SVP-Hardliner Oskar Freysinger sieht überall „kriminelle Ausländer“

… doch sein Walliser „Jugendknast“ steht leer
SVP-Hardliner Oskar Freysinger sieht überall „kriminelle Ausländer“
Seit Jahren geht in der Schweiz die Jugendkriminalität zurück. Trotzdem liess der SVP-Staatsrat Oskar
Freysinger ein Heim für schwierige Jugendliche umbauen. Die fehlen jedoch.
SVP-Haudegen Oskar Freysinger ist auf „kriminelle Ausländer“ fixiert. Der Walliser Staatsrat rührt derzeit eifrig
und laut die Trommel für die SVP-Durchsetzungsinitiative. Er prangert die „steigende Kriminalität“ an, speziell
die „importierte Ausländerkriminalität mit ihren horrenden Kosten“. Nur von einer Sache spricht der „PissoirPoet“ („Blick“) nicht: von seinem Mattini in Brig-Glis.
Teure Blamage
Mit blauer Schaufel und weissem Veston legte Freysinger selber Hand an. Das war im Mai 2014 beim
Spatenstich zum neuen Jugendwohnheim Mattini. „Ein Projekt für die Jugend und die Zukunft“, so Freysinger im
„Walliser Boten“. Einmal mehr konnte er den tatkräftigen Magistraten geben. Einer, der nicht lange fackelt. Nur
zwei Jahre später zeichnet sich ab: Freysingers Projekt ist eine Blamage. Und zwar eine ziemlich teure.
10 Millionen Franken kostet der Umbau des ehemaligen Stockalperschlösschens. Gemeinde, Kanton und
Heimatschutz spannten zusammen für ein neues Wohnheim für schwierige Jugendliche im Alter von 14 bis 18
Jahren. Dem ersten im Oberwallis. Das Kantonsparlament stimmte zu, einmütig von links bis rechts. Obwohl ein
Neubau nur gut die Hälfte gekostet hätte. Das Argument von Sicherheitschef Freysinger: Das Wallis schicke 40
schwererziehbare Jugendliche in die „Üsserschwiiz“ - und bezahle dafür teure 2,1 Millionen Franken. Es sei
besser und günstiger, die Jugendlichen selber zu resozialisieren.
Kriminalität geht zurück
Nun zeigt sich: Freysinger kann das Mattini mit 16 Plätzen nicht füllen. Wegen fehlender Nachfrage. Wenn das
Heim im nächsten Sommer aufgeht, werden keine neuen Tunichtgute ins renovierte und erweiterte Schlösschen
einziehen. Sondern jene aus dem sozialpädagogischen Heim der Stiftung Anderledy werden umplaciert. Der
Grund: Neue Jungtäter sind schwer zu finden. Denn die Jugendkriminalität ist in der Schweiz seit Jahren
rückläufig. Statistiken zeigen, dass die Zahl der wegen Gewaltdelikten verurteilten Jungen stetig zurückgeht.
Und nicht nur das: Auch immer weniger minderjährige Straffällige landen in Heimen. Seit 2010 hat sich ihre Zahl
landesweit von 861 auf 433 praktisch halbiert. Viele Sozialinstitutionen kämpfen heute um jeden Bewohner.
Manche werden über kurz oder lang im Defizit versinken. Und schliessen müssen.
Auch die Stiftung Anderledy geht davon aus, dass es künftig schwierig sein wird, die Plätze in Freysingers
Mattini zu besetzen. Also eine Fehlplanung. Doch davon will Freysinger nichts wissen. Er tut nun so, als ob das
Projekt von Anfang an als Ersatz für die veralteten Gebäude der Anderledy-Stiftung konzipiert worden sei.
Freysinger zu Work: „Es geht auch gar nicht um Kriminelle, sondern um Jugendliche, die Probleme haben, weil
ihr familiäres Umfeld völlig zerstört ist.“ Von einem solchen Ersatz war aber bei der Beratung im Parlament nie
die Rede gewesen. Oskar Freysingers Mattini wird die Walliser Steuerzahlenden jährlich bis zu 1,5 Millionen
Franken kosten. Eben ein richtiges Projekt “für die Zukunft”.
Ralph Hug.
Work online, 4.2.2016.
Personen > Hug Ralph. Oskar Freysinger. Work online, 2016-04-02