Billig-Angebot erzürnt Glas-Riesen ld teurer?

Donnerstag, 5. Oktober 2006
Seite 21
WIRTSCHAFT
Schuhe bald teurer?
Billig-Angebot erzürnt Glas-Riesen
EU verhängt Strafzölle gegen Billigimporte aus Asien
Nürnberger Optiker Schlemmer will Lieferboykott durch Carl Zeiss abwenden
BRÜSSEL/HERZOGENAURACH
(Eig. Ber./ded) — Ob Pumps für die
Dame oder Slipper für den Herrn —
Deutschlands Verbraucher müssen sich
auf empfindliche Preiserhöhungen einstellen.
Überraschend stimmten gestern die
EU-Botschafter der 25 Mitgliedsländer einem zweijährigen Strafzoll für
Billigschuhe aus China und Vietnam
zu. Der Widerstand des Berliner Regierungsvertreters half nichts: Italien
hatte genügend Unterstützer auf seiner Seite versammelt. Nun müssen
heute noch die Innen- und Justizminister die Sanktionen gegen die SchuhHersteller aus Fernost billigen, woran
aber kein Zweifel mehr besteht.
Entgegen allen Quotenregelungen
haben die Hersteller aus China und
Vietnam in diesem Jahr den europäischen Markt regelrecht überschwemmt. In Deutschland kommen
rund 60 Prozent der verkauften Produkte aus Fernost, in einigen anderen
Ländern liegt der Anteil der Importe
noch deutlich höher. Da Peking den
Export nicht freiwillig drosseln will,
hatte die EU-Kommission vorgeschlagen, fünf Jahre lang den Zoll um 16,5
Prozent (China) beziehungsweise zehn
VON MARKUS HACK
Prozent (Vietnam) anzuheben. Der
Zeitraum wurde jetzt auf zwei Jahre
verkürzt.
Die Schuhindustrie hat bereits angekündigt, diese Preisaufschläge an den
Kunden weiterzugeben. Der könnte
übrigens noch deutlich höher ausfallen. adidas-Chef Herbert Hainer
sprach nach einer Reise durch das
„Reich der Mitte“ von Aufschlägen
zwischen 15 und 25 Prozent der Produktionskosten, was unterm Strich
eine Verteuerung der Schuhe um bis
zu zehn Prozent bedeuten würde.
Beobachter schließen allerdings
nicht aus, dass Peking in letzter
Minute doch noch einlenkt, da die
europäischen Schuh-Hersteller, die
nahezu ausnahmslos vor einigen
Jahren Filialen in China aufgebaut
haben, mit Konsequenzen drohen.
Nach den EU-Sanktionen erwägt der
Hersteller adidas, der in China jährlich rund 200 Millionen Sportschuhe
herstellt und 2600 Einzelhandelsgeschäfte betreibt, bis zu einem
Fünftel seiner Produktionskapazitäten nach Vietnam zu verlagern. Nur
zwei Jahre vor den Olympischen Spielen 2008 in Peking sei dies ein „deutliches Signal“.
schwert, erinnert sich Geschäftsführer Frank Schlemmer. Da Zeiss ein
Markenimage zu verteidigen habe,
passe das günstige Angebot nicht ins
Konzept, sei ihm gesagt worden.
Das angekündigte Aus für die Glaslieferungen will Schlemmer nicht akzeptieren. Die kleine Optiker-Kette,
die im Großraum Nürnberg neun
Filialen unterhält und 43 Mitarbeiter
(inklusive Auszubildende) beschäftigt, hat daher die Landeskartellbehörde eingeschaltet. Dort werde derzeit ein Verfahren gegen Zeiss geprüft,
bestätigte eine Sprecherin.
Gleichzeitig hat Schlemmer beim
Landgericht Nürnberg-Fürth eine
Einstweilige Verfügung gegen Zeiss
erwirkt, derzufolge der Konzern weiter liefern muss. Justizsprecher Andreas Quentin bestätigte, dass die Verfügung Mitte September an Zeiss
geschickt wurde. Der Glas-Riese
könne Widerspruch dagegen einlegen.
Bis gestern Nachmittag habe er das
jedoch nicht getan, so Quentin.
Stellungnahme abgelehnt
+++ Meldungen in aller Kürze +++
Der VW-Vorstand hat die mit der IG
Metall vereinbarten Tarif-Eckpunkte
zur Sanierung des Autobauers gebilligt. Die Manager beauftragten ihre
Verhandlungskommission, mit der IG
Metall ein abschließendes Ergebnis
auszuhandeln.
+++
Nach Angaben des Deutschen Verbandes der Spielwaren-Industrie sind
die Modellbahnbauer Märklin oder
Hornby die Favoriten im ÜbernahmeWettstreit um den insolventen Hersteller der LGB-Modelleisenbahn, das
Nürnberger Ernst Paul Lehmann
Patentwerk. Hornby habe viele weitere Modellbahnmarken im Programm. Für Märklin wäre LGB eine
Ergänzung der Programmpalette. Für
normale Finanzinvestoren sei das
Risiko zu hoch und die Rendite zu niedrig, sagte Verbands-Geschäftsführer
Volker Schmid.
+++
Die Bundesnetzagentur hat im
Kampf um niedrigere Gaspreise bei
weiteren großen Netzbetreibern die
Entgelte gekürzt. Bei RWE-Westfalen-Weser-Ems Verteilnetz GmbH
wurde eine Kürzung um 25,9 Prozent
und bei der E.on Westfalen Weser AG
um 9,8 Prozent gegenüber den beantragten Kosten angeordnet. Die gekürzten Gebühren sind von den Unternehmen sofort anzuwenden. Die Kürzungen führen in aller Regel zu einer
Absenkung der Netzentgelte, die von
Weiterverteilern bezahlt werden.
Mit seiner Preisoffensive bei hochwertigen Brillengläsern hat Optiker Frank
Schlemmer Hersteller und Konkurrenz erzürnt.
Foto: Stefan Hippel
NÜRNBERG — Die Nürnberger
Firma Optik Schlemmer wehrt sich
mit juristischen Mitteln gegen einen
drohenden Lieferboykott durch den
Glasproduzenten Carl Zeiss.
Nach Angaben des fränkischen Mittelständlers hat der Zeiss-Konzern
angekündigt, einen bestehenden Liefervertrag nicht zu verlängern, wenn
sich Schlemmer-Optik nicht an die
unverbindliche Preisempfehlung des
Herstellers hält. Zuvor hatte Schlemmer in Inseraten für hochwertige
Gleitsichtgläser geworben, die der
Optiker für rund die Hälfte des von
Zeiss vorgeschlagenen Preises anbietet. Bereits am Tag nach der ersten
Anzeige habe sich die Zeiss Vision
GmbH, die Augenoptik-Tochter der
Zeiss-Gruppe, über das Angebot be-
Zeiss selbst lehnte eine aktuelle Stellungnahme gegenüber dieser Zeitung
ab. Dem Branchenblatt markt intern,
das bereits über den Konflikt berichtete, hatte Anton Kuhn, Zeiss-Vertriebsleiter für Mitteleuropa, allerdings gesagt, Schlemmer positioniere
mit seiner Werbung „die Marke Zeiss
falsch“. „Die Angelegenheit zu richten“, sei Zeiss seinen Partnern schuldig, so Kuhn.
Die Partner — das sind nach Einschätzung Frank Schlemmers andere
große Optiker, die über teure Gleitsichtgläser ihre Sonderangebote im
Massengeschäft finanzieren wollen.
Seine eigene, umstrittene Offerte sei
kein Dumping-Angebot, sondern
bringe Gewinn, versichert Schlemmer.
Mit seiner Preisoffensive eckt der
Mittelständler, der 2005 mit 16000 verkauften Brillen einen Jahresumsatz
von 2,9 Mio. • erzielt hat, nicht nur bei
Zeiss an. In der Branche wird befürchtet, dass damit ein neuer Kampf um
Kosten losgetreten wird.
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