Sparen mit Spar: Weniger Software ist mehr

Spar Österreich
Fuhrpark + IT Fuhrparkmanagement
Bevor die Spar-Trucks auf Tour gehen, sorgt
eine ausgeklügelte IT für eine nahezu
hundert­prozentige Auslastung der Ladefläche
Sparen mit Spar: Weniger
Software ist mehr
Der Einzelhändler Spar
Österreich hat ein neues System
für das Fuhrparkmanagement
eingeführt und damit drei
bestehende Anwendungen
durch eine durchgängige
Lösung ersetzt.
M
orgens, 10.00 Uhr in Österreich
– dieser Termin ist für die sechs
Zweigniederlassungen von Spar
Österreich prägend für den Rest des Tages.
Bis zu diesem Zeitpunkt gehen in Marchtrenk, Dornbirn, Wörgl, Graz, Maria Saal
und St. Pölten die noch am selben Tag auszuliefernden Bestellungen aus rund 1500
angeschlossenen Spar-Märkten und -Supermärkten ein. Für deren Verteilung stehen 160 eigene und 50 fremde LKW parat,
die in drei Schichten rund um die Uhr Liefertouren fahren.
Um den Zeitplan einhalten zu können,
kommt es beim Disponieren, Kommissio40 7/2014 VerkehrsRUNDSCHAU
nieren und Verladen auf jede Minute an.
Je eher die Disponenten die Transportaufträge kennen, desto schneller können sie
die Touren bilden. „Das war einer der
Gründe für das Einführen eines neuen
durchgängigen Fuhrparkmanagementsystems“, erklärt Peter Holleis von der SparIT-Tochter Spar Business Services. Holleis
verantwortet dort die IT der Logistiksysteme. „Das alte System war bereits 25 Jahre
im Einsatz und wurde nicht mehr gepflegt“, so der IT-Experte.
Alle Systeme miteinander verbinden
Ergänzt wurde die alte Software durch
zwei Insellösungen zum einen für die Personaleinsatzplanung, die Fuhrparkverwaltung und Budgetplanung und zum anderen für die leistungsabhängigen Fahrerprämien. „Wir haben einen Anbieter gesucht, der alle drei Funktionen in einem
System abbilden kann und uns damit ein
paar Schnittstellen erspart“, erinnert sich
Holleis. Ebenfalls gefordert war die Anbindung an das ERP-System SAP (Enterprise Resource Planning), das bei dem
Händler die gesamte Warenwirtschaft
steuert. Eine weitere wichtige Schnittstelle
betrifft das Warehousemanagementsystem Wamas, das die Lagerbestände verwaltet und die Kommissionierung steuert.
Schließlich musste noch ein vorhandenes
Telematiksystem mit Fahrerhandhelds angebunden werden. „Das neue Fuhrparkmanagement sollte sich mit allen Funktionen völlig in die bestehende IT-Landschaft integrieren, unsere Abläufe beschleunigen und vereinfachen“, fasst Holleis seine Ziele zusammen.
Helfen, die Ziele zu erreichen, soll ihm
dabei die Software Cosware von der Firma
COS. „Die Referenzen, Durchlaufzeiten,
Kosten und die Integrierbarkeit von Cosware sprachen für sich“, so Holleis.
Den Anfang in dem Softwareprojekt
machte eine Pilotphase am Standort
Marchtrenk. Die zweitgrößte Zweigniederlassung verfügt über 34 eigene Fahrzeuge und bedient an sechs Tagen pro
Woche 320 Kunden mit Waren aus dem
Frischesortiment. An zwei bis fünf Tagen
stehen zusätzlich Waren aus dem Trockensortiment auf dem Programm. Die Tagesleistung verteilt sich auf 120 Touren mit
durchschnittlich drei bis vier Stopps. Die
Fahrer bewältigen dabei zwischen einer
und drei Touren pro Schicht und werden
prämienbezogen entlohnt. Für jede Tour
gibt es eine vorgegebene Soll-Zeit, die am
Ende mit der Ist-Zeit verglichen wird.
Gleiches gilt für die zurückgelegte Strecke,
die mittels der Tourenplanungsfunktion
der neuen Software festgelegt wird.
Prämienlohn per Knopfdruck berechnen
„Auch dieser Prozess wurde durch Cos­
ware deutlich vereinfacht und für die Fahrer transparenter und gerechter“, berichtet
Spar-Logistikleiter Thomas Fellner. Die
Prämienberechnung ist jetzt in den Ablauf
integriert. Die Fahrer geben wichtige
Tour­ereignisse wie den Beginn der Ladeund Entladetätigkeit oder Pausen über die
Tastatur am Handheld ein. Alle prämienrelevanten Daten werden aus dem Fuhrparkmanagement- direkt an das PrämienModul übertragen. Manuelle Eingriffe
seien – anders als zuvor – nicht mehr notwendig. Wenn sich zum Beispiel kurzfristig der Fahrer einer Tour ändert, muss
diese Korrektur nun nur noch einmal
durchgeführt werden. „Das ist einer der
Vorteile der Integration: Alle Module arbeiten mit derselben Datenbasis“, erklärt
IT-Mann Holleis.
Auch bezüglich der Streckenführung sei
man durch die neue Lösung schlauer geworden. In einigen Fällen konnten Logistikleiter Fellner und sein Team die gefah-
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Spar Österreich
Fuhrparkmanagement Fuhrpark + IT
„Mit unseren neuen, virtuellen
Kommissionierscheinen kann die
Disposition früher beginnen“
THOMAS FELLNER,
Logistikleiter Spar Österreich
renen Strecken für die einzelnen Touren
verbessern. Entscheidend seien dabei die
Kilometer oder Autobahngebühren pro
Rollcontainer. „Wir sehen hier durch die
neue Lösung bereits eine gute Entwicklung“, so Fellner. Ein direkter Vergleich
mit den Vorjahren sei jedoch aufgrund
veränderter Rahmenbedingungen nicht
möglich. So müssen seit einigen Monaten
viele neue Abladestellen wie zum Beispiel
die Spar Express Tankstellenshops angefahren werden.
Die weiteren Abladestellen erhöhen die
Notwendigkeit, die Organisation zu straffen. „Bestes Beispiel sind die virtuellen
Kommissionierscheine, mit denen unsere
Disponenten rund 30 Minuten eher mit
der Fahrzeugeinteilung beginnen können“,
sagt Fellner. Die sogenannten virtuellen
Kommissionierscheine können direkt
nach Ablauf der Bestellfrist um 10.00 Uhr
durch das Programm generiert und disponiert werden – dafür sorgt die direkte Anbindung des Systems an SAP und die Lagerverwaltung Wamas.
In Marchtrenk werden jeden Tag 4000 bis
5000 Kommissionierscheine bearbeitet.
Während die drei Disponenten mit den
virtuellen Daten ihre Arbeit beginnen
können, läuft in Wamas die Bestandsprüfung. In der Regel ist nicht die gesamte
bestellte Ware in ausreichender Menge im
Lager vorrätig. In diesen Fällen nimmt das
Lagerverwaltungssystem eine Mengenkorrektur vor und erstellt erst dann die
finalen Kommissionierscheine.
Auf dieser Basis stellen dann die rund 200
in Marchtrenk beschäftigten Kommissionierer die Rollwägen zusammen, während
die Disponenten die durch Mindermengen entstandenen Lücken der Touren auffüllen. Der so frei gewordene Platz auf der
Ladefläche wird in der Regel für Vorlieferungen mit weniger eiligen Waren genutzt.
Die Schnittstelle zu SAP gewährt Einblicke
in die Bestellungen der Folgetage. Der
zweistufige Prozess sorge für eine Auslastung der LKW von nahezu 100 Prozent.
Mehr als nur Lenk- und Ruhezeiten sehen
Mittlerweile ist die Lösung in allen Zweigniederlassungen von Spar Österreich ausgerollt. Holleis denkt daher über die
nächsten Verbesserungen nach. „Wir werden mithilfe von Cosware die Personaleinsatzplanung vereinfachen“, so der ITMann. Auch hier werde die Integration in
die IT-Landschaft von Spar eine Schlüsselrolle spielen. Künftig sollen An- und Abwesenheitszeiten der Fahrer sowie Urlaubs-, Krankheits- und Schulungstage
direkt in das Fuhrparkmanagement eingegeben und an SAP übertragen werden.
Wenn nach der Erweiterung eines Tages
morgens um 10.00 Uhr in Österreich in
der Spar-Disposition die Tourenplanung
beginnt, dann kann die Lösung nicht nur
die verfügbaren Lenk- und Ruhezeiten,
sondern auch die Abwesenheitszeiten der
Fahrer berücksichtigen. ❙❚■
Serge Voigt
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Die Vordisposition (1) plant die LKW-Touren auf Basis der eingegangenen Bestellungen. Wenn die Daten mit dem Lagerbestand abgeglichen sind,
beginnen die Kommissionierer (2) mit ihrer Arbeit. Die Fahrer sind über ein Telematiksystem mittels Handheld an die IT angebunden (3)
VerkehrsRUNDSCHAU 7/2014
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