Schöner Leben Stylistin Denise Yannoulis fragt bei jedem einzelnen Stück nach, wie oft es angezogen wird und ob es behalten werden soll. Vorher Bunt gemischt hängen und liegen die Kleider dicht gedrängt im Schrank. Der Platz neben dem Bett ist sehr knapp bemessen, und die Lichtverhältnisse sind nicht optimal. Tipps von Denise Yannoulis Ordnung im Kleiderschrank In bester Ordnung Stylistin Denise Yannoulis sortiert bei ihrer Kundin Priska Schmocker zu Hause den Kleiderschrank neu. Nach der Beratung ist die Garderobe übersichtlich geordnet. Zwar mit weniger Kleidern, dafür mit passenden. Text Salomé Schmid-Widmer Fotos Pia Neuenschwander P «Im Schrank sollte man nur Dinge haben, die wirklich rundum passen.» Denise Yannoulis Priska Schmockers Partner hat ihr die Beratung fürs Schrankaufräumen geschenkt. 52 Schweizer Familie 9/2010 riska Schmocker ist jung, hübsch, modebewusst, fröhlich – und hat nichts anzuziehen. «Das könnte man wenigstens meinen, wenn man mich morgens vor dem Kleiderschrank stöhnen hört», lacht die 34-jährige Wünnewiler Personalfachfrau. Das liegt, wie bei den meisten Frauen, nicht etwa daran, dass ihre Kleiderstangen, Schubladen und Regalfächer halb leer wären. Im Gegenteil: Dicht gedrängt hängen und liegen Stapel von T-Shirts, Pullis, Hosen und Kleidern im Schrank in ihrem Schlafzimmer mit dem grossen Wasserbett. «Es musste was geschehen», erzählt sie. Und es geschah etwas. Priskas Partner schenkte ihr einen SchrankManagement-Termin mit der persönlichen Stylistin Denise Yannoulis aus Zürich. Die Modefachfrau hat sich mit ihrer Firma My Day spezialisiert auf eine Dienstleistung, die immer mehr Frauen 1. Nehmen Sie sich einen halben Tag Zeit fürs Aufräumen. Wichtig sind gute Lichtverhältnisse beim Schrank. 2. Stellen Sie sich vor den geöffneten Schrank und überlegen Sie, ob der Platz darin optimal genutzt ist, ob Sie neben dem Schrank noch «Zusatzlager» haben und ob Sie diese wirklich brauchen. 3. Gibt es im Schrank Dinge, die nicht hineingehören? Zum Beispiel das Fondue-chinoise-Set, die Snowboardstiefel, die alten Fotoalben? Weg damit. Der Kleiderschrank gehört den Kleidern. 4 Sommer und Winter trennen: Schaffen Sie im Estrich oder Keller Platz für die Kleider und Schuhe, die nicht Saison haben. 5. Schuhe, Mäntel, Jacken ge hören nicht in den Schrank, sondern in die Garderobe oder in einen spe ziellen Schuhschrank. Schon allein weil Schuhe nicht immer gut riechen. 6. Blusen, Jupes, Kleider, Hosen und Jäckchen zusammenhängen und nach Farben sortieren. T-Shirts, Pullis und Sportsachen falten und zu Stapeln türmen. Unterwäsche, Socken und Strümpfe in separaten Schub laden oder Körben aufbewahren. 7. Schmuck und Foulards übersichtlich an der Wand zur Auswahl aufhängen oder mit einem Mehr lagenbügel im Schrank aufhängen. 8. Den «Ich weiss noch nicht genau»-Stapel höchstens eine Woche liegen lassen. Was bis dahin nicht gebraucht wurde, gnadenlos entsorgen! Schweizer Familie 9/2010 53 Schöner Leben Nachher Kalte Farbtöne stehen Priska Schmocker besser als warme. Verborgene Schätze Zusammen mit Priska steht sie nun vor den geöffneten Schranktüren, im schmalen Gang zwischen Bett und Schrank. «Hast du dir schon mal überlegt, den Raum anders einzurichten?», fragt Denise. «Der Platz vor dem Schrank ist wirklich sehr knapp bemessen. So kannst du dir ja fast keinen Überblick verschaffen, wenn du davorstehst.» Damit spricht sie Priska aus der Seele. «Das ist das Nächste, was ich hier verändern will. Das Bett stelle ich andersherum, und einer der Schränke auf der anderen Seite des Bettes kommt in den Keller.» Aufräumen und neu sortieren ist das eine, aber gute Platz- und Lichtverhältnisse sind genauso wesentlich, damit sich eine Frau mit ihrem Schrank wohlfühlt und die darin verborgenen Schätze optimal nutzen kann. Jetzt kanns losgehen: Stapel für Stapel legt die Stylistin Oberteile und Hosen aufs Bett. Alles wird erst einmal nach Farben sortiert. Jedes einzelne Teil wird unter Priskas und Denises prüfendem Blick bewertet: Ziehe ich oft an, selten, gar nie. So entstehen die neuen Stapel: einer für die Kleidersammlung, einer für den Secondhandshop, einer mit Kleidern, die repariert oder umgeschneidert werden sollen – und derjenige mit den 54 Schweizer Familie 9/2010 Denise Yannoulis zeigt mögliche Kombinationen. guten Stücken, die zurück in den Schrank dürfen. Ob T-Shirt, Pulli, Hose oder Kleid, das Vorgehen ist immer dasselbe. Denise Yannoulis redet nicht hinein, sie fragt nur: «Ziehst du das an? Wenn nein, warum nicht?» Priska Schmocker ist unkompliziert und schnell entschlossen. Der eigentlich vorgesehene Stapel mit den «Ich weiss nicht so recht»-Stücken bleibt klein. Sie ist sich sehr sicher, was sie noch tragen wird und was weg soll. «Das Bauchgefühl hat meist recht», sagt Denise Yannoulis, «da stimmt dann einfach etwas nicht hundertprozentig. Und im Schrank sollte man nur Dinge haben, die wirklich rundum passen.» Priska wirft mit Schwung eine Dreiviertelhose in einem warmen Braun auf den Stapel. Schnell hat sich nämlich herausgestellt, dass Priska kalte Farben stehen. Sie liebt kühle Lilaund Violettschattierungen, Schwarz und ab und an kühles Braun. «Das ist der Sinn dieser Übung. Die Kundin soll sich über ihren Stil klarer werden», erklärt die Stylistin. Sie hat sich auch zur Farb beraterin ausbilden lassen und pflückt mit traumwandlerischer Sicherheit die wenigen Stücke in warmen Farbtönen aus den Stapeln. Farben und Kombinationen Und wirklich zeigt sich beim Anprobieren sonnenklar: Warmes Weinrot, Schokoladenbraun, Gelb – das sind nicht Priskas Farben. Sie wirkt darin farblos, und ihr Teint bekommt einen müden Ton. Nach drei Stunden intensiven Sortierens, Anprobierens und Einräumens präsentiert sich der Schrank als Schmuckstück. Klar und sinnvoll geordnet hängen und liegen Priskas Lieblingsstücke bereit. Der Pflichtteil ist erledigt. «Jetzt kommt die Kür», schmunzelt Denise Yannoulis. Mit dem geübten Blick der Stylistin stellt sie Priska zwei neue Outfits aus den verbliebenen Teilen zusammen. Sie kombiniert ein Som merkleid mit einem Rolli, blickdichten Strümpfen und Stiefeln. Priska ist überrascht – und skeptisch: «Also, das hätte ich jetzt nie zusammen kombiniert», pro- «Eine solche Mütze muss ich mir unbedingt noch kaufen.» Priska Schmocker ist begeistert vom neuen Outfit mit Sommerkleid und Pulli. Priska Schmocker Der silbergraue Schal und die Mütze ergänzen das sportliche Tenü. testiert sie. Aber sie probiert die Kombina tion an – und ist begeistert. Ebenso überzeugt sie die Kombination von violetter Hemdjacke mit schwarzer Hose und silbernen Ballerinas. Als Überraschung hat Denise Yannoulis noch eine graue Mütze und einen silbergrauen Schal dabei, die das sportlich-legere Outfit optimal ergänzen. «So was muss ich mir unbedingt noch kaufen», ist Priska überzeugt. Sie hat von ihren Eltern und Freundinnen noch einen Einkaufsnachmittag mit Stylingberatung bei Denise Yannoulis geschenkt bekommen. Die beiden werden Priskas neu eingeräumten Schrank mit einigen Basis-Teilen ergänzen, deren Fehlen sich beim Sortieren des Vorhandenen bemerkbar gemacht hat. Priska ist am Ende des Tages rundum glücklich. Sie hat jetzt zwar nur noch halb so viele Kleider im Schrank – aber viel mehr anzuziehen. ■ in Anspruch nehmen: Sie kommt zu ihren Kundinnen nach Hause und arbeitet sich mit ihnen zusammen durch die über die Jahre angesammelten Kostbarkeiten in Schränken und Schubladen. Sie animiert dazu, aus der Mode Gekommenes, zu klein Gewordenes und falsch Eingekauftes auszusortieren und den Schrank übersichtlich und alltagstauglich wieder einzuräumen. Die Kleider sind sortiert und farblich geordnet. So fällt die Auswahl deutlich leichter. Priska Schmocker will das Möbelstück bald umstellen, um die Platzund Lichtverhältnisse zu verbessern. Eine dreistündige Schrank-ManagementBeratung mit Denise Yannoulis kostet 485 Franken inkl. Mwst. Ausserhalb von Zürich kommen die Bahnspesen dazu. Weitere Informationen unter www.mydaystyle.ch Schweizer Familie 9/2010 55
© Copyright 2024 ExpyDoc