Beiträge zur Kenntnis der Ernährung des Regenwurms Lumbricus terrestris L Müller. Auszug aus der Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde. Genehmigt von der philosophischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn. Von Hans Krieg aus Bad K r e u z n a c h . Promoviert Mai 1922. Buchdruckerei Franz Rauh, Bad Kreuznach. Berichterstatter: Professor Dt. R. Hesse. Von der ausführlichen Arbeit befindet sich je ein Exemplar in der Staatsbibliothek in Berlin, in der Universitätsbibliothek in Bonn und im zoologischen Institut in Bonn. l. Reaktionen des Verdauungskanals. Zu diesen Untersuchungen wurden Lumbricus terrestris L. rubellus, Allolobophora chlorotica und A. longa verwandt. Geprüft wurde mit Lakmus, Methylorange, Brillantgelb, Kongorot und Metanilgelb. Gefüttert wurde mit Fliesspapier oder mit Stärkekleister, denen jedes Mal eine der oben genannten Farben beigegeben war. Der Darm der Versuchstiere war vorher durch 2 Wochen lange Verfütterung von Fliesspapier und Stärkekleister von Erde und sonstigen Fremdkörpern gereinigt worden. — Die Hälfte der gefütterten Tiere wurde in destilliertem Wasser durch Zugabe von Alkohol betäubt, die andere Hälfte viviseziert. Der Verdauungskanal wurde, nachdem die stets alkalisch wirkende Leibeshöhlenflüssigkeit mit destilliertem Wasser sorgfältigst (nach Öffnen der Leibeshöhle) entfernt war, geöffnet. Die Reaktion des Schlundes, sowie die der Flüssigkeit, die die Würmer aus ihm nach aussen ausstossen, ist stets alkalisch (Darwin). Nach meinen Feststellungen stammt das ausgestossene Sekret — im Gegensatz zu ändern Ansichten — aus den Drüsen, die der Pharynxtasche aufsitzen und in dieselbe münden; denn die ausgestossene Flüssigkeit wie der Inhalt der Pharynxtasche haben die gleiche starke Reaktion, während der Darmsaft bedeutend schwächer reagiert; ferner war nach Verfütterung von Farbstoffen die nach einiger Zeit ausgeschiedene Flüssigkeit völlig farblos, während der Inhalt von Darm und Muskeimagen gefärbt waren. Die alkalische Reaktion des Schlundes muss also dem Pharynxsekret zugeschrieben werden. Dieses bedingt auch in der Hauptsache die alkalische Reaktion von Osophagus und Kaumagen, wenn auch hierbei noch die Drüsen im Osophagus mitwirken. Mehr Schwirigkeiten bot es, ein einigermassen klares Bild über die Reaktion des Darmes zu gewinnen. Die Angaben früherer Untersucher widersprechen sich hier sehr stark. Auch meine Untersuchungen ergaben trotz sorgfältigster Durchführung zum Teil ganz verschiedenartige Reaktionen. Der Anfangsteil des Darmes zeigte mit Ausnahme eines Falles, wo auch er sauer war, stets alkalische Reaktion seines Inhaltes. Dagegen war der Inhalt des Darmes bei Tieren gleicher Art, die bei gleichem Futter zusammen gehalten waren, oft verschieden, In vielen Fällen war Darminhalt (wie auch Kot) alkalisch, In ändern nahm der Inhalt des Darmes mehr oder weniger gegen das Ende zu säurt Reaktionen an. Der Kot war dann immer sauer. Ein Tier, das Tags zuvor alkalischen Kot abgegeben hatte, wies am nächsten Tage saure Reaktion seines Kotes und Enddarmes auf. Anfänglich vermutete ich als Ursache dieser Verschiedenheiten Mikroorganismen (zumal sich oft in Schnittpräparaten nach Färbung mit Heidenhain's Hämatoxylin im Darmlumen zahlreiche, stäbchenförmige, bakterienartige Gebilde fanden), doch fand ich später, dass auch die Darmwände nach sorgfältiger Reinigung verschieden reagierten. Und zwar ergaben Mikrotonschnitte: Sauer reagierten nur Darmepithelien in denen sich Exkretzellen befanden, die am Durchbrechen ins Darmlumen waren, während der Darm bei alkalischer Reaktion seiner Wände keine oder noch unentwickelte Exkretzellen aufwies. Diese Ergebnisse führen alle zu dem Schlüsse, dass das Sekret der Darmdrüsen, wie auch gewöhnlich der Darminhalt, (auch bei freilebenden Tieren) alkalisch sind, dass dagegen die Ausscheidung der Exkrete die Reaktion zeitweilig ändert. Für dies Ergebnis, sprechen noch die Tatsachen, dass auch das Exkret der Nephridien wie der Vakuoleninhalt der Amöbocyten, die mit den Exkretzellen gewisse Ähnlichkeiten besitzen und aus denen diese vielleicht hervorgehen, sauer reagieren. Sodann wäre das Darmdrüsensekret in saurem Zustande auch nutzlos, da seine eiweisspaltende, Wirkung in saurer Lösung für die Verdauung des Wurmes gar nicht in Frage kommt. 2. Der Schlund und seine Drüsen. Von Drüsen, die in den Verdauungskanal münden, sind zuerst die Drüsen der Pharynxtasche zu nennen. Obwohl Polozow (1904) und Meyer (1913) diese Drüsen mit ihren Ausfuhrgängen beschreiben (Angaben mit denen ich in vielen Punkten nicht übereinstimme) sind sie doch in der weiteren Literatur meist unbekannt geblieben. Die Pharynxtasche ist eine dorsale Ausstülpung des vorderen Verdauungstraktus. Sie besitzt einen besonders dorsal stark ausgebildeten Wulst von Muskeln, die in verschiedenen Richtungen verlaufen und ist durch zahlreiche Retraktoren mit dem Hautmuskelschlauch verbunden. Auf dem Muskelwulst liegen zahlreiche Drüsen in dicker Schicht. Das Lumen der Parynxtasche wird durch mit starken Flimmerhaaren versehene, hohe zylindrische Zellen ausgekleidet, die durch eine basale, homogene Membran Von der darüber liegenden Muskelschicht getrennt werden. Zwischen den Epithelzellen liegen die bauchig erweiterten Mündungen der Drüsenzellen, die durch lange, den Muskelwulst durchsetzende Kanäle mit ihrem kernhaltigen Teil in Verbindung stehen. Über die Aufnahme der Nahrung sind Pontallié und Jordan verschiedener Meinung. Pontallié behauptet, dass der Wurm mit seinem vorgestülpten Rüssel Nahrung erfasst, während Jordan dies in Zweifel zieht und erklärt, der Pharynx diene als Saugorgan und durch Erweiterung seines Lumens werde die Nahrung angezogen. Ich kam - zu folgenden Ergebnissen: Die Kopflappen und das erste Segment dienen sicher in vielen Fällen als Ränder einer Saugscheibe, in deren Mitte der Mund des Tieres liegt. Wenn man jedoch die Kleinheit des durch Auseinanderziehen des Prostomiumlumens entstehenden Hohlraumes bedenkt, so muss man bezweifeln, dass hierdurch Arbeiten, wie das Absaugen des Parenchyms von Pflanzenteileti, vollzogen werden können; zumal die Pharynxtasche für eine Saugwirkung durch Erweiterung ihres Lumens nicht in Frage kommt, sonst müsste sie sich ebenso wie das Prostomium mit Erde und aufgenommener Nahrung füllen. Dies ist aber nie der Fall. Dagegen beobachtete ich, dass die Pharynxtasche vorgestülpt wird. Das Epithel der Tasche, das die Drüsenmündungen enthält, kommt dabei auf die Aussenseite des kuglig vorgestülpten Teils zu liegen. Sein Inneres besteht ausser Leibeshöhlenflüssigkeit und Muskulatur aus dem grössten Teil der Pharynxdrüsen. Zweck dieser Vorrichtung ist in erster Linie ein tüchtiges Benetzen der aufzunehmenden Substanzen mit dem schleimigen Sekret der Pharynxtasche. Wahrscheinlich können die Tiere mit der schleimigen vorgestülpten Schlundtasche auch Gegenstände erfassen und mit sich ziehen. Auf jeden Fall ist der Wurm aber im Stande, beim Einziehen der Schlundtasche, das durch zahlreiche Retraktoren erfolgt, eine äusserst starke Saugwirkung hervorzurufen. Die zum Teil starken Retraktoren sitzen an der Schlundtasche an und erstrecken sich von dort, zum Teil die hinteren Septen des 5. und 6. Segmentes durchbrechend, in die Längsmuskulatur. Die Ausstülpung der Tasche erfolgt durch die Leibeshöhlenflüssigkeit. Wird auf diese durch Kontraktion der hinteren Septen, des 5., 6., 7. Segmentes, die in Ruhlage in ihrer Mitte sehr weit nach rückwärts ausgebuchtet und von denen letztere sehr muskulös sind, sowie durch die Ringmuskulatur der vorderen Segmente stärkerer Druck ausgeübt, so wird dann der Pharynx handschuhförmig ausgestülpt. Die zahlreichen Drüsenmassen des Pharynx setzen sich aus lauter einzelligen Drüsen zusammen. An jeder Drüse lassen sich 3 Abschnitte unterscheiden. Ein grosser birnförmiger kernhaltiger Teil der im Plasma lappige, chromatinartige Fäden enthält. Dann verengen sich die Drüsen zu ihrem zweiten Teil, einem schlauchartigen Drüsengang, der im Innern einen feinen Schleimstrang birgt. Auf günstigen Schnitten (bei Färbung mit Delafield'schem Hämatoxylin) lässt sich das Drüsensekret in den Kanälchen genau verfolgen; dazwischen liegen die Wandungen der Drüsenkanäle, die als eine homogene Plasmamasse erscheinen. Ich muss das Plasma für zur Drüsenzelle gehörig halten; denn es fehlen Zellkerne. Wo solche auftreten, gehören sie vorgelagerten Drüsenzellen an. Auch Bindegewebe kommt nicht in Frage. Besonders sprechen für meine Auffassung die Verhältnisse bei den Osophagusdrüsen, die den Pharynxdrüsen gleichen, nur dass hier die Anhäufung der Drüsen nicht so gross und ihre Anordnung eine regelmässigere ist. Ferner teilt sich bei seiner Annäherung an die Basalmenbran der aus den Drüsengängen bestehende Strang allmählich in viele Äste auf (ohne dass jedoch die einzelnen Schleimkanäle sich spalten). Diese treten in die Basalmenbran des Epithels ein, die an den Eintrittsstellen röhrenförmig vorgestülpt ist. Innerhalb des Epithels erfolgt die vollständige Trennung der einzelnen Kanäle der Drüsenzellen. Sie bilden vor ihrer Ausmündung eine bauchige Anschwellung, die ich als dritten Teil der Drüse bezeichne. Sie liegt unter der Flimmerschicht im Epithel und hat eine deutliche wenig färbbare Wandung (die Fortsetzung der Drüsengangwand), die die im Zustande der Füllung einen keulenförmigen Schleimklumpen umschliesst. Sie dient als Reservoir für den Schleim der Drüsengänge. Zwischen den bauchigen Teilen der gefüllten Reservoirs sind die Epithelzellen kaum noch zu erkennen, da sie durch die sich fast berührenden erweiterten Ausführgänge stark zusammengedrückt werden. Gegen das Lumen der Pharynxtasche nehmen sie wieder an Ausdehnung stark zu, während die Ausführgänge spitz zulaufen. Der Druck der Epithelzellen bildet hier einen Ventilverschluss, wie dies auch bei den Darmdrüsen der Fall ist. Die Pharynxdrüsen (wie auch die Osophagusdrüsen) des Regenwurmes gleichen in vielem den Septaldrüsen (am Schlunde) von Pachydrilus litoreus (Hesse). 3. Ösophagusdrüsen. Diese Drüsen liegen in kleinen, blumenstraussartigen Bündeln um den ösophagus. Nach der Leibeshöhlung zu wird das Bündel von einer dünnen homogenen Bindegewebsmembran umhüllt, welcher meist noch Peritonealzellen und Amibocyten aufsitzen. Nach dem Osophaguslumen zu verengen sich die Drüsenzellen zu dünnen Kanälchen, die das Drüsensekret enthalten und sich zu einem Strang zusammenlegen, der zwischen der Längs- und Ringmuskulatur hindurch geht. Dann spalten sich die Stränge auf und treten zwischen die Epithelzellen des Pharynx, nachdem sie deren homogene, bindegewebige Basalmembran durchsetzt haben. Die Ausfuhrgänge erweitern sich zu keulenförmigen Gebilden, wie bei den Pharynxdrüsen. 4. Darmdrüsen Die Darmdrüsen sind schon zur Genüge bekannt. Neu fand ich im vorderen Teile der Drüse häufig eine Sekretkugel. Während ich im übrigen Darm in den tieferen Teilen der Drüsen mit Delafields Hämatoxylin sich rötlich-blau färbende Cromatinartige Substanzen fand, waren die langgestreckten Drüsen der Typhlosolis nur sehr wenig färbbar; doch konnte ich keine Unterschiede der verdauenden Wirkung von Typhlosolis und übrigem Darm nachweisen. Nach meinen Untersuchungen wird die gefüllte Darmdrüsenzelle durch den Druck der umliegenden Epithelzellen zur Entleerung gebracht. 5. Fermente. Durch Prüfung der Säfte aus der Pharynxtasche und demDarm, der zerriebenen Sekretdrüsen sowie durch Fütterungsversuche suchte ich ein Bild der vorhandenen Verdäuungsfermente, ihres Ursprungs und ihrer Wirkungweise zu gewinnen. Ich fand immer, dass sowohl das aüssgestossene Sekret, wie das Extrakt aus zerriebenen drüsenhaltigen Schichten des Pharynx oder Ösophagus, ebenso wie das schleimige Sekret aus der Pnarynxtasche Stärke oder Stärkekleister selbst bei Temperatur von 36° nach 54 Stunden nicht verändert hätte. Im Darm (sowohl in geriebenen Teilen von Typhlosolis wie von übrigen Darm besonders aber im Darmsaft von Hungertieren war eine stark wirkende Amylase festzustellen, sofern man Stärkekleister benutzte. Nicht dagegen konnte ich Stärkekörner von Kartoffel und Gerste, selbst nach längerer vorheriger Behandlung mit kaltem Wasser zur Verzuckerung bringen. Bei Allolobo- phora chlorotica, die ich zu diesem Versuche verwandte, verliessen die verfütterten Stärkekörner (allein oder mit Fliesspapier verfüttert) den Darmtraktus, der vorher von erdigen Teilen befreit war, unverändert. Ebenso fand sich eine gut wirkende Maltase vor. Wie Stärke wird auch Glykogen gehalten. Das Auftreten von Invertase ist äusserst zweifelhaft auf jeden Fall für den Wurm ohne Bedeutung. Cytase fehlt ganz. Lipase und ein tryptisches Ferment sind im Darmsaft vorhanden. Neben dieser Fermentwirkung ist sicher die mechanische Wirkung des Kaumagens bei Anwesenheit von Sand oder andern harten Teilen von Bedeutung. Gab ich nämlich bei dem vorhin erwähnten Versuch Allolobophora chlorotica zu der Kartoffelstärke Sand, so zeigten die Stärkekörner im Kaumagen (natürlich auch im Darm) starke Zertrümmerungserscheinungen, während sie sonst ganz blieben. Eine Tatsache, die für die Erschliessung pflanzlicher Nahrung um so wichtiger ist, da dem Wurm eine Cytase fehlt. 6. Aufnahme und Speicherung von Fett. Das Fett gelangt bis in den Darm, wo es gespalten wird. Nie - obwohl alle Stadien von Fettaufnahme zu sehen waren, fand sich Fett im Stäbchensaum und der darunter liegenden Zone der Resorptionszellen des Darmes. Phagocytose findet sicher nicht statt. Die Spaltprodukte (Fettsäuren und Glycerin) diffundieren in die Zelle und werden hier erst wieder zu Fett aufgebaut, um vor Übergang in die Blutbahnen anscheinend recht bald wieder gespalten zu werden. Die Fettbildung in der Aufnahmezelle dient sicher mehr der Verbesserung und Steigerung der Aufnahmefähigkeit durch Steigerung und Aufrechterhaltung des Diffussionsgefälles. Ich fand nun, dass nur im Darm Nahrung aufgenommen wird und zwar sind es stets nur Stäbchenzellen, die Nahrung aufnehmen. Stäbchenzellen und Wimperzelle sind aber nur verschiedene physiologische Zustände ein und derselben Zelle. Im Zustand der Nahrungsaufnahme (gleichgültig welcher Art diese ist), werden die Zilien eingezogen, um sich nachher wieder neu zu bilden. Die Unterschiede zwischen Typhlosolis und übrigen Aufnahmezellen, des Darmes die Typhlosoliszellen sind bei gutem Ernährungszustande der Tiere gänzlich flimmerlos, während die übrigen Darmzellen doch bisweilen Flimmern tragen; bei Hunger tragen die Typhlosoliszellen hie und da Flimmern, während die übrigen Darmzellen dicht damit besetzt sind - erkläre ich mit einer gewissen Differenzierung früher gleichartiger Elemente. Gespeichertes Fett findet sich wenig reichlich in gewissem Bindegewebe, in Phagocyten und im Peritoneum. Im Blut und in den Zellen der Exkretionskanäle der Nephridien fand ich es in Form seiner Spaltprodukte; während es in Muskelzellen und Drüsenzellen des Verdauungstraktus nicht zu finden war. Dagegen war jn den Exkrektionszellen des Darmes ein äusserst starkes Auftreten von Fett festzustellen. Diese Zellen vergrössern ihr Volumen sehr stark durch Bildung von Vakuolen, die bis 12 µ Durchmesser erreichen, und drängen die umliegenden Zellen sehr zusammen, bis sie ins Darmlumen durchbrechen. Die Kerne der Exkretionszellen sind bei vorgeschrittenen Stadien stark deformiert und in die Räume, die zwischen den Vakuolen bleiben, hineingepresst. Man kann in einzelnen Gebilden, 5—15, sogar bis 25 Kerne auf Schnittserien zählen. Zellgrenzen sind nicht mehr zu erkennen. Neben einer gelben Flüssigkeit enthalten die Vakuolen sehr viel Fett, das aus den Blutbahnen aufgenommen wird und zur Ausscheidung kommt, Mir scheint auf Qrund der an sich geringen Fettspeicherung und dieser Fettausscheidung der Schluss gerechtfertigt, dass der Fettbedarf der Würmer ein sehr geringer ist und dass Fett in ihrem Stoffwechsel nur eine bescheidene Rolle spielt. Im Zusammenhang damit steht auch die Beobachtung, dass der in den Nephridien lebende Nematode Rhabditis pellio (Ant. Schneider) grosse Kugeln Fett speichert. 7. Aufnahme und Speicherung von Kohlehydraten Ganz im Gegensatz zur geringen Bedeutung des Fettes für den Regenwurm steht die des Glykogen. Ein Auftreten von Glykogen in den Aufnahmezellen des Darmtraktus konnte ich nur ganz selten und vereinzelt selbst bei Verfütterung von Stärkekleister, wobei im übrigen Gewebe stärkste Glykogenspeicherung beobachtet werden konnte, feststellen. Ich glaube daher, dass in den Aufnahmezellen des Darmes der aufgenommene Zucker meist nicht in dieses Polysaccharid verwandelt wird, sondern dass gebildete mehrwertige Zucker bald wieder in Monosaccharid gespalten und von dem Blut aufgenommen werden. Durch dieses gelangt der Zucker zu den Orten des Verbrauches oder der Speicherung, die in Form von Glykogen stattfindet. Hauptspeicherplatz ist, wie schon Willem und Minne angeben, das Peritoneum und zwar sind es besonders die den Nephridien aufsitzenden Zellen, die bei gutem Ernährungszustand ganz mit Glykogen erfüllt sind. Eine Tatsache, die sich durch die starke Durchblutung der Nephridien leicht erklärt. Auch die anderen Zellen des Peritonealepithels, auf den Septen, dem Muskelschlauch und dem Nervenstrang, weisen reichlich Glykogen auf. Die Chloragogenzellen, die differenzierte Peritonealzellen darstellen, sind ebenfalls mit Glykogen gefüllt. Sie erfüllen neben der Exkretion eine gewisse Speicherfunktion. Ferner enthält dieEpidermis Glykogen. In der Muskulatur sind die Muskelzellen stets glykogenfrei; dagegen ist das die Muskeln begleitende Bindegewebe oft mit Glykogen beladen. Besonders die zu den Muskeln hinführenden Fortsätze sind oft voll Glykogen, sodass die Muskelzellen förmlich auf der einen Seite in einer Hülle von Glykogen ruhen. Das Bindegewebe der Muskulatur bildet hier gewissermassen einen Speicher an Betriebsstoff für die Muskeln. Bei Lumbricus terrestris, L. rubellus und Allolobophora chlorotica fand ich regelmässig das Auftreten von Glykogen in Nervenzellen bei ganz normalen Tieren nach Verfütterung von Stärkekleister. (In dem den Nervenstrang umhüllenden Peritoneum und dem darunter liegenden Bindegewebe lag das Glykogen dann in Form von kleineren und grösseren Kugeln und Schollen; die homogene Membran, die das Nervengewebe umhüllt, war glykogenfrei. Dagegen fand es sich im Plasma der Hüllgewebszellen, die unter ihr liegen, die Neurochorde und Nervenzellen und Stränge umhüllen und sich zum Teil besonders mit ihren Fortsätzen zwischen letztere erstrecken. Hier war es meist nur in kleinen Kügelchen von höchstens 2 µ Durchmesser zu finden und zwar am stärksten in Zellen, die in der Nähe von Blutgefässen liegen. In vielen Fällen war Glykogen aber in einzelnen Nervenzellen (etwa dem fünften Teil) deutlich erkennbar. Die übrigen waren frei von diesem Polysaccharid, doch war da, wo es auftrat, seine Anhäufung stärker als in den Hüllgewebszellen. Seine Verteilung war in den eirizelnen Zellen (ein und desselben Tieres) eine ganz verschiedene, ohne dass ein Zusammenhang mit der Ernährung (wie dies Ehrhardt für Helïx pomatia angibt) festzustellen war. Ferner tritt Glycogen in Oocyten auf, die sich am Ende ihrer Wachstumsperiode befinden und schon eine Eihülle tragen. Ausserdem fanden sich in den Samensäcken neben reifen Spermien Glykogenführende Fäden, die der Ernährung der reifen Spermatozoen dienen. Nie fand ich Glykogen in den Drüsen des Pharynx, Osophagus und Darmes, auch die Gefässwände der Blutbahnen sind glykogenfrei. Desgleichen kam es nie in den Wänden der Nephriden vor. Das Gleiche gilt von den Organen, die unter dem Namen Morrensche Drüsen bekannt sind, und deren Funktion sicher ebenfalls eine exkretorische ist. Lebenslauf. Geboren wurde ich am 29. Dezember 1891 als Sohn des Kaufmanns Adolf Krieg und seiner Frau Eleonore geb. Winckler zu Calcutta. Ich besuchte das Königliche Gymnasium zu Kreuznach, wo ich Ostern 1911 die Reifeprüfung bestand. Von Ostern 1911 bis Herbst 1912 studierte ich an der Universität Marburg und hörte hauptsächlich Mathematik und Naturwissenschaften. (Zologie: Prof. Korscheit. Botanik: Prof. Meyer. Chemie: Prof. Fries). Von Herbst 1912 bis Kriegsausbruch 1914 studierte ich in München Zoologie bei den Professoren; Hertwig, Goldschmidt, Maass, Buchner, Frisch und Zimmer.), Botanik (bei den Professoren v. Göbel und Hegi) Geologie (bei den Professoren: Rothpletz und Stromer v. Reichenbach) und Chemie (bei Professor v. Bayer.) Sofort bei Kriegsausbruch trat ich als Freiwilliger im Kgl. Bayr. InfanferieLeibregiment ,ein und stand bis September 1910 im Felde mit Ausnahme des Jahres 1915, das ich zur Wiederherstellung nach einer schweren Verwundung in der Heimat verbringen musste. 1916 wurde ich Reserveoffizier im Bayr. Inf. Regt. 18 und führte von Frühjahr 1917 bis Januar 1910 eine Sturmabteilung tier 30. bayr. Res-Div., von da ab eine Kompagnie des bayr. Inf. Regt's Nr. 25. Januar 1919 nahm ich meine Studien an der Universität Bonn wieder auf, studierte hier ausser Zoologie, Botanik (bei Prof. Fitting und Küster), Geologie {Prof. Steinmann), Chemie (Prof. Anschütz) und arbeitete im Bonner zoologischen Institut. Die Anregung zu vorliegender Arbeit erhielt ich im Frühjahr 1920 von Herrn Prof. Dr. R. Hesse. Das Examen bestand ich am 1. Februar 1922. Für die vielen Anregungen und Ratschläge, sowie für das lebhafte Interesse, mit dem er die Entwicklung meiner Arbeit verfolgte, fühle ich mich meinem hochverehrten Lehrer, Herrn Prof. Dr. Hesse zu besonderem Dank verpflichtet. Auch den Herren Dr. Titschak, Privatdoz. Dr. Krüger und Dr. Herfs danke ich für manchen Ratschlag.
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