Drachen- und
Pferdegruppe sagt tschüsssss“
15.03.2016
2.4 Praktische Beispiele der Methodik
Materialen, die dem Raum eine Atmosphäre von Geborgenheit
und Wärme vermitteln, wie z.B. ein Sitzkissen, Teppich oder Blumen
(Wohlfühlen, Schutz, Vertrauen)
Medien, die den Kindern auch im Alltag zum Ausdruck ihrer Gefühle
und Gedanken zur Verfügung stehen, bereitstellen (Papier untersch.
Größe und Farben, Malutensilien, Schere, Klebstoff)
2.4 Praktische Beispiele der Methodik
Literatur zum Thema:
„Fips versteht die Welt nicht mehr“
„Ich hab´euch beide lieb“
„Ein Funkspruch von Papa“
„Auf Wiedersehen Papa“
„Remmi-Demmi- Gefühle in der Besenkammer“
Praktische Beispiele der Methodik
Arbeits- /Themenblätter
Gefühlskarten „Gefühle darstellen“
2.5 Erfahrungen/Erleben der Kinder
Ein Fallbeispiel
15.03.2016
2.6 Elternarbeit
i.d.Regel Angebot eines Vorgesprächs (Eltern und Kind), bei Bedarf
einen Termin für jeden Elternteil- Kennenlernen
Schriftliche Einladung zum Elternabend und zum Abschlußgespräch
beider Elternteile (allparteiliche Struktur der Leitenden)
Die Eltern werden auf der Erwachsenenebene von den Leitenden
direkt angesprochen, somit an Verantwortung als Eltern erinnert
Elternabend: Vorstellung des Programms
Im Mittelpunkt der Elternabend steht der Austausch der Eltern
untereinander
Austausch über Veränderungen der Kinder durch
Gruppenteilnahme
2.6 Elternarbeit
Mit den Eltern wird nach der Gruppe ein Nachbesprechungstermin
vereinbart
Bei Bedarf nochmals vorstellen der Gruppenstunden
Rückmeldung an Eltern, wie wir ihre Kinder erlebt haben,
Erfahrungen mit den Kindern, Themen der Kinder
Vorstellen der gestalteten Materialien der Kinder zu den
unterschiedlichen Stundeninhalten
Evtl. Fragen der Eltern klären
Empfehlung der Leiter bzgl. weiterführender Betreuungen,
Beratungen, Therapien