Bauhausuniversität Weimar, Fakultät Bauingenieurwesen WS 2014/2015 Hydromechanik im Studiengang Bauingenieurwesen Mindestanforderungen an die Prüfung: Eigenschaften von Fluiden: Lehrinhalt: Maßeinheiten, Fluid, Dichte, Kompressibilität, Viskosität, Oberflächenspannung und Kapillarität, Stoffwerte Aufgaben: Kurzaufgaben Bk2 bis Bk6, Bk9 und Bk10 Fluide im Gleichgewicht: Lehrinhalt: absoluter/relativer Druck, Überdruck, Unterdruck, Druck als skalare Größe, Hydrostatisches Gleichgewicht, Hydrostatische Druckverteilung in Flüssigkeiten, Hydrostatischer Druck auf horizontale Böden, Hydrostatischer Druck auf ebene geneigte Flächen, Hydrostatischer Druck auf gekrümmte Flächen, Hydrostatischer Auftrieb. Aufgaben: C1 bis C3, C6 bis C9, C13, C17, C19a, C21, Kurzaufgabe Ck1 bis Ck11 Satz1: Im Gleichgewicht haben Fluide keine Schubspannungen. Die Druckkraft auf ein Flächenelement steht senkrecht auf diesem. Satz 2: Der Druck an einem Punkt im Fluid ist unabhängig von der Richtung; er ist eine skalare Größe. Satz 3: Der Druck in der Tiefe h unter dem Wasserspiegel ist gleich dem Druck über dem Wasserspiegel und der Gewichtskraft pro Fläche der darüber liegenden Wassersäule. Satz 4: Die Druckkraft auf eine geneigte Ebene ist gleich dem Produkt aus Druck im Flächenschwerpunkt und Fläche. Satz 5: Bei vertikal gekrümmten Flächen errechnet sich die Horizontalkomponente der Druckkraft aus der Druckverteilung auf eine gedachte vertikale Fläche, die sich aus der Horizontalprojektion der wirklichen Fläche ergibt, Vertikalkomponente der Druckkraft als Gewicht des über der Fläche stehenden oder gedachten Flüssigkeitskörpers. Satz 6: (Archimedes) Die Auftriebskraft ist gleich dem Gewicht der verdrängten Wassermenge. Satz 7: An jeder Stelle des Fluids ist der Druckanstieg in beliebiger Richtung gleich der in diese Richtung weisenden Komponente der wirkenden Massenkraft, multipliziert mit der Dichte. Wichtig: Betrachtung in der Ebene d. h. Symmetrie wird in der Prüfung vorausgesetzt! Allgemein gilt: Die Erdbeschleunigung g kann vereinfachend mit g= 10 m/s² angenommen werden. Die Berechnungen sollen ohne Berücksichtigung von Verlusten durchgeführt werden! (0) Absolutdruck, Überdruck, Dichte Für unsere erste Berechnung nehmen wir uns ein mit einer Vergleichsflüssigkeit der Dichte ρV und einer unbekannten weiteren Flüssigkeit gefülltes U-Rohr vor. a) Wie hoch ist der Überdruck am Punkt 2? b) Wie hoch ist der Absolutdruck am Punkt 2? c) Wie groß ist die Dichte der unbekannten Flüssigkeit? (1) Eigenschaften von Fluiden In Weimar soll ein etwa 25 m hohes Gebäude errichtet werden (siehe Anlage für Aufgabe 1 bis 3). Als Investor wollen Sie sich vorab über die Kosten informieren. Eine Saugpumpe ist das günstigste Angebot. In einem Gespräch mit der örtlichen Feuerwehr erfahren Sie, dass an dem dortigen Hydranten ein Wasserdruck von 2 bar ansteht. Alternativ steht noch der etwa 10 m entfernte Feuerlöschteich zur Verfügung. Der Hydrant und der Wasserspiegel des Teichs liegen auf gleicher Höhe (Bodenplatte des Gebäudes). Die Berechnungen sollen ohne Berücksichtigung von Verlusten durchgeführt werden! a) Bis zu welcher Höhe des Gebäudes steigt das Wasser im Standrohr wenn Sie den Schieber am Hydranten öffnen? Das Schwimmbecken auf dem Dach ist noch nicht gefüllt. b) Bis zu welcher Höhe können Sie das Wasser des Feuerlöschteichs mit einer Saugpumpe theoretisch ansaugen? Ermitteln Sie die maximale Höhe für den Standort der Pumpe. (Fall 1: Temperatur = 20°C, Dampfdruck = 0,02 bar, patmos = 1 bar, Fall 2: T = 60°C, Dampfdruck pD = 0,2 bar). a) Sie wollen die Saugpumpe einsetzen, die Forderungen der Feuerwehr werden erfüllt, wenn Sie diese Saugpumpe in 5 m Gebäudehöhe einbauen (siehe Skizze), aus dem Feuerlöschteich Wasser fördern und das Wasser hiermit mindestens auf 30 m über Bodenplatte des Gebäudes heben. Welchen Überdruck muss die Pumpe an diesem Standort dann mindestens aufbauen? b) Die kapillare Steighöhe wird bestimmt mit hkap = 4 σ / (ρ g dkap), σ wird für Wasser bei T = 20°C mit 0,075 N/m angegeben. Sie wollen überprüfen, ob die kapillare Steighöhe bei einem Standrohr mit 1 m Länge zu berücksichtigen ist. Bestimmen Sie den Durchmesser d, bei dem gerade ein Fehler von 0,1% infolge kapillarer Steighöhe vorliegt. (2) Hydrostatik Das Gebäude soll mit Ortbetonwänden hergestellt werden. Eine Baufirma verspricht Ihnen, dass der Frischbeton mit einer Betonpumpe ohne Probleme auf 25 m Wassersäule (2,5 bar) gefördert werden kann. Danach müssen die Wände mit Betonkübeln von einem Kran aus hergestellt werden. Die Dichte des Frischbetons ist 2,5 mal größer als die Dichte von Wasser. a) Bis zu welcher Höhe des Gebäudes können die Wände demnach direkt mit der Betonpupe betoniert werden? b) Die Wände sollen in vertikalen Abschnitten von 5,0 m betoniert werden. Beim Betonieren hat der Beton Flüssigkeitseigenschaften. Der Schalungshersteller fragt nach dem maximalen Frischbetondruck. Berechnen Sie dem Frischbetondruck in Höhe der Wandunterkante bei 0,0 m und in 2,5 m Höhe. c) Sie wollen die Schalung mit Stützen sichern. Zeichnen Sie die horizontale Druckverteilung auf die Schalungswände ein (Skizze für Aufgabe 2). Ermitteln Sie die resultierende Druckkraft auf die Schalung. Welche horizontale Kraft (FH Schalung) ist an der Schalungsoberkante erforderlich wenn Sie die Abstützung im Abstand von 1m aufstellen. Die Schalung ist am Fußpunkt gelenkig gelagert. d) Mit dem Architekten diskutieren Sie, ob die Wände 30 cm oder 50 cm stark werden sollen. Der Architekt will gerne 30 cm starke Wände ausführen lassen, weil der Schalungshersteller wegen dem 66% höheren Frischbetondruck für die 50 cm starken Wände einen Aufpreis von 2/3 = 66% fordert. Ist diese Forderung berechtigt? Satz1: Im Gleichgewicht haben Fluide keine Schubspannungen. Die Druckkraft auf ein Flächenelement steht senkrecht auf diesem. Satz 2: Der Druck an einem Punkt im Fluid ist unabhängig von der Richtung; er ist eine skalare Größe. Satz 3: Der Druck in der Tiefe h unter dem Wasserspiegel ist gleich dem Druck über dem Wasserspiegel und der Gewichtskraft pro Fläche der darüber liegenden Wassersäule. Satz 4: Die Druckkraft auf eine geneigte Ebene ist gleich dem Produkt aus Druck im Flächenschwerpunkt und Fläche. Satz 5: Bei vertikal gekrümmten Flächen errechnet sich die - Horizontalkomponente der Druckkraft aus der Druckverteilung auf eine gedachte vertikale Fläche, die sich aus der Horizontalprojektion der wirklichen Fläche ergibt, - Vertikalkomponente der Druckkraft als Gewicht des über der Fläche stehenden oder gedachten Flüssigkeitskörpers. Satz 6: (Archimedes) Die Auftriebskraft ist gleich dem Gewicht der verdrängten Wassermenge. Satz 7: An jeder Stelle des Fluids ist der Druckanstieg in beliebiger Richtung gleich der in diese Richtung weisenden Komponente der wirkenden Massenkraft, multipliziert mit der Dichte. Kapitel B. Eigenschaften von Fluiden B.1 Maßeinheiten Basis- und abgeleitete Größen mit den Einheiten verschiedener Einheitensysteme (eingerahmte Einheiten: Gesetz über Einheiten im Messwesen, 1969) Größenart Dim. Länge L Basisgrößen Masse M Zeit T Temperatur Θ Einheit Umrechnung 1 m = 102 cm = 103 mm Meter, m inch, in 1 in = 2,5400 cm foot, ft 1 ft = 0,3048 m Kilogramm, kg pound-mass, lbm 1 lbm = 0,4536 kg slug, sl 1 sl = 14,5939 kg Sekunde, s 1 min = 60 s, 1 h = 3600 s Kelvin, K tC = tK - 273,15 Celsius, ◦ C Kraft Abgeleitete Größen Spannung Druck Arbeit F = ML T2 F L2 FL 1 t = 103 kg = 1 Mg Fahrenheit, ◦ F tC = 59 (tF − 32) Rankine, ◦ R tR = 95 tK ∗ 1 N = 1 kg m/s2 = 105 dyn Newton, N Kilopond, kp 1 kp = 9,80665 N pound-force, lbf 1 lbf = 4,4482 N Pascal, Pa 1 Pa = 1 N/m2 = 1 kg/(m s2 )† Bar, bar 1 bar = 105 Pa = 10 N/cm2 m Wassersäule 1 mWS = 9,80665 kPa techn. Atmosphäre 1 at = 1 kp/cm = 0,980665 bar phys. Atmospäre 1 atm = 1,01325 bar Torr 1 Torr = 1/760 atm 1 J = 1 Nm = 1 kg m2 /s2 = 107 erg Joule, J = Ws Energie Kalorie, cal 1 cal = 4,1868 J Wärme Brit. thermal unit 1 Btu = 1,0551 kJ Leistung FL/T † 1 W = 1 J/s = 1 kg m2 /s3 Watt, W Pferdestärke, PS 1 PS = 75 kp m/s = 0,7355 kW horse-power, hp 1 hp = 0,7457 kW ∗t ◦ ◦ ◦ C , tF , tR , tK sind Zahlenwerte der Temperatur in C, F, R bzw. † Die Grundeinheiten N bzw. Pa sind für technische Zwecke sehr klein! 4 K Ratsam ist das Rechnen in kN bzw. kPa, mWS oder bar. Kleine Formelsammlung Bitte rechnet näherungsweise mit folgenden Werten: Normaldruck : Erdbeschleunigung: patmos = 100 000 Pa g = 10 m/s² Stoffwerte (20°°C, Normaldruck): Wasser Luft Erdöl (Baku) vw= 1,0⋅10-6 m2/s ρw = 1000,0 kg/m3 vL=14,9⋅10-6 m2/s ρL = 1,2 kg/m3 vÖ= 2,6⋅10-6 m2/s ρÖ = 824,0 kg/m3 v= Ș ρ τ = Ș⋅ ∂v ∂s Hydrostatik: Druck und Druckkräfte: p = p0 + ρ ⋅ g ⋅ h Druckmittelpunkt: yD = FH = Fx = pS ⋅ Aproj FV = Fz = ρ ⋅ g ⋅ V xD = Iξ yS ⋅ A I ηξ yS ⋅ A + yS Bewegte Behälter: B → → p B = p A + ρ ³ f ds A + xS fr = ω 2 ⋅ r Erhaltungssätze: Massenerhaltung: Qein = Qaus Aein ⋅ v ein = Aaus ⋅ v aus Impulserhaltung und Stützkraftkonzept: & S = pü ⋅ A + ȕ ⋅ ȡ ⋅ A ⋅ v 2 , wobei v = v & & & & S ein + S aus + G + FA = 0 Spezifische Energiehöhe: Energieerhaltung: p1 v12 PP p2 v 22 z1 + +Į + = z2 + +Į + hvges ȡ⋅ g 2 ⋅ g g ⋅ m ȡ⋅g 2⋅ g 9 v2 E=h+ 2⋅ g Örtlich konzentrierte Verluste: v2 Einige Beispiele für den Verlustbeiwert ζ [-] hve = ζ ⋅ örtlich konzentrierter Verluste (weitere siehe Tabellenwerke ) 2g Einlauf scharfkantig Einlauf leicht ausgerundet 0,50 0,25 1,00 Auslauf Rohrkrümmer 15 ° 30 ° 45 ° 60 ° 75 ° 90 ° 0,03 0,06 0,08 0,09 0,11 0,12 Streckenabhängige Verluste: Darcy-Weisbach: L hvs = λ ⋅ d hy d hy ⋅ Manning-Strickler: v2 2g v = kSt ⋅ rhy2 / 3 ⋅ I E1/ 2 rhy = 4⋅ A = U ben Rohr Werkstoff Stahl Gusseisen Beton Gerinne Natur Beton A U ben Zustand glatt angerostet stark verkrustet glatt angerostet stark verkrustet geschliffen, verputzt alte Einzelrohre schalungsrauh Kies Geröll rauhe Felswände Gebirgsbäche glatt rauh Klinker Holz IJ0 = ȡ⋅ g A ⋅ ⋅ hvs L U ben IE = hvs L k-Wert [mm] 0,01 – 0,20 0,40 3,00 0,12 – 1,00 1,00 – 1,50 1,50 – 3,00 0,01 – 0,16 1,00 – 3,00 10,00 75,00 bis 400,00 bis 1500,00 bis 3000,00 0,80 20,00 1,50 – 1,80 0,60 Berechnung des Reibungsbeiwertes λ: laminar ( Re < 2330 ) : turbulent ( Re > 2330 ) : Ȝ= 64 Re 1 2 . 51 k ) = -2 log ( + Ȝ Re Ȝ 3 . 71 D 10 kSt-Wert [m1/3⋅s-1] 40,00 30,00 25,00 – 28,00 19,00 – 22,00 80,00 50,00 70,00 – 80,00 90,00 Moody-Diagramm zur Bestimmung des Reibungsbeiwertes λ: k/d 3,3⋅⋅10-2 1,6⋅⋅10-2 8,3⋅⋅10-3 4,0⋅⋅10-3 2,0⋅⋅10-3 1,0⋅⋅10-3 4,0⋅⋅10-4 2,0⋅⋅10-4 1,0⋅⋅10-4 ⋅103 ⋅104 ⋅105 Grenzzustand (Rechteckgerine): hgr = 3 q2 2 = Egr g 3 Überfall: 2 Q = μ ⋅ b ⋅ hü 3 v gr = g ⋅ hgr Überfallform 2 ⋅ g ⋅ hü 1 3 schmalkronig Tabelle : breitkronig : μ = Spiegellinie (Rechteckgerinne): h − hn dh = I So ⋅ 3 3 ds hSp − hgr 3 Sp 3 11 ⋅106 Wechselsprung: h2 1 = 1 + 8 Fr22 − 1 h1 2 ( Kronenausbildung breit, waagerecht, scharfkantig breit, waagerecht, ausgerundete Kanten breit, vollständig abgerundet scharfkantig, Überfallstrahl belüftet rundkronig, OW lotrecht, UW geneigt dachförmig, gut ausgerundet ) μ 0,50 0,53 0,69 0,64 0,74 0,79
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