ZOFINGER TAGBLATT www.zofingertagblatt.ch MITTWOCH, 21. OKTOBER 2015 25 REGION «Sie hat ihn geliebt und auch gebraucht» Zofingen Mit «Lotte Lenya & Kurt Weill» inszeniert die IG Opera ein mutiges Musiktheater mit hohem Unterhaltungswert VON MICHAEL FLÜCKIGER «Sie hat das Leben und die Liebe mit allen Facetten genossen, von extrem fröhlich bis extrem traurig», sagt Regula Zimmerli zu ihrer Rolle als Sängerin und Schauspielerin Lotte Lenya (1898 – 1981) und ergänzt: «Sie wusste dabei immer, was sie wollte. Nullspannung, die hat sie nicht gekannt.» Wer eine solche Figur überzeugend darstellen will, muss sich reinknien und Herzblut vergiessen können. Die «Beide haben einander viel gegeben, waren gemeinsam enorm produktiv. Als Paar hat sie viel mehr verbunden als die körperliche Liebe.» Regula Zimmerli Sängerin aus Zofingen in der Rolle von Lotte Lenya ausgebildete Zofinger Opernsängerin liess sich nicht schrecken, für das Projekt «Lotte Lenya & Kurt Weill» in die Haut dieser Frau zu schlüpfen, die heute noch fasziniert. Briefwechsel als Ausgangspunkt Neckisch und leidenschaftlich: Regula Zimmerli spielt Lotte Lenya, eine Frau, die das Leben und die Liebe zu Kurt Weill (Walter Sigi Arnold) und anderen auskostet. gehensweise. Sie verrät aber auch, dass sie gar nicht viel reden muss, dafür aber umso mehr singen darf. So zum Beispiel auch das berühmte «Surabaya Johnny» und viele andere Weill-Klassiker. Wer spricht und liest, das ist Walter Sigi Arnold in der Rolle des Ehepartners Kurt Weill. Der bekannte Schau- spieler trägt nicht nur die Briefe und Notizen vor, die Weill seiner Frau zukommen liess, sondern auch deren Repliken und Mitteilungen. So produktiv die beiden waren, er als Komponist, sie als darstellende Interpretin, so wechselhaft verlief die Liebe der beiden. Miteinander gaben sich die beiden nicht zufrieden. Vor allem Lotte Lenya hat auch die Liebe zu anderen Männern ausgekostet. So verfiel sie 1932 dem Sänger Otto Pasetti, liess sich 1933 von Weill scheiden, folgte ihm aber bald darauf in die Emigration in die USA und heiratete ihn 1937 ein zweites Mal. MIF Hat sie ihn ausgenutzt, war die Liebe einseitig? Regula Zimmerli kann das nicht glauben. «Sie hat ihn geliebt und sie hat ihn gebraucht. Sie blieb ihm stets erhalten. Beide haben einander viel gegeben, waren gemeinsam enorm produktiv. Als Paar hat sie viel mehr verbunden als die körperliche Liebe.» ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● Das Stück der IG Opera basiert auf dem in Buchform veröffentlichen Briefwechsel zwischen der Sängerin und ihrem sie inspirierenden Ehemann Kurt Weill, der den Titel «Sprich leise, wenn du Liebe sagst», trägt. Der schriftliche Austausch ist nicht nur Zeugnis einer lebendigen und wechselhaften Liebe. Er ist auch Ausdruck einer sehr fruchtbaren Künstlerbeziehung. Wobei für diese nichts besser spricht als die Lieder, die er für sie schrieb und sie für ihn kongenial sang. Lotte Lenya erlebte eine trostlose Kindheit mit einem trunksüchtigen Vater, liess sich zur Schauspielerin ausbilden. 1924 lernte sie Kurt Weill kennen und lieben, heiratete ihn 1926. Und sie erlebte als seine Interpretin der Seeräuber-Jenny mit ihm 1927 den Durchbruch mit der Dreigroschenoper. Einen zweiten grossen Erfolg feierten die beiden mit dem «Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny» 1932. Für die Sängerin Regula Zimmerli stellte die Rolle nicht nur wegen der vielschichtigen Figur eine Herausforderung dar. «Weil ich keine Schauspielerin bin, habe ich die Proben gebraucht, um mich der Figur Schritt für Schritt anzunähern», erläutert sie ihre Heran- ❒ ❒ ❒ LOTTE LENYA UND KURT WEILL ❒ ❒ ❒ ✴ ▼ ▼ ▼ ▼ ● ● ● ● ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ● ● ● ● ● ● ● ● ▼ VORFÜHRUNGEN ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ✲ ● ● ● ● ● ● ❒ ● ❒ ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ❒ ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ Höchst produktive, wechselhafte Beziehung ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ Premiere im «Alass» ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ S ❒ ie waren beide auf ihre Art etwas ganz Besonderes. Der aus einer jüdischen Familie stammende Kurt Weill (1900 1950) war ein hochbegabter Komponist, der es schaffte, mit seiner Musik neue Akzente zu setzen. Seinen Durchbruch schaffte er 1928 mit seiner Dreigroschenoper (Text Bertolt Brecht). Hier verband er Opernmusik mit Jazz und populärem Liedgut. Das stiess beim Publikum auf Begeisterung, bei manchen Komponisten aber auch auf Nase- rümpfen. Mit verantwortlich für den Erfolg der Dreigroschenoper ist die Sängerin und Schauspielerin Lotte Lenya (1898–1981), die er 1924 kennen und lieben lernte und 1926 heiratete. Die ebenso selbstbewusste wie leidenschaftliche Künstlerin liess sich von Weill 1933 scheiden und heiratete ihn 1937 im Exil in den USA wieder. Trotz Affären blieb sie Weill bis zu seinem Tod 1950 stets eng verbunden. Später heiratete die bis ins hohe Alter künstlerisch Wandelbare noch weitere drei Male. (MIF) ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ Hochklassiges Musiktheater ❒ ● ● ❒ Die IG Opera führt das Stück «Lotte Lenya & Kurt Weill» an vier Daten im Zofinger «Alass» auf. Die Premiere feiert die IG Opera am Sonntag, 25. Oktober um 17 Uhr. Weitere Aufführungen folgen am Montag, 26. Oktober, Freitag, 30. Oktober und Samstag, 31. Oktober jeweils um 20 Uhr. Ticket-Vorverkauf: Tel: 062 752 15 34 www.ig-opera.ch Ab kommendem Sonntag darf sich das Publikum selbst davon überzeugen. Unter der Regie von Elja-Duša Kedveš und der künstlerischen Leitung von Anna Merz ist ein selbst erarbeitetes hochklassiges Musiktheater entstanden. Die populären wie stilvollen Lieder Kurt Weills und die vielen neckischen Szenen zwischen den beiden Protagonisten bieten Charme und Tiefgang. Zudem verleihen Simon Spiess (Saxofon, Bassklarinette) und Niculin Christen (Klavier, Akkordeon) dem Stück einen mitreissenden jazzigen Groove. Schon beginnt das Reparieren Zofingen Die Unterführung an der Strengelbacherstrasse ist noch nicht fertig und doch fahren schon wieder die Bagger auf. Das Gefälle an der Kreuzung Strengelbacherstrasse-Frikartstrasse ist zu steil und muss angepasst werden. Die gelbe Schnur zeigt, auf welcher Höhe die Strasse eiRAN gentlich verlaufen sollte und künftig wohl auch wird ... «Chef, ich bin mit der Arbeit fertig, soll ich gleich mit den Reparaturen beginnen?» So lautet eine Redewendung, die (leider) auch auf die Unterführung an der Strengelbacherstrasse in Zofingen zutrifft. In den letzten beiden Tagen wurden die Asphaltierarbeiten abgeschlossen. Während auf der einen Seite die Walzen abtransportiert wurden, fuhren auf der andern Seite der Unterführung schon wieder die Bagger auf. Denn noch bevor die Strasse vollumfänglich an den Verkehr übergeben wird, müs- sen Änderungen vorgenommen werden. So muss die Kurve Strengelbacherstrasse-Frikartstrasse um bis zu 20 cm abgesenkt werden, da die Querneigung zu stark ist (wir berichteten). Das bedeutet, dass eine Strassenbreite Asphalt ausgebaut, der Untergrund abgetragen und der Teil wieder neu asphaltiert und markiert werden muss. «Bei so grossen Projekten gibt es immer einige Anpassungen vorzunehmen», sagt Roberto Scappaticci, Projektleiter Brücken und Tunnel beim Departement Bau, Verkehr und Umwelt des Kantons Aargau. Noch klärt der Kanton ab, wie es zu diesem Fehler kommen konnte. «Am Radius der Kurve wird sich aber nichts ändern», sagt Roberto Scappaticci weiter. Er verrät aber, dass es noch andere Anpassungen geben wird. So muss auf der gegenüberliegenden Seite der Randabschluss zwischen Rad- und Fussweg angepasst werden, damit auch der 3,60 Meter breite Schneepflug zwischen Randabschluss und Fussgängerschutzinsel durchfahren kann. Festgestellt wurde dieses, aus Sicht des Kantons, kleinere Problem, als die Markierungen angebracht wurden. Google verschluckt Strasse Dass die Frikartstrasse urplötzlich von Google Maps verschwunden ist (jedenfalls von der Karte, auf dem Satellitenbild ist sie noch zu sehen, aber nicht mehr beschriftet), hat wohl nichts mit den Reparaturen zu tun. Trotz all diesen Vorkommnissen soll die Unterführung an der Strengelbacherstrasse pünktlich am 13. November eröffnet werden. Die Kosten für das Jahrhundertbauwerk sind auf rund 13,5 Mio. Franken veranschlagt. (RAN)
© Copyright 2024 ExpyDoc