Fort- und Weiterbildung älterer MitarbeiterInnen zur Erhaltung von ganzheitlicher Arbeitsfähigkeit Der überaus gut besuchte 9. NESTORGOLD Vernetzungsdialog im Sozialministerium befasste sich mit der Fort- und Weiterbildung in österreichischen Unternehmen und Organisationen. Den theoretischen Input lieferte Irene Kloimüller, NESTORGOLD Lehrassessorin. Sie hob hervor, dass MitarbeiterInnen, die länger nicht im Lernprozess waren, eine altersgerechte Didaktik benötigen. Ihre Kernaussage ist: Lernen ist bis ins hohe Alter gut möglich. Ältere haben ein spezialisiertes Gedächtnissystem, differenzierte Strukturen und umfangreiches Erfahrungswissen - die so genannte kristalline Intelligenz. Das Lernen Erwachsener ist ein Deutungslernen; sie deuten Neues aufgrund ihrer vorhandenen Vorstellungen und entscheiden, ob diese beibehalten oder verändert werden sollen. Mit zunehmendem Alter werden neue Eindrücke also verstärkt durch vorhandene Erinnerungen und Erkenntnisse gefiltert (durch eine „Brille“ betrachtet). Die Lernmethoden für Ältere müssen daran angepasst werden, dies bedeutet, aktive Einbeziehung in den Lernprozess und die Kurs- und Materialgestaltung, das Vorwissen der TeilnehmerInnen berücksichtigen, aktivierende Methoden des Lehrens und Lernens anwenden und das Lerntempo anpassen. Weiters präsentierte Dominik Fröhlich vom Industriewissenschaftlichen Institut die wesentlichsten Ergebnisse seiner Studie „Old and Out? – über die Zusammenhänge von Alter, Beschäftigungsfähigkeit und Lernen“. In den Impulsvorträgen aus der Praxis informierte Andrea Brantner, Leiterin Personalentwicklung und Ausbildung der Firma SPAR (Zentrale Graz), die bereits die Stufe NESTORGOLD BEWEGT absolvierte, über ihr breites Bildungsangebot bestehend aus der Lehrlingsausbildung, Fachseminaren und Führungskräfteentwicklung (Betriebswirtschaftliches know-how bis Persönlichkeitsentwicklung) und zusätzlicher außerbetrieblicher Ausbildung (z.B. berufsausbildung@spar für Quer- und WiedereinsteigerInnen, matura@spar: Berufsmatura und Lehre mit Matura und studium@spar: Unterstützungsmöglichkeiten für StudentIinnen) Ein besonderer Wert wird auch auf die alternsgerechte Didaktik gelegt; so werden die Seminarunterlagen zielgruppenorientiert aufbereitet, kreative Lernmethoden angewendet, modulare Lehrgänge angeboten und ein Erfahrungsaustausch durch Peergroups sowie hoher Praxisanteil in den Seminaren geboten. Danach berichtete Renate Pyrker, Geschäftsführerin der Firma Austria-bio-Plastics über ihre speziellen Programme für Arbeitslose über 50 Jahre, ältere MitarbeiterInnen im Nacherwerbsalter und schwer vermittelbare Jugendliche. Anschließend wurde an das Publikum die Frage nach den auftretenden Problemen bei der Weiterbildung von älteren MitarbeiterInnen gestellt. Am häufigsten wurde fehlende Motivation („Was bringt mir diese Weiterbildung?") gefolgt von Hemmschwellen („Ältere MitarbeiterInnen trauen sich weniger zu“, „Ich setze mich doch nicht mit lauter Jungen in einen Kurs“), negative Lernerfahrung („schlechte Erfahrungen in der Schule, mit LehrerInnen und Stresssituation“) und die Sinnhaftigkeit („Ich habe schon so viele Ausbildungen besucht“) genannt. Die TeilnehmerInnen sowie die ExpertInnen waren sich darin einig, dass bei älteren MitarbeiterInnen am stärksten die Unterstützung durch die Führungskräfte zu einer positiven Einstellung gegenüber Weiterbildung beiträgt.
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